Urlaub in Bilowize

Die Sommer verbrachten wir, so lange ich noch nicht zur Schule ging, in Bilowize, einem Dorf 2 Bahnstationen von Brünn und nicht weit von Vaters Fabrik. Wir übersiedelten mit dem ganzen Hausrat, Kindermädchen und Hund, schon im Mai, und kamen erst im Oktober nach Brünn zurück. Die Schulkinder (mit uns übersiedelten noch mindestens 8 andere jüdische Familien in dasselbe Dorf, um dort den Sommer zu verbringen) fuhren täglich in Begleitung eines Erwachsenen nach Brünn in die Schule. Ich war die Kleinste und blieb mit den Dorfkindern zurück. Es war für uns ein Paradies! Im Dorf war ein Bach mit einem Wehr, an heißen Tagen konnten wir stundenlang im Wasser planschen. Die Eltern gingen kegeln, wir durften alle Neune wieder aufstellen. Wir machten auch schöne Ausflüge in die Umgebung, mit der ganzen Gesellschaft, und wenn ich müde wurde, trug mich mein Vater auf den Schultern und sang. Er hatte einen guten Bariton und verdiente sich in seiner Jugend etwas Geld als Chorist und Statist am Theater. Da machte er auch die Bekanntschaft von Leo Slezak und Maria Jeritza, damals die bedeutendsten Opernstars. Ich liebte es wenn er sang: 'Gold und Silber hab ich gern....' und 'Der Mann mit dem Koks ist da!'