Rene Fischer

Rene Fischer

Das ist meine Mutter Rene Fischer, geborene Wertheim. Das Foto wurde in den 20er Jahren in Budapest aufgenommen.

Meine Mutter war das jüngste Kind meiner Großeltern Elisabeth und Vilmos Wertheim und wurde am 21. April 1893 in Paks geboren.

Sie besuchte die Mittelschule und besaß vor dem Krieg mit meinem Vater Lipot Fischer, den sie 1918 oder 1919 heiratete, eines der bekanntesten Juweliergeschäfte von Budapest.

Das Geschäft befand sich in der Rakoczi utca Nummer 27. Begonnen hatte mein Vater, der aus einer armen Familie kam, mit neun Weckeruhren.

Meine Mutter führte einen koscheren Haushalt, ging jeden Samstag beten und wir feierten Sabbath und natürlich die hohen Feiertage.

Da kamen dann, solange sie lebten, meine Großeltern väterlicherseits, die in Budapest wohnten, immer zu Besuch. Als mein Vater 1934 starb, war das sehr schwer für meine Mutter.

Ein Kollege meines Vaters kam und sagte zu mir: ‚Du bist jetzt der Mann in der Familie.' Aber das stimmte nicht, weil meine Mutter so stark war.

1944 flohen meine Mutter und ich zusammen nach Palästina, wo sie bis zu unserer Rückkehr nach Budapest Ende 1946 als Putzfrau und Köchin arbeiten mußte, da wir völlig verarmt in Palästina ankamen.

Ich litt sehr darunter, meine Mutter, eine wohlhabende Juwelierin, als Putzfrau sehen zu müssen. Von einem Tag auf den anderen war sie auf die tiefste Stufe gesunken.

Das belastete mein Gewissen und schmerzte in meiner Seele. Aber ich wäre ohne meine Mutter nie geflüchtet. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, sie in Budapest zu lassen.

Wir haben sehr viel miteinander durchgemacht, meine Mutter und ich, aber für meine Mutter war es sicher schlimmer als für mich.

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