Johanna Schischas Heimatschein

Das ist der Heimatschein meiner Mutter Johanna Schischa [geb. Friedmann] aus Wiener Neustadt. Trotz des Heimatscheins wurde sie vertrieben und ermordet. In Wiener Neustadt hatten wir ein Haus mit einem Garten. Für damalige Begriffe war das alles sehr luxuriös. In unserer Nähe wohnten noch andere jüdische Familien, mit denen wir befreundet waren. Am 10. November 1938, einem Donnerstag, wurde mein Vater verhaftet. Meine Mutter, die natürlich ganz verzweifelt war, sagte: ?Komm' wir gehen zur Familie Schurany und zur Familie Gerstl und fragen, was los ist.' Sie erzählten uns, dass sie gehört hätten, dass man alle jüdischen Männer verhafte. Als wir auf dem Heimweg in die Nähe unseres Hauses kamen, sahen wir zwei Autos. Das Holztor zum Garten unseres Hauses war aufgebrochen, und wir sahen, dass auch unsere Wohnung aufgebrochen war. Die SA Leute durchwühlten die Veranda und die Zimmer. Wir hatten damals so eine Kassa, die gibt es heute gar nicht mehr. Für die verlangten sie von meiner Mutter sofort den Schlüssel. Es wurde einfach alles gestohlen.

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