Ernest Galpert

Ernest Galpert

Dieses Foto von mir wurde am Tag meiner Rekrutierung in ein Bataillon der Ungarischen Zwangsarbeit aufgenommen. Es entstand 1944 in Mukatschewo. Ich wurde im April 1944 zur Zwangsarbeit in Ungarn eingezogen. Tilda und ich wussten nicht, was vor uns lag. Wir vereinbarten, dass wir über die Schwester meines Vaters, die in der Schweiz lebte, in Kontakt bleiben würden. Wir lernten ihre Adresse in- und auswendig: Lugano, Bella Vasari, 10. Ich arbeitete in Budapest und dann an anderen Orten. Wir gruben Gräben und bauten Verteidigungslinien. Wir waren in Barracken ohne Beheizung untergebracht und bekamen nur wenig Essen, das uns gerade so eben am Leben hielt. Mein Freund Voita und mein Cousin Aron, der Sohn der Schwester meiner Mutter, waren mit mir im Lager. Wir arbeiteten von sechs Uhr Morgens bis es dunkel wurde. Nachmittags gab es eine Mittagspause. Wenn wir abends in unsere Baracken zurückkehrten, schliefen wir sofort ein. Es gab Wächter im Lager, aber es war nicht so schlimm wie in einem Konzentrationslager. Wir konnten uns auf Ungarisch mit den Anwohnern unterhalten, die uns erzählten, was passierte. Im Sommer 1944 wurden Juden aus ungarischen Städten und Dörfern in Konzentrationslager gebracht. Das war uns bewusst. Wir wussten auch, dass unsere Verwandten, die in Mukatschewo lebten, in ein Konzentrationslager gebracht wurden, aber wir wussten nichts von Gaskammern oder der Vernichtung der Juden. Es gab Fälle, in denen Insassen unseres Lagers an Hunger oder einer Krankheit starben, aber es was kein Todeslager. Mein Cousin Aron hörte von einem Lokomotivführer, die Züge nach Auschwitz gefahren hatten, dass das ein Vernichtungslager war, aber wir konnten einfach nicht glauben, dass es möglich ist, dass Menschen in Gaskammern gebracht werden. Wir glaubten es einfach nicht. Erst nach dem Krieg erfuhren wir, was in Auschwitz passiert war und, dass unsere Verwandten dort umgekommen sind, und wie sie umkamen. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter wurden sofort in die Gaskammern geschickt.
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