Mein Vater mit beiden Brüder beim K&K Militär,da war er wahrscheinlich auf Urlaub und haben das Bild gemacht.
Mein Vater Karel Stiassny wurde am 6. 12. 1892 in Brünn geboren. Sein Vater Isaak kam aus einer kleinen Stadt in Mähren, er war angeblich Fuhrwerker. Meine Großmutter Cecilie, geborene Hochwald, kam aus Boskowitz, damals eine große jüdische Gemeinde. Bei einem Besuch in Boskowitz vor einigen Jahren, konnte ich noch einige Grabsteine mit dem Namen Hochwald finden. Mein Großvater, den ich nie kannte, starb als mein Vater 11 Jahre alt war. So blieb die Witwe mit 6 kleinen Kindern zurück. (Eine Tochter starb noch in derselben Woche in der Vater, also mein Großvater beerdigt wurde.) Nun war der Älteste - Fritz - 14 und die Jüngste - Henriette -'Jetty' 2 Jahre alt. Es war sicherlich schwer die ganze Familie zu ernähren, wo doch damals Frauen keinen Beruf hatten. Die Großmutter vermietete Teile ihrer Wohnung und kochte für fremde Leute.
Fritz heiratete schon mit 17 Jahren und übersiedelte nach Teplitz in Nordböhmen. Er war immer das schwarze Schaf der Familie, denn er war ein Spieler, und war ewig in Geldnöten. Er hatte 2 Töchter: Else, die 6 Jahre älter war als ich, und viele Sommer mit uns in Bilowitz verbracht
Dann war da Alfred, der jüngste Bruder meines Vaters, für den er sich immer besonders verantwortlich fühlte. Schon in Brünn arbeitete er im Betrieb meines Vaters, wo er zum Textilfachmann ausgebildet wurde. Auch später in Palästina hat er wieder mit meinem Vater gearbeitet.
Mit 18 Jahren mußte mein Vater zum K.u.K. Militär einrücken, und als er die normale Pflichtzeit hinter sich hatte, fing der erste Weltkrieg an und er wurde gleich weiter verpflichtet. Er kam zu einem Tiroler Regiment, welches in Steyr stationiert war. Als er noch in seiner Zivilkleidung dort ankam, sah man aus seinen Papieren, daß er Jude ist, und man fragte ihn deswegen, ob er gut rechnen kann. Als er bejahte, in der Hoffnung, dadurch vielleicht einen besseren Job zu bekommen, führte man ihn in den Pferdestall und befahl ihm zu zählen, wieviele Roßknödel in seinem Zivilhut Platz hätten!
Mein Vater konnte sich jedoch später gegen den Antisemitismus durchsetzen, wurde auch mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Bei Kriegsende war er für die Handkasse des Regimentes verantwortlich. Das hatte zur Folge, daß er erst viel später abrüsten konnte als alle Anderen, denn er suchte in dem Wirrwar der letzten Kriegstage jemanden, dem er die Kasse ordentlich übergeben konnte!