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Max Uri

Max Uri
Wien
Österreich
Datum des Interviews: März 2004
Interviewer: Tanja Eckstein

Max Uri wohnt mit seiner Frau Frieda, Fritzi genannt, in einer schönen, modern eingerichteten Wohnung im 19. Bezirk. Das Wohnzimmer, in das er mich bittet, ist voller Familienfotos - alte und neue in liebevoll ausgewählten Bilderrahmen - die eine starke Familienbeziehung ahnen lassen. Max Uri hat volles weißes Haar. Nachdem er sich zuvor noch einmal telefonisch bei seinem Sohn vergewissert, dass er die Dame, durch die ich die Empfehlung ihn zu interviewen auch wirklich kennt, erzählt er mir lachend und weinend die Geschichte seiner Familie, die eng mit der Stadt Wien verbunden ist.

Max Uri stirbt im Jahre 2009.

Meine Familiengeschichte
Meine Kindheit
Während des Krieges
In Mikve Israel
Hochzeit in Tel Aviv
Rückkehr nach Österreich
Emigration nach Amerika
Wien
Glossar

Meine Familiengeschichte

Mein Großvater väterlicherseits hieß Lazar - jüdisch Luzer - Uri. Er wurde am 17. Februar 1865 in Bercza, in Galizien, geboren und war von Beruf Kaufmann. Im Jahre 1882 heiratete er meine damals 15jährige Großmutter Regina, jüdisch Riwe, Rifka genannt, die am 15. November 1869 in Galizien, in Glogow, geboren wurde. Meine Großmutter war eine geborene Zuker, deren Vater Israel Moses Zuker hieß und deren Mutter Grüne Zuker, eine geborene Schlanger war. Die Großmutter hatte eine Schwester, die Anna hieß und in Amerika lebte. Der Großvater und die Großmutter kamen aus streng orthodoxen Familien.

Das erste Mal heirateten meine Großeltern in Galizien und die Großmutter bekam am 17. August 1888 ihr erstes Kind, meine Tante Frieda. Vier Jahre später, 1890, wurde mein Vater Osias -jüdisch Abraham Schia - in Glogow geboren.

Mein Großvater war ein kluger Mann und erkannte, dass er in Galizien nicht so erfolgreich sein konnte wie in Wien, und so übersiedelte die Familie 1893 von Glogow nach Wien. Damit ihre Heirat legalisiert wurde, ließen sich meine Großeltern am 7. Oktober 1896 im Wiener Stadttempel der israelitischen Kultusgemeinde, in der Seitenstettengasse, ein zweites Mal trauen. Ihre erste Wohnung befand sich im 1. Bezirk, in der Judengasse Nr. 4. Später zogen sie in die Salvatorgasse 10.

Der Großvater war ein großer, gutaussehender, frommer, streng orthodoxer Mann mit einem Bart und Schläfenlocken, die er hinter den Ohren trug. Die Großmutter führte einen koscheren [koscher: nach jüdischen Speisevorschriften rituell; rein] Haushalt, trug einen Sheitl [orthodoxe Jüdinnen verbergen ihr Haar unter einer Perücke], und unter dem Sheitl waren ihre Haare ganz kurzgeschnitten.

Ab 1894 besaß der Großvater in der Judengasse, Ecke Hoher Markt, eine Kleidererzeugungsfabrik mit dem Namen 'Lazar Uri'. Durch die Armee bekam er große Aufträge und wurde k. u. k. Hoflieferant für Uniformen. Es wurde mir überliefert, dass wenn er sich einen neuen Auftrag aus dem Kriegsministerium holte, er seine Kopfbedeckung, die er als frommer Jude trug, natürlich nicht abnahm. Sein Erscheinungsbild wurde respektiert, und nie verlangte ein Beamter von ihm eine Unterschrift. Der Handschlag meines Großvaters genügte, so geachtet war er. Nach einiger Zeit eröffnete er auch ein Herrenbekleidungsgeschäft, fuhr aber auch regelmäßig aufs Land und erhielt Aufträge von den Bauern.

In Wien bekam meine Großmutter noch sechs Kinder: Hermann, David, Alexander, Rosa, Isak, und Jakob.

Damals bekam ein Ehemann zur Hochzeit die Mitgift seiner Frau und als Tante Frieda, die älteste Schwester meines Vaters heiratete, verschwand der Ehemann mitsamt der Mitgift in der Hochzeitsnacht. Diese Schande für Tante Frieda und die ganze Familie Uri muss man sich einmal vorstellen! Wahrscheinlich hat ganz Wien gelacht, der Name Uri war ja in Wien bekannt. Also musste schnell ein neuer Ehemann gefunden werden, und das war der Moses Zwick. Moses Zwick, ein gutaussehender Snob, stellte eine Bedingung: Er heiratet Tante Frieda nur, wenn man ihn als Kompagnon ins Geschäft nimmt.

Zuerst schickte ihn die Familie zu den Brüdern Uri. 1910 hatte mein Großvater die Firma 'Lazar Uri' seinen Söhnen Hermann, Isak und Jakob übergeben und sie wurde umbenannt in 'Brüder Uri'. Die Firma zog um in den Ankerhof am Hohen Markt [1. Bezirk]. Ich glaube, bei der Firma 'Brüder Uri' war der Moses Zwick nur zwei Monate, denn nach zwei Monaten wollten die Brüder meines Vaters den Herrn Zwick loswerden. So wurde Herr Zwick Kompagnon meines Vaters, der die ersten Jahre auch in der Firma des Großvaters gearbeitet hatte, zu dieser Zeit aber bereits selbstständig war.

Die Großmutter kam zu meinem Vater und bat ihn inständig, den Zwick als Kompagnon in seine Firma zu nehmen, und mein Vater war ein sehr guter Sohn, und die Großmutter war eine Heiligkeit für ihn, und er konnte ihre Bitte nicht abschlagen. Moses Zwick war zufrieden und heiratete Tante Frieda. Tante Frieda und Onkel Moses bekamen vier Kinder: Paul, Fanni, Blanka und Edith.

Mein Onkel Hermann - jüdisch Hirsch - Uri wurde am 30. Juli 1893 in Wien geboren und war Mitbesitzer der Firma 'Brüder Uri'. Er heiratete Helene und sie hatten zwei Söhne, Norbert und Max. Norbert war ein Jahr älter als ich, und Max war auf den Tag genau drei Jahre jünger als ich. Jeden Sonntag fuhren Max und ich zusammen zum Fußballmatch. Alle emigrierten 1938 nach England und lebten in London.

Onkel Hermann wurde in London in der Diamantenbranche tätig und war sehr angesehen. Norbert wurde Atomwissenschaftler und starb sehr jung. Warum er starb, konnte ich nie in Erfahrung bringen. Er war verheiratet und hatte einen Sohn namens David. Max starb auch sehr jung, an einer Krankheit, war noch nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Nach dem Krieg war ich mit meinem Schwiegervater oft in London auf Auktionen mit unseren Fellen und besuchte den Onkel Hermann.

Als die Tante Helene gestorben war, sagte Onkel Hermann zu mir: ,Maxl, um eines bitte ich den lieben Gott, wenn ich gehen muss, dann soll es rasch gehen.' Und dann hörte ich, eines Tages ging er zu einem Kunden, und mittags fühlte er sich nicht gut. Das war in den 1960er Jahren. Seine Freunde sagten, er solle ins Spital gehen und sich anschauen lassen. Um ein Uhr ging Onkel Hermann ins Spital und um fünf Uhr war er schon nicht mehr da. Sein Wunsch war in Erfüllung gegangen. Im Judentum sagt man: Er ist wie ein Zaddik [Heiliger] gestorben.

Onkel David wurde in Wien geboren. Er war Zionist und ging mit meinem Onkel Alexander, der auch Zionist war, 1920 nach Palästina in den Kibbutz 1 Dagania Alef. Das war ein Kibbutz vom sozialistischen Schomer Hatzair [Haschomer Hatzair] 2. Er wurde zum Studium der Geflügelzucht nach Amerika und nach England geschickt, baute in Palästina die Geflügelzucht auf und schrieb Fachbücher darüber. Im Kibbutz heiratete er Sara, die neun Jahre älter als er war. Onkel David und Tante Sara bekamen drei Kinder: Chawa, Rachel und Elazar. Chawa war verheiratet und bekam zwei Kinder, Rachel blieb kinderlos und Elazar wurde Vater von drei Buben. Er lebt in Tel Aviv und ist ungefähr 73 Jahre alt. Als Tante Sara starb, heiratete er noch einmal. Seine zweite Frau hieß Anja und sie lebten in Tel Aviv. Onkel David starb in den 1940er Jahren.

Mein Onkel Alexander war in Wien als junger Mann bei den Tiroler Kaiserjägern 3 und bei den Deutschmeistern 4. Das war ein besonderes Bataillon. Er und Onkel David waren religiös, aber nicht so religiös wie es der Großvater gewollt hätte. Jeden Freitagabend im Kibbutz wurde ein Lagerfeuer angezündet, man saß gemütlich um das Lagerfeuer herum, unterhielt sich oder tanzte Hora 5. Da hörte mein Onkel Alexander plötzlich eine Stimme, die zu ihm sprach: 'Alexander, du gehst nicht den richtigen Weg, geh den Weg, den deine Vorfahren gegangen sind.' Onkel Alexander wusste genau, was gemeint war.

Kurze Zeit später wurde er vom Kibbutz zu Außenarbeiten nach Jerusalem geschickt und nie mehr kehrte er in den Kibbutz zurück. Seitdem lebte er in einer sehr frommen Gesellschaft und wurde schwer orthodox. Er lernte seine Frau Towa kennen, die genauso orthodox war wie er, und sie bekamen elf Kinder, mit denen sie in einer Zweizimmerwohnung lebten. Als mein Gottseliger Vater noch lebte, schickte er ihm regelmäßig Geld.

Mein Onkel arbeitete 60 Jahre in Jerusalem im Spital Shaarej Zedek als Buchhalter. Als er in Pension ging, mussten vier Leute seine Stelle übernehmen, weil er so fleißig gewesen war. Während der 60 Jahre fehlte er nicht einen einzigen Tag, und eines Tages sagte ich zu ihm: 'Onkel, das kann doch gar nicht sein, du hast nie einen Schnupfen gehabt, du hast nie Fieber gehabt?' Er antwortete: 'Sogar wenn ich Fieber gehabt habe, bin ich ins Spital gegangen. Meine Pflicht war es, den Menschen dort zu dienen.' Und ich fragte: 'Onkel, wie lebt man mit elf Kindern in einer Zweizimmerwohnung?' Und der Onkel antwortete: ,Ein Teil schläft, der andere Teil kümmert sich um die Wäsche und umgekehrt.'

Onkel Alexander war nie unzufrieden mit seinem Leben. Trotz der Armut war er immer glücklich und lustig und dankbar für alles. Auch seine Frau Towa war ein sehr lieber Mensch. Jeden Tag ging der Onkel in den Tempel und betete, und jeden Tag ging er in die Mikwe [rituelles Tauchbad] und wusch sich im kalten Wasser. Zu einigen seiner Kinder habe ich noch Kontakt. Alle seine Kinder blieben sehr orthodox. Onkel Alexander starb im Alter von 92 Jahren in Jerusalem.

Tante Rosa war mit Max Roth verheiratet. Sie wohnten im 6.Bezirk, in der Gumpendorfer Strasse und hatten ein Ledergeschäft mit Koffern und Taschen auf einem Markt, der auch im 6. Bezirk war. Sie hatten zwei Kinder: Betti und Erna. 1938 wurde das Geschäft arisiert, Onkel Max wurde verhaftet und ins KZ Dachau [Deutschland] und danach ins KZ Buchenwald [Deutschland] deportiert. Da mein Onkel Jakob zu dieser Zeit in London lebte, besorgte er für die Familie eine Einreisegenehmigung nach England. Durch diese Einreisegenehmigung wurde Onkel Max aus dem KZ Buchenwald entlassen und konnte nach England flüchten.

Tante Rosa und ihre Töchter emigrierten in die USA, nach New York. Auch Onkel Max emigrierte weiter nach New York. Da Onkel Max ein gebürtiger Pole war, verhalf ihm eine polnische Emigrantengruppe in New York zu einem Kiosk. An diesem Kiosk verkaufte er mit der ganzen Familie zusammen Kaffee und solche Sachen, und es ging ihnen verhältnismäßig gut. Später gründete Onkel Max in New York eine Textilfirma.

Onkel Max und Tante Rosa starben in New York. Als wir 1952 nach Amerika gingen, war Onkel Max schon tot, Tante Rosa starb Ende der 1950er Jahre. Erna war verheiratet und hatte zwei Söhne, sie starb vor drei oder vier Jahren, und Betti hat drei Söhne und lebt in New York.

Onkel Isak wurde am 11. Februar 1902 in Wien geboren. Auch er war Inhaber der Firma 'Brüder Uri', flüchtete 1938 nach Palästina und heiratete sehr spät in Israel seine Frau Batya. Sie hatten keine Kinder. Er kaufte in Tel Aviv ein Haus von dem Geld, das er durch den rechtzeitigen Verkauf der Firma 'Brüder Uri' erhalten hatte. Er hatte auch die Maschinen aus der Firma in der Judengasse per Schiff nach Palästina transportieren lassen. Das waren sehr moderne Maschinen, leider wurden sie feucht und verrosteten, und man musste sie wegwerfen. Onkel Isi vermietete das Haus und von diesem Geld lebten er und seine Frau. Onkel Isi starb in den 1950er Jahren.

Mein Onkel Jakob war der jüngste Sohn und der Lustigste. Er hatte immer viele Freunde und Freitagabend, am Schabbat, wenn die Kerzen gezündet waren und der Großvater den Kiddusch, der die Heiligkeit des Feiertags ausruft, über den Wein sprach, riefen seine Freunde draußen auf der Straße schon und Onkel Jakob sagte: 'Oi, ich fühle mich nicht gut, oi, ich fühle mich nicht gut! Meine Großmutter, die sehr klug war, sagte daraufhin: ,Jankele, geh ein bisschen runter auf die Straße und schnapp ein wenig Luft.' Wenn er das hörte, war er schon angezogen und lief hinunter zu seinen Freunden und sie fuhren zusammen zum Heurigen. Jakob emigrierte nach London, heiratete Ilse und sie bekamen einen Sohn namens David. Onkel Jakob arbeitete im Handel, er verkaufte Produkte für verschiedene Firmen. David ist heute ungefähr 50 Jahre alt und lebt in London.

Natürlich mussten alle Söhne der Großeltern ab ihrem vierten Lebensjahr jeden Tag in den Cheder [religiöse Schule], wo sie hebräisch lesen lernten. Einmal erzählte mir Onkel Hermann, dass er, statt in den Cheder zu gehen, mit seinen Freunden auf der Strasse mit Kugeln spielte. Plötzlich bekam mein Onkel einen Schlag mit einem Stock. Der Großvater, der immer mit einem Stock unterwegs war, obwohl er ihn zum Gehen nicht benötigte, hatte ihm einen Schlag versetzt. Erschrocken schaute der Onkel auf: 'Statt in den Cheder zu gehen, spielst du hier mit Kugeln?' Mein Onkel ließ sofort alles fallen und lief in den Cheder.

Ich kann mich erinnern, es ging immer sehr lebhaft in der Wohnung der Großeltern zu, solange der Großvater nicht zu Hause war. Wenn er zur Tür herein kam, war sofort Totenstille. Alle seine Kinder hatten einen unerhörten Respekt vor ihm. Bei den Großeltern sprach man nur in der dritten Person: 'Will der Vater, will die Mutter.' Du zu den Eltern zu sagen, das hat's nicht gegeben.

Ich kann mich noch an den Großvater erinnern. Er starb am 27. Juni 1925 in Wien, im Sanatorium Löw, in der Mariannengasse im 9. Bezirk, da war ich erst vier Jahre alt. Er war nie lustig und machte immer ein ernstes Gesicht. Ich erinnere mich sogar, dass wir den Seder [Der Sederabend ist der Auftakt des jüdischen Pessach-Festes. An ihm wird im Kreis der Familie des Auszugs aus Ägypten gedacht] bei den Großeltern feierten, und ich sagte als Jüngster das 'Ma nishtane...' und der jüngste Onkel, der Jakob, der immer so lustig war, machte irgendwelche Zwischenbemerkungen. Mein Großvater schaute nur, und sofort war er still. Der Großvater hatte einen Sessel auf dem er immer saß, und als er starb, setzte sich nie Jemand auf diesen Sessel. Trotzdem glaube ich, dass es ein gutes Verhältnis zwischen den Kindern und dem Großvater war.

Als der Großvater schon nicht mehr lebte, traf sich die Familie weiterhin jeden Sonntag bei der Großmutter. Meine Eltern, meine Schwestern, mein Bruder und ich waren dort, die Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen. Es gab immer eine Jause, die Großmutter war eine sehr gute Bäckerin und wir aßen Kuchen und Kipferln und spielten Verstecken. Was vom Gebäck übrig blieb, nahm immer meine Tante Rosa Roth mit nach Hause, denn sie waren nicht sehr wohlhabend.

Sonntags, oder wenn die Sonne schien, trafen wir uns mit der Großmutter auch oft im Kaipark, der nicht weit von der Salvatorgasse entfernt, am Donaukanal war. Das war ein sehr schöner Park, der heute nicht mehr existiert. In dem Park gab es auch ein paar Standerln, und die Großmutter kaufte immer für jeden von uns ein Kokosstangerl, das wir sehr, sehr liebten.

Die Wohnung in der Salvatorgasse war eine Fünfzimmerwohnung. Dort lebte die Großmutter nach dem Tod des Großvaters zusammen mit dem Onkel Isi und dem Onkel Jakob, dem jüngsten Sohn, zusammen. Einmal wohnte auch eine Nichte der Großmutter, die aus Polen gekommen war, bei ihr. Ich glaube, sie sollte in Wien verheiratet werden und der Großmutter ein wenig zur Hand gehen, aber man erzählte mir später, diese Nichte hätte den ganzen Tag nur im Bett gelegen und gerufen: ,Tante, kannst du mir Kaffee ans Bett bringen?' Und die Großmutter lief hin und her und bediente sie, statt dass sie der Großmutter ein wenig Arbeit abgenommen hätte. Ich weiß aber nicht, wer genau diese Nichte war. Jedenfalls fuhr die Nichte unverheiratet wieder nach Polen zurück.

Mein Großvater mütterlicherseits hieß Abraham Bachmann und lebte in der Stadt Sambor bei Strij. Das war in Galizien und liegt heute in der Ukraine. Sambor war keine größere Stadt, aber es war auch kein Dorf, eher ein größerer ländlicher Ort, in dem hauptsächlich jüdische Familien lebten. Wenn meine Mutter und ich die Großeltern besuchten, fuhren wir mit dem Zug von Wien, aber ich kann mich nicht erinnern, wie lange die Reise dauerte.

Wie die Großmutter hieß, weiß ich nicht. Ich weiß, dass auch eine Nichte bei den Großeltern lebte, aber wer die Nichte war, weiß ich nicht. Der Großvater besaß in Sambor ein Geschäft mit Waren aller Art. Ich war öfter mit meiner Mutter bei den Großeltern zu Besuch, meistens blieben wir drei oder vier Wochen. Für unsere Wiener Verhältnisse lebten die Großeltern, die auch sehr fromm waren, sehr primitiv. Zum Beispiel war das Klo draußen und nicht in der Wohnung.

Besonders aufregend war für mich, dass der Bruder meiner Mutter, mein Onkel Bernhard, der ein Sägewerk besaß, mich manchmal in der Früh auf dem Pferdewagen mitnahm und ich kutschieren durfte. Onkel Bernhard war verheiratet und hatte ein Kind. Ich erinnere mich auch, dass Zigeuner zu den Häusern kamen, die einen Bären mit sich führten. Nachdem die Zigeuner musiziert und der Bär dazu getanzt hatte, sammelten sie Geld ein. Alle Verwandten, die dort lebten, wurden, nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen im Jahre 1941, ermordet; meine Großeltern, mein Onkel Bernhard, seine Frau und sein Kind.

Wo meine Eltern sich kennen lernten, weiß ich nicht. Ich weiß aber, das war durch einen Schidach, einen Heiratsvermittler, denn damals war das nicht so, dass man sich kennen lernte und aus Liebe heiratete. Das war alles geregelt. Ich glaub, meine Eltern heirateten in Wien, aber vielleicht heirateten sie auch in Galizien, und in Wien noch einmal, denn in Galizien heiratete man nur rituell. Meine Schwestern Edith und Cäcilie, Cilli genannt, sind Zwillinge und wurden am 19. Oktober 1916 geboren. Zu dieser Zeit arbeitete mein Vater schon nicht mehr in der Firma des Großvaters, er war bereits selbstständig. Ich glaube, mein Vater war kurze Zeit beim k. u. k. Militär im 1. Weltkrieg. Als er zurückkam, machte er sich selbstständig, weil er immer selbständig sein wollte. Er hatte natürlich nicht viel Geld, aber alle Leute aus der Branche, die ihn kannten, sagten: 'Herr Uri, wenn Sie etwas brauchen, wir geben Ihnen, was sie wollen. Wir wissen, Sie werden bezahlen.'

Das Geschäft meines Vaters befand sich im 2. Bezirk, Obere Donaustrasse 49, das ist die Ecke bei der Taborstraße. Es war ein großes Geschäft mit Herrenkonfektion. Mein Vater hatte 20 Angestellte, auch Zuschneider, denn in der Firma wurde die Kleidung zugeschnitten und konfektioniert. Meist waren das junge jüdische Männer. Die Angestellten gingen in der Mittagspause oft in das Strombad, das war ein Bad direkt im Donaukanal. Wir hatten ja das riesige Lager mit den Stoffballen, und ich kann mich erinnern, wenn sie am Abend noch ausgingen, waren sie hinterher zu müde, um nach Hause zu gehen und richteten sich dann in den Stoffballen ein Lager zum Schlafen her. Ich weiß das, weil sie mir das erzählten.

Mein Vater war sehr beliebt und sehr erfolgreich und dann passierte die Geschichte mit seiner Schwester Frieda und er musste den Moses Zwick zu seinem Kompagnon machen. Für das Geschäft taugte der Moses Zwick nicht; er war ein Snob und kümmerte sich nur um sich und wenn er einmal im Geschäft war, stritt er mit den Kunden, machte blöde Witze und vertrug sich auch mit den Angestellten nicht. Weder war er gut zu meiner Tante, noch war er gut für meinen Vater, der sehr viel arbeiten musste. Solange mein Vater lebte, blieben die Kunden dem Geschäft meines Vaters treu.

Meine Kindheit

Ich wurde in Wien am 28. Februar 1921 geboren. Meine Eltern wohnten zu dieser Zeit im 1. Bezirk, in der Salvatorgasse 10. In diesem Haus gab es drei Stiegen; die Großeltern wohnten auf der ersten Stiege und wir wohnten auf der dritten Stiege. Alle vier Kinder, meine Zwillingsschwestern, ich und mein Bruder Ludwig, der am 7. November 1926 geboren wurde, wurden in dieser Wohnung geboren, da meine Mutter zur Entbindung ihrer Kinder in kein Spital gehen wollte. Ich kann mich daran erinnern, wie Ludwig geboren wurde, und ich das Babygeschrei aus dem Zimmer hörte und mein Vater zu mir sagte: ,Maxl, jetzt bist du nix mehr wert, jetzt haben wir noch einen Buben.' Aber das sagte er nur so, er hatte mich sehr gern.

Später zogen wir in die Biberstrasse Nr. 14. Die Biberstrasse befindet sich vis-à-vis der Postsparkasse. Unsere Wohnung war eine Fünfzimmerwohnung mit Nebenräumen, und wir hatten eine Hausangestellte und eine Köchin. Beide wohnten bei uns. Jeden Tag ging die Köchin mit uns Kindern im Stadtpark spazieren, denn dort gab es einen kleinen und einen großen Spielplatz. Ich war ein schlechter Esser, aber meine Mutter zwang mich zu essen. Am Nachmittag musste ich immer zwei Buttersemmeln essen. Wir wohnten im Mezzanin und unter uns war ein Geschäft, vor dem zwei Schilder standen, zwischen die ich jedes Mal meine Semmeln warf und dann sagte ich zu unserer Köchin: ,Johanna, ich habe schon aufgegessen!'" Meine Geschwister waren ziemlich dick, ich war der einzige Dünne.

Meine Schwestern und ich stritten oft miteinander. In der Biberstrasse waren Türen mit Milchglasscheiben und als ich einmal einer meiner Schwestern hinterherlief, ging dabei eine Scheibe kaputt und ich verletzte mich am Arm, der sofort stark blutete. Ich lief hinüber zur Rettung, die sich neben der Urania befand. Dort zogen sie mir die Glassplitter aus dem Arm und machten mir einen riesengroßen Verband. Noch heute habe ich eine Narbe. Meine Mutter war immer ganz hysterisch, wenn man etwas kaputt machte und als ich nach Hause kam, schrie mein Bruder: 'Gib acht, die Mama steht mit dem Pracker hinter der Tür!' Ich ging so hinein, dass meine Mutter zuerst meinen Arm sehen konnte, und sie rief voller Angst um mich: ,Was ist passiert, was ist passiert?'

Mit fünf Jahren lernte ich bei einem Privatlehrer das Aleph, Beth 6. Ab der ersten Klasse Volksschule hatte ich in der Schule einmal in der Woche Religionsunterricht. Mit der Religionslehrerin trafen wir uns jeden Samstag am Rudolfsplatz und gingen dann gemeinsam, in zwei Reihen, zum Tempel in der Seitenstättengasse, zum Jugendgottesdienst.

Nach der Volksschule kam ich auf das Gymnasium in der Sperlgasse. Die meisten Kinder in diesem Gymnasium waren jüdische Kinder. An den hohen Feiertagen, zu Rosch Haschana [Jüdisches Neujahr] und Jom Kippur [jüdische Versöhnungstag; wichtigste Feiertag der Juden], war die ganze Schule gesperrt, weil es sich nicht ausgezahlt hätte, wegen der wenigen nichtjüdischen Schüler die Schule offen zu halten.

Am 18. November 1931 starb mein Vater an Überarbeitung. Da er ganz allein sein großes Geschäft geführt hatte, arbeitete er Tag und Nacht, auch an Feiertagen. Trotzdem starb er unerwartet. Durch den Tod meines Vaters übernahm meine Mutter einen großen Teil der Arbeit im Geschäft, aber durch das unangenehme Verhalten des Moses Zwick verließen viele Kunden unsere Firma. 1934 oder 1935 konnten meine Mutter und Moses Zwick das große Geschäft nicht mehr halten, und sie zogen in ein kleineres Geschäft in die Marc-Aurel-Strasse.

Wir hatten einen jüdischen Anwalt, Plaschkes hieß er, der war Zionist und sagte zu meiner Mutter: 'Frau Uri, verkaufen sie Ihren Anteil am Geschäft, und gehen Sie mit den Kindern nach Palästina, gehen Sie mit den Kindern nach Palästina.' Meine Mutter war fast schon bereit, da kam die Großmama und sagte: 'Mina, ich bitte dich, geh nicht, bleib hier!' Die Großmutter wusste, hätte meine Mutter den Zwick mit dem Geschäft allein gelassen, hätte es das Geschäft nach zwei Monaten nicht mehr gegeben, also blieb meine Mutter.

Meine Mutter fuhr mit uns Kindern regelmäßig auf Sommerfrische. Wir waren zusammen in Bad Aussee, Bad Ischl, in Grado, Abbazia, fuhren dort mit Fahrrädern und hatten wunderbare Ferien miteinander. Als meine Schwestern älter waren, fuhren sie allein auf Sommerfrische und meine Mutter fuhr mit meinem Bruder Ludwig und mir. Aber natürlich fuhren wir nur in koschere Hotels. Wenn meine Mutter mit uns Urlaub machte, übernahm Moses Zwick das Geschäft und wenn sie zurückkam, konnte er reisen.

In der Schule war ich ein mittelmäßiger Schüler, aber ich war immer sehr beliebt bei Lehrern und Mitschülern. Nach der vierten Gymnasialklasse ging ich auf die Handelsakademie am Karlsplatz. Das war unter anderem deswegen, weil ich einmal das Geschäft übernehmen sollte. Auf der Handelsakademie war eine sehr große Klasse mit fast sechzig Schülern. Von den sechzig Schülern waren vielleicht acht Schüler jüdisch, alle anderen waren zu dieser Zeit schon illegale Nazis. Trotzdem verstand ich mich mit ihnen gut. Sie kamen sogar zu mir und sagten: 'Schau Maxl, hier ist unser Mitgliedbuch, wir sind illegale Nazis, wenn du uns anzeigst, werden wir eingesperrt.' Gefährlich waren sie nicht, zu mir waren sie immer sehr anständig.

Von den wenigen jüdischen Schülern waren vielleicht drei oder vier religiös. Die anderen waren Juden, und das war alles. Natürlich ging ich zu Rosch Haschana nicht in die Schule und am nächsten Tag kam der Klassenvorstand, Binder hieß er, ein großer, fescher Kerl, zu mir und sagte: 'Uri, kommens aussi. Wo sans Montag gwesen?' 'Herr Professor, wir hatten Feiertag.' 'Feiertag', sagte er, 'geschwänzt haben's, san's spazieren gegangen. Alle anderen waren da und Sie erzählen mir, Sie hatten einen Feiertag?' Er glaubte mir nicht und machte einen unheimlichen Krach. Und nun wusste ich doch, dass acht bis zehn Tage später Jom Kippur ist. Einen Tag vor Jom Kippur ging ich zu dem Hauptnazi in der Klasse und sagte: 'Morgen haben wir wieder einen Feiertag, und ich werde wieder nicht kommen und ich will nicht, dass der Binder mir wieder einen Krach macht. 'Maxl, verlass dich drauf, ich werde das für dich regeln!' Er ging zu den jüdischen Schülern und sagte: 'Wenn ihr morgen in die Schule kommt, werdet ihr derartig verhauen, dass ihr das euer Leben lang nicht vergessen werdet.' Daraufhin kam zu Jom Kippur aus meiner Klasse kein jüdischer Schüler zum Unterricht und Herr Binder war zufrieden.

Meine Familie war immer zionistisch eingestellt, aber ich war in keiner zionistischen Organisation. Meine Mutter ließ mich nur in eine sehr fromme Organisation, die Aguda hieß, gehen. Die waren nur fromm und gar nicht sozialistisch eingestellt. Die ganz Frommen sagen, man darf erst nach Palästina, wenn der Messias gekommen ist. Zwei oder dreimal im Monat ging ich zu der Organisation. Aber selbstverständlich war ich Mitglied der Hakoah. 7 Bei der Hakoah belegte ich sogar bei den österreichischen Meisterschaften im 1500-Meter Lauf den zweiten Platz.

Meine Schwestern gingen auf das jüdische Mädchengymnasium im 2. Bezirk, in der Novaragasse. Sie waren sehr fromm, frommer als ich, aber auf dem Gymnasium lernten sie ein Mädchen kennen, das hieß Nussbaum und war sehr links eingestellt. Und dieses Mädchen, glaube ich, hat meine Schwestern stark kommunistisch beeinflusst. Einmal versteckten sie illegale Flugblätter in unserer Wohnung, weil sie glaubten, in so einer vornehmen Gegend wären die Flugblätter sicher. Ich fand die Flugblätter im Klavier, sagte nichts und verbrannte sie sofort. Einige Tage später kam die Polizei und machte bei uns eine Hausdurchsuchung. Wir hatten große Angst, aber sie fanden nichts. Nachdem sie gegangen waren, stürzten meine Schwestern zum Klavier, öffneten es, und sahen, dass die Flugblätter weg waren und sagten zu mir: 'Da war doch was drin, wo ist das?' 'Die Flugblätter hab ich verbrannt.' Sie waren schrecklich wütend auf mich und sagten: 'Weißt du was, das einzige, was du mal werden kannst, ist ein Spitzel!'

Meine Frau und ich lernten uns schon als Kinder kennen. Wir verbrachten gemeinsam den Sommer in einem jüdischen Kinderheim in Breitenstein am Semmering. Das war ein koscheres Kinderheim für Eltern und für Kinder. Da sah ich meine Frau das erste Mal. ,Wer ist die?' sagte ich zu meinem Freund Leo und Leo sagte: 'Lass, die gehört zu den Kindern!' Wir waren damals schon fünfzehn Jahre alt, wir gehörten schon zu den Erwachsenen. Im darauffolgenden Sommer war meine Mutter mit meinem Bruder und mir in Abbazia auf Sommerfrische. Dort traf ich meine Frau mit ihrer Mutter im koscheren Hotel und seit dieser Zeit gingen wir miteinander aus. Wir trafen uns dann regelmäßig, meistens auf der Kärntnerstrasse an der 'Sirk Ecke', vis-à-vis der Oper, und gingen spazieren. Die 'Sirk Ecke' war nach einem Geschäft benannt und ein sehr bekannter Treffpunkt. Unsere Rendezvous waren aber immer illegal, denn ihre Eltern durften nicht wissen, dass sie mit einem Burschen ausgeht. Rendezvous mit ihr am Telefon zu verabreden war oft voller Hindernisse, denn sie durfte nicht angerufen werden. Wenn ich anrief und die Mutter ans Telefon kam, legte ich schnell den Hörer wieder auf die Gabel. Wenn ich anrief, und das Hausmädchen kam ans Telefon fragte ich: 'Ist der Herr Haber zu Hause?' Wenn sie sagte: 'Nein, er ist im Geschäft', fragte ich: 'Ist die Frau Haber zu sprechen?' Wenn sie auch das verneinte fragte ich: 'Kann ich mit der Tochter sprechen?' So war das. Meine Mutter wusste aber, dass ich mich mit der Fritzi treffe.

Meine Frau Frieda [Fritzi] Haber wurde am 13. Juni 1923 in Klagenfurt als Tochter von Max und Berta Haber geboren. Max Habers Familie lebte zum Teil in Galizien, zum Teil hatten sie sich in Wien angesiedelt. Mein Schwiegervater baute sich, nach seiner Armeezeit in der k.u.k. Armee 8, in Innsbruck einen Fellhandel auf. In Villach heiratete er 1922 Berta, eine geborene Linker, deren Vater Fellhändler war. Sie lebten, bevor sie nach Wien kamen, in Klagenfurt. Nach der Hochzeit und der Geburt der Tochter Frieda zogen sie nach Wien und in Wien wurde Trude, die Schwester meiner Frau, geboren.

Mein Schwiegervater handelte hauptsächlich mit Rohware: rohe Füchse, rohe Kaninchen, rohe Bisamratten, Rehe und so weiter. Hasenfelle wurden meist nach Amerika exportiert. Dort wurde aus den Hasenhaaren ganz feiner Filz hergestellt und der Filz war in Amerika zu dieser Zeit sehr begehrt. In Wien eröffnete er vor 82 Jahren, in der Veronikagasse 1, im 16. Bezirk, seine Firma. Diese Firma existiert noch immer, mein Sohn Robert hat sie übernommen.

Während des Krieges

Meine Frau besuchte ein Jahr die Handelsakademie, dann kam Hitler und sie durfte nicht mehr in die Schule gehen.

Ab 1937 besuchte ich die Berufsschule im 6. Bezirk, in der Mollardgasse, die heute noch existiert. An den Einmarsch der Deutschen nach Österreich, im März 1938, kann ich mich noch gut erinnern. Wir wohnten ja in einem sehr guten Viertel und am Abend hörten wir im Radio, wie Schuschnig [Bundeskanzler 1934-1938] abdankte. Wir löschten das Licht in der Wohnung, es war ganz finster. Nicht weit von unserer Wohnung entfernt, am Doktor- Karl-Lueger-Platz, wütete der Pöbel gegen die Juden.

Anfang April 1938 musste ich die Berufsschule verlassen; als Jude durfte ich nicht weiter lernen. Und eines Tages war meine Freundin Fritzi nicht mehr da. In dieser Situation damals, durfte man niemanden, nicht einmal die nächsten Verwandten, über die Ausreise informieren, weil dann die Gefahr bestand, verhaftet zu werden.

Der Vater von Fritzi wurde im Mai 1938 ins KZ Dachau verschleppt und von Dachau ins KZ Buchenwald. Ihrer Mutter gelang es, eine Ausreisebewilligung für die ganze Familie nach Palästina zu bekommen. Auf Grund dieser Tatsache wurde mein Schwiegervater aus den KZ entlassen, aber genau an dem Tag, an dem das Zertifikat nach Palästina ablief. Er musste bei seiner Entlassung unterschreiben, dass er binnen 48 Stunden Österreich verlassen werde, ansonsten verhafte man ihn wieder und deportiere ihn wieder ins KZ. Meine Schwiegermutter lief in der Nacht auf das britische Konsulat und läutete Sturm. Sie erreichte, dass der Botschafter gerufen wurde, er kam, sie erzählt ihre Geschichte und der britische Konsul verlängerte die Einreise nach Palästina. So verließen sie Österreich und meine Verbindung zu Fritzi brach ab.

Meine Klassenkameraden fragten mich: 'Maxl, was wirst du jetzt machen?' Ich sagte: 'Ich weiß nicht genau, aber ich glaube, ich werde nach Palästina fahren.' Da sagten sie: ,Maxl, fahr nicht weg, du bist a klasser Jud.' Und ich sagte: 'Für euch bin ich a klasser Jud, für andere bin ich a Saujud!' Eines Tages traf ich meinen ehemaligen Mitschüler Emil auf der Strasse. Er war ein illegaler Nazi. Er sagte entsetzt: 'Maxl, was machst du auf der Strasse?' 'Ich geh ein bisschen spazieren.' 'Weißt du nicht', fragte er? 'Was soll ich wissen?' 'Sie verhaften schon wieder alle Juden!' 'Danke Emil, dann geh ich schnell nach Hause.' Aber Emil sagte: 'Es ist zu gefährlich für dich allein nach Hause zu gehen, ich werde dich begleiten.' Ich sagte zu ihm, dass ich ihm keine Schwierigkeiten bereiten möchte, weil er das illegale Abzeichen trage und sicher Unannehmlichkeiten bekäme, wenn man ihn mit einem Juden auf der Strasse sähe. Aber Emil ließ sich nicht davon abbringen, mich nach Hause zu begleiten.

Als ich schon in Palästina war, korrespondierte ich noch lange mit meinen ehemaligen Klassenkameraden, den illegalen Nazis, bis einer schrieb, er werde zum Arbeitsdienst eingezogen. Danach bekam ich keinen Brief mehr und bis auf zwei, drei Mitschüler, die ich nach dem Krieg wiedertraf, kamen alle um.

Die Brüder Uri hatten ihr Warenlager verkauft, das Geschäft aufgegeben und waren mit der Großmutter nach Palästina emigriert. Wir waren eine der jüdischen Firmen, die lange keinen kommissarischen Verwalter bekamen und die Brüder Uri hatten zu Moses Zwick gesagt:'Moses verkauf, verkauf ', aber Moses Zwick hatte geantwortet: 'Ich verkaufe nicht, Hitler wird brechen den Kopf!' [Hitler wird sich das Genick brechen].

Es kamen große Kaufhäuser zum Beispiel die 'Staffa'. Damals brauchte man dringend die 'Breeches', das waren Hosen mit Wickelgamaschen bis zu den Knien. Diese Hosen trugen die SS und SA, und der Stoffpreis für eine Hose war damals 20 Schilling, und sie wollten 17 Schilling bezahlen und hätten meinem Onkel sehr viel Stoff abgekauft. Aber er sagte, er gebe den Stoff nicht für 17 Schilling her. Und wieder sagten meine Onkeln: 'Moses, verkauf, verkauf!'

Am 10. November, während der Pogromnacht 9, betraten drei SS-Männer das Geschäftslokal und sagten zu meinem Onkel: 'Gebens die Geschäftsschlüssel her!' Moses Zwick wollte die Geschäftsschlüssel nicht hergeben. Sie schlugen ihm alle Zähne raus, nahmen ihm die Schlüssel weg, und er durfte das Geschäft nicht mehr betreten. Das war das Ende der Firma 'Uri & Zwick'. Wenn wir alles verkauft hätten, hätten wir 60.000 Deutsche Mark bekommen und dafür hätte man für 1000 englische Pfund ein Kapitalistenzertifikat in Palästina kaufen können und die ganze Familie wäre gerettet gewesen.

Moses Zwick rettete sich nach London - er war bereits krebskrank - beschwor aber seine Frau, meine Tante Frieda, nicht wegzugehen und auf ihr Haus, das sich in der Oberen Donaustraße befand, aufzupassen. Edith und Blanka Zwick wurden durch einen Kindertransport 10 nach England gerettet. Danach emigrierten sie weiter nach Amerika. Blanka starb vor kurzem und Edith lebt in den USA. Paul Zwick studierte in Wien Medizin, flüchtete ebenfalls nach Amerika und praktizierte in Rochester als Arzt. Er war verheiratet und hat zwei Töchter, die in New York leben. Meine Cousine Fanny Zwick war etwas kränklich und blieb mit der Tante Frieda in Wien. Beide wurden in Treblinka ermordet [Beide wurden am 19. Februar 1941 nach Kielce 11 in Polen deportiert und ermordet. Quelle: DÖW-Datenbank]. Moses Zwick starb sehr bald in London an seinem Krebsleiden.

Am 10. November 1938 wurde ich verhaftet und im 9. Bezirk in der Pramergasse, in einer Reitschule, mit ungefähr Tausend anderen Juden, die teilweise in Schlafanzügen oder Unterwäsche aus ihren Wohnungen geholt wurden, festgehalten. Gegen drei Uhr nachts durften die unter 18jährigen und über 60jährigen nach Hause gehen. Draußen hatte sich der Pöbel versammelt und wartete auf uns. Ein hoher Polizeioffizier war bereit, uns zu schützen, aber nur so lange, bis er bis 10 gezählt hatte. Ich rannte los, was mir als Sportler zum Glück leicht fiel. Meine Mutter hatte sich mit meinen Schwestern und meinem Bruder in dieser Nacht bei ihrer Schwägerin, der Tante Rosa Roth, versteckt.

Wir bemühten uns, aus Wien herauszukommen. Nach der Pogromnacht wurden den Juden Steuern auferlegt, zum Beispiel die Reichsfluchtsteuer 12 und die Judenvermögensabgabe. Wir hatten dadurch Steuerschulden, die wir vorher nie hatten und unser Geschäft war uns auch weggenommen worden. Da man für einen Pass Steuerschulden frei sein musste, sagte der Beamte auf der Gestapo zu meiner Mutter: 'Wissen Sie was Frau Uri, Ihren Kindern gebe ich Pässe, aber Sie bleiben als Pfand hier.' Meine Mutter wäre gerne nach Amerika gefahren, aber ich war Zionist und wollte nach Palästina und es gelang, für mich die Einreise nach Palästina zu bekommen. Meine Mutter hatte noch das Geld, um für mich das Studium auf der landwirtschaftlichen Hochschule 'Mikve Israel', in der Nähe von Tel Aviv, zu bezahlen.

Zuvor machte ich in Wien einen Umschulungskurs als Friseur. Mein Bruder war noch ein Kind - er war 1938 erst zwölf Jahre alt - und mit einem Kindertransport nach England wurde er gerettet. Meine Schwestern bekamen ein 'Permit', eine Erlaubnis, nach England einzureisen und in London als Bedienerinnen zu arbeiten. So waren auch sie gerettet. Im März 1939 verließ ich dann schließlich Wien mit zehn Reichsmark in der Tasche, denn mehr war nicht erlaubt mitzunehmen, mit dem Ziel Palästina.

Zurück in Wien blieb unsere Mutter mit ihrem alten Pass, und nachdem sie sich keinen neuen Pass besorgen konnte, versteckte sie sich auf einem Kohlenschiff unter der Kohle und fuhr die Donau, dann den Main und den Rhein entlang, bis sie es nach Belgien geschafft hatte, wo ihre Cousine Regina lebte. Einige Monate später marschierte Hitler in Belgien ein. Meine Mutter flüchtete weiter nach Frankreich, wo man sie verhaftete und im Lager Gurs 13 internierte. Dort traf sie Bekannte aus Wien, denen es gelungen war, illegal Geld nach Frankreich zu schmuggeln und die mit dem Geld einen Führer für die Flucht aus dem Lager, über die Pyrenäen, nach Spanien zahlen konnten. Meine Mutter bat darum, man solle sie mitnehmen, aber die Bekannten aus Wien lehnten das ab, es käme nicht in Frage, meine Mutter sei zu alt.

In der Nacht hörte sie, wie sich ihre Bekannten für die Flucht vorbereiteten und auch meine Mutter bereitete sich vor. Als sie das Lager verließen, schlich meine Mutter hinterher. Sie schlich den ganzen Auf- und Abstieg über die Pyrenäen hinterher und kam so illegal nach Spanien. Ich weiß nicht genau, wie sie nach Portugal kam, in Portugal jedenfalls ging sie aufs deutsche Konsulat, denn Österreich gab es ja nicht mehr, und da saß ein sehr netter Beamter, natürlich ein Nazi, aber er stellte meiner Mutter einen Pass aus. Mit diesem Pass wartete sie, bis das Affidavit 14 ihrer Tante Anna, der Schwester ihrer Mutter, die schon lange in New York lebte, eintraf. Dann fuhr sie mit dem Schiff nach New York. Meine Mutter war immer eine eher bequeme Person und noch heute bin ich voller Bewunderung und Erstaunen über ihre Flucht.

Mein Bruder lebte in England bei einer netten Familie, besuchte die Schule, und emigrierte nach dem Krieg weiter nach New York. Er zog zu meiner Mutter, studierte Medizin und wurde Arzt. Auch meine Schwestern emigrierten weiter nach Amerika.

In Mikve Israel

Am ersten Tag in Mikve Israel gab uns der Direktor einen Tag frei, damit wir unsere in Palästina lebenden Verwandten besuchen können. Ich wollte meinen Onkel David, der in Tel Aviv lebte, besuchen - das war der Onkel, der die Geflügelzucht aufbaute - und ich ging zu Fuß nach Tel Aviv, weil Mikve Israel unweit von Tel Aviv liegt. Und wie ich so auf der Straße geh, sehe ich auf einmal die Fritzi, meine Freundin aus Wien. Ich weiß noch ganz genau, sie hatte eine Flasche in der Hand und wie sie mich sah, ließ sie die Flasche fallen und sie zerbrach. Ich sage immer: es war Gottes Bestimmung, dass wir zwei heiraten sollten. Sie besuchte eine Modistinnenlehre, weil sie nicht in eine Schule gehen wollte und lud mich zu sich nach Hause ein. Ich war sehr erstaunt darüber, denn in Wien mussten wir uns doch heimlich treffen, aber sie sagte: 'Hier ist alles anders.' Wir trafen uns dann regelmäßig und ich lernte auch ihren Vater kennen.

Ich ging in Mikve Israel in die Schule, hatte Unterricht in Chemie, Mechanik, Hühnerzucht und vieles mehr, alles Dinge, die man in der Landwirtschaft braucht. In meiner Klasse waren ziemlich viele Österreicher, viele Wiener, aber auch viele Deutsche. Ich spezialisierte mich auf Rinderzucht, Hühnerzucht und Gemüse. Wenn ich im Kuhstall arbeitete, wurde ich um drei Uhr in der Früh geweckt und musste die Kühe melken.

In Mikve Israel kam es mir zu Gute, dass ich einen Friseurkurs in Wien besucht hatte. Dadurch konnte ich die Haare meiner Kameraden schneiden und mir ein wenig Geld dazu verdienen. Auch in Wien hatten mein Freund und ich, der auch den Friseurkurs besucht hatte, schon mit dem Haare schneiden etwas Geld verdient, indem wir nach der Schule den Schülern die Haare schnitten. Meine Großmutter lebte in Tel Aviv beim Onkel David und seiner Familie. In Wien schnitt ihr der Onkel Isi regelmäßig die Haare, in Tel Aviv übernahm ich diese Aufgabe. 'Wenn du mir die Haare schneidest, ist es ein Vergnügen. Wenn Isi mir die Haare geschnitten hat, riss er mir immer die Hälfte aus', sagte meine Großmutter. Meine Großmutter war in Palästina nicht unglücklich. Sie sagte: 'Wenn Gott will, das es so sein soll, so soll es so sein.' Sie war eingebunden in die Familie und alle Feste wurden beim Onkel David gefeiert. Meine Großmutter starb 1941 in Tel Aviv.

Während der Anfangszeit in Mikve Israel meldete ich mich zur Hagana 15. Bei der Haganah wurde ich ausgebildet und nach zweieinhalb Jahren, kurz vor dem Abschluss meiner Landwirtschaftsschule, kam plötzlich der Befehl, wir müssten uns zum Militär melden, weil die Deutschen bereits in Alexandria waren und die Engländer wussten, dass wir von der Haganah hervorragend ausgebildet waren. Die Engländer kamen zu den hohen Offizieren der Haganah und sagten, die Lage sei sehr kritisch und es würde zu lange dauern, englisches Militär nach Palästina zu bringen, und sie brauchten unbedingt ausgebildete Leute, denn sie wären überhaupt nicht vorbereitet auf eine kriegerische Auseinandersetzung. Darum sagten uns unsere Vorgesetzten, wir müssten zum englischen Militär gehen. Wir baten um einige Monate Aufschub, damit wir noch unsere Abschlusszeugnisse von der Schule bekommen konnten, aber der Direktor gab sie uns, trotz der fehlenden Monate.

Ab 8. Mai 1941 war ich Soldat der englischen Armee in Palästina. Ich kam zur Artillerie, zu den Kanonieren. Wir glaubten, wir bekämen Kanonen, aber wir hatten uns geirrt, jeder zweite Soldat bekam ein Gewehr, von Kanonen war keine Rede, die Engländer hatten nicht einmal genug Gewehre.

Hochzeit in Tel Aviv

Im Dezember 1941 heirateten meine Frau und ich in Tel Aviv. Meine Frau wollte so gern, dass ich in Zivil heirate und nicht in der Uniform; und ich fragte meine Offiziere, aber sie sagten, das käme gar nicht in Frage und ich musste in der Uniform heiraten. Bei der Hochzeit hielten vier Soldaten den Baldachin, einer davon war Yigal Hurwitz, der später Finanzminister in Israel wurde. Der Tag meiner Hochzeit war für mich nicht nur glücklich, ich war auch sehr traurig, denn ich hatte nur den Onkel David in Tel Aviv. Onkel David brauchte so lange, um sich für die Hochzeit herzurichten und wenn ich auf ihn gewartet hätte, hätte ich meine Hochzeit versäumt, so ging ich ganz allein und ich hätte mir sehr gewünscht, dass meine Familie an diesem großen Ereignis hätte teilnehmen können.

Meine Frau und ihre Familie waren schon da und der Rabbiner fragte: 'Wer ist der Bräutigam?' Ich stand so allein in meiner Uniform und war als Bräutigam nicht zu erkennen.

Mein Onkel Alexander lebte in Jerusalem, aber er war arm, hatte nie Geld und hätte den Autobus von Jerusalem nach Tel Aviv bezahlen müssen, um an meiner Hochzeit teilnehmen zu können, und das wollte ich ihm nicht zumuten. Ich dachte, eine Einladung muss ich ihm schicken, aber ich werde sie so schicken, dass er die Einladung zu spät bekommt, und das viele Geld für den Autobus nicht ausgeben muss. Also brachte ich die Einladung in der Früh des Hochzeitstages aufs Postamt. Ausgerechnet an dem Tag war die Post besonders schnell, so dass er zu Mittag meine Einladung bekam. Er setzte sich sofort in den Bus und fuhr nach Tel Aviv.

Die Familie meiner Frau wohnte in der Dizengoff Strasse, das war eine deutsche Gegend damals, und dort stieg Onkel Alexander aus dem Autobus. Die Leute schauten so erstaunt von ihren Balkonen, weil man einen so orthodoxen Juden, wie mein Onkel Alexander es war, selten in Tel Aviv sah und sie fragten sich: Was macht der Jude hier? 'Wos, der Maxl wird heiraten und ich werd nicht dabei sein', hatte sich Onkel Alexander gedacht; er sprach ein sehr starkes Wienerisch. Und dann sangen meine Onkel zur Feier gemeinsam Heurigenlieder. Sie hatten ein großes Repertoire und machten richtig Stimmung. Onkel David war nicht orthodox, er lebte traditionell, aber das muss man sich einmal vorstellen, mein ultraorthodoxer Onkel mit Peyes und Bart sang fröhlich Heurigenlieder im ärgsten Wiener Dialekt.

Für Geschenke hatte niemand genug Geld, aber Blumen bekamen wir, es war ein richtiges Blumenmeer. Das Militär hatte mir zwei Wochen Urlaub gegeben und Fritzi und ich fuhren auf Hochzeitsreise nach Tiberias. Wenn ich meine Frau ausführte, kaufte ich ein Stückchen Chalva [orientalische Süßspeise], mehr Geld hatte ich nicht. Nach den zwei Wochen musste ich wieder zur Armee einrücken. Ich war in Haifa stationiert. Meine Frau mietete sich in Bad Galim, das ist ein Ort in der Nähe von Haifa, ein Zimmer und so konnte ich sie, wenn ich Ausgang bekam, besuchen.

Kurz vor der Geburt meines Sohnes Ralph, im Januar 1941, wurde ich durch einen Bedienungsfehler einer Kanone in der Nähe von Akko schwer verwundet und Yigal Hurwitz bekam den Auftrag, mich ins Krankenhaus nach Akko zu bringen. Ich blutete schrecklich und wurde immer schwächer, aber Yigal fragte mich, ob ich bis Haifa durchhalten würde, denn in Akko wären arabische Ärzte und die würde mich sicher verbluten lassen. Ich wusste, die Fritzi ist in Haifa, konnte nur noch mit dem Kopf nicken und wir fuhren wie die Depperten nach Haifa. Ich wurde immer schwächer und schwächer, und als wir ankamen, wurde die Trage auf der ich lag schnell ins Krankenhaus getragen. Ich konnte meine Augen nicht mehr öffnen und hörte wie jemand sagte: 'Es besteht keine Hoffnung mehr!'

Zum Glück kam ein anderer Arzt vorbei, der mich sofort in den Operationssaal bringen ließ, das Blut wurde abgewaschen und ich wurde operiert. Vor der Operation spürte ich noch, wie plötzlich an meinen Zähnen gerissen wurde, oben und unten, und ich dachte, was tun die, was wollen die von mir. Später bekam ich mit, dass die meisten Engländer Zahnprothesen tragen, und die Schwestern versucht hatten, mir die Prothesen, die ich ja nicht hatte, aus dem Mund zu nehmen, da ich sonst vielleicht während der Operation an ihnen erstickt wäre. Aber so rissen sie an meinen festgewachsenen Zähnen herum. Ich wurde wieder gesund und man schickte mich noch auf Erholung. Dann wurde ich nach Kairo versetzt.

In dieser Zeit wurde mein Sohn geboren. Natürlich wollte ich bei der Beschneidung meines Sohnes, die acht Tage nach der Geburt stattfindet, dabei sein, und bat um Urlaub. Gewöhnlich bekam man von dort keinen Urlaub, aber der Major, der Rabbiner war, hatte ein Einsehen, und ich durfte für zwei Wochen zu meiner Familie nach Tel Aviv, denn meine Frau wohnte wieder in Tel Aviv. Ich war sehr glücklich, aber unser Sohn wog nur 2,75 Kilo und bei einem Gewicht unter drei Kilo durfte nicht beschnitten werden. Ich verbrachte zwei sehr schöne Wochen mit meiner Familie. Einen Monat nach der Geburt gibt es wieder eine Feier für den erstgeborenen Sohn, die man 'pideon aben' nennt, und es wurde beschlossen, den 'bris', die Beschneidung, auf diesen Tag zu verlegen. Also erschien ich zwei Wochen später wieder bei dem Major und bat um Urlaub. Er tobte über meine Unverfrorenheit, aber er gab mir noch einmal zwei Wochen Urlaub. Ich erlebte die Feier und die Beschneidung und alles war wunderbar.

Kurze Zeit später war Pessach und ich ging wieder zu dem Major, um ihn zu bitten, mich nach Hause fahren zu lassen. Als ich die Tür zu seinem Zimmer öffnete, schrie er: 'Raus! Ich will dich nicht sehen! Geh weg von hier!' Daraufhin ging ich zum Pfarrer, der auch ein Major war und sagte: 'Entschuldigung, ich bin kein Katholik, ich bin Jude. Wir stehen jetzt vor den Osterfeiertagen, und wie Sie sicherlich wissen, essen wir zu dieser Zeit nur Mazze [ungesäuertes Brot, wird am Pessachfest zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten gegessen] und ich komme aus einer sehr frommen Familie und möchte zu den Feiertagen bei meiner Familie in Tel Aviv sein.' Er sagte: 'Ja, selbstverständlich mein Sohn', und gab mir wieder zwei Wochen Urlaub.

Danach wurde ich zu meiner alten Einheit nach Zypern geschickt. Zu dieser Zeit entstand die jüdische Brigade innerhalb der englischen Armee. Die jüdische Brigade bestand aus ungefähr sieben bis achttausend Leuten, das waren Infanterie, Artillerie und so weiter. Mit der jüdischen Brigade kam ich 1944, kurz vor Ende des Krieges, als Kanonier nach Italien. In Italien kämpften wir an der Front und dann war der Krieg zu Ende. Wir wurden als Besatzungstruppen durch Deutschland nach Belgien und nach Holland geschickt.

Meine Frau war mit unserem Sohn Ralph in Tel Aviv und wusste nicht, wann ich nach Hause komme. Sie ging zum Direktor von Mikve Israel; mit dem hatte ich mich immer sehr gut verstanden. Auf dem Arm hatte sie unser Baby, und sie sagte zu ihm, er solle mich anfordern, denn wenn man in der Industrie gebraucht wurde, wurde man aus der Armee entlassen. Er forderte mich an, und ich kehrte zurück nach Palästina.

Rückkehr nach Österreich

Meine Frau wollte eigentlich nie nach Österreich zurück, aber ich bekam große Probleme, Arbeit zu bekommen, obwohl ausdrücklich angeordnet wurde, dass die Entlassenen aus der Armee vorrangig bei der Arbeitsvergabe berücksichtigt werden sollten. Nicht nur, dass ich keine Arbeit fand, ich wurde sogar auf dem Arbeitsamt von einem jungen Mann als Mishtamed [sehr böse Bezeichnung für Drückeberger] bezeichnet. Er sagte zu mir, ich sei auch so einer, der lieber zum Militär gegangen wäre, statt zu arbeiten. Für viele Juden in Palästina war der Aufbau des Landes viel wichtiger, als der Kampf gegen den Faschismus. Dabei war ich doch so stolz, dass ich fünf Jahre für das Vaterland gekämpft hatte. Aber das zählte nicht, im Gegenteil, und ich war tief verletzt und weinte sogar einmal wie ein kleines Kind. Nach langem Suchen bekam ich eine Arbeit als Gärtner.

Auf Grund dieses Arbeitsproblems - sonst wären wir wahrscheinlich in Palästina geblieben -beschlossen wir, nach Amerika zu emigrieren. Ich wusste, meine Mutter ist in Amerika, und meine Frau schrieb an ihren Onkel Max Linker, der der Bruder ihrer Mutter war, und der in New York lebte, er solle uns ein Affidavit schicken, und er schickte uns sofort ein sehr gutes Affidavit. Damit gingen wir zum amerikanischen Konsulat und wollten die Einreise nach Amerika. Sie fragten uns, ob wir angemeldet seien, und wir antworteten, dass wir 1938 in Wien angemeldet wurden. Nach dem Einmarsch der Deutschen, hatte meine Mutter bei der amerikanischen Botschaft versucht, eine Einreise nach Amerika für uns zu bekommen. Uns wurde erklärt, dass die Quotennummer, die wir damals bekamen, nicht mehr gültig sei, und wir uns neu anmelden müssten und dass die Bewilligung ein bis zwei Jahre dauern könne, weil zuerst die 'Displaced Persons' 16 eine Bewilligung bekämen, nach Amerika einzureisen. So beschlossen wir, erst einmal nach Österreich zurück zu kehren, denn ich wusste ja, in Wien hatten wir Häuser und auch die Eltern meiner Frau wollten nach dem Krieg zurück nach Wien. So meldeten wir uns an, um repatriiert zu werden.

Wir wurden mit Lastwagen nach Ägypten, dann mit dem Schiff und dann im Viehwaggon nach Österreich transportiert. Unser erster Stopp in Österreich war, glaube ich, in Klagenfurt. Wir stiegen aus, unser Sohn Ralph war sechs Jahre alt und er hatte immer eine etwas dunklere Hautfarbe. Die Leute schauten ihn an und sagten: 'Schau, einen Neger haben die auch mitgebracht!'

Das war im Jahr 1947, und wir wurden in Wien vom Bundespräsidenten Körner empfangen. Die Stadt hatte viele Bombenschäden und die meisten Fenster waren mit Holz zugenagelt. Ich hatte als Soldat deutsche Städte gesehen, in denen kein Haus mehr stand, also war ich nicht allzu schockiert. Wir wurden im Wiedner Krankenhaus untergebracht. Dieses Krankenhaus existiert heute nicht mehr. Dort gab es, wie in diesen Zeiten üblich, Krankensäle, in denen man 30 Leute unterbringen konnte. Meine Schwiegereltern und die Schwester meiner Frau bekamen Betten in so einem Saal; wir als Familie mit Kleinkind bekamen ein Einzelzimmer. Morgens, mittags und abends gab es zwei Flammen, um sich ein bisschen Wasser für Kaffee zu wärmen.

Meine Familie besaß zwei Häuser. Eines war im 1. Bezirk und ein Haus war im 16. Bezirk. Ich sagte zu meiner Frau, dass wir zu unserem Haus im 1. Bezirk, in der Vorlaufgasse, gehen sollten und dort trafen wir unseren alten Hausbesorger Herrn Meyer, der ein Böhm war, kaum richtig deutsch sprach und ein übereifriger Nazi gewesen war. 'Herr Meyer, wieso sind Sie hier, Sie waren doch schwer belastet, Sie waren doch ein richtiger Nazi!' 'Ja stimmt', antwortete der Meyer, 'aber wissen's, dann sind die Kommunisten zu mir gekommen und haben gesagt, wenn ich der Kommunistischen Partei beitrete, werde ich vollkommen entlastet. Und so bin ich eben der kommunistischen Partei beigetreten. Herr Uri, im zweiten Stock ist eine leere Wohnung. Sagen Sie nicht, dass sie das von mir erfahren haben.'

Eine leere Wohnung hat es zu dieser Zeit nicht gegeben. Ich ging zum Ariseur, Metzer hieß er. Metzer hatte sich zwei Zimmer in der Wohnung als Absteigequartier herrichten lassen, und ich zahlte ihm 100 Dollar für seine Unkosten und zog mit meiner Frau und unserem Sohn in diese Wohnung. Einige Zeit später bekamen wir das Haus zurück. Zu der Zeit waren noch die Alliierten in Wien und wenn ein Russe und ein Amerikaner sich stritten, glaubte man, der nächste Krieg bricht aus. Darum drängten meine Mutter und meine Geschwister in Amerika darauf, dass ich die Häuser verkaufen sollte. Ich war damals sehr böse deswegen, aber meine Mutter wollte nicht auf mich hören und so verkaufte ich die Häuser. Das war ein großer Fehler, aber da ist nichts mehr zu machen.

Wir wohnten nun in einer Fünfzimmerwohnung mit Nebenräumen und holten die Schwiegereltern zu uns. Die Firma 'Uri & Zwick' war ausgeraubt und heruntergewirtschaftet, aber mein Schwiegervater eröffnete nach kurzer Zeit wieder sein Pelzgeschäft. Er inserierte wie vor dem Krieg in Jagdzeitschriften und es gab Lieferanten, die ihn fragten, wo er in den letzten Jahren gewesen sei, weil sie nicht gewusst hatten, dass die Firma Max Haber eine jüdische Firma war. Ich arbeitete gemeinsam mit meinem Schwiegervater in der Fellhandlung. Aber das gemeinsame Wohnen und die Zusammenarbeit mit meinem Schwiegervater gestaltete sich als sehr problematisch und so beschlossen wir, als wir die Mitteilung bekamen, dass unserer Einreise nach Amerika nichts im Wege stehe, mit unseren inzwischen drei Kindern - im Dezember 1949 wurden die Zwillinge Eva und Robert geboren - im Jahr 1952 nach Amerika zu emigrieren.

Emigration nach Amerika

Ich kann mich genau erinnern, unser Schiff hieß Queen Mary, und es war eine schreckliche Überfahrt. Die See stürmte, wir brauchten einen Tag länger und waren alle seekrank; meiner Frau ging es besonders schlecht. Max Linker, der Onkel meiner Frau, sollte uns in New York vom Hafen abholen, aber er war nicht da. Mein Schwiegervater hatte mir das Geld, das ich Jahre zuvor in seine Pelzhandlung gesteckt hatte, nach New York überwiesen. Als ich aus dem Militär entlassen wurde, bekam ich eine Abfertigung von 8000 Dollar, was sehr viel Geld war, und dieses Geld steckte im Geschäft meines Schwiegervaters. Diese 8000 Dollar hatte mein Schwiegervater nach New York überwiesen. Aber als wir ankamen, hatten wir kein amerikanisches Geld. Wir standen mit unseren drei Kindern ganz allein da und mein Sohn Ralph sah einen Kaugummiautomaten und sagte zu mir: 'Papa, zieh mir einen Kaugummi aus dem Automaten.' Ich sagte ihm, ich hätte kein amerikanisches Geld und er sagte: 'Aber Papa, du brauchst kein Geld, da steht: One cent.'

Es war sehr kalt und um auf den Onkel Max zu warten, wollte ich für uns einen Aufenthaltsraum suchen. Man sagte, es gäbe keinen, aber dort sei ein 'restroom'[engl. Toilette]. Ich sagte zu meiner Frau und zu den Kindern: 'Kommt, da ist der Aufenthaltsraum.' Ich dachte, ein 'restroom' sei ein Aufenthaltsraum und dann öffnete ich die Tür und wir standen vor den Toiletten. Wir besuchten später auch die Tante Anna und sie zeigte uns ihre Wohnung und sagte: 'Hier ist ein closet [engl. Wandschrank], und hier ist ein closet, und hier ist ein closet, und hier ist ein closet!' Und ich dachte: Wozu braucht die so viele Klosetts?

Nach einer Woche New York flogen wir nach Los Angeles, da lebte die Francis, eine Cousine meiner Frau. Nachdem ich die 8000 Dollar bekommen hatte, steckte ich die Hälfte in eine Firma, aber mein angeblicher Kompagnon war ein Betrüger und ich verlor fast alles. Diese Firma arbeitete mit Metallabfall und dadurch hatte ich Kontakte zu anderen Firmen, und eine Firma bot mir einen Job an. Ich war sehr froh darüber, denn sonst wäre ich arbeitslos gewesen. Und wie es der Teufel so will - nie war ich krank - aber nach zwei Monaten wurde ich plötzlich krank und musste ins Krankenhaus. Ich war sehr unruhig und wollte schnell zurück zu meiner Arbeit, denn in Amerika konnte und kann man sehr schnell entlassen werden. Danach musste ich noch zweimal ins Krankenhaus, aber es war wie ein Wunder, der Chef der Firma verhielt sich mir gegenüber sehr anständig, und ich behielt meinen Job. Er schätzte mich und meine Arbeit und vertraute mir sogar die Aufgabe an, über das Personal in meiner Abteilung selbst zu entscheiden. Leider starb der junge Boss, und es kam ein neuer Manager, der weniger vom Metall verstand als ich und das auch wusste und mir Unannehmlichkeiten bereitete.

Inzwischen hatten wir ein sehr schönes Haus mit Swimmingpool, unsere Kinder besuchten die Schule, wir gingen regelmäßig in die Synagoge, unsere Kinder hatten Religionsunterricht und wir feierten alle jüdischen Feiertage. Wir hatten uns in Amerika eingerichtet und es ging uns gut.

Mein Bruder war zuerst mit einer Indianerin verheiratet, wurde geschieden, heiratete noch einmal und wurde wieder geschieden. Er lebt in Los Angeles, hat drei Kinder, zwei Söhne namens Dany und John und eine Tochter namens Naomi. Beide Söhne und die Tochter sind Ärzte.

Wien

Nach elf Jahren in Los Angeles, im Jahre 1963, bat mich mein Schwiegervater, nach Wien zurück zu kommen, da er schon alt und krank wäre. Also packten wir unsere Sachen zusammen und kamen wieder nach Wien. Da ich vor dem Holocaust in Wien keine schlechten Erfahrungen hatte, wenig Antisemitismus erlebt hatte, ging ich ohne Vorbehalte nach Wien zurück und ich habe es nicht bereut, zurückgekommen zu sein. Meine Schwiegereltern arbeiteten noch beide im Geschäft, und auch ich begann wieder in der Fellhandlung zu arbeiteten. Ich arbeitete mich schnell ein und wurde ein guter Fellhändler.

Unser Sohn Ralph hatte in Kalifornien bereits seinen 'primary' gemacht und war auf der UCLA [Universität in Los Angeles] angenommen worden. Das war eine großartige Leistung, da auf eintausend Bewerber einhundert Studienplätze kamen. Als er in Wien seine Immatrikulation zeigte, wurde ihm gesagt, er müsse hier erst einmal seine Matura machen, um studieren zu dürfen. Das wären für ihn zwei verschenkte Jahre gewesen, und so ging er zurück nach Los Angeles, studierte Medizin und wurde Arzt. Er heiratete Marcia und bekam zwei Kinder, David und Deborah.

Unsere Zwillinge waren bei der Rückkehr nach Wien 13 Jahre alt, und Eva, unsere Tochter sagte, sie werde in Wien die Schule beenden und danach sofort wieder nach Amerika zurückkehren. Sie machte in Wien ihre Matura und fuhr zurück nach Los Angeles, studierte Politikwissenschaft, heiratete, bekam drei Kinder - Lisa, Mike und David - ist seit 25 Jahren geschieden und arbeitet auf der University of Judaism in Los Angeles. Sie ist sehr beliebt, anerkannt und tüchtig.

Unser Sohn Robert beschloss, nachdem er einige Semester an der Universität in Wien Medizin studiert hatte und einen abgeschnittenen Arm sezieren sollte, in das Familiengeschäft einzusteigen. Er heiratete Judith Hacker, die Tochter von Ivan Hacker, der von 1982 bis 1987 Präsident der israelitischen Kultusgemeinde in Wien war. Sie haben drei Kinder: Sandra, Linda und Marc.

Meine Schwestern Edith und Cilli hatten in Wien an der Universität begonnen, Medizin zu studieren und arbeiteten während der Emigration in Cleveland als Laborantinnen. Edith heiratete Robert Herzlinger und Cilli heiratete Walter Lauber. Cilli bekam zwei Kinder, Eileen Egerer, geborene Lauber und Steven Lauber und Edith bekam auch zwei Kinder, Hans Herzlinger und Kitty Karner, geborene Herzlinger. Sie kehrten im Jahre 1950 nach Wien zurück. In Amerika waren meine Schwestern und ihre Ehemänner Mitglieder der Organisation 'Free Austrian Movement' 17.

Da unser Sohn Ralph in Amerika studierte, flogen wir mehrerer Male im Jahr nach Los Angeles, wo auch meine Mutter lebte, und eines Tages sagte sie: ,Ich komme mit euch nach Wien.' Das ging dann alles innerhalb weniger Tage, sie flog mit dem Ticket meiner Frau, nachdem sie ihren Pass, der abgelaufen war, erst einmal verlängern lassen musste, nach Zürich und von Zürich nach Wien.

Meine Mutter wollte ihren Lebensabend in Israel verbringen, lebte noch einige Jahre in Wien und verbrachte die letzten zehn Jahre ihres Lebens sehr glücklich in einem frommen Elternheim in Jerusalem. In dieser Zeit, als meine Mutter in Jerusalem lebte, fuhren meine Frau und ich sie jedes Jahr drei bis viermal besuchen. Meine Mutter starb im Februar 1985 in Israel. Ich fahre regelmäßig nach Israel und besuche ihr Grab.

Ich bin der einzige Nachkomme der Familie Uri, der mit seiner Familie ein religiöses und traditionelles Leben lebt. Die Kinder meiner Schwestern wurden nicht religiös erzogen, aber der Enkelsohn meiner Schwester Cilli - er ist 15 Jahre alt - holt jetzt bei Or Chadash [Jüdische Reformgemeinde] seine Bar Mitzwa nach. Es wird eine große Feier geben und ich werde selbstverständlich dabei sein. Or Chadasch ist nicht mein Geschmack, aber es ist vielleicht doch gut für Juden, die sonst nichts mehr mit Traditionen und Religion zu tun hätten. Or Chadasch fängt einen Teil dieser Leute auf, und das ist sehr wichtig.

Ich bin Präsident des Tempelvorstandes im Stadttempel in der Seitenstättengasse, ich bin Vizepräsident von Chewra Kadisha, ich bin Vizepräsident von Keren Hajesod, und ich bin Kassierer im Elternheim. Außerdem bin ich verantwortlich für das Morgenminjen und das ist leider sehr schwer: zu einem Minjen gehören zehn Leuten, und ich muss vier Leute bezahlen, damit sie kommen. Die Kultusgemeinde gibt mir kein Geld und ich muss sehen, wo ich das Geld auftreiben kann. Es ist traurig, dass überhaupt kein Minjen da ist, aber so ist das Leben. Ich bin also sehr stark mit der Kultusgemeinde beschäftigt. Das mache ich nicht erst seit ich in Pension gegangen bin, sondern schon sehr lange. Ich würde mich gern etwas zurückziehen, aber man lässt mich nicht.

Mein Großvater war sehr orthodox und in der Betstube, in der mein Großvater betete waren alle sehr orthodox, und ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihnen. Aber jetzt, muss ich ehrlich sagen, kommen viele Orthodoxe nach Wien, und sie gehen mir auf die Nerven. Ich weiß nicht, woher sie kommen, vielleicht aus Israel oder aus Amerika. Im 2. Bezirk begegnet man ihnen, sie gehen mit Stramlach und mit weißen Socken. Besonders die mit den weißen Socken mag ich nicht, weil sie den Staat Israel nicht anerkennen. Einmal traf ich einen am Samstag - als Tempelvorstand bin ich jeden Samstagmorgen im Tempel - ich kannte ihn nicht und sagte: 'Gut Schabbes!' und was man noch so sagt. Da fragte er mich: 'Wo beten Sie?' Ich antwortete: ,Hier, im Stadttempel.' Er entsetzt: 'Hier beten Sie?' Ich: ,Ja, hier!' Er: 'Da können Sie ja gleich in die Stephanskirche gehen!'

Zum 60. Hochzeitstag im Jahre 2001 ließ ich in Jerusalem eine Torah schreiben, speziell für mich und meine Frau. In dem Spital Shaarej Zedek, in dem mein Onkel Alexander als Buchhalter 60 Jahre arbeitete, gab es einen sehr guten Direktor, der diese Arbeit überwachte. In Wien gab es dann eine große Feier, die am Hohen Markt begann. Wir gingen mit Musik und Tanz durch die Judengasse in die Seitenstättengasse zum Tempel. Und jetzt steht unsere Torah im Tempel und auf der Torah steht: 'Diese Torahrolle wurde zum 60. Hochzeitstag für Max und Fritzi Uri geschrieben, getraut am 7. Dezember 1941.'

Glossar

1 Kibbutz [Pl

: Kibbutzim]: landwirtschaftliche Kollektivsiedlung in Palästina, bzw. Israel, die auf genossenschaftlichem Eigentum und gemeinschaftlicher Arbeit beruht.

2 Haschomer Hatzair [hebr

: 'Der junge Wächter']: Erste Zionistische Jugendorganisation, entstand 1916 in Wien durch den Zusammenschluss von zwei jüdischen Jugendverbänden. Hauptziel war die Auswanderung nach Palästina und die Gründung von Kibbutzim. Aus den in Palästina aktiven Gruppen entstand 1936 die Sozialistische Liga, die sich 1948 mit der Achdut Haawoda zur Mapam [Vereinigte Arbeiterpartei] zusammenschloss.

3 Kaiserjäger

Elitetruppe des k.u.k. Heeres. Im 1.Weltkrieg 1914/15 Einsatz in Galizien, dann an der Front gegen Italien.

4 Deutschmeister

Volkstümlicher Name für das ehemalige k.u.k. Wiener Hausregiment, das Infanterieregiment 'Hoch- und Deutschmeister'.

5 Hora ist der verbreiteste Volkstanz der Juden in Israel; stammt vom rumänischen Hora ab

6 Aleph Beth

Das Hebräische Alphabet [ABC].

7 Hakoah Wien ist ein 1909 gegründeter jüdischer Sportverein

Der Name ist hebräisch und bedeutet 'Kraft'. Bekannt wurde vor allem die Fußballmannschaft [gewann 1925 die österreichischer Meisterschaft]; der Verein brachte auch Ringer, Schwimmer und Wasserballer hervor, die internationale und olympische Titel für Österreich errangen. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich wurden die Spielstätten beschlagnahmt und der Verein 1941 verboten.

8 k

u.k. Armee: Die Abkürzung k.u.k steht für 'kaiserlich und königlich' und ist die allgemein übliche Bezeichnung der Armee Österreich-Ungarns, die ein Konglomerat aus verschiedenen Nationen, Waffengattungen und Interessen war.

9 Pogromnacht

Pogrom in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938. Aufgrund der zahllosen zertrümmerten Fensterscheiben ging diese Nacht als "Kristallnacht" in die Geschichte ein. Die propagandistische Presse jener Zeit bezeichnete den Pogrom als "Antwort" auf das Attentat des 17jährigen Herschel Grynszpans auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November in Paris. Im Laufe des "Kristallnacht" wurden bei angeblich "spontanen" Kundgebungen 91 Juden ermordet und fast alle Synagogen sowie über 7000 jüdische Geschäfte im Deutschen Reich zerstört und geplündert, Juden in ihren Wohnungen überfallen, gedemütigt, verhaftet oder ermordet.

10 Kindertransport

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs rief die britische Regierung eine Rettungsaktion ins Leben, um Kinder vor dem Nazi- Terror zu bewahren. Zehntausend größtenteils jüdische Kinder aus deutsch besetzten Gebieten wurden nach Großbritannien gebracht und von britischen Pflegeeltern aufgenommen.

11 Kielce

polnische Stadt rund 100 km nordöstlich von Krakow. Im Februar 1941 wurden 1004 Wiener Juden in das Ghetto von Kielce deportiert. Ende 1941 lebten ca. 27.000 Juden im Ghetto. Zwischen dem 20. und 24. August 1942 wurde das Ghetto liquidiert. Von den 1.004 deportierten Wiener Juden überlebten 18. 'Pogrom von Kielce': Im Juli 1946 attackierte lokaler Mob jüdische Holocaust-Überlebende. Das Ergebnis waren 42 Tote und Dutzende Verletzte.

12 Reichsfluchtsteuer

eine 1931 von der Weimarer Republik erlassene Steuer mit dem Zweck, die Kapitalflucht einzudämmen. Ab 1933 wurde die Reichsfluchtsteuer zur 'Menschenfluchtsteuer', die sich in erster Linie gegen Juden richtete und ein Teil der Ausplünderungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten war.

13 Gurs

französische Ortschaft am Rande der Pyrenäen, rund 75 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt. Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wurde in Gurs ein Internierungslager für deutsche Staatsbürger, Bürger anderer Staaten und Juden eingerichtet. Im Lager waren bis zu 30.000 Menschen interniert. 1942 und 1943 wurden aus Gurs 6.000 Menschen in Vernichtungslager in Polen deportiert.

14 Affidavit

Im anglo-amerikanischen Recht eine schriftliche eidesstattliche Erklärung zur Untermauerung einer Tatsachenbehauptung. Die Einwanderungsbehörden der USA verlangen die Beibringung von Affidavits, durch die sich Verwandte oder Bekannte verpflichten, notfalls für den Unterhalt des Immigranten aufzukommen.

15 Hagana [hebr

'Verteidigung]: 1920 gegründete zionistische Militärorganisation in Palästina während des britischen Mandats [1920- 1948], die Juden vor arabischen Überfällen schützen sollte. Die Hagana unterstand der Histadrut [Gewerkschaft]. Sie wurde so zum Vorläufer der israelischen Armee, in der sie nach der Staatsgründung aufging.

16 'displaced persons'

Als 'displaced persons' galten Menschen, die in Folge des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat geflohen, verschleppt oder vertrieben worden waren, z. B. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Konzentrationslagerhäftlinge und Osteuropäer, die vor der sowjetischen Armee geflüchtet waren.

17 Free Austrian Movement [Freie Österreichische Bewegung]

Erste repräsentative politische Vertretung der Exil-Österreicher in Großbritannien; im November 1941 gegründet. Als Dachorganisation von 37 Vereinigungen wirkte das von Kommunisten dominierte Movement bis Kriegsende als politische Gesamtvertretung. Wichtigste Aufgabe war die Organisierung des militärischen und zivilen Einsatzes der österreichischen Flüchtlinge gegen Nazi-Deutschland.

Hannah Fischer

Hannah Fischer
Vienna
Austria
Date of Interview: July 2004
Name of Interviewer: Tanja Eckstein

Dr. Hanna Fischer is a woman that pursues her life’s goals with great energy. She and her twin brother Rafael Erwin grew up in a very unusual family. Their father was a rabbi and their mother a journalist with close ties to the Communist Party.

That had as much of an affect on her as her two-year nursery school education with Anna Freud, Sigmund Freud’s daughter, during her years as an emigrant in London. For her, the children were always the most important.

Despite studying medicine in Vienna very late, despite her high awards – in 2003 she received the Otto Glöckel Medal from the city of Vienna – she never forgot the children.

From 1986 until 2002 she took on, on a voluntary basis and with great engagement, the pedagogical direction of an aid project that aims to provide nursery school training to Sahrawi women. 

  • My Family History

Several years ago my brother and I went to the city and national archives in Bratislava, located in the old town next to city hall and the Jewish museum.  The archive was very impressive. The books of birth, marriage, and death certificates are so large that they need to be brought to the tables on rolling carts. We were looking for our ancestors and found names and dates.

My grandparents on my father’s side were named Wilhelm and Fanny Fischer. They were married on 27 November 1881 in Bratislava. My grandmother was born in Bratislava in 1853. Her parents were Philipp and Katharina Kärpel, née Lampel. My grandfather was born in Waag-Neustadt [Nove Mesto nad Vahom, today Slovakia] in 1847.

He was a private instructor and the son of Sara and Latzko Fischer, who owned a locksmith’s shop. I assume my grandparents were very religious, since they pushed their son, my father, to become a rabbi. Something happened. I have never met them and my father never spoke of them. It might have something to do with the fact that my father would have rather become a gardener than a rabbi.

My grandparents had three children: Paula, Bela Max – my father, and Sigmund.

Aunt Paula was married to Heinrich Mandl. At some point during my childhood they left Bratislava for Vienna. I think my brother and I were already nine or ten years old, because I remember our mother showing us the way to their apartment and then we often went there by ourselves.

They lived in the first district near Fleischmarkt, where Uncle Heinrich was the caretaker. It was a beautiful old middle-class house; I think it was number 14 or 16. Uncle Heinrich once said he wanted to show us something and led us through the iron door to the cellar.

We walked down a lot of steps – there were numerous passageways that were braced but still intact. I would say it was at least six floors, which, as Uncle explained to us, led to St. Stephen’s Cathedral. Aunt Paula was very fond of children and would always cook for us. Uncle Heinrich and Aunt Paula often went with us to The Prater [a large public park in Vienna] on Sundays. Since they had no children of their own, we surely enriched their lives.

In 1939 they fled to America and lived first in New York, in Brooklyn. I don’t know how they fared in America. My mother and Aunt Paula still exchanged letters after the war. I don’t know when they died. I was no longer in touch with them. But they did later relocate to Miami.

Uncle Sigmund was born in 1889. He lived in Bratislava. His wife was called Lea and they had three daughters: Fanny, Aranka, and Lida. The entire family – that I never once saw – was deported to the ghetto in Opole [Poland] in 1941 and murdered.

My father, Max Bela, was born in Bratislava on 26 June 1883 and circumcised seven days later; that comes from a document. He finished rabbinical studies in Bratislava. He served in the Austro-Hungarian Army from 1914-1918. In a document from 25 December 1923 to the director of the Jewish Community, he wrote: “In 1914 I volunteered for pastoral services in the Vienna military commando and was assigned to the pastoral care of the Red Cross’ sanatoriums, which also included Community Reserve Hospital 8 [Rothschild Hospital].

Considering that I was also available to the Jewish Community at all times as deputy to the hospital spiritual director, Leon Smolensky, Vice President Dr. Gustav Kohn S.A. ordered that I be paid an ex-presidential fund of 100 krone per month for this service.

I was lauded multiple times by the military commando for my self-sacrificing work for the war, and for my outstanding contribution to military medical care, I was awarded with the war decoration the Red Cross Badge of Honour, Class II at face value…”

My grandparent’s on my mother’s side – Daniel and Mina Treu – lived in Hagen, a city in Germany close to Cologne. I never knew my grandfather. I know that the family was one of teachers and rabbis. However, grandfather was a merchant and owned a shop. I assume he died relatively early.

Grandmother Mina Treu was born in 1861 and spent the last months of her life with us in Vienna. She was very sick, but I didn’t witness much of that. She died on 23 July 1932 in the Rothschild Hospital in the 18th district. I was seven years old. Apparently she died of cancer – many in this family die of cancer. She was buried in the Central Cemetery and I was allowed to attend her funeral. That was my first encounter with death: suddenly Grandmother was gone.

My mother, Luise, had three siblings: Frieda, Else, and Max.

Frieda was born in 1897 and was married to Bolek Goldreich. They had two children, Daniel and Martin Rafael. The family moved to Palestine in 1933, after Hitler’s accession to power. Frieda died in Palestine in 1937.

Else was married to Siegmund Samuel Goldreich. She had already passed away in 1929 in Germany. Samuel and the three children – who in Israel are called Abraham Na’aman, Schlomo Hans Na’amam, and Dr. Dor Na’amam – left Germany shorty after Hitler was named chancellor, and immigrated to Palestine.

Max Treu was married to Ida Rosenfeld. They had two children: Lutz and Marianne. They also immigrated to Palestine after Hitler’s takeover of power.

In 1994 my brother an I met a lot of relatives in Israel, including Joschi Zur, one of my mother’s cousins – I think a second cousin – who had undertaken a research project on my mother’s family and compiled an entire book. The book is on the Treu and Steinweg families. There were a lot of weddings amongst the Treus and Steinwegs. Most of the people in this family immigrated to Palestine before the Second World War or sent their children to Palestine.

My mother Lusie was born on 21 March 1889 in Hagen.

My parents met in 1923 at the 13th Zionist Congress in Karlsbad. My mother was attending the conference as a journalist and my father as a rabbi from the Vienna Jewish Community, who was responsible for religious welfare in many of Vienna’s hospitals.

My mother was already 34 years old, an employed woman who had already been working for considerable time as a journalist.  She was a very emancipated woman, lived in the region around Essen, so in Hagen, Drove, or even in Essen -  I don’t know where exactly.

She had received a college education and then completed an apprenticeship, learned stenography and typing, and afterwards became a journalist. She worked in the Rhineland and wrote mainly political articles for newspapers. At one point I saw one of my mother’s certificates. Unfortunately I don’t remember where that was.

After my parents met at the congress, my mother came to Vienna and they were married on 12 November 1924.

  • My Childhood

My brother Rafael Erwin and I were born on 27 September 1925. My mother was a petite but strong woman. For nine months she had two children in her stomach who were normal weight at birth. That was a sensation! We were delivered by cesarean section in the 19th district, at the children’s clinic in Glanzing.

My brother weighed three and a half kilos and I weight three and a quarter kilos. Today it’s still rare to give birth to normal-weight twins. The scar on my mother’s stomach never fully healed; we were thus always present for her. We were a pair of siblings that was hard to miss.

At first we lived in an apartment from the Vienna Jewish Community on Jagdschloss-Gasse, which I no longer remember. My father was given this apartment due to his religious welfare work in the hospital for the city of Vienna. There he looked after the Jewish patients and set up holiday and Shabbat services.

We then needed to move out of the apartment, because my father and the famous city councilor Tandler had a big argument. I don’t know what it was about, but I can imagine that my father could be somewhat persistent when he thought he was right – I inherited this quality from him. We were evicted and moved into another apartment, which was also in the 13th district, on Briaghi-Gasse. The apartment had two rooms, a kitchen, and a large vestibule.

There was no bathroom and the toilet – an outhouse – was in the hall. The famous bassena [a public fountain typical for old Viennese apartment houses] was also located in the hall, but later water was connected to the apartment. For the conditions back then it was a good middle-class apartment, and we lived in an area that was great for children, since there was a garden we could use, which was an absolute privilege.

However, my earliest memories are not of Vienna, but of Germany. I don’t know why, but my mother left my father when we were still very young. We lived in a small children’s home and my mother visited us on the weekend. She needed to work to earn money.

They children’s home was on the edge of a forest and I can remember the sandbox we used to play in. I also remember a living room and a good-looking man in a purple suit who visited us. I’ve never forgotten this purple suit and later my mother even knew who the owner of the suit was, namely a distant relative.

Apart from that I can’t remember Germany and the journey there and then back again two or three years later. In Vienna my brother and I were in a Kinderfreunde preschool for a period of time, which was close to our apartment. It was either a children’s group or else a proper preschool, but it wasn’t a public one.

Across from our apartment there was a very large property from the Jewish Community, which my father managed. The only other Jewish family in our neighborhood lived in a small house on the property. They had two children: Sara – who was already a teenager and wasn’t interested in us – and Numek. He was our age and we were good friends. The family fled to America after the German invasion in March 1938, and when Numek visits Vienna, he always pays me a visit.

There was a fairly old house with a garden on the property. Ever since we were little we had to pick weeds there. We didn’t care too much for that, but we had a large lawn with a small slope and trees to climb. That was paradise. The entire terrain belonged to Nunek and us. In the summer Jewish children came from the 2nd and 20th districts to relax.

On Saturdays during our grade school years my brother and I always walked – it was a long march – to the temple on Eitelberger-Gasse. The temple was destroyed during the pogrom [Kristallnacht] in November 1938. Today there is a memorial plaque.

We had a kosher household; my mother separated milk and meat products. Because of my father it couldn’t have been any other way. Ever since he was little my brother didn’t adhere to it. He readily ate ham whenever he was visiting somewhere.

I didn’t do this and even today don’t especially like eating ham. We also observed Shabbat. My mother would light the candles, but this didn’t occur as something so strictly religious. Friday evening and Saturday were the only days of the week when we had meat.

Our father brought the meat “from the city,” meaning Vienna’s inner districts. He didn’t have guests. My father looked after the Jewish patients in the hospitals, even on Shabbat and the high holidays. Especially for Passover my mother would set up a canteen kitchen in the old house, which my parents used to provide patients with kosher food.

My brother and I always had to help, even with carrying the food. There was a Jewish old age home on Lainzer-Strasse that was located under the train. I remember my father would set up Passover evenings for the old people there. I can remember the matzo and a lot of other things.

My mother had a housekeeper who cleaned and cooked. We didn’t have a nursemaid; we were self-sufficient from a very young age.

We had a very lovely childhood with a lot of freedom. We were seldom at home. We would hang onto the horse-drawn carriages that transported large blocks of ice for the old iceboxes until the driver chased us away with the whip. We would scramble up the wall at the Lainzer zoo, which was broken back then, and jump into the park.

There was a cinema on Waldvogel-Gasse, which was about ten minutes from our house. We would also go around ringing strangers’ doorbells. We would either ask stupid questions or else run away.

My brother and I also ready a lot of books. They were often books for adults, like “The Tunnel” by Bernhard Kellermann. That’s a novel dealing with social problems, among other things. We had books by Lion Feuchtwanger and Egon Erwin Kisch, and also by Erich Kästner, like “Emil and the Detectives,” Mark Twain, and Karl May. 

  • My School Years

Our elementary school was on Speisinger-Strasse. It was the school closest to our apartment. My brother wrote poorly, he had a “heavy hand.” In the first grade the teacher always pestered him horribly. I gave it a lot of a thought and I think that his situation in the first grade was the deciding factor in his dislike of school and everything related to it throughout his school years, even though he was very intelligent.

In the second grade the teacher decided she didn’t want any “Jew children” in her class and we were transferred to the elementary school on Lainzer-Strasse, which was lucky because our teacher there was excellent. Together with Nunek we were the only Jewish children in the new grade school.

We were a very normal pair of siblings. My brother was naturally stronger than me and would often hit me, and I would then seek revenge by other means. As long as we were both on one class, meaning in grade school, he would copy the assignments from me, if he even did them.

Of course if we were fighting I wouldn’t let him. On one Sunday we were supposed to go to Aunt Paula and Uncle Heinrich’s and go with them to the Prater. Our mother, who wanted to be sure that Rafael finished his homework beforehand, said we could only go when we finished our assignments. The result was that Rafael went with Aunt and Uncle to the Prater and I stayed at home: I had taken my mother’s word seriously and there was something I hadn’t done yet.

I was a star pupil and Rafael just did enough to not get left back. My father was very nice to us, but he found it terrible that his daughter and not his son was the successful one, since his demands on his son were higher than on his daughter.

He was abysmally conservative – in contrast to my mother. My mother was the one who primarily dealt with us and even wrote stories for us, like about the Gracchus Brothers; those were very advanced Roman senators at the time of the slave revolt. 

I grew up in a non-Jewish neighborhood. That might be why the anti-Semitism was especially noticeable. We had a lot of fun back then, but were, of course, confronted with anti-Semitism ever since we were young. But we defended ourselves.

My brother was good with his fists – very respected for his punch – and when necessary I’d throw myself into the fray.  I feel that “defend yourself” – following the expression, “that which doesn’t kill me, makes me stronger” – leads to the acquisition of powers of self-assertion for life.

We didn’t find the Jew-baiting especially bad, because it had been part of our lives from the start. People were often taunting us with sayings like “Jud, Jud, spuck in Hut, sag der Mutter, das war gut” [Jew, Jew, spit in the hat, tell your mother it was good]. We also had good friends that stood by us, but there were a lot of Nazi families in the area. For example, the owners of the house, the Schindler family, were illegal Nazis.

The husband, an architect, had died, and Mrs. Schindler had three sons and a daughter. The daughter was already married, Hermann, the youngest son, was our age. If he couldn’t find anyone better, he would play with us. But whenever he played with others that cursed at us, he’d curse at us along with them. He came back from Russia with a shot to the head, and then went under with alcohol.

The eldest son was an illegal Nazi. He had studied medicine, was a doctor, and never returned from the war. Max, the middle son, was 16 years old back then and also an illegal Nazi, and after the German invasion in 1938, immediately turned up in an SA uniform – on the first day already.

In 1988 I was to write an article about my childhood in Vienna for the Pedagogical Institute. I went to the house on Biraghi-Gasse. I wanted to channel the atmosphere from back then. Max was still living in his parents’ apartment. He was friendly to me and seemed to enjoy seeing me. “How are you?

I can still remember your mother very clearly; she was always diligently clattering at the typewriter, and your father, he would go into the garden mornings at sunrise. Such industrious, decent people they were!” I became nauseous.

Then he complained to me how bad things were for him. Then he asked what I was doing. I told him that I was the director of College for Nursery Education in Florisdorf. “I always knew there were plenty of competent people in this Jewish family.

What is your brother doing?” I told him my brother was the director of a technical company in North America. “Well,” he said, “the Jews really are going places, then.” I didn’t say anything and just let him speak. When I said my goodbyes, I thought, “serves him right,” even though he really was a poor fellow.

In 1934 I had a series of throat infections and the doctor at the children’s clinic in Glanzig sent me to convalescence.  My mother had been in medical contact with the clinic since our birth; they looked after us. Glanzig had a convalescence home in Rimini in Italy.

The home had a very authoritarian structure. There were a lot of Nazi children from our social class there on convalescence, and three girls enjoyed pestering me, the Jew girl. For example, we were only allowed outdoors wearing a hat, and they always hid my hat so that I constantly had problems with the personnel who had no idea what was taking place.

One evening, after lights-out, I crept into the bed of a girl I was friends with. A nurse caught me in the act and said, in front of everyone, “now you’re going into the attic with the bats.” Because I was familiar with bats from where I’d been in Lainz, I wasn’t sacred; I knew that they didn’t to anything.

I spent that night in the hospital room and in the morning the others wondered why I was so cheerful. I told them firstly, I wasn’t afraid of bats, and secondly, I had had a good night in the hospital room. From that moment forward I was the hero of the group. That also won over the three anti-Semites, since they saw that what they had learned about the Jews wasn’t true.

My friend Elfi lived in a villa on Biraghi-Gasse. When Hitler came her parents forbade her to communicate with me, but we kept seeing each other in secret. Then Elfi had other friends, but her parents didn’t like them at all. After the war Elfi told me that her mother had said, “I would much prefer the Jew them over them!” But then the “Jew girl” was no longer available!

My father was a handsome man with thick, black hair. For as long as I knew him – that was until he was 58 – he had a full head of black hair. People said that his hair was white upon his release after a year of imprisonment in Dachau.

He only wore “pious clothes” when he was working, otherwise you couldn’t tell he was a rabbi. He definitely wasn’t an orthodox rabbi; otherwise he would never have tolerated my mother’s independence. An orthodox man would have never allowed that. Of course my father prayed daily, but I rarely saw him do it.

We had a very different rhythm from my father. He would wake up at 4 in the morning, then go over to the garden and work there until he left for work. When he came back from work he would undress, eat, and go back to the garden. I don’t know how he did that in winter.

My father was always in charge of our pocket money. We would save our allowance, but I don’t remember what for. Once he came home, beaming. With my pocket money he had bought a rosebush and with Rafael’s, a currant bush. We were eight years old and you can imagine how delighted we were not to have any more pocket money, but that we were instead the owners of rose and currant bushes. That was my father! He wasn’t political, but if he had been, he would have been a monarchist. He was a conservative man and held beliefs that fit the 19th century.

My parents never went on vacation. But my mother was in Palestine in 1937 because her sister Frieda was very sick and died that same year. She spoke a lot back then about the conflict between the Palestinians and the Jews. She gave me the impression that the English had actually instigated the Israeli-Palestinian conflict, since the Jews had lived relatively peaceably with the Arabs and Christians for a long time.

There was none of this horrible hostility under the Turkish rule. The Brits had allied themselves with the Arabs and then with the Jews – and that’s how things escalated. That was my mother’s opinion and that’s what she reported on after her first trip to Palestine. My mother wasn’t a Zionist, that wouldn’t have fit in with her political views, but she sympathized with a Jewish state in Palestine.

My mother continued to work as a freelance journalist after my parents’ divorce. She was very politically active; she was a Communist. She had written, for example, an almost prophetical article about the National Socialists and their combat in the newspaper “Die Warhheit,” which was a Communist newspaper back then.

After 1933 she published a hectograph magazine called “Die Rote Dreizehn” [The Red Thirteen]. There are two ore three editions of the paper in the documents archive of the Austrian Resistance. In it my mother wrote about political topics. The conflicts between, on the one hand, the Social Democrats and the Republikanischer Schutzbund [Republican Protection League] and, on the other hand, the Christian Social Party and the Heimwehr [Home Guard] lead to a civil war in February 1934.

The revolt failed, among other reasons, because the general strike called for by the Social Democratic Party had not been carried through completely. The result was many dead and wounded on both sides. Some of the leaders of the revolt were executed. The relatives of those imprisoned were often left without an income and the tellers at the magazine “Die Rote Dreizehn” collected for the families of the imprisoned reds.

There was, for example, a very interesting article on Mrs. Münichreiter. Münichreiter was one of the leaders of the revolt and was shot and brought, badly injured, on a gurney to the execution. There is a street in the 13th district named after him. There is also an article from my mother in which she reports on how one of the leading ladies of the Christian Welfare came to Mrs. Münichreiter and suggested she go to the church and ask for help. And Mrs. Münichreiter gave this lady a piece of her mind. My mother wrote this story very descriptively.

On 12 February 1924 we were sent home early from school, because the clashes had begun. At home we climbed a walnut tree in the garden across from the property and observed the fighting in the city.

In 1935 our home was raided. They swept the house from top to bottom and from bottom to top and arrested my mother because she had worked for the “Rote Hilfe” – those were Communists and Social Democrats that were forbidden in Austria in 1934. There was trial and the penalty was originally three months in prison.

But then a hunger strike broke out in the “Liesl” – that’s what the Viennese called the police prison in the Rossauer Barracks where my mother was sitting out her sentence. They wrongly took my mother for a ringleader and she had two stay in prison for three more months. My father visited her and didn’t reproach her. That was very big of him. Our housemaid took care of us during those six months.

After grade school, in 1935, we took our entrance exams for high school at Schuhmeier-Platz in the 16th district. You had to take an entrance exam in those days. I passed the exam with a “very good” and my brother didn’t pass. But I was turned away because of a supposed lack of places.

Those were the Dollfuss years and there were very obviously anti-Semitic. My father then said to me, “Well, then you’re going to the Chajes High School.” That was the Jewish high school on Staudinger-Gasse in the 20th district. I cried my eyes out, since I didn’t want to go to the orthodox people. I imagined it was just full of religious people with peyes [sidelocks] walking around.

To this my father said, “Good, then you’ll go to the lower secondary school [Realschule].” I didn’t want that either, but I did want to study.

Since my father was an employee of the Jewish Community, it wasn’t a problem to enroll me into the Chajes High School. I think I was the 39th student in my class. I was very happy at this school for three years.

At the Chajes School, boys and girls were taught together. We were a very good class community, had two representatives – a boy and a girl as an assistant. For two years I was voted assistant to the class speaker. The director, Viktor Kellner, was authoritarian and, because of this, not very popular.

But the teachers were wonderful, and, in part, very progressively and socially-minded. Jewish teachers, who experienced anti-Semitism in the middle schools, rejoiced when they were allowed to teach at the Chajes High School, meaning the school could really chose their teachers. Our teachers were exceptional experts and not all orthodox, as I had assumed. There were orthodox students and the religion teachers, who were orthodox.

By and large it was a normal school, except for the fact that we had Saturdays free and had to go to school on Sunday. That was very unpleasant for me, of course. Every day I made the long journey from the 13th to the 20th district. We had an hour of Hebrew every day.

Because of this additional Hebrew lesson we had class until 2PM and then also twice a week in the afternoons. On those days I got lunch money from my parents. I would only buy a dry roll with it and spend the rest on ice cream and books. When I had class in the afternoon I had a break, during which time I just prowled around, since it would have taken too long to go home. I was the only one in the class living so far away.

The Scheer family lived near the school, on Klosterneuburger-Strasse. Esther Scheer was one of my mother’s political consorts and was with her in prison. Her husband was a photographer, an artist, and artistically retouched his photographs. They had a daughter who was a bit younger than me.

I often went to the Scheer’s when I had class in the afternoon. They were very nice to me and also gave me something to eat. The Scheer family immigrated to America in time, then came back to Vienna after the war and opened a business at Holland-Strasse 6. The parents died in the 1950s and the daughter took over the shop. Then she married a foreigner before I lost touch with her.

I had the reputation of being a good student, so the Hebrew teacher noticed during the first semester that I couldn’t do anything. I got the only failing grade of my life. That at least motivated me to study sporadically. We translated the “Chumash” [Pentateuch], which I also found interesting. But I never was able to get my grade past a 2 [good].

Dr. Stella Klein-Löw [later a SPÖ member to the National Council] was my Latin teacher. Her niece, Lydia, was in my class and whose case was similar to my brother’s.  She wasn’t a good learner and was always threatened with failure. Lydia became my friend and Dr. Klein-Löw asked me to study with Lydia. Lydia improved and then really pulled through.

Dr. Klein-Löw was a wonderful teacher. For example, the class clown wrote with chalk on the lectern chair. She came into the classroom, saw it, took her tissue and wiped off the seat, showed off the tissue and said, “Look, I almost got all of that on my skirt, then I would have had to get my skirt cleaned. Is that what you wanted?” That was a great way of showing us that it wasn’t really that funny.  

Our math teacher was an authoritarian sort. We called him the yellow glasses-snake and had even begun writing a novel about the yellow glasses-snake. I read the first two chapters aloud to the class and they had a good laugh.

A German teacher at our school, Sonja Wachtel, later became a somewhat famous writer in Israel. She was very progressive and she taught us a lot about literature.

Our gym teacher, Ms. Löwenthal, was very sweet and very social. We went on ski trips with her. I was a good athlete, but didn’t have any ski equipment. Since it was her concern that all the kids should be able to come along, she arranged the proper equipment for me.

  • During the War

The time from March 1938 until the end of the 1938 school year is unforgettable. Those were my last months in Vienna before emigrating. A lot of students were coming to the school who had been expelled from other schools for being Jewish. At that time I think there were over 50 children in the class. The children who arrived made a deep impression on me.

They were all very depressed, because some of them didn’t even know that they were Jewish. They were often from baptized families, raised Christian, and suddenly they were Jewish. I won’t ever be able to forget that. The whole class looked after these children; we took them in completely. But there was already an atmosphere of dissolution; several knew they were going to emigrate. I was just a “school for the time being” for many of the students.

My Latin teacher, Dr. Klein-Löw, was able to flee to England where she worked as a maid. Lydia made it to America. Nelly Szabo, also a friend from school, also fled to America. We were in contact for a good while, but when you don’t ever see each other you lose touch at some point. Many from my class were able to successfully flee, but not all. Mostly it was better-off families that made it. The poorer families often couldn’t flee. Sometimes they were able to at least send their children away.  

Like all Jewish children, my brother was also expelled from his school and then had to go to a “collection school” [Sammelschule] for Jews in the 14th district.

My father had bought and worked a piece of property near the Aspanger Airport – this airport has been around since 1912. He bought it there because it was cheap. So every weekend we went from one side of Vienna to the other, to Essling – that was a long trip.

We had to transfer at Schwedenplatz; the wonderful ice-cream parlor that’s still there was also around back then. Each time we received an ice cream for around 10 groschen. At the end of March 1938 my father was arrested. The neighbor of the property in Essling was a Nazi – we knew that. And this neighbor wanted our property.

My father was thus summoned and asked to sign off that he was giving his property to the neighbor. My father refused to give his signature with the argument that he had purchased the property and was on the deed, and didn’t see any reason to hand it over to the neighbor. He thought that as a former front-line solider he would naturally be respected by the Nazis. The Nazis respect nothing. The arrested and interned him in the 20th district, in a school on Karajan-Gasse.

That’s where Jews were collected and deported to Dachau. My father was on the so-called “Prominent Transport” to the Dachau concentration camp on 1 April 1938. Among the 150 prisoners there were well-known politicians and opponents of the National Socialist regime, as well as Christian Socialists, Monarchists, Social Democrats, Communists, and around 50-60 people of Jewish faith or background.

Starting in 1936 my mother began placing Jewish girls in England as maids as part of an organization set up in cooperation with the Jewish Community. In 1938, a few days after the German invasion, our house was searched again. This search differed from the one in 1936 because it was much more brutal. They didn’t hold back slicing open our feather beads and destroying many objects. All the books were pulled out and partly torn. My brother and I were there. That was an important political education for us.

My mother put a packet of paper in my hand and sent me to the toilet. Those papers would have been dangerous for her. I tore up everything and threw it in the toilet; it was gone. So they didn’t find anything that could have been really dangerous for my mother, but they did find the suitcase with all the documents for the England Action.

They confiscated the suitcase because they thought they could make a case for spying or something out of it. Those were Nazi younglings who couldn’t speak English and weren’t very educated anyway.

Approximately 14 days after the search my mother was summoned to the district office on Hietzinger-Brücke. She took me along because she thought the Nazis would behave a bit more moderately towards her in the presence of a child. She was afraid, since my father was already imprisoned at this time.

We went to the Superior Nazi and he shouted brutally at my mother: “The more of them you place, the better.” He behaved the way you would expect from a real Nazi. At the end he said, “And it would be best if you just take one of these permits for yourself.” My mother took this remark seriously. She immediately applied for a permit, took one of the maid positions for herself, and applied for our exit permits.

Today I am convinced that this Nazi wasn’t so malicious and wanted to give us a tip with his last remark. But since there were about two or three other SA officers present in the room, he could only do it in this brutal way. Afterwards my mother asked me to write down what I had experienced there, and somewhere I still have it.

My brother and I never saw our father again. When he was released from the concentration camp we were no longer in Austria. My father’s letters from the camp were an upsetting experience for us, since they sounded like this: Dear Liesl, dear children!

Then a large portion would be cut out and at the bottom it would say: Greetings and kisses from your father, Bela. I can’t imagine what my father could have written conscious of the fact that he was imprisoned in a concentration camp, what he wouldn’t have been allowed to write.

We sent packages to him in the concentration camp in Dachau. Maybe he wrote that he received the packages. I don’t know. But in any case it was something that very powerfully demonstrated the nature of the new regime.

When I went to school I saw Jews in the city center that had to wash the streets, I experienced the population’s reaction and took the open threats seriously. It was a clear signal for everyone that wanted to know. It wasn’t difficult to see that fleeing was necessary, even if we didn’t leave the country readily and happily. There was also a drop of melancholy and fear. Fear of what they future may bring and, of course, fear for our father. Rafael and I left for London shortly before our thirteenth birthday.

Our mother brought us to the Westbahnhof train station. I can remember, I still have this feeling very strongly within in, I knew very well back then: I am coming back! We knew our mother was coming two, three weeks after us, but we didn’t know that she sent us earlier because she was afraid the war would break out and we’d be doomed. Many children went on the Kindertransports to England without their parents and never saw them again. Luckily we weren’t as clever as we are now. 

My mother dismantled the apartment but didn’t along take any furniture, only linens and such things. She distributed some of the things from our apartment amongst friends, since it was clear my father wouldn’t be allowed to enter the apartment if he got released. My mother came two or three weeks after as, after depositing a permit for my father at the English Embassy.

Maybe my father was released from Dachau because of the permit, but when he was back in Vienna – that was in July of August 1939 – the British Embassy didn’t officially exist any more. Officially they were on holiday – since that was time for holidays – but they never returned, since war was foreseeable.

For some time my father stayed in Budapest illegally, but was then deported and returned to Vienna.  In Vienna he lived with other Jews in a so-called “collection apartment” [Sammelwohnung]. Since the Jews had their apartments taken from them, many Jewish families lived together in one apartment. I think my father was in the 2nd district. In September 1940 he was able to board one of four ships attempting to reach Palestine illegally.

In the Romanian Danube port of Tulcea the passengers were relocated to three ocean steamships. Instead of the envisaged 150 passengers, there were – on the “Atlantic” for example – 18,000 fleeing passengers. The journey was very dramatic.

The crew went on strike, demanded more wages, but nevertheless, after more than three months, my father reached port at Haifa. But after a short stay in the Alith internment camp near Hafia, the British transported the refugees – who had narrowly escaped death – to Mauritius by ship.

Mauritius was horrible. The people had lost everything and knew nothing about their relatives. Many died of tropical diseases. On Mauritius my father made a piece of land arable, dug a garden, and cultivated plants he found there. He at least knew we were in England and therefore in relative safety.

In London we were picked up by the “Jewish Committee For Refugee Children” and brought to Deal. Deal is a small city on the coast near Dover. There was a children’s home run by a Mr. Howard. Mr. Howard was the headmaster of a single-grade rural school.

He had a large house with a big garden. He lived in the house, which was called “The Glack,” with his wife, his two children, and he took in refugee children whose parents were paying, as well as ones like us, who were sent by the committee.

He made a big difference between those children whose parents were paying and those who were from the committee. Those of us from the committee had to help around the house and in the garden; the others were relieved of this duty.

I did laundry, made beds, and occasionally helped in the kitchen; Rafael worked in the garden. That annoyed us, of course. Mr. Howard was a very authoritarian figure. He took delight in bringing us to his school in order to demonstrate how he reigned over a horde of children there. He hit children on the finger in front of us, also to show us what happens when we don’t obey. Mrs. Howard was a somewhat friendlier woman, who tried to fulfill our wishes, like in terms of food, for example.

In the children’s home there was also a dance class, which Mr. Howard organized with the dance director for the local youth. Because more boys than girls came, we girls from the home also had to go to the class. We didn’t want to, we were still too young. But the worst was when Mr. Howard would do us the “honor” and ask us to dance. He was a heavy pipe-smoker and stank of smoke, so I have the worst memories of dancing with him. That cast out any desire to dance for the rest of my life.

My brother never had any English lessons in school in Vienna. I had had three years of English and could communicate. My brother, who in England took on his second name, Erwin, because instead of Rafael he was always called Ralf, which annoyed him, didn’t speak for two months. He spoke German, but didn’t say a single English word. After two months he spoke perfect English.

Exactly at this point we started going to the “Central School,” the main school in town. My brother went to the boys’ school and I went to the girls’ school. The English school system in those days was arranged so that they taught much less in the girls’ school than in the boys’ school.

For example, girls didn’t learn any algebra in Math, whereas Erwin was plagued with algebra. But I was able to help him, since I had learned well in Vienna. My German and History teacher, Miss Billings, took an interest in me and took me under her wing. She gave me books and I still have one from her today. She made my stay there more bearable, since we were really unhappy in that house.

Our mother was in London, but she worked in a household and couldn’t visit us. We of course complained to her in our letters, but it didn’t do anything, she couldn’t have us with her; it would have been impossible.

On our thirteenth birthday my brother came to me and said, “So, Hannah, we’re 13 now, I’m not going to hit you anymore.”

After a year, our stay in Deal came to a dramatic end. One day my brother had to help out in the garden again and something happened that didn’t satisfy Mr. Howard, so he took him to task. Mr. Howard was furious and slapped my brother. We weren’t used to anything like that.

Mr. Howard was a small man and my brother, rather large and strong, hit him back. In the end this was very fortunate, since it was the reason we were sent very quickly to London. However, it was also the end of our life together, since Rafael went to a home for boys and I to a home for girls. Of course my mother spent her free afternoons with us. She would pick us up from the homes, we’d get something to eat or go for a walk in the park, and then she’d bring us back.

It was easy for us children to learn English, but for older people, like my mother, it was a problem. Once, for example, my mother, my brother and I went out on the street. My mother could speak a little English and had learned more in the meantime, but we could speak it much better.

We annoyed her with curse words and she wanted us to stop and said with full conviction, “Oh, pipe up!” That, of course, added to our amusement, since it should have been “Pipe down!” The so-called Emigranto developed among immigrants. That was a mix of German and English.

Mrs. Dr. Gellner, a German, the director of the girls’ home in London, had a mentally disabled son. Michael couldn’t go to school. I became friends with him and began to tutor him. That was the beginning of my pedagogical career. I decided to work with children professionally after having given up my actual wish of becoming a doctor on account of the emigration.

After I passed the entrance exams for a public school in Bristol – the Badminton School for Girls – and left London, I gave Michael over to my former Latin teacher from Vienna, Mrs. Dr. Klein, who saved herself in 1939 by becoming a maid in London, and she continued to support him. In 1946 she went back to Vienna and became a grammar school teacher and a high school principal in Floridsdorf.

She was a member of the SPÖ [Social Democratic Party of Austria] party delegation, a member of the SPÖ central committee, a member of the SPÖ district board of the SPÖ Viennna/Leopoldstadt, was the spokesperson of schools in the parliament, and I remained friends with her until her death in 1986.

These public schools are not actually public, but rather very expensive schools for the children of the well-off. My school was a renowned and very progressive school. There were several immigrants there, of whom I was initially the youngest. We had many opportunities to play sports; there was a swimming pool, tennis courts, hockey fields, and much more. When the bombings of Bristol became dangerous, the school was evacuated to a former hotel on the north coast of Devonshire, in Lynmouth, a small fishing town. 

The area was very wild and very beautiful. I remember that the hotel was near the coast. We could look down at the sea, and the slope to the sea was covered in rhododendron bushes. I’ve never seen anything like it since – a giant sea of rhododendrons. We took a lot of walks there. The walks were organized so that a student from an upper grade was responsible for a group of three to five students from a lower grade. We talked a lot of politics, for example about Hess, who flew to England back then.

On Sundays there was either church or a Quaker meeting. The Quakers gathered in a large room and didn’t pray; instead someone would propose a topic. If it worked they would take it up and talk about it. It always degenerated into political discussions, which naturally was not the intention of the organizer. I would go either to the Quaker meetings or for a walk. There was nothing for Jews since there were too few Jewish pupils.

At the beginning of 1941 I had finished my exams and left school with the Cambridge School Certificate. If you attained a certain grade point average you would additionally receive the London School Certificate and could study in Cambridge as well as in London. In 1946 the Ministry of Education in Vienna recognized my credentials.

My brother was in the boys’ home and went to school for another year. Afterwards he began an apprenticeship as a precision mechanic in a large factory in London. The part of the factory he worked in was evacuated after Cheltenham and he stayed there for a fairly long time.

He went to evening classes and became an engineer. Afterwards he worked his way up to director in a small factory in Wales. The war was already over. In London he married Rosslyn, the daughter of a Jewish toy manufacturer and afterwards worked in her father’s factory.

They had two sons, Lorenz and Robert. They visited me once in Vienna after the war. We went out to eat in the Rathauskeller. For a year after I gave the Rathauskeller a wide birth. Even now, decades later, if I go past there I always have to think of the fuss those two small boys made there.

In the 1950s my brother and his family immigrated to Canada – close to Toronto. They had two more children, Tamara and Jonathan, and he took over the representation of a large firm that dealt in lathes. He had less to do with production and more to do with the organization of service and purchases, imports and exports.

The marriage fell apart, his wife left him, but his children stayed with him. Later he married Marion, a Canadian. She wasn’t Jewish and had a son, Matthew. This marriage also fell apart. He lives with his third wife, Neisa, who is Jewish, in the USA, in Miami.

My brother has a very large Jewish circle of friends in Miami, but he isn’t religious and only goes to the synagogue for concerts. He has contact with the Jewish Community, but is surely an atheist. His children are married to Jews and non-Jews.

After her work as a maid, my mother worked as a hospital chef. That was better than serving in a household. She could even do it, since she had often led a sort of canteen kitchen in Vienna during the Jewish holidays. After two years – she was already over fifty and the work was physically tough – she got an office position. She rented a small apartment while she was working in the office. I stayed with her there in London after successfully finishing school.

The Jewish Committee told me I would have the chance for position in the home of a “madam,” and that there I would learn everything you need to keep a good house. That was miles away from my vision for the future. I came away very depressed. Out on the street I ran into a friend of my mother.

She said to me, “Listen, I heard that Anna Freud opened a children’s home in Hampstead and is looking for young caretakers. Why don’t you go there?” I had no idea who Anna Freud was, but children, that sounded good.

So I looked in the telephone book and then went to 20 Maresfield Gardens – that was Anna Freud’s address – and knocked on the door. A woman, obviously the housekeeper, opened and said in her best English, “Vat do you want?” – upon hearing which I immediately knew she wasn’t from England. That was Paula Fichtl from Salzburg, who had been the Freud family’s housekeeper in Vienna. Although she wasn’t Jewish, she immigrated with the Freud’s.

I said that I would like to speak with Miss Freud and was invited to come back the next day. The next day I was led into Anna Freud’s library, which was also Sigmund Freud’s library – her father. This library was a large room, fairly dark, with a few totems he had acquired. He was very interested in those sorts of things. Two ladies were sitting in the room. One was Anna Freud, a very imposing figure with very interesting eyes, wearing a long skirt and Haferlschuhe [traditional Bavarian shoes].

The other lady was Mrs. Burlingham, a colleague and long-time friend of Anna Freud. Anna Freud interviewed me about my family, my history, my education, and asked me why I wanted to work with children. Mrs. Burlingham was quiet and smiled at me encouragingly. After a two-hour conversation, Anna Freud said that I should go the following day to 5 Netherhall Gardens. I would be admitted as a trainee for the work with the children in the home and to learn. I could also live in a house there and would get a bit of pocket money.

The home was financed by the “Foster Parents Plan for War Children,” an American foundation, and every month Anna Freud had to send a report on the work with the children, who ranged in age from infants to five-year-olds. Back then children in England were sent to school at the age of five.

For over two years I worked and learned in the home. The personnel was so organized, that every department had a leader under whom the trainees worked. The parents of most of the children didn’t have a home any longer; they were killed or bombed out. These homeless children then slept in the shelter and that was a catastrophe. They were often sick, and were then collected and brought to the home.

For older children there was also a home in the countryside. The younger children were to stay in London, because, Anna Freud said, these children still need to have close contact with their families, that were sometimes still around. That was around the time when airplanes were coming every night; the children then had to sleep below in the shelter. The older children in the countryside were spared this.

I experienced a lot in these years with Anna Freud. They were – based loosely on Gorki, I’m in the habit of saying – “my universities.” I learned more about children there than I did later at the university in Vienna. My mother maintained that my world was covered with diapers, since I was completely absorbed in this work. 

After slightly more than two years I looked for another job, since being the youngest all the time bothered me. I was valued as a colleague, but I wanted to finally lead my own group.

First I went to a woman who had formed something of an extended family, but the methods she used weren’t what I had in mind. Everything sounded good in theory, but it looked different in practice. Then I had the fortune of being able to work as a preschool teacher in the Austrian preschool at the Austrian Centre.

There I took over a group. The television journalist Toni Spira, the singer Lena Rothstein, and the mathematics professor Walter Fleischer, along with many other immigrant children, went to this preschool.

That was a fantastic group; something became of all of them. Because of their backgrounds, many were exceptionally gifted; most of them had Jewish parents. As the Germans were shelling London with V-2 rockets, the preschool was evacuated to Scotland for a year. I found Scotland very interesting; it was a different landscape and the people were very nice to us.

At that time I was already a communist; but not a member, just a candidate. I wasn’t a member of the party because I wasn’t accepted. I was always in a group that had a lot of discussions. Together we read and commented on the history of the CPSU. My mother criticized the party and didn’t agree with many aspects of it, like, for example that they said that Tolstoy was a traitor.

She was also very critical of Stalin and thought that he had had Kirov killed. She also wasn’t accepted into the party. In the Austrian Centre we worked for a long time on plans for organizing remigration to Austria and were convinced that Austria was waiting for us to return as soon as possible.

  • After the War

My father looked for us after the war and my mother looked for him. I think my mother found him when he was still on Mauritius, since I got mail from him from Mauritius.

A few months after my return to Austrian in September 1946, my mother relocated to Palestine, to my father. He lived in Petah Tikva and already had a nursery and small shop. He had brought plants with him from Mauritius and was certainly very happy to be able to dedicate himself to this work.

I don’t know exactly if that was his life’s dream; we never talked about it. I also don’t know if my father – after all his experiences – was still the man my mother knew. They lived together in Israel until 1952. He had his small flower shop and nursery and she worked as a translator. 

After eight years I arrived to the Westbahnhof station in Vienna. It wasn’t recognizable. It was totally destroyed; only some huts had been erected for customs. It looked very dismal.

First I lived with the Graber family, with whom I’d already been living during my last year in England and whose children were in the Austrian preschool. Mr. Graber was with the English Army and because of this was allocated a house on Küniglberg hill. I got a room in the souterrain.

The room was very beautiful and opened up on the garden. I went to “Kinderland” – that was the party’s children’s organization – and asked for work in a preschool. The said I should go to Vorarlberg, work in a factory there, and organize the FÖJ – Free Austrian Youth. I said, “No, I’m not doing that!”

That was the second time in my life that I abstained from doing something that I absolutely did not want to do. Thereupon I was assigned a preschool with a group. The house where the preschool was located belonged to a Jewish owner. When the house was returned to the owner the preschool was no more.

One day I met an acquaintance on the street who told me that she was going to a school for nursery school teachers. I wanted to do that too and went to the Vienna Youth Welfare Office. The director of the office, Anton Tesarek, was already very interested in psychoanalysis before the war.

When he heard that I had studied with Anna Freud for two years he said I should give it a try. Within two months I prepared for the exam as a guest student – officially I was an external student  - and then passed the exam. In 1947 I was hired as a preschool teacher by the city of Vienna. On the side I studied pedagogy, psychology, philosophy, and English and then in 1952 did my PhD.

Even after I had finished my psychology studies I continued working as a preschool teacher. Besides which I fulfilled an old wish and studied medicine. Since I had worked through my psychology studies alongside my work as a preschool teacher, I also began my medical studies alongside work and planned to take a leave of absence sometime only at the end of my studies. But after I had learned everything that actually interested me, I ended my studies, since I didn’t want to become a doctor.

Once during dissection Israeli students were performing an autopsy at another table next to us. All of sudden one of my very nice colleagues started making anti-Semitic remarks about the group of Israelis. I listened for a while. When he claimed he could recognize a Jew from ten meters away I said that I doubted that and asked him, “did you recognize that I’m Jewish?” He was astonished! Then we talked and I asked him where he got such notions. He told me his history teacher had introduced the students to the “science of race.”

Those were the teachers that were still working in the 50s. We remained friends and of course spoke about anti-Semitism and about what happened during the Nazi era. He had no idea about any of it. That was symptomatic of many Austrians back then. There were also very few Jews in Austria.

The few that there were were either our friends from immigration who weren’t religious at all, or else those who had retuned from the concentration camps. The time before the Second World War was difficult for the population, and in such times they needed an enemy to blame for everything. The Jews fulfilled this function during the Nazi era.

Until 1957 I worked as a preschool teacher and then as a psychologist for the central children’s home in Vienna. At the beginning of the 60s I adopted my son, Franz Anton, who was living in this children’s home. He was 1 ½ years old at the time and was born on 2 March 1960 in Vienna. He works as a business clerk in Vienna.

From 1967 I taught pedagogy and English in the “College for Nursery Education.” Starting in 1984 I was the director of this institute. There was no anti-Semitism there – neither amongst the teachers nor the students. But I know it still exists, it has just become subtler. The current agitations against foreigners, particularly against black people, have taken its place. Now the population has turned on them to blow off steam.

In the time between Kinderland, the nursery school, and this appointment, I received a scholarship from the Jewish Community. I haven’t left the Jewish Community because I would never do that to my father and by remaining a member I am commemorating him.

Sometimes I go to temple if something is being celebrated and I’ve been invited. I don’t go to temple for religious reasons. I had faith as a child, but the Nazi era robbed me of my faith. I really lost my faith when the Germans invaded France.

We had a French teacher who was so desperate; she began crying because all of her relatives were in France. The whole war was so horrible, so I thought, “that can’t be. God would never allow this.” Through my father, who had already been deported to a concentration camp in 1938, I knew that there were concentration camps. Only much later did I learn what really happened there, and I thought that if there was a God, he would have certainly put a stop to it and not looked on.

I believe the way the creation of the world is portrayed in the Bible, from the perspective of people a few thousand years ago, is superb, because, in reality, the evolution of man has played out just like that. Only it hasn’t taken place in six days, rather in eras. If you take an era for every day then you realize that everything – from the Big Bang, to the formation of the earth, to the beginning of life in water, to man – really was like that.

I find it really exciting to see how people thousands of years ago – we don’t know who that was – gathered knowledge. That was in the Middle East; that’s where the Bible came into being. That testifies to the fact that people reflected on things, that they had imagination, and that they recognized certain connections. The capacity for thought was there and the determining factor is the development of language.

That was the only way it could all evolve. For a long time religion was actually the science of life, and so I feel indebted to religion. Since religion played and continues to play an important role in human life, and that some people in unpleasant situations also truly find comfort in religion, why should I reject it? I stand by my “being Jewish” because the Jews were persecuted and you simply can’t give in.

The State of Israel is a legitimate demand of the Jewish people. The Jewish people developed and maintained a certain identity of the centuries. And because of this identity they were and are perceived as inferior or even criminal.

I don’t think that the Jewish people differ from other people in their basic skills, only in their history and in certain attitudes that are the product of this history. And I find it legitimate that Jews established a state there, even if God’s promise means nothing to me.

But Jews have always been living there, and neither the Turks nor the English have a right to this land. In my view the Arabs and the Jews have the right to live there. I think it’s out of the question and emotionally add that this country gave my father the possibility – after all of his horrible experiences – to finally live in peace.

I think the conflict between the Israelis and the Palestinians didn’t have to happen. It emerged out of specific historical conditions. I am convinced that the militant parts of the Palestinians, meaning jihad and so on, still dream of destroying the state of Israel, and I am against that. I can understand neither these fundamental Palestinians nor the Jewish fundamentalists.

I find it remarkable that after a long time Sharon arrived to the partial view that the fundamentalist approach is preventing peace in the region and that you have to start somewhere. I find it remarkable that an old military man took this step; I never thought it was possible. But it goes to show that man is able to learn.

It is a catastrophe that Jewish fundamentalists are threatening to destroy the Temple Mount. I mean, there is no other way than to communicate, but as long as Arafat is there, that’s not going to happen.

I was in Israel twice. Once for a child psychology conference, in Haifa I think, and once with my brother – about ten years ago. Everything I saw affected my deeply. I met with Joss Zur there, my second cousin, who was living on a kibbutz in the Negev. Jossi spent years researching our family and put together a whole book with stories, photos, and family trees.

In addition he has an interesting hobby: the kibbutz gave offered him a small house where he has his telescope, which he uses to observe the sky. When I visited him he showed and explained everything to me and it was very exciting.

He’s married to a woman who originates from Hungary and they have children. Once I even went with him on night patrols. They had to patrol the whole night, because Arabs from nearby villages were attempting to steal cows from over the border. Jossi is absolutely for a rapprochement; he lives hear Hebron and helped an Arab village set up a public school for the children. I also traveled through the country and looked at the old cultural landmarks.

Since 1986 I’ve been working – together with the Volkshilfe – on a training project for Sahrawi women. The idea came to us from a delegation from the Polisario refugee camps in Western Sahara that had visited the College.

Life in the Algerian desert is very hard; children need regular meals and the women wanted help with working properly with the small children. I enjoyed helping on the project “Nursery school teacher training for the refugee camps in the Western Sahara.” In 1990 the Austrian government began supporting the project. Often, especially after my retirement in 1990, I would travel (at lest 16 times) to the refugee camps for 14 days at a time.

Austria became my home again after my return. I feel at home, otherwise I wouldn’t have stayed. I would have had the opportunity to go elsewhere. Today I am really happy that I am in Austria. I wouldn’t like to live in America and England was never really home. I sensed anti-Semitism the entire time, but I also tried to do something about it.

Two or three years ago I received the Glöckel Medal from the city of Vienna for my pedagogical work. This medal is a sign of recognition and honor for my achievements in pedagogy. This award means a lot to me; I am really happy about that. But I wouldn’t talk about that without being asked, since awards, medals, and recognitions of any kind aren’t important to me. The only thing that was important to me was the work for and with the children.

Hannah Fischer

Hannah Fischer
Wien
Österreich
Datum des Interviews: Juli 2004 Name des Interviewers: Tanja Eckstein

Dr. Hannah Fischer ist eine Frau, die ihre Lebensziele mit großer Energie verfolgt. Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Rafael Erwin wuchs sie in einer sehr ungewöhnlichen Familie auf.

Der Vater war Rabbiner, die Mutter war Journalistin und stand der Kommunistischen Partei sehr nahe.

Das prägte ihr Leben genauso wie die zweijährige Ausbildung als Kindergärtnerin bei Anna Freud, der Tochter Sigmund Freuds, während ihrer Emigration in London.

Am wichtigsten waren ihr immer die Kinder. Trotz spätem Medizinstudium in Wien, trotz hoher Auszeichnungen - im Jahre 2003 erhielt sie von der Stadt Wien die Otto-Glöckel-Medaille - vergisst sie nie die Kinder.

Von 1986 bis 2002 übernahm sie ehrenamtlich und mit großem Engagement die pädagogische Leitung eines Hilfsprojektes mit dem Ziel, saharauische Frauen zu Kindergärtnerinnen auszubilden.

  • Meine Familiengeschichte

Mein Bruder und ich sind vor einigen Jahren nach Bratislava in das Stadt- und Landesarchiv gefahren, das sich in der Altstadt neben dem Rathaus und dem Jüdischen Museum befindet. Das Archiv war sehr eindrucksvoll, die Geburten-, Heirats- und Sterbebücher sind so groß, dass sie auf Rollwägen zu den Tischen gefahren werden. Wir haben nach unseren Vorfahren gesucht und fanden Namen und Daten.

Meine Großeltern väterlicherseits hießen Wilhelm und Fanny Fischer. Sie heirateten am 27. November 1881 in Bratislava. Die Großmutter wurde 1853 in Bratislava geboren, ihre Eltern waren Philipp und Katharina Kärpel, geborene Lampel. Der Großvater wurde 1847 in Waag-Neustadt [Nove Mesto nad Vahom, heute Slowakei] geboren.

Er war Privatlehrer und der Sohn von Sara und Latzko Fischer, der eine Schlosserei besaß. Ich vermute, die Großeltern waren sehr religiös, da sie ihren Sohn, meinen Vater, dazu drängten, Rabbiner zu werden. Irgendetwas ist passiert. Ich habe sie nie gesehen, und mein Vater hat nie über sie gesprochen. Vielleicht hat es ja damit zu tun, dass mein Vater viel lieber Gärtner als Rabbiner geworden wäre.

Meine Großeltern hatten drei Kinder: Paula, Bela Max - meinen Vater - und Siegmund.

Tante Paula war mit Heinrich Mandl verheiratet. Sie übersiedelten irgendwann während unserer Kinderzeit von Bratislava nach Wien. Ich glaube, mein Bruder und ich waren schon neun oder zehn Jahre alt, denn ich erinnere mich, dass uns der Weg zu ihrer Wohnung von unserer Mutter gezeigt wurde und wir oft allein zu ihnen fuhren.

Sie wohnten im 1. Bezirk am Fleischmarkt, wo Onkel Heinrich Hausbesorger war. Es war ein schönes altes Bürgerhaus, und ich glaube mich zu erinnern, er war die Nummer 14 oder 16. Einmal hat Onkel Heinrich gesagt, er will uns etwas zeigen und ist mit uns durch eine Eisentür in den Keller gegangen. Wir sind viele Stufen immer weiter hinunter gestiegen, es gab dort unzählige Gänge, die irgendwie gestützt, aber noch gut intakt waren.

Ich würde sagen, es waren mindestens sechs Stockwerke, die, wie uns der Onkel erklärte, zur Stephanskirche führten. Tante Paula war sehr kinderlieb und kochte immer für uns. An Sonntagen gingen Onkel Heinrich und Tante Paula oft mit uns in den Prater. Da sie keine eigenen Kinder hatten, waren wir sicher eine Bereicherung ihres Lebens.

1939 sind sie nach Amerika geflüchtet und haben zuerst in New York, in Brooklyn, gelebt. Wie es ihnen dann in Amerika ergangen ist, weiß ich nicht. Nach dem Krieg gab es noch Briefkontakt zwischen meiner Mutter und Tante Paula. Wann sie gestorben sind, weiß ich nicht; ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihnen. Aber sie sind noch nach Miami übersiedelt.

Onkel Sigmund wurde 1889 geboren. Er hat in Bratislava gelebt, seine Frau hieß Lea und sie hatten drei Töchter: Fanny, Aranka und Lida. Die ganze Familie, die ich nicht ein einziges Mal gesehen habe, wurde 1941 in das Ghetto nach Opole [Polen] deportiert und ermordet.

Mein Vater Max Bela wurde am 26. Juni 1883 in Bratislava geboren und sieben Tage später beschnitten; das geht aus einem Dokument hervor. Er absolvierte in Bratislava ein Rabbinerstudium. Von 1914 bis 1918 diente er in der k. u. k. Armee.

In einem Dokument vom 25. Dezember 1923 an den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde schreibt er: 'Im Jahre 1914 meldete ich mich freiwillig zur seelsorgerischen Dienstleistung beim Militärkommando Wien und mir wurde die Seelsorge der Heilanstalten des Roten Kreuzes, darunter befand sich auch das Vereinsreservespital 8 [Rothschildspital], übertragen.

Für diese Leistung, wie auch dafür, daß ich der Kultusgemeinde als Vertreter des Spitalseelsorgers Leon Smolensky jederzeit zur Verfügung stehe, hat Vizepräsident Dr. Gustav Kohn S.A. verfügt, dass mir hierfür Expräsidialfond Kr. 100.- monatlich ausbezahlt werden.

Für meine aufopferungsvolle Kriegstätigkeit wurde ich seitens des Militärkommandos mehrfach belobt und seitens des Roten Kreuzes wurde mir in Anerkennung besonderer Verdienste um die militärische Sanitätspflege im Kriege, taxfrei das Ehrenzeichen II. Klasse mit der Kriegsdekoration verliehen...'

Meine Großeltern mütterlicherseits - Daniel und Mina Treu - lebten in Hagen, eine Stadt in Deutschland, in der Nähe von Köln. Den Großvater habe ich nicht gekannt. Ich weiß, dass die Familie eine Lehrer- und Rabbinerfamilie war. Der Großvater war aber Kaufmann und hat ein Geschäft besessen. Ich nehme an, er starb relativ früh.

Die Großmutter Mina Treu wurde 1861 geboren und hat die letzten Monate ihres Lebens bei uns in Wien verbracht. Sie war sehr krank, aber davon habe ich nicht viel mitbekommen. Sie ist am 23. Juli 1932 im Rothschild-Spital im 18. Bezirk gestorben, da war ich sieben Jahre alt.

Vermutlich starb sie an Krebs; in dieser Familie starben sehr viele an Krebs. Sie wurde am Zentralfriedhof begraben und ich durfte bei der Beerdigung dabei sein. Das war meine erste Begegnung mit dem Tod: es gab die Großmutter plötzlich nicht mehr.

Meine Mutter Luise hatte drei Geschwister: Frieda, Else und Max.

Frieda wurde 1897 geboren und war mit Bolek Goldreich verheiratet. Sie hatten zwei Kinder, Daniel und Martin Rafael. Die Familie ist nach 1933, dem Machtantritt Hitlers, nach Palästina emigriert. Frieda starb 1937 in Palästina.

Else war mit Siegmund Samuel Goldreich verheiratet. Sie ist bereits 1929 in Deutschland gestorben. Samuel und die drei Kinder, die in Israel Abraham Na´aman, Schlomo Hans Na´aman und Dr. Dor Na´aman heißen, haben Deutschland kurze Zeit nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler verlassen und sind nach Palästina emigriert.

Max Treu war mit Ida Rosenfeld verheiratet. Sie hatten zwei Kinder, Lutz und Marianne. Auch sie emigrierten nach Hitlers Machübernahme nach Palästina.

Mein Bruder und ich lernten 1994 in Israel viele Verwandte kennen, darunter Joschi Zur, einen Cousin meiner Mutter - ich glaube zweiten Grades - der Forschungen über die Familie meiner Mutter angestellt und ein ganzes Buch zusammen gestellt hat.

Dieses Buch handelt von den Familien Treu und Steinweg. Zwischen den Treus und den Steinwegs gab es sehr viele Hochzeiten. Die meisten dieser Familie sind vor dem 2. Weltkrieg nach Palästina emigriert oder sie schickten ihre Kinder nach Palästina.

Meine Mutter Luise wurde am 21. März 1889 in Hagen geboren.

Meine Eltern haben sich 1923 auf dem 13. zionistischen Kongress in Karlsbad 1 kennen gelernt. Meine Mutter nahm als Journalistin an diesem Kongress teil und mein Vater als Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, der für die Spitalsseelsorge in vielen Wiener Spitälern verantwortlich war.

Meine Mutter war bereits 34 Jahre alt, eine berufstätige Frau, die schon längere Zeit als Journalistin gearbeitet hatte. Sie war eine sehr emanzipierte Frau, lebte in der Region um Essen, also in Hagen, Drove, oder auch in Essen, wo genau, weiß ich nicht.

Sie besaß eine höhere Schulausbildung, hatte danach eine Lehre absolviert, Stenografie und Maschine schreiben gelernt und war danach Journalistin geworden. Ich glaube, damals brauchte man als Journalist kein Studium. Sie hat im Rheinland gearbeitet, und hauptsächlich politische Artikel für Zeitungen geschrieben. Irgendwann habe ich mal ein Zeugnis meiner Mutter gesehen. Ich weiß aber leider nicht mehr, wo das war.

Nachdem meine Eltern sich auf dem Kongress kennen gelernt hatten, kam meine Mutter nach Wien, und sie heirateten am 12. November 1924.

  • Meine Kindheit

Mein Bruder Rafael Erwin und ich wurden am 27. September 1925 geboren. Meine Mutter war eine kleine, an sich zierlich gebaute, aber doch starke Frau. Sie hatte neun Monate zwei Kinder in ihrem Bauch, die beide bei der Geburt normal gewichtig waren. Das war eine Sensation!

Wir kamen durch einen Kaiserschnitt im 19. Bezirk, in der Kinderklinik in Glanzing, auf die Welt. Mein Bruder wog dreieinhalb und ich dreieinviertel Kilo. Normalgewichtige Zwillinge zur Welt zu bringen ist noch heute sehr selten. Die Narbe am Bauch meiner Mutter ist nie ganz verheilt; wir waren für sie also immer gegenwärtig. Aber auch sonst waren wir ein Geschwisterpaar, das man nicht übersehen konnte.

Zuerst haben wir in einer Dienstwohnung der Gemeinde Wien in der Jagdschlossgasse gewohnt, an die ich mich nicht mehr erinnere. Diese Wohnung hatte mein Vater auf Grund seiner Seelsorgertätigkeit im Versorgungsheim der Stadt Wien bekommen. Er kümmerte sich dort um die jüdischen Pflegefälle und richtete einen Feiertags- und Schabbat- Gottesdienst 2 ein.

Wir mussten aber dann aus der Wohnung ausziehen, weil mein Vater und der berühmte Stadtrat Tandler 3 einen großen Streit hatten. Worum es dabei ging, weiß ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass mein Vater ziemlich beharrlich sein konnte, wenn er glaubte, im Recht zu sein - ich habe diese Eigenschaft von ihm geerbt. Wir wurden delogiert und sind in eine andere Wohnung gezogen, die sich auch im 13. Bezirk, in der Biraghigasse, befand.

Die Wohnung hatte zwei Zimmer, eine Küche und ein größeres Vorzimmer. Ein Badezimmer gab es nicht, die Toilette - das war ein Plumpsklo - war am Gang. Am Gang befand auch die berühmte Bassena 4, aber später wurde das Wasser in die Wohnung eingeleitet. Für damalige Verhältnisse war das eine gutbürgerliche Wohnung, und wir lebten in einer für Kinder herrlichen Umgebung, denn es gab einen Garten, den wir nutzen konnten, was ein absolutes Privileg war.

Meine frühesten Erinnerungen sind aber nicht an Wien, sondern an Deutschland. Ich weiß den Grund nicht, aber meine Mutter hat meinen Vater verlassen, als wir noch sehr klein waren. Wir lebten in einem kleinen Kinderheim, und meine Mutter hat uns nur an Wochenenden besucht. Sie musste arbeiten, um Geld zu verdienen.

Das Kinderheim lag am Waldesrand, und ich erinnere mich an die Sandkiste, in der wir gespielt haben. Außerdem erinnere ich mich an ein Wohnzimmer und einen gut aussehender Mann in einem lila Anzug, der uns besucht hat.

Diesen lila Anzug habe ich nicht vergessen und meine Mutter hat auch später gewusst, wer der Besitzer des Anzugs war, nämlich ein entfernter Verwandter. Ansonsten kann ich mich an Deutschland und an die Reise hin und - nach zwei oder drei Jahren - zurück, nicht erinnern.

In Wien sind mein Bruder und ich eine Zeit lang in einen Kindergarten der Kinderfreunde 5 in der Nähe unserer Wohnung gegangen. Entweder war es eine Kindergruppe oder ein richtiger Kindergarten, aber es war kein städtischer.

Unserer Wohnung gegenüber war ein ganz großes Grundstück der Israelitischen Kultusgemeinde, das mein Vater verwaltete. Auf diesem Grundstück lebte in einem kleinen Häuschen die einzige andere jüdische Familie in unserer Wohngegend.

Sie hatte zwei Kinder, Sara war schon ein Teenager und interessierte sich nicht für uns, und Numek. Er war in unserem Alter und mit ihm waren wir sehr befreundet. Die Familie ist nach dem Einmarsch der Deutschen im März 1938 nach Amerika geflüchtet und wenn Numek Wien besucht, besucht er mich auch immer.

Auf dem Grundstück stand ein ziemlich altes Haus und dazu gehörte ein Garten. Da haben wir von klein auf Unkraut zupfen müssen. Das hat uns weniger gefallen, aber wir hatten dort eine riesige Wiese mit einem kleinen Abhang und Bäume zum Klettern, und das war ein Paradies. Das ganze Terrain gehörte uns und Numek. Im Sommer kamen jüdische Kinder aus dem 2. und 20. Bezirk, um sich zu erholen.

Samstags sind mein Bruder und ich in der Volksschulzeit immer zu Fuß - das war ein längerer Marsch - in den Tempel in der Eitelbergergasse gegangen. Der Tempel ist in der Pogromnacht im November 1938 zerstört worden, heute steht zum Gedenken eine Tafel dort.

Unser Haushalt war koscher, meine Mutter trennte milchiges und fleischiges, das wäre wegen meines Vaters gar nicht anders möglich gewesen. Mein Bruder hielt sich aber von klein auf eigentlich nicht daran. Er aß ohne weiteres Schinken, wenn er irgendwo zu Besuch war. Ich tat das nicht, und auch heute esse ich Schinken nicht furchtbar gerne.

Den Schabbat feierten wir auch, meine Mutter zündete Kerzen an, aber das ging nicht sehr strenggläubig vor sich. Freitagabend und Samstag waren dann die einzigen Tage der Woche, an denen es Fleisch bei uns gab. Das Fleisch brachte der Vater 'aus der Stadt', also aus den inneren Bezirken Wiens, mit.

Gäste hatten wir keine. Mein Vater kümmerte sich um die jüdischen Patienten in den Krankenhäusern, auch am Schabbat und zu den Hohen Feiertagen. Insbesondere zu Pessach 6 richtete meine Mutter in dem alten Haus eine Großküche ein, von der aus meine Eltern die Patienten mit koscherem Essen versorgten.

Da mussten mein Bruder und ich immer helfen, auch beim Austragen des Essens. Es gab ein jüdisches Altersheim in der Lainzer Strasse, das sich unter der Bahn befunden hat. Ich erinnere mich, dass mein Vater dort für die alten Leute den Pessachabend gestaltete, und ich erinnere mich an die Mazzot 7 und an diverse andere Sachen.

Meine Mutter hatte eine Haushaltshilfe, die putzte und kochte. Ein Kindermädchen hatten wir nicht, wir waren aber auch schon sehr früh selbständig.

Unsere Kindheit war sehr, sehr schön und wir hatten viele Freiheiten. Zu Hause waren wir nur selten. Wir hingen an den Pferdewägen, die große Eisblöcke für die damaligen Kühlschränke transportierten, bis uns der Kutscher mit der Peitsche verjagte; wir kraxelten auf der Mauer des Lainzer Tiergartens herum, die damals defekt war, und sprangen auch in den Tiergarten hinein.

In der Waldvogelgasse - die Straße ist ungefähr zehn Minuten von unserem Hause entfernt - gab es ein Kino. Wir haben uns in die Nähe des Kinos gestellt und die Passanten gefragt: 'Entschuldigen Sie bitte, können Sie uns sagen, wo hier das Kino ist?' Die Passanten haben gesagt: 'Na da, geradeaus!' 'Immer wenn wir ins Kino gehen wollen, dann ist es gerade aus!'

Das waren so unsere Amüsements. Des Zwillingspaar Fischer und ihre Freunde! Oder wir sind auf 'Glöckerlpartie' [bei fremden Leuten anklingeln] gegangen. Entweder haben wir dann blöde Fragen gestellt oder wir sind einfach davon gerannt.

Mein Bruder und ich haben aber auch sehr viele Bücher gelesen, oft waren es Bücher für Erwachsene, zum Beispiel das Buch 'Der Tunnel' von Bernhard Kellermann. Das ist ein Roman, der sich unter anderem mit sozialen Problemen befasst. Wir hatten Bücher von Lion Feuchtwanger und Egon Erwin Kisch, aber auch von Erich Kästner, zum Beispiel 'Emil und die Detektive', Mark Twain und Karl May.

  • Meine Schulzeit

Unsere Volkschule war in der Speisingerstrasse, das war die zu unserer Wohnung naheste Volksschule. Mein Bruder hat schlecht geschrieben, er hatte eine 'schwere Hand'. Die Lehrerin hat ihn furchtbar sekkiert in der ersten Klasse. Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich glaube, dass seine Situation in der ersten Klasse ausschlaggebend für den Widerwillen war, den er die ganze Schulzeit über gegen Schule und alles Schulische hatte, obwohl er hochintelligent war.

In der zweiten Klasse beschloss diese Lehrerin, dass sie keine 'Judenkinder' in ihrer Klasse haben will und wir wurden in die Volksschule in der Lainzer Strasse umgeschult, was ein Glück war, weil der Lehrer, der uns hier unterrichtete, ganz hervorragend war. Zusammen mit dem Numek waren wir die einzigen jüdischen Kinder in der neuen Volksschule.

Wir waren ein ganz normales Geschwisterpaar. Mein Bruder war natürlich stärker als ich und er hat mich oft geschlagen, wofür ich mich dann auf andere Art und Weise gerächt habe. Solange wir in eine Klasse gingen, das heißt in der Volksschule, hat er von mir die Aufgaben abgeschrieben, wenn er sie überhaupt gemacht hat. Und wenn wir uns gestritten hatten, habe ich ihm das natürlich verweigert.

An einem Sonntag sollten wir wieder einmal zur Tante Paula und zum Onkel Heinrich fahren und mit ihnen in den Prater gehen. Unsere Mutter, die sichergehen wollte, dass der Rafael seine Schulaufgabe vorher erledigt, sagte, dass wir nur fahren dürften, wenn jeder von uns seine Aufgabe gemacht hat.

Das Ergebnis war, dass Rafael mit Tante und Onkel in den Prater fuhr und ich zu Hause blieb: Ich hatte die Worte meiner Mutter ernst genommen und irgendetwas noch nicht gemacht. Ich war Vorzugsschülerin und mein Bruder tat gerade genug, um nicht sitzen zu bleiben.

Mein Vater war sehr lieb zu uns, aber für ihn war es schrecklich, dass nicht der Sohn der Erfolgreichere war, sondern die Tochter, denn seine Anforderungen an einen Sohn waren höher, als an eine Tochter.

Er war abgrundtief konservativ - im Unterschied zu meiner Mutter. Hauptsächlich befasste sich meine Mutter mit uns und hat sogar Geschichten für uns geschrieben, zum Beispiel über die Brüder Gracchus 8; das waren sehr fortschrittliche römische Senatoren zur Zeit des Sklavenaufstandes.

Ich bin in einem nichtjüdischen Bezirk aufgewachsen. Wahrscheinlich war der Antisemitismus deshalb besonders stark spürbar. Wir hatten es sehr lustig damals, aber wir waren natürlich von klein auf mit Antisemitismus konfrontiert. Aber wir haben uns gewehrt. Mein Bruder war gut mit den Fäusten - sehr geachtet ob seiner Schlagkraft - und wenn nötig, habe auch ich mich ins Getümmel geworfen.

'Sich wehren' führt meiner Ansicht nach dazu, dass man - nach dem Sprichwort: 'Was mich nicht umbringt, macht mich stark' - an Durchsetzungskraft fürs Leben gewinnt. Wir haben die Hetze gegen die Juden nicht so arg empfunden, weil das von Anfang an einfach zu unserem Leben gehört hat. Sprüche wie 'Jud, Jud, spuck in Hut, sag der Mutter, das war gut!' sind uns oft nachgerufen worden.

Wir hatten auch gute Freunde, die zu uns hielten, aber es gab eben in der Umgebung auch eine Menge Nazi-Familien. Zum Beispiel waren die Hausbesitzer, die Familie Schindler, illegale Nazis.

Der Mann, ein Architekt, war gestorben und Frau Schindler hatte drei Söhne und eine Tochter. Die Tochter war schon verheiratet, Hermann, der jüngste Sohn war in unserem Alter. Wenn er gerade niemand Besseren hatte, spielte er mit uns. Aber immer, wenn er andere zum Spielen hatte, die auf uns schimpften, schimpfte er mit ihnen gemeinsam.

Er ist mit einem Kopfschuss aus Russland zurückgekommen und ging dann an Alkohol zu Grunde. Der älteste Sohn war ein illegaler Nazi. Er hatte Medizin studiert, war Arzt, und ist aus dem Krieg nicht zurückgekommen. Max, der Mittlere, war damals 16 Jahre alt, war auch schon ein illegaler Nazi und kam 1938, nach dem Einmarsch der Deutschen, sofort mit der SA- Uniform daher, am ersten Tag schon.

Im Jahre 1988 sollte ich für das Pädagogische Institut einen Artikel über meine Jugend in Wien schreiben. Da ging ich zu dem Haus in die Biraghigasse. Ich wollte mich in die Stimmung von damals versetzen. Max wohnte noch in der Wohnung seiner Eltern.

Er war sehr freundlich zu mir und anscheinend sehr erfreut mich zusehen. 'Wie geht es Ihnen? Ich erinnere mich noch genau an Ihre Mutter; die hat immer fleißig mit der Schreibmaschine geklappert und der Vater, der ist in der Früh gleich mit Sonnenaufgang in den Garten hinübergegangen.

So fleißige, ordentliche Leute waren das!' Mir wurde ganz übel. Dann hat er sich bei mir beklagt, wie schlecht es ihm geht. Und dann hat er gefragt, was ich mache? Ich habe ihm erzählt, dass ich Direktorin der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Floridsdorf bin. 'Ich habe ja immer gewusst, dass in dieser jüdischen Familie lauter tüchtige Leute sind.

Was macht denn der Bruder?' Ich habe erzählt, dass mein Bruder Direktor einer technischen Firma in Nordamerika ist. 'Na ja' hat er gesagt, 'die Juden bringen's´s halt doch zu etwas.' Ich habe nichts gesagt, hab ihn reden lassen. Als ich mich verabschiedete, dachte ich: Geschieht ihm recht, obwohl er wirklich ein armer Mensch war.

1934 hatte ich eine Serie von Halsentzündungen und wurde vom Arzt der Kinderklinik in Glanzing auf Erholung geschickt. Meine Mutter war seit unserer Zwillingsgeburt mit der Klinik in medizinischem Kontakt; sie haben uns betreut. Glanzing hatte ein Erholungsheim in Rimini in Italien. Das Heim hatte eine absolut autoritäre Struktur.

Es waren viele Nazikinder aus der unteren sozialen Schicht dort auf Erholung und drei Mädchen gefiel es, mich, das Judenmädel, zu sekkieren. Zum Beispiel durften wir nur mit dem Hut hinaus ins Freie, und sie versteckten immer meinen Hut, so daß ich ständig Probleme mit dem Personal hatte, das überhaupt nicht mitbekam, was da vor sich ging.

Einmal am Abend, nach der Bettruhe, habe ich mich zum Bett eines Mädchens geschlichen, mit dem ich befreundet war. Dabei hat mich eine Schwester erwischt und vor allen anderen gesagt: 'Jetzt kommst du auf den Dachboden zu den Fledermäusen.'

Da ich Fledermäuse von meiner Umgebung in Lainz gekannt habe, habe ich mich nicht gefürchtet, ich wusste, dass die nichts tun. Ich habe diese Nacht aber im Krankenzimmer verbracht, und am Morgen haben sich die anderen gewundert, wieso ich so gut aufgelegt war.

Ich habe gesagt, dass ich mich erstens nicht vor Fledermäusen fürchte und zweitens, dass ich eine gute Nacht im Krankenzimmer verbracht hatte. Von dem Moment an war ich die Heldin der Gruppe. Das bekehrte auch die drei Antisemiten, denn sie haben gesehen, dass das, was sie über die Juden gelernt hatten, nicht stimmte.

Meine Freundin Elfi wohnte in der Biraghigasse in einer Villa. Als Hitler kam, haben ihre Eltern ihr verboten, mit mir zu kommunizieren, aber wir haben uns trotzdem heimlich gesehen. Elfi hatte dann auch eine andere Freundin, aber die gefiel ihren Eltern gar nicht, und die Elfi erzählte mir nach dem Krieg, dass ihre Mutter zu ihr gesagt hatte: 'Da wäre mir ja das Judenmädel noch lieber wie die!' Aber das 'Judenmädel' stand dann nicht mehr zur Verfügung!

Mein Vater war ein schöner Mann mit dichten schwarzen Haaren. Solange ich ihn kannte - das war bis zu seinem 58. Lebensjahr - hatte er volles, schwarzes Haar. Es wird erzählt, daßdass sein Haar weiß war, als er nach einjähriger Haft aus Dachau entlassen wurde. Nur während seiner Arbeit trug er 'fromme Kleidung', ansonsten sah man ihm den Rabbiner nicht an.

Er war sicher kein orthodoxer Rabbiner, sonst hätte er die Eigenständigkeit meiner Mutter nicht ertragen. Das würde doch ein Orthodoxer niemals gestatten. Natürlich betete mein Vater jeden Tag, aber ich habe ihn selten dabei gesehen. Wir hatten einen ganz anderen Lebensrhythmus als mein Vater.

Er ist um 4 Uhr in der Früh aufgestanden, hinüber in den Garten gegangen und hat dort gearbeitet, bis er zum Dienst gegangen ist. Als er vom Dienst nach Hause gekommen ist, hat er sich umgezogen, gegessen und ist wieder in den Garten gegangen. Wie er das im Winter gemacht hat, weiß ich nicht.

Mein Vater verwaltete immer unser Taschengeld; wir sparten das Taschengeld, aber ich weiß nicht mehr wofür. Eines Tages kam er strahlend nach Hause, da hatte er für mein Taschengeld einen Rosenstock und für Rafaels Taschengeld Ribislstauden [Ribisel: österr. fFür Johannisbeere] gekauft.

Wir waren acht Jahre alt und man kann sich vorstellen, wie begeistert wir waren, dass wir kein Taschengeld mehr hatten, aber Besitzer von Rosen und Ribislstauden. Das war mein Vater! Er war nicht politisch, aber wenn er politisch gewesen wäre, dann wäre er ein Monarchist gewesen. Er war ein konservativer Mensch und hatte Ansichten, die ins 19.Jahrhundert passten.

In den Urlaub fuhren meine Eltern nie; meine Mutter war aber 1937 in Palästina, weil ihre Schwester Frieda sehr krank war und noch im selben Jahr gestorben ist. Sie hat damals sehr viel über den Konflikt zwischen den Palästinensern und den Juden erzählt.

Sie hat mir den Eindruck vermittelt, dass der israelisch-palästinensischen Konflikt eigentlich von den Engländern angezettelt worden war, denn die Juden hatten lange Zeit mit den Arabern und Christen relativ friedlich zusammen gelebt. Unter der türkischen Herrschaft gab es diese furchtbare Feindschaft nicht. Die Briten verbündeten sich mal mit den Arabern und dann wieder mit den Juden und dadurch kam es zu dieser Aufschaukelung.

Das war die Meinung meiner Mutter und darüber hat sie bereits nach ihrer ersten Palästina-Reise berichtet. Meine Mutter war keine Zionistin, das hätte nicht zu ihrer politischen Weltanschauung gepasst, aber sie hat mit einem Staat der Juden in Palästina sympathisiert.

Nach der Eheschließung mit meinem Vater hat meine Mutter weiterhin als selbständige Journalistin gearbeitet. Sie war politisch sehr aktiv, sie war eine Kommunistin. So hat sie zum Beispiel für die Zeitung 'Die Wahrheit' - das war eine kommunistische Zeitung aus dieser Zeit - einen fast prophetischen Artikel über den Nationalsozialismus und dessen Bekämpfung geschrieben.

Nach 1933 gab sie eine hektographierte Zeitschrift mit dem Namen 'Die Rote Dreizehn' heraus. Im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes 9 gibt es zwei oder drei Nummern der Zeitung. Darin schrieb meine Mutter über politische Themen. Die Gegensätze zwischen den Sozialdemokraten und Republikanischen Schutzbund auf der einen Seite und den Christlich-Sozialen und der Heimwehr, beziehungsweise der Regierung, auf der anderen Seite, führten in den Februartagen 1934 zum Bürgerkrieg.

Der Aufstand scheiterte unter anderem deshalb, weil der von der Sozialdemokratischen Partei ausgerufene Generalstreik nicht lückenlos durchgeführt wurde. Viele Tote und Verwundete auf beiden Seiten war das Ergebnis. Einige Führer des Aufstands wurden hingerichtet.

Die Angehörigen der Verhafteten standen oft ohne Einkommen da und die Kassierer der Zeitschrift 'Die Rote Dreizehn' sammelten für die Familien der inhaftierten Roten. Es gibt zum Beispiel einen sehr interessanten Artikel über die Frau Münichreiter.

Münichreiter war einer der Führer des Aufstandes, der angeschossen worden war und schwer verletzt auf der Tragbahre zur Hinrichtung gebracht wurde. Es gibt eine Straße im 13. Bezirk, die nach ihm benannt ist. Und da gibt es einen Artikel meiner Mutter, in dem sie berichtet, wie eine der führenden Damen der Christlichen Wohlfahrt zur Frau Münichreiter kam und ihr nahe legte, zur Kirche gehen und um Hilfe bitten. Und Frau Münichreiter sagte dieser Dame ordentlich ihre Meinung. Diese Geschichte schrieb meine Mutter sehr anschaulich.

Am 12. Februar 1934 wurden wir von der Schule früher nach Hause geschickt, weil die Kämpfe begonnen hatten. Zu Hause kletterten wir auf den Nussbaum im Garten des gegenüber liegenden Grundstückes und beobachteten, wie in der Stadt gekämpft wurde.

Im Jahre 1935 fand bei uns eine Haussuchung statt. Sie kehrten die Wohnung von oben nach unten und von unten nach oben, und verhafteten meine Mutter, weil sie für die 'Rote Hilfe' 10 gearbeitet hatte - das waren Kommunisten und Sozialdemokraten, die 1934 in Österreich verboten worden waren.

Es gab keine Verhandlung und ursprünglich betrug die Strafe drei Monate Haft. Aber dann brach in der "Liesl" - so nannten die Wiener das Polizeigefängnis in der Rossauer Kaserne, in dem meine Mutter ihre Haftstrafe absaß - ein Hungerstreik aus.

Man hielt meine Mutter fälschlicherweise für eine der Rädelsführerinnen und sie musste drei Monate länger im Gefängnis sitzen. Mein Vater besuchte sie und machte ihr keine Vorwürfe. Das war wieder sehr anständig von ihm. Um uns kümmerte sich in diesem halben Jahr unser Hausmädchen.

Nach der Volksschule, im Jahre 1935, machten wir am Schuhmeier-Platz, im 16. Bezirk, die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium. Damals musste man eine Aufnahmeprüfung machen. Ich bestand die Prüfung mit 'sehr gut' und mein Bruder bestand die Prüfung nicht.

Aber auch ich wurde wegen angeblichen Platzmangels abgewiesen. Das waren Dollfuß-Zeiten 11 und die waren ganz deutlich antisemitisch. Daraufhin sagte mein Vater zu mir: 'Na dann gehst du halt ins Chajes-Gymnasium'. Das war das jüdische Realgymnasium im 20. Bezirk, in der Staudingergasse.

Ich heulte Rotz und Wasser, denn ich wollte nicht zu den Orthodoxen. Ich hatte mir vorgestellt, dass dort lauter Religiöse mit Pejes 12 herumlaufen. Daraufhin sagte mein Vater: 'Gut, dann gehst du in die Hauptschule.' Das wollte ich aber auch nicht, denn ich wollte ja studieren.

Für meinen Vater als Angestellten der Kultusgemeinde war es kein Problem, mich in das Chajes-Gymnasium einschreiben zu lassen. Ich glaube, ich war die 39. Schülerin in meiner Klasse. In dieser Schule war ich dann drei Jahre lang sehr glücklich.

Im Chajes-Gymnasium lernten Buben und Mädchen in gemeinsamen Klassen. Wir waren eine sehr gute Klassengemeinschaft, hatten zwei Klassensprecher, einen Burschen und ein Mädchen als Assistent. Zwei Jahre wurde ich zur Klassensprecherassistentin gewählt.

Der Direktor, Viktor Kellner, war autoritär und infolgedessen auch nicht sehr beliebt. Aber die Lehrer waren wunderbar, zum Teil wirklich fortschrittlich aufgeschlossen und sozial denkend. Jüdische Lehrer, die den Antisemitismus in den Mittelschulen erleben mussten, haben sich gefreut, wenn sie im Chajes-Gymnasium unterrichten durften, das heißt, die Schule konnte sich ihre Lehrer wirklich aussuchen. Unsere Lehrer waren hervorragende Fachleute und überhaupt nicht alle orthodox, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Es gab orthodoxe Schüler, es gab die Religionslehrer - die orthodox waren. Im Großen und Ganzen war das aber eine normale Schule, außer, dass wir am Samstag frei hatten und am Sonntag in die Schule gehen mussten. Das war mir natürlich unangenehm.

Ich bin jeden Tag den weiten Weg vom 13. in den 20. Bezirk gefahren: mit den Straßenbahnen 62 und 60, mit der Stadtbahn Wiental- Linie und der Straßenbahn Nummer 5. Jeden Tag hatten wir eine Stunde Hebräisch. Auf Grund der zusätzlichen Hebräischstunde hatten wir immer bis 14 Uhr Unterricht und zweimal wöchentlich auch nachmittags.

An diesen Tagen habe ich Kostgeld von meinen Eltern bekommen. Dafür habe ich mir aber nur eine trockene Semmel gekauft und den Rest für Eis und Bücher verwendet. Wenn ich nachmittags Unterricht hatte, hatte ich eine Pause und in der Zeit bin ich herum gestrolcht, denn der Weg nach Hause wäre zu weit gewesen. Ich war die einzige in der Klasse, die so weit entfernt wohnte.

In der Nähe der Schule, in der Klosterneuburger Straße, hat die Familie Scheer gewohnt. Esther Scheer war eine politische Gefährtin meiner Mutter und ist mit ihr im Gefängnis gesessen. Ihr Mann war Fotograf, ein Künstler und er retuschierte seine Fotografien künstlerisch. Sie hatten eine Tochter, die etwas jünger war als ich.

Ich ging oft zu den Scheers, wenn ich auch am Nachmittag Unterricht hatte. Sie waren sehr nett zu mir und gaben mir auch zu essen. Die Familie Scheer ist rechtzeitig nach Amerika emigriert, nach dem Krieg wieder nach Wien gekommen und hat ein Geschäft eröffnet auf der Hollandstrasse 6. Die Eltern sind in den 50er Jahren gestorben und die Tochter hat das Geschäft übernommen. Sie hat dann aber einen Ausländer geheiratet und ich verlor sie aus den Augen.

Ich hatte den Ruf, eine gute Schülerin zu sein, und so bemerkte der Hebräischlehrer erst zum Halbjahr, dass ich überhaupt nichts konnte. Da habe ich den einzigen Fünfer in meinem Leben bekommen. Das motivierte mich dann wenigstens zu sporadischem Lernen. Wir haben den 'Chumasch' [Pentateuch] übersetzt und das interessierte mich auch. Aber zu mehr als zu einem Zweier hab ich es nie gebracht.

Frau Dr. Stella Klein-Löw [später SPÖ-Abgeordnete zum Nationalrat] war meine Lateinlehrerin. Ihre Nichte Lydia ging in meine Klasse und war ein ähnlicher Fall wie mein Bruder. Sie hat nicht gut gelernt und war immer vom Durchfallen bedroht. Lydia wurde meine Freundin und Frau Dr. Klein-Löw hat mich gebeten, mit Lydia zu lernen.

Lydia verbesserte sich dann auch wirklich und ist durchgekommen. Frau Dr. Klein-Löw war eine wunderbare Pädagogin. Zum Beispiel gab es den Schülerscherz, Kreide auf den Kathedersessel zu schmieren. Sie kam in die Klasse und bemerkte das, nahm ihr Taschentuch, wischte den Sessel ab, zeigte das Taschentuch herum und sagte:

'Seht ihr, das hätte ich jetzt alles in meinem Rock gehabt und dann hätte ich den Rock zum Putzen geben müssen. Habt ihr das gewollt?' Das war eine wunderbare Methode uns klarzumachen, dass das so lustig nun auch wieder nicht ist.

Unser Mathematikprofessor war ein eher autoritärer Typ. Wir nannten ihn die gelbe Brillenschlange und ich hatte sogar begonnen, einen Roman über die gelbe Brillenschlange zu schreiben. Die ersten zwei Kapitel las ich dann der Klasse vor, die sich sehr amüsierte.

Eine Deutschlehrerin aus unserer Schule, Sonja Wachtel, wurde später in Israel eine ziemlich berühmte Schriftstellerin. Sie war sehr fortschrittlich und wir haben bei ihr viel über Literatur gelernt.

Unsere Turnprofessorin Frau Löwenthal war sehr lieb und sehr sozial. Wir fuhren mit ihr auf Schikurse. Ich war eine gute Turnerin, hatte aber keine Schiausrüstung. Da es ihr ein Anliegen war, dass alle Kinder mitfahren, organisierte sie für mich die nötige Ausrüstung.

  • Während des Krieges

Unvergesslich ist die Zeit von März 1938 bis zum Schuljahresende 1938 für mich. Das waren meine letzten Monate in Wien vor der Emigration. Da kamen viele Schüler in die Schule, die aus den anderen Schulen ausgeschult worden waren, weil sie jüdisch waren. Ich glaube, wir waren zu dieser Zeit über 50 Kinder in der Klasse.

Die dazu gekommenen Kinder haben mich tief beeindruckt. Die waren alle sehr deprimiert, weil sie zum Teil nicht einmal gewusst hatten, dass sie Juden sind. Sie waren oft aus getauften Familien, christlich erzogen, und auf einmal waren sie Juden. Das werde ich nie vergessen können.

Die ganze Klassengemeinschaft hat sich um diese Kinder gekümmert, wir nahmen sie absolut auf. Aber es gab schon eine Stimmung der Auflösung; mehrere wussten, dass sie emigrieren werden. Es war nur noch eine 'Schule auf Zeit' für viele der Schüler.

Meiner Lateinlehrerin Frau Dr. Klein-Löw ist dann die Flucht nach England gelungen, wo sie als Hausgehilfin gearbeitet hat. Lydia ist die Flucht nach Amerika gelungen. Nelly Szabo, auch eine Freundin aus der Schule, flüchtete ebenfalls nach Amerika.

Ich hatte noch längere Zeit Kontakt zu ihr, aber wenn man sich nie sieht, dann verliert sich das irgendwann. Etlichen aus meiner Klasse gelang die Flucht, aber natürlich nicht allen. Meistens schafften es die wohlhabenderen Familien. Den ärmeren Familien gelang die Flucht oft nicht mehr. Manchmal gelang es ihnen aber wenigstens, ihre Kinder wegzuschicken.

Wie alle jüdischen Kinder ist natürlich auch mein Bruder aus seiner Schule geworfen worden und musste dann im 14. Bezirk in eine Sammelschule für Juden gehen.

Mein Vater hatte in der Nähe des Aspanger Flughafens - dieser Flughafen existierte seit 1912 - ein Grundstück gekauft und bearbeitet. Er hatte es dort gekauft, weil es billig war. Jedes Wochenende fuhren wir also von der einen auf die andere Seite Wiens, nach Eßling, - das war eine lange Fahrt.

Allerdings mussten wir am Schwedenplatz umsteigen, da gab es schon damals das herrliche Eisgeschäft, das es auch heute noch gibt. Wir bekamen jedes Mal ein Eis um zehn Groschen. Ende März 1938 wurde mein Vater verhaftet. Der Nachbar des Grundstückes in Eßling war ein Nazi, das wussten wir. Und dieser Nachbar wollte unser Grundstück haben.

Mein Vater wurde also vorgeladen und aufgefordert, zu unterschreiben, dass er das Grundstück dem Nachbarn übergibt. Mein Vater verweigerte seine Unterschrift mit dem Argument, er hätte das Grundstück gekauft, sei im Grundbuch eingetragen und sähe keine Ursache, es dem Nachbarn zu übergeben.

Er glaubte, als alter Frontkämpfer würde er von den Nazis selbstverständlich respektiert werden. Einen Dreck respektierten das die Nazis. Sie verhafteten und inhaftierten ihn im 20. Bezirk in einer Schule in der Karajangasse. Da wurden die Juden gesammelt und nach Dachau deportiert.

Mein Vater war auf dem so genannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau am 1. April 1938. Unter den 150 Häftlingen befanden sich bekannte Politiker und Gegner des nationalsozialistischen Regimes: Christlichsoziale, Monarchisten, Sozialdemokraten, Kommunisten und etwa 50-60 Menschen jüdischer Religion oder Herkunft.

Ab 1936 hatte meine Mutter begonnen, für eine Organisation, die in Zusammenarbeit mit der Kultusgemeinde entstand, jüdische Mädchen als Hausgehilfinnen nach England zu vermitteln. 1938, wenige Tage nach dem Einmarsch der Deutschen, hatten wir wieder eine Hausdurchsuchung.

Diese Hausdurchsuchung unterschied sich durch noch größere Brutalität von der ersten Hausdurchsuchung im Jahre 1936. Die scheuten nicht davor zurück, unsere Federbetten auszuschlitzen und viele Gegenstände zu zerstören. Alle Bücher wurden herausgerissen und teilweise zerrissen. Mein Bruder und ich waren dabei.

Das war eine wichtige politische Schulung für uns. Meine Mutter hatte mir einen Packen Papier in die Hand gegeben und mich damit aufs Klo geschickt. Diese Papiere wären gefährlich für sie geworden. Ich zerriss das alles und schmiss es ins Klo; weg war es.

Sie fanden also nichts, was wirklich für meine Mutter gefährlich geworden wäre, aber sie fanden den Koffer mit den ganzen Unterlagen für die England-Aktion. Sie konfiszierten den Koffer, weil sie glaubten, dass sie daraus vielleicht einen Spionagefall oder so etwas konstruieren könnten. Das waren Nazijünglinge, die nicht Englisch konnten und auch sonst nicht sehr gebildet waren.

Ungefähr 14 Tage nach der Hausdurchsuchung wurde meine Mutter zum Bezirksamt auf der Hietzinger Brücke vorgeladen. Sie nahm mich mit, weil sie dachte, in Gegenwart eines Kindes würden die Nazis ein bisschen moderater mit ihr verfahren.

Sie hatte Angst, denn mein Vater war zu dieser Zeit schon inhaftiert. Wir kamen zu dem Obernazi und der fuhr meine Mutter brutal an: 'Je mehr von denen Sie vermitteln desto besser.' Er verhielt sich so, wie man es von einem richtigen Nazi erwartete.

Zum Schluss sagte er: 'Und am besten, Sie nehmen sich gleich eins von diesen Permits 13 selber.' Diese Bemerkung nahm meine Mutter sehr ernst. Sie beantragte sofort ein Permit, nahm einen dieser Hausmädchenposten selbst an und beantragte unsere Ausreise.

Heute bin ich der Überzeugung, dass dieser Nazi nicht so bösartig war und uns mit seiner letzten Bemerkung einen Hinweis geben wollte. Da aber im Raum noch zwei oder drei SA-Männer anwesend waren, konnte er es nur auf diese brutale Art und Weise tun. Meine Mutter bat mich danach aufzuschreiben, was ich da eben erlebt hatte und irgendwo besitze ich das auch noch.

Mein Bruder und ich sahen unseren Vater nie wieder. Als er aus dem KZ entlassen wurde, waren wir nicht mehr in Österreich. Die Briefe meines Vaters aus dem KZ waren ein erschütterndes Erlebnis für uns, denn die lauteten so: Liebe Liesl, liebe Kinder! Dann war ein großes Stück ausgeschnitten und unten stand:

Es grüßt und küsst euch euer Vater Bela. Ich kann mir nicht vorstellen, was mein Vater geschrieben haben könnte in dem Bewusstsein, dass er in KZ-Haft ist, was er nicht hätte schreiben dürfen. Wir hatten meinem Vater Pakete ins KZ nach Dachau geschickt. Vielleicht hatte er geschrieben, dass er keine Pakete bekommen hat. Ich weiß es nicht, ich weiß es überhaupt nicht. Aber jedenfalls war das etwas, was mir auch sehr eindringlich die Natur des neuen Regimes demonstrierte.

Als ich in die Schule gefahren bin, habe ich in der Innenstadt Juden gesehen, die die Straßen aufwaschen mussten, ich habe die Reaktionen der Bevölkerung erlebt und die offenen Drohungen durchaus ernst genommen. Das war ein eindeutiges Signal für alle, die es wissen wollten.

Es war nicht schwierig, die Notwendigkeit einer Flucht einzusehen, wenngleich wir nicht so ohne weiteres und freudig das Land verlassen haben. Ein Tropfen Wehmut und Angst war auch dabei. Angst, was die Zukunft bringt und natürlich Angst um unseren Vater. Rafael und ich fuhren Mitte September, kurz vor unserem dreizehnten Geburtstag nach London.

Unsere Mutter brachte uns zum Westbahnhof. Ich kann mich erinnern, ich habe dieses Gefühl noch ganz deutlich in mir, ich wusste schon damals ganz genau: Ich komme wieder! Wir wussten, unsere Mutter kommt in zwei, drei Wochen nach, aber wir wussten nicht, dass sie uns früher schickte, weil sie Angst hatte, dass der Krieg ausbricht und wir dann verloren wären.

Viele Kinder mussten ohne ihre Eltern mit Kindertransporten nach England fahren und haben sie nie wieder gesehen. Zum Glück waren wir noch nicht so gescheit, wie wir es jetzt sind. Meine Mutter hat noch die Wohnung aufgelöst, nahm aber keine Möbel, nur Bettwäsche und solche Sachen mit.

Zum Teil verteilte sie unsere Sachen aus der Wohnung an Freunde, denn es war klar, dass mein Vater, wenn er entlassen wird, die Wohnung nicht mehr betraten darf. Unsere Mutter kam zwei oder drei Wochen nach uns, nachdem sie ein Permit für meinen Vater auf der englischen Botschaft deponiert hatte.

Vielleicht aufgrund des Permits wurde mein Vater aus dem Dachau entlassen, aber als er wieder in Wien war - das war im Juli oder August 1939 - existierte die britische Botschaft eigentlich nicht mehr. Offiziell war sie im Urlaub, denn es war ja Urlaubszeit, aber sie kamen nicht zurück, denn der Krieg war absehbar.

Mein Vater hielt sich dann einige Zeit illegal in Budapest auf, wurde aber ausgewiesen und ist nach Wien zurückgekehrt. In Wien lebte er gemeinsam mit anderen Juden in einer so genannten 'Sammelwohnung'. Da man den Juden ihre Wohnungen weggenommen hatte, wohnten viele jüdische Familien zusammen in einer Wohnung.

Ich glaube, mein Vater war im 2. Bezirk. Im September 1940 ist es ihm gelungen, eines von vier Schiffen zu besteigen, die illegal versuchten, Palästina zu erreichen. Im rumänischen Donauhafen Tulcea wurden die Passagiere auf drei Hochseedampfer umgeschifft. Statt wie vorgesehen 150 Passagiere befanden sich - zum Beispiel auf der 'Atlantic' - 1 800 flüchtende Passagiere.

Die Reise verlief sehr dramatisch. Die Mannschaft streikte, forderte mehr Lohn, doch nach über drei Monaten erreichte mein Vater den Hafen von Haifa. Aber nach kurzem Aufenthalt im Internierungslager Atlith bei Haifa transportierten die Briten die knapp dem Tode entronnenen Flüchtlinge mit einem Schiff nach Mauritius.

Mauritius war schrecklich, die Menschen hatten alles verloren, wussten nichts über ihre Verwandten, und viele starben an Tropenkrankheiten. Mein Vater machte sich auf Mauritius ein Stück Land urbar, legte einen Garten an und züchtete Pflanzen, die er dort fand. Er wusste wenigstens, dass wir in England sind und dadurch in relativer Sicherheit.

In London wurden wir vom 'Jewish Committee For Refugee Children' abgeholt und nach Deal gebracht. Deal ist eine kleine Stadt an der Küste in der Nähe von Dover. Dort war ein so genanntes Kinderheim, das von einem Mister Howard geleitet wurde. Mister Howard war Schuldirektor einer einklassigen Landschule.

Er hatte ein großes Haus mit einem großen Garten. In diesem Haus das 'The Glack' hieß, wohnte er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern und nahm Flüchtlingskinder auf, deren Eltern dafür zahlten und solche wie wir, die vom Komitee geschickt wurden. Zwischen den Kindern zahlender Eltern und den Kindern vom Komitee machte er einen großen Unterschied.

Wir vom Komitee mussten im Haushalt und im Garten helfen, die anderen waren dieser Pflicht enthoben. Ich habe Wäsche gewaschen, Betten gemacht und zeitweise in der Küche geholfen; Rafael hat im Garten gearbeitet. Natürlich hat uns das aufgeragt. Mister Howard war eine sehr autoritäre Persönlichkeit.

Er nahm uns mit Vorliebe mit in seine Schule, um uns zu demonstrieren, wie er dort über eine Schar von Kindern herrschte. Er hat vor uns die Kinder über die Finger geschlagen, auch um uns zu zeigen was passiert, wenn wir uns nicht fügen. Mrs. Howard war eine etwas freundlichere Frau, die versuchte, unseren Wünschen, zum Beispiel was das Essen betrifft, nachzukommen.

In dem Kinderheim gab es auch einen Tanzkurs, den Mister Howard mit einem Tanzlehrer für die Jugend im Ort organisierte. Weil mehr Burschen als Mädchen kamen, mussten wir Mädchen aus dem Heim zum Tanzkurs. Das wollten wir nicht, wir waren noch zu jung.

Aber das Schrecklichste war, wenn Mister Howard uns die 'Ehre' gab und uns zum Tanz aufforderte. Er war ein starker Pfeifenraucher und hat nach Rauch gestunken, und ich habe das Tanzen mit ihm in allerschlimmster Erinnerung. Das trieb mir die Tanzlust fürs Leben aus.

Mein Bruder hatte in Wien in der Schule keinen Englischunterricht. Ich hatte drei Jahre Englisch gelernt und konnte mich verständigen. Mein Bruder, der in England seinen zweiten Vornamen Erwin annahm, weil er statt Rafael immer Ralf gerufen wurde und ihn das ärgerte, schwieg zwei Monate lang. Er sprach deutsch, sagte aber kein einziges englisches Wort. Nach zwei Monaten sprach er perfekt Englisch.

Genau zu dieser Zeit kamen wir in die 'Central School', das war die Hauptschule im Ort. Mein Bruder kam in die Bubenschule, und ich ging in die Mädchenschule. Das damalige englische Schulsystem sah vor, dass in den Mädchenschulen viel weniger gelehrt wurde, als in den Bubenschulen.

Mädchen lernten zum Beispiel keine Algebra in Mathematik, während der Erwin mit Algebra geplagt wurde. Aber ich konnte ihm helfen, denn ich hatte in Wien gut gelernt. Meine Deutsch- und Geschichtelehrerin Miss Billings interessierte sich sehr für mich und nahm mich unter ihre Fittiche. Sie gab mir Bücher und ich besitze noch heute eines von ihr. Durch sie wurde der Aufenthalt dort für mich etwas erträglicher, denn wir waren unglücklich in diesem Heim.

Unsere Mutter war in London, aber sie arbeitete in einem Haushalt und konnte uns nicht besuchen. Wir haben uns natürlich bei ihr in unseren Briefen beklagt, aber es nutzte nichts, sie konnte uns nicht bei sich haben, das wäre unmöglich gewesen.

An unserem dreizehnten Geburtstag kam mein Bruder zu mir und sagte: 'So Hannah, jetzt sind wir 13, jetzt schlag ich dich nicht mehr.'

Nach einem Jahr ist unser Aufenthalt in Deal sehr dramatisch zu Ende gegangen. Eines Tages musste mein Bruder wieder im Garten helfen und irgendetwas war nicht zur Zufriedenheit des Mr. Howard geschehen, und er hat ihn zur Rede gestellt.

Mr. Howard war wütend und gab meinem Bruder eine Watschen. Nun waren wir so etwas nicht gewöhnt. Mr. Howard war ein kleiner Mann, mein Bruder ziemlich groß und kräftig, und er schlug zurück. Dieses Ereignis war im Endeffekt ein großes Glück, denn es war der Grund dafür, dass wir sehr schnell nach London geschickt wurden.

Allerdings war das auch das Ende unseres gemeinsamen Lebens, denn Rafael kam in ein Bubenheim, und ich kam in ein Mädchenheim. Meine Mutter verbrachte ihre freien Nachmittage natürlich mit uns. Sie hat uns aus den Heimen abgeholt, wir sind gemeinsam eine Kleinigkeit essen gegangen oder in einem Park spaziert und dann brachte sie uns wieder zurück.

Für uns Kinder war das Erlernen der englischen Sprache leicht, aber für ältere Menschen, so wie meine Mutter, war das ein Problem. Einmal zum Beispiel sind meine Mutter, mein Bruder und ich auf der Straße gegangen. Meine Mutter konnte ein bisschen Englisch und hatte auch inzwischen noch mehr gelernt, aber wir konnten es natürlich besser.

Und wir ärgerten sie mit Schimpfwörtern, und sie wollte, dass wir aufhören und sagte aus voller Überzeugung: 'Oh, pipe up! Sie wollte sagen: 'Halt den Mund!' Das trug natürlich noch mehr zu unserer Belustigung bei, denn es heißt: Pipe down! Es entwickelte sich unter den Emigranten das so genannte Emigranto. Das war Deutsch und Englisch gemischt, wie zum Beispiel der Satz: Ich hab schon meine Schule gechangt.

Frau Dr. Gellner, eine Deutsche, die Direktorin des Mädchenheims in London, hatte einen geistig behinderten Sohn. Michael konnte nicht in die Schule gehen. Ich habe mich mit ihm befreundet und begonnen, ihn zu unterrichten. Das war der Beginn meiner pädagogischen Karriere.

Ich beschloss, mich beruflich mit Kindern zu beschäftigen, nachdem ich wegen der Emigration meinen eigentlichen Berufswunsch, nämlich Ärztin zu werden, aufgegeben hatte. Als ich die Aufnahmeprüfung für eine public school in Bristol - die Badminton School For Girls - bestanden hatte und London verließ, übergab ich meiner ehemaligen Lateinlehrerin aus Wien, Frau Dr. Klein-Löw, die sich 1939 als Hausgehilfin nach London gerettet hatte, den Michael, und sie förderte in weiter. 1946 ging sie wieder zurück nach Wien, wurde Mittelschulprofessorin und Direktorin eines Gymnasiums in Floridsdorf.

Sie wurde Mitglied der Parteivertretung der SPÖ, Mitglied des Zentralkomitees der SPÖ, Mitglied des Bezirksvorstandes der SPÖ Wien/Leopoldstadt, war Schulsprecherin im Parlament, und ich war bis zu ihrem Tod im Jahre 1986 mit ihr befreundet.

Diese public schools sind keine öffentlichen Schulen, sondern sehr teure Schulen für die Kinder von Begüterten. Meine Schule war eine renommierte und sehr fortschrittliche Schule. Es gab mehrere Emigranten, von denen ich anfangs die Jüngste war. Wir hatten sehr viele Möglichkeiten Sport zu treiben, es gab ein Schwimmbad, Tennisplätze, Hockeyfelder und vieles mehr.

Die Schule wurde dann, als das Bombardement auf Bristol zu gefährlich war, in ein vormaliges Hotel an der Nordküste von Devonshire in Lynmouth, einem kleinen Fischerort, evakuiert. Das war eine sehr wilde und sehr schöne Gegend dort. Ich erinnere mich, das Hotel war in Küstenähe, wir schauten hinunter aufs Meer und der Abhang zum Meer war bewachsen mit Rhododendron- SträuchernRhododendren-Sträuchern. So etwas habe ich nie wieder gesehen, ein derartig riesiges Meer Rhododendron.

Wir sind dort sehr viel spazieren gegangen. Diese Spaziergänge waren immer so organisiert, dass eine Schülerin einer höheren Klasse für eine Gruppe von drei bis fünf Schülerinnen einer niederen Klasse verantwortlich war. Wir haben sehr viel politisiert, zum Beispiel über den Heß 14 der damals nach England geflogen war.

Sonntag war entweder Kirchenbesuch oder es gab ein Quäker-Meeting. Die Quäker versammelten sich in einem großen Saal und es wurde nicht gebetet, sondern irgendwer schlug ein Thema vor. Wenn es passte, wurde es aufgegriffen und man sprach darüber. Das artete dann immer in politische Diskussionen aus, was natürlich absolut nicht die Absicht der Veranstalter war. Ich ging entweder zu diesen Quäker-Meetings oder spazieren. Für die Juden gab es nichts, weil es zu wenige jüdische Schülerinnen gab.

Anfang Juni 1941 hatte ich die Prüfungen hinter mir und verließ die Schule mit dem Cambridge School Certificate. Wenn man einen bestimmten Notendurchschnitt erreichte, bekam man auch das London School Certificate dazu und konnte sowohl in Cambridge als auch in London studieren. Das Unterrichtsministerium in Wien erkannte mein Zeugnis 1946 als Maturazeugnis an.

Mein Bruder war in dem Knabenheim und ging noch ein Jahr in die Schule. Danach begann er mit einer Lehre als Feinmechaniker in einer großen Fabrik in London. Der Teil der Fabrik, in dem er arbeitete, wurde nach Cheltenham evakuiert, und dort blieb er eine ziemlich lange Zeit. Er besuchte eine Abendschule und wurde Ingenieur.

Danach arbeitete er sich in einer kleinen Fabrik in Wales hinauf zum Direktor. Da war der Krieg schon zu Ende. Er heiratete in London Rosslyn, die Tochter eines jüdischen Spielzeugfabrikanten und nach der Hochzeit arbeitete er mit in der väterlichen Fabrik. Sie bekamen zwei Söhne, Lorenz und Robert, mit denen er mich einmal nach dem Krieg in Wien besucht hat.

Wir gingen in den Rathauskeller essen. Danach machte ich jahrelang einen Bogen um den Rathauskeller. Auch jetzt, Jahrzehnte später, wenn ich dort vorbeigehe, muss ich noch immer an den Wirbel, den diese beiden kleinen Buben dort veranstalteten, denken.

Noch in den 1950er- Jahren wanderten mein Bruder und seine Familie nach Kanada - in die Nähe von Toronto - aus. Sie bekamen noch zwei Kinder, Tamara und Jonathan, und er übernahm dort die Vertretung einer großen Firma, die mit Drehbänken handelte. Er gab sich weniger mit Produktion, sondern mehr mit Organisation von Service und Verkauf, Import und Export, ab.

Die Ehe ging auseinander, seine Frau verließ ihn, aber die Kinder blieben bei ihm. Später heiratete er Marion, eine Kanadierin. Sie war nicht jüdisch und sie bekamen einen Sohn Matthew. Auch diese Ehe ging auseinander. Mit seiner dritten Frau Neisa, die jüdisch ist, lebt er in den USA, in Miami.

Mein Bruder hat in Miami einen großen jüdischen Freundeskreis, aber er ist nicht religiös und in die Synagoge geht er nur zu Konzerten. Er hat Kontakte zur jüdischen Gemeinde, aber er ist sicher ein Atheist. Seine Kinder sind mit jüdischen und mit nicht jüdischen Partnern verheiratet.

Meine Mutter arbeitete nach ihrer Arbeit als Hausmädchen als Spitalsköchin. Das war besser als im Haushalt zu dienen. Sie konnte das sogar, weil sie ja in Wien oft während der jüdischen Feiertage eine Art Großküche geführt hatte. Nach zwei Jahren, sie war auch schon über Fünfzig und die Arbeit war körperlich schwer, bekam sie einen Büroposten. Als sie dann im Büro arbeitete, mietete sie sich eine kleine Wohnung. So habe ich, nachdem ich die Schule erfolgreich beendet hatte, bei ihr in London gewohnt.

Beim jüdischen Komitee sagten sie mir, ich hätte die Chance, bei einer 'gnädigen Frau' einen Posten im Haushalt zu bekommen, da würde ich alles lernen, was man für die Führung eines guten Haushaltes braucht. Das war Kilometer entfernt von dem, was ich mir über meine Zukunft vorgestellt hatte. Ich ging sehr deprimiert von dort weg und begegnete auf der Straße einer Bekannten meiner Mutter.

Die sagte zu mir: 'Du, ich hab gehört, in Hamsted hat Anna Freud ein Kinderheim aufgemacht und sucht junge Betreuerinnen für dieses Heim. Warum gehst du nicht zu der?' Ich hatte keine Ahnung, wer Anna Freud ist, aber Kinder, das klang gut. Also suchte ich im Telefonbuch und ging dann nach 20, Maresfield Gardens, das war die Adresse von Anna Freud und klopfte an die Tür.

Eine Frau, offensichtlich die Haushälterin, öffnete und sagte im besten Englisch: 'Wat du ju wont' - woraufhin ich sofort wusste, dass sie keine Engländerin ist. Das war Paula Fichtl aus Salzburg, die schon in Wien Haushälterin bei der Familie Freud war. Obwohl sie keine Jüdin war, ist sie mit der Familie Freud in die Emigration gegangen. Ich sagte, dass ich gern mit Miss Freud sprechen würde und wurde für den nächsten Tag eingeladen.

Am nächsten Tag führte man mich in die Bibliothek von Anna Freud, das war auch die Bibliothek von Sigmund Freud, ihrem Vater. Diese Bibliothek war ein großer Raum, ziemlich dunkel und mit einigen Totems, die er erworben hatte. Er interessierte sich sehr für solche Dinge. Zwei Damen saßen in dem Raum, die eine war Anna Freud, eine sehr imposante Erscheinung mit sehr interessanten Augen, einem langen Rock und Haferlschuhen [Trachtenschuhe].

Die andere Dame war Mrs. Burlingham, eine Mitarbeiterin und langjährige Freundin von Anna Freud. Anna Freud führte mit mir ein Interview über meine Familie, meine Geschichte, meine Ausbildung und fragte, warum ich mit Kindern arbeiten wolle. Mrs. Burlingham schwieg und lächelte mir ermutigend zu.

Nach einem zweistündigen Gespräch sagte Anna Freud, ich solle am nächsten Tag nach 5, Netherhall Gardens kommen. Ich würde als 'trainee' für die Arbeit mit den Kindern im Heim und zum Lernen aufgenommen. Ich könne auch dort in einem Haus wohnen und würde ein kleines Taschengeld bekommen.

Das Heim wurde von der 'Foster Parents Plan For War Children', einer amerikanischen Stiftung finanziert, und Anna Freud musste jeden Monat einen Bericht über die Arbeit mit den Kindern schicken, die vom Säuglingsalter bis zum Alter von fünf Jahren waren. Damals wurden Kinder in England im Alter von fünf Jahren eingeschult.

Über zwei Jahre habe ich im Heim gearbeitet und gelernt. Das Personal war so organisiert, daß jede Abteilung eine Leiterin hatte und unter ihr arbeiteten die 'trainees'. Von den meisten Kindern hatten die Eltern keine Wohnung mehr, sie waren umgekommen oder ausgebombt.

Diese obdachlosen Kinder schliefen dann im 'Shelter' und das war eine Katastrophe. Sie waren oft krank, wurden eingesammelt und ins Heim gebracht. Für ältere Kinder gab es dann auch ein Heim am Land. Die jüngeren Kinder sollten in London bleiben, weil Anna Freud sagte, diese Kinder brauchen noch den engen Kontakt mit der Familie, die ja manchmal noch existierte. Es war die Zeit, wo jede Nacht die Flugzeuge kamen; die Kinder mussten dann alle unten im Shelter schlafen. Die älteren Kinder auf dem Land blieben davon verschont.

Ich habe sehr viel erlebt in diesen Jahren bei Anna Freud. Das waren - frei nach Gorki, pflege ich zu sagen - 'Meine Universitäten'. Ich habe dort mehr über Kinder gelernt, als später in Wien auf der Universität. Meine Mutter behauptete damals, meine Welt sei mit Windeln zugehängt, weil ich ganz in dieser Arbeit aufgegangen bin.

Nach etwas über zwei Jahren habe ich mir eine andere Arbeit gesucht, weil es mir auf die Nerven ging, immer die Jüngste zu sein. Als Mitarbeiterin wurde ich geschätzt, aber ich wollte schon endlich eine eigene Gruppe leiten.

Zuerst bin ich zu einer Frau, die so etwas wie eine Großfamilie gegründet hatte gegangen, aber die Methoden, die sie anwendete, waren nicht das, was ich mir vorstellte. Theoretisch hatte alles sehr gut geklungen, aber die Praxis sah anders aus.

Dann hatte ich das Glück im österreichischen Kindergarten des 'Austrian Centres' 15 als Kindergärtnerin arbeiten zu dürfen. Dort übernahm ich dann eine Gruppe. Die Fernseh-Journalistin Toni Spira, die Sängerin Lena Rothstein, der Mathematikprofessor Walter Fleischer und viele andere Emigrantenkinder gingen in diesen Kindergarten.

Das war eine fantastische Gruppe, aus allen ist etwas geworden. Viele waren auf Grund ihres Hintergrundes außergewöhnlich begabt, die meisten hatten jüdische Eltern. Als die Deutschen London mit V2-Raketen beschossen, wurde der Kindergarten für ein Jahr nach Schottland evakuiert. Schottland war sehr interessant für mich, es war eine andere Landschaft und die Bevölkerung war sehr nett zu uns.

Kommunistin war ich schon zu dieser Zeit, aber nicht Mitglied, sondern nur Kandidatin. Ich war deshalb nicht Mitglied der Partei, weil ich nicht aufgenommen wurde. Ich war immer in einer Gruppe, in der viel diskutiert wurde. Wir lasen zusammen die Geschichte der KPDSU und kommentierten sie.

Meine Mutter kritisierte die Partei und war mit vielen Dingen nicht einverstanden. Zum Beispiel auch damit nicht, dass gesagt wurde, Tolstoi sei ein Verräter gewesen. Sie war auch sehr kritisch Stalin gegenüber und meinte, dass er Kirow 16 umbringen ließ.

Auch sie wurde nie in die Partei aufgenommen. Im 'Austrian Centre' arbeiteten wir lange an Plänen über die Organisation der Reemigration nach Österreich und wir waren überzeugt davon, dass Österreich nur darauf warte, dass wir so schnell wie möglich zurückkommen.

  • Nach dem Krieg

Nach dem Krieg suchte mein Vater uns und meine Mutter suchte ihn. Ich glaube, meine Mutter fand ihn, als er noch auf Mauritius war, denn ich bekam aus Mauritius Post von ihm.

Als ich im September 1946 nach Österreich zurückkehrte, übersiedelte meine Mutter einige Monate später zu meinem Vater nach Palästina. Er lebte in Petach Tikva und hatte zu dieser Zeit schon eine Gärtnerei und ein kleines Geschäft. Er hatte Pflanzen aus Mauritius mitgebracht und war bestimmt glücklich, sich dieser Arbeit widmen zu können.

Ich weiß nicht genau, ob das sein Lebenstraum war, wir sprachen nie darüber, und ich weiß auch nicht, ob mein Vater nach allen seinen Erlebnissen noch der Mann war, den meine Mutter gekannt hatte. Bis 1952 wohnten sie zusammen in Israel; er hatte sein kleines Blumengeschäft und die Gärtnerei, und sie arbeitete als Übersetzerin.

Ich kam nach acht Jahren wieder am Wiener Westbahnhof an. Der war nicht wieder zu erkennen. Er war vollkommen zerstört, nur für den Zoll waren Hütten aufgestellt, das sah sehr trist aus.

Zuerst wohnte ich bei der Familie Graber, bei der ich schon das letzte Jahr in London gelebt hatte und deren Kinder im österreichischen Kindergarten waren. Herr Graber war bei der Englischen Armee und hatte dadurch ein Haus am Küniglberg zugewiesen bekommen; ich bekam ein Zimmer im Souterrain. Das Zimmer war sehr schön und zum Garten hinaus. Ich ging zu 'Kinderland' - das war die Kinderorganisation der Partei - und bat um Arbeit in einem Kindergarten.

Sie sagten, ich soll nach Vorarlberg gehen, dort in einer Fabrik arbeiten und dort die FÖJ 17, die Freie Österreichische Jugend, organisieren. Ich habe gesagt: 'Nein, das tue ich nicht!' Das war das zweite Mal in meinem Leben, das ich mich geweigert habe, etwas zu tun, das ich absolut nicht tun wollte.

Daraufhin wurde mir ein Kindergarten mit einer Gruppe zugewiesen. Das Haus, in dem sich der Kindergarten befand, gehörte einem jüdischen Besitzer. Als das Haus dem Besitzer zurückgegeben wurde, war das auch das Ende des Kindergartens.

Eines Tages traf ich auf der Straße eine Bekannte die mir erzählte, dass sie in eine Schule für Kindergärtnerinnen geht. Das wollte ich auch und ging aufs Wiener Jugendamt. Der Leiter des Amtes, Anton Tesarek, hat sich bereits vor dem Krieg sehr für die Psychoanalyse interessiert.

Als er hörte, daßdass ich zwei Jahre bei Anna Freud gelernt hatte, meinte er, ich soll es probieren. Innerhalb von zwei Monaten habe ich mich als Gastschülerin - offiziell war ich Externistin - auf die Abschlussprüfungen vorbereitet und dann die Prüfung bestanden. 1947 wurde ich von der Stadt Wien als Kindergärtnerin angestellt. Nebenberuflich habe noch ich an der Universität Wien Pädagogik, Psychologie, Philosophie und Englisch studiert und 1952 promoviert.

Auch nachdem ich mein Psychologiestudium abgeschlossen hatte, arbeitete ich weiter als Kindergärtnerin. Daneben erfüllte ich mir einen alten Wunsch und studierte Medizin. Da ich mein Psychologiestudium neben der Arbeit als Kindergärtnerin bewältigt hatte, begann ich auch mit dem Medizinstudium neben der Arbeit und plante, mich nur gegen Ende des Studiums für einige Zeit beurlauben zu lassen. Nachdem ich aber alles gelernt hatte, was mich eigentlich interessierte, habe ich das Studium abgebrochen, denn Ärztin wollte ich ja nicht werden.

Einmal beim Sezieren sezierten israelische Studenten an einem anderen Tisch neben uns. Plötzlich machte einer meiner sehr netten Kollegen antisemitische Bemerkungen über die Gruppe der Israelis. Ich hörte mir das eine Weile an. Als er dann behauptete, er erkenne einen Juden auf zehn Meter Entfernung, habe ich gesagt, dass ich das bezweifle und ihn gefragt: 'Hast du erkannt, dass ich Jüdin bin?' Er war sehr erstaunt! Daraufhin haben wir geredet und ich habe ihn gefragt, wie er zu solchen Auffassungen käme?

Er hat mir erzählt, sein Geschichtsprofessor habe die Schüler in die 'Rassenkunde' eingeführt. Das waren die Lehrer, die in den fünfziger Jahren noch im Schuldienst gearbeitet haben. Ich blieb mit ihm befreundet und wir haben dann natürlich über Antisemitismus und darüber, was während der Nazizeit passiert war, gesprochen. Von all dem hatte er keine Ahnung.

Das war symptomatisch für viele Österreicher damals. Es gab ja auch kaum noch Juden in Österreich. Die wenigen waren entweder unsere Genossen aus der Emigration, die überhaupt nicht religiös waren, oder einige wenige, die aus den KZ zurückgekommen waren. Die Zeit vor dem 2. Weltkrieg war schwer für die Bevölkerung und in solchen Zeiten brauchen sie einen Feind, der an allem Schuld ist. Diese Funktion erfüllten die Juden in der Nazizeit.

Bis 1957 arbeitete ich als Kindergärtnerin, dann als Psychologin für das Zentralkinderheim in Wien. Anfang der 60er Jahre adoptierte ich meinen Sohn Franz Anton, der in diesem Kinderheim lebte. Er war damals 1½ Jahre alt und war am 2. März 1960 in Wien geboren. Er arbeitet als kaufmännischer Angestellter in Wien.

Seit 1967 unterrichtete ich in der 'Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen' Pädagogik und Englisch. Ab 1984 war ich Direktorin dieser Anstalt. Bei uns gab es sicher keinen Antisemitismus, weder bei den Lehrern noch bei den Schülern. Aber ich weiß, es gibt ihn noch heute, er ist einfach nur subtiler geworden. Die heutige Hetze gegen die Ausländer, besonders gegen die Schwarzen, ist an seine Stelle getreten. Jetzt geht die Bevölkerung auf die los, um sich abzureagieren.

In der Zeit zwischen Kinderland, Kindergarten und dieser Anstellung bekam ich ein Stipendium der Israelitischen Kultusgemeinde. Ich bin Mitglied der Kultusgemeinde, weil ich es meinem Vater nie antun würde auszutreten, und unter anderem gedenke ich so meines Vaters. Manchmal bin ich im Tempel, wenn irgendetwas gefeiert wird und ich dazu eingeladen werde. Aber ich gehe nicht aus religiösen Gründen in den Tempel. Als Kind hatte ich einen Glauben, aber die Nazizeit hat mir meinen Glauben geraubt. Wirklich verloren habe ich meinen Glauben, als die Deutschen in Frankreich einmarschiert sind. Wir hatten eine Französisch-Lehrerin, sie war so verzweifelt, begann zu weinen, weil sie alle ihre Verwandten in Frankreich hatte. Dieser ganze Krieg war so schrecklich, da ich dachte: Das kann nicht sein, das hätte ein Gott nie zugelassen. Durch meinen Vater, der bereits 1938 ins KZ deportiert worden war, wusste ich, dass es KZ gab. Aber was dort wirklich passierte, das erfuhr ich viel später und ich dachte, wenn es einen Gott geben würde, hätte er das bestimmt verhindert und nicht zugeschaut.

Ich bin der Meinung, dass die Schilderung der Erschaffung der Welt in der Bibel, aus der Sicht von Menschen vor ein paar 1000 Jahren, grandios ist, denn in Wirklichkeit hat sich die Entwicklung des Menschen genau so abgespielt. Nur passierte das nicht in sechs Tagen, sondern in Epochen.

Wenn man jeden Tag für eine Epoche nimmt, kann man feststellen, das tatsächlich vom Urknall weg bis zur Formierung der Erde und dem Beginn des Lebens im Wasser bis hinauf zum Menschen, alles so gewesen ist. Für mich ist das sehr spannend zu sehen, wie Menschen vor vielen 1000 Jahren die Bibel - man weiß ja nicht, wer das war - Wissen zusammengetragen haben.

Das war im Mittleren Osten, dort entstand die Bibel. Das zeugt davon, dass die Menschen nachdachten, dass sie Phantasie hatten und dass sie gewisse Zusammenhänge erkannten. Das Denkvermögen war da und das Entscheidende ist die Entwicklung der Sprache. Nur dadurch konnte sich all das entwickeln.

Die Religion war eigentlich lange Zeit die Wissenschaft vom Leben, und somit fühle ich mich der Religion verpflichtet. Dass die Religion eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielte und auch heute noch spielt und dass manche Menschen in der Religion in widerlichen Umständen auch wirklich einen gewissen Trost finden, warum sollte ich das ablehnen? Ich stehe zu meinem 'Jude sein', weil die Juden verfolgt wurden und man dem einfach nicht nachgeben darf.

Der Staat Israel ist eine berechtigte Forderung des jüdischen Volkes. Das jüdische Volk hat über die Jahrtausende eine gewisse Identität entwickelt und behalten. Und auf Grund dieser Identität wurde und wird es als minderwertig oder auch als verbrecherisch angesehen.

Ich glaube, dass das jüdische Volk sich nicht in den Grundfähigkeiten von anderen Völkern unterscheidet, wohl aber in seiner Geschichte und in gewissen Einstellungen, die sich aus seiner Geschichte ergeben. Und ich finde es berechtigt, dass die Juden dort einen Staat errichtet haben, wenngleich das 'göttliche Versprechen' für mich völlig bedeutungslos ist.

Aber Juden haben dort immer gelebt und weder die Türken noch die Engländer hatten ein Anrecht auf dieses Land. Meiner Ansicht nach haben die Araber und die Juden ein Recht dort zu leben. Das steht für mich außer Frage und gefühlsmäßig kommt dazu, dass dieses Land meinem Vater die Möglichkeit gab, nach all seinen schrecklichen Erlebnissen endlich in Frieden leben zu können. Ich glaube, der Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern hätte nicht kommen müssen.

Er entstand durch bestimmte historische Bedingungen. Ich bin überzeugt, dass die kämpferischen Teile der Palästinenser, also Djihad usw., noch heute davon träumen, den Staat Israel zu vernichten, und dagegen habe ich etwas. Ich kann weder diese fundamentalistischen Palästinenser verstehen, noch die jüdischen Fundamentalisten.

Dass Sharon nach langem zu der Teileinsicht gelangte, dass das Vorgehen der Fundamentalisten es für Jahrzehnte verhindert, Frieden in der Region zu erreichen, und dass man irgendwo einen Anfang machen muss, ist beachtlich. Ich finde es beachtlich, dass ein alter Militär diesen Schritt gesetzt hat, das hätte ich nie für möglich gehalten.

Aber daran sieht man, dass der Mensch eben doch lernfähig ist. Dass die jüdischen Fundamentalisten drohen, den Tempelberg zu vernichten, ist eine Katastrophe. Ich meine, es gibt keinen anderen Weg, als sich zu verständigen, aber solange der Arafat da ist, wird das nicht gehen.

Zweimal war ich in Israel. Einmal zu einem kinderpsychologischer Kongress, ich glaube in Haifa, und einmal mit meinem Bruder - vor ungefähr zehn Jahren. Alles was ich erlebt habe, hat mich tief beeindruckt. Ich traf dort Jossi Zur, meinen Cousin zweiten Grades, der in einem Kibbutz 18 im Negev lebt.

Jossi hat viele Jahre über unsere Familie recherchiert und ein ganzes Buch mit Lebensgeschichten, Fotos und Stammbäumen zusammengestellt. Außerdem hat er ein interessantes Hobby: Der Kibbutz hat ihm ein kleines Häuschen zur Verfügung gestellt. In diesem steht sein Teleskop, mit dem er den Himmel beobachtet.

Als ich ihn besuchte, zeigte und erklärte er mir alles, und das war sehr aufregend. Er ist mit einer aus Ungarn stammenden Frau verheiratet und sie haben Kinder. Einmal ging ich sogar mit ihm auf Nachtpatroullie. Sie müssen die ganze Nacht patrouillieren, weil Araber aus Dörfern in der Nähe versuchen, über die Grenze hinweg Kühe zu stehlen. Jossi ist absolut für eine Verständigung, er wohnt in der Nähe von Hebron, und half einem arabischen Dorf die Volkschule für die Kinder zu errichten. Ich bin auch durchs Land gereist und habe mir die alten Kulturstätten angeschaut.

Seit 1986 arbeitete ich, gemeinsam mit der Volkshilfe, an einem Ausbildungsprojekt für saharauische Frauen. Durch eine Delegation aus den Flüchtlingslagern der Polisario 19 in der Westsahara, welche die Bildungsanstalt besuchte, kamen wir auf diese Idee. Das Leben in der algerischen Wüste ist sehr hart, die Kinder brauchen regelmäßiges Essen und die Frauen wollten Hilfe, um richtig mit den kleinen Kindern zu arbeiten.

Ich half gern bei dem Projekt 'Ausbildung von Kindergärtnerinnen für die Flüchtlingslager in der Westsahara'. Ab 1990 förderte die österreichische Bundesregierung das Projekt. Oft, besonders nach meiner Pensionierung im Jahre 1990, reiste ich dann [mindestens sechzehn Mal] für je 14 Tage selber in die Flüchtlingslager.

Österreich ist nach meiner Rückkehr wieder zu meiner Heimat geworden. Ich fühle mich zu Hause, sonst wäre ich nicht hier geblieben. Ich hätte immer noch die Möglichkeit gehabt, irgendwo anders hin zu gehen. Ich bin heute wirklich froh, dass ich in Österreich bin, ich möchte nicht in Amerika leben und England war mir nie ein wirkliches Zuhause. Antisemitismus habe ich die ganze Zeit über gespürt, aber ich habe auch versucht, etwas dagegen zu tun.

Vor zwei oder drei Jahren erhielt ich von der Stadt Wien für meine pädagogische Arbeit die Glöckel-Medaille. Diese Medaille ist ein Zeichen der Anerkennung und Würdigung für meine Leistungen in der Pädagogik. Diese Auszeichnung bedeutet mir wirklich viel, daran habe ich eine große Freude. Aber ich würde das ungefragt nicht erzählen, denn Auszeichnungen, Medaillen und Anerkennungen jeglicher Art sind für mich nicht wichtig. Wichtig war immer nur die Arbeit für und mit den Kindern.

  • Glossar:

1 Der 13. Zionistische Kongress, Karlsbad 1923: Der Artikel 4 des Palästinamandates des Völkerbundes verlangte die Gründung einer Jüdischen Körperschaft, der Jewish Agency for Palestine, um 'die Zusammenarbeit aller Juden, die zum Aufbau einer nationalen jüdischen Heimstätte beitragen möchten, zu sichern.'

2 Schabbat [hebr.: Ruhepause]: der siebente Wochentag, der von Gott geheiligt ist, erinnert an das Ruhen Gottes am siebenten Tag der Schöpfungswoche. Am Schabbat ist jegliche Arbeit verboten. Er soll dem Gottesfürchtigen dazu dienen, Zeit mit Gott zu verbringen. Der Schabbat beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend.

3 Tandler, Julius nimmt durch seine anatomischen Forschungsarbeiten einen bedeutenden Platz in der Geschichte dieses medizinischen Faches ein. Noch größere Bedeutung erlangte er [ab 1920] als Wiener Stadtrat für das Wohlfahrts- und Gesundheitswesen.

Er engagierte sich besonders im Kampf gegen die als 'Wiener Krankheit' bezeichnete Tuberkulose und arbeitete am Ausbau der Gesundheitsfürsorge arbeitete. Mit seinem'geschlossenen System der Fürsorge' verwirklichte er das humanitäre Prinzip der Fürsorge.

4 Bassena ist ein in Wien üblicher Ausdruck für eine öffentliche Wasserstelle in einem alten Mietshaus. Die Bassena war nicht nur die Wasserstelle des Hauses, sondern auch allgemeiner Treffpunkt. An der Bassena gedieh vor allem der Tratsch, Bassenatratsch genannt.

5 Die Österreichischen Kinderfreunde sind eine der größten österreichischen Familienorganisationen und entstanden aus der Arbeiterbewegung. Die Kinderfreunde sind eine Vorfeldorganisation der SPÖ.

6 Pessach: Feiertag am 1. Frühlingsvollmond, zur Erinnerung an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, auch als Fest der ungesäuerten Brote [Mazza] bezeichnet.

7 Mazzot [Einz

Mazza]: Ungesäuertes Brot, für das nur eine der fünf Getreidearten Weizen, Gerste, Dinkel, Hafer oder Roggen verwendet werden darf. Die Mazzot wird als das 'Brot der Armut' bezeichnet, 'das unsere Väter in Ägypten gegessen haben'.

Es gilt aber auch als das Brot der Erlösung, die so schnell kam, 'dass der Teig unserer Vorfahren keine Zeit hatte zu säuern', bevor er gebacken wurde. Mazza essen gilt nur am ersten Abend des Pessachfestes, dem Sederabend, als Pflicht. An den restlichen Tagen des Festes darf man zwar weiterhin nichts Gesäuertes [Chamez] zu sich nehmen, muss aber keine Mazza essen.

8 Gracchus (lat. der Gnadenreiche, gesprochen: Grachus) ist der Beiname einer vornehmen plebejischen Familie in der römischen Republik. Die Sozialreformer (Gracchische Reform) Tiberius (der jüngere) und Gaius Gracchus werden unter der Bezeichnung 'die Gracchen' zusammengefasst.

9 DÖW: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Es wurde 1963 von ehemaligen WiderstandskämpferInnen sowie von engagierten Wissenschaftlern gegründet. Inhaltliche Schwerpunkte: Widerstand und Verfolgung, Exil, NS-Verbrechen, insbesondere Holocaust und NS- Medizinverbrechen, NS- und Nachkriegsjustiz, Rechtsextremismus nach 1945, Restitution und 'Wiedergutmachung' nach 1945.

10 Die kommunistisch geführte 'Rote Hilfe' entstand [ebenso wie die 'Sozialistische Arbeiterhilfe'] nach dem Bürgerkrieg 1934 als Reaktion auf die Verhaftung und Entlassung von Arbeitern und Angestellten in Betrieben und Dienststellen.

11 Dollfuß, Engelbert [geb.1892]: Politiker, nach 1. Weltkrieg Sekretär des Niederösterreichischen Bauernbundes, 1927 Direktor der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, 1931 Minister für Land- und Forstwirtschaft, 1932-1934 Bundeskanzler und Außenminister, März 1933 Ausschaltung des Parlaments, 1933 verbot Dollfuß die NSDAP, die Kommunistische Partei und den Republikanischen Schutzbund, 1934 nach den Februarkämpfen, auch die Sozialdemokratische Partei. Am 25. Juli 1934 wurde Dollfuß im Zuge eines nationalsozialistischen Putschversuches ermordet.

12 Pejes od. Peies [hebr: Peot]: die jiddische Bezeichnung für die von frommen Juden getragenen Schläfenlocken. Das Tragen des Bartes und der Schläfenlocken geht auf das biblische Verbot zurück, das Gesicht mit scharfen und schneidenden Gegenständen zu berühren.

13 Permit [engl.: Erlaubnis]: Visum, Einreisegenehmigung

14 Heß, Rudolf: Der Privatsekretär und Stellvertreter Adolf Hitlers hatte maßgeblichen Anteil an der Entfaltung des Führerkults und an der Durchsetzung des bedingungslosen Führerprinzips im nationalsozialistischen Deutschland. 1941 flog Heß nach Schottland, um mit dem Anführer - so glaubte er jedenfalls - der englischen Friedensbewegung, dem Duke of Hamilton, über Frieden zu verhandeln.

Dabei geriet Heß in britische Kriegsgefangenschaft. Sein Flug wurde vom Nazi-Regime in der Öffentlichkeit als Verrat gewertet und Heß wurde für verrückt erklärt.. In den Nürnberger Prozessen wurde Heß zu lebenslanger Haft verurteilt.

15 Austrian Centre: Das "Austrian Centre" betrieb vier Häuser in London, welche zentrale Treffpunkte für viele Österreicher wurden, und wesentlich zur Freundschaft mit der englischen Bevölkerung beitrugen. Die vielfältigen Aktivitäten umfassten Klubtätigkeit, einen Gasthausbetrieb, Kulturveranstaltungen, Publikationen und die Wochenzeitung 'Zeitspiegel'.

16 Kirow, Sergej: Charismatischer und populärer Leningrader Parteiführer. Als 1934 ein Gerücht verbreitet wurde, dass Kirow Stalin ersetzen könnte, wurde er kurz darauf in seinem Büro von einem geheimen Agenten unter der Anordnung von Stalin ermordet.

17 Freie Österreichische Jugend [FÖJ]: Die Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Österreichs. Sie wurde 1945 als überparteiliche 'österreichische und antifaschistische' Vereinigung gegründet. Bis Frühling 1956 zogen sich die sozialistischen, christlichen und parteilosen Aktivisten zurück. Die FÖJ wurde, wenn auch formal unabhängig, zu einer kommunistischen Teilorganisation.

18 Kibbutz [Pl.: Kibbutzim]: landwirtschaftliche Kollektivsiedlung in Palästina, bzw. Israel, die auf genossenschaftlichem Eigentum und gemeinschaftlicher Arbeit beruht.

19 Polisario, genauer die Frente Polisario ist eine militärische und politische Organisation in der West-Sahara. Sie begann den bewaffneten Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Kolonialmacht [bis 1975], und setzte ihn danach gegen Mauretanien und Marokko, welche die West-Sahara besetzten, fort.

Nach einem Friedensvertrag mit Mauretanien im Jahre 1979 ging die Auseinandersetzung mit Marokko noch bis zum Beginn des Waffenstillstandsabkommens im Jahr 1991 weiter. Heute ist die West-Sahara durch in zwei Zonen geteilt: Den Westen kontrolliert Marokko, das östliche Drittel wird von der Polisario gehalten.

Bruno Bittmann

Bruno Bittmann 
Wien 
Österreich 
Datum des Interviews: Juni 2004 
Name des Interviewers: Tanja Eckstein 

Bruno Bittmann empfing mich in seiner Altbauwohnung im 8. Bezirk. Er ist trotz seines Alters noch immer beruflich tätig und näher am Leben als viele Jüngere.

Die Wohnung, trotz penibler Ordnung sehr gemütlich, ist voller Bücher, die Regale reichen bis unter die Decke.

Herr Bittmann ist ein guter Gastgeber und erzählt mir mit viel Humor sein Leben.

Es macht Spaß ihn zu interviewen und ich tauche ein in die Welt der Familie Bittmann in den 1920er-und 1930er- Jahren in Czernowitz.

  • Meine Familiengeschichte

Fast jährlich fuhr meine Mutter im Personenzug mit mir und meiner Schwester von Czernowitz [heute Ukraine] nach Stanislau [heute Ukraine] zu den Großeltern. Die Reise dauerte ungefähr vier Stunden. Mein Vater war sehr oft geschäftlich unterwegs, und meine Mutter nutzte diese Zeit, um die Großeltern zu besuchen.

Die Großeltern väterlicherseits und mütterlicherseits lebten in Stanislau, das etwa 80 Kilometer von Czernowitz entfernt liegt. Was mich an Stanislau faszinierte waren die modernen Strassen, sie glänzten im schwarzen Asphalt, und es gab Fiaker mit denen wir immer vom Bahnhof zu den Großeltern fuhren.

Die Großeltern väterlicherseits waren orthodox. Der Großvater hieß Izchak Eisig Bittmann und ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Er trug einen großen weißen Bart. Mein Kontakt zum Großvater war nicht sehr eng, denn er war ein eher schweigsamer Mensch.

Ich weiß, er hatte viele Geschwister, ich kenne aber nur ihre Namen: Brauna, Joseph, Jakob, Moische, Naphtula und Hermann. Die Namen der Geschwister meines Großvaters kenne ich deshalb, weil in Amerika ein Cousin des Großvaters gestorben ist und ein Anwalt wegen der Erbschaftsangelegenheiten einen Stammbaum erstellen ließ.

Die Großeltern wohnten in einem Haus und betrieben eine Landwirtschaft. Die Toilette der Großeltern war auf dem Hof, und in die Tür der Toilette war ein Loch in Form eines Herzchens geschnitten, daran kann ich mich gut erinnern. Das Haus war sehr geräumig und es standen Leder Fauteuil im Wohnzimmer.

In der Küche stand ein riesengroßer alter Herd mit glänzenden Kupfer und Messingteilen auf dem meine Großmutter, die immer einen Scheitl 1 trug, auch Bücklinge räucherte. Das Unangenehme dort war, dass ich am Nachmittag immer schlafen musste, denn durch die Landwirtschaft gab es viele Fliegen, die sehr lästig waren.

Es war eine Plage für mich, jeden Mittag zu schlafen, wenn die Fliegen um mich herum schwirrten. Komischerweise kann ich mich nicht erinnern, ob die Großeltern außer Hühnern noch andere Tiere hatten, aber ich denke schon. Ich weiß, dass es ihnen finanziell ganz gut ging.

Über die Geschwister meines Vaters weiß ich sehr wenig. Ich glaube, seine Brüder waren alle jünger als er. Onkel Moses, das erzählten meine Eltern, war Hobbyschauspieler. Er lebte mit seiner Frau in Lemberg. Sie hatten keine Kinder und wurden 1941, nach dem Einmarsch der Deutschen in Lemberg, ermordet.

Onkel Israel lebte in Stanislau und war nicht verheiratet. Onkel Hersch steckte mir, wenn ich zu Besuch in Stanislau war, heimlich Zigaretten zu. An die Tante Hyka kann ich mich überhaupt nicht erinnern und an die Tante Bluma nur sehr schwach. Alle wurden nach dem Einmarsch der Deutschen 1941 ermordet. Der Großvater starb 1938, die Großmutter Frieda wurde nach dem Einmarsch der Deutschen ermordet.

Mein Vater, Joachim Bittmann, sein jüdischer Name war Chaim, wurde am 8. Mai 1893 in Maidan, im Bezirk Warschau, geboren. Nach der Schule bekam er eine kaufmännische Ausbildung, war während des 1. Weltkrieges Zugführer in der k. u. k. Armee, und ich besitze ein Dokument von 1931, das er als Importeur und Exporteur für Getreide zugelassen ist.

Die Familie mütterlicherseits hieß Baumgarten. Sie waren auch fromm, aber nicht orthodox. Man sah es ihnen nicht an, der Großvater trug keine fromme Kleidung. Er war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, starb im Jahre 1915, als meine Mutter zwölf Jahre alt war. Sie hatte noch einen Bruder Jusiu und eine Schwester Frania.

Ich weiß weder den Namen der Mutter meiner Mutter noch den Namen der zweiten Frau meines Großvaters, die dann meine Großmutter wurde. Die Großeltern besaßen ein schlechtgehendes Papiergeschäft in Stanislau, das hörte ich meine Mutter oft sagen.

Der Großvater hatte mich sehr gern, er hielt mich immer auf den Knien. Auch die Großmutter war sehr lieb zu mir. Alles war immer wunderbar, wenn wir sie in Stanislau besuchten, bis mein Onkel Jusiu kam. Da gab es jedes Mal einen Riesenkrach, weil er sich mit der Stiefmutter nicht verstand.

Meine Mutter schlichtete dann immer den Streit. Onkel Jusiu war Goldschmied und hatte eine Goldschmiedewerkstatt. Er war mit Tante Toni befreundet, und sie heirateten kurz vor Beginn des Krieges. Onkel Jusiu war ein schöner Mann, und er besaß ein Motorrad.

Bevor er seine ebenfalls schöne Freundin Toni heiratete, wohnte er bei den Großeltern in deren nicht sehr großen Wohnung. Nach der Hochzeit zog er mit seiner Frau in eine eigene Wohnung. Bei den Großeltern in der Wohnung gab es ein Zimmer mit Balkon, in diesem Zimmer war seine Goldschmiedewerkstatt.

Tante Frania, die Schwester meiner Mutter, war mit Itzchak Wohl verheiratet. Sie gingen bereits 1932 als Zionisten nach Palästina und lebten in Kiriat Motzkin. Itzchak war Diplom Ingenieur und wurde leitender Beamter im Elektrizitätswerk in Haifa. Sie starben in den 1980er-Jahren in Haifa. Der Sohn, der auch Itzchak heißt, hatte eine Bauschlosserei und lebt heute als Pensionist in Haifa.

Meine Mutter hieß Mina Baumgarten und wurde am 23. Juli 1903 in Stanislau geboren. Sie besuchte in Stanislau die Schule und beendete die Matura mit Auszeichnung. Trotzdem sie aus einer weit weniger frommen Familie kam als mein Vater, war sie wesentlich orthodoxer als er.

  • Meine Kindheit

Meine Schwester Antonia wurde am 25. Juni 1924 in Czernowitz geboren. Ich bin vier Jahre jünger als meine Schwester und wurde am 23. August 1928 in Czernowitz geboren.

Unsere Wohnung, eine Dreizimmerwohnung mit Kabinett, einer Toilette und einem Badezimmer, lag nahe dem Zentrum, in der Franzensgasse. In dem Kabinett wohnte das Dienstmädchen. Als Kinder hatten meine Schwester und ich kein sehr gutes Verhältnis zueinander, wir prügelten uns sogar, aber jetzt vertragen wir uns ausgezeichnet.

Der Grund unserer Streitereien war, dass sie immer log und zwar, wie gedruckt! Das ärgerte mich furchtbar, ich hasse Lügen. Jeden Blödsinn hat sie gelogen, und das machte mich fuchsteufelswild. Zum Beispiel bekam sie eines Tages vom Vater eine Füllfeder geliehen.

Sie kam von der Schule nach Hause und behauptete, sie hätte die Füllfeder verloren. Ich wusste, sie hat die Füllfeder nicht verloren und will sie nur nicht zurückgeben. So etwas ärgerte mich schrecklich!

Religionsunterricht bekamen wir zu Hause von Privatlehrern. Ich hatte einen Lehrer, der mit mir hebräisch lernte, mich die jüdische Geschichte lehrte, und ich lernte von ihm beten. Aber ich nahm das alles nicht sehr ernst. Mein Vater und meine Mutter beteten jeden Tag.

Nicht, dass mein Vater jeden Tag in die Synagoge gegangen wäre, aber am Samstag ging er in die Synagoge und nahm mich oft mit. Das war im Großen Tempel in Czernowitz, einem wunderschönen Gebäude mit aus Holz geschnitzten Wänden. Später wurde der Tempel von den Deutschen niedergebrannt.

Meine Eltern hatten viel mit mir vor. Mit vier Jahren bekam ich bereits eine Klavierlehrerin. Zusätzlich zum Klavierunterricht übte eine Dame jeden Tag zwei Stunden mit mir Klavier spielen. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, und mit sechs Jahren gab ich mein erstes öffentliches Klavierkonzert.

Am 17. September 1939 annektierten die Russen die Bukowina, wir lebten nun unter russischer Herrschaft. Die Russen brauchten anscheinend mein Klavier und nahmen es mir weg. Daraufhin schickten mich meine Eltern ins Konservatorium, und ich lernte Bratsche spielen.

Nach dem Krieg, 1944, kamen die Russen wieder und besetzten wieder Czernowitz. Diesmal brauchten sie meine Bratsche und nahmen sie mir weg. Das war dann das Ende meiner Musikkarriere. Auch heute besitze ich noch ein fast absolutes musikalisches Gehör. Mit mir ein Konzert besuchen ist nicht unbedingt nur angenehm, denn ich finde jeden kleinsten Fehler heraus, das kann ich bis zum heutigen Tag.

Aber noch einmal zurück: Ich besuchte vier Jahre die hebräische Schule in Czernowitz. Da mussten wir noch mit den Händen nach hinten sitzen, das war nicht locker so wie heute.

Czernowitz, auch 'Klein Wien des Ostens' genannt, war eine moderne Stadt und hatte 150 000 Einwohner. Ich erinnere mich an die Sommer - Straßenbahn mit offenen Waggons und die Winter - Straßenbahn mit geschlossenen Waggons.

Fast die Hälfte der Einwohner in Czernowitz waren Juden. Die meisten von ihnen fühlten sich der deutschen Kultur zugehörig. Es gab eine Universität, Theater, Kinos, Kaffeehäuser, und Czernowitz war eine Literaturstadt. Dort lebten viele Schriftsteller und Künstler:

Karl Emil Franzos 2, der erste , der zu internationalem Ruhm gelangte, Rose Ausländer 3, Moses Rosenkranz, Paul Celan 4, Selma Meerbaum-Eisinger 5, Gregor von Rezzori 6, Elieser Steinbarg 7, Itzig Manger 8 und der berühmte Tenor Joseph Schmidt 9 und viele andere, die sich in der Czernowitzer Atmosphäre wohl fühlten. Mit Paul Celan, dem weltbekannten Lyriker, damals hieß er noch Paul Antschel, und seinen Eltern war meine Familie eng befreundet. In seiner Biografie erwähnt er meine Mutter, weil sie ihm einmal geholfen hatte. Er besuchte sogar meine Eltern nach dem Krieg in Wien.

Meine Eltern hatten oft Gäste, und auch sie waren oft zu Freunden eingeladen. Meine Schwester und ich wurden immer mitgenommen. Als meine Schwester älter war, ging sie aber schon ihre eigenen Wege.

Es war ein intensives jüdisches Leben auf einem hohen Niveau. Was ich meiner Mutter nie vergessen werde ist, dass sie mich zur Toleranz anderen Menschen und anderen Religionen gegenüber erzogen hat. Unser Hausmädchen war Christin.

Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, ging meine Mutter mit mir in die katholische Kirche, zeigte mir alles, dann ging sie mit mir in die evangelische Kirche, zeigte mir dort alles und dann waren wir Gäste bei einer christlichen Hochzeit. Danach sagte sie:

'Bruno, respektiere immer andere Religionen, denn wenn du das nicht kannst, kannst du auch deine eigene Religion nicht respektieren.' Nach dem Krieg, als sie ihre ganze Familie verloren hatte, sagte sie zu mir: 'Bruno, du sollst nicht vergessen, aber hassen darfst du nicht, Hass erzeugt immer wieder Hass!' Noch ein Beispiel, das charakteristisch für meine Mutter war:

Ich wollte immer Schinken essen, und so erstaunlich es klingt, meine Mutter hat mir Schinken gekauft. So eine gescheite Frau war sie, sie tat nie etwas mit Gewalt. Wenn sie etwas durchsetzen wollte, wusste sie genau, wie sie mich nehmen musste.

Mein Vater ging arbeiten, er war sehr viel unterwegs. Er besaß mit einem Kompagnon zusammen eine Import - Export Getreidefirma und war geschäftlich auch im Ausland, zum Beispiel weiß ich, dass er in Wien und in Hamburg war. Meine Mutter war zu Haus, erzog die Kinder und kümmerte sich um den Haushalt - das Hausmädchen kochte und putze die Wohnung.

Natürlich führte meine Mutter einen koscheren Haushalt 10, wir feierten jeden Schabbat 11 und Freitag zündete meine Mutter die Kerzen. Sie trug keinen Scheitl, aber jeden Tag in der Früh betete meine Mutter. Die großen Feiertage feierten meine Eltern immer nur mit uns Kindern zusammen. Die weitere Familie war zu weit weg.

Meine Mutter hatte eine besondere Linie zu Gott, sprach mit ihm, und er half ihr. Das bewies sie mir viele Male. Einmal hatte mein Vater einen Blinddarmdurchbruch. Das wurde im Spital nicht rechtzeitig erkannt, und er bekam eine Darmlähmung, an der man sterben kann. Meine Mutter und ich waren im Spital, und ich hatte große Angst um meinen Vater, denn der Arzt kam zu uns und sagte, dass mein Vater sterben müsse, wenn sich die Darmlähmung in ein bis zwei Stunden nicht lege.

Ich war entsetzt über das Verhalten meiner Mutter, denn sie stand, sichtbar teilnahmslos, am Fenster und schaute hinaus. Mein Vater wurde wieder gesund und nach ungefähr sechs Monaten fragte ich meine Mutter wegen ihres für mich unverständlichen Verhaltens im Krankenhaus und sie sagte: 'Ich habe mit Gott gesprochen.' Sie hatte einen fast übermenschlichen Glauben, und der machte sie sehr stark. Zionismus war nur ein Schlagwort für uns. Wir hatten die Sammelbüchse für Keren Kajemed 12 zu Hause, aber mehr war da nicht.

Bis 1939 hatte ich eine ganz normale Jugend. Dann kamen die Russen, und ich musste nun in die russische Schule gehen. Nach sechs Monaten konnte ich russisch. Wir durften keine Radios mehr besitzen, es gab für die Bevölkerung Lautsprecher.

Zwei Drähte gingen über die Dächer für die Lautsprecher, und so hörten wir die offiziellen Mitteilungen. Da ich immer gern bastelte, versuchte ich ein Radio zusammenzubauen mit dem Erfolg, dass der russische Geheimdienst in die Schule und zu meinen Eltern kam.

Zum Glück passierte uns nichts. Man konnte nächtelang nicht schlafen und hörte, wie die Menschen abtransportiert wurden - die Russen begannen sofort, zu deportieren. Sie hatten Listen mit Namen und Adressen der Reichen bis Mittelreichen, und diese 'Kapitalisten' wurden sofort nach Sibirien deportiert.

Immer gegen 2 Uhr in der Nacht kamen zwei Lastwagen, dann mussten die Verhafteten die Koffer packen, und dann waren sie weg. Mein Vater wusste, dass auch er auf dieser Liste steht, aber bis die Russen zu uns kamen war der Krieg bereits ausgebrochen - und dann kamen die Deutschen.

So ist das Schicksal! Wir hatten keine Chance aus Czernowitz zu fliehen, alles ging viel zu schnell. Meine Eltern, und das rettete unser Leben, waren polnische Staatsbürger und besaßen einen dunkelblauer Pass.

  • Während des Krieges

Am 5. Juli 1941 besetzten die deutschen Truppen Czernowitz. Meine Bar Mitzwa war in dieser schrecklichen Zeit. Sie fand im Tempel statt, es gab eine kurze Ansprache, ich musste mein Gebet sagen, dann war die Sache erledigt. Alle Juden aus Czernowitz mussten ins Ghetto.

Das Ghetto waren praktisch ein paar Straßen in Czernowitz, die abgeriegelt wurden. Wir hatten Glück, weil meine Mutter war eine sehr philanthropische Person war. Auf der Seite, wo das Ghetto eingerichtet wurde, lebte eine Dame mit drei oder vier Kindern, deren Mann gestorben war.

Sie besaß ein kleines Lebensmittelgeschäft. Um ihr in ihrer schlechten finanziellen Situation behilflich zu sein, ging meine Mutter immer den weiten Weg mit mir, um dort einzukaufen. Die Wohnung dieser Frau lag nun direkt im entstandenen Ghetto, und wir durften bei ihr wohnen. Acht oder neun Leute waren wir in einer kleinen Kellerwohnung, aber anderen ging es schlechter.

Während des Krieges, als die Deutschen da waren, übernahm zuerst Chile und dann die Schweiz den Schutz der polnischen Staatsbürger, wir standen plötzlich unter ihrer Obhut. Wir bekamen einen Zettel mit einem großen Stempel der chilenischen Botschaft, durften das Ghetto verlassen und wieder nach Hause gehen.

Der Zettel wurde dann an unserer Tür befestigt. Die Deutschen hielten sich wirklich daran, denn nach außen hin wollten sie immer das freundliche Gesicht zeigen. Dieser Zettel an der Wohnungstür rettete unser Leben. Dadurch wurden wir nicht, wie die meisten Juden aus der Bukowina, nach Transnistrien 13 deportiert. Viele verloren in Transnistrien unter den unmenschlichen Bedingungen ihr Leben.

Wir durften nur zu bestimmten Zeiten auf die Strasse, und eine Begebenheit habe ich bis zum heutigen Tag nicht vergessen. Wir mussten einen gelben Stern tragen und die Buben, ich war nicht das einzige Kind, dass so lebte, befestigten den gelben Stern an einer Schnur und zogen ihn herauf oder herunter, wie es gerade passte.

Auf diese Art und Weise konnten wir auch mal ins Kino gehen. Einmal kam plötzlich ein schwarzer Opel Kapitän und blieb direkt neben mir stehen. In dem Moment ließ ich den Stern herunter, weil ich wusste, ich muss Farbe bekennen, denn sie sehen sowieso, dass ich jüdisch bin.

Es stieg ein Offizier in schwarzer SS Uniform mit dem Totenkopf aus dem Auto und sagte zu mir: 'Einsteigen!' Ich stieg hinten ein und dachte, jetzt müsste ich mich von meiner Familie für immer verabschieden. Sicherheitshalber behielt ich die Hand am Türgriff, damit ich vielleicht doch hinausspringen kann.

Der SS Offizier fragte mich nach einer Adresse, die in der Mitte der Stadt lag. Ich dachte, dass sei nur eine Ausrede. Ich zeigte ihm den Weg, die fuhren genauso, wie ich es ihnen sagte. Es waren drei SS Leute, der Chauffeur und zwei Offiziere.

Sie blieben bei der Adresse stehen, der Offizier stieg vorn aus, öffnete mir, dem Juden, die Tür, zog noch die Hand nach hinten, und ich dachte, jetzt nimmt er die Pistole und wird mich erschießen. Aber nein, er zog nur sein Portmonee raus und wollte mir ein Trinkgeld geben.

Daraufhin habe ich gesagt: 'Nein danke, ich nehme nichts!' Er salutierte, setzte sich ins Auto, und die fuhren weg. Ich stand da und dachte, ich hätte geträumt. Es waren nicht alles Schweine! Da lernte ich, man muss unterscheiden, es gibt so´ ne und solche.

Wie das mit dem Einkaufen funktionierte, weiß ich nicht. Aber ich handelte mit Seife und mit Schirmen, die mir Leute gaben und die ich verkaufte. Zu welchen Konditionen, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich reparierte auch Feuerzeuge und Füllfederhalter. Das konnte ich, weil ich in der Volksschulzeit nach der Schule oft auf meine Mutter warten musste, die mich abholte, und ich wartete immer auf einem kleinen Platz, auf dem unter anderem ein Mann stand, der Feuerzeuge und Füllfederhalter reparierte und dem ich immer ganz genau zuschaute.

Auch Freunde hatte ich in dieser Zeit. Mit einem Freund ging ich schon gemeinsam in die Volksschule, der hieß Adolf Hitler. Im Jahre 1951 traf ich ihn als Stuart auf dem Schiff, mit dem ich nach Israel fuhr und ich sagte zu ihm: 'Hitler, wie geht es dir?' 'Pscht, Pscht', sagte er erschreckt. Später änderte er seinen Namen.

Ich erinnere mich, zu Pessach 14, wenn man koscheren Wein trinken und Mazzot 15 essen muss, besorgte mein Vater von irgendwoher handgemachte Mazze. Den Wein hat mein Vater aus Rosinen selbst hergestellt. Es wurde viel improvisiert, als wir unter der Herrschaft der Deutschen in Czernowitz lebten, aber wir hungerten nicht. Meistens kochte meine Mutter dunkle Graupen.

Ich war kein Leser. Meiner Mutter gefiel das natürlich nicht, und sie brachte mir einmal von dem bekannten deutschen Schriftsteller Erich Kästner das Buch 'Emil und die Detektive' mit. Das las ich, ich wurde aber trotzdem keine begeisterte Leseratte.

Ich beschäftigte mich mit meiner Briefmarkensammlung, und bastelte mir einen Filmvorführapparat aus einem Karton meines 'Mensch ärger dich nicht' Spiels. Zwei Taschenlampen, Vergrößerungsgläser, die Kurbel des Fleischwolfs meiner Mutter, eine Stange mit Zahnrad und die Birne einer Stehlampe, schon war mein Filmvorführapparat fertig.

Einen Film hatte ich irgendwann einmal gefunden und nun gab ich Filmvorführungen. Meine Vorstellungen kosteten fünf Lei Eintritt, aber als einmal die Birne kaputt ging, gab ich den Besuchern immerhin ihr Eintrittsgeld zurück.

Manchmal vermietete ich mein Zimmer auch an Pokerspieler, die ihren Eltern Geld geklaut hatten und für das Geld Karten spielten. Das konnten sie natürlich nicht mit dem geklauten Geld bei sich zu Hause machen. Ich kann bis heute keine Karten sehen, das hat mich so angewidert!

Was meine Schwester in dieser Zeit machte, weiß ich nicht. Sie hatte einen Freund, schon in der Zeit, als noch die Russen da waren. Er hieß Emanuel Surkis und war auch aus Czernowitz. Er war etwas älter als sie, sie kannten sich von der Schule. Er hatte irgendetwas Technisches studiert, aber genau weiß ich nicht, welche Richtung.

So überlebten wir den Krieg, wir lebten in Armut, wir lebten in Angst, denn Angst hatten wir die ganzen Jahre hindurch, aber wir blieben am Leben. Am Ende des Krieges erfuhren wir erst über die Ausmaße des Holocaust. Wie meine Verwandten ermordet wurden, wissen wir nicht. Man nahm an, denn einige erzählten das, dass man sie aus den Häusern geholt hatte, barfuss im Schnee laufen ließ, und wer zusammenbrach, wurde erschossen.

1944 waren die Russen da, sie hatten die Deutschen vertrieben. Mein Vater wurde Hauptbuchhalter in einem Mühlenkonzern. Da hatten wir immer Mehl, und meine Mutter konnte Brot backen. Meine Schwester arbeitete in dieser Zeit bei der Feuerwehr.

Man musste alles an Arbeit annehmen, da hatte man keine Wahl, denn sonst wurde man, das konnte sehr schnell gehen, von den Russen verhaftet. Ich war 16 Jahre alt und ging wieder in die Schule. An einem Sonntag sollten wir von der Schule aus in einem kleinen Nachbarort Häuser vermessen. Ich sagte zum Politoffizier, jede Schule hatte einen Politoffizier, dass ich nicht mitgehe, weil ich lernen müsse.

Als ich die Schule verlassen habe, ist er mir noch nachgelaufen, daran kann ich mich genau erinnern. Zu Hause erzählte ich die Geschichte meinen Eltern: 'Bruno, was hast du gemacht,' sagten meine Eltern entsetzt. Am nächsten Tag war Lehrerkonferenz und es wurde beschlossen, dass ich aus allen Schulen Russlands eliminiert werde, und ich musste sofort einen Job finden.

In einem Kino der Stadt spielte das 'Jüdische staatliche Nationaltheater' aus Kiew. Das Theater war aus Kiew nach Czernowitz übersiedelt, weil in Kiew das Theater zerstört worden war. In dem Kino begann ich als Elektriker zu arbeiten. Schon als Kind war das mein Hobby. Ich bastelte und mein Vater musste immer den Stecker in die Steckdose stecken, damit ich mir die Ohren zuhalten konnte, wenn es knallte.

Der ehemalige Besitzer des Kinos war ein Bekannter der Familie. Er war im Kino der Hauptelektriker, und ich wurde sein Gehilfe. Ich kannte in dieser Zeit alle Vorstellungen auswendig. Ich musste immer bei den Proben dabei sein, und dadurch lernte ich jiddisch.

Auch heute verstehe ich jiddisch, aber sprechen kann ich es nicht mehr, aber damals sprach ich nur noch in Prosa. Ich verbrachte auch die Nächte dort. Die Gefahr, wenn man am Abend nach Hause gegangen wäre, auf der Straße von den Soldaten erwischt zu werden war groß, und nach Donbass zu den Kohlengruben wollte ich nicht deportiert werden, denn von da kam man nie mehr zurück. Mein Vater sagte immer, die Besatzung der Deutschen und die Besatzung der Russen sei das Gleiche, nur mit anderen Vorzeichen.

Unter Stalin durfte man nichts sagen. Meine Mutter hatte immer Angst, weil ich so ein Revoluzzer war. Bevor ich die Arbeit als Elektriker im Theater bekam, meldete ich mich bei der Miliz. Man konnte schießen, man bekam ein Gewehr - das gefiel mir. Eines Tages musste ich jemanden, der verhaftet wurde, abholen.

Ich kannte ihn und habe beschlossen, das nicht zu tun. Ich habe zu meiner Mutter gesagt, dass ich nicht mehr bei der Miliz arbeiten will. Sie bekam einen furchtbaren Schreck: 'Bist du verrückt, du kommst da nicht mehr heraus, man wird dich verhaften!' Das war mir aber egal, ich wollte das nicht machen.

Ich ging zu meinem Vorgesetzten und habe ihm gesagt, dass ich das nicht mache. Er hat schrecklich getobt und mir gedroht, aber ich habe gesagt: 'Von mir aus sperr mich ein, ich verhafte niemanden,' habe meinen Ausweis und meine Pistole auf den Tisch gelegt und bin gegangen. Nichts ist passiert!

  • Nach dem Krieg

Wir lebten 1 ½ Jahre unter der russischen Besatzung in Czernowitz, bis zum 9.Mai 1945. Wieder rettete uns die polnische Staatsbürgerschaft meiner Eltern. Wir machten uns ganz offiziell, Polen war durch die Staatsbürgerschaft unsere Heimat, auf den Weg 'nach Hause' allerdings war Wien unser Ziel.

Zuerst fuhren wir nach Dorohoi [Rumänien], dort blieben wir einen Monat. Dann lebten wir ein Jahr in Burzau, einer kleinen Stadt in Rumänien, dann fuhren wir nach Bukarest.

Meine Schwester und ihr Freund machten sich gemeinsam auf den Weg nach Palästina. Das Schiff wurde von den Engländern gekapert, und sie wurden in einem Lager in Zypern interniert. Dort wurde ihre Tochter Shula geboren. Ich weiß nicht mehr wie lange sie dort bleiben mussten, bis sie dann endlich nach Palästina hereingelassen wurde.

In Rumänien war inzwischen der Kommunismus ausgebrochen, da habe ich zu meiner Familie gesagt, dass ich flüchten werde. Aber an der rumänisch- ungarischen Grenze haben sie mich erwischt. Von der Grenze bis nach Klausenburg, wo ein Militärgefängnis war, musste ich zu Fuß gehen - auch die Soldaten gingen zu Fuß - das waren immerhin 125 Kilometer. Ich wurde zu drei Monaten verurteilt, und da hatte ich noch Glück, denn wäre ich volljährig gewesen, hätten sie mich zu zwölf Jahren verurteilt.

Das war psychologisch interessant: Als ich in das Gefängnis hereinkam, die Tore schlossen sich, hätte ich am liebsten Selbstmord begangen. Dann aber kommt man in die Maschinerie: es werden die Haare geschoren, man bekommt eine Uniform, und die Fingerabdrücke werden genommen.

Es waren sechzig Mann in einer Zelle, dreißig oben, dreißig unten. Und plötzlich entstand eine Art Freundschaft unter den Gefangenen, dass ich nicht mehr weggehen wollte. Es gab harte Zeiten am Tag, aber am Abend befand ich mich in einer großen Familie.

Wir mussten schwer arbeiten, zum Teil als Holzfäller. Das Essen war Wasser mit ein wenig Gemüse zum Mittag. Ich wurde Gefängniselektriker und marschierte jeden Tag mit einem Soldaten mit aufgestelltem Bajonett durch die Stadt, um in den Wohnungen von Offizieren die Elektrik zu reparieren.

Glücklicherweise, an Vortag des Tages, an dem mein Vater mich besuchte, suchte der Chauffeur des Militärrichters beim Morgenappell einen Elektriker für das Auto des Militärrichters. Bevor ich ins Gefängnis ging, hatte meine Mutter mir goldene Münzen in meine Hosen genäht und Dollarnoten in Zigaretten versteckt.

Niemand hatte etwas bemerkt. Ich wollte die Dollar und die Münzen aber loswerden und meinem Vater geben. Ich hatte keine Ahnung von Autorelektrik, meldete mich aber trotzdem, damit ich hinauskomme. Am Auto des Militärrichters putzte ich ein wenig herum, traf dann meinen Vater und übergab ihm die Goldmünzen und die Dollarnoten.

Beim Abendappell fragte mich der Chauffeur des Militärrichters: 'Ist das Auto in Ordnung?' 'Ja, bestens', habe ich zu ihm gesagt. Am nächsten Tag war Morgenappell. Ich wurde herausgeholt, und der brüllte mich an, weil man das Auto zwei Stunden mit Pferden in die Stadt hatte ziehen müssen und der Autoelektriker sich an den Kopf gefasst hatte, als er meine Arbeit begutachtete. So war das! Ich nahm das alles mit Humor.

Dann bekam ich Scharlach. Man ließ mich nicht aus dem Gefängnis heraus, obwohl die drei Monate vorbei waren. Aber mein Vater kannte einen, der bestach den Gefängnisarzt. Der gab mir eine Tetanusspritze gegen Scharlach, damit ich niemanden anstecke im Zug. Daraufhin bekam ich eine Tetanusvergiftung, aber ich war wieder in Bukarest.

Der Kinobesitzer aus Czernowitz, bei dem ich gearbeitet hatte, war inzwischen auch in Bukarest und besaß auch ein Kino in Bukarest. Ich begann bei ihm als Filmvorführer und als 'Mädchen für alles' zu arbeiten. Außerdem besuchte ich die Landwirtschaftsschule 'Kultura' und machte dort eine Ausbildung zum Automechaniker und Traktoristen. Dem Kinobesitzer gelang die Flucht nach Amerika. In Los Angeles wurde er Generaldirektor einer Damenunterwäschefirma und ich besuchte ihn sogar einmal in den USA.

Bukarest vor dem Krieg wurde 'Klein Paris' genannt und das Nachkriegsbukarest war auch noch sehr schön und sehr lebendig. Heute beginnt es wieder schön zu werden. Ich war vor einem Monat geschäftlich in Bukarest. Es hat sich seit dem Zusammenbruch des Sozialismus schon völlig geändert, es wird bestimmt wieder einmal so werden wie es vor dem Krieg war.

Dann durften meine Eltern und ich offiziell ausreisen, weil die Eltern durch ihre polnischen Pässe ein Recht darauf hatten, nach Polen zu fahren. Wir fuhren nach Wien, und der Anfang war ziemlich schwer. Zuerst einmal wohnten wir in der Lackierergasse im 9.Bezirk, dann in einer Seitengasse der Währinger Straße, und dann im 8. Bezirk, in der Albertgasse.

Mein Vater bekam Arbeit als Kaufmann und fühlte sich bald sehr wohl. Er gründete eine Holzfirma, dann ein Juweliergeschäft. Und dann verdiente er sein Geld mit dem Vertrauen, dass er sich als guter Geschäftsmann bei seiner Bank aufgebaut hatte. Er arbeitete für Leute, die Geld in andere Länder überweisen wollten, was in dieser Zeit noch nicht Standart war und dadurch meinen Vater beanspruchten, der das für sie organisierte.

Ich arbeitete in Wien für die sozialistisch zionistische Jugendbewegung Gordonia, die die Tochterorganisation der israelischen Arbeiterpartei Mapai war. Bereits in Bukarest war ich für dieser Organisation tätig, in Wien wurde ich einer der leitenden Leute. 1950 übersiedelte ich mit einem Freund nach Israel.

In Haifa wurde ich von Bewohnern meines künftigen Kibbutz 16 empfangen, der in der Nähe von Gaza liegt. Ich konnte hinüber schauen nach Gaza, dass damals zu Ägypten gehörte. Im Kibbutz arbeitete ich als Traktorist und Kombeinist, und ich lernte meine erste Frau, Noomi Amir, eine jemenitische Jüdin kennen.

Ich verliebte mich bis über beide Ohren in sie. Sie hat eine sehr liebe Mutter, zu der ich auch jetzt noch Kontakt habe und sieben Geschwister: Schlomo, Abraham, Josef, Rifka, Rachel, Schoschana und - an den letzten Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Im Kibbuz wohnten auch Soldaten und Soldatinnen von der Grenze und Naomi absolvierte gerade ihre Armeezeit.

Da es ein Grenzkibbutz war, plädierte ich dafür, dass wir zum Militär gehen sollten. Wer in einem Grenzkibbutz lebte, brauchte nicht zum Militär. Meine Kollegen wollten auch zum Militär, aber der Kibbutz war nicht damit einverstanden. Es gelang mir, mich durchzusetzen, und wir gingen zur medizinischen Untersuchung für die Armee, und wen nahm man nicht zum Militär? Mich!

Nach der medizinischen Untersuchung stand in meinem Dokument: Untauglich für das Militär! Angeblich hätte ich was mit dem Herzen. Das war Blödsinn, denn ich habe nichts mit dem Herzen, aber der Idiot, ein Dummkopf war dieser Arzt, nahm mich nicht.

Ich fuhr allein zurück in meinen Kibbuz, und das sah sehr blöd aus: Der Kämpfer kommt zurück! Es war mir auch sehr unangenehm, denn man wurde oft kontrolliert, und ich musste immer dieses Dokument herzeigen - daraufhin verließ ich den Kibbutz.

Ich fuhr nach Tel Aviv zu meiner Schwester und ihrem Mann. Heute wohnt meine Schwester in Omer bei Ber Sheva, einer sehr kleinen Stadt. Ich habe bei ihr gewohnt und als Traktorist in Rechowot arbeitete. Rechowot ist eine Stadt außerhalb von Tel Aviv, und ich musste sehr früh aufstehen und den ganzen Tag arbeiten.

1950 haben Noomi und ich in Tel Aviv geheiratet. Noomi war aus sehr frommen Hause, aber sie wollte nicht religiös leben und nicht einmal die Kerzen am Freitag zünden. Es war immer sehr festlich, wenn meine Mutter die Kerzen zündete, deshalb bat ich meine Frau darum, aber leider umsonst.

Mein Schwager wollte mit mir zusammen eine Radiowerkstatt eröffnen. Da wir beide kein Geld hatten, fragten wir den Inhaber des Hauses, in dem ich inzwischen mit meiner Frau wohnte, ob wir in einem anderen Haus, das auch ihm gehörte, eine Werkstatt unter den Stiegen einrichten dürften.

Als es schon fast so weit war, sagte meine Frau eines Tages, dass ein weitläufiger Verwandter von ihr, der in der Stadtverwaltung in Tel Aviv arbeitete, sie aufgesucht habe, um ihr zu sagen, dass in dem Haus, in dem wir die Werkstätte eröffnen wollten ein Bezirksrichter wohnt, der sich an unseren städtischen Richter gewandt hatte, weil er den Lärm fürchtete und damit gedroht habe, das Geschäft zu zerstören, wenn es entsteht. Ich ging mit meinem Schwager am Abend zu dem Richter und bat ihn, unser Geschäft nicht zu zerstören.

Er nahm seinen 10jährigen Sohn, legte die Hand auf dessen Kopf und schwor, dass er es nicht tun werde. Das war gelogen, unser Geschäft wurde zerstört. Daraufhin beschloss ich, in diesem Land nicht zu leben. Ich verließ Israel und fuhr mit meiner Frau nach Wien. Das war im Jahre 1953.

Als wir in Wien ankamen halfen uns zuerst meine Eltern. Ich begann Schwachstromtechnik zu studieren und arbeitete nebenher für die Jewish Agency 17. Zu dieser Zeit kamen wegen einer antisemitischen Welle in Polen jeden Tag fünfhundert jüdische Flüchtlinge nach Wien, die nach Israel oder woandershin emigrieren wollten. 

Ich musste sie am Bahnhof abholen, verköstigen und dann zum Flughafen oder zur Bahn bringen. Und ich habe in der israelischen Botschaft als Nachtwächter gearbeitet, dass waren meine Jobs. Und zu gleicher Zeit studierte ich.Als ich mit dem Studium fertig war, wollte ich komischerweise zurück nach Israel.

Aber ich wollte auf meinem Gebiet arbeiten, und es gelang mir, vierzig Generalvertretungen der großen elektronischen Firmen Deutschlands zu bekommen, die letzte war die Firma 'Zuse'. Konrad Zuse war der Erfinder der Computer. Er baute den ersten programmgesteuerten Rechner der Welt. Er ist bekannt in der ganzen Literatur.

Der Firma Zuse begegnete ich in Wien auf einer Messe und bewarb mich als Generalvertreter. Ich bekam die Vertretung und musste viel lernen. Ich ging nach Bad Herzfeld [Deutschland], dort war die Firma ansässig. Während des Lernens ließ mich Herr Zuse zu sich rufen, die Firma bestand aus ungefähr 150 Mitarbeitern, und bot mir an, die Exportabteilung aufzubauen.

Er hat mir ein Gehalt angeboten, dass ich nicht ablehnen konnte, so gut war es. Das war 1959. Die Vertretungen übertrug ich einem anderen und blieb bei Zuse als Export - und Produktforschungsleiter. Vom kaufmännischen hatte ich keine Ahnung und ging durch die harte Schule des Schwagers von Herrn Zuse, der ein 'Hamburger Kaufmann' war - 'Hamburger Kaufmann', das ist ein Titel. Er formte mich zum Kaufmann. Alles, was ich dann wurde, verdanke ich ihm.

Meine Frau hatte sich geweigert mit mir nach Bad Herzfeld zu kommen. Sie blieb in Wien, aber die Ehe war bereits kaputt, als wir aus Israel nach Wien kamen. Unsere Tochter Nava wurde 1960 in Tel Aviv geboren, die Ehe wurde geschieden.

Als ich bei Zuse aufgenommen wurde im Export, ich wollte damals noch nach Israel zurück, sprach ich mit Zuse darüber, dass es nicht schlecht wäre, wenn er eine Fabrik in Israel hätte. Das leuchtete ihm ein. Es war das Jahr 1961 und zwar der Tag, an dem Eichmann 18 geschnappt wurde.

Zuse war kein Nazi und wurde deswegen auch mit allen Ehren eingeladen. Israel gefiel ihm sofort, und er holte seine Führung - die Techniker und alle wichtigen Leute - nach Israel, damit sie sich alles ansehen. Am letzten Tag der Verhandlungen, sagte ihm der Generalsekretär des israelischen Ministeriums, er wird ihm nur die Genehmigung geben, wenn er 50 Prozent Partner wird. Damit war die Sache erledigt. Der Mann vom Ministerium wurde dann mit einer anderen Sache geschnappt und saß 15 Jahre im Gefängnis - da hatte ich eine große Freude.

Meine zweite Frau, Gudrun Heinemann, lernte ich in Kassel kennen. Bad Herzfeld liegt 80 km von Kassel entfernt, und an den Wochenenden waren meine Arbeitskollegen und ich oft in Kassel und in der Umgebung. Ich lernte sie beim Tanzen kennen. Meine zweite Frau war keine Jüdin. Sie wollte anfänglich zum Judentum übertreten, hat es dann aber nicht getan.

Im Jahre 1967 schaute ich, das war meine Aufgabe, was es an Neuigkeiten auf dem Markt gibt, dass man mit in die Anlagen, die Zuse baute, hinein nehmen konnte. Das hieß Produktforschung. Ich fand einen neuen Computer in Amerika und Zuse sagte, das wäre interessant. Ich fuhr nach Amerika und bekam die Lizenz, auch der Preis war akzeptabel.

Aber Zuses Entwickler - aus lauter Stolz - sagten, sie erfinden das selber. Auf dieser Sitzung habe ich gesagt: 'Meine Herren, jetzt werdet ihr Pleite machen!' Im Jahre 1969 wurde die Firma Zuse von Siemens übernommen. Zuerst waren andere Übernahmen, aber die letzte war Siemens.

Siemens bot mir einen Job an und nach langen Überlegungen nahm ich ihn an und wurde der Direktor des Datenverarbeitungsvertriebs für den Osten; Sitz in Wien. Bei Siemens fühlte ich mich sehr schlecht, Administration war nichts für mich.

Von 1970 bis 1974 arbeitete ich in Berlin bei IBM. Von 1970 bis 1974 lebten wir in Berlin, 1972 wurde unsere Tochter Tamara in Berlin geboren. Bei IBM leitete ich die gesamten Tätigkeiten der Firma in der DDR. Ich kam 1974 zurück nach Wien, kaufte ein Reihenhaus, damit unsere Tochter, weil sie ja noch klein war, einen Garten hat und arbeitete von Wien aus weiter für IBM.

Ich war dort bis 1990, achtzehn Jahre insgesamt. Und danach arbeitete ich noch sechs Jahre für IBM außerhalb der Firma. Dann gründete ich eine eigene Firma, das war 1991. 1997 bat mich die Firma 'Lucent Technologies', Berater für Rumänien und Bulgarien zu sein. Das war meine Arbeit bis zum Jahre 2000.

Kurze Zeit später, auch im Jahre 2000, bekam ich einen Antrag vom drittgrößten russischen Erdölkonzern TNK, Treuhand Finanz. Da verwaltete ich viel Geld. Dann mussten die wegen der Europäischen Union nach Zypern und ich stand, 75jährig, von Juli 2003 bis April 2004 ohne Job und suchte intensiv nach einem neuen Job, den ich im April fand, in einer Firma für Hydrokultur. Sechzehn Mitarbeiter hat die Firma, und wir sind ganz groß im Import und Export von Schnittblumen, Textilblumen und Rosen - und das weltweit.

Die ganzen Jahre hielt ich die Hohen Feiertage 19, fuhr zum Beispiel, als ich in Bad Herzfeld lebte zum Jom Kippur 20 nach Frankfurt, um in einer Synagoge beten zu können. Meine Eltern starben 1984, zuerst meine Mutter, drei Wochen später mein Vater.

Sie liebten sich vom ersten bis zum letzten Tag und konnten nicht ohne den anderen leben. 1 ½ Jahre vor ihrem Tod waren sie nach Israel zu meiner Schwester gezogen. Da sie sich in dem kleinen Ort Omer nicht wohl fühlten, kamen sie nach einem halben Jahr wieder zurück nach Wien und verbrachten ihr letztes Jahr im jüdischen Altersheim, dem Maimonides Zentrum.

Nach dem Tod eines nahen Verwandten muss man ein Jahr Kaddisch 21 in der Synagoge sagen, jeden Tag in der Früh und am Abend. Das habe ich getan, und seitdem gehe ich jeden Morgen in den Tempel. Früh um fünf Uhr läutet der Wecker, schon bin ich auf. Um 7 Uhr bin ich im Tempel beim Beten, dann sitze ich noch eine Stunde im Kaffeehaus und dann geht die Arbeit los.

Ich mag keine Politiker, das sind lauter Lügner, Betrüger und Karrieristen, mit denen will ich nicht in einem Boot sitzen. Ich will frei sein, und ich sag denen meine Meinung. Ich vertrete nie eine Partei. Wenn ich etwas sage, ist das wie die 'Heilige Schrift', von der man weiß, es ist so. Das hat einmal die Zeitschrift 'Trend' in einem Artikel über mich geschrieben. Ich bin kein Verschönerer, ich sage oft sehr hart meine Meinung und niemand kann mir etwas entgegnen.

Ich fahre regelmäßig nach Israel, besuche meine Schwester in Omer, und meine ältere Tochter Nava in Hod HaSharon bei Herzlia. Sie hat in Israel Arabistik studiert und arbeitet als Lehrerin, ist verheiratet und hat zwei Kinder: Eden und Kati. Jetzt fahre ich wieder mit meiner jüngeren Tochter Tamara zusammen nach Israel.

Sie lebt in Wien, hat die Wirtschaftsuniversität besucht und arbeitet in einer Bank. Israel ist für die Juden in der Welt das wichtigste Land. Es ist die einzige Lösung, damit ein Jude, wenn etwas passiert, weiß, dass er dorthin gehen kann. Das ist unser Land!

Andererseits ist es aber auch ein ganz normales Land, was viele Nichtjuden nicht wissen, denn sie glauben, der Jude muss etwas Besonderes sein. Der Jude ist ein Mensch mit positivem und negativen Eigenschaften - wie andere auch.

Leider ist Israel von lauter Diktaturen und keinen Demokratien umgeben, und das will die Welt nicht sehen. Israel ist ein demokratisches Land und diesen Diktaturen ein Dorn im Auge, das ist ganz normal. Aber wie Israelis manchmal die Araber behandeln, ist sicher nicht meine Linie.

Als ich in Deutschland war, hatten die Leute mir als Jude gegenüber oft Schuldgefühle. Das war mir nicht recht, aber in Österreich existiert ein latenter Antisemitismus. Der ist fast nie offen, sondern hinten herum. Dieser Antisemitismus geht immer mehr durch sämtliche Kreise.

Er war einmal unten, aber es geht wieder hinauf: so spür ich es. Jetzt zum Beispiel versteckt durch die Kritik an Israel und Amerika. Unlängst hörte ich als Argument gegen Amerika, die Amerikaner hätten ja Dresden völlig zerstört und es hätte sehr viele Tote gegeben.

Daraufhin sagte ich: 'Und was ist mit Rotterdam, das haben die Deutschen zerstört!' Oder wenn man mir sagt: 'Ich kann das schon nicht mehr hören, immer dieser Holocaust, immer das Gleiche!' Dann sage ich: 'Uns Juden wirft man seit 2000 Jahren vor, dass wir einen Menschen ermordet haben.

Mag sein, das stimmt, ich weiß es nicht. Aber nehmen wir an, es stimmt. Und ich darf nicht fünfzig Jahre später an meine Verwandten und Bekannten denken, wenn sechs Millionen ermordet wurden?' So ist die Sache, so ist der Fall!

  • Glossar:

1 Scheitl [Scheitel]

Die von orthodox-jüdischen Frauen getragene Perücke.

2 Franzos, Karl Emil [1848 - 1904], Schriftsteller und Publizist

Er verfasste Reisebeschreibungen über die östlichen Kronländer, sowie Novellen und Romane über das Leben der ostgalizischen Juden und der ruthenischen Bauern. Sein wichtigstes Werk, der Entwicklungsroman 'Der Pojaz' erschien postum 1905.

3 Ausländer, Rose [geb

als Scherzer, Rosalie, 1901 - 1988]: Warum ich schreibe? fragte die deutsch-jüdische Dichterin in einem ihrer autobiographischen Aufzeichnungen und gibt zur Antwort: 'Vielleicht weil ich in Czernowitz zur Welt kam, weil die Welt in Czernowitz zu mir kam. Jene besondere Landschaft, die besonderen Menschen, Märchen und Mythen lagen in der Luft, man atmete sie ein.

4 Celan, Paul [geb

als Paul Ancel, 1920 in Czernowitz, damals Rumänien - 1970 in Paris] eigentlich Paul Ancel, gilt als hervorragender Vertreter der deutschsprachigen Lyrik der Nachriegszeit. Um den 20. April 1970 herum nahm sich Paul Celan in Paris das Leben.

5 Meerbaum-Eisinger, Sielma 1924 in Czernowitz/Bukowina geboren und starb 1942 im deutschen Arbeitslager Michailowska, westl

des Bug Selma. Sie gehört nicht wie ihr berühmter Onkel Paul Celan zu den von den Nazis verfolgten Dichtern, deren Werke auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Sie war erst 15 Jahre alt und schon eine Dichterin. Als Dichterin konnte sie nicht, wie es vielen Autoren über 1945 hinaus erging, vergessen werden - Selma Meerbaum-Eisinger wurde erst gar nicht bekannt.

6 Rezzori, Gregor von, wurde 1914 in Czernowitz studierte an der Montanuniversität in Leoben Architektur und Medizin an der Universität Wien

Nach dem Krieg Redakteur und ab 1946 freier Mitarbeiter beim NWDR Hamburg. Lebt seit 1960 in der Toskana. Wirkt als Schauspieler in zahlreichen Filmen mit. Bis 1984 staatenlos, seither Österreicher. Gregor von Rezzori stirbt am 23. April 1998 in seinem Haus in der Toskana / Italien.

7 Elieser Steinbarg

Elieser Steinbarg 1880-1932 war einer der bedeutendsten jiddisch schreibender Dichter und Fabelerzähler.

8 Itzig Manger wurde 1901 als Sohn eines Schneiders in Czernowitz geboren

Mit 27 Jahren wanderte er nach Polen aus und lebte bis 1939 in Warschau. Flucht nach Paris und London bis 1951, dann emigrierte er in die USA. Er war einer der größten jiddischen Dichter und starb 1969 in New York.

9 Joseph Schmidt wurde 1904 in Davideny, nahe Czernowitz, geboren

Trotz einer Körpergrosse von 1,60 m wurde aus Joseph Schmidt in den 1930er-Jahren eine der schillerndsten Gesangsgrößen seiner Zeit. Nach der Annexion Österreichs 1938 floh er erst nach Brüssel und dann nach Südfrankreich.

Fast mittellos lässt er sich in Lyon nieder. Sein Versuch nach Kuba zu emigrieren, scheitert. Schließlich passiert er 1942 illegal die Grenze zur Schweiz, da ihm die Einreise verweigert wurde. Im Internierungslager Girenbad stirbt er 38jährig durch unmenschliche Behandlung 1942 an Herzversagen.

10 Koscher [hebr

: rein, tauglich]: den jüdischen Speisegesetzen entsprechend.

11 Schabbat [hebr

: Ruhepause]: der siebente Wochentag, der von Gott geheiligt ist, erinnert an das Ruhen Gottes am siebenten Tag der Schöpfungswoche. Am Schabbat ist jegliche Arbeit verboten. Er soll dem Gottesfürchtigen dazu dienen, Zeit mit Gott zu verbringen. Der Schabbat beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend.

12 Keren Kajemet [Keren Kayemet]

Der Jüdische Nationalfonds (JNF) wurde 1901 gegründet, um Land für jüdische Landwirtschaftssiedlungen zu erwerben und Erschließungs-, Urbarmachungs- und Aufforstungsprojekte in Palästina durchzuführen

13 Transnistrien

Östlich des Dnestr gelegene Teil Moldawiens. Transnistrien wird hauptsächlich von Russen und Ukrainern bewohnt. Von 1941 bis 1944 wurde das Gebiet als Transnistria bezeichnet und an Rumänien, das sich am Krieg gegen die Sowjetunion beteiligte, angeschlossen. Viele rumänische Juden wurden nach Transnistria deportiert und dort ihrem Schicksal überlassen. Die Überlebenden kehrten 1945 nach Rumänien zurück.

14 Pessach

Jüdisches Fest, erinnert an den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten, welcher die 200 Jahre währende Knechtschaft beendete. Jegliche gesäuerte Speise [Chamez] ist verboten, und so wird ungesäuertes Brot (Mazza) verzehrt.

15 Mazza [Mrz

: Mazzot] ungesäuertes Brot.

16 Kibbutz [Pl

: Kibbutzim]: landwirtschaftliche Kollektivsiedlung in Palästina, bzw. Israel, die auf genossenschaftlichem Eigentum und gemeinschaftlicher Arbeit beruht.

17 Jewish Agency

Jewish Agency for Israel - 1929 gegründete Vertretung jüdischer Interessen zur Zeit des britischen Mandats über Palästina. Die Jewish Agency handelte als offizielle Repräsentanz des jüdischen Volkes.

Nach der Gründung des Staates Israel wurde der Vorsitzende der Jewish Agency, David Ben Gurion, der erste Ministerpräsident. Viele Aufgaben der Agency wurden vom Staat übernommen. Sie blieb aber verantwortlich für Einwanderung.

18 Eichmann, Adolf

Kriegsverbrecher, entzog sich durch Flucht dem 'Nürnberger Kriegsverbrecherprozess' und wird 1960 in Argentinien vom israelischen aufgespürt und nach Israel entführt.

Im April bis Dezember 1961 findet der Eichmann - Prozess in Israel statt. Er bekennt sich nicht schuldig im Sinne der Anklage und beruft sich auf Befehle von Vorgesetzten. Eichmann wird in erster und zweiter Instanz zum Tode verurteilt.

19 [Die] Hohen Feiertage

Rosch Haschana [Neujahrsfest] und Jom Kippur [Versöhnungstag]

20 Jom Kippur

der jüdische Versöhnungstag, der wichtigste Festtag im Judentum.

21 Kaddisch [hebr

: kadosch = heilig]: Jüdisches Gebet zur Lobpreisung Gottes. Das Kaddisch wird auch zum Totengedenken gesprochen.

Max Tauber

Max Tauber
Wien
Österreich
Datum des Interviews: April 2002/November 2005/Juni 2007 
Name des Interviewers: Zsuzsi Szaszi und Tanja Eckstein

Max Tauber ist ein wunderbarer Erzähler und ein großartiger Dokumentarist seiner Epoche. Wenn man ihn nicht ab und zu mit einer Frage unterbricht, kann er stundenlang hintereinander erzählen - über sein Leben und über das Leben in seiner Zeit. Mit seiner Frau Lilli wohnt er seit 1958 in einer Gemeindewohnung in Heiligenstadt.
Max Tauber ist im August 2014 gestorben.

Meine Familiengeschichte
Meine Kindheit
Palästina
Rückkehr nach Österreich
Glossar

Meine Familiengeschichte

Mein Urgroßvater väterlicherseits Leopold, jüdisch Elieser, Müller kam ursprünglich aus Polen. Er ist mit seiner Frau, ihren Namen weiß ich nicht, noch im 19. Jahrhundert nach Österreich gekommen. Polen war damals unter russischer Verwaltung, und in Russland war Militärpflicht ab dem 21. Lebensjahr, da hat es kein Pardon gegeben, da hat man einrücken müssen. Der Militärdienst hat sieben Jahre gedauert. Mein Urgroßvater muss damals zwanzig Jahre alt gewesen sein, und wäre bald militärpflichtig geworden. Da ist er praktisch geflüchtet mit seiner Frau, die damals 18 Jahre alt war.

Meine Großmutter Anna Müller wurde auf dieser Flucht zwischen 1860 und 1870 in Weikendorf, im Marchfeld, dem östlichsten Teil von Niederösterreich, der direkt an die Slowakei grenzt und in der Nähe von Gänserndorf liegt, geboren. Dort haben sie Unterkunft bei einem Bauern gefunden, der ihnen ein Kammerl zur Verfügung stellte. In Gänserndorf befindet sich seit 1907 am Ortseingang ein jüdischer Friedhof. Auf diesem Friedhof liegen bestimmt meine Urgroßeltern und viele meiner Verwandten, die vor dem Holocaust gestorben sind.

Mein Urgroßvater und meine Urgroßmutter haben nichts besessen, nur ihr erstes Kind, meine Großmutter Anna. Der Urgroßvater ist sofort zu den Bauern in der Umgebung gegangen und hat sie gefragt, ob sie etwas brauchen - Bettzeug, Töpfe, Schürzenstoff oder sonst irgendetwas - er fahre nach Wien und besorge alles. Das hat er so gemacht im ganzen Marchfeld. Er wurde der berühmte Pinkeljud aus Weikendorf. Er war ein großer, starker Mann, und er hatte auch wirklich ein riesengroßes grünes Einbindtuch, und darin hat er alles, was er gekauft hat, auf dem Buckel getragen. So ist er hin und her gependelt, ständig durch das ganze Marchfeld gewandert und hat Aufträge entgegen genommen. Alles, was jemand gewollt hat, hat er beschafft. Wenn ein Bauer ein Gerät gebraucht hat, hat er es ihm beschafft. Er hat den Bauern Kredit gegeben, aber er hat keine richtige Buchhaltung gehabt. Er schrieb mit Kreide in hebräischen Buchstaben sein Soll und Haben auf die Stalltüren der Bauern. Einmal gab es in einem Dorf einen Aufruhr unter den Bauern. Was war passiert? Die Bauern sind zum Pfarrer gelaufen und haben ihm gesagt: Herr Pfarrer, schau dir das an, der Jud da, der macht so Teufelszeichen auf unserer Ställe, das ist ein Fluch!' Zum Glück war der Pfarrer Jesuit und hat von Hebräisch eine Ahnung gehabt. Er hat sich das angeschaut, die Leute beruhigt und gesagt, mein Urgroßvater sei ein braver, religiöser Mann und ihnen dann erklärt, das sei nichts anderes als die Buchhaltung meines Urgroßvaters. Das war alles, sonst hat es nie eine Klage gegeben, die ganzen Jahre nicht. Nach zehn Jahren hat er sich das schönste Haus in Weikendorf mit einem riesigen Obstgarten bauen lassen. Meine Großmutter Anna bekam noch zwei Brüder, Adolf und Hermann, eine Schwester Tini und die jüngste Schwester war die Rosa [Sali].

Die Urgroßeltern haben Jiddisch zu Hause gesprochen, meine Großmutter hat eigentlich schon Deutsch gesprochen, sie hat aber öfters jiddische 'Brocken' hineingeworfen.

Meine Familie war eine große und sehr religiöse Familie - strengstens orthodox. Mein Urgroßvater hat immer ein Kapperl getragen, jeden Tag gebetet, selbstverständlich war die Küche koscher - Milchiges und Fleischiges wurden getrennt - und sie hatten sogar eine Schabbesgojite 1. Die Schabbesgojite war Frau Reichl, eine Nachbarin. Sie ist Freitagabend gekommen, hat eingeheizt und Samstag ist sie auch gekommen und hat geschaut, ob etwas gemacht werden muss. Auch meine Großmutter war noch sehr streng religiös, mein Vater dann aber nicht mehr.

Die Brüder meiner Großmutter wurden vom Urgroßvater in Religion unterrichtet, aber er war ein furchtbarer Tyrann und hat seine Kinder geschlagen, denn: Wer sein Kind liebt, spart nicht mit der Rute! Auch mein Vater ist von seinem Großvater sehr viel geprügelt worden, unglaublich, und er hat es sein ganzes Leben lang nie verkraftet.

Der Urgroßvater war ein schwerer Diabetiker. Diese koschere Kost war mörderisch - Gänsefett, alles ist mit Gänsefett gekocht worden! Üppig war das Essen, eine Gans ist doch eines der schwersten Essen.

Adolf, der älteste Bruder meiner Großmutter war auf dem Gymnasium, hat es aber nicht abgeschlossen und ist dann auf die Handelakademie gegangen. Er hatte später in Tallesbrunn, im Marchfeld, eine Landgreisslerei, wo man alles bekommen konnte - von Lebensmitteln bis zu Gummistiefeln. Er war verheiratet, aber kinderlos. Wie seine Frau geheißen hat, weiß ich nicht mehr.

Hermann, der zweitälteste Bruder, hatte in Dörfles, im Marchfeld, auch ein Greisslereigeschäft. Seine Gattin hieß Lotte, und die hatten auch keine Kinder.

Tini, die Schwester meiner Großmutter, wurde mit Herrn Berger verheiratet. Sie hatten drei Töchter: die Zwillinge Paula und Janka, und wie die andere Schwester heiß, weiß ich nicht und einen Sohn Oskar. Sie lebten in der Slowakei, in Bösinok, in der Nähe des slowakischen Kurortes Pistiany. Dort betrieben sie eine Greisslerei. Herr Berger starb lange vor dem Holocaust. Tini, die eine Tochter, deren Namen ich nicht weiß und Oskar Berger sind im Holocaust ermordet worden. Die Zwillinge Paula und Janka flüchteten über die Donau mit einem illegalen Transport nach Palästina.

Rosa, Sali genannt, war die Jüngste. Sie wurde mit dem Schneidermeister Max, jüdisch Mordechei, Lustig verheiratet und lebte mit ihm in Niedersulz, im Weinviertel. Sie hatten vier Kinder, die Töchter Emma, Kamilla, Bertha und einen Sohn Philipp.

Die älteste Tochter Emma hatte einen Simon Saler geheiratet. Sie sind nach der Hochzeit zum Onkel Hermann gezogen, nachdem er ja kinderlos war, haben dort gelebt. Als der Onkel Hermann alt war, haben sie die Greisslerei übernommen. Sie hatten zwei Kinder, Greta, die 1927 geboren wurde und Kurt, der 1928 geboren wurde. Von Budweis [heute Tschechien] wurden sie alle nach Theresienstadt 2 deportiert und von Theresienstadt nach Polen, wo sie umkamen.

Kamilla, Milli genannt, hat einen Hermann Seidler geheiratet. Sie lebten in der Nähe der 'Hohen Wand [Niederösterreich]' und hatten auch eine Greisslerei.

Ein Sohn von Milli heißt Karli, wie der andere heißt, weiß ich nicht mehr. Wie sie den Holocaust überlebten, weiß ich auch nicht. Die Söhne müssten noch leben, aber wir haben keinen Kontakt zu ihnen. Seidler hatte mehrere Konzentrationslager überlebt. Milli war mit beiden Söhnen nach Belgien geflüchtet und ist dann irgendwie nach England gekommen. Nach dem Krieg kam sie dann nach Wien zurück, und sie haben sich scheiden lassen. Die Söhne sind auch nach Wien gekommen, Milli ist wieder nach England gegangen.

Philipp, der einzige Sohn von Sali war Herrenschneider, verheiratet und hatte mit seiner Frau eine vierjährige Tochter. Sie flüchteten über die Donau auf einem illegalen Transport nach Palästina und waren auf der Patria. Alle drei überlebten den Untergang der Patria 3. Sie lebten in Haifa, aber nach kurzer Zeit starb Philipps Frau. Er heiratete ein zweites Mal und bekam noch eine Tochter.

Bertha war die jüngste. Sie hat 1936 im Großen Tempel in der Tempelgasse Otto Schnabel geheiratet. Beide wurden nach Maly Trostinec 4 deportiert und ermordet.

Meine Großmutter ist in Weikendorf aufgewachsen. Man hat sie relativ jung verheiratet, was in jüdischen Familien eine Selbstverständlichkeit war. Da hat es nicht viele andere Möglichkeiten gegeben für eine junge Frau - sie musste verheiratet werden. Meine Großmutter wurde mit einem wesentlich älteren Mann, einem Witwer, verheiratet, der Deutsch hieß. Ich glaube, dass sie zusammen in Wien gewohnt haben. Das Kind aus dieser Ehe ist die Malwine Deutsch, das ist die Halbschwester meines Vaters. Der Herr Deutsch ist, kurz nachdem Malwine geboren wurde, gestorben. Und jetzt stand meine Großmutter als blutjunge Witwe mit einem Kind allein da. Sie ist zu ihren Eltern nach Weikendorf zurückgegangen und hat ihre Tochter Malwine, die war ungefähr ein bis zwei Jahre alt, bei Verwandten in Wien praktisch in die Kost gegeben, um unbelastet zu sein und eine neue Ehe einzugehen. Das heißt, sie hat ihr Kind weggegeben, aber ich nehme an, sie wird sie öfters besucht haben. Malwine ist bei den Verwandten aufgewachsen, ist in Wien in die Schule gegangen und hat sogar das Gymnasium besucht.

Meine Großmutter war ja nun Witwe und in einer streng orthodoxen Familie ist es kein Zustand unverheiratet zu sein, da musste etwas geschehen. Der Urgroßvater hat einen jungen Mann ausfindig gemacht, der in der Nähe von Bratislava gelebt hat. Auf Deutsch hat der Ort Jakobsdorf geheißen und gehörte zu Ungarn, weil die Slowakei damals zu Ungarn gehörte. Dieser junge Mann, Julius Tauber, mein Großvater, hatte eine koschere Fleischhauerei und soll ein sehr fescher Mann gewesen sein. Wahrscheinlich hat mein Urgroßvater einiges investieren müssen, dass der Julius Tauber meine Großmutter geheiratet hat. Die Großmutter ist nach der Hochzeit zu ihm nach Jakobsdorf gezogen. Zuerst wurde mein Vater Moritz und zwei Jahre später sein Bruder Max geboren. Mein Vater wurde am 5. Mai 1891 geboren und 1893, ich glaube im August, sein Bruder Max. Die Ehe meiner Großeltern war aber alles andere als harmonisch. Ich kann mich da nur auf das verlassen, was ich von meinem Vater und von meiner Großmutter erfahren habe. Es hat sehr große Konflikte gegeben, denn anscheinend war der Großvater nicht so orthodox wie die Großmutter, die ja streng orthodox erzogen worden war. Der Großvater ist sogar mit den Bauern aus Jakobsdorf ins Wirtshaus gegangen. Vielleicht ist er am Schabbes 5 zu spät heimgekommen, und sie stand schon beim Licht benschen - ich denke, es waren solche Sachen. Ich habe versucht, genauer zu recherchieren, bin aber auf ziemlich taube Ohren gestoßen. Sowohl meine Großmutter wie mein Vater haben sich darüber nicht ausführlich geäußert. Jedenfalls ist es irgendwie zu einem großen Konflikt gekommen, und meine Großmutter hat die Kinder genommen, mein Vater war ungefähr vier Jahre alt und der Onkel Max war zwei Jahre alt, hat meinen Großvater verlassen und ist wieder nach Weikendorf zu ihren Eltern gezogen. Daraufhin ist mein Großvater nach Amerika ausgewandert, das muss so um 1895 gewesen sein. Er hat in New York, in Brooklyn, mit einem Fleischhauer ein Geschäft eröffnet. Einige Jahre später ist er zurück zur Großmutter gekommen, denn das Geschäft ging gut, und er wollte die Familie - seine Frau und seine Söhne - mit nach New York nehmen. Die Brüder meiner Großmutter, der Hermann und der Adolf waren sehr empört darüber und haben meiner Großmutter versprochen, dass sie sich um sie und ihre Kinder kümmern werden, aber sie soll sich endgültig von diesem Mann trennen; der wäre ein Übel für die Familie. Die Brüder meiner Großmutter hatten sogar deshalb mit ihrem Vater einen riesigen Krach. Ich weiß nicht, ob meine Großmutter mit ihren zwei kleinen Söhnen nach New York gegangen wäre, aber sie wollte auch ihre bereits erwachsene Tochter Malwine, die damals schon verheiratet war, nicht allein zurück lassen. Meine Großmutter blieb also in Weikendorf, und mein Großvater fuhr allein wieder nach New York zurück. Einen Dreck haben sich der Hermann und der Adolf dann um sie gekümmert! Der Onkel Adolf hat später eine Nichte seiner Frau ins Haus genommen, obwohl es so gedacht war, dass mein Vater, wenn er heiratet, das Geschäft des Onkels als Nachfolger übernimmt, und mein Onkel Max, der Bruder meines Vaters, sollte das Geschäft des Onkel Hermann übernehmen, der aber hat dann von der jüngsten Schwester meiner Großmutter, der Sali, die älteste Tochter ins Haus genommen. So haben mein Vater und sein Bruder nichts bekommen!

Kurze Zeit darauf, um die Jahrhundertwende, kam die Nachricht, mein Großvater sei erschossen worden. Meine Großmutter hat mir erzählt, sie hätte erfahren, der Großvater und ein paar andere Leute haben in einem Keller auf eine Kerze geschossen, und eine Kugel sei zurückgeflogen und hätte meinen Großvater getroffen. jedenfalls sehr dubios, sehr mysteriös diese Geschichte.

Nun war meine Großmutter das zweite Mal Witwe. Sie war noch nicht sehr alt, aber auf eine dritte Ehe hat sie sich nicht mehr eingelassen und hat weiterhin mit ihren Eltern in Weikendorf gelebt. Meine Großmutter hat die gesamte Hauswirtschaft mit ihrer Mutter zusammen geführt, und mein Urgroßvater ist nach wie vor seinen Geschäften nachgegangen und hat die Erziehung meines Vaters und seines Bruders Max übernommen. Mein Vater und sein Bruder haben einmal oder zweimal die Woche nach Gänserndorf fahren müssen, denn dort war eine große jüdische Gemeinde und auch ein jüdischer Lehrer, der sie unterrichtet hat in den religiösen Sachen. Und alles andere hat mein Urgroßvater ihnen beigebracht, wie schon seinen Söhnen. Alles wurde eingehalten, sie haben sehr religiös gelebt.

Mein Vater und sein Bruder Max waren grundverschieden! Das kann man sich nicht vorstellen. Mein Vater war ein Rebell, Autorität war ihm verhasst, und er war sicher auch oft frech und hat sich nichts gefallen lassen - das war eine Katastrophe. Onkel Max war ein Angepasster, der verstanden hat, nicht im Mittelpunkt zu stehen - er hat sich sogar mit seinem Großvater arrangiert.

Mein Vater ist in die ganz normale Dorfschule gegangen, durfte aber samstags nicht schreiben. Mit dreizehn Jahren feierte er seine Bar Mitzwa 6, bekam Tallit 7 und Tefillin 8 und als er die Schule mit 14 Jahren, am 1. Juli 1905 abgeschlossen hatte, hat ihm mein Urgroßvater in ein Pinkel seine Habe eingepackt und am 2. Juli zu ihm gesagt: 'Jetzt gehst du nach Wien und suchst dir eine Lehrstelle. Ich brauch keine unnötigen Esser im Haus.

In Wien gab es eine jüdische Organisation, die junge jüdische Burschen vermittelt hat, und mein Vater kam zu einem Sattler - Pferdegeschirre waren damals noch sehr gefragt. Damals wurde ein Lehrbursch praktisch in die Familie integriert. Der Lehrherr war verpflichtet, für den Lehrling komplett zu sorgen. Der Sattler hat meinen Vater am ersten Tag unterwiesen, was er lernen muss, was er zu arbeiten hat. Nachts hat er mit anderen Gesellen in einem Bett - das war ein bisserl ein breiteres Bett - schlafen müssen. Am Abend hat er sich niedergelegt und nach ein paar Stunden fühlte er ein Krabbeln und ein Beißen, da war er übersät mit Wanzen. Um diese Zeit war das üblich in Wien, in vielen Wohnungen gab es Wanzen. Nach der zweiten Nacht, die nicht besser als die erste war, ist er auf und davon und zurück nach Weikendorf gefahren. Zur Begrüßung hat er erst einmal eine Watschen von seinem Großvater gekriegt: 'Willst im Hotel Sacher wohnen' hat er zu ihm gesagt. Dann hat mein Vater dem Großvater erzählt, dass er samstags bis zum Mittag arbeiten musste und kein koscheres Essen bekam, aber das hat den Großvater nicht interessiert. Er hat gesagt: 'Herrendienst geht vor Gottesdienst.' Nach einigen Tagen ist mein Vater wieder nach Wien gefahren und hat eine Schuhfabrik gefunden, in der ungefähr zwanzig Arbeiter angestellt waren. Der Besitzer der Schuhfabrik war ein ungarischer Jude, der Emanuel Deutsch hieß. Der hat ihn aufgenommen. Herr Deutsch war die Fortsetzung vom Urgroßvater: zur Begrüßung hat mein Vater eine Watschen bekommen. Der Herr Deutsch war kinderlos, gut situiert, aber er hätte sich nie keinen 14jährigen Buben ins Haus genommen. Mein Vater wurde bei einer Cousine meiner Großmutter als 'Bettgeher' - so hat das geheißen - einquartiert. Das bedeutet, er wurde verpflegt und hat am Abend kommen können, um dort zu schlafen - das war alles. Das Bett und die Kost hat der Herr Deutsch bezahlt. Nur an den christlichen Feiertagen, oder wenn er zufällig frei hatte, konnte mein Vater nach Hause fahren. Am Schabbat konnte er nie zu Hause sein, denn mein Urgroßvater hat akzeptiert, so religiös er auch war, dass mein Vater in Wien auch am Samstag arbeiten musste, aber wenn er gekommen wäre, hätte er nur zu Fuß kommen dürfen. Zu Hause, wenn mein Vater sich am Schabbat um G'ttes Willen nicht an alle religiösen Regeln gehalten hätte, wäre das für den Urgroßvater ein Kapitalverbrechen gewesen, aber in Wien spielte es keine Rolle. In dieser Zeit hat mein Vater begonnen, über die Verlogenheit der Religiosität nachzudenken.

Mein Vater hat seine Lehre als Schuhmacher gemacht, und im dritten Lehrjahr seinen Bruder Max auch dort hineingebracht. Max hat sofort verstanden sich zu integrieren, denn er war ja immer der Brave, der sich überall anpassen konnte, auch mit seinem Urgroßvater hatte er sich arrangieren können, und auch Herr Deutsch war von Max begeistert.

Als mein Vater siebzehn Jahre alt war, hat er die Lehre beendet. Er ist noch einige Zeit bei Herrn Deutsch geblieben, dann ging er als Geselle zu einer anderen Firma. Mit zwanzig Jahren verkehrte er nicht gerade in bester Gesellschaft, befand sich sozusagen am Rande der Kriminalität und beschloss, dass das kein guter Zustand war. Durch großes Glück hat er einen Posten beim Bierdepot Steiner in Gänserndorf bekommen. Das Bier kam aus der Schwechater Brauerei und ist in Holzfässern auf Pferdewagen transportiert und auf die Gasthäuser verteilt worden. Der Chef hat einen Stellvertreter gesucht, und mein Vater bekam diesen Posten trotz seiner Jugend. Mein Vater hat hauptsächlich die Kunden besucht und kassiert und Flaschenbier mit einem kleinen Wagen und einem Pferd transportiert. Mit der Bezahlung war es eher bescheiden, und mein Vater hat dann bemerkt, dass er quasi der Hausidiot ist, denn er musste die ganze Arbeit machen und der Chef hat das Leben genossen. Angeblich hat der Chef auch eine junge hübsche Frau gehabt, die um 15 Jahre jünger war als er. Die hatte Gefallen an meinem Vater gefunden, und nachdem es einen Riesenkrach gegeben hat, musste mein Vater den Posten aufgeben. Er fand in Wien keine Arbeit und so ist er zu seiner Halbschwester Malwine nach Biskupice [heute: Slowakei] gefahren, denn ihr Mann suchte jemanden, der ihm bei der Arbeit hilft.

Wie es in einer jüdischen Familie üblich ist, ist Malwine, sie war wirklich eine hübsche Frau, jung verheiratet worden. Ihr Mann hat Willi Schwarz geheißen, er hat sich William genannt, denn amerikanisch war damals sehr modern. Er stammte aus der Slowakei, aus Trencin. Nach der Heirat hat er einen Altwarenproduktenhandel in Biskupice eröffnet, einem Ort, der ungefähr zwei Kilometer nördlich von Trencin liegt. Biskupice war ein kleines Dorf, ein richtiges Bauerndorf. Malwine und ihr Mann hatten fünf Kinder - Irene, Max, Grete, Heinrich und Ossi.

Irene wurde von ihrem Vater mit einem Mann verheiratet, der hieß Singer und war aus Zelina [heute Kroatien]. Mit dem war sie aber nur kurz verheiratet, denn sie haben sich scheiden lassen. Irene hat dann später einen Uhrmacher geheiratet, der hieß Jakobuwitsch. Er hatte einen Buckel, und war ein sehr liebenswerter Mensch. Sie hatten ein Kind.

Die Grete war auch verheiratet und lebte auch in der Slowakei, in der Nähe von Trencin. Ich kann mich genau erinnern, gerade am 12. Februar 1934 war sie mit ihrem Mann in Wien auf Hochzeitsreise, und sie kamen mitten hinein in den Bürgerkrieg 9.

Wen der Max geheiratet hat, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, da waren wir schon in Palästina. Aber ich weiß, dass er bei einer Bank gearbeitet hat, und ich erinnere mich auch noch, dass der Heini bei einem Zahntechniker eine Lehre gemacht hat. Der Heinrich und der Ossi waren noch relativ jung, der Ossi war nur zwei Jahre älter als ich, und ich weiß, dass er 1935 noch studiert hat.

Mein Vater begann also bei seinem Schwager Willi Schwarz zu arbeiten. Der hatte einen sehr großen Hof, da waren die Hühnerställe und es gab auch Gänse, die gestopft wurden, wegen der Leber. Links stand ein Haus, in dem sich die Küche befand und zwei Wohnungen, die an Untermieter vermietet waren. Und dann war da das Wohnhaus. Gleich wenn man in das Haus hineinkam war der Speisesaal, dann kamen vier oder fünf Zimmer der Kinder, und dann folgte das Zimmer der Großmutter. Dann gab es noch ein Dach, unter dem Alteisen lag. Der Chef der Metallabteilung war ein Zigeuner. Er hieß Joszi und hatte vier oder fünf Leute unter sich. Das Eisen wurde sortiert und ich kann mich erinnern, dass einmal eine ganze Dreschmaschine gekommen ist, die sie dann zerlegt haben. Ich kann mich auch erinnern, dass das Alteisen dann zur Bahn befördert wurde und in ein Stahlwerk gebracht wurde. Hinter dem Dach war ein Riesenschuppen, in dem hauptsächlich alte Textilien von Arbeitern sortiert, in Kisten zusammengepresst und mit Draht zu einem Würfel zusammengebunden wurden. In der Nähe war eine große Papierfabrik, die war der Hauptabnehmer der Textilien. Und ganz hinten im Hof war ein Schuppen mit Knochen, die hat ein Fleischhauer meinem Onkel verkauft. Die Knochen haben natürlich schrecklich gestunken. Sie wurden an eine Fabrik verkauft, die Dünger und Leim und solche Sachen hergestellt hat. Und es gab Häute: Kalbshäute, Rindshäute und Bisamrattenhäute. Ich kann mich erinnern, dass es Gestelle gab, auf denen die Häute im Sommer getrocknet wurden. Dann hat der Schwager meines Vaters sie zur Weiterverarbeitung verkauft. Das hat alles furchtbar gestunken. Und ganz hinten im Hof war ein großer Gemüsegarten.

Mein Vater blieb nur ungefähr ein Jahr bei seinem Schwager, denn er war vom Regen in die Traufe gekommen, weil er dort nur der Hausknecht war. Mein Vater hatte geglaubt, er wird als Familienmitglied behandelt, aber sein Schwager hat ihn wie einen Hausknecht behandelt. Einmal war mein Vater lange unterwegs und ist erst am Abend um 9 Uhr auf dem Hof eingetroffen, hat das Pferd in den Stall gestellt und ist in die Küche gegangen und hat zu seiner Schwester gesagt, er möchte etwas essen. Da kam sein Schwager und hat zu ihm gesagt, dass er zuerst das Pferd zu versorgen habe. Mein Vater sagte ihm, er solle ihn in Ruhe lassen. Der Schwager wurde ausfällig, und auf einmal haben sie sich geschlagen. Meine Tante ist mit dem Besen dazwischen gegangen. Daraufhin ist mein Vater wieder zurück nach Wien gegangen.

Dann begann der 1. Weltkrieg. Aber nachdem meine Großmutter Witwe war und sich nicht allein versorgen konnte, hat mein Vater eine Freistellung bekommen und hat dienstverpflichtet in einer Schuhfabrik gearbeitet. Doch 1916 musste er dann doch zum Militär einrücken. In der Monarchie war der Geburtsort entscheidend, wohin man zum Militär eingezogen wurde. Und nachdem er in Jakobsdorf, in Ungarn, geboren war, musste er in der Gegend nördlich von Jakobsdorf, in Zsolna [jetzt: Zilina] einrücken, zu einem ungarischen Regiment. Dort hat er kurze Zeit die Ausbildung gemacht, hat aber kein Wort ungarisch gesprochen. Die Front war bei Asiago, das ist in Oberitalien. Nachdem er mit seiner 8jährigen Dorfschulausbildung einer der Wenigen war, der eine sehr schöne Schrift hatte und die Rechtschreibung auch fehlerlos beherrschte, wurde er sofort ins Büro geschoben. Zuerst war er Gefreiter und dann wurde er Unteroffizier und war quasi der Buchhalter der Batterie und für die Verpflegung verantwortlich. Er hatte sogar zwei Leute, die ihm unterstellt waren. Meistens hat er nach Udine [Italien] oder nach Tarvis [Italien] müssen, dort gab es alles, was gebraucht wurde: Verpflegung, Kleidung, Munition usw. Die Ware musste er mit Tragtieren oder mit Wagen transportieren - dazu hatte er sechs Soldaten. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind ganze Stapel von Bezugsscheinen aus dem Krieg gesehen habe, die hatte er sich als Andenken mitgenommen.

Auch mein Onkel Max kam zu meinem Vater als einfacher Soldat in die Batterie. Während der letzten Isonzo-Schlacht 10, die mörderisch war, hat er eine Verwundung vorgetäuscht und wurde von Udine in eines der großen Spitäler in Prag transportiert. Nach drei Wochen Spitalsaufenthalt ist er als Kriegsinvalide entlassen worden und ist zu seiner Mutter nach Weikendorf gefahren. Als er schon in Zivil war, hat er vom Kriegsministerium die Verwundetenmedaille überreicht bekommen und sie stolz entgegen genommen. Im Sommer 1918 kam die Batterie nach Mayerhofen in Tirol und dort sollten sie auf neue Geschütze und neue Ausrüstung warten. Aber dann war der Krieg aus. Mein Vater hat mir einmal gesagt, dass er, obwohl täglich in Lebensgefahr, sich in dieser Militärzeit als freier Mensch gefühlt hat. Das ist eine Ironie des Schicksals.

Mein Urgroßvater Elieser Müller starb noch 1916. Die Urgroßmutter starb noch vor ihm. Komisch, dass ich keine Ahnung habe, wie die Urgroßmutter geheißen hat. Meine Großmutter Anna war nach dem Tod ihres Vaters allein in diesem riesigen Haus. Sie hat den Handel von meinem Urgroßvater in wesentlich verkleinertem Ausmaß weitergeführt.

Als der Krieg 1918 aus war, ist mein Vater zurück nach Wien gegangen. Der Kontakt zu seiner Mutter war zwar noch vorhanden, aber dann schon sehr locker, und er ist nicht mehr so häufig nach Weikendorf gefahren. Und dann hat mein Vater noch dazu meine nichtjüdische Mutter kennen gelernt. Das war 1920. Er arbeitete in Wien in einer Schuhfabrik in der Schottenfeldgasse und wohnte zur Untermiete. Mein Vater war Betriebsratsobmann. Eines Tages kam der Werkführer zu ihm und sagte, er hätte eine fesche junge Frau als Stepperin aufgenommen. Meine Mutter war eine hoch qualifizierte Kraft, sie hatte damals keine Probleme, eine Arbeit zu finden. Einige Tage später kam meine Mutter zu meinem Vater, dem Betriebsratsobmann und sagte ihm, dass die Arbeit ihr hier nicht gefalle und sie kündigen werde. Mein Vater versprach ihr mit dem Werkführer über ein besseres Gehalt zu reden und bat sie zu bleiben - und sie blieb.

Franz Lerch, der Vater meiner Mutter Sophie Lerch, war Schuhmacher. Durch ihn ist sie zu diesem Beruf gekommen - und in die Schuhfabrik. Meine Mutter ist am 20. Dezember 1896 in Wien geboren. Ihre Mutter war 1914 gestorben - nach 13 Geburten - sieben Kinder haben überlebt. Der Vater meiner Mutter ist vier Jahre nach seiner Frau, meiner Großmutter, gestorben. Als meine Großmutter 1914 gestorben ist, hat der Vater die Familie praktisch aufgelöst und hat sich eine Lebensgefährtin zugelegt. Meine Mutter hat dann in der Liebhardtsgasse, im 16. Bezirk, ein Kabinett gemeinsam mit ihrem Bruder bewohnt. Ein Bruder meiner Mutter, Leopold, hat Johanna, eine Jüdin geheiratet. Er hatte in der Goldschlagstrasse eine Schuhmacherwerkstatt und seine Frau hatte eine Putzerei. Knapp vor dem 10. November 1938 kamen zwei SA Männer ins Geschäft, die Schuhwerkstätte meines Onkels war im hinteren Raum, und fragten meine Tante was eine Jüdin hier noch zu suchen habe. Da kam mein Onkel aus dem hinteren Raum mit einem Riemen und hat auf die SA Männer eingedroschen. Sie haben ihn derartig verprügelt, dass er im Krankenhaus gestorben ist. Grete, die ältere Tochter ist in Wien geblieben. Sie war in meinem Alter und als Tochter eines nichtjüdischen Vaters und einer jüdischen Mutter konnte sie in Wien den Holocaust überleben. Gleich nach dem Krieg hat sie einen Franzosen geheiratet und ist mit ihm nach Paris gegangen. Ich weiß nicht, ob sie noch lebt. Die Mutter ist mit der jüngeren Tochter Lore nach England geflüchtet und sie haben in England überlebt. Meine Tante Johanna ist 1955 nach Wien zurückgekommen. Lore lebt jetzt in Australien. Tante Johanna starb ungefähr 1962 in Wien.

Als meine Großmutter Anna erfahren hat, dass meine Mutter eine Katholikin ist, war der Teufel los. Ich war schon unterwegs, also stellte meine Großmutter die Bedingung, dass meine Mutter zum jüdischen Glauben übertritt. Meine Mutter ist zum jüdischen Glauben konvertiert und bekam von einer der Stammmütter [jüdische Stammmutter] den Namen Sarah. Geheiratet haben meine Eltern am 29. Februar 1920 im Turner-Tempel, im 15. Bezirk, in der Turnergasse. Meine Großmutter aber hat meine Mutter nie wirklich als Jüdin akzeptiert. Zum Beispiel sind meine Eltern und der Onkel Max am Jom Kippur 11 zur Großmutter nach Weikendorf gefahren. Meine Großmutter, Onkel Max, der damals noch nicht verheiratet war und mein Vater haben gefastet. Sie sind in die Synagoge nach Gänserndorf gefahren und meiner Mutter hat die Großmutter das Essen hingestellt. Aber meine Mutter hat das nicht besonders gestört. Das war schon ein etwas gespanntes Verhältnis, wir Kinder hatten darum auch wenig Kontakt zur Großmutter.

Meine Kindheit

Ich bin am 11. Juni geboren. Ich heiße Max, mein jüdischer Name ist Elieser nach meinem Urgroßvater. Bei mir hat man noch darauf Wert gelegt, dass ich wegen meiner Großmutter einen jüdischen Namen bekomme, ich habe ja auch Bar Mitzwah gehabt.

Mein Vater war immer ein bewusster Jude, aber religiös war er nicht mehr. Hier und da, als ich noch klein war, ist er noch zu besonderen Anlässen in den Tempel gegangen und hat mich einige Male mitgenommen. Als meine Großmutter gestorben ist, sind mein Vater und Onkel Max ein Jahr lang jeden Morgen in Wien in den Turner- Tempel gegangen und haben das Kaddisch 12 gesagt - das hatten sie ihrer Mutter versprochen. Aber sonst wurde nichts mehr gehalten, weder gab es koscheres 13 Essen, noch Schabbatfeiern - sogar Schweinefleisch hat mein Vater gegessen. Ich glaube, schon als Lehrbursch ist mein Vater zu einem Fleischhacker gegangen und hat sich einen Speck gekauft.

Meine Schwester Grete ist am 14. August 1921 und meine Schwester Berta ist am 24. Oktober 1923 geboren. Dann hat meine Mutter gesagt, jetzt muss Schluss sein, jetzt will sie keine Kinder mehr. Dabei ist es geblieben.

Ungefähr 1923 oder 1924 vermittelte Malwine, die älteste Schwester meines Vaters, die Heirat von Onkel Max mit einer jungen hübschen Frau aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Trencin. Das war gerade zur Inflationszeit und die Tschechenkrone war eine hochwertige Valuta und Charlotte, so hieß die Braut, hat die Mitgift in Tschechenkronen bekommen. Mein Onkel und mein Vater haben mit dem Geld in der Kriechbaumgasse, in Meidling, ein Schuhgeschäft eröffnet, das in kurzer Zeit krachen gegangen ist, denn sie waren beide keine Geschäftsleute. Charlotte hatte eine Schwester in Trencin und alle zwei, drei Monate ist sie nach Hause gefahren, hat dort von den Zigeunerinnen Handarbeiten gekauft und die Sachen dann in Wien verkauft. Max hat jede Arbeit angenommen, er ist wieder zu seinem altern Chef, dem Herrn Deutsch, in die Fabrik gegangen. Dort hat er gearbeitet, und wenn nötig, auch zwölf Stunden hintereinander und hat sich auch noch Arbeit mit nach Haus genommen. Mein Onkel war nie arbeitslos. Für meine Tante waren wir der Pöbel, weil mein Vater nicht geschäftstüchtig war, und wir oft kein Geld hatten. Sie hat uns immer von oben herab behandelt. Für sie waren wir Gassenkinder. Ihr einziger Sohn Walter war natürlich etwas Besseres.

Ich kann mich erinnern, ich war als 4jähriges Kind manchmal mit meinem Vater bei meiner Großmutter in Weikendorf, und merkwürdigerweise war ich ihr Lieblingsenkel. Nachdem alle rituellen Dinge beachtet worden sind und ich ein männlicher Nachkomme war, hat sie mich akzeptiert. Sie hat zwar manchmal 'kleiner Schegez' [jiddisch für Christenjunge] zu mir gesagt, aber ich war unter den ganzen Enkelkinder ihr Liebling.

Meine Großmutter hatte schon relativ jung Schwierigkeiten mit dem Gehör und eines Tages passierte ein Unfall. Sie ist in der Dämmerung, das war 1925, auf einem Feldweg gegangen, und hinter ihr ist ein Wagen gekommen mit zwei Pferden. Sie ist mitten am Weg gegangen, hat den Wagen nicht gehört, und die Wagenstange hat sie am Rücken getroffen. Sie ist hingefallen, die Pferde sind auseinander gelaufen und der Wagen ist über sie drüber gerollt. Sie hat sehr lange Röcke getragen, und die waren auf beiden Seiten von den Rädern abgeschnitten. Der Kutscher hat nicht einmal etwas davon bemerkt. Nach dem Unfall hat die Großmutter beschlossen, das Haus zu verkaufen und alles zu liquidieren und zu ihrer Tochter Malwine nach Biskupice zu übersiedeln. Sie hat sofort ihre Söhne verständigt, meinen Vater und seinen Bruder und hat ihnen mitgeteilt, dass sie nicht länger allein in diesem riesigen Haus bleiben werde. Sie hat das Haus verkauft, hat das Geschäft aufgelöst, aber ihren Söhnen hat sie nichts gegeben. Sie dachte sich, nachdem sie zu ihrer Tochter Malwine geht und dort leben wird, gibt sie ihr auch das ganze Geld. Die Söhne sind also leer ausgegangen. Sie hat sich nur einen kleinen Teil ihres Kapitals zurückbehalten, damit sie alle zwei, drei Jahre einen Besuch in Wien machen kann. Bei uns war kein Platz, da hat sie bei ihrem jüngeren Sohn Max gewohnt - meistens nur eine Woche oder 14 Tage - und dann ist sie wieder zurück gefahren. Wenn sie in Wien war hat sie jedes Mal ihr Geschirr und Besteck mitgebracht, und alles was sie gegessen hat, hat sie sich selbst besorgt und selbst gekocht. Sie hat meine Tante nicht heran gelassen an ihr Essen. Beim Storchensteg gab es den koscheren Fleischhauer Strobel, der hatte dort zwei Geschäfte, ein koscheres und ein nicht koscheres. An dem koscheren Geschäft standen große hebräische Buchstaben. Da hat meine Großmutter ihr Fleisch gekauft.

Als ich sechs Jahre alt war, bevor ich in die Schule gekommen bin, ist meine Mutter mal mit uns drei Kindern zu Tante Malwine auf Urlaub gefahren. Da kann ich mich erinnern, dass meine Tante jeden Freitag die Kerzen gesegnet hat und alles ganz rituell vor sich gegangen ist. Das zweite Mal war ich 1932 in den Ferien dort, da hatte meine Großmutter schon in Weikendorf alles aufgegeben und war zu ihrer Tochter gezogen. Meine Großmutter war dann dort die Küchenchefin. Da bin ich mit dem Dienstmädel am Freitagvormittag zum Scheuchet [koscherer Fleischhauer] mit ein paar Gänsen gegangen, die sind geschächtet [koscher geschlachtet] worden und wurden dann gerupft. Am Freitagabend gab es meistens eine Gans. Rindfleisch war selten, denn das war irrsinnig teuer. Das hat man vom koscheren Fleischhauer aus Trencin besorgen müssen. Irene, die Tochter von Malwine, war 1932 schon mit dem Herrn Jakubowic verheiratet und lebte in Zelina. Die anderen waren noch zu Hause.

Ich habe mich dort mit den slowakischen Buben angefreundet. Reden haben wir nicht miteinander können, aber wir waren gut befreundet. An einem Freitagabend bin ich mit den Buben an der Waag, so heißt der Fluß dort, gewesen. So mitten beim Krebse gefangen sah ich plötzlich die ersten Sterne standen am Himmel. Um G´ttes Willen! Ich habe mir gedacht, jetzt ist eh schon wurscht und bin gemütlich nach Haus marschiert. Als ich nach Hause kam war es schon stockfinster, und das Essen stand schon am Tisch. Meine Großmutter sagte zu mir: 'Du Allsbös [du schrecklich Böser], jetzt kommst du daher?' Links und Rechts hab ich erst einmal Watschen bekommen. Ich kam zu spät, dreckig war ich, und ich hatte den Schabbes entheiligt!

Neben dem Grundstück von Tante Malwine und dem Onkel Willi war die Schmiede des Herr Kovacs und schräg gegenüber war ein Gasthaus, das gehörte einer jüdischen Witwe. Die hat das Gasthaus geführt, allerdings hatte sie einen Kellner. Meine Familie und diese Witwe, Kohn hat sie geheißen, waren die einzigen Juden in dem Dorf. Einmal gab es einen Konflikt zwischen meiner Großmutter und mir. Meine Großmutter wollte mich der Witwe Kohn vorstellen, denn ich war ja ihr Lieblingsenkel, und ich, der Enkel aus Wien, sollte der Frau Kohn die Hand küssen. Da habe ich zu meiner Großmutter auf dem Weg zur Witwe Kohn gesagt: 'Warum soll ich ihr die dreckige Hand abschlecken?' Da hab ich eine kräftige Watschen gekriegt von meiner Großmutter, und sie hat gesagt: 'Das gehört sich so!' Aber die Witwe Kohn war nicht sehr ästhetisch. Ich habe viele Watschen von meiner Großmutter gekriegt. Aber von allen Enkeln hat sie nur mich geliebt. Alle sind umgekommen! Malwine mit ihrem Mann, ihren Kindern und Enkelkindern, alle wurden ermordet. Jemand hat erzählt, dass vom Max ein Sohn überlebt hat, aber von mehr Überlebenden weiß ich nichts.

Nachdem meine Eltern geheiratet hatten, hat mein Vater sich selbständig gemacht. Die Schuhproduktion hat zwei Sparten, den Oberteil und die Sohle, das sind zwei fast verschiedene Berufe. Mein Vater beschäftigte sich mit der Oberteilherrichterei. Schuhmacher, die als Einzelpersonen Maßschuhe hergestellt haben, sind mit dem Material gekommen und haben die Schuhoberteile von meinem Vater machen lassen, dafür haben sie alles mitgebracht. Oder sie haben meinem Vater den Auftrag gegeben, er soll das Oberteil herstellen. Dann hat er selber das Leder und Zubehör besorgt. In dieser Zeit hat es in Wien viele kleine Schuhfabriken gegeben, die auch die Oberteile außer Haus haben machen lassen. Meine Mutter hat die Stepparbeiten gemacht und auch bei anderen Sachen geholfen. Das alles hat sich in unserer Wohnung abgespielt. Als meine Eltern geheiratet hatten, haben sie sich eine Einzimmer- Küche - Wohnung in der Schweglerstrasse Nummer 10 genommen. Die Toilette war am Gang, Waschgelegenheit gab es nicht, da ist man in die öffentlichen Bäder gegangen, um sich zu reinigen. Wir waren, ich hab es ausgerechnet, 15 Personen auf einer Toilette. So bin ich mit meinen Schwestern Grete und Berta aufgewachsen. Erst war nur ich da, aber dann sind meine zwei Schwestern dazugekommen. Das Wohnzimmer war vielleicht zwanzig Quadratmeter groß. Zwei Schränke und ein Doppelbett standen darin. Meine jüngere Schwester hat mit meiner Mutter und meinem Vater im Doppelbett geschlafen, die andere in einem großen Gitterbett. Später haben beide im Gitterbett geschlafen. Ich habe auf einem Campingbett geschlafen, das tagsüber zusammengeklappt wurde. Wir hatten Riesentuchenten [Federbetten], die hatte meine Großmutter mit Federn ihrer vielen Gänse voll gestopft. Das Wohnzimmer hatte zwei Fenster. Vor einem Fenster stand die Steppmaschine meiner Mutter, daneben war eine Kommode, die auch zugleich als Arbeitstisch diente. Am anderen Fenster stand der große Arbeitstisch. Als ich noch nicht in die Schule gegangen bin, hatte mein Vater zwei Lehrburschen und zwei Arbeiter. Alles hat sich in diesem Zimmer abgespielt. Das muss man sich folgendermaßen vorstellen: Bis Samstagmittag ist gearbeitet worden. Meine Mutter ist immer zwischen Arbeit und Haushalt hin - und hergependelt. Manchmal war das Essen deshalb etwas angebrannt. Unten im Haus ist ein Gasthaus gewesen und wenn es besonders hoch her gegangen ist, hat sie für uns dort das Mittagsmenü geholt. Samstag hat sie dann aber richtig gutes Essen gekocht.

Jeden Samstagvormittag ging mein Vater mit einem Riesenrucksack voller Oberteile zu einer Firma im 10. Bezirk. Da konnte es passieren, dass ihm dort im Büro gesagt wurde: 'Wir haben heute kein Geld, Sie bekommen es nächste Woche.' Die Arbeiter aber warteten bei uns in der Wohnung auf ihr Geld, denn Samstagmittag hat mein Vater immer den Lohn ausbezahlt. Dann hat jedes Mal meine Mutter von ihrer Maschine den Motor abmontiert, ist damit in die Pfandleihanstalt, und die nächste Zeit hat sie ihre Maschine auf Fußbetrieb umgestellt. So konnte mein Vater seinen Arbeitern wenigstens einen Vorschuss zahlen. Wenn die Arbeiter gegangen sind, hat meine Mutter die Dielen des Zimmers mit Seifenlauge abgerieben. Vor dem Mittagessen wurde am Boden ein Plüschläufer ausgebreitet, damit war der Feiertag eingeleitet. Am Samstagnachmittag ging die ganze Familie ins Tröpferlbad, und alle 14 Tage ging meine Mutter in die Waschküche im Haus unsere Wäsche waschen. Mein Vater hat seine Arbeit gemacht, aber sonst nichts. Ich frage mich heute noch, wie meine Mutter das alles geschafft hat. Dieses Leben funktionierte bis 1931, aber dann konnten wir von der Arbeit nicht mehr existieren.

In der Zwischenkriegszeit musste jeder, der ein Gewerbe ausgeübt hat, eine Meisterprüfung oder die Gesellenprüfung haben, um den Antrag auf Gewerbegenehmigung stellen zu dürfen. Er musste sich dann bei der jeweiligen Genossenschaft anmelden, dann war er erst berechtigt, das Gewerbe auszuüben. War er nicht Mitglied und hat trotzdem privat gearbeitet, hat er sich strafbar gemacht. Mein Vater war Mitglied der sozialdemokratischen Genossenschaft der Schuhmacher und seit 1929 ehrenamtlich gewählter Delegierter im Vorstand - also er war politisch engagiert. Jede Fachgruppe ist ein eigener politischer Körper gewesen. Unser Leben war ein reines dahinvegetieren, darauf warten, dass irgendein kleiner Schustermeister kommt und Arbeit bringt. Der Vorsitzende der Genossenschaft der Schuhmacher, Urbanek hat er geheißen, hat meinem Vater dann eine Teilzeitbeschäftigung, die mit 150 Schilling pro Monat dotiert war, verschafft: Jederzeit, wenn jemand einen Pfuscher entdeckt hat, einen der eine Werkstatt betrieben hat ohne Gewerbeschein, hat er die Genossenschaft verständigt. Dann ist der Kommissar der Gewerbebehörde zu meinem Vater gekommen, hat ihn abgeholt und zusammen sind sie zu der angegebenen Adresse gegangen und haben versucht, den Schuldigen sozusagen 'in flagranti' zu erwischen. Danach wurde ein Protokoll aufgenommen. Wenn der Pfuscher sich dann falsch verhalten hat, konnte er auch verhaftet werden. Das war eine scheußliche Zeit! Es war natürlich kein dankbarer Job, mein Vater hat natürlich viele Feinde gehabt, noch dazu war er auch Jude. Aber 150 Schilling bedeuteten die nackte Existenz. Zehn Schilling hat die Miete für unsere Wohnung gekostet, eine kleine Semmel hat fünf Groschen gekostet, und die so genannte Kaisersemmel hat sieben Groschen gekostet. Ich kann mich erinnern, in meiner Klasse war ein Bursch, dessen Vater war bei der Bahn Verschieber, und die waren fünf Kinder zu Hause. Der Mann hat 180 Schilling für seine Familie verdient. Aber der hatte das Geld fix, aber bei meinem Vater bestand immer die Gefahr, und das ist dann 1934 eingetreten, dass er vor dem 'Nichts' steht.

In die Volksschule ging ich im 15. Bezirk in die Stättermayergasse. Diese Schule gibt es heute nicht mehr. In anderen Klassen hat es Juden gegeben, aber ich kann mich nicht erinnern, dass einer meiner Mitschüler Jude gewesen wäre. Ich bin, wenn die Kinder katholischen Religionsunterricht hatten, immer in eine andere Klasse gegangen. Aber das hat die Buben in dem Alter nicht interessiert.

Die Hauptschule war dann in der Schweglerstrasse. Damals war Karl Popper 14 dort Hilfslehrer. Ich hatte ihn ein Jahr lang als Physiklehrer - er war großartig! Er trug immer verhatschte Schuhe und einen Anzug, der ausgeschaut hat, als hätte er darin geschlafen. Das letzte Jahr meiner Schulzeit wurde die Klasse aufgeteilt, und ich musste in eine Schule in der Goldschlagstrasse, Ecke Zinkgasse gehen. Dort gab es schon ein paar Typen, die bei der illegalen HJ 15 waren. Pohl hat einer geheißen, der war etwas Höheres bei der HJ, der hat mir sogar einmal illegale Schriften aus Deutschland zum Lesen gebracht. Das kann man sich kaum vorstellen, aber diese Gehässigkeit gegen die Juden begann ja erst 1938, nach dem Einmarsch der Deutschen. Man hatte vorher auch die Hakoah 16 akzeptiert. Sie war ja eine der Spitzenmannschaften in Wien. Sicher gab es einen gewissen moderaten Antisemitismus, aber es kam nicht zu Ausschreitungen. 1938 war die totale Wende.

Von der ersten Klasse bis zum Schulaustritt hatte ich Religionsunterricht. Das war immer an einem Wochentag, meistens an einem Mittwoch, in der Volksschule eine Stunde und später in der Hauptschule zwei Stunden. Zuerst einmal haben wir die Grundbegriffe, das Schema Israel [jüdisches Hauptgebet], also die Gebete, gelernt. Im Laufe der Jahre sind wir das ganze Alte Testament durchgegangen, die jüdischen Riten, alles, was zur Jüdischkeit gehört. Der Lehrer hieß Antscherl, der Vorname ist mir entfallen. Er war in gewisser Hinsicht ein Genie: Wir haben miterlebt, wie Adam und Eva sich im Paradies bewegt haben, wie Kain den Abel erschlagen hat, denn so anschaulich hat er das geschildert. Er hat uns die einzelnen Buchstaben erklärt, das Aleph ist nach allen Seiten offen, die Ziffer 5 sieht genauso aus wie der Buchstabe A, jeden Buchstaben hat er uns so erklärt, dass wir ihn uns einprägen konnten. Alle, die das dreizehnte Lebensjahr erricht hatten, hat er im Stadttempel, in der Seitenstättengasse, zusammengefasst. Dort, in der Kultusgemeinde in einem Raum, hat er uns das Tefillin legen gelehrt. Meine Bar Mitzwah fand im Turner-Tempel statt. Wir mussten die Segenssprüche über die Torah 17 sagen, dann las ein anderer aus der Torah und dann sagten wir noch einmal einen Segensspruch. Eigentlich muss der Neuaufgenommene aus der Torah vorlesen, aber das ist nicht verlangt worden. Meine Großmutter konnte nicht dabei sein, denn sie war damals schon relativ gebrechlich, aber sie hat mir eine Uhr geschenkt. Von der Kultusgemeinde habe ich einen Anzug bekommen, denn mein Vater hatte damals schon als mittellos gegolten. Der überwiegende Teil meiner Verwandtschaft gojischen [gemeint ist nichtjüdische Verwandtschaft] - der Bruder meiner Mutter und meine Cousins - waren mit uns im Tempel und haben sich das einmal angeschaut. Sie befanden sich in einer vollkommenen fremden Welt. Aber die Brüder meiner Mutter hat es überhaupt nicht gestört, dass meine Mutter zum Judentum übergetreten ist. Im Gegenteil! Wir waren mit ihrem ältesten Bruder in sehr gutem Kontakt. Wenn es uns schlecht gegangen ist, was häufig der Fall war, hat er uns oft geholfen. Auch die Frau vom dem ältesten Bruder meiner Mutter war mit meiner Mutter befreundet. Die Sonntage haben wir mit der Familie des Bruders meiner Mutter verbracht. Die Erwachsenen haben zusammen Karten gespielt, und mein Cousin hatte einen Tischtennistisch, da haben wir gespielt.

Meine Eltern haben Bücher immer in der Volksbücherei ausgeliehen, meine Mutter hat zum Beispiel Ganghofer geliebt. Hohe Literatur haben sie aber nicht gelesen. Wir hatten die ganzen Jahre in Wien kein Radio. Das erste Radio, das waren nur Kopfhörer, habe ich 1925 erlebt. Da konnte man die Hälfte nicht verstehen, weil es hauptsächlich in den Kopfhören gekracht hat. Meine Eltern sind oft und gern ins Raimundtheater gegangen, das war damals das Operettentheater, und mein Vater war auch ein fanatischer Fußballanhänger, was meiner Mutter nicht so sehr gefiel, und wir haben ihn auch oft von Fußballplätzen abgeholt - das war dann das Sonntagsvergnügen. Oder wir sind in die Umgebung von Wien gewandert, aber an den Gasthäusern sind wir vorbeimarschiert, denn wir waren eine fünfköpfige Familie und das konnten sich meine Eltern nicht leisten, aber manchmal sind meine Eltern doch auch ins Gasthaus Essen gegangen.

Meine Schwester Grete ist 14 Monate jünger als ich, und sie war Papas Liebling. Sie hat das bestialisch ausgenützt, und ich habe sie zeitweise richtig gehasst. Ich hab sie verprügelt, aber mein Vater hat dann mich verprügelt. Mit meiner jüngsten Schwester Berta habe ich mich besser verstanden, aber innigliche Geschwisterliebe war das auch nicht. Meine Schwestern haben mir immer vorgehalten, dass meine Mutter mich bevorzugt, aber ich glaube nicht, dass das so war.

Ich hatte keinen einzigen jüdischen Freund, und ich hatte auch kaum Kontakte zu zionistischen Organisationen. Es gab ja viele zionistische Organisationen, aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dorthin zu gehen. Einmal war ich zusammen mit irgendeinem Bekannten, mir das anschauen. Aber ich hatte da nichts verloren, ich gehörte nicht dazu.

Als ich zehn Jahre alt war, saß ich mit zwei Burschen zusammen im Park auf einer Bank, die waren um drei oder vier Jahre älter als ich, mit denen habe ich oft Fußball gespielt. Wir saßen also auf der Bank, und die habe sich unterhalten über die Politik. Ich hab gar nicht zugehört, aber auf einmal hat der eine gesagt: 'Die ganzen Juden packen ma zam und schickens nach Polen.' Und ich saß da und mir sind die Tränen runter gelaufen und ich habe gesagt: 'Was redet ihr da, was soll ich denn in Polen, ich bin doch in der Schweglerstrasse zu Haus!' 'Ah, du bist a Jud' fragten sie mich ganz erstaunt. Die waren ganz verlegen, die hatten das nur von ihren Vätern gehört und hatten das nachgeplappert. Sie haben mich dann beruhigt, vielleicht habe ich denen einen Denkanstoß gegeben: Was sollen denn die Juden in Polen? Das ist doch der Maxl, der rennt mit uns herum, der macht doch alle Bubenstreiche mit.

Wenn ich die Jahre ab 1938 in Wien erlebt hätte, und ich hätte dann flüchten müssen, ich weiß nicht, ob ich je zurückgekommen wäre. Nach dem Krieg traf ich einen Mann, mit dem ich aufgewachsen bin. Wir hatten uns dreizehn Jahre nicht gesehen und begrüßten uns. Ich fragte ihn, was er im Krieg gemacht hat, und er antwortete, dass er bei der SS war. Das war für mich schockierend, und ich habe sofort den Kontakt zu ihm abgebrochen.

Im Februar 1934 18 wurde sofort alles, was mit den Sozialdemokraten in Verbindung stand, unter Dollfuß 19 eliminiert. Die Sozialdemokratische Partei wurde verboten, alle Genossenschaften wurden aufgelöst, so dass mein Vater nicht nur politisch gefährdet war, sondern auch wirtschaftlich am Ende. Zum Vorstand der Schuhmachergenossenschaft wurde ein Nobelschuhmacher aus der Innenstadt - Lakovich hat er geheißen. Kurz nach dem 12. Februar hat er meinem Vater einen Brief geschrieben, dass er auf die Genossenschaft in der Florianigasse, im 8. Bezirk, kommen soll. Dort hat er zu meinem Vater gesagt: 'Herr Tauber, Sie können Ihre Funktion sofort wieder einnehmen, aber Sie müssen der Vaterländischen Front 20 beitreten.' Daraufhin hat mein Vater gesagt: 'Lieber Herr! Erstens bin ich a Jud und zweitens werde ich nicht mit dieser katholischen Partie zusammen arbeiten.' Daraufhin hat der Lakovich gesagt: 'Dann muss ich annehmen, dass Sie illegal weiter tätig sind. Herr Tauber, ich bin verpflichtet, gegen Sie Anzeige zu erstatten.' Im Mai 1934, eines Sonntags gegen sechs Uhr früh, wir lagen noch in unseren Betten, klopfte es draußen an der Tür. Es war der Bezirksoberinspektor der Kriminalpolizei vom Bezirk. Jeder hat ihn gekannt, der Rimbacher war eine markante Gestalt. Ich öffnete die Tür, er kam herein und sagte: 'Herr Tauber, bleiben Sie im Bett! Ich hab gegen Sie einen Haftbefehl, aber Sie sind ja nicht zu Haus. Ich werde im Protokoll festhalten, dass ich Sie nicht angetroffen hab. Ich mache Sie darauf aufmerksam, lassen Sie sich hier nicht mehr sehen.' Alle Leute, die sich politisch verdächtig gemacht hatten, sind in das erste österreichische Konzentrationslager nach Wöllersdorf gekommen. Das war aber nichts anderes als ein Gefängnis, es war nicht zu vergleichen mit den deutschen Konzentrationslagern.

Mein Vater ist untergetaucht. Zuerst war er bei seinem Bruder und hat versucht, irgendwie ins Ausland zu kommen. Er ist in der Nacht nach Haus gekommen und sehr zeitlich wieder gegangen, aber es kam niemand mehr. Seine Partei hatte Kontakt zur Sowjetunion, aber da war zum Glück nach Februar 1934 eine Einreisesperre. Die haben nur die ersten Schutzbündler 21, die am 12. Februar nach Bratislava geflüchtet waren, aufgenommen. Die sind dann in die Sowjetunion emigriert, es sind aber nur wenige zurückgekommen, viele wurden dort ermordet. Mein Vater ist dann aufs Palästinaamt 22 gegangen, das war eine private Organisation, und konnte Kontakt mit einem Fabrikanten, der in Jerusalem eine Schuhfabrik gegründet hatte, aufnehmen. Dieser Fabrikant besaß auch in Mödling eine große Schuhfabrik, Brüder Klein haben die geheißen, die mussten durch die Wirtschaftskrise ihren Betrieb liquidieren. Der jüngste der Brüder Klein hat in Jerusalem mit zwei Leuten zusammen eine Fabrik am Stadtrand von Jerusalem gegründet, die haben sich 'Die Schuhe unseres Landes' genannt. Ein Betriebsleiter, der David, ist nach Wien gekommen und hat Leute für die Fabrik gesucht. Man hat für Palästina ein Kapitalistenzertifikat 23 gebraucht, das heißt, man musste bei einer Bank 1000 englische Pfund deponieren, und damit hat man die Einreise bekommen. Mein Vater hatte keine 1000 Groschen in seinem Besitz, geschweige denn 1000 Pfund, aber der Herr David hat ihn für die Schuhfabrik ausgesucht, und so bekam er das Zertifikat zur Einreise nach Palästina. Wie mein Vater das Geld für die Reise zusammengekratzt hat, weiß ich nicht.

Ich kann mich erinnern, es war an einem Sonntag im November des Jahres 1934. Mein Vater wusste, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis er sein Zertifikat nach Palästina bekommen wird, und er ist zuerst zum Onkel Hermann gefahren. Kurz nachdem mein Vater zum Onkel Hermann unterwegs war, kam die Verständigung, dass sein Zertifikat nach Palästina bewilligt ist und er in nächster Zeit abreisen kann. Damals ist nämlich die Post auch am Sonntag zugestellt worden. Meine Mutter sagte, dass ich dem Vater nachfahren soll um ihm die Nachricht zu bringen. Ich bin sofort vom Nordbahnhof mit dem nächsten Zug nach Gänserndorf und von Gänserndorf nach Dörflitz gefahren. Da war ich dann dabei, als der Onkel Hermann zu meinem Vater gesagt hat, dass er bereits seinen Besitz übergeben hat, aber er hatte noch zwanzig Zigaretten aus dem 1. Weltkrieg, die hat er meinem Vater geschenkt und, ich glaube dazu noch fünf Schilling. Von dort sind wir nach Tallisbrunn zum Onkel Adolf gegangen, und mein Vater hat zu ihm gesagt: 'Du und der Onkel Hermann habt vor langer Zeit versprochen, dass ihr euch um mich und meinen Bruder kümmern werdet, und jetzt brauch ich jeden Groschen. Da hat der Onkel Adolf zum Weinen angefangen und hat gesagt: 'Was soll ich machen, ich habe schon meinen ganzen Besitz übergeben, ich habe gar nichts.' Er hat meinem Vater die Hand gedrückt, ihn gesegnet, und wir sind wieder nach Haus nach Wien gefahren.

Im Oktober 1934 starb meine Großmutter und im Dezember 1934 ist mein Vater mit dem Zug nach Triest gefahren und von Triest mit dem Schiff nach Palästina. Wir haben uns von meinem Papa verabschiedet, und wir wussten nicht, wann wir uns wieder sehen. Das war furchtbar traurig. Meine Mutter blieb zurück mit drei halbwüchsigen Kindern und ohne Einkommen. Sie hat tagelang geweint.

Mein Vater begann sofort in Palästina zu arbeiten und schickte uns jeden Monat 1 ½ palästinensische Pfund, nach der damaligen Währung waren das ungefähr 40 Schilling. Meine Mutter hat alle möglichen Teilzeitarbeiten angenommen, damit wir überhaupt haben existieren können. Einige ehemalige Kollegen meines Vaters haben öfter eine Aushilfskraft gebraucht, da hat sie als Schuhstepperin für sie gearbeitet. Sie hat sich aber auch nicht davor gescheut, putzen zu gehen. Das Hotel Wimberger ist damals renoviert worden, und als die Maler fertig waren, haben vier Frauen, darunter auch meine Mutter, in einer Nacht die Generalreinigung des riesigen Saales gemacht. Jede hat 25 Schilling bekommen. Zu dieser Zeit war ich nicht mehr in der Schule. Damals hat es den polytechnischen Lehrgang noch nicht gegeben, aber es gab einen einjährig freiwilligen Lehrkurs. Meine Mutter wollte, da ich keine Lehrstelle bekommen habe, dass ich in diesen Lehrkurs in die Schule gehe. Knapp vor Weihnachten musste ich ins Spital mit einer infektiösen Bronchitis. Daraufhin sagte der Direktor der Schule zu meiner Mutter: 'Ihr Sohn ist kein Schüler der Begeisterung hervorruft, melden Sie ihn ab.' So bin ich im Schulhalbjahr ausgeschieden. Meine Schwestern sind aber zur Schule gegangen.

Einem einzigen Freund habe ich erzählt, dass wir nach Palästina auswandern. Fried war sein Name. Mein Leben war in Wien so trist, ich war 15 Jahre alt, hatte nie einen Groschen in der Hand und konnte natürlich auch nie in ein Kino gehen. Ich habe mich auf ein neues Leben in Jerusalem gefreut, meine Schwestern auch, und es war ja auch ein gewisses Abenteuer was da vor uns lag. Vorstellungen hatte ich keine. Heute gibt es die Medien und die Kinder wissen schon genau, wo Israel liegt, aber damals war das ganz anders.

Es war das Jahr 1935, mein Vater war schon seit November 1934 weg. Schuschnigg hatte für Leute die mittellos waren, ein Winterhilfswerk eingeführt. Beim Magistrat gab es das Armen Amt. Von denen bekam man einen Gutschein über 25 Schilling und mit dem konnte man einkaufen. Auch manche Greissler haben diese Gutscheine genommen. Fast jede Woche gingen zwei Briefe hin und her, von Wien nach Jerusalem und von Jerusalem nach Wien. Meine Eltern haben sich sehr geliebt. Auch meine Schwestern und ich haben meinem Vater geschrieben. Meine Mutter wurde aber im Laufe der Zeit sehr ungeduldig. Einmal hat mein Vater geschrieben, er verdiene nicht schlecht in der Fabrik, und er habe jetzt einen Antrag gestellt, dass er einen Kredit bekomme, und damit wolle er unsere Reise finanzieren. Meine Mutter hat aber die Geduld verloren und ging los, um Geld für vier Personen für die Reise nach Palästina aufzutreiben. Das war nicht leicht! Zu dieser Zeit gab es einen christlich-sozialen Vizebürgermeister, er hieß Ernst Karl Winter 24, und zu dem ist sie gegangen. Meine Mutter hat ihm geschildert, dass ihr Mann flüchten musste und sie nun mit drei halbwüchsigen Kindern ohne Mann in Wien allein sei und unbedingt zu ihrem Mann wolle, aber dazu fehle ihr das nötige Geld. Sie habe sich bereits erkundigt, sie brauche - für damalige Begriffe - 1000 Schilling. Er hat sich das angehört und hat dann gesagt: 'Hören Sie zu, ich verstehe Ihre Lage. Ich weiß, dass Sie sich in einer schwierigen Situation befinden. Ich gebe Ihnen aus meiner Privatschatulle 500 Schilling.' Das war damals ein Vermögen! Meine Mutter hat sich vielmals bedankt. Sie brauchte aber noch mehr Geld, also was tat sie? Sie hat unsere Wohnung verkauft. Für die Wohnung bekam sie 300 Schilling, da hatte sie 800 Schilling. Die Sozialdemokratische Partei war ja zu dieser Zeit illegal, aber es gab eine Organisation, die nannte sich die 'Rote Hilfe'. Das waren eigentlich im Grunde alles arme Teufel, aber sie sammelten Geld für Leute, die durch die politischen Ereignisse dringend eine Unterstützung brauchten. Sie haben die restlichen 200 Schilling meiner Mutter zur Verfügung gestellt. Meine Mutter ist dann mit dem Geld aufs Reisebüro gegangen und hat für uns die Reise gebucht. Wir haben die Wohnung übergeben, und ich bin zum Bruder meines Vaters gezogen. Meine liebe Tante, seine Frau, hat mich behandelt wie einen Bettler. Ich war 15 Jahre alt und habe mit dem Walter in einem Zimmer geschlafen, und sie meinte, ich hätte einen schlechten Einfluss auf ihren Sohn, denn der glaubte noch, der Storch bringe die Kinder. Ich habe den 11jährigen dann aufgeklärt und meine Tante war fürchterlich empört. Meine 14jährige Schwester Grete und meine Mutter wohnten in dieser Zeit bei dem ältesten Bruder meiner Mutter. Die 12jährige Berta war bei einer Freundin meiner Mutter untergebracht, die meine Schwester adoptieren wollte, aber das kam natürlich nicht in Frage. Getroffen haben wir uns in dieser Zeit immer bei meinem Onkel, dem Bruder meiner Mutter.

Palästina

Meine Mutter hat dann aus Sparmaßnahmen meinem Vater nur eine gewöhnliche Postkarte geschrieben, in der sie ihm mitteilte: die Wohnung ist aufgelöst und die Reisespesen sind teilweise gedeckt. Sie hat die Karte meinem Vater geschickt, damit er uns nach unserer Ankunft in Palästina abholen kann. Aber da schickt man doch ein Telegramm, eine gewöhnliche Karte kommt doch erst in drei Wochen an! Mein Vater hatte aber mittlerweile einen Kredit aufgetrieben, damit er unsere Reise finanzieren kann.

Wir reisten ab. Für mich war die Reise sehr lustig. Das Schiff hieß Galilei und war von der Lloyd Triestino [trad. Italienisches Schifffahrtsunternehmen]. Ich war in einer schönen Kabine mit vier Burschen aus Berlin. Meine Mutter und meine Schwestern waren am tiefsten Deck unten, gleich neben der Küche. Wir sind über die Adria gefahren, das Wetter war herrlich, aber kaum hat sich das Schiff ein bisschen bewegt, war ihnen kotzübel. Sie sind die ganze Zeit unten in der Kabine geblieben. Ich saß allein beim Frühstück und der Stewart kam mit dem Tablett und fragte mich, wie viele Personen frühstücken werden? Ich antwortete ihm, dass wir vier Personen sind. Er stellte mir das Tablett hin, eine Kanne mit Kaffee und - also ich habe in meinem Leben noch nie so ein Frühstück gesehen: Toast, Butter, Honig, Schinken und Ei. Ich habe gefressen... Ich habe ja gewusst, die Damen kommen eh nicht. Dann hat der Stewart abgeräumt, und ich bin am Deck spazieren gegangen. Als wir in Brindisi [Italien] ankamen, wurde das Mittagessen serviert. Ich habe geglaubt, ich platze: Steak und Erbsen, also ein Essen, das ich vorher in meinem Leben nie gesehen hatte. Aber dann, zum Abendessen, ist der Stewart draufgekommen, dass ich immer allein am Tisch bin und hat mich gefragt, wo die anderen sind. Aber er hat mir immerhin weiter reichlich Essen gebracht. Diese fünf Tage auf dem Schiff waren für mich der komplette Luxus!

Am 1. August 1935 sind wir in Palästina angekommen. Und jetzt kommt eigentlich der Beginn einer kleinen Tragödie. Wir kamen in Jaffa an. Damals war Jaffa der Immigrantenhafen, da war aber im Prinzip kein Hafen. Die Schiffe haben weit draußen geankert, und man musste mit Landungsboten hineingebracht werden. Bevor das Schiff noch Anker geworfen hatte, war die Pass- und Visumkontrolle. Österreicher waren relativ wenig auf dem Schiff aber viele Deutsche, und die haben meine Mutter gleich vorgelassen. Auf einmal kam meine Mutter Tränen überströmt zu uns Kindern. Der Beamte hatte behauptet, unser Einreisevisum sei gefälscht. 'Um G'ttes Willen, wie gibt es so was?' Da sagte der Beamte: 'Das macht nichts, das Schiff fährt weiter nach Haifa, in Haifa ist ein richtiger Hafen, dort legt es an, und das Schiff bleibt dort 24 Stunden, und da wird man Genaueres feststellen.' Meine Mutter sagte: 'Aber ich war doch auf dem britischen Konsulat in Wien.' Es hat sich herausgestellt, dass das Einreisezertifikat von einem Beamten unterschrieben war, der als korrupt bekannt war. Der Einwanderungsbeamte meinte, das sei kein Problem, man werde telegraphisch feststellen, ob alles in Ordnung wäre. Als nächstes kam noch dazu, dass meine Mutter gesagt hatte, ihr Mann müsse draußen stehen und uns erwarten. Die haben dort dann Moritz Tauber ausgerufen, aber der war nicht da, weil er die Karte von meiner Mutter noch nicht bekommen hatte. Wenn etwas schief geht, dann geht es komplett schief. Wir fuhren also weiter nach Haifa. Wir haben nichts gehabt, überhaupt nichts! Meine Mutter war felsenfest davon überzeugt, mein Vater würde in Jaffa warten und uns empfangen.

Unser ganzes Gepäck war in Jaffa, weil alles Gepäck vom Schiff hinausbefördert worden war. Wir hatten eine riesige Kiste mit aller irdischen Habe: Bettzeug, Geschirr, alles was transportfähig war. Und diese Kiste stand in einem Depot in Jaffa, und wir waren in Haifa. Die jungen Deutschen auf dem Schiff haben für meine Mutter gesammelt und haben uns 1 ¼ Pfund gegeben. In Haifa hatte man mittlerweile festgestellt, dass das Zertifikat echt war, die Unterschrift war falsch, aber die Einreisebewilligung war gültig. Alle, die in Haifa und in Jaffa vom Schiff gehen durften, wurden gegen Typhus geimpft. Uns hatte man nicht geimpft, sie haben gesagt: 'Das werdet ihr dann besorgen, wenn ihr im Land ankommt'. Es war verpflichtend für jeden Einwanderer, sich gegen Typhus impfen zu lassen.

Als wir vom Schiff gingen, ist ein Beamter mit uns gegangen. Meine Mutter und meine Schwestern haben geweint, weil der Papa nicht da war und sie in einer fremden Welt ganz allein dastanden. Ich habe nicht geweint und wurde als gefühlloses Individuum beschimpft. Ich habe mir gedacht: Mein Vater ist nicht weit, was kann schon passieren! Gleich am Hafen ging der Beamte mit uns in ein Hotel und sagte zu dem Hotelier, einem Einheimischen, seine Gattin war aus Polen: 'Hören Sie zu, die Frau mit den drei Kindern sind Neueinwanderer, der Mann wird bald auftauchen, Geld haben sie keines.' Die Frau hat Jiddisch geredet, dadurch konnten wir uns wenigstens verständigen. Es war schon spät am Abend, man hat uns ein Zimmer gegeben, und der Hotelier hat uns einen Tee serviert. Wir hatten vorher am Schiff noch ganz gut gegessen, also war das nicht so tragisch, dass wir nur Tee bekamen.

Am nächsten Tag in der Früh schickte mich meine Mutter aufs nächste Postamt, meinem Vater ein Telegramm nach Jerusalem schicken. Ich ging aufs Postamt, gab das Telegramm auf - es hat acht Piaster gekostet - kam zurück, da schaute meine Mutter auf die Adresse, die ich noch in der Hand hielt und sagte: 'Das ist ja die falsche Adresse, dort wohnt er ja nicht mehr.' Also musste ich noch ein Telegramm schicken, und dann sind nur ein paar Piaster übrig geblieben. Ich bin auf die Straße hinuntergegangen, auf einmal sah ich einen Araber mit Bananen. In Österreich waren Bananen zu der Zeit der größte Luxus, die sind einzeln verkauft worden. Die palästinensische Münze war riesengroß und hatte ein Loch. Ich hatte eine in der Hand - ein oder zwei Piaster waren das. Ich ging zu dem Araber und zeigte ihm die Münze. Der nahm ein Bündel Bananen und gab es mir. Ich dachte, der sei wahnsinnig, was gibt der mir da? Ich blieb stehen und starrte ihn an. Daraufhin sagte er irgendetwas auf Arabisch - ich habe ja kein Wort verstanden - dann gab er mir noch mehr Bananen. Und dann hat er noch irgendwie alle heiligen Mohammedaner angerufen, und hat mir noch vier Bananen gegeben und gesagt, ich soll gehen. Ich bin mit einem Bund Bananen anmarschiert gekommen, und dann haben wir uns mit Bananen ernährt. Erst zwei Tage später ist mein Vater aufgekreuzt. Und jetzt kommt das schönste Theater: Für unsere Reise hatte er einen Kredit aufgenommen und das Geld an meinen Onkel nach Wien geschickt. Mein Onkel hatte das Geld genommen, ein riesiges Paket mit unseren Sachen, die in Wien geblieben waren zusammengestellt und uns nachgeschickt. Meine Mutter hätte gerne auf die Sachen verzichtet, das Geld war pfutsch! Aber wir waren endlich mit meinem Vater zusammen und fuhren nach Jerusalem.

Die Mieten in Palästina waren damals irrsinnig hoch. Viele Familien haben sich zusammengetan und eine große Wohnung miteinander geteilt. Mein Vater hatte aus Wien einen Kollegen, den Emil Löwy. Der Herr Löwy war auch, wie mein Vater, in der Schuhfabrik beschäftigt. Seine Familie bestand aus vier Personen, und die wohnten bei ihm. Wir waren fünf Personen und so waren wir mit der Familie Löwy zusammen 9 Personen. Da wir auch noch einen Untermieter hatten, waren wir zu zehnt in der Wohnung. Die Wohnung bestand aus einer Küche, einem Bad, einem großen Vorzimmer, zwei großen und einem kleinen Zimmer. Familie Löwy lebte schon seit einigen Monaten in Palästina. Der Sohn Walter ging schon in die Schule, er war zwei Jahre jünger als ich. Das war mein erster Kontakt.

Zuerst hat mein Vater mir eine Lehrstelle in einer Maschinenschlosserei verschafft. Ich habe dort eigentlich als Hilfsarbeiter begonnen, weil ein Lehrding dort nicht vorgesehen war. Dann habe ich in einer Bauschlosserei gearbeitet, dort sollte ich als Mechaniker und Schlosser ausgebildet werden, aber Bezahlung habe ich keine bekommen. Dann bin ich in einen Betrieb gekommen, da waren aus allen Ländern des Orients Leute, die entweder persisch oder arabisch oder hebräisch gesprochen haben. Der Inhaber der Firma und sein Schwager waren aus Lemberg [heute Ukraine], und die haben Jiddisch und Deutsch gesprochen. Das war eine harte Schule! Ich hab mich nur mit den Chefs unterhalten können und für den Rest der Belegschaft war ich der 'Kasperl der Nation'. Was die mit mir aufgeführt haben! Ich habe ja fast nichts verstanden. Einmal haben sie mich in ein Geschäft geschickt Joghurt kaufen und mir gesagt, was ich zu dem Besitzer des Geschäfts, der aus Marokko kam, sagen soll. Das was ich gesagt habe, war aber nicht, dass ich Joghurt kaufen möchte, sondern ein ganz ordinärer Fluch. So etwas haben sie ständig mit mir gemacht. Man glaubt gar nicht, wie schnell ein Mensch eine Sprache lernen kann, wenn man auf diese Art und Weise gezwungen wird.

Der Chef hat gesehen, ich bin ein wiefer Bursch, da hat er mich zur Bohrmaschine gestellt. Aber auf diese Arbeit haben schon fünf andere gewartet, denn dafür hat man mehr Geld bekommen. Mir haben sie aber kein besseres Gehalt dafür gegeben. So habe ich an der Bohrmaschine gearbeitet, und mein Chef hatte eine billige Arbeitskraft, auf die er sich verlassen konnte. Da war ich sehr verbittert! Freitags war immer früher Arbeitsschluss, und an einem Freitag kam ich von der Arbeit nach Hause, da stand vor unserem Haus ein offener Wagen mit einem Pferd davor. Es wurden Möbel heraus getragen und der Freund von meinem Vater, der Kollege, der Löwy, war ganz aufgelöst. Der Herr Löwy war der Hauptmieter, und mein Vater hatte ihm immer das Geld für die Miete gegeben, aber der hatte die Miete nicht bezahlt, und wir sind aus der Wohnung geschmissen worden. Nun sind wir ohne Wohnung dagestanden. Möbel haben wir sowieso praktisch keine, das war kein Problem. In der Bauschlosserei hatte ich einen Burschen in meinem Alter kennen gelernt, einen Sabre [in Israel Geborene], aus einer streng orthodoxen Familie, Serotkin hießen sie. Die Familie hatte acht oder neun Kinder, und sie wohnten in einem großen Haus. Unten im Haus war eine Mineralwasserabfüllung, an der Vater Serotkin beteiligt war. Er hat mir die Waschküche als Unterkunft zur Verfügung gestellt, dafür sollte ich seinem Sohn die Grundrechenarten beibringen. Aber der hat das nicht verstanden. Mein Vater hat in einer Schneiderwerkstatt geschlafen, meine Mutter mit meinen Schwestern bei einem Arbeitskollegen. Nach sechs Wochen hatte mein Vater eine Wohnung am östlichen Stadtrand von Jerusalem aufgetrieben. Wie er das gemacht hat, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat er eine Wohnung aufgetrieben, und wir sind dort eingezogen. Der Hausherr hatte das Haus mit ein paar Hilfskräften selber gebaut. Es war sehr primitiv, wie alle Häuser, die relativ neu waren. Aber ein Badezimmer war selbstverständlich. Wir hatten zwei Zimmer, Hausflur und Badezimmer war mit den Nachbarn gemeinsam, und jeder hatte eine Küche. Wir hatten ja kein Mobiliar, der Hausherr hat sich gewundert, wir kamen da anmarschiert mit fast nichts, nur mit ein paar Koffern. Das war in unserer Situation sehr praktisch.

Mittlerweile, das war 1936, hatte mein Vater genug von der Fabrik, und er hat sich mit meiner Mutter selbständig gemacht - nicht mit der Oberteilherrichterei, sondern mit feinen Lederhausschuhen. Der Mann der Familie uns gegenüber, sie hießen Ur, war Beamter bei Keren Kajemet 25. Seine Frau war zehn Jahre vor uns aus Polen nach Palästina gekommen. Sie hatten einen Sohn, Amira, der war dreizehn Monaten alt. Die Frau sprach gut Deutsch, der Mann Jiddisch, dadurch entstand ein Kontakt. Als mein Vater aus der Fabrik wegging, hatte er kein Geld. Sein einziges Kapital waren die Nähmaschine, die meine Mutter aus Wien mitgebracht hatte und die Schuhleisten. Mein Vater hatte meiner Mutter nach Wien geschrieben, dass sie die Schuhleisten unbedingt mitbringen sollte. In unserer Strasse war ein kleines Lokal zu vermieten, und das hat mein Vater gemietet, denn Herr Ur hat meinem Vater einen Kredit über 25 Pfund verschafft und die Bürgschaft übernommen. 25 Pfund waren ein Vermögen. Mit meiner Mutter zusammen hat mein Vater eine Schuhwerkstätte für orthopädische Schuhe eröffnet. Aber was sie verdient haben war nicht genug, und da fiel ihnen ein, dass sie Hausschuhe aus Leder, auch in Wien hatten sie Hausschuhe aus Leder produziert, in Palästina auf den Markt bringen könnten. Mein Vater fand drei Geschäfte, die ihm seine Hausschuhe abgenommen haben. Damit konnten wir aber auch nicht existieren. Noch während des Krieges wurden Waren in Palästina eingeführt, die unter staatlicher Kontrolle produziert wurden und preisgebunden waren. Mein Vater hat eine Lizenz bekommen und hat sich aus dem Hauptlager aus Tel Aviv das Material für die Schuhe, das wesentlich billiger war, holen können. Da ist man mit dem Auftrag der Geschäfte in das Lager gefahren, aber man hat mehr Leder bekommen, als man für die Aufträge gebraucht hat, so dass man auch noch Schuhe zum freien Preis verkaufen konnte.

In Palästina gab es zu dieser Zeit keine Schulpflicht. Frau Ur war Lehrerin in einer Schule und hat gesagt, dass sie mit der Direktorin ihrer Schule reden wird und meine Schwestern in die Schule kommen sollen. Drei Wochen ist Grete, meine ältere Schwester in die Schule gegangen, dann wollte sie nicht mehr. Meine beiden Schwestern waren nämlich keine so guten Schülerinnen. Auch Berta, meine jüngere Schwester, hat bald die Schule verlassen.

Ich habe es in der Maschinenschlosserei auch nur zwei Monate ausgehalten. Die Arbeit war sehr schwer, die Häuser in Jerusalem wurden alle mit Naturstein gebaut, und Löcher in Naturstein bohren war nicht einfach - noch dazu in dieser Hitze. Mein Vater hat dann zu mir gesagt: 'Schau, was sollst du dich ausbeuten lassen, lern bei uns das Schuhhandwerksgewerbe und arbeite mit uns zusammen.' So wurde ich Schuhmacher. Ich blieb im elterlichen Haushalt bis zu meiner Rückkehr nach Österreich.

Nicht weit von unserer Wohnung entfernt war Brachland, das einem Araber gehörte. Die jüdischen Burschen haben den Platz gereinigt, zwei Tore aufgestellt, und sie hatten einen Fußballplatz. Aus aller Herren Länder wurden Mannschaften gebildet. Da bin ich dann auch ein begeisterter Fußballspieler geworden. 1938, nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich, sind die ersten Burschen aus Wien nach Palästina geflüchtet und mit den einheimischen Burschen zusammen haben wir eine Fußballmannschaft gebildet. In dieser Zeit habe ich auch begonnen, Englisch zu lernen. Die Engländer hatten in der Nähe eine große Kaserne, und gegen das schottische Infanterieregiment haben wir Fußball gespielt.

Am Fußballplatz habe ich meinen Freund Sigi kennen gelernt. Er war ein fescher Bursch, schon damals als 15jähriger war er 1,80 Meter groß, und die Mädels sind auf ihn geflogen. Auch meine Schwester hat ein bisschen mit ihm herumgeschäkert, aber das hat ihn damals noch nicht interessiert - er war noch zu jung - er war ein Jahr jünger als ich. Seine Eltern stammten ursprünglich aus Polen, hatten in Berlin gelebt und waren völlig integriert. 1933 sind sie, nach der Machtübernahme Hitlers in Deutschland, aus Berlin geflüchtet. Sie hatten die 1000 Pfund für das Kapitalistenzertifikat, Sigis Vater war ein tüchtiger Maßschneider, der elegante Herrenanzüge herstellte. Er hatte auch in Jerusalem eine Schneiderei und verdiente, für dortige Begriffe, sehr gut.

Sigi sprach fließend hebräisch. Ich bin mit ihm ins Gespräch gekommen, und er hat gesagt: 'Hör zu, in der Lemelschule kannst du ohne jede Bezahlung am Abend Hebräisch lernen.' Ich habe gesagt:'Ich habe acht Jahre Schule hinter mir, ich will keine Schule, ich brauch keine Sprache zu lernen, lass mich in Ruhe.' Dann habe ich aber doch Hebräisch gelernt, und nach zwei Jahren habe ich mich schon sehr gut verständigen können.

Ich habe auch den Kurt Bergmann aus Wien in Jerusalem kennen gelernt. Er war als Kind an Meningitis erkrankt und dadurch war sein rechter Arm gelähmt. In Wien hatte er Philologie und Sprachwissenschaften studiert, konnte aber in Jerusalem nicht weiter studieren, weil er ja nicht Hebräisch sprach. Kurt Bergmann wurde Lebenskünstler. Er hatte kein Geld, er hatte keine Wohnung. Ein Stadtviertel in Jerusalem ist Mea Sharim. Dort wohnen die ganz Frommen. Wenn man durch Mea Sharim geht, könnte man glauben, die Zeit ist stehen geblieben und man befindet sich in einem polnischen Shtetl. Aber dort wohnte zeitweise Kurt Bergmann in einer Schul, einem Bethaus. Er wohnte aber auch in der Tanzschule. Die war natürlich nicht in Mea Sharim. Man kann sagen, er hat sich durchgeschnorrt. Und da war er auch ständiger Gast bei meiner Mutter. Er war nicht der einzige, den sie mit durchgefüttert hat. Mit dem ersten Transport der UNO nach Österreich, das war 1947, fuhr Kurt zurück nach Wien. Meine Mutter hat ihn davor noch komplett eingekleidet, denn er besaß ja nichts. 1948, als ich wieder in Wien war, ist er bei mir aufgetaucht. Unterstützt hat ihn die Kultusgemeinde. Aber er aus dem Gleis gekommen. Eines Tages saß auf einer Bank im Esterhazypark eine Dame neben ihm, die ihr Mittagessen dort auspackte. Er scheint so hungrig geschaut zu haben, dass sie ihm etwas von ihrem Essen angeboten hat. Aus der Bekanntschaft wurde eine Beziehung. Traude, so hieß die Dame, arbeitete im Landwirtschaftsministerium und hatte eine Wohnung in Ottakring. Kurt würde Beamter in der Bäderverwaltung der Gemeinde Wien, und er wurde fromm. Sie heirateten im Tempel und ich war Trauzeuge. Kurt starb vor wenigen Jahren in Wien.

Berta hat bis 1940 im Fotoatelier Robitschek, Robitschek war aus Wien, als Verkäuferin gearbeitet. Dann hat sie Josef Feder, einen Wiener Burschen aus dem 20. Bezirk, geheiratet. Sie war erst 17 Jahre alt. 1942, am 16. November wurde ihre Tochter Hanna geboren, 1946 kam Judith in Jerusalem zur Welt. Joschi Feder war Transportunternehmer. Er fuhr einen 4Tonner [Lastwagen]. Kurz nach der Hochzeit wurde der Lastwagen von den Engländern requiriert. Joschi war dadurch arbeitslos und meldete sich zum britischen Militär. Er war beim britischen Militär für die Versorgung der Armee und der Angehörigen der Armee zuständig und fuhr immer zwischen Kairo[Ägypten] und Beirut [Libanon] hin und her. Es wurde alles transportiert, von Lebensmitteln bis zu Schauspielern. Als der Krieg 1945 zu Ende war, kaufte sich Joschi einen Lastwagen und transportierte hauptsächlich Petroleum, denn Petroleum wurde damals noch zum Kochen und für die Beleuchtung gebraucht. 1950, als ich und meine Eltern wieder in Wien waren, kam meine Schwester mit ihren Kindern zu uns. Sie war vor einer Ehekrise geflüchtet und blieb ein ¾ Jahr in Wien. Dann ging sie mit den Kindern zu ihrem Mann zurück, aber kurze Zeit danach übersiedelte die ganze Familie nach Wien. Sie mieteten im 20. Bezirk, in der Wehlistrasse, eine Wohnung. Joschi arbeitete als privater, englisch sprechender Taxichauffeur für ein Reisebüro. Hanna, die ältere Tochter ging nach Beendigung der Schule zu ihrer Tante Grete, meiner jüngeren Schwester, die mit ihrer Familie in England lebte. Sie heiratete David Cohen und blieb in London. Judith, Hannas jüngere Schwester, verließ ebenfalls Wien und folgte ihrer Schwester nach London, die auch bald einen Bräutigam für sie fand. Sie heiratete Martin Wingrow, einen jüdischen Textilhändler. 1971, nach dem Tod meiner Mutter, folgten meine Schwester und ihr Mann ihren Töchtern. Sie bezogen ein Haus, das ihnen ihre Kinder im nobelsten Viertel Londons gekauft hatten. Meine Schwester lebt noch dort, ihr Mann Joschi ist bereits gestorben.

Grete, meine ältere Schwester, machte bei dem Fotografen, bei dem ihre Schwester als Verkäuferin gearbeitet hat, eine Lehre als Fotolaborantin. Das Besondere an dem Atelier war, dass Robitschek zuerst die Person in seinem Atelier zeichnete und dann von der Zeichnung das Foto machte. Nach ihrer Lehre wechselte Grete in das Fotogeschäft Rothschild und arbeitete dort als Fotolaborantin. Herr Rothschild war aus Deutschland nach Jerusalem gekommen. Als das Fotogeschäft zusperrte, begann sie beim Distriktkommissar von Gaza als Hausmädchen zu arbeiten. Das Baby der Familie betreute eine Krankenschwester aus Wien, meine Schwester war für die Fläschchenzubereitung und solche Dinge zuständig. Das war knapp vor 1939. Dann wurde Grete arbeitslos und lebte wieder zu Hause. Ihren Mann, Dennis Gordon Tayler, lernte sie in Jerusalem, im Militärspital, kennen. Es gab dort einen großen Saal, in dem Tanzveranstaltungen stattfanden. Aber da es kaum englische Frauen in Uniform gab, durften auch Zivilistinnen an den Tanzveranstaltungen teilnehmen. Es war aber strikt untersagt, dass die Angehörigen der Britischen Armee private Beziehungen mit diesen Zivilistinnen knüpften. Nachdem meine Schwester und der Dennis sich kennen gelernt hatten, haben sie sich trotzdem getroffen. Dennis stellte dann offiziell den Antrag bei seinem Vorgesetzten auf Bewilligung mit einer 'Eingeborenen', so wurde die nichtenglische Bevölkerung von den englischen Behörden genannt, zugehen. Daraufhin versetzte man ihn nach Kairo. Er hat aus Kairo viele Briefe an meine Schwester geschrieben, und sie musste am Anfang jedes Wort aus dem Wörterbuch suchen, denn sie konnte noch kein Englisch. Ein Jahr schrieben sie sich Briefe. Nach einem Jahr kam Dennis auf Urlaub nach Jerusalem und verbrachte eine Woche mit Grete auf einer Rundreise durch Palästina. Danach stellte sie ihn unseren Eltern vor. Das war komisch, denn unsere Eltern sprachen ja auch kein Englisch, aber er war ihnen sehr sympathisch. Sie feierten Verlobung, und Dennis stellte in Kairo den Antrag auf Bewilligung, eine 'Eingeborene' heiraten zu dürfen. Das wurde von den englischen Armeevorgesetzten auch abgelehnt und Dennis war schon ganz verzweifelt und wollte desertieren. Aber dadurch hätte er sich seine Zukunft verdorben. Es gab noch eine andere Möglichkeit: Wenn meine Schwester Angehörige der Britischen Armee wäre, dann könnten sie erneut einen Antrag auf Ehe stellen. Also meldete sich meine Schwester zur Britischen Armee. Sie wurde in Kairo Fotolaborantin bei der Luftwaffe. Das war ein sehr geheimer Posten, und sie wurde auch sehr schnell befördert. Aber als mein Schwager wieder den Antrag auf Eheschließung mit meiner Schwester stellte, wurde das wieder abgelehnt. Meine Schwester war sehr hübsch und suchte daraufhin um eine Audienz beim Vorgesetzten ihres Verlobten an, und sie schaffte es - es wurde eine Riesenhochzeit gefeiert. Dennis war kein Jude, meine Schwester trat zur anglikanischen Kirche über. Anfang 1944 bekam Dennis Heimaturlaub. Er stellte seine Frau seiner Familie in London vor und erreichte, dass sie in London bleiben durften. Er wurde 1946 aus der Armee entlassen und arbeitete dann wieder in seinem alten Beruf als Büroleiter einer Notariatskanzlei. Meine Schwester wurde Hausfrau. 1945 wurde Robert geboren. Er besuchte die Technische Hochschule und wurde Verkehrsregelungsexperte. Dennis starb 1991 und Robert ist bereits Pensionist. Grete lebt in London.

Walter, der Sohn vom Bruder meines Vaters, dem Onkel Max, wurde mit einem Kindertransport 26 nach England gerettet. In England ist er zum Militär gegangen, zur Royal Airforces. Er hat dann dort den Antrag gestellt, dass er nach Jerusalem versetzt wird. Das wurde ihm bewilligt, denn mein Vater hatte im letzten Moment ein Zertifikat für Onkel Max und seine Frau nach Palästina verschafft. Sie kamen am 10. September 1939 in Jerusalem an, am 1. September hatte der 2. Weltkrieg begonnen.

Ich habe Heimweh gehabt. Meine Eltern standen im Briefverkehr mit der Verwandtschaft meiner Mutter in Wien, über das Rote Kreuz durfte man aber nur 25 Worte pro Postkarte schicken. Von dem ältesten Bruder meiner Mutter haben wir zwei oder drei Briefe über das Rote Kreuz bekommen. Aber das war alles.

Eine Bekannte meines Vaters besaß eine riesige deutsche Bibliothek. Da begann ich zum Beispiel den Graf von Monte Christo zu lesen, aber auch höhere Literatur wie Wassermann [Jakob Wassermann 1873-1934, Schriftsteller]. Obwohl es mir relativ schwer fiel, ich habe mich da durchgebissen. Mein Freund, der Sigi, hat eigentlich weiterhin mit der deutschen Kultur gelebt.

Ich habe vom ersten Tag an gesagt, wenn sich eine Gelegenheit ergibt wieder wegzukommen, bin ich weg. Ich war viel zu sehr Europäer, um mich der Mentalität des Volkes dort anzupassen. Obwohl ich fünf Jahre eine Beziehung mit einem Mädel aus einer orthodoxen Familie hatte, habe ich nie geglaubt, dass ich dort einmal zu Hause sein werde. Hätte ich die Sprache richtig gelernt, hätte ich also auch lesen und schreiben können, wäre das vielleicht anders geworden, aber so ist die Fremdheit immer geblieben.

Rückkehr nach Österreich

Bis 1946 die ersten Wahlen in Österreich stattgefunden haben und eine österreichische Regierung gebildet wurde, hat es keinen Postverkehr mit Österreich gegeben. Zu diesem Zeitpunkt gehörte ich zu einer Gruppe Österreicher, die regelmäßig zusammen gekommen ist, und die gesagt haben: Leute, jetzt wird es Zeit, dass wir an eine Rückkehr denken!' Am 11. Jänner 1946 ist der Postverkehr eröffnet worden. Da haben wir uns zusammengesetzt und haben einen Brief an den Innenminister Helmer 27mit unseren Unterschriften verfasst: Der Text lautete ungefähr folgendermaßen: Wir sind österreichische Staatsbürger, die meisten waren bis 1934 Mitglieder der sozialdemokratischen Partei Österreichs und wir möchten, dass man uns hilft, nach Österreich zurück zu kehren. Den Brief haben wir rekommandiert [veraltet: einschreiben [Postsendung] und express aufgegeben. Monate hat sich nichts gerührt. Dann haben wir noch einen Brief verfasst und haben den auch nach Wien geschickt. Nach einigen Wochen ist ein Brief vom Innenministerium gekommen, da ist sinngemäß drinnen gestanden: Liebe Landsleute, es freut uns, dass ihr Kontakt mit uns aufnehmt, aber die Lage ist sehr trist' usw., und wenn man den Brief weiter gelesen hat, hat man herausgefunden, es stand zwischen den Zeilen, aber sehr eindeutig: Bleibt wo ihr seid! Das war die Reaktion vom Innenministerium. Das Innenministerium hat uns also nicht in Österreich gewollt.

Im November 1947 beschlossen die Vereinten Nationen, dass Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat geteilt wird. Von dem Moment an war Jerusalem eine Festung. Man konnte nicht hinaus und nicht hinein, weil rundherum arabische Siedlungen waren. Österreich hatte noch keine diplomatische Vertretung, das spanische Konsulat hatte die Vertretung für Österreich übernommen. Da hat sich in der UNO eine Organisation gebildet, um allen Emigranten die Rückkehr aus den Konzentrationslagern und aus dem Exil, wohin die Menschen vor dem Holocaust geflohen waren, zu ermöglichen. Sie haben veranlasst, dass Transporte zusammengestellt wurden. Man musste sich auf dem spanischen Konsulat melden, und sie haben die Listen an die UNO weitergeleitet. Die UNO hat dann den Transport zusammengestellt. Die österreichische Regierung hat sich darum nicht gekümmert, das ist rein von der UNO ausgegangen. Im Frühjahr 1947 ist der erste Transport nach Österreich gegangen. Der zweite Transport ging ein paar Monate später. Ich bin mit dem letzten Transport gefahren. Als ich mich für den Transport angemeldet habe, habe ich meinem Vater nichts davon gesagt. Nur mit meiner Mutter habe ich das besprochen. Zwei Transporte waren weg, ich wusste nicht, ob sich noch eine Gelegenheit ergeben würde, und ich wollte nicht mehr in Palästina bleiben, ich wollte zurück nach Österreich.

Jerusalem war ab Februar 1948 total eingeschlossen. Von britischen Truppen ist ein Panzerzug auf die Bahnlinie gestellt worden, denn die Briten haben das Land verlassen. Sie haben uns nach Haifa mitgenommen. In Haifa sind wir auf ein Schiff gekommen, das gechartert war - ein Frachtschiff mit Personenverkehr. Die Reisekosten waren durch die UNO gedeckt. Zuerst ist das Schiff nach Zypern gefahren. Dort wurde ein bisschen Fracht ausgetauscht, dann sind wir in den Hafen von Piräus [Griechenland] eingelaufen. Da waren wir drei Tage, konnten aber nicht vom Schiff hinunter, weil gerade Bürgerkrieg in Griechenland tobte. Nach drei Tagen fuhren wir weiter, und auf der Höhe von Kreta ist ein furchtbarer Sturm losgebrochen. Wir konnten nicht durch die Strasse von Messina, weil wir auch in Neapel hätten anlegen sollen. Wir sind aber um Sizilien herum gefahren und kamen dann nach Genua. Von Genua sind wir sind mit der Bahn nach Wien weitergefahren. In Wien habe ich mich bei dem älteren Bruder meiner Mutter einquartiert.

Mein Vater hat sich dann schweren Herzens, vor allem wegen seiner Enkelkinder in Jerusalem, entschlossen, auch nach Wien zu kommen. Das war aber erst 1949. Im Endeffekt waren meine Eltern aber glücklich, wieder in Wien zu sein, denn meine Mutter hatte ihre Geschwister hier.

Es gab vor dem Krieg in Wien eine sozialdemokratische Jugendgruppe, die 'Roten Falken', da war man bis zum 15. Lebensjahr dabei. Ab dem 15. Lebensjahr hieß die Organisation dann SAJ [Sozialistische Arbeiterjugend]. Bei denen war ich bis 1934, bis alle kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien und Organisationen verboten wurden. Bis zum Eintritt der Sowjetunion in den Krieg, im Jahre 1941, war die Kommunistische Partei in Palästina illegal, dann wurde sie legalisiert. Ich wurde Mitglied der Kommunistischen Partei in Palästina, aber ich war nie sehr aktiv. Nach meiner Rückkehr nach Wien wurde ich Mitglied der KPÖ [Kommunistischen Partei Österreichs]. Die wenigen Juden wurden mit Freude in die Kommunistische Partei aufgenommen. Bei den Nationalratswahlen in Österreich, im Jahre 1949, war ich Wahlhelfer und habe dabei einen alten Freund von den 'Roten Falken' getroffen, der Vorsitzender der Wahlkommission der Sozialdemokarten war. Mit dem habe ich mich unterhalten, und er gesagt: 'Ich sag dir folgendes, versuch erst gar nicht Kontakte mit der SPÖ aufzunehmen, als Jud können die dich nicht brauchen' [siehe: Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Österreichs]. Und so bin ich dann bei den Kommunisten geblieben. Ich habe mich von der Partei eigentlich nicht distanziert, aber ich habe mich nur in der Gewerkschaft der kommunistischen Fraktion betätigt. Dadurch hatte ich mit vielen Leuten Kontakt, und ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich Jude bin.

Pfingsten 1953 habe ich meine Frau Lilly, geb. Schischa, in Wien kennen gelernt. Meine Mutter hatte sich mit einem Kreis älterer jüdischer Damen, die zum Teil miteinander in der Emigration waren, immer im Kaffee Mozart getroffen, und sie haben festgestellt, dass es eine Affenschande ist, dass ein Bursch mit 33 Jahren noch immer ledig herumläuft. Die Tante meiner Frau war auch bei dieser Runde und hat gesagt, das sei kein Problem, ihre Nichte ist 26 Jahre alt, gut aussehend, lebe in Hirschwang und sei auch noch ledig. Die könnten sie eigentlich miteinander bekannt machen. Ich war zu dieser Zeit in England und habe meine Schwestern besucht. Als ich nichts ahnend zurück kam, meine Eltern hatten zu dieser Zeit noch keine Wohnung, sie lebten noch im Obdachlosenquartier in Sievering [Teil des 19. Bezirks], die Werkstatt hatten sie aber schon, sagte meine Mutter zu mir, dass ich zum nächsten Treffen der älteren Damen mitkommen solle, denn einige waren in England und ich könne erzählen, wie meine Reise war. Als ich kam, sagte eine der Damen: Grüß Sie Herr Tauber, ich hab gehört, Sie waren in England, darf ich Ihnen meine Nichte vorstellen, die in England den Krieg überlebt hat? Das war die Lilli! Lilli war vollkommen verschüchtert, das ist sonst nicht ihre Art. Ich habe sie zuerst auf Englisch angesprochen, wir haben uns unterhalten und am nächsten Tag sind wir dann im Kursalon allein auf eine Jause gegangen. Am nächsten Wochenende gab es in der Volksoper 'Die lustige Witwe'. Ich habe die Karten besorgt und wir waren in der Volksoper. Eine Woche darauf bin ich zu ihr nach Hirschwang gefahren. Sie hat bei ihrer Tante gewohnt, der jüngsten Schwester ihrer Mutter, die den Krieg überlebt hatte, weil sie mit einem Nichtjuden verheiratet war. Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden, und im Juli oder August meinte Lilli aus uns werde nichts oder wann ich gedenke sie zu heiraten. Also, wir haben uns dann offiziell verlobt, und dann wollte Lilli wieder wissen wie es weitergehen soll. Da habe ich ihr gesagt, dass wir noch dieses Jahr heiraten werden. Am 30. Dezember 1953 haben wir dann geheiratet zur großen Freude meiner Familie. Lilli hatte nur noch wenige Verwandte und einen Bruder in Israel, aber kurz bevor sie ihren Bruder wieder sehen konnte, ist er an einem Herzinfarkt gestorben. Ihre Eltern und fast alle Tanten und Onkel, sie hatte vor dem Krieg eine große Familie, waren im Holocaust ermordet worden.

Wir haben geheiratet, hatten aber keine Wohnung. Meine Eltern hatten um eine Gemeindewohnung angesucht und uns mit angemeldet, sonst hätten sie nur eine Einzimmerwohnung bekommen. Zusammen haben wir dann eine Zweizimmerwohnung mit 48 qm bekommen. Ein Jahr nach unserem Einzug in die Wohnung, am 3. Dezember 1954, ist unser Sohn Willi geboren. Daraufhin haben wir auf eine eigene Wohnung angesucht. Das wurde mit der Begründung abgelehnt, dass wir ja eine Wohnung hätten. In dieser Zeit eine Wohnung zu bekommen, war sehr schwierig. Es gab aber einen Trick, das war die Delogierung. Meine Eltern stellten eine Räumungsklage wegen zu enger Wohnverhältnisse und dadurch entstehenden Streitereien. Der Richter gab der Räumungsklage statt, das war reine Formsache. Auflage war, man musste zweimal Einspruch erheben. Dann kam einer vom Wohnungsamt zum Gericht, und der Hauptmieter musste weiter auf der Räumungsklage bestehen. Zweimal wurde dieser formale Akt durchgeführt. Eines Tages kam ein Kommissär vom Wohnungsamt und hat meiner Frau gesagt, sie war allein zu Hause, wir seien delogiert. Die Lilli hat gefragt, was sie mit dem Kind machen soll, da hat er gesagt, dass sie das Kind ruhig dalassen könne, um das könnten sich ja die Schwiegereltern kümmern. 'Aber Sie müssen offiziell die Wohnung verlassen.' Er ist mit ihr bis an die nächste Ecke gegangen und hat gesagt: 'So, damit ist die Delogierung durchgeführt.'

Ich bin dann zum Bezirksrat der Kommunistischen Partei im 19. Bezirk gegangen. Der war mit dem Bezirksvorsteher von der Sozialdemokratischen Partei auf gutem Fuß, und er hat zu ihm gesagt, dass er eine Familie mit einem Kind habe, die eine Wohnung brauche. Das hat sich dann hingezogen. Am 11.August 1957 wurde der Heinzi geboren, und da waren wir dann zu sechst in der kleinen Wohnung. Ich bin dann ständig zum Bezirksvorsteher gegangen. Manche Funktionäre von der SPÖ [Sozialdemokratische Partei Österreichs] haben Wohnungen gehortet. Unter uns wohnte einer, der hatte drei Kinder. Da bekam jedes Einzelne von den Kindern, die verheiratet waren, eine Wohnung.

Ende der 1950er-Jahre ist in Döbling [19. Wiener Gemeindebezirk] viel gebaut worden. Eines Tages bin ich zum Bezirksvorsteher gegangen und habe ihm gesagt, dass, wenn wir nicht bald eine Wohnung bekommen, ich ihm meine zwei Kinder auf den Schreibtisch setzen werde. Wir sind vier Erwachsene und zwei kleine Kinder auf 48 Quadratmetern. Meine Eltern haben die zwei Buben geliebt, und mein Vater hatte zu der Zeit seine Hauschuhproduktion und einen Gassenladen, und oft haben sie auch dort im Geschäft geschlafen. Aber das war kein Zustand! Ich habe zu der Zeit in der Schottenfeldgasse in einer Schuhfabrik gearbeitet. Eines Tages kam ich nach Haus und die Lilli zeigte mir freudestrahlend den Besichtigungsschein für eine Wohnung. Das war 1958, an meinem 38. Geburtstag. Wir waren die ersten Mieter in dem neuen Haus. Der Willi war 2 ½ Jahre alt und ist von einem Zimmer ins andere gelaufen, der konnte es nicht fassen, dass wir plötzlich soviel Platz hatten. Wir waren glücklich! Ich habe jeden Tag einen vollen Rucksack mit Lederabfällen aus der Schuhproduktion meiner Eltern nach Hause geschleppt, und damit haben wir geheizt. Wir hatten auch Koks, aber Koks war teuer.

1956 hatte ich große Schwierigkeiten mit der KPÖ, als ich über den Aufstand in Ungarn 28 gehört habe und was sich da abgespielt hat. Das war ein Wahnsinn! Die Kommunisten haben dann gesagt, dass die NATO schon bereit war, in Ungarn einzumarschieren, und darum mussten die Russen dort einmarschieren. Das war der Standpunkt der KPÖ. Das habe ich dann noch, wie man auf gut wienerisch sagt 'gefressen', aber dann war der Prager Frühling 29, Einmarsch 1968 in die Tschechoslowakei. Da hat die KPÖ erklärt, die Souveränität der Tschechoslowakei wird weiterhin beachtet werden. Das war aber dann überhaupt nicht der Fall. Da habe ich gesagt, jetzt ist Schluss, ich betätige mich nur mehr in der Gewerkschaft! Damit war meine Zugehörigkeit zur Partei so gut wie erledigt.

Zu Kreisky 30 Zeiten war ich schon in Pension. Kreisky ist ein Kapitel für sich. Was sich der erlaubt hat, war am Rande der Geschmacklosigkeit. Seine Eltern sind nach Theresienstadt deportiert worden und im KZ Auschwitz umgekommen. Kreisky hat dann im Jahr 1970 dem ehemaligen Ghetto Theresienstadt abgestattet. Der Peter 31, das war der Vorgänger vom Haider 32 und Abgeordneter im Parlament. Peter war während des Krieges bei einer SS-Truppe war, und dieser Peter hat die Geschmacklosigkeit besessen, mit dem Kreisky zusammen Theresienstadt zu besuchen.

Wie meine Eltern 1949 zurückgekommen sind, war mein Vater schon 58 Jahre alt, und da hat er noch in Meidling [12. Wiener Gemeindebezirk] die Hausschuhproduktion weiter gemacht. Er wollte, dass ich mit ihm arbeite. Wir hatten immer eine sehr enge Beziehung zueinander. Auch wenn ich nicht bei ihm gearbeitet habe, bin ich doch am Abend immer zu ihm gegangen und habe ihm zwei bis drei Sunden geholfen.

Ich habe von 1964 bis 1969 in Azgersdorf, das ist ein Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks, bei Salamander gearbeitet. Dort war eine arisierte Fabrik, Eterna hieß sie vor dem Krieg. Nach dem Krieg wurde der Betrieb an die Erben rückgestellt, und die Erben haben die Fabrik an Salamander verkauft. Die österreichische Schuhproduktion ist systematisch von den Deutschen zu Grunde gerichtet worden. Die Deutschen haben die Betriebe aufgekauft, dann wurde eine Weile normal weiter gearbeitet, und schön langsam wurden die Betriebe dann liquidiert. Ende 1969 hat der Betrieb in Azgersdorf zugesperrt. Wenn man fünf Jahre in einem Betrieb gearbeitet hatte, bekam man nach Kollektivertrag vier Tage frei, um sich eine neue Arbeit zu suchen. Zuerst ging ich aufs Arbeitsamt.

In der Mariahilferstrasse gab es den letzten Wiener Gewerbebetrieb, der gehörte einem Juden, Lehrich hieß er. Er hatte 30 Leute beschäftigt und war bankrott. Aber Lehrich hatte einen Bankkredit bekommen. Der Bank gehörte nun das ganze Inventar, und sie suchten dringend Fachleute. Lehrich war alt und krank und sein Sohn führte den Betrieb. In Simmering [11. Wiener Gemeindebezirk] hatten zwei große Betriebe zugesperrt, einer davon arbeitete für die Schweizer Schuhfirma Bally, da waren ungefähr 300 Fachkräfte freigeworden. Lehrich bekam also wieder 30 Fachleute für seinen Betrieb. Ich begann mit der Arbeit und stellte sofort fest, dass es keinen Betriebsrat gab. Ich organisierte eine Betriebsratswahl - den Chef hat der Schlag getroffen. Dann bat ich um sofortige Einsicht in die Lohnliste. Die Bezahlung war aber nicht schlecht. Bis Oktober 1970 hatte der Betrieb Aufträge aus der Sowjetunion. Das waren lammfellgefütterte Schuhe, 3000 - 4000 Paar. Aber das Material, welches verwendet wurde, war schlecht. 10 Prozent der Schuhe kamen zurück, und diese 10 Prozent waren eigentlich der Gewinn. Anfang November ging der Betrieb in Konkurs. Alle Sonderzahlungen, die vereinbart waren, gingen in die Konkursmasse. Wir bekamen nur noch für drei Wochen unseren Lohn. Nun war ich 50 Jahre alt und arbeitslos.

Ich habe mir Zeitungsannoncen angeschaut, aber es war sehr schwer, denn ich war nicht mehr jung. Heute hätte ich überhaupt keine Chance auf eine Arbeitsstelle. Einmal habe ich einen Brief auf die Post gebracht und sah, dass die Post Leute sucht. Der Zustelldienst im Postamt 1190 [19. Wiener Gemeindebezirk] suchte Briefträger. Ich bekam die Stelle.

Mein Grundgehalt war das, was ich in einer Woche bei Lehrich verdient hatte. Der Amtsdirektor dort war ein Idiot. Er hatte wenig Schulbildung und sich bei der Post hochgearbeitet. Er liebte Fremdwörter und ich habe mich immer weggedreht, wenn er etwas gesagt hat, damit er mein Gesicht nicht sieht. Sein Fremdwörtergebrauch war ein Wahnsinn. Im 1. Jahr war ich als 'Springer' eingesetzt. Ich war mal da und mal dort, immer wieder waren in fremden Gegenden, in denen ich mich nicht auskannte - ich habe geglaubt, ich renn davon. Aber dann habe ich meinen Opferausweis 33 bekommen und den habe ich meinem Amtsdirektor gezeigt. Seitdem hatte ich meinen Rayon, das war in Grinzing [Teil des 19. Wiener Gemeindebezirkes]. Damals hat die Post noch Geld zugestellt, zum Beispiel die Pensionen. Für das Geld hatte ich eine Diensttasche, und das durfte mit dem Trinkgeld nicht vermischt werden. Einmal hatte ich 500 Schilling zuviel in meiner Diensttasche, und die habe ich bei der Post abgegeben. Da war ich dann sozusagen 100 Prozent vertrauenswürdig.

Ich hatte unter anderem der Witwe vom Helmer die monatliche Pension zu bringen. Das war eine Ironie der Geschichte! Frau Helmer bezog zwei oder drei Pensionen und bat mich immer in ihre Wohnung. Wir unterhielten uns, dann bekam ich von ihr jedes Mal das Kleingeld und 1000 Schilling dazu. Und das über sechs Jahre, und sie war nicht die einzige, die so spendabel war. Zum Beispiel bekam ich vom ehemaligen Vizedirektor der Nationalbank, wenn ich samstags die Post brachte, jedes Mal 100 Schilling. Zehn Jahre habe ich als Briefträger gearbeitet, dann ging ich in Pension.

Mein Vater ist mit 69 Jahren in Pension gegangen. Er starb 1967 in Wien, meine Mutter am 1. Juni 1971.

Der Willi, unser älterer Sohn, ist Sozialarbeiter und Psychotherapeut. Er arbeitet vormittags bei der Caritas 34, nachmittags bei der ESRA 35 und hat dort eine Privatpraxis als Psychotherapeut. Der Heinzi machte die HTL [Höhere Technische Lehranstalt] mit Abschluss und besuchte danach die Sozialakademie. Er arbeitet jetzt bei der ARGE, der Arbeitsgemeinschaft für Nichtsesshafte. Die machen Räumungen, alles Mögliche, und beschäftigen Leute, die im normalen Arbeitsprozess keine Arbeit mehr finden. Meine beiden Söhne identifizieren sich zwar als Juden, halten aber keine Feiertage. Unsere Kinder sind mit den Geschichten über unsere Familien, über den Holocaust, mit unseren jüdischen Verwandten, die überlebt hatten und mit ihren jüdischen Großeltern aufgewachsen. Meine Eltern waren großartige Großeltern für unsere Kinder. Sie denken auch heute noch an sie. Mein Vater hatte seine Wurzeln nie ganz vergessen, er ist sogar mit unseren Kindern manchmal in den Tempel gegangen. Unsere Kinder haben ja diesen aggressiven Antisemitismus, den ich in meiner Kindheit erlebt habe, nicht erleben müssen. Die Leute halten sich zurück, zum Glück, und sind im Großen und Ganzen sehr reserviert. In meiner Kindheit waren es die Nazis - und die Christen waren auch nicht zimperlich. Saujuden habe ich oft gehört. Das war der Alltag. Man hat gewusst, es gibt Leute, die sind aggressive Antisemiten.

1981 war ich das erste Mal mit Lilli, unserem Sohn Heinzi und seiner damaligen Freundin wieder in Israel. Wir haben in Tel Aviv die erste Nacht in einem 5 Sterne Hotel übernachtet. Den nächsten Tag sind wir nach Haifa gefahren und in Haifa hatten wir auch ein schönes Hotel, oben am Karmel, mit einem herrlichen Blick auf die ganze Stadt. Den dritten Tag waren wir in Tiberias, dann sind wir von Tiberias das Jordan Tal hinunter und hinauf nach Jerusalem. Erstens einmal war ich erstaunt über die Autobahn vom Toten Meer hinauf nach Jerusalem. Kurz vor Jerusalem ist ein kleiner arabischer Ort, da hatte man einen guten Blick auf die Universität. Ich habe gedacht: Das gibt es doch nicht! Da war damals das kleine Gebäude mit der Bibliothek und jetzt war das ein riesengroßer Campus. Unser Reiseleiter, ein orthodoxer Jude, war hellauf begeistert, weil ich noch so gut hebräisch gesprochen habe. In Jerusalem haben wir uns selbständig gemacht, denn da habe ich mich ja ausgekannt. Ich habe meiner Familie unser Haus gezeigt, habe aber keinen von meinen alten Bekannten getroffen. 13 Jahre habe ich in Jerusalem gelebt, ich habe ich meine ganze Jugend dort verbracht, das waren habe. Das waren schon Heimatgefühle, die ich dort empfunden habe.

Malwine, die Halbschwester meines Vaters und ihre ganze Familie in der Slowakei ist ausgerottet worden, da ist niemand übrig geblieben, niemand! Heute kann man in Trenčín, dem Ort wo sie gelebt haben, überhaupt nichts erfahren. Im Haus, das ihnen gehörte, ist heute ein Autoreifenhändler. Vor kurzem erst waren wir dort, denn ich suche krampfhaft das Grab meiner Großmutter, die im Oktober 1934 gestorben ist. In Trenčín leben jetzt sieben Juden, und wir haben einen mit seinem Sohn gefunden, der hatte den Schlüssel zum Friedhof. Der Friedhof wird seit 1939 nicht mehr benutzt. Ganz wild verwachsen war alles und außerdem liegt er auf einem Hügel, in einem Halbkreis. Ich weiß nicht genau wie viele, aber einhundert Gräber habe ich mir angesehen. Ich möchte demnächst nach Bratislava zur Kultusgemeinde, die müssten einen Plan haben von dem Friedhof. Das ist noch etwas, was ich unbedingt machen möchte.

Glossar

1 Schabbesgoite

Christliche Aushilfsdienerin für den Schabbat, wenn es den orthodoxen Juden verboten ist, zu arbeiten. Der siebente Wochentag, der von Gott geheiligt ist, erinnert an das Ruhen Gottes am siebenten Tag der Schöpfungswoche. Am Schabbat ist jegliche Arbeit verboten.

2 Theresienstadt [Terezin]

Ende des 18. Jahrhunderts gegründete Garnisonsstadt in der heutigen Tschechischen Republik, die während der Zeit des Nationalsozialismus zum Ghetto umfunktioniert wurde. In Theresienstadt waren 140.000 Juden interniert, die meisten aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, aber auch aus Mittel- und Westeuropa. Nur etwa 19,000 der Menschen, die in Theresienstadt waren, überlebten.

3 Patria [Schiff]

Jüdische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen, hatten bereits eine Odyssee hinter sich, als sie im Spätherbst 1940 den Hafen von Haifa erreichten. Nach wochenlanger Fahrt durch das Schwarze Meer und den Bosporus, erreichten drei Schiffe im Spätherbst 1940 nacheinander den Hafen von Haifa. Als am 24. November die 'Atlantik' als letztes der drei Schiffe ankam, befanden sich die Passagiere der 'Pazifik' und der 'Milos' bereits auf der 'Patria'. "Unter Quarantäne", wie man sagte. Sehr bald stellte sich jedoch heraus, dass die Briten die unwillkommenen Ankömmlinge nach Mauritius im Indischen Ozean deportieren wollten. Um die Verschleppung ihrer Kameraden zu verhindern, schmuggelte die jüdische Widerstandsgruppe Haganah Sprengstoff an Bord der 'Patria'. Das Schiff sollte seeuntüchtig gemacht werden. Am 25. November 1940 morgens gegen neun Uhr erschütterte eine gewaltige Explosion den Hafen von Haifa. Die Haganah hatte die Menge des Sprengstoffs falsch berechnet. Bei der Explosion, die die 'Patria' in die Luft jagte, und dem anschließenden Schiffbruch, verloren cirka 270 Menschen ihr Leben.

4 Maly Trostinec

Konzentrationslager in der Nähe von Minsk. In Maly Trostinec wurden Zehntausende Juden aus Weißrußland und anderen europäischen Ländern umgebracht. Von 9.000 Juden aus Österreich, die zwischen Mai und Oktober 1942 nach Maly Trostinec gebracht wurden, überlebten 17.

5 Schabbat [hebr

: Ruhepause]: der siebente Wochentag, der von Gott geheiligt ist, erinnert an das Ruhen Gottes am siebenten Tag der Schöpfungswoche. Am Schabbat ist jegliche Arbeit verboten. Er soll dem Gottesfürchtigen dazu dienen, Zeit mit Gott zu verbringen. Der Schabbat beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend.

6 Bar Mitzwa

[od. Bar Mizwa; aramäisch: Sohn des Gebots], ist die Bezeichnung einerseits für den religionsmündigen jüdischen Jugendlichen, andererseits für den Tag, an dem er diese Religionsmündigkeit erwirbt, und die oft damit verbundene Feier. Bei diesem Ritus wird der Junge in die Gemeinde aufgenommen.

7 Tallit

ritueller 'Gebetsmantel', wird von erwachsenen Juden (ab 13) beim Beten getragen.

8 Tefillin

lederne 'Gebetskapseln', die im jüdischen Gebet an der Stirn und am linken Arm getragen werden und Texte aus der Torah enthalten.

9 Bürgerkrieg in Österreich [Februarkämpfe 1934]

Die Gegensätze zwischen den Sozialdemokraten und den Christlichsozialen bzw. der Regierung führten im Februar 1934 zum Bürgerkrieg in Österreich. Die Februarkämpfe brachen in Linz aus und breiteten sich nach Wien aus. Der unorganisierte Aufstand forderte mehr als 300 Tote und 700 Verwundete [auf beiden Seiten]. Außerdem führte er zum Verbot der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften sowie die Ausrufung 1934 des Ständestaats.

10 Isonzoschlachten

Darunter versteht man 12 blutige Auseinandersetzungen zwischen 1915 und 1917 während des an der Südostfront zwischen Italien und Österreich-Ungarn. Benannt wurden sie nach dem Fluss Isonzo, um dessen Tal sich die Fronten zogen. Das Gebiet liegt größtenteils im heutigen Slowenien. Sie waren Teil des Gebirgskrieges 1915-1918 [Quelle WIKIPEDIA, Internet].

11 Jom Kippur

der jüdische Versöhnungstag, der wichtigste Festtag im Judentum. Im Mittelpunkt stehen Reue und Versöhnung. Essen, Trinken, Baden, Körperpflege, das Tragen von Leder und sexuelle Beziehungen sind an diesem Tag verboten.

12 Kaddisch [hebr

: kadosch = heilig]: Jüdisches Gebet zur Lobpreisung Gottes. Das Kaddisch wird auch zum Totengedenken gesprochen.

13 Koscher

nach jüdischen Speisevorschriften rituell; rein

14 Popper, Karl Raimund [1902 - 1994] wurde in Wien geboren

Er war Philosoph und Begründer des Kritischen Rationalismus.

15 Hitlerjugend

Die Hitlerjugend (HJ) wurde 1926 auf dem 2. Reichsparteitag der NSDAP als nationalsozialistische Jugendbewegung gegründet. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wandelte sich die HJ durch das Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände von einer Parteijugend zur Staatsjugend. Ab 1939 war die Mitgliedschaft Pflicht.

16 Hakoah [hebr

: Kraft]: 1909 in Wien gegründeter jüdischer Sportverein. Bekannt wurde vor allem die Fußballmannschaft [1925 österreichischer Meister]; der Verein brachte auch Ringer, Schwimmer und Wasserballer hervor, die internationale und olympische Titel errangen. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich wurden die Spielstätten beschlagnahmt und der Verein 1941 verboten.

17 Torah [hebr

Lehre, Gesetz]: Teil des Tanach [Altes Testament]. Die Torah besteht aus den fünf Büchern Mose [Pentateuch]. Mit 'Torah' wird oft die Torahrolle gemeint. Dies ist eine große Rolle aus Pergament, auf der die fünf Bücher Mose in Hebräisch von Hand aufgeschrieben sind. Torahrollen werden in der Synagoge aufbewahrt.

18 Bürgerkrieg in Österreich [Februarkämpfe 1934]

Die Gegensätze zwischen den Sozialdemokraten und den Christlichsozialen bzw. der Regierung führten im Februar 1934 zum Bürgerkrieg in Österreich. Die Februarkämpfe brachen in Linz aus und breiteten sich nach Wien aus. Der unorganisierte Aufstand forderte mehr als 300 Tote und 700 Verwundete [auf beiden Seiten]. Außerdem führte er zum Verbot der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften sowie die Ausrufung 1934 des Ständestaats.

19 Dollfuß, Engelbert [1892-1934]

Österreichischer Christlich-Sozialer Politiker, 1932-1934 Bundeskanzler, schaltete im März 1933 das Parlament aus. 1933 verbot er die NSDAP, die Kommunistische Partei und den Republikanischen Schutzbund, 1934 - nach den Februarkämpfen - auch die Sozialdemokratische Partei. Er regierte mit Notverordnungen und führte Standrecht und die Todesstrafe ein. 1934 schuf er den autoritären Ständestaat, der sich auf die Kirche, die Heimwehr und die Bauern stützte. Am 25. Juli 1934 wurde Dollfuß während eines nationalsozialistischen Putschversuches ermordet.

20 Vaterländische Front

Wurde am 20. Mai 1933 von Dollfuß als 'überparteiliche' politische Organisation aller 'vaterlandstreuen' Österreicher gegründet. Ziel war die Errichtung eines 'sozialen, christlichen, deutschen Staates Österreich auf ständischer Grundlage und starker autoritärer Führung'.

21 Republikanischer Schutzbund

1923/24 gebildete paramilitärische Organisation; sollte für die Sozialdemokraten ein Ersatz für das von den Christlich-sozialen beherrschte Bundesheer sein und war später das Pendant zur christlich-sozialen Heimwehr; wurde 1933 von der Regierung Dollfuß aufgelöst, blieb aber illegal bestehen. Nach der Niederlage im Bürgerkrieg wurden viele Mitglieder verhaftet, einige flüchteten in die ?SR und in die Sowjetunion, wo unter Stalin viele umkamen, manche kämpften im Spanischen Bürgerkrieg in den Internationalen Brigaden

22 Das Palästinaamt in Wien in der Marc-Aurel-Straße war für die Auswanderung nach Palästina zuständig

23 Kapitalistenzertifikat

Um nach Palästina legal einreisen zu dürfen, musste man eine hohe Summe an Geld den Engländern vorweisen können, dann bekam man ein Kapitalistenzertifikat oder man erlernte einen landwirtschaftlichen Beruf, dann bekam man das Arbeitszertifikat.

24 Winter, Ernst Karl [1895 bis 1959] Christlichsozialer Politiker und Soziologe

Berühmt wurde er durch seinen Versuch, in der Zeit zwischen 1927 und 1939 eine Versöhnung zwischen Christlichsozialen und Sozialdemokraten zur Abwehr des Nationalsozialismus einzuleiten [Quelle: Wikipedia, Internet].

25 Keren Kajemet [Keren Kayemet]

Der Jüdische Nationalfonds (JNF) wurde 1901 gegründet, um Land für jüdische Landwirtschaftssiedlungen zu erwerben und Erschließungs-, Urbarmachungs- und Aufforstungsprojekte in Palästina durchzuführen

26 Kindertransport

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs rief die britische Regierung eine Rettungsaktion ins Leben, um Kinder vor dem Nazi- Terror zu bewahren. Zehntausend größtenteils jüdische Kinder aus deutsch besetzten Gebieten wurden nach Großbritannien gebracht und von britischen Pflegeeltern aufgenommen.

27 Helmer, Oskar [1887 bis 1963] Sozialdemokratischer Politiker, Schriftsteller und Journalist, war führender von 1945 bis 1959 Innenminister und Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat

Helmer war maßgeblich an der Verschleppung der Entschädigungszahlungen für die Opfer des Nationalsozialismus in Österreich beteiligt. Während seiner Zeit als Innenministers setzte er sich zudem wiederholt für vorzeitige Begnadigungen von verurteilten Nationalsozialisten ein. Berühmt ist seine Bemerkung [Protokoll der 132. Ministerratssitzung vom 9. November 1948] zur Restitution des während der Zeit des Nationalsozialismus geraubten jüdischen Eigentums: "Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht."

28 Ungarischer Volksaufstand

Die Ungarn versuchten im Oktober 1956 sich von der sowjetischen Unterdrückung zu befreien. Er begann am 23. Oktober 1956 mit einer Großdemonstration in Budapest und endete am 4. November 1956 durch den Einmarsch der Roten Armee.

29 Prager Frühling

Bezeichnung für die Bemühungen der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei unter Alexander Dubcek im Frühjahr 1968, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen und einen 'Sozialismus mit menschlichem Antlitz' zu schaffen. Der 'Prager Frühling' endete am 9. August mit dem Einmarsch der Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten.

30 Kreisky, Bruno [1911-1990]

Österreichischer sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler der Republik Österreich von 1970-1983. Stammt aus einer jüdischen Familie, wurde zu einem der bekanntesten und bedeutendsten Politiker Österreichs und der Sozialdemokratie. Unter Kreiskys Kanzlerschaft wurden das Sozial- und das Rechtssystem sowie das Hochschulwesen grundlegend reformiert. Außenpolitisch geschätzt; startete er einige Initiativen im Nahostkonflikt. Kreisky versuchte zwischen Israel und den arabischen Staaten zu vermitteln, wurde aber von vielen Juden und Israelis als 'Verräter' betrachtet, weil er die zionistische Lösung für das 'jüdische Problem' ablehnte, freundliche Beziehungen zu arabischen Staatsführern unterhielt und Österreich 1980 diplomatische Beziehungen mit der PLO aufnahm.

31 Peter, Friedrich [1921 - 2005], österreichischer Politiker war von 1958 bis 1978 Parteiobmann der FPÖ

Ab November 1938 war Peter Mitglied der NSDAP und meldete sich im Alter von knapp 17 Jahren freiwillig zur Waffen- SS. Im Zweiten Weltkrieg war er auch an der Ostfront, zuletzt als Obersturmführer beim Infanterie-Regiment 10 der 1. SS-Infanteriebrigade. Diese Einheit war im Sommer 1941 Teil der Einsatzgruppen, hunderttausende Juden erschossen. Obwohl seine Einheit fast ausschließlich in solche Aktionen involviert war, leugnete Peter nach dem Kriege. 1970 kam es zu einer SPÖ/FPÖ Koalition unter Kreisky, der die FPÖ in die Regierung geholt hatte. Simon Wiesenthal, zu diesem Zeitpunkt Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, veröffentlichte nach der Nationalratswahl 1975 einen Bericht über die Nazivergangenheit des damaligen FPÖ-Chefs Friedrich Peter. Bundeskanzler Kreisky, als Jude Verfolgter des Nazi- Regimes, verteidigte jedoch Friedrich Peter und beschuldigte Simon Wiesenthal, mit "Mafiamethoden" zu arbeiten, und unterstellte ihm sinngemäß Kollaboration mit der Gestapo.

32 Haider, Jörg [geb

1950]: österreichischer Politiker der BZÖ, einer Abspaltung der rechtsextremen FPÖ; 1979 Abgeordneter der FPÖ im Nationalrat; 1986 Parteivorsitzender. 1989 - 1991 sowie 2004 bis heute Landeshauptmann von Kärnten. Haider hat wiederholt fremdenfeindliche, rassistische, antisemitische und das NS-Regime verharmlosende Aussagen getätigt. Im Jahr 2000 war Haider an der Bildung einer Koalitionsregierung zwischen ÖVP und FPÖ maßgeblich beteiligt, was international zu Protesten bis hin zu diplomatischen Sanktionen durch die EU führte.

33 Opferausweis

Als Opfer im Sinne des Opferfürsorgegesetzes 1947 gelten Personen, die in der Zeit zwischen 6. März 1933 und 9. Mai 1945 in Folge ihres Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich oder aus politischen Gründen, aus Gründen der Abstammung, Religion, Nationalität oder auf Grund einer Behinderung verfolgt wurden und dabei bestimmte Schädigungen erlitten haben [Quelle: Wien AT, Webservice der Stadt Wien]

34 Caritas

Römisch-Katholische Hilfsorganisation

35 ESRA

1994 gegründet, bemüht sich das psychosoziale Zentrum ESRA um die medizinische, therapeutische und sozialarbeiterische Versorgung von Opfern der Shoah und deren Angehörigen sowie um die Beratung und Betreuung von in Wien lebenden Juden; weiters bietet ESRA Integrationshilfen für jüdische Zuwanderer.

Karpelesz Leopold

Életrajz

Karpelesz Leopoldot mindenki Rudi bácsinak ismeri a marosvásárhelyi hitközségnél. Rendszeresen eljár családjával – feleségével, kisebbik lányával és két unokájával – együtt a hitközség szervezte rendezvényekre, széder vacsorákra. Takaros kertes házuk van, az udvaron szőlőlugas, a ház háta mögött zöldséges kert. A pincében a polcok tele befőttes- és savanyúságos üvegekkel, de a borosflaskák sem hiányoznak. A vendégeknek mindig jó dolguk van náluk, nincs olyan alkalom, hogy meg ne kínálnák őket valamivel. Rudi bácsi különösen büszke a ribizliborára.

A nagyapámat Karpelesz Rafaelnek hívták, a nagyanyám Berta volt, ugyancsak Karpelesz, de nem voltak rokonok. Nem emlékszem, hogy mikor születtek. Kis falusi házuk volt Palotailván [Maros-Torda vármegyében lévő kis falu volt, kb. 1500 lakossal 1910-ben. Volt egy gőzfűrésztelepe. – A szerk.]. Volt egy udvara, egy garázs [kocsiszín] két lóval, szekérrel, s foglalkoztak fuvarozással. Amikor épült az alagút Gödemesterházán, ők hordták a követ, és ott dolgoztak az alagútépítésnél. A rokonai is fuvarozással foglalkoztak, fát fuvaroztak az erdőből, követ az építkezéshez. Nem emlékszem a nagyapám testvéreire. Többen lehettek, mert legalább három generációt ismerek a Karpeleszekből Szászrégenben, Toplicán.

Nem voltak a nők iskolázottak, tanultak jiddisül, ivritül [héberül] olvasni, imádkozni, de állami iskolába nem jártak, s ott, ahol a nagyszüleim laktak, nem volt zsidó egyházi iskola. Kis falu volt, ahol lakott tíz-tizenöt zsidó család. Héder azért volt. Rendszeresen járt egy hittantanító faluról falura, úgy neveztük, hogy Lehrer vagy Rebbe. Összegyűltek azon a napon a gyerekek, és tanította imádkozni őket.

A nagyszüleim vallásosak voltak, nem olyan nagyon vallásosak, mint az anyám részéről, hanem mondjuk, olyan közepes irányzatúak. Volt ott imaház, de nem minden nap jártak, hanem hetenként csak egyszer. Nagyünnepek alkalmával mentek el csak a nők. Természetesen akkor külön ültek a nők és a férfiak. A nagyszüleim magyarul is beszéltek a családban, nemcsak jiddisül. Később a nagyapám részt vett az első világháborúban, a magyar hadseregben harcolt mint katona.

Amikor meghalt a nagyapám, a nagyanyám apámnak a nővéréhez, Idához költözött Gyergyószentmiklósra. Szigorú asszony volt a nagyanyám, emlékszem, nem lármázhattunk a házban. Úgy az 1930-as években halt meg.

Apámnak négy fiútestvére volt és egy nővére. Ida, a lánytestvére volt a legidősebb közöttük, 1897-ben vagy 1898-ban született Palotailván. Öt gyereke most Haifában él, érdekes módon nem tudtak egymásról, amikor kimentek Izraelbe, csak ott derült ki, hogy mind alijáztak.

Adolf, az első fiú, nem tudom, mikor született. Csak az utolsó periódusban emlékszem rája. Ő félkezű volt. Szintén fűrésztelepen dolgozott, de levágta a kezét, és akkor állt rá a bazárkereskedésre Szászrégenben [Maros-Torda vm.-i kisváros, 1920-ban mintegy 7400, jobbára német ajkú lakossal, jelentős fakereskedelemmel. – A szerk.]. Járta a falvakat, városokat, főleg ott, ahol vásárok voltak. Utána apám következett.

Talán 1910-ben született Samu, de Mihálynak szólította őt mindenki. Suszter volt. Ő Marosvécsre ment. A családnak, ahova benősült, volt egy kis falusi üzlete. Házassági ajándék volt. Az ajtóra csengettyűt kötöttek, s amikor nyitották ki az ajtót, az automatikusan csengetett. Akkor abbahagyták a házimunkát, mentek és kiszolgálták a vevőt. Árultak petróleumot, sót, fűszereket, és volt, amikor cserekereskedelmet folytattak. Ha petróleumot akart venni valaki, de nem volt pénze, vitt tojást, kukoricát vagy búzát. Nem volt nagy kereskedelem falun, általában önellátóak voltak, csak fűszerekre volt szükségük. Ezek a kis üzletek kaptak hiteleket a nagy központi üzletektől. Szászrégenbe, ahol voltak nagykereskedők, szekérrel mentek, megpakolták magukat, s amikor megürült az üzlet, akkor mentek megint. A nagykereskedők is rendszeresen mentek, és szedték össze, amit a kis boltosok bevettek. Általában a zsidó kereskedők segítették az ilyen zsidó kiskereskedőket hitelekkel, hogy el tudják tartani magukat. Volt egy kisfia, olyan szépen beszélt cigányul. Marosvécsen, ahol laktak, nagyon sok cigány volt. A gyerekek együtt játszottak, s a zsidó fiúcska olyan folyékonyan beszélt cigányul, hogy el voltam csodálkozva. Később a családját eldeportálták, megsemmisítették. Egyedül Mihály élte túl a háborút, mert ő munkaszolgálaton volt. Azután Szászrégenben élt, a fűrészgyárban dolgozott. Ismét megnősült, egy csernovici asszonyt vett el. (Amikor az oroszok másodszor is elfoglalták Besszarábiát 1944-ben [lásd: Besszarábia], akkor a zsidók nagy része elmenekült, Romániába jött.) Felesége és két fia a második házasságából kiment Izraelbe. De Mihály nem ment ki, mert nem volt jó viszonyban a második feleségével. Gyomorfekélyben halt meg.

Kálmán valamikor 1910 és 1912 között született. Ő is suszter volt.

Apám, Karpelesz Áron, járt héderbe, ott tanult meg ivritül [héberül] írni, olvasni. Én úgy emlékszem, hogy három osztályt végzett a rendes, kötelező iskolában, azután suszterinas lett, és bizonyos betegség miatt el kellett hagyja a csizmadia mesterséget. Fiatal volt az apám, amikor elhunyt az apja. Nemsokára, 22 évesen meg is nősült. Majd aztán 1930–35-ben Gyergyószentmiklóson a cionista szervezet keretén belül tanult ivritül. Mizráhi volt a cionista szervezetnek a neve, aminek az édesapám tagja volt. De oda bevegyültek baloldali emberek is. Volt például Salamon Ernő, egy író, aki tartott írás- és matematikai órákat, ugyanott, a szervezet keretén belül. Ivritül tanították meg írni, és tanulmányozták a Tórát is kezdetlegesen. Ekkor az apám lehetett úgy 30-33 éves.

A [második világ]háború előtt Máramarosban és Szatmáron készítették a pászka nagy részét. Voltak mezőgazdasági termelők, akik kimondottan erre a célra raktározták külön a búzatermést, a cséplésre szintén külön gépek voltak. Máramarosban nagyon sok zsidó gazdálkodó, állattenyésztő és juhász volt. [1910-ben a magyarországi zsidóság 6,7%-a élt mezőgazdasági tevékenységből. Ez az arány Máramaros vármegyében 33,3% volt. Karády Viktor számításai. – A szerk.] Ezek látták el az országot kóser túróval, sajttal, vajjal. Anyai nagyszüleim erről a vidékről származtak. Nagyapám, Tabák Izsák kályhás volt, kályhákat, kemencéket rakott. Abban az időben téglából, agyagból csinálták a kályhát. Az anyai nagyapa az ortodox irányzathoz tartozott. Ő szakállas, nagyon vallásos ember volt, pontosan betartotta a sábátot, minden reggel imádkozott, étkezés előtt kezet mosott, és elmondta az imát a kenyérről, a gyümölcsről. Később anyám olyan vallásos szellemben akart nevelni, mint amilyen az apja volt. Az én koromban már nem élt az apja. 1922-ben halt meg.

Anyám családja Máramarosból [Máramaros vármegyéből] átköltözött Toplicára 1920-ban [Toplica Hunyad vármegyei kisközség, mindössze 3-400 lakossal. – A szerk.]. Miután meghalt a nagyapám, anyámat követte a nagyanyám. Ditró [Csík vm.-i nagyközség, 1920-ban mintegy 7500 lakossal. – A szerk.], Gyergyószentmiklós voltak a következő állomások. Az édesanyám anyjára emlékszem, de nem sokat. Azt hiszem, [Tabák] Bertának hívták [Az anyai nagymama keresztneve Karpelesz Leopold unokatestvére, Székely Sára elmondása szerint Lenke volt, nem Berta. Itt és a továbbiakban a Tabák családra vonatkozó, Székely Sárától származó adatokat dőlt betűvel szedjük mint Sz. S. közlését. – A szerk.]. Gondozott, mosdatott minket. Segített az anyámnak a gyereknevelésben, nem féltünk tőle. Emlékszem, mennyire babonás volt. Egyszer nagyon fájt a torkom, valószínűleg a gyógyszert nehezen lehetett beszerezni, és úgy gyógyított, hogy a vizeletemmel kellett gargalizáljak. [A saját vizelettel való gyógyítás a természetgyógyászatban is létező eljárás, a források szerint Erdélyben elterjedtebb. – A szerk.] Amikor beteg lett, sajnáltuk. Úgy lett beteg, hogy a hús ki volt téve péntek előtt, csütörtökön az ablakba, hogy hűvös helyen álljon, s a macska ráment a húsra. Szegény emberek voltunk, nagy dolog volt a hús, nem is szerezhette be újból a kóser húst a sábátra. Valószínű felizgatta magát nagyon, és akkor kapott egy agyvérzést, és ágynak esett, többet nem beszélt. Nem sokra rá meg is halt.

1897-ben született Borsabányán anyám bátyja, Tabák Idl [Borsabánya néhány száz lelkes bányatelep volt a Máramaros vármegyei Borsa nagyközség mellett. – A szerk.]  Faszortírozó volt, osztályozta a fákat, aztán összerakták, vitték és eladták. Járhatott iskolába, mert jól írt ivritül. Én olvastam a leveleit, amelyeket később édesanyámnak és a családnak küldött. Vallásos ember volt, nagyon jól tudott imádkozni. Az anyanyelve jiddis volt, de jól beszélte a románt. Úgy emlékszem, hogy Gyimespalántán [helyesebben: Gyimespalánkán] lakott. Tartotta a szombatot, a felesége is parókás asszony volt. Ha látogatóban volt nálunk, akkor az volt az első, hogy reggel imádkozott, étkezés előtt kezet mosott [lásd: mosdás], és mielőtt ettünk, elmondta az ételnek az imáját. Héberül imádkozott, nem is fordították le. A deportációban a felesége és két lánya mind odavesztek.

Utána született anyám, majd Efraim 1902-ben [Efraim Tabák Ferenc volt, aki 1906-ban született. – Sz. S. közlése.]. Évának hívták a feleségét. Miután meghalt a férje, 1936-ban, ő moszthordó lett, fűrészport hordott ki a gáterektől [A gáter az a gép, amellyel a rönkökből deszkát vágnak. – A szerk.] a fűrésztelepekről, ahol vágták a fát, és nagy csomóba hordták ki. Volt két kislánya, az egyik, Sárika elkerült mint árva Magyarországra egy árvaotthonba. 1944-ben őket nem vitték el [nem deportálták], gettóba kerültek, amelyik nem volt kiürítve. Így menekült meg, és nem volt megsemmisítve a deportációkor. Most Kolozsváron él, és van egy lánya [Tabák Ferencnek egy lánya volt: Tabák Sára, férjezett nevén: Székely Sára. A budapesti zsidó árvaházban vészelte át a holokausztot. Lásd a vele készített interjút. – A szerk.].

Tóbiás 1905-ben született, a fűrészüzemben dolgozott Gyergyó[szentmiklóson]. [A Feleségét Fischer Eszternek hívták, ő Tabák Ferenc feleségének a testvére volt. Mindketten  – Tabák Tóbiás és a felesége – elpusztultak Auschwitzban. Nem volt gyermekük. – Sz. S. közlése.]

Frida 1910-ben vagy 1912-ben született. Hét elemi osztályt végzett, varrónő volt. Geller Márton, a férje iskolázott ember volt. A nővérének a kislányát magához vette, Gyimesből hozták át, feltételezem, arról a környékről származott, ellenben magyarul tökéletesen beszélt. Ő már nem volt vallásos ember. Gyergyószentmiklóson általában szokás volt abban az időben, hogy a szomszédság, tíz-tizenöt család egy hétköznap, munkaidő után összegyűlt, nyári estéken kiültek a teraszra vagy a fűbe. Egy ember, aki nagyon szépen és folyékonyan tudott olvasni, felolvasott mindig a sajtóból vagy egy érdekes könyvből. Emlékszem, anyám testvérének a férje, ő rendszeresen olvasott fel folytatásos regényeket, újságokat, abban az időben a „Brassói Lapok”-at olvasták a felnőttek. Összegyűjtötte a környékről a munkásembereket, nemcsak zsidókat, hanem keresztényeket is, s felolvasott nekik, lehet, hogy politizáltak. Geller munkaszolgálaton 1942-ben megfagyott a Don kanyarnál [Fridáék legidősebb gyerekét – aki tehát valószínűleg Geller Márton nővérének a lánya volt – Sárának hívták, 1925 körül született, és Auschwitzban halt meg. Varrónő volt. Izsák volt a középső gyerek, ő 1932 körül született, és Rivkának hívták a legkisebbet, aki kb. 1934-ben született. Frida és a három gyerek Auschwitzban pusztult el. – SZ. S. közlése.].

Herman 1914-ben született. Ő is hét osztályt végzett, hét elemit. Faipari munkás volt, szortírozó. Aztán vállalkozó lett, a felvásárolt fát feldolgozta deszkának, és adta el a kereskedőknek építőanyagnak. Emlékszem, ha Hersi nem imádkozott, az anyai nagyanyám ütötte a két kezével a hátát, és mondta, hogy „istentelen gój”. Hát milyen erővel üthette az az idős asszony? Ő csak megállt és hagyta, hogy üssék a hátát. Visszafordult és kacagott. Futballista is volt ez a nagybátyám, és nem volt már vallásos, mint a többi testvérek. A környezet, a futballistákkal, akikkel barátkozott, keresztény környezet volt. Az első feleségét és egy gyerekét eldeportálták [Székely Sára szerint két gyermekét deportálták az észak-erdélyi, egykori Beszterce-Naszód vm.-ben lévő Naszódról, és mindketten meghaltak. – A szerk.], ő munkaszolgálatos volt, talán a nagybányai egységhez tartozott. Nagybányán volt egy ezredes, aki sok száz munkaszolgálatost mentett meg. [Valószínűleg Reviczky Imre ezredesről van szó. – A szerk.] A nagybátyám visszatért Gyergyóba, ismét megházasodott, és Csíkszeredába költöztek, ő erdőgazdálkodással foglalkozott ott. A második házasságából két gyerek lett, akik 1967-ben mentek ki Izraelbe. Nehezen fogtak neki dolgozni, nehezen kaptak munkát, az egyik egy pengegyárban dolgozott, a másik egy szövőipari üzemben, egyszerű emberek maradtak. A leszármazottak most Nazaret-Elitben élnek.

Anyám 1898-ban született Máramaros mellett, Borsabányán. Tabák Ilonának hívták, de Helénnek szólították. Az apámnál két évvel idősebb volt. Nem járt állami iskolába, héderbe sem járt. Az ő idejében csak a férfiakat tanították. Csak jiddisül tudott, és úgy emlékszem, hogy nem tudott ivritül olvasni sem. Amikor a bátyja, Tabák Idl írt levelet ivrit betűkkel jiddisül, akkor én olvastam fel neki a leveleket. Habár nem tudott írni, olvasni [héberül], azért ő nagyon-nagyon vallásos asszony volt.

Toplicán [Maroshévízen – Maroshévíz (korábban, majd 1920 után is: Topliţa) nagy kiterjedésű nagyközség volt Maros-Torda vm.-ben, a Kelemen-havasokból leúsztatott fát itt dolgozták föl a két nagy fűrésztelepen. A tutajozás központja volt, 1920-ban 6000 főnyi lakossággal. – A szerk.] találkoztak az apámmal, akkor már mindkettőjüknek csak az anyja élt. Összehozták őket [lásd: házasságközvetítő] és összeházasodtak. Általában a lánynak a lakása udvarában történt az esketési szertartás. Jött a rabbi, felállította a huppát. Körülvették a bámuló gyerekek, a felnőttek. Bevezették a fiatal házaspárt a huppa [hüpe] alá, és ott meg kellett igyanak egy kis bort. A menyasszony és a vőlegény megkóstolták a bort, és akkor azt a poharat letették a földre, és akkor, azt hiszem, az, aki az esküvőjüket rendezte, vagy nem tudom, ki, el kellett tapossa azt a poharat. Lehet, hogy a vőlegény taposta el [lásd: házasság, esküvői szertartás].

A családom vándorolt a panusza [párnósze] után, ez jiddisül van, megélhetést jelent magyarul. Ditróba, majd Gyergyószentmiklósra ment a család és ott kaptak munkát a fűrészipari telepeken. Ditróban három gyereke született anyámnak, s azután Gyergyószentmiklósra költöztünk.

Gyergyószentmiklóson élt 900 zsidó, azt hiszem, valami 140 család, úgy 80-90 zsidó család lakhatott Gyergyószentmiklóson, és volt rendes templom [zsinagóga]. Most múzeum az a templom. És volt mikve, sakter, rabbi. A második világháború előtt a zsidóság vallásos volt, és azok, akik nem követték a vallásosságot, ki voltak nézve. Például ha egy zsidó lány keresztény férfihez ment feleségül, akkor kinézték, nem tartották becsületes dolognak [lásd: vegyes házasság]. Vagy ha valamelyik zsidó családban nem volt kóser a konyha, a háztartás, azt is kinézték.

Gyergyószentmiklóson mi egy úgynevezett Rubin-telepen laktunk, ez az állomás környékén volt, út mellett, mondjuk, majdnem a külváros. Volt egy nagy faipari üzem, és annak a zsidó tulajdonosát Rubinnak hívták. Nagyon ismert valaki volt, Gyergyószentmiklóson. És a munkásainak építtetett faházakat. De többet, úgyhogy lakott legalább harminc-negyven család ott, azon a telepen. Egy hatalmas nagy, sok ezer négyzetméteres terület volt. Nagy-nagy földszintes faházak voltak, ahol nyolc-tíz szoba volt, külön bejáratokkal. Egy szobában laktunk, szép nagy szoba volt, és ott dolgozott apám a gyárban. A feltétele annak, hogy ott lakhassunk, az volt, hogy ott dolgozzon. A munkások nemcsak zsidó munkások voltak. A telepen is vegyesen laktak, de több zsidó lakott, mint keresztény.

Hát bizonyára jól elfértünk, mert ez egy nagy szoba volt. Lehetett ez vagy 25 négyzetméteres. Például úgy is volt, hogy téli időben négy gyerek aludt egy ágyban, mert takaró is kevés volt, s úgy takaróztunk. Tehát nem volt külön ágya minden gyermeknek. A szülőknek külön ágya volt. De úgy is volt, hogy egy fiú ugyanabban az ágyban aludt, ahol a szülők, lábtól lábnak. Kibővült aztán Gyergyószentmiklóson a szoba, mikor kiköltözött valaki mellettünk. És amikor megkapták azt a második szobát is Gyergyószentmiklóson, akkor a fiúk átköltöztek abba, s akkor a szülők maradtak a régi szobában. Az volt akkor a konyha, és nekik volt egy ágyuk. Valamit kellett fizetni a szobáért, de úgy emlékszem, hogy sose fizette ki az apám. Mindig nagycsaládnak nyilvánítottak, és elnézték, hogy nem fizetünk. Szegények voltunk. Mi, a család, faragtuk az ágyat. Volt deszka elegendő, adott a gyáros deszkát, hogy faragjunk magunknak ágyat, szekrényt, asztalt, széket vagy padokat. Nagyon szegényesen voltunk. A villany nem volt bevezetve, petróleumlámpa volt. Nagyon közel, olyan 500 méterre volt egy patak, s onnan hordtuk a vizet. A patakról hordtuk az ivóvizet is.

Voltak elkülönítve valami kis kertek, ahol lehetett zöldséget termeszteni, mondjuk, 5-10 négyzetméter felület, nem több. Ez a telep ez egy hatalmas nagy udvar volt. Nekünk például volt legalább 50-60-70 libánk. Minden évben. Volt egy nagy fáskamra, és a fáskamrába mentek be a libák. Reggel kapták a kukoricát, de hát nem is ették meg, mert örvendtek, hogy kimennek a szabadba – nagy füves részek is voltak az udvaron. Én nagyon sokszor voltam libapásztor, nagyon szerettem a libákat. Megfogtam, s mint most is a kis állatokat, amikor magukhoz ölelik a gyerekek, úgy öleltem magamhoz a libát. Szép selymes tolluk volt… De a libák maguktól is hazamentek. Abból a szempontból kellett vigyázni, hogy a patakon túl ne menjenek, mert ott mezőgazdasági területek voltak, és ott elfogták a libákat, behajtották a gazdák, és ki kellett váltani. S ha nem vigyáztam rájuk, hogy ne menjenek a vízen túl, át a más földjére, biza megszidtak. Lehet, hogy iskola után vigyáztam a libákra, délután, nyári időben persze.

A telepen belül nem volt imaház, viszont volt legalább tíz zsidó a telepen, és össze szoktak gyűlni. Ha valamilyen esemény van, elhalálozás esetén, amikor gyászt ültek akkor minden nap megjelent tíz férfi [lásd: minján; ima], és otthon [a telepen] imádkoztak. De a város nem volt olyan messze, körülbelül két kilométer volt. Volt egy szép, nagy zsinagóga, amit 1920-ban építettek, és ünnepnapokon oda jártunk. De csak a nagyünnepek alkalmával. Az édesapám nem járt szombaton, csak ünnepnapokon mentünk. Ő dolgozott mindig. Habár, a szombati nap helyett a Rubin-telepen lehetett dolgozni vasárnap. De amellett, hogy a faipari üzemben dolgozott, ő újságterjesztéssel is foglalkozott, s azt szombaton is kellett csinálni. A „Brassói Lapok”-at és a „Népújság”-ot terjesztette. Ezek Brassóból érkeztek reggel négy órakor vonattal, s apám mindig kiment reggel a vonathoz, és az újságot elhozta. Igyekezett a faipari üzemben éjszaka dolgozni, hogy nappal tudja az újságot terjeszteni.

Gyergyószentmiklóson az anyám és az apám jártak mikvébe, mi, gyerekek nem jártunk. Anyám minden hónapban elment. A tisztátalan időszakot szigorúan betartotta. Amikor ment a mikvébe, felöltözött szépen, vitt magával egy szatyrot, abba tette a dolgait. Akkor felfigyeltünk, de nem mondta, hogy hova megy. A mikve a templom mellett volt, körülbelül háromszor három négyzetméter. Hát nem volt nagy, biztosan csak két-három ember férhetett be. Bizonyára kellett fizetni a mikvéért. Az ember mielőtt bement a mikvébe, lemosakodott. Volt egy gőzfürdőszerű kamra, és ott. S ott volt gőz is, volt víz is, ahol lemosdott, és azután mehetett be a vízbe, a medencébe. Ez a mikve az egy vallásos szertartás volt, azt hiszem, hogy a tisztulás után volt kötelező ez a szertartás. A férfiak csupán fürödni mentek. Főleg nők jártak, de volt időszak, mikor férfiak is mehettek a fürdőre. Otthon nekünk nem volt fürdőnk, a mosakodás egy lavórban történt. S időszakonként elmentek fürödni a szülők. Én nem jártam abban a mikvében. Később, amikor Marosvásárhelyre költöztünk, inkább a városi közös fürdőbe jártunk, mert olcsóbb is volt.

Anyámnak le volt nyírva a haja, és parókával járt [lásd: paróka, öltözék]. Lakodalom előtt levágatták kopaszra a hajukat, és parókát csináltattak maguknak. Már amikor a házasságkötés van, parókában jelenik meg, azután mindig hármas géppel levágatja a haját az asszony. Azt hiszem, ez egy misztikus szokás, hogy az a nő le legyen kötelezve, és ne kívánja meg más. Az édesanyám is mindig parókát hordott, s amikor nem volt parókája, akkor fejkendővel járt. A paróka kikopott egy idő után, akkor nagyon vigyázott rá, hogy csak akkor tegye fel, amikor ünnepek voltak. Édesanyám ünnepek alkalmával vette föl a parókát, amikor ment a zsinagógába, különben kendőt viselt. A parókára is tett fejkendőt, amikor a templomba mentek. Nem mutatkozott fejkendő nélkül az emberek előtt. Mi is csak ritkán láttuk, akkor, amikor hajat vágatott. Otthon, az apám nyírta kézi hajnyírógéppel. Kézzel mozgatta, és akkor elöl a kések mozogtak, és akkor az vágta a hajat. Ugyanúgy, mint most, ahogy most villamos meghajtással megy, akkor kézi meghajtással volt. Előttünk, gyerekek előtt vágta a haját. Nekünk nem volt furcsa, mert nekünk is kopaszra vágták a hajunkat, nem volt frizuránk. Nem tudom, azt hiszem, hogy valamilyen vallásos szokás volt, hogy a fiúgyerekeknek hároméves korig nem vágják le a hajukat, és hároméves kor után kopaszra vágják a hajukat [lásd: születésnap].

Emlékszem – hát nagyon kicsi lehettem –, hogy egyszer apám kérte, hogy álljak meg előtte. Hát valami csínyt csinálhattam, s hiába mind mondta, hogy nem akar megverni, nem hittem neki. Nem álltam meg előtte, hanem kiszaladtam az udvarra; hát nem kellett sokat szaladjak, hogy utolérjen. Hát, volt úgy, hogy azért meglegyintett, ha valami csínyt követtünk el, de az csak olyan meglegyintés volt. Szerette a gyerekeket apám. Anyám többször legyintett meg, mint apám, mert anyám szigorú volt, főleg vallásos szempontból, ha valami csínyt követtünk el, amit a vallás nem engedett, tehát egy papírt meggyújtottam például szombaton [lásd: szombati munkavégzés tilalma]. Vagy ha nem imádkoztunk [lásd: ima] minden reggel, ahogy kérte, akkor is. Nagyon keveset emlékszem, hogy hogyan kellett imádkozni, akkor még nem voltam tizenhárom éves Gyergyószentmiklóson. Fölkeltünk reggel, s egy áldást kellett mondani. Vagy mielőtt az asztalhoz ültünk, az ételre kellett egy áldást mondani. Vagy kézmosást volt kötelező végezni, s ha nem csináltuk meg, akkor haragudott [lásd: mosdás]. Kívülről tudtuk az imákat, mert jártam heiderbe [héderbe] már négyéves koromtól. És kívülről megtanultunk minden bróhét [áldást], ahogy mondták. Emlékszem, hogy legalább tíz-tizenöt szóból állott, hogy megköszönjük az Istennek, hogy kenyeret adott nekünk minden napra, s vizet adott, vagy tejet adott.

Volt egy érdekes eset. Mi, gyerekek együtt játszottunk, s egyszer behívott az egyik keresztény gyereknek az édesanyja, ozsonyát [uzsonnát] adott nekünk, zsíros kenyeret kent, disznózsírral. Hát az borzasztó, hogy egy vallásos zsidó gyerek ilyet egyen. Nem ettem meg azonnal a kenyeret, játszottunk a kisfiúval tovább. Majd hazamentünk, és meglátta az anyám a zsíros kenyeret, és kimosta szabályosan a szájamat, hogy megfertőztek engemet. Tehát annyira kóser asszony volt, hogy nem tudta elviselni, hogy én ilyesmit ettem. Nem lehetett eltéríteni az istenhitétől, arra tanított, hogy higgyünk az Istenben, aki az emberiség felett uralkodik, és vigyáz az emberiségre.

Apám vallásos ember volt, hitközségi tag. Otthon imádkozott. Hogy pontosan minden nap, arra nem emlékszem, de anyám tudom, hogy ő nagyon sokat vesződött vele, ha nem tette a fejére a tfilint és a táleszt, és nem imádkozott. Röviden, úgy néhány percet, de imádkozott. Fölvette ezeket a kegyszereket, magára tette, és állva, könyvből imádkozott. Anyámnak az volt a legnagyobb öröme, ha az apám felöltözött, és elment a templomba. Egy büszkeség, egy öröm volt ez anyámnak. Elég nagy távolságra volt a templom, vagy három kilométerre onnan, ahol laktunk. A zsidó házaknál általában az asszony volt, aki a vallásos szokásokat fenntartotta. Ő vigyázott arra, hogy a szombat az szombat legyen, az ünnep az ünnep legyen. A férfiak dolgoztak, és ha nem csinálták meg azt, amit az asszonyok mondtak, megszidták őket.

Apám sosem mondott ellent anyámnak a kóser háztartásban. Nagyon sok ideig egy szobában voltunk, de külön volt a tejes és külön volt a húsos edény. Mi csak olyan húst ettünk, amit a sakter vágott. Csütörtökön már koserelni [kaserolni] kellett a szombatra szánt tyúkot, megkopasztották, sóba, vízbe tették. Pénteken a kemencét a zsidók részére tartották fenn az ipari [Rubin-]telepen. Egész héten keresztül sütöttek kenyeret a kemencében, pénteken délben a kemence mindig felszabadult a zsidóság részére. Akkor mindenki odavitte a cserepes fazékban a csólentet, ami elő volt készítve nyersen az agyagedényben. Kuglit is csináltak. Jól be volt fűtve a kemence, betettük az edényeket, és letapasztottuk téglával és agyaggal az ajtaját, és szombaton délig az ott sült. Szombaton délben megbontottuk a tapasztást, forró volt, amikor kivettük.

A sábát nálunk szent nap volt. Ha nem is ettünk egész héten keresztül, de a szombat az szent volt. Mindig két nagy fonott kalácsot sütött anyám (fehér lisztből, vízből, sóból – ez a bárhesz), azt mindig megáldották, mielőtt megkezdték. Csólent is volt mindig. Aztán volt fis, falcs [hamis] hal [lásd: halételek], nem halból volt, hanem hal íz volt adva neki, kis gömböcök majorsághúsból [szárnyas húsából]. Húsleves is mindig volt, majorsághúsból. Amikor ettünk, akkor sapka [lásd: kápedli] volt rajtunk, de amikor dolgoztunk, vagy templomba mentünk, akkor is. A szombatot rendesen megtartottuk. Imádkozott apám, és megadta az áldást az ételre.

Ha nem volt külön edény húsvétra, akkor kósereztük: vájtunk a földbe egy nagy gödröt, megtöltöttük vízzel, belétettük az agyagedényeket, cseréptányérokat a gödörbe. Egy másik helyen felforrósítottunk hatalmas köveket, és azokat betettük a gödörbe, a vízbe, ahol voltak az edények, hogy húsvétkor lehessen használni. Megszűntek a régi szagok, ízek az edényekből [lásd: Pészah].

Olvasott fel a Bibliából akkor, amikor bibliai ünnep volt, például húsvét alkalmából a má nistánát [Má nistána, héber, „mi a különbség?”, lásd a széder estén elhangzó négy kérdést – A szerk.], az elbeszélést, hogy hogyan szabadultak ki a zsidók az egyiptomi rabságból, és vallásos könyvekből olvasott fel imákat. Szédereste ünnepélyesen körülvettük az asztalt, és amire emlékszem, hogy apám eldugta a pászkát [az afikóment], és meg kellett találja azt a legkisebbik gyermek. Addig nem lehetett folytatni a széderesti szertartást, amíg az a pászka nem került meg. De ha megtalálta, akkor járt egy különleges ajándék. Mi elég szegény emberek voltunk, az ajándékok is elég szerények lehettek, egy harisnya, egy tészta [sütemény] vagy egy ing. Aztán körülültük az asztalt, és amikor mondta apám az imát, akkor mondta azt is, hogy „Na, mostan keserűt kell enni”, és hogy ennek a jelentősége micsoda. De nem emlékszem, hogy savanyút kellett enni, és annak mi volt a jelentősége. A gyerekek is megkóstolták a bort, és akkor be kellett dugjuk az ujjunkat a borba, és az asztal alatt kirázni. Ezt nagyon élveztük csinálni.

1923-ban született Ditróban a bátyám, Izsák, az anyai nagyapám nevét kapta. Szobafestő-mázoló volt, mint én. Én voltam a második fiú, majd 1926-ban született Mihály, de Samunak nevezte őt mindenki. Vasöntőinas volt. A kisebbik öcsém, Izidor már Gyergyószentmiklóson született 1930-ban, asztalosinas volt.

Engem a családban Refulnak neveztek, ez volt a jiddis nevem, a nagyapám Rafael volt, zsidósítva Reful. Az iskolában mint Rafael voltam beírva, viszont a magyar közösségben, a gyerekek között magyarosított formában, Rudolfnak szólítottak. Én addig nem tudtam, hogy Leopold vagyok, amíg a születési bizonyítványom nem került a kezembe. Volt egy keresztapám [sic!], aki nem volt rokon, s ő volt a névadó. Nem tudnám megmondani a nevét. A zsidóknál volt a szokás, hogy – főleg a szegény zsidóknál – hogy a névadó módosabb ember volt, aki a metélés [lásd: körülmetélés] költséget állta, és valami mértékben segítséget is küldött a gyerekneveléshez. Valószínű, hogy az ilyesmit kihirdetik a hitközség keretén belül, de nem tudom, hogy került ez az ismeretség a családba. A zsidó szokások szerint mindig az elhunytak után adják a nevet, tehát az ő apja után adhatták a Leopold nevet. A Refult a családban adták, az apám apja után. A keresztapám Gyergyószentmiklós melletti, szárhegyi lakos volt, és néha mint kisgyerek elgyalogoltam oda. [Gyergyószárhegy 6 km-re van Gyergyószentmiklóstól. – A szerk.] Egy kis üzlete volt neki, és mindig adott egy kis csomag cukorkát. Közeli kapcsolatot nem emlékszem, hogy tartottunk volna, nagyon kicsi voltam akkor. Nem tudok semmi többet róla.

A családban jiddisül beszéltünk, nem is tudtam sem románul, sem magyarul. Kisgyerek voltam, és amikor tanultunk imádkozni, akkor mindig jiddisre lefordították az imákat. Mindig kívülről kellett megtanulni, és akkor el kellett mondani jiddisül, hogy mit olvastunk. Legalább tízéves koromig viseltem ciceszt is, az egy mellényszerű dolog, és egy-egy bojt hátul és elöl oda volt kötve. Az ingre tettük rá, ha kabát volt rajtunk, kilógott a kabát alól. A többi gyerek megszokta ezt a látványt, volt, amikor megfogták, meghúzták, megtépték. Viseltek ilyent felnőttek is, de a felnőttek betették a nadrágba. Amikor iskolába mentünk, már mi is betettük a nadrágba. Az is előfordult, hogy amikor a többi gyerekkel együtt voltunk, futballoztunk például egy másik utcának a gyerekeivel, és megvertük őket, elkezdtek csúfolkodni, hogy: „Zsidó, zsidó, hepp / Tele van a zseb, / Megmondom mivel, / Lapos tetűvel!”

A héderben a rebbe, a vallástanító elfogult vallásos volt. Szerette volna, hogy elsajátítsuk a vallási tanokat. Ezek a tanítók fizetve voltak a szüleink által, tíz-tizenkét gyereknek a szüleje összefogott, és hívtak egy szakállas, vallásos embert, aki tanított. Ez a tanító bizonyítani akart, hogy a vallásos dogmát elsajátítjuk. Mint kisgyermek nem szimpatizáltam túlzott szigorúságáért. Abban az időben kényszerrel, szigorúsággal tanítottak. Nem akartam menni a vallásos iskolába, mert nagyon szigorú volt a Rebbe, a vallásos tanító. Egy alkalommal, amikor meg akart verni, én kiszaladtam és elbújtam, hogy engem ne kényszerítsenek. Este egész későig kerestek, anyám, a testvéreim, mindenki keresett, csak későn találtak rám. Azt mondtam, csak akkor megyek haza, ha nem kell többet menjek a héderbe.

Azután az elemi iskolában volt egy nagyon jó hittantanító, modern ember volt, azt szimpatizáltam. Ivritet tanított, nem pedig imádkozni. Inkább az elnevezéseket és beszélni tanított. Abban az időben hittantanítók is voltak a román állami iskolákban, mindenkit vallás szerint beosztottak. A zsidók is vallást tanultak és ivritet. Voltak még zsidó fiúk az osztályban, azok tudtak románul vagy magyarul, de én nem tudtam. Volt már mellettem egy zsidó fiúcska, és mindig kérdeztem, hogy „Vo sogst?”, hogy mit mond a tanítónő, mit akar? És persze az zavarta a tanítónőt, jött és ki kellett tartsam az ujjaimat, és ütötte. De hát ütött másképpen is, megfogta és húzta a pájeszemet. Az első, második elemiben alig tudtam beszélni románul, meg is buktatott engem az első osztályban. De otthon nem csináltak tragédiát belőle. A családban csak jiddisül beszéltünk. Majd később aztán, amikor második, harmadik osztályban voltunk, a fiútestvérek egymás között beszéltünk magyarul, de a szüleim nem, ők mindig csak jiddisül.

Az osztályban magyarok is voltak, de a többségük román volt. Általában a magyar gyerekek egyházi iskolába mentek, főleg a katolikusok, de ezeket fizetni kellett. A szegény gyerekek állami iskolába jártak. A román gyerekek vigyáztak ránk, hogy ne beszéljünk, csak románul. S akkor a magyar és a zsidó gyerekek összefogtak, és külön sarkokban sutymultak [sugdolóztak]. Viszont a román gyerekek el kellett mondják [árulkodtak] a tanítónak, hogy nem románul beszéltünk, hanem magyarul vagy jiddisül.

Az volt a szándékuk a szüleimnek, hogy a fiúk mesterséget tanuljanak. Gyergyószentmiklóson kevés volt a zsidó kisiparos, ahol úgy tanulhatnak mesterséget, hogy szombaton ne kelljen dolgozni. És akkor így költöztünk Marosvásárhelyre [kb. 1937-ben], és lehetőleg olyan helyre adtak tanulónak, ahol szombaton nem kellett dolgozni [lásd: szombati munkavégzés tilalma]. Különböző foglalkozású zsidók voltak a városban: iparosok, szobafestők, építők, suszterek, szabók, ügyvédek, tanárok, nagy- és kiskereskedők, bankárok, nagyiparosok. Volt Marosvásárhelyen a Székely és Réti Bútorgyár, dolgozott ott 200-300 asztalos, a Maros mellett a Hedvig-malom, ami zsidó malom volt. Mindenesetre nagyon nagy szerepük volt Marosvásárhely civilizációjának, iparának a fejlesztésében. Jó, hogy 1944-ben, amikor a fasizmus felütötte a fejét, vagy már 1936-ban ezeket az embereket úgy nevezték, hogy kizsákmányolók és keresztényvérszívók, mégis ők voltak, akik az ipari fejlődést létrehozták azokban az ágakban.

Marosvásárhelyen Vörösmarty utcának hívták abban az időben a mostani Március hat utca környékét, ahol laktunk. Ott a négy fiú és a szülők egy szobában laktunk. Nem volt nagy szoba, nem lehetett több, mint 16-20 négyzetméteres. A marosvásárhelyi lakásnál már volt villany, de a víz nem volt bevezetve. Itt nem volt lehetőségünk háziállatot tartani. Nem volt ott kert, csak egy szűk udvar. Nagyon drága volt a lakbér abban az időben. Négyszáz lejes lakbér, az a jövedelemnek legalább a harmadát jelentette abban az időben, ezért kicsi lakást béreltünk. Anyám nem dolgozott, csak apám dolgozott. Nem volt szokás abban az időben, hogy a családos asszonyok menjenek dolgozni. Édesanyám maga végzett minden házimunkát. Mikor Marosvásárhelyre kerültünk, apám már éjszaka is dolgozott alkalmi munkákon, gabonaszállítással foglalkoztak. De itt már faipari üzem nem volt, és az újságterjesztésnél kapott munkát. Elindult korán reggel, és megérkezett este. Az édesapám vallásos volt, de a házon kívül azért megette azt, ami nem kóser volt, ami tréfli volt.

1937-ben Marosvásárhelyen volt a bár micvám, abban a templomban, amelyik most is működik. És emlékszem, hogy a rabbi doktor Löwi volt. Egy nagyon művelt és nagyon közvetlen ember volt. Nem volt szigorú a vallásban. Erre se emlékszem pontosan, hogy ő készített-e föl, de ő volt ott, amikor fel kellett olvassak a Tórából, és el kellett mondjam azt a bróhét, amit mondanak, amikor a Tórához hívják föl az embereket. Valószínűleg mondtam valami beszédet, mert szoktak mondani egy köszöntőt a szülőknek, hogy megköszöni, hogy fölnevelték, és emberré tették, de nem emlékszem pontosan. S utána megpusziltak, de nem emlékszem, hogy bármit is rendeztek volna otthon ez alkalomból. Az anyám nagyon boldog volt, amikor volt a bár micvá ünnepség a zsinagógában.

Itt, Marosvásárhelyen már mind a három fiú elhelyezkedett mint inas. Az elején én egy bádogosműhelyben helyezkedtem el. Volt egy zsidó vállalkozó, ott laktam nála, ott kosztoztam, tehát teljes ellátás volt, úgy vettek föl inasnak. Elég szegényes körülmények között, egy elég kis ágyban két inas aludt. Egy kis ház volt: összesen szoba-konyhája volt a tulajdonosnak, és a műhely, amelyik az utcára nyílt. Szemben volt a Hangya Szövetkezet [A Hangya Szövetkezet a két világháború közötti erdélyi magyar szövetkezeti mozgalom részeként működött, hivatalosan bejegyezve. – A szerk.]. A mester zsidó volt. Volt két fia, és két lánya. A felesége meghalt, az egyik lánya főzött. Az egyik fia szintén bádogos volt, és volt két nagyon ügyes segéd. Azok nem voltak zsidók. Összesen négyen dolgoztunk, ötön, beleszámítva a mestert. Néhány hónapig voltam csak ott, bár tetszett nekem a bádogos szakma. Jó volt ott, de elég szegényes és elég mocskos körülmények között voltunk, és megteltem rühvel, így aztán elvittek onnan a szüleim.

Elmentem Nagyernyébe szolgának, mezőgazdaságba. [Nagyernye 10 km-re van Marosvásárhelytől. – A szerk.] Szintén zsidó családhoz, volt földjük, voltak állataik. Jó néhány hónapot ott is voltam. Kóser tejet hordtunk be Marosvásárhelyre. Reggel négykor fölkeltünk, elmentünk a házakhoz és összeszedtük a tejet, kóser edényekbe. Az edényekre vigyáztak, hogy azok tiszták legyenek, és ne legyenek összevegyítve húsos edényekkel. Azokat a kandérokat csak tejesnek használták. S mikor befejeztük Marosvásárhelyen a tejnek a kihordását a zsidó házakhoz, akkor vigyáztunk a tehenekre, meg takarítottuk az istállót. Akkor ott laktam Nagyernyében az istállóban a jászoly mögött. Nagyon jó meleg volt a répalapi, meg volt ott egy takaró is. Sok hónapig voltam ott. Ketten voltunk szolgák, mind a ketten zsidók voltunk.

Bár keresztény iparosoknál is tanultunk, valóban megengedték, hogy ne dolgozzunk szombaton. Fokozatosan távolodtunk el a vallásosságtól, mert a környezet rákényszerített. Volt, aki zsidózott, de nem volt, azt hiszem, rosszindulatú, hanem valósággal benne volt a tájszólásban, amikor beszéltek egymás között: „Na, jön a zsidó!” Máskülönben együtt fogtuk meg a munkát, vagy elosztottuk az élelmet, amikor ozsonyáztunk. Mindig a kisebbik inast küldték bevásárolni, én a küsebbik voltam. Akkor árulták a piacon a kofapecsenyét meg a finom ételeket, a heti vásárok napján főként, és nagy tepsikben sütötték a kofaasszonyok a nagy disznóhússzeleteket. Nem magamnak vettem, hanem a segédeknek, de azok mondták: „Na gyere, te, egyél belőle, nem halsz belé!” [lásd: étkezési törvények]. Hát megkóstoltam. Még úgy volt szolgálva, hogy mellette árultak magánpékek ilyen fehér kis cipót, azt behasították, s abba betették a nagy hússzeletet, s egy kanál disznózsírt.

Én nem voltam egy vallásos típus, már ifjúkortól olyan ifjúsági környezetben találtam magamat, amelyik nem volt vallásos. Cionista szervezet volt, baloldali cionista mozgalom, amelyik nem foglalkozott a vallással. Marosvásárhelyen ismertem meg a szervezeteket 1937-ben. Többféle cionista szervezet volt, voltak jobboldaliak, de a többsége baloldali cionista szervezet volt, és voltak vallásos cionista szervezetek. Mindegyik szervezetnek az volt a célja, hogy felkészítse a zsidó ifjúságot, hogy akik részt vesznek ebben a szervezetben, tanuljanak mesterséget, hogy adott alkalommal ki tudjunk menni Erec Izraelbe, és akik alijáznak, felépítsék a zsidó államot. Itt is volt egy pont, ami nem vezetett a valláshoz. És persze az, hogy keresztény környezetbe kerültem.

1938-tól vagy 1939-től voltam tagja egy cionista szervezetnek itt Marosvásárhelyen. Nagyon szerettem oda járni, sokat sportoltunk, énekeket tanultunk héber nyelven, héberül is tanultunk. És csoportosan jártunk, hogy ne tudjanak kitámadni. Volt olyan eset, hogy megtámadtak a vasgárdisták [lásd: Vasgádra, vasgárdista], de sokat nem emlékszem rá. Úgy emlékszem, hogy 1939-ben volt Marosvásárhelyen egy nagy országos vasgárdista kongresszus – vasgárdista diákokból állt ez a kongresszus –, az egész országból idejöttek a vasgárdisták [1937-ben volt ez a kongresszus. – A szerk.]. Azok, ahol az úton végigmentek, ott zsidóztak, és a szakállas embereket, akikkel találkoztak, megtámadták. Vonattal, autókkal jöttek, felírták krétával a vagonoknak az oldalára, a házaknak az oldalára, ahol ők végigmentek, hogy „Le a zsidókkal”, és mocskos szavakat használtak a zsidók ellen.

A cionista szervezetben voléztunk [röplabda], kézilabdáztunk. Volt egy nagyon ügyes fiatalember, hasonló korú, mint mi, Sándor Mórnak a fia, aki énekeket költött. Kimondottan fasisztaellenes énekek voltak. Emlékszem arra, hogy az egyik költemény azt mondja, hogy „Hitler Dolfi jubilál,/ ünnepli minden szamár./ A berlini nagy hidat / Elnevezték Dolfinak. / Rajta sétál ő maga, / Szakadna meg alatta.” Ilyen énekek voltak, és akkor voltak persze a cionista dalok, vagy Izraelnek a himnuszát tanultuk. Mivelhogy ez baloldali cionista szervezet volt, az Internacionálét is énekeltük. Elvittek táborba is 1939-ben Szováta mellett, Vármezőre. Jöttek palesztinai cionista vezetők, s más helyekről is. Beszédeket tartottak. Két hétig voltunk ott. Cserkészkedtünk, az erdőkben kirándultunk, de nem voltunk cserkészek. Sportversenyek voltak: futás, ugrás. Minden este volt tábortűz, s minden este énekeltünk dalokat, volt olyan, hogy az Internacionálét énekeltük. A csendőrök – román csendőrök voltak abban az időben, 1939-ben lehetett – is kijöttek esténként a táborba, és ellenőrizték, hogy mit csinálunk. De engedélyezett tábor volt. Hát lehetett egy néhány száz fiú, lány ott, s az olyan zajt csinált, mikor énekelt! „Zelt”-ekben, sátrakban laktunk. Vászonból csináltunk sátrakat, és minden csoport együtt aludt abban a sátorban. Egy ilyen csoport 14–16 fiúból vagy lányból állott, és kvucának nevezték ivritül, ami csoportot jelent.

Úgy két évre rá, az első lakásból átköltöztünk az Arany János utcába. A 20. szám alatt laktunk. Egy nagyon rendes házigazdánk volt. Itt már egy nagyobb szobánk volt, lehetett egy olyan 25-30 négyzetméteres. Volt egy kis kamra is, udvar is. Jobban elfértünk, jó volt. Volt egy suszterműhely ugyanabban az utcában, összebarátkoztunk a susztermester három fiával. Én rendszeresen, délutánonként vagy esténként fölmentem a suszterműhelybe. Ilyen emeletes része volt a szobának, ahol a fiúk dolgoztak. Beszélgettünk.

A zsidóság nagy része, főleg az öregek, az első világháború előtti demokratikus Magyarországot ismerték, tehát mielőtt Erdélyt Romániához csatolták volna [lásd: trianoni békeszerződés]. Abban a környezetben, amelyikben voltam, a fiúknak az édesapja, a susztermester háborús veterán volt, tehát Magyarországon részt vett a háborúban, a magyar időben [az Osztrák–Magyar Monarchia alatt] [lásd: KuK]. Nem dolgoztam nála, ebben az időben már szobafestő voltam. Ő örömmel fogadta a változást, hogy Magyarországhoz kerüljön [Észak-Erdély 1940-ben]. Romániából ismertük a fasizmust, a legionarizmust [lásd: legionárius mozgalom], az antiszemitizmust, amelyik a zsidóságot gyötörte, és nagyon sok esetről hallottunk, amikor megöltek zsidókat. Nem ismertük, hogy Magyarországon létezik-e már fasizmus, hát a régi demokráciát várták, és az örömüket fejezték ki, hogy jönnek a magyarok, hogy visszatér Erdély Magyarországhoz. Persze ez nem tartott sokáig, mert jöttek a magyar csapatok, s közöttük voltak már fasiszta nézetű katonák, akik összeszedték Marosvásárhely csőcselékét, és zsidóellenes tüntetéseket szerveztek, néhány helyt letépték a zsidó üzletek, házak elől a magyar zászlókat, és összefirkálták a kirakatokat. Tehát megváltozott akkor a zsidóság véleménye. Nem mint felszabadítók érkeztek, hanem mint hasonló, fasiszta gondolkozásúak, mint ahogy voltak a román vasgárdisták. Volt egy magyar segéd is a műhelyben, s amikor ez az antiszemita felizgatott és felbiztatott csőcselék megjelent, és az üzletbe is bejöttek és kiabáltak, hogy le a zsidókkal, az leugrott és elkergette őket, mert fiatal csőcselék volt.

Lényegében a változásnak örvendtem volna, de rövid ideig tartott az öröm. Főleg amikor aztán apámat kellett kisegítsem az újsághordásnál. Akkor is megjelentek a csendőrök. Hát a csendőröktől valósággal rettegtünk, mert szuronyos fegyverekkel jártak, és nagyon-nagyon szigorúan megnézték az embereket. Olyan szemmel nézték az embereket, mintha mindenki gyanús volna valamire. Féltünk tőlük. Általában a falusi lakosok is féltek a csendőröktől. Szigorúan bántották, hogyha valamit elkövettek. Például tyúktolvajok vagy ha olyan emberek fordultak meg, akik nem voltak odavalósiak, azokat szigorúan kivallatták, hogy mit keresnek arrafelé. Azért mert zsidók, úgy nem támadták le, de viszont zsidóztak ők is. A zsidók hivatalból nem voltak bántalmazva az elején. Csak amikor létrejött a magyar fasiszta kormány, már 1940-től. Ez szigorítás volt. Például az inasokat nem lehetett beszerződtetni, nem lehetett hivatalos munkahelyeket adni, állami munkahelyekre nem lehetett zsidókat felvenni [lásd: zsidótörvények Magyarországon]. Azért tartottak zsidót, de nem volt hivatalos, feketén voltak ott. 1945-ben kaptam az igazolást, hogy én inaskodtam, és elsajátítottam a mesterséget, mert az én gazdám dolgozott állami munkahelyeken is, vagy megbízható embereknél, akik állami vezetők voltak, és nem tudhatták, hogy zsidó vagyok.

Ellenem irányuló támadás úgy kb. 1941-ben volt. Régi barátok, két keresztény fiú, akikkel azelőtt játszottunk: gomboztunk, pénzeztünk, azok bekerültek a nyilas szervezetbe, és a Weekend-telepen kitámadtak minket [Szervezett formában nem volt nyilaskeresztes mozgalom Erdélyben, mivel a Magyar Párt ezt megfelelően tudta kontrollálni. Elszórt kezdeményezések voltak, mint például a marosvásárhelyi ún. zöldingesek, de nem váltak mozgalommá. – A szerk.]. Ezek még gyerekverekedések voltak, de kitámadtak mint zsidókra. Mikor 1944-ben bejöttek a németek, akkor már a támadások nagyon nagyok voltak a zsidók ellen. Főleg a szakállas zsidók, amikor a templomból mentek haza, kisebb bandák támadták meg őket, tépték a szakállukat, megverték őket. Akkor vagy négyen összefogtunk, fiatal fiúk – hát 19 évesek voltunk –, és őrséget teljesítettünk azon az útszakaszon, a Knöpfler Vilmos utca és a Kossuth Lajos utca szakaszán, ahol ki szokták támadni a férfiakat. [A Knöpfler Vilmos utcában, ma a Brăilei utcában, volt az ortodox zsinagóga, ami a második világháború után megszűnt működni. Az épület most is megvan. – A szerk.] A zsidóság nagy része a Kossuth utcában, Arany János utcában, Malom utcában és a Csillag-közben lakott, és templomozás után mentek haza, és olyankor kitámadták őket. Volt olyan eset, láttam, kiugrott az autóból egy férfi – ismertem, autószerelő volt –, egyszerűen rátámadt egy szakállas emberre, és tépte a szakállát úgy, hogy vérben volt. Mire odaértünk, hogy segítsünk, visszaugrott az autóba, és továbbment. Kerestem őt 1945 után, de nem találtam. Nem tért haza. Valamilyen fasiszta vezető lehetett. A vasgárdisták, azok román fasiszták, a nyilasok, azok magyar fasiszták voltak.

Én mint fiatalember nem voltam olyan körben, hogy különösképpen aggódjak, hogy mi lesz. Nekem a munkahelyem megvolt, a bátyámnak is, az öcsémnek is, tehát dolgoztunk, apám rendesen hordta az újságot. A helyi napilapot, a „Népújság”-ot olvasta a család, azt hordta az apám. Az nem volt egy szélsőséges újság. Nem emlékszem már a nevére, de volt kimondottan nyilas újság. De az újságok ilyesmiről nem írtak, hogy össze fogják szedni a zsidókat és elviszik. Olyan nem volt, hogy milyen órában menjünk ki piacra, vagy valamilyen utcába nem szabad bemenni, csak a csillagot kellett feltenni 1944 márciusában. Azt, hogy deportálni fognak, arról nem tudtunk. Kijárási tilalom az 1944-ben, az utolsó előtti néhány napon volt, amikor megjelentek a németek, s amikor már tudott dolog volt, hogy a deportálást megszervezik. Marosvásárhelyen a hatósági emberek mindig biztattak, hogy csak jót akarnak a zsidóknak, s csak megvédeni akarják, és a szabadságukat biztosítják.

Én úgy emlékszem, hogy valami volt a levegőben, mert a zsidó hitközségi vezetőket összeszedték, a rendőrségre vitték, és emlékszem, hogy néhány nap után kiengedték a rendőrségről őket. És mondták az emberek egymás között, hogy nagyon-nagyon csúnyán megverték és megfélemlítették őket. A templomban hirdették ki, hogy az emberek tartózkodjanak otthon, mert fognak jönni és összeszednek minket, és kivisznek Magyarországra, munkára. Megmondták, hogy körülbelül 25 kilós csomagot lehet – talán személyenként – összeszedni. Ez április vége, május első napjaiban volt, azelőtt egy-két nappal volt, mielőtt összeszedtek.

Otthon voltunk, össze voltunk csomagolva. Becsomagoltuk az ágyneműt, szegények voltunk, nem tudom, ha volt több, mint egy rend ruházatunk vagy két rend fehérneműnk. Reggelre vártuk a csendőröket vagy rendőröket, hogy jöjjenek utánunk. Ki is álltunk az utcára, és vártuk a szekeret. A szekérre felpakolták [a csomagokat], és gyalog mentünk a szekér után, fel a gettóba, a téglagyárba. A marosvásárhelyi téglagyár területére gyűjtöttek be, és a magyar csendőrség vette körül ezt a helyet. Gépfegyverrel őrizték, hogy nehogy valaki kimenjen vagy bemenjen. Vagy három hetet ülhettünk ott. Csináltunk magunknak lepedőkből, paplanhuzatokból sátrat – valami léceket adtak ottan –, de beesett az eső, mert tavaszi idő volt. És a földön aludtunk. Hoztak oda élelmet, azt nem tudom, hogy milyen alapból, valószínű, hogy a zsidó hitközségnek a költségére vitték ki az élelmet, de nem vagyok biztos benne.

Utána bevagoníroztak a nagyállomáson marhavagonokba, összeszorítottak hatvan-nyolcvan embert, adtak egy-egy szelet kenyeret, azaz veknit, és azzal mentünk Auschwitzig, nem tudom, hány napot. Nagyon zsúfoltak voltunk a vagonban, nők, férfiak vegyesen. Anyám nem volt velünk, mert azt mondták, hogy akik gyengélkedők és nem tudnak hosszan gyalogolni, azokat autóval viszik ki a pályaudvarra a téglagyárból, tehát anyámat külön vitték ki. Nem emlékszem, hogy valóban autóval vitték-e, vagy nem, de külön vitték ki őket, és külön vagonban voltak. Az egyik testvérem, Izsák munkaszolgálatos volt, így két testvéremmel és édesapámmal voltunk. (Izsák bátyámat húszéves korában [1944 februárjában] katonai szolgálat helyett munkaszolgálatra vitték Nagybányára, onnan Budapestre került. 1945 elején Bergen-Belsenben látták utoljára.) Azt hiszem, hogy egymás ölében ültünk, annyira össze voltunk zsúfolva. A vagon egyik sarkába tettek valamilyen edényt, ahol a szükségleteinket végezzük el, kicsit el volt függönyözve. Adtak egy kanna vizet az egész vagonnak, úgyhogy már menet közben kellett kiszállni, hogy kiszedjenek halottakat, mert nagyon össze voltunk zsúfolva, és volt, aki megőrült vagy beléhalt.

Négy napot, öt napot ment a vonat, de nem tudtuk, hogy hova megyünk. Azt hiszem, hogy valahol Kassa környékén vették észre, hogy túlléptük a magyar határt. Akkor a reakció az volt – beszélték az emberek, amit hallottam én –, hogy becsaptak a hatóságok, hogy nem Magyarországra visznek. És volt az izgalom, hogy vajon hova visznek. Fogalmunk se volt a német lágerekről. Azokról nem írtak az újságok, az egy német titok volt. Maguk a magyar hatóságok sem tudtak erről, feltételezem, hogy hova visznek. Lehet, hogy a vezetők egy nagyon szűk körű csoportja tudhatta ezt csak.

Amikor egyszer leszálltunk, viszontláttam édesanyámat a vagonban. Talán valahol Kassán engedtek vizet venni kútból. Két embert engedtek leszállni, vederrel, és egyik voltam én, aki elmentem vizet venni, de abból a vagonból nem szállt le senki, ahol anyám volt. És észrevett engem, és kért vizet. S akkor adhattam egy-két csupor vizet, de hajtottak, hogy menjünk vissza a vagonba. Akkor találkoztam anyámmal s még egyszer Auschwitzban. Én szabadon mozogtam, bátrabb természetű voltam, s akkor találtam egy darab kenyeret a földön – volt akiknek volt élelme, nekünk nem volt –, s azt odaadtam anyámnak… [Elzokogta magát.]

Hajnalban azon vettük észre magunkat, hogy le van állva a vonat. És egyszer csak a zajt hallottuk. Hát megjelenik a vasút mentén, tehát a vagonoknál egy nagy zajt csapó embercsoport. Kinéztünk a zajra, és láttuk a csíkos ruhákat. És csodálkoztunk, hogy rabok vannak ott. Akkor megnyitották a vagonoknak az ajtóit, mert azok le voltak reteszelve. Néhány ilyen csíkos ruhás felugrott, és elkezdte hajtani a népet, hogy szálljanak le. Nem hagyták, hogy azt a néhány csomagot, amit vittünk magunkkal – mert megengedték, hogy személyenként öt kiló csomagot, azt hiszem, magunkkal vigyünk –, tehát azok is ottmaradtak a vagonban. Voltak, akik ezek közül, amíg ordítottak, hogy „Gyorsan leszállni!”, közben a fülünkbe súgtak, hogy lehetőleg mindenki jelentkezzen munkára. Persze ezek jiddisül mondták, de hát utólag kiderült, hogy ezek lengyel heftlingek voltak, lengyel zsidók voltak. De az tudott volt, hogy külön csoportban munkára jelentkeztek a munkaképesek. Már amikor leszálltunk a vagonból, akkor a német katonák sorba állítottak. Mondták, hogy az öregek álljanak külön, az asszonyok külön, akik munkaképesek, és tudnak gyalogolni tíz kilométert, azok álljanak külön; akik nem tudnak gyalogolni tíz kilométert, azokat autóval viszik, és találkozunk a megjelölt helyen. Így voltak csoportosítva; az idős asszonyok külön voltak, a fiatalabbak külön voltak, akik jelentkeztek a gyaloglásra, azok ismét külön. Mindezt a német katonák irányították. Az emberek önként mentek, s úgy csoportosultunk. De hát hittünk abban, amit mondanak.

Izidor gyermek volt még, őt kivették a sorból a németek. Bejött a sorba a pálcával, s azt mondta: „Hát, te nem fogsz tudni 10 kilométert gyalogolni, futásban, tehát autóval fogsz menni”. S külön vették. Apám nem akarta hagyni a gyereket. Odament a bizottsághoz, ott legalább öt-hat német tiszt volt, azt mondta: „Én sem fogok tudni gyalogolni, szaladva, 10 kilométert”, egy csomó panaszt hozott fel, és jóváhagyták. „Igen, nem tudsz? Akkor menj te is.”

Mihállyal mentem tovább Auschwitzba. Körülbelül egy hét után munkára osztottak, mindenkit szakmája szerint. Akkor váltunk el, mikor én építőmunkára jelentkeztem, és mivel vasöntőinas volt, ő fémiparra jelentkezett, és Krakkóba vitték. Azokat, akik fémmunkára jelentkeztek, tetoválták, és mind Lengyelországban maradtak. Engem nem tetováltak, akiket Németországba vittek, azokat nem tetoválták.

Természetesen reménykedtünk, hogy viszontlátjuk édesapámat, édesanyámat és a testvéremet. Nem is fordult meg a gondolatunkban, hogy őket kivégzik, elégetik. Amikor nekem valaki ezt mondta ott, a táborban, nem hittem. Auschwitzban volt egy francia orvos, egy ilyen Revierben, ami egy egészségügyi barakk volt. És az figyelmeztetett – volt, aki franciául beszélt vele –, hogy senki se jelentkezzen betegnek, mert akik betegnek jelentkeznek, azokat kivégzik, elégetik. S azt mondtam, hogy az hazugság, az nem lehetséges. És hogy nem hittem, lehet, ez tartott életben sokszor. Én csak akkor döbbentem rá, hogy ez igaz, amikor felszabadultunk. És még akkor is reméltem.

Volt több alkalom, amikor minket bezártak a barakkba. Hát egy néhány százan voltunk. Sültünk meg! A szomjasságtól szabályosan bolondultak meg az emberek. És azt mondják, hogy akkor zártak be a barakkba minket, amikor a nagy égetések történtek, mikor az összes kemencék működtek. Egy ilyen esetre emlékszem, amikor a szomszéd táborban – egy cigánytábor volt – öregek, gyerekek, asszonyok együtt voltak, és körülbelül 24 órára bezártak minket a barakkba. Akkor szedték össze a cigányokat és égették el. Mikor kikerültünk a levegőre, számlálásra, hogy megvagyunk-e, akkor láttuk, hogy a barakk üres. De mi nem tudtuk azt, hogy elégették őket. Ezt csak utólag tudtam meg, hogy tulajdonképpen ez történt.

Auschwitzban nagyon sokat éheztünk és szomjaztunk. Nem volt vízellátás sem. Nem tudom pontosan, vagy nyolc-tíz napot voltam, szóval nagyon nehéz körülmények között voltunk. Mikor már munkára jelentkeztünk, átvittek egy falat táplálék nélkül egy másik auschwitzi táborrészhez. Ott már naponta kaptunk enni. Dörgemizének neveztük, valami főtt répás étel volt, amit adtak. Talán magyarul neveztük el, mert minden volt benne. Volt, aki nem tudta megenni. Én például megettem két-három litret is. Elég nagy mennyiséget hoztak, mert ez egy feltápláló része volt a lágernek. Elkülönítették az embereket, feltáplálták, hogy munkára vigyék őket. Ez egy-két hétig tartott. Innen aztán vittek Buchenwaldba, Németországban, Weimartól két kilométerre van egy dombon.

Buchenwaldban nagyon jól meg volt szervezve a láger belső élete. Mind heftlingek voltak, tehát a foglyok voltak a felvigyázók. Nagyrészt német foglyok voltak, akik az 1934–1936-os években vagy 1938-ban kerültek a lágerbe különböző dolgokért: vagy mint kommunisták, vagy mint szocialisták, vagy mint hívők, vagy mint homoszexuálisok, vagy mint közönséges rablók, vagy mint a hadseregből szököttek, és őket is lágerbe tették. Mindeniknél megvolt a maga jelzése: piros, kék, lila, zöld… sokfajta háromszögű jelzésük volt, és azokat a mellükön viselték. Mi a számot, amit adtak, azt viseltük a mellünkön. És nekik is volt számuk, de nekik volt jelzésük is. Nekünk, azt hiszem, egy sárga jelzés volt. Már nem emlékszem, hogy a kabátra húztak sárga csíkot, vagy volt a szám mellett is valami jelzés. De úgy emlékszem, hogy nem volt nekünk, csak nekik volt a háromszögű jelzés. A téli kabátokon, azon voltak sárga csíkok festve. Egy csík vagy kettő, nem tudnám pontosan megmondani. Buchenwaldban nem dolgoztunk. Ott csak ettünk, tisztálkodtunk. A buchenwaldi belső rendszer higiénikus volt. A koszt, az ellátás az naponta megvolt rendesen. Persze a mennyiség az szűk volt, de mindenki megkapta azt a porciót, ami ki volt írva, amit ki kellett osztani. Ott, ha valaki lopott élelmet, az számolhatott azzal, hogy az életével játszik. Nem az SS-ek, hanem a belső rendőrség megtorolta. Az SS-ek csak akkor jöttek be a lágerbe, Buchenwaldba, amikor volt a napi számlálás. Akkor bejöttek, megszámlálták, és összehasonlították a létszámot.

Buchenwaldban már a tisztálkodás, a fertőtlenítés civilizáltabb módon történt. Ugyanazt a ruhát és a saját cipőnket kaptuk vissza, ami volt rajtunk, amit kaptunk ott, a táborban. Azt a csíkos ruhát, amit Auschwitzban kaptunk, azzal mentünk Buchenwaldba. A fertőtlenítésnél, a fürdőnél mindenki megjegyezte azt a ruhát, amelyik az övé volt, és azt vette vissza. De fertőtlenítették a ruhákat is. Buchenwaldban két-három hétig voltunk. Ott vettek számba minket, lefényképeztek, beszámoztak, hogy milyen számú heftlingek leszünk. Egy francia „Zelt-táborba” [Zelt-lágerbe] kerültünk. Ez egy hatalmas nagy vászonépület – Zelt németül vászon [A ’Zelt’ szó sátrat, sátorponyvát jelent. – A szerk.]. Hatalmas nagy vászon volt kihúzva, és egy néhány százan voltunk benne. Ott a franciák étkeztettek, de nem volt szabad elhagynunk azt a kis területet. Ott annyi étel volt, amennyit akartunk. Rendesen naponta kaptunk harminc-negyven deka kenyeret, kaptunk két és fél deka margarint, két és fél deka felvágottat vagy marmaládét, krumpli volt elegendő. Ez egy föltápláló tábor volt, mielőtt munkába kerülünk, hogy legyen erőnk dolgozni. Onnan vittek aztán Magdeburgba.

Magdeburg egy külön munka-kommandó volt. Azt hiszem, ezret vittek oda. Nyilvánvaló volt, hogy építőmunkára jelentkeztünk, és mindenkit odavittek, akiket Auschwitzból Buchenwaldba vittek. S akkor megkérdezték, hogy van-e közöttünk festő. Mindenkit számba vettek, s nagyon szigorú beszédeket tartottak, hogy milyen a lágerben a szabály, s aki nem tartja be, az számolhat azzal, hogy nagyon kegyetlenül elbánnak vele, vagy kivégzik. Beosztottak a barakkokba. Mi, marosvásárhelyiek vagy negyvenen voltunk. Háromemeletes priccses ágyak voltak. Én egy szerencsés helyzetben voltam: a szakmámban dolgoztam mint szobafestő-mázoló – nem emlékszem pontosan, lehet, egy-két hónapig. Ez az időszak volt a legnehezebb a foglyoknak, mert nagyon szigorúan kellett dolgozni, verték, hajtották őket. Én meg bent, a barakkok és az SS laktanya festésével foglalkoztam. Tehát nem voltam kitéve annak a sanyargatásnak, mint a többiek. Azonkívül az étkezésnél is előnyöm lehetett, mert a kondérokhoz, amikben kivitték az ételt és visszahozták a konyhához, oda tudtunk lopózni, és ami a kondér szélére lerakódott, azt az ujjunkkal kiszedtük. Amikor kinn voltak az emberek a munkán, akkor a belső lágervezetés nem volt szigorú.

Itt is hozták rendesen az ételt, háromszor naponta. Négy órakor kellett fölkelni, egészen öt óráig történt valamennyire a tisztálkodás, a szükségletek elvégzése. Kiosztottak reggel valamilyen kávét, cikóriakávé lehetett, talán egy fél liter, s akkor öt órakor indultak munkába. Körülbelül olyan négy-öt kilométeres út volt a gyár. Az elején én is benne voltam a csoportban, akik a gyárba mentünk, és az útépítésnél dolgoztunk. Az első időszakban kockaköveket hordtunk, a gyár épülete előtt az utat csináltuk. Délben, tizenkettő és egy között egyórás ebédszünet volt, amikor hozták ki az ételt. Egyfogásos étel volt, valami főtt étel. Volt benne egy-egy krumpli, volt benne néha egy-egy húscafat is. De meleg leveses étel volt. Hat órakor befejeztük a munkát, hét-fél nyolc felé érkeztünk be a lágerbe, s akkor megint adtak egy kávét vagy valamilyen folyadékot. És kiadták az esti adagot: vagy negyven deka kenyeret – fekete kenyér volt, de nagyon súlyos kenyér volt. Akkor adtak két és fél deka margarint, két és fél deka szalámifélét, volt, amikor nem szalámi volt, hanem marmaládé.

Gyönyörű nagy műbenzin gyár volt, ahol dolgoztunk. Kokszból csinálták a benzint, valószínű, hogy repülőbenzin volt ez. Azután egy jó néhány hétig dolgoztam mint szobafestő-mázoló a lágerben. Azután megint visszakerültem, mikor befejeztük a munkákat, de akkor volt egy hatalmas nagy bombatámadás. Az egész gyárat lebombázták. Nyár volt még, egy-két hónappal azután, hogy odakerültünk. Akkor átcsoportosították az embereket az utaknak a szabaddá tétele és a lebombázott részeknek az újraépítése között. De aztán minden éjszaka bombáztak. Az első bombázás az nappal volt, szörnyű egy bombázás, amikor rengeteg ember meghalt. Akkor a civil munkásokat kivitték a gyárból. Minket nem vittek ki. Sok ember meghalt közülünk, de nemcsak közülünk, hanem az SS-ek közül is, akik vigyáztak ránk. S azután aztán, mikor voltak a légiriadók, akkor kivittek minket is a mezőre. Én jelentkeztem éjszakai munkára, és sok hónapon keresztül csak éjszaka dolgoztam. Bunkerépítésnél dolgoztunk, hatalmas bunkereket építettek, és oda akarták betelepíteni a gyár fontosabb részeit. 1944. júliustól 1945. februárig ott dolgoztam.

Elég későn, 1944 nyarának végén hoztak még oda Pestről ezer embert, és lefogytunk körülbelül négyszázra. Ezeket nem tudom, ha keresztülmentek Auschwitzon. Elgyengültek, elpusztultak. Főleg a magyarok nem bírták ott azt az éghajlatot, se a vizet. Akiket Pesten szedtek össze, azok sokkal hamarabb elpusztultak, mint az erdélyiek. Ahogy megérkeztek, mind hasmenést kaptak, dizintériában, hasfertőzésben pusztultak el.

Buchenwaldban 1945. februártól dolgoztam még kőbányában majdnem áprilisig. Hát voltak, akik a kőkitermeléssel foglalkoztak, mi a kőbányából gyalogszekérrel behúztuk a lágerbe a köveket – mi raktuk meg a szekeret, és mi húztuk be a lágerbe, ahol szintén csomókba összeraktuk a követ, ez volt a munkánk. A barakképítésre használták a követ.
1945 áprilisában visszavittek Buchenwaldba, mert már nem voltunk munkaképesek. Mindenki legyengült. És valószínűnek tartom, hogy az üzem, amelyik minket alkalmazott, annak már nem voltunk hasznosak.

A felszabadulás előtt körülbelül egy héttel vagy tíz nappal ki volt hirdetve, hogy a zsidók külön jelentkezzenek. Vegyesen voltunk a barakkokban: ukránok és lengyelek és különböző nemzetiségűek. A barakkom előtt, ahol én voltam, volt egy emeletes kőépület, és felsorakoztunk az épület előtt, jöttek az SS-ek, megszámoltak, és elindították ki a lágeren kívülre a transzportot. Én rosszat sejtettem, és meglógtam a transzportból. Bebújtam egy pincébe, ott is észrevettek az SS-ek, akik hátramaradtak, és kiszedtek a pincéből. Hát persze, hogy tapostak, vertek, mert nem akartam menni. Két kezemet fogták, és húztak az SS-ek a földön. Amíg lett egy riadó. S akkor az SS-ek otthagytak engemet a földön, ők meg kiszaladtak a lágeren kívül. Valószínű, hogy mindegyiknek megvolt, hogy amikor a riadók vannak, akkor megvolt a helyük, az őrsük. Így tértem vissza a blokkba, s akkor egy német fiú bújtatott el engemet. De nem jöttek még egyszer kutatni. Azokat a zsidókat, akiket elvittek, néhány nap után visszaengedték, de nem tudtam megmagyarázni magamnak, hogy miért.

Egy-két nap után aztán elkezdték a lágernek a kiürítését, nem egyszerre az egészet, külön vették a barakksorokat, s abból a blokkból mindenkit. Valószínű, hogy elhatározták az egész lágernek a kiürítését. Ki volt adva, hogy sorakozó, s a blokkok előtt megjelentek az SS-ek, s azok hajtottak kifelé. Ez már egy általános kihajtás volt, nemcsak a zsidókat érintette. Viszont volt egy megegyezés a belső rendőrség és az SS-ek között, hogy nem tudom, tíz- vagy húszezer embert vigyenek ki, és a többit hagyják ottan a lágerben. A belső rendőrség egy kordont csinált, tehát megfogták egymás kezét, amelyik biztosította, hogy ne lógjanak ki az emberek a sorból. Ilyen megegyezés volt, ahogy hallottam utólag. Én persze hogy kilógtam, nem mentem a transzportba. A belső rendőrök nem dolgoztak, ők tartották fenn a belső rendet. Körülbelül hat napig tartottak a transzportok, és mindig sikerült nekem meglógni és elbújni. A végén a gyereklágerbe bújtam el, mert azt mondták, hogy azt nem viszik el. És amikor látták a belső rendőrök, hogy most már mindenkit el akarnak vinni, mindenkit hajtottak ki, biztatták az embereket, hogy mindenki feküdjön le a földre a számlálótéren – óriási tér volt ez. Lefeküdtünk. És az SS-ek, akik hajtottak, már nem tudtak semmit csinálni. Nem fogtak neki lövöldözni, de ütötték, verték az embereket, hogy „los”. Mindenki lefeküdt, mintha beteg vagy halott volna. Akkor már az amerikaiak nagyon közel voltak, amikor az embereket vitték ki a lágerből. És persze minden délelőtt megjelent a riadó. Olyankor megint az SS-ek kiszaladtak a lágerből, mi vissza a barakkba. Hát ez lehetett körülbelül április 8-9-10-én.

A felszabadulás április 11-én volt. Ez volt a buchenwaldi tábor felszabadítása. Én már úgy össze voltam verve, hogy már nem érdekelt semmi sem. A láger hátsó részénél volt a mi épületünk, s amikor bejött az első tank, én épp az ablakon néztem ki. A lengyelek nagyon féltek, hogy nehogy belőjenek vagy felrobbantsák, és nagyon ütöttek engemet, hogy ne álljak az ablaknál, ne nézzek ki. De én láttam a műveleteket, ami történik, hogy a lágerből az emberek – ezek a rendőrök – szaladnak, mennek ki a láger külseje felé, és a drótkerítésre rakják rá a deszkákat, hogy tudjanak kimenni, és hogy az őrség, amely magasan volt, az őrszemek a bódékból nézik a térképeket és menekülnek el. Izgalmas dolgok voltak. S mondták, hogy na, bejöttek az amerikaiak. Kimentem és láttam, hogy aki fel tudott mászni, az felmászott az amerikai tankra, s a tankos csokoládékat vett ki a zsebéből, és adott csokoládét. Én megfordultam, bementem a barakkba s lefeküdtem, mert már annyira össze voltam törve, az éhségtől inkább.

Aztán tífuszba estem. És jó néhány hétig voltam kórházban. Mikor már feljavultam egy kicsit, és lábra tudtam állni, bementem a bódéba vizet inni, ahol a felcser, tehát az egészségügyi felügyelő volt. S az megvádolt engemet, hogy megfertőztem a vizet. Nem tudtam, hogy nem szabad inni, mert előttem többen mentek, és ittak vizet onnan, csak amikor jött a felcser, elszaladtak. De én nem tudtam, hogy miért szaladnak el. S az aztán megfélemlített, hogy nem ad több gyógyszert, s kimentem. Felépültem.

A testvéremről, Mihályról nem tudtam semmit. Őket [Krakkóból] Varsóba vitték. Állítólag Varsóban, amikor kiürítették a lágert az oroszok elől, akkor ott maradt száz ember, hogy a láger nyomát eltüntesse. S azt a száz embert beterelték egy barakkba, s felgyújtották a barakkot. Azok, akiket elhoztak onnan, azok mesélték Buchenwaldban.

Az volt a célja a lágervezetésnek, már az amerikai hatóságoknak, hogy az ifjak is és lehetőleg mindenki, menjenek nyugatra, mert a kommunizmus nem nekünk való, hogy a gyerekeket elkülönítik a szülőktől és külön nevelik, és csajkarendszert, kényszerrendszert vezet be a kommunizmus. A csajka egy ételhordóféle, a csajkarendszer azt jelenti, hogy közös konyhákban esznek, kantinban étkeznek és a családi élet szenved ezért. Az amerikai katonák vagy pedig az ottani francia vagy német hadifoglyok próbálták meggyőzni [az embereket], hogy ne jöjjenek vissza. Belső komitétek alakultak a magyar zsidóknak, lengyeleknek, oroszoknak, cseheknek, mindegyiknek országok szerint. Ezek valószínű, kapcsolatban voltak valamilyen katonai szervekkel vagy külső civil emberekkel, akik szervezték az embereknek a nyugatra szállítását. Mi meg tüntettünk, hogy engedjenek haza. Én nem hittem, amiket mondtak. Én haza akartam jönni. Reméltem, hogy valaki még hazajött. És kötődve éreztem Marosvásárhelyhez. Például mikor tüntettünk, megdobáltak a barakkokból, hogy miért akarunk hazamenni, hogy kommunisták vagyunk. Ott már különváltak, hogy kik hajoltak a kommunisták felé, vagy kik akartak Nyugatra menni.

Nekünk volt egy vezetőnk, egy Gyöngyössy nevezetű, egy budapesti illegális kommunista. Ő szervezte, hogy menjünk haza. Úgyhogy százan voltunk, akiket összegyűjtött és hazahozott. Adtak élelmet, három nyitott gépkocsit, és átvittek az orosz zónába. Az orosz zónában azt mondták, hogy letelepítenek [letesznek], elmennek benzint tankolni, s visszajönnek utánunk s hazavisznek. De otthagytak. Az oroszok mondták, hogy minket hazahoznak, de menjünk be a lágerbe. Ők is a lágerbe gyűjtötték össze a foglyokat, akik a lágerekből voltak. Ez a Gyöngyössy azt mondta, hogy mi már voltunk lágerben, még egyszer nem megyünk. S akkor mentünk faluról falura, rekviráltunk traktorokat, ami szállított minket. Sokat gyalogoltunk hazafele. Ott, ahol megszálltunk, a vezetőség fölvette a kapcsolatot a polgármesterekkel, s összegyűjtöttek élelmet és főztek nekünk a községekben. Németországban, Drezdában aztán hajóra ültünk az Elba-csatornán, s aztán eljutottunk egy vasúti csomóponthoz. Talán Csehországban volt már ez, mikor vasútra ülhettünk. Vagy két hét eltelt, amíg Budapestre értünk. Pestről vonattal jöttem haza. Ebben a transzportban voltak kolozsváriak, nagyváradiak, marosvásárhelyiek. Kolozsváriakból a Székely testvérekre emlékszem. Kapcsolatunk is volt velük aztán, később. Marosvásárhelyre az Adler testvérek, két fiútestvér, jöttek.

Hát megérkeztünk haza. Miután a családomat szétválasztották, 1945-ben csak én tértem vissza. Megszűnt minden családi kapcsolatom. Marosvásárhelyre kevés zsidó tért vissza. Akkor Marosvásárhelyen volt a szülészeti szanatórium, az át volt alakítva, és ott fogadták a hazaérkező deportáltakat, ahol elláttak ruhával, élelemmel. Egy-két hónapig voltunk ottan, aztán létrejött a deportáltak fiúotthona és a deportáltak lányotthona. Ott aztán egy évig el voltunk látva. Onnan indultunk az életnek: munkába, katonaságba. Az Arany János utcai lakásban minden ott volt, megvolt, de nem akartam visszamenni, nem tudom, miért. A házigazda ott lakott, és a fia is ott lakott az udvaron – nagyon rendes emberek voltak. A bútort elvittem onnan és odaajándékoztam egy fiatalembernek, aki nősült. Sokáig vártam vissza a testvéreket, azt, aki munkaszolgálatos volt, s a másikat, akit meg munkára vittek [Varsóba].

Mint festő kaptam munkahelyet, szintén egy zsidó mesternél. Volt egy Hirsch nevezetű szobafestő-mázoló mester, ahol dolgoztunk vagy nyolcan, tízen mint szobafestők. Volt más zsidó, például egy Köln nevezetű, szintén festőmester, több segéddel dolgozott. Például ott nem dolgoztak szombaton. Egy Votrnyk nevűnek volt vagy három zsidó inasa, s volt két zsidó segéd is, de ő magyar ember volt. Alkalmazott zsidókat az 1944-es időkben is, tehát a nehéz időkben. Akik zsidókat alkalmaztak, azok nem végezhettek állami munkát. De ő titokban tartotta, nem volt nyilvántartás róluk, nem volt munkaszerződés, de azért megbecsülte őket.

Keresztény környezetben dolgoztam és tanultam. Olyan társadalmi rendszer alakult ki, amelyik ateista volt. Természetesen helytelenül fogtam fel, én magam is azonosítottam magam az ateista hittel, anélkül, hogy különösen tanulmányoztam volna, csupán elfogadtam. Az akkori rendszer és az uralkodó párt egyenlőséget hirdetett, tudva, hogy nagyon nehéz körülmények között léteztünk mi, zsidók. Nem kellett lemondani a nemzetiségről, de nem volt vallásos nevelés.

Én szerettem egy zsidó leánkát, úgy hívták, Fényes Ilonka. A zsidó lányotthonban volt. Tetszett nekem ott is egy-két lány, de azok mind a módosabb fiúkhoz vagy az egyetemista fiúkhoz irányodtak, én meg egyszerű festő voltam, és nem jött ki a lépés. Ilonka azt mondta, hogy hozzám jönne, hogyha kimennék vele Palesztinába. De nem volt szándékom kimenni. Ez az egyik, a másik az, hogyha ilyen feltételt köt, akkor az nekem nem felel meg. Úgy éreztem, hogy azokat a jogokat, amik után én vágyok, tehát az egyenlőséget zsidó és nem zsidó között, azt itt megkapom, és a munkához való jogot hasonlóan megkapom. És nekem ifjúkoromban volt egy olyan ifjúsági környezetem, akik illegális kommunista ifjúsági szervezetekben vettek részt.

A feleségemmel, Bertával 1949-ben találkoztam. Az Ifjúmunkás Szövetségnél dolgoztam, ő Székelyudvarhelyen az UFDR-nél [Uniunea Femeilor Democrate din Romania], a Román Demokratikus Női Szervezetnél dolgozott, és elküldtek minket pártnevelő iskolába, három hónapra. S ott találkoztunk. Nem volt feltétel, hogy a feleségem zsidó legyen vagy más nemzetiségű. Abban az időben nemzetközi módon kezdtem gondolkozni – ha nem kötjük magunkat valamelyik valláshoz, akkor nem zavar senkit, hogy más nemzetiségű. És azt hiszem, hogy a feleségem is ugyanezt fogadta el, ahogy én gondolkoztam. Nem beszéltünk erről vele. Amikor házasságról került a szó, az apósom nem egyezett bele. Nem azért nem egyezett bele, mert zsidó vagyok, hanem mert féltek attól, hogy nehogy még egyszer tragédia legyen. Egyébként nagyon jó viszonyban voltunk. Hét testvére volt a feleségemnek: a legnagyobb Asztalos János, nővére Mátéfi Mariska, aztán jött Domokos, György, Irmus, aki Bucsi Sándorné volt a férje után, s akkor volt Gyula és Asztalos Lajcsi, aki él most is. Egyidős velem. Nagyon jól egyeztünk. [Györgyöt és Gyulát nem ismerte személyesen.] Volt egy kölcsönös tisztelet, egy kölcsönös bizalom. Ahogy közöttem és a feleségem között nem érződött a, mondjuk, a valláskülönbség, úgy a családban sem érződött.

1950 áprilisában házasodtunk össze. Nem volt vallásos esküvőnk, csak az állami, a városházánál eskettek össze. Székelyudvarhelyen házasodtunk össze, oda vittek, ott dolgoztunk az Ifjúmunkás Szövetségnél, és a feleségem szüleinél kaptunk egy szobát, s ott laktunk egy jó néhány hónapot. Szervezőtevékenységem volt ott: tagdíjak, tagkönyvek, tagok szervezése. Párttag voltam 1945-től. Mikor hazajöttem, voltak közel álló ismerőseim, akik a pártvezetésben voltak. És én közel álltam gondolatban, felfogásban a kommunista eszmékhez, és beiratkoztam a pártba. De ez nem volt feltétel az Ifjúmunkás Szövetségnél, párton kívüli is lehetett.

Tetszett, amit hirdettek: az emberek egyenlősége, minden vallási, nemzetiségi megkülönböztetés nélkül, a munkához, tanuláshoz való jog, az, hogy munkát biztosítanak az embereknek. Más volt persze, amit hirdettek, és más volt, amit megvalósítottak. Nem mondhatom, hogy kiábrándultam a felfogásomból, ellenben kiábrándultam a vezetőkből, akik egyet mondtak, és mást csináltak. 1951-ben engemet kizártak a pártból [lásd: párttisztogatás Romániában], azért, mert a nyugati zónában voltam. Amerikaiak szabadítottak fel, tehát nem megbízhatónak minősítettek engemet – ez volt az akkori sztálinista felfogás, hogy ezek árulók, elárulják a kommunista eszméket. Ez volt az első nagy csalódásom. Akkor egy másik nagy csalódásom az volt, hogy mindenkit bevettek a pártba. Voltak ott nyilasok is, voltak akik legionárok [lásd: legionárius] voltak, de eltagadták, nem tették be az életrajzba. De ha jelentette valaki, nem sokat foglalkoztak vele. Szóval, ilyenek voltak.

Én az 1960-as években hallottam, hogy Ceauşescu szélsőséges nacionalista [lásd: Nicolae Ceauşescu]. És beszélték, hogy nagyon törekvő és diktatórikus ember, aki nem fogja az országot helyére billenteni. De a felső vezetés választott, mi csak azt szavaztuk meg, amire kértek. Politizálni valamilyen mértékben politizáltunk, mert amikor valamilyen álláspontot kellett elfoglalni, akkor én a párt álláspontját foglaltam el, anélkül, hogy meg lettem volna győződve, hogy az helyes vagy helytelen. Pártgyűléseken vagy szakszervezeti gyűlésen feldolgoztak egy bizonyos anyagot, és azt meg kellett vitatni. Nem lehetett eltérni attól. Ha valaki az őszinte véleményét akarta mondani, az nem érvényesült. Havonta voltak ilyen gyűlések, de nem mindig jelentem meg, különösen az utolsó tíz évben, az 1980-as években, amikor már meguntuk a sok ígéretet, és hogy nem teljesítik. Az ellátás nagyon rossz volt, és bizalmatlanságot vittek be az emberek közé. Minden ember gyanítva volt, a Securitate mindenütt dominált, kellett félni tőlük. És vigyázni kellett arra, hogy mit mondanak [mondunk]. Ezek mind oda vezettek, hogy 1980 után már nem hittem magamnak sem, ha hozzászólok egy dologhoz, hogy valóban azt mondtam, amit érzek.

Kétszer volt felvonulás egy évben, május 1-jén és augusztus 23-án [lásd: 1944. augusztus 23.], amin részt vettünk. Azok mindig kellemes időtöltések voltak, amikor munkán kívül az összes kollégák együtt voltak, beszélgettünk. Azt, hogy a mikrofonba mit mondtak, sosem figyeltem. Mi beszéltünk a magunk problémáiról, a család problémáiról.

Közvetlen 1945 és 1949 között mint szobafestő dolgoztam a szakmámban. Aktivista csak másfél évig voltam az Ifjúmunkás Szövetségnél. Utána visszamentem a termelésbe. 1951 végén kezdtem el dolgozni az építkezési vállalatnál mint technikus, de a szakmámban. Akkor dolgoztam egy szövetkezetnél, ahol autófestéssel foglalkoztunk. 1957 után a fémipari üzemben, a Metalotechnicánál a gépeket festettük. És persze szobafestés-karbantartást is csináltam. Amíg dolgoztam, minden műszak után, amikor elvégeztem az üzemben a munkát, délutánra vállaltam mellékmunkákat: lakásfestés, autófestés, mikor mi került.

Tudom, hogy volt pártújságolvasás a vállalatoknál, de a termelő egységeknél nem volt ilyesmi. Legalábbis nem emlékszem, hogy lett volna. Voltak marxista órák a pártoktatás keretén belül, ahol a marxista tanítást propagálták, és részt kellett venni és kellett készülni. Én valószínű, hogy készültem valamennyire az elején, az első években, de az emberek nemigen készültek. 1970-től errefelé már nemigen hittük azt, amit tanítottak, amit propagáltak. Eljárogattunk az órákra, de nagyon nagy hallgatással zárult a legtöbb esetben. Az üzemben – beszélek a Metalotehnikáról – volt hely, ahol egy helyiséget jelöltek ki erre a célra. Megjelent a várostól egy propagandista, felolvasta az anyagot, amit neki fel kellett olvasni. Általában minden második szó abból állt, hogy dicsérte a kommunista pártot, hogy milyen ügyesen vezet, dicsérte a vezetőket, hogy milyen ügyesek, és milyen jók és milyen szentek, és ezt már nem tudtuk elhinni. Persze, ami jó volt, azt elfogadtuk. 1950-ig nagy lelkesedéssel vettem részt, hittem teljesen, de később, mint mindenki, eltávolodtam. Viszont meg tudtunk élni abból a munkából, amit végeztünk. Ami az élettörekvésemet illeti, én megvalósítottam azt, amire törekedtem. Érvényesültem a szakmámban, és meg voltam becsülve. Kivétel volt, amikor egy-egy ember zsidózott, kellemetlen volt, de ezeket általában pontra tették.

A legnagyobbik lányom Annuska 1951-ben született. Éva, a középső lányom 1953-ban, Zsuzsa 1954-ben. Nem tartottunk semmilyen vallási tradíciót a családban, de mind a három lányom tudta, hogy az édesapja zsidó. Tiszteltünk mindenkit, aki valamiben hitt, de mi magunk vallási hovatartozással nem foglalkoztunk. Nem foglalkoztunk, mondjuk, az első 10 vagy 20 évben [az 1960–1970-es években]. Nem voltak megkeresztelve a lányok. Zsidónak nem lehetett keresztelni, mert probléma lett volna. Akkor még nem is tudtam, hogy amúgy sem lehetett volna, mert az anyjuk nem zsidó. Hagytuk, hogy a gyerekek válasszák meg a nemzetiségüket, meggyőződésük szerint. Nem volt egy ifjúsági zsidó közösség Marosvásárhelyen. 1960–1962-ig a zsidó ifjúság, amelyik visszatért Auschwitzból, ők kivándoroltak Izraelbe [lásd: kivándorlási hullám Romániából a második világháború után]. Volt egy barátunk, Hermann-nak hívták, szintén két kislányuk volt, s általában azokkal barátkoztak a lányaink, de a nem zsidó ifjúsággal is barátkoztak, amikor iskolába kerültek.

Nálunk nem volt karácsonyfa, mi újévre állítottuk fel a téli fát. A feleségem másképpen gondolkozott, neki volt egy keresztény nevelése, amit felnőttkorig kapott. Nem volt kimondottan vallásos, de azért mégis voltak otthoni emlékei a karácsonnyal kapcsolatosan. Szívesen vette volna, hogy karácsonykor állítsunk fel karácsonyfát. De ez nem volt szokás a kommunista nevelési körben. Én másképpen gondolkoztam. Ez tartott körülbelül 1985-ig, aztán hagytam, díszítsenek fát, amikor akarják. Most már karácsonykor csinálják. Mindig kapok a szomszédból egy fát. Hát ebben az évben nem volt, a fát átadtam a lányoknak [a kisebbik lányának s a gyerekeinek], s oda [hozzájuk] mentünk át karácsonykor.

Amikor már a gyerekek megnőttek, akkor ők kezdtek foglalkozni, hogy tulajdonképpen milyen vallásúak. Romániában a keresztény tradíció az, hogy az apa után veszik a vallást, és így úgy nyilvánították, hogy ők zsidók. Viszont, amikor már barátok kerültek, akkor már nem hangsúlyozták, hogy zsidók, sőt, a nagyobbik lányom egy katolikus fiúhoz ment, és a fiúnak az anyja követelte a gyerekek megkeresztelését katolikusnak. A zsidó hit szerint, az anyja után veszik a vallási hozzátartozást, itt, Európában az apa után veszik. Viszont vannak vallásos kivételek, ahol például katolikusok, követelést állítanak fel, s úgy történt, hogy az unokáim a nagyobbik lányomtól, azok katolikusnak voltak keresztelve.

Nem voltam templomba járó, de ha megkérdezték, vállaltam, hogy nemzetiségem zsidó. De mint vallás, hogy ortodox vagyok vagy neológ, vagy milyen valláshoz tartozom, ez nem volt soha megbeszélve a családban. Nagyon későn kezdtem járni a zsinagógába, körülbelül 1973-ban, 1974-ben. Úgy kezdődött, hogy a középső lányom Iaşiba ment egyetemre. És hogy tudjon az ottani zsidó kantinban kosztozni – mert nagyon előnyös áron lehetett kosztozni, és jó koszt volt –, beíratott engemet a marosvásárhelyi zsidó hitközséghez, s onnan adtak igazolást, hogy zsidó eredetű. Addig nem voltam beiratkozva, tehát nem voltam tagja. Nem emlékszem pontosan, de azt hiszem, 1971–1972-ben voltak ezek az évek. Akkor éppen Scheiner Aladár volt az elnök. Nem jártam istentiszteletre, de Hanuka alkalmával elmentem, vagy ha jött vendégségbe valaki és tartott beszédet a zsinagógában, vagy a főrabbi [lásd: Moses Rosen] jelent meg, akkor elment az egész család.

Éva, a középső lányom Iaşiban fogorvosira járt, az egyetemen főleg román közösségben volt. Ott találkozhatott zsidó kollégákkal, és onnan tudhatott a helyi kantinról. A zsidó kantinban olcsón lehetett kosztozni, tehát a lányomnak érdeke is volt, hogy annak vallja magát. Az ifjúk, akik ott étkeztek a kantinban, beszervezték a lányomat a kórusukba, ahol ivrit énekeket tanultak. Iaşiban került kapcsolatba a cionista mozgalommal. 1984-ben ment ki Izraelbe, Askelonba. Ott a szakmájában dolgozik, van fogorvosi kabinetje [rendelője]. Évának második férje van most. Még az egyetemi évek alatt összeházasodtak az első férjével, akit Tocaciu Dannak hívtak, egy román fiú. Mikor Éva kikerült az egyetemről, az első férje még egyetemista maradt. A lányomat egy Duna menti faluba helyezték. Közben született egy gyerekük, úgy hívják, hogy Tocaciu Mircea Alin. Aztán összebarátkozott egy orvos kollégájával, elvált az első férjétől, és összeházasodtak, attól is van egy gyermeke, Antohe Rudika, és úgy mentek ki Izraelbe. Itt hagyta az első gyerekét a férjénél. A második gyereknek utánam adták a nevét, habár a zsidóknál nem szokás, hogy élő emberek után adjanak nevet; de hát ezt ők nem tudták, a vejem sem, talán a lányom sem. Évával tartottuk a kapcsolatot, leveleztünk. Minden levelet megkaptunk, nem volt semmi problémánk, és nem is tartottam tőle, hogy legyen valami. Azelőtt is leveleztem Izraelből egy unokatestvéremmel, Szegál Bertával – az ő anyja testvére volt az én apámnak.

Annuska, a nagyobbik tanítóképzőbe járt itt, Marosvásárhelyen, több székely gyerekkel járt egy osztályba, lehet ezért is inkább magyarnak tartotta magát, a másik két lányunk zsidónak. Azután zeneelméletet tanult Kolozsváron. Fodor Albert volt a férje, egy szatmári hegedűművész. Versenyvizsga volt a temesvári filharmóniánál, szükség volt egy zenemesterre, s fölvették. Akkor átköltöztek Temesvárra, s ott laktak. Akkor a lányom a színháznál dolgozott mint súgó. Az egyik gyereke 1977-ben, a másik 1980-ban született. Rövid idő után a férje tüdőrákban meghalt. Amíg a férje élt, a katolikus vallás fele vonzódott, de azért voltak zsidó barátai a társaságukban. Miután megözvegyült, felvette a kapcsolatot az ottani hitközséggel, a gyerekei részt vettek a kórusban, különböző ünnepélyeken szerepelnek. A nagyobbik unokám ivrit verseket is szokott mondani, és ivritül énekelt. Körülbelül 1986–1987-ben jártak ivrit nyelvet tanulni, volt egy tizenöt-húsz fős gyerekcsoport, aki járt Talmud-Tórára. Személyesen Neumann rabbi tanította őket, nemcsak ivritet, de vallást is tanított nekik párhuzamosan. Egyedül volt a lányom, nehezen tudott kijönni anyagilag. Ez már az 1980-as években volt, akkor voltak a nagy nehézségek az élelmiszer-ellátásban, és akkor érlelődött meg benne az alijázás. Így mentek ki aztán. Akkor már kint volt a középső lányom, Éva Izraelben. Nem tudom, ha biztatta Éva Annuskát, hogy menjen ki Izraelbe, de az érdekes az, hogy Annuskáék, mikor kimentek, mind betértek a zsidó vallásba. Ők is Askelonba mentek, egy városban él a két testvér. Annuska zenetanárnő, most nincs férje. Özvegy maradt, és nem ment többet férjhez. A lányok már nagyok. Az egyik zenét tanult Jeruzsálemben, oboázik, és most Németországban folytatja a tanulmányait. A másik számítógépes technikumot végzett, s abban a szakmában dolgozik. Férjhez ment, a férje, Turgeman Joszi marokkói származású, nagyon vallásos ember, ortodox, az unokám is nagyon vallásos lett. Hosszú ruhát visel az unokám, a férj rendesen öltözik, mint a férfiak, nincs pájesze, nincs szakálla, de még otthon is csak kipával jár. Tartják a szombatot, de nemcsak a szombatot, hanem majdnem naponta eljár a templomba a férje. Gépészmérnökit végzett, de nem kapott munkát. Most nem tudom, mit dolgozik. Van egy lányuk, tehát nekünk dédunokánk.

Zsuzsa, a kisebbik lányom az Építészeti Líceumba járt itt, Marosvásárhelyen, és mikor befejezte, Kolozsvárra ment, almérnökit végzett, épületbelső-szerelési munkálatokat tanult – a villamosság, a vezetékek, a ventilláció, ezeket a dolgokat. A volt férjével líceumtársak voltak, és úgy ismerkedtek meg, s amikor végzett a lányom, akkor ment férjhez hozzá. Az nem volt baj, hogy zsidó a lányom. Habár a fiúnak a nagyszülei nagyon sokat apropóztak, hogy keresztelkedjen meg, de a lányom nem állt neki, hogy megkeresztelkedjen. Nem keresztelte meg a gyerekeket sem. Két lánya van: Zsófia és Orsolya. A lányom volt látogatóban Izraelben, azt hiszem, hogy a forradalom után közvetlenül [lásd: az 1989-es romániai forradalom] és annyira szerelmes lett Izraelbe, hogy hazajött, hogy készülnek, és mennek. De a fiúnak a szülei nem egyeztek bele, mert egyetlen fiuk. Ebből kifolyólag aztán voltak viták, és lehet, hogy ez is oka volt az elhidegülésüknek, ami volt közöttük, hogy a lányom szeretett volna menni, és a férje nem. De a fiú már akkor elkajtárkodott, s durváskodott. A lányom elvált tőle. Zsuzsa a válás után már nem akart egyedül kimenni. Egyedül, két gyerekkel nehéz megbirkózni ott is. Az unokáim, Zsófika most 18 éves, tehát 1987-ben született, képzőművészeti líceumba jár, és a festészetet ölelte fel. Orsika 1990-ben született, most hetedik osztályos, nagyon jól tanul, nagyon szorgalmas.

A feleségem 1984-ben vonult nyugdíjba, én 1985-ben. Berta gépelőnő volt a helyi újságnál, a „Vörös Zászló”-nál. 54 éves volt, amikor nyugdíjba vonult. Akkor már volt nálunk két unoka, akit kellett nevelni, akikkel kellett foglalkozni. Mert a nagyobbik lányomnak a gyerekei árván maradtak, nem tudta rendezni mind a kettőt, s akkor az egyiket mi rendeztük, addig, amíg iskolába került. Úgyszintén a középső lányomnak a kisfiát is. Amíg elmentek Izraelbe, addig itt voltak, nálunk. Tehát a feleségem általában a házimunkával és a gyerekneveléssel foglalkozott.

Legelőször 1986-ban voltunk Izraelben, ketten a feleségemmel. Akkor Évánál voltunk. Nem volt problémánk a kommunizmus alatt, könnyen adtak engedélyt a kiutazásra, s olcsó is volt. Beadtuk a kérvényt, és nem tudom, mennyi idő alatt adták meg, de megadták. Itt volt a lakás, itt volt két lányunk, s valószínűleg ezért nem tették föl a kérdést, hogy visszajövünk-e vagy nem. Anna utána ment ki, 1987-ben. 1986-ban, amikor Izraelben voltunk, akkor még ő Temesváron volt. Azóta többször jártam Izraelben. Voltam aztán 1990-ben, 1991-ben. 1994-ben felvettem az izraeli állampolgárságot is, s akkor hosszabb ideig ültem ott, vagy négy-öt évet, úgyhogy évente csak két-három hónapra jöttem haza. Ott dolgoztam a szakmámban. Berta volt, amikor eljött látogatni, volt, amikor nem. De én minden évben hazajöttem június és október között. Ez inkább az anyagiak miatt nagyon jól jött, ezért is döntöttem így, de élveztem, hogy jó festékekkel lehetett dolgozni ott. És úgy örvendtek a munkámnak! Többségük erdélyiek s főleg marosvásárhelyiek voltak, akiknek dolgoztam. Nagyon jól éreztem magam ott. Mindenütt úgy voltam, mint a családban. Ott kosztoztam, és legtöbb helyen ott is aludtam, ahol dolgoztam. Vándoroltam az országban, autóval szállították nekem a szerszámokat. A kuncsaftok egymást ajánlták, versenyeztek egymással, hogy kihez menjek hamarább. Volt egy nagyon jó marosvásárhelyi barátom, Kovács Bandi, aki nagyon sokat segített azoknál a munkáknál főleg, ahol nem tudtam beszélni velük. Azok lengyel vagy marokkói eredetűek voltak. Az igazság az, hogy kevés időm volt látogatásokat eszközölni. Ha nem dolgoztam, általában a rokonoknál, a lányaimnál laktam, de főleg Évánál – nagyobb a lakásuk, több hely volt nála. Ők vittek a sós tengerhez, a Holt-tengerhez. És jártam Tel- Avivban, Haifán.

Most minden az unokák és az emlékek körül van. Igyekszünk egymásnak segíteni, mert a két unoka, Zsuzsának a gyerekei, itt van reggeltől estig. Anyagilag is, ellátásban is mi segítünk nekik. Van egy kis kertem, amit tudok rendezni, van egy kis pince, ahol kicsi bort csinálok. Mostanában már nem festek; körülbelül 1996-ig, 1998-ig dolgoztam, vállaltam munkát itt is, de utóbb inkább Izraelben.

Az utolsó, mondjuk, tíz éve majdnem rendszeresen járok szombaton az imádkozásra a hitközséghez. Én magam továbbra sem vagyok vallásos, nem imádkozom, de viszont úgy érzem, hogy ide tartozom. És a hitközségnek szüksége van minden ép kezű, ép lábú emberre, hogy elmenjen, részt vegyen az imádkozáson, mert nehezen hoznak össze tíz embert, és tíz ember nélkül nem tudják megtartani a minjent [minjánt]. Az utóbbi években megfordult: 9 hónapot vagyok itthon, és csak két-három hónapot vagyok Izraelben. Ebben az időszakban, amikor itthon vagyok, rendszeresen megyek a templomba. Ünnepnapokon is mindig elmegyek. Az a benyomásom, hogy ezek az emberek, akik vezetik a hitközséget, azok önfeláldozással végzik a munkájukat a marosvásárhelyi zsidóság érdekében, hogy tartsák össze a zsidóságot, és ebből nem akarok kimaradni.

Mind a két unokám szívesen eljön a zsinagógába, mikor ünnepélyek vannak. El szoktunk menni a pészahi vacsorára, széderestére. Kétszer voltak Magyarországon, Szarvason, ilyen zsidó ifjúsági táborban; a nagyobbik, ő többször részt vesz ifjúsági találkozókon is. A nagyobbik most is megy Temesvárra, van valamilyen cionista ifjúsági találkozó. És nem beszéli meg velünk, hogy menjen vagy ne menjen, hanem ő érdeklődik, saját akaratából megy. Még nem vetődik fel az a probléma, hogy kimegy-e Izraelbe, még nem aktuális. Mindegyik lányunknál, mikor elvégezték az egyetemet és kezdtek dolgozni, csak akkor vetődik ez fel. Tudniillik, mégis a szocialista rendszerben voltak olyan előnyök, hogy könnyebben tanulhattak a lányok, ösztöndíjat kaptak, nem volt nehéz az eltartásuk, a fenntartásuk az egyetemen, de most nehezebb. Most a nagytatájuk gyűjtött egy kicsi pénzt, amíg kint dolgozott Izraelben, s ezt most az unokákra szép lassan költi el. Nagyon sokat kell segíteni. A lányom egyedül, a munkájából nagyon szegényesen tudna élni. Mint minden más ember, valahogy megélne, de csak valahogy. Négymillió lejből, hogy kétmillió lejt fizessen lakásfenntartást, iskoláztatást, nem megy. Így mikor valami probléma van az iskoláztatással, akkor legalább nyolcvan százalékban mi fedezzük ezeket a kiadásokat.
 

Tomas Stern

Tomas Stern
Bratislava
Slovakia

My great-grandfather Adolf Stern was born on 28th February 1871 in Humenne,
the son of Moric Stern [1840-1922] and Helena or Leni Stern, nee Gutman
[1843-?]. He had five sisters and four brothers. Some of them died very
young.

 

Family background">Family background

Humenne is a small city in Eastern Slovakia. At the end of the 19th century
the Jews made up almost half of the city population. In 1930 there were
still some 1,800 Jews. The Stern family moved to Humenne at the end of the
18th century [according to Humenne district records in 1778] from Vilnius
[today Lithuania]. His name was Abraham Stern. He was a small merchant and
the grandfather of Moric Stern. About Moric Stern - his Jewish name was
Moses - I only know that he was the roshekol [head] of the local Jewish
community for many years. Later his son Adolf Stern [1871-1934] moved to
Opava. Opava is a city at the Czech-Polish border. They moved there either
because of some work opportunity or because they had some family there.
Then he lived for some time in Budapest and Vienna. In Budapest he studied
at the Academy of Commerce and later he worked as the director of the
Hungarian Trade and Lot Bank in Bratislava.

Moric Stern was the head of the Jewish Community in Humenne. The family
strictly observed Jewish traditions. In spite of this, his son Adolf Stern
studied in Vienna and became a progressive liberal. Along with Count
Richard Coudehove-Kalergi, he participated in the founding of Paneurope and
he was a member of its committee. Paneurope was the predecessor of the
later EU. Its idea is and always has been a united Europe. Adolf was a
member of the town commission for foreigners, a member of the Trade and
Industry Chamber and the member of the Paneurope Committee, about which he
held several lectures in Bratislava and in the country.

Adolf Stern got married in 1902, to Elizabeth Sternova, nee Willheim, who
was born in 1873 and died in 1959 in Great Britain. She left Slovakia after
the war. Her daughter Adriana Brodyova, nee Sternova, had left for Britain
with her husband earlier, in 1939. Her grandmother Antonia Bobretzky von
Arvenau [1781-1862] came from a Jewish-Polish noble family. Antonia's
sister Therese [1798-1886] married into the famous Jewish noble family of
Guttman. She was the grandmother of Elisabeth Guttman [1875-1947], whose
second husband was Prince Francis I of Liechtenstein [1853-1938]. It is
well known that she lived openly as a Jew in Liechtenstein, as the widow of
the late Prince even during World War II! One of her sisters, Rosalia,
married Markis Robert Fitzjames a direct descendent of the English King
Jacob II. Therese was a cousin of Elisabeth Willheim.

My great-grandparent's first-born son bled to death during his
circumcision. Then a daughter, Adriana, whom I mentioned before, was born
and the next son was Helmut Stern, my grandfather, born in 1906. My
grandfather escaped circumcision due to his father's decision and fear. His
father's decision saved his life during the Holocaust. He was captured with
his family in Hlohovec by Slovak guards 1 in order to be deported. As
soon as my grandfather proved that he wasn't circumcised and thus not
Jewish, he was free.

In 1896 Adolf Stern wrote a book entitled Tozsde keletkezese es annak
jelentosege [The creation of the stock market and its significance]. This
was a book about the stock market and apart from that he was the author of
many articles published in Hungarian, Slovak and German journals. He was
interested in sociology, he was a specialist in water transport, and in
1933 he wrote a very interesting book entitled Loesung des
Arbeitslosenproblems [Solution of the unemployment problem], which received
a sympathetic response in the journals of Central Europe. He also had many
lectures about his book broadcast on Bratislava Radio.

I would like to add that he regularly corresponded with several important
personalities of the period, namely with Sigrid Undset 2, Nobel Prize
winner in literature, and Gustav Streseman, Chancellor of the Weimar
Republic. Adolf died in Bratislava on 9th November 1934.

My grandfather, Helmut Stern, was born in Opava, when my great-grandfather
was working there. My grandfather attended the Czechoslovak State Trade
Academy in Bratislava from 1922-23. At least two thirds of the students
were of Jewish origin. The only person still alive from his class is Mr.
Marcel Kucera, who is about 90 now. After the war my grandfather worked as
an accountant. Later, due to his illness, he had to retire. He died in
1995.

He married Johanna Brodyova, born in 1903. She was called Janka in the
family. I have a very nice picture of them taken on a holiday in the Alps.
My grandfather, who was deeply devoted to Janka, cut out a miniature
portrait of her and stuck it to a portrait of my grandmother, just where
her heart is. My grandmother comes from Hlohovec, Western Slovakia, and my
grandfather Helmut Stern was born in Opava, Moravia, but the whole family
lived in Humenne, Eastern Slovakia.

My grandmother's family was one of the oldest families of Hlohovec.
Hlohovec is a small town some 50 kilometers from Bratislava. Its Jewish
community dates back to medieval times. Before the war some 1,000 Jews
lived in Hlohovec. My great-grandmother, Sofia Brodyova, nee Quitt, was
born in 1863 and died in 1923. Her husband was Jakob Brody [1861-1932],
who, as far as I know, owned a pub in Hlohovec. Their children were Jeno,
Katy, Bela, Viliam, Melania, Henrich, Ignac, Marcus and my grandmother
Janka.

An interesting fact was that two Brody siblings, Janka Brodyova and Viliam
Brody married two siblings of the Stern family in a mutual wedding. Viliam
married Adriana and Janka married my grandfather Helmut.

From 1917-1918, Viliam Brody attended Pozsonyi felso kereskedelmi iskola
[Academy of Commerce] in Bratislava. Most of the students were again of
Jewish origin.

Adriana spoke eleven languages fluently. In 1939 she left with her husband
for Great Britain (after my granduncle protected an old Jew beaten by
members of the Hlinka guards - he was a handsome tall man), where she was a
lecturer at university. Here she was a teacher at the secondary school on
Grosslingova Street in Bratislava. Adriana's life dream was to go on a
voyage on the river Rhine, and she did, and during this voyage she had a
heart attack and died. Viliam Brody established a small firm for typing
machines which later became a part of IBM. He died in Oxford in 1995. They
didn't have children.

Ignac Brody worked as a lawyer and left for Great Britain. He was famous
for his musical talent; he played the violin very well. He worked in the
emergency health service as simple medical assistant.

Marcus or Marci Brody, my grandmother's brother, graduated in 1907 in
Budapest and became a well-known lawyer in Bratislava. He is the only one
in our family to be buried in a Catholic cemetery because he married a
Catholic woman. He never converted and they had no children. He was the
only one in our family to be buried in a Catholic cemetery, called St.
Martin's cemetery in Bratislava, next to the Manderla grave.

The family traveled quite a bit. In 1921, they were on a holiday on the
northern coast of Germany, and in August 1923, my grandfather and his
friends were photographed in Karlsbad 3.

My father Juraj Stern was born during the war, in 1940, in Bratislava. Two
years later his brother Andrej, or Bandy, was born in Humenne, where the
family was hiding. He died on 16th August 1945 of an infection. During the
greater part of the war the family was hidden in Hlohovec by a Christian
family.

In 1941 my grandfather, his wife and his mother left for Michalovce, where
his family came from. My grandfather was living with false documents and a
false birth certificate that were provided by a Greek catholic priest. His
identity was disclosed soon, but he managed to escape and hide. He was
hiding in a flat in which only a thin wall separated him from one of the
high Nazi officers living next door. He had to live without moving around
too much and during that time he was able to learn to play chess, solve
various puzzles, and gain skills in high mathematics. After the war he was
able to surprise a number of his colleagues by the depth of his knowledge
that he gained during the six weeks of hiding.

There is another experience connected with Michalovce. My grandfather was
captured by Hlinka guards, but he realized that if he wanted to survive he
had to escape. He sent a message to my grandmother telling her how to get
him out by pretending to be a Red Cross employee carrying food baskets. She
was able to get in with a Red Cross crew and smuggle him out. Then they
were hiding in Hlohovec, where my grandmother was born. She told me one
story: when the family stayed in Hlohovec, she tried to go out to get some
food. She met a classmate of hers, who looked at her with surprise and
asked, 'How come you are still here?' This memory was very painful for my
grandmother even after the war. My family spent the last weeks of the war
in forests hiding in a potato pit.

In spite of the fact that my father was only four at that time, he vividly
remembers a few dramatic situations from that time and until now he cannot
suppress emotions connected with those moments. He also appreciated some
Slovak farmers who were courageous enough to hide Jewish families. The one
who provided shelter to them came back from the U.S. where he had worked in
mines. There he developed a rather positive attitude towards Jewish people.
He hid them in a small room and supplied them with food. During the raids
of Hlinka guards and Nazi soldiers, he hid them in a deep potato pit and
covered them with potatoes and wood. On one occasion, my father was
separated from his parents and hidden in a stable crib for a week. He
couldn't cry or shout but had to be absolutely quiet. He got something to
eat and drink several times a day. This resulted in his nervous stutter,
which he overcame only many years after the war.

Post-war">Post-war

It happened so that none of my family was deported to a concentration camp.
They either emigrated, or were hidden, or were able to escape under
circumstances close to a miracle. When my grandparents came back to their
house they were welcomed by the people, who had taken over their house,
with the disappointed question, 'You have returned?!'

My grandfather worked as an accountant with Pravda newspaper, but in the
1950s he was kicked out, accused of being a Zionist. My grandmother worked
at home.

My father wasn't able to study at university because of his 'bourgeois
family history'. He wanted to study archeology, but wasn't accepted during
the 1950s. Then he finished a vocational typographic school and became a
newspaper typesetter. Later, in the 1960s, the situation changed and he was
allowed to study at the Faculty of Economics.

Almost thirty years later he became head of the Faculty of Economics, which
has meanwhile become an independent university; the third biggest in
Slovakia. He still teaches there and is still involved both in the economic
and political life of the country.

My father married my mother Zuzana Sternova, nee Zimkova, born in 1947. She
comes from an Orthodox Jewish family from Nitra, which was a big Jewish
center before the war. Almost 10,000 Jews lived in the city and
surroundings.

Glossary">Glossary

1 Slovak guards

2 Undset, Sigrid (1882-1949)

Norwegian novelist, best known for her
novels on life in Scandinavia in the Middle Ages. Her works of the modern
era deal with social and psychological problems, and her conversion to
Roman Catholicism in 1924 is reflected in her fiction as well as in studies
such as 'Saga of Saints' (1934). She was awarded the Nobel Prize in
literature in 1928.

3 Karlsbad (Czech name

Karlovy Vary): The most famous Bohemian spa,
named after Bohemian King Charles (Karel) IV, who allegedly found the
springs during a hunting expedition in 1358. It was one of the most popular
resorts among the royalty and aristocracy in Europe for centuries.

Gizela Fudem

Gizela Fudem
Wroclaw
Poland
Interviewer: Jakub Rajchman
Date of interview: December 2004

Mrs. Gizela Fudem has been blessed with incredible memory. During our three meetings in her house in Wroclaw she not only described her closer and more distant family with great details, but she was also able to convey the atmosphere of pre-war Jewish Tarnow with its colorfulness and variety. Mrs. Fudem remembers in details holiday customs of her childhood home. Since 1947 she's been a wife to Mr. Leon Fudem, who is five years older than she is. Mr. Fudem is Jewish as well. That's a fairly uncommon social situation in Poland in 2005. Today, both of them old and ill, they often talk about their only daughter who lives in the USA. Mrs. Fudem has told her Holocaust story several times to newspapers and to Polish and international organizations. In our conversation she goes back to her childhood which is deeply emotional to her. A few weeks after the interview Mrs. Fudem's husband, Mr. Leon Fudem, passed away.

My family background
My parents
Growing up
My school years
The Jewish history in Tarnow
During the war
My escape from the ghetto
From Plaszow to Auschwitz
Bergen-Belsen
After the liberation
Married life
My daughter Barbara
Post-war events
Glossary

My family background

My name is Gizela Fudem, my maiden name is Grunberg. I was born on 24th November 1924 in Tarnow. I lived in Tarnow before the war and for the first two years of the war. When it comes to my siblings, I had a brother - Mojzesz - four years younger than me, and a sister - Tauba - older than me, also by four years. I come from a religious family, even very religious, my father was a pious Jew with a beard, and never tolerated anything that wasn't kosher.

My father's family came from the Kielce region, from the town of Stopnica [50 km from Tarnow]. I remember both Grandpa and Grandma. Grandma's name was Bajla or Bela Rywka, and Grandpa was Szmul. And my father was Josef, Josef Nechemiasz. Grandpa was killed during World War II, and Grandma died during that war, because she was sick. My grandparents were religious, Grandma used to wear a wig, and Grandpa - a hat that Jews used to wear in the Russian partition 1, in the shape of a little black saucepan with a visor.

Stopnica was a small town, and I used to go there with Dad to visit the grandparents. Grandpa was well off. He had a store with some iron articles, like nails, scythes, some tools, chains, whatever you'd buy in a small town, which farmers from the area would come to. My grandparents had their own small house, they lived right behind that store, there was even an entrance from the house to the store, and there was a big yard neighboring with some concrete plant. I used to play there as a child, used to go inside concrete tunnels. I remember that.

My grandparents lived near the marketplace. And I even remember - once we went there during a Polish folk holiday, and there was the atmosphere of a bit of a peril, because farmers didn't like Jews, they would buy from them whatever they needed, but you never knew, we were afraid of some incidents. [Editor's note: anti-Semitic incidents often took place during national holidays.] So the shutters were closed in that store, and I remember we were listening to whether it was peaceful outside or not.

One of my cousins, Sala [nickname for Sara Lea], often came to the grandparents. She also lived near the marketplace, but on the opposite side. And she used to come there to help out, clean up at her grandma's, since she lived nearby, she used to help them. Her father, Uncle Lajbisz, older brother of my father's, was a small merchant, and there were also a few small children. Uncle had six children altogether, but because Aunt Chaja died early, some of those kids were of the second mother - Perel. And they were so-so off, not too rich, but they weren't that badly off either.

When it comes to my mother's family, I don't remember Grandma very well, but I remember Grandpa better. Grandma Debora came from Debice area near Tarnow. She died when I was four years old. She was about 46 then. Grandpa came from Dabrowa near Tarnow. His name was Chaim. Grandpa was two years older than Grandma. It was an arranged marriage, of course, they were both from traditional families. After the death of Grandma, who died at a young age, Grandpa Chaim remained in Tarnow. I remember, he had a long white beard and I think he used to wear a kapote. But you could talk to Grandpa in Polish, he was a bit more secular than that other Grandfather in Stopnica.

During the times of my early childhood, I remember, he had a wine bottling plant. He owned a house on one of the more beautiful streets in Tarnow, on the corner of Folwarczna and Goldhammera Streets. It was a big house, two- storey, I think. It was quite elegant, with additions, there was a fish market, and in the yard there was a carpenter's workshop, and near that a little house for the caretaker, and there was the wine bottling plant.

There's a story in our family that when I was young, when I was going to school, I used to drop by at Grandpa's and the workers there would let me drink some wine from a barrel with a rubber hose. Later I couldn't eat my dinner.

But later, I remember it well, I guess Grandpa wasn't doing so well, because he gave up on the bottle plant, and he had a kind of an inn or a tavern with a store. That store had an exit onto the street and an entrance to the apartment, because he lived on the first floor and took half of that floor. There were a few rooms there.

Grandpa had all sorts of ideas, he kept remodeling his house. To the left from the entrance there was Grandpa's apartment. And to the right there was a room rented out to the Jewish community. There was another room with a ping-pong table - I don't know who that belonged to. And on the second floor there were apartments. Grandpa was alone for many years, but he got married again just before the war. I don't remember that woman's name, I remember only she was from a small town, and she was about 50 years old, but she was still unmarried. I know that Mother didn't like her, and thought Grandpa should not be getting married again.

My parents

My Mother, Sara Lea Grunberg [nee Muschel], was the eldest of six children. She had two sisters and three brothers. These are their names in order: Bronia, Bala, Berisch [German spelling kept due to Austrian influences], Rafael, Mozes. The middle sister - Aunt Bronia - married a very religious Jew and she lived in Cracow.

The youngest sister, however, was a sort of a black sheep in the family. Her name was Bala. They used to call her Bajla in Jewish. She was a bit of a communist and Grandpa had all sorts of problems with her, because before each 1st May the police would come to arrest her. [Editor's note: 1st May - workers' holiday, illegal in interwar Poland, was a chance for socialist and communist demonstrations unaccepted by the government.] At least for that one day, so that she wouldn't demonstrate or whatever, and Grandpa had bring out the wine for all of them and ask them not to take her. And she, knowing about it, would go into hiding, so he had problems with her. But I don't know if Grandpa was as determined as my father, who didn't let us talk about Bala in his presence because of what she did later.

She was to get married, in an arranged marriage to a man whose last name was, as I remember, Hermeles, and she ran away on their wedding day, right after the ceremony. And she broke off this marriage, even though he was a very decent man, that one she married, but he completely didn't suit her. Because he was very religious and quiet, and she was a crazy girl, always on the move. And that communism of hers, that didn't suit him either. Grandpa forced her to get married, he though she'd settle down, but on the day of her wedding she sent the gifts back and ran away.

Then she moved out and lived somewhere in Warsaw, then somewhere in Sosnowiec, she became a nurse. All in all she was a bit of a wayward daughter, different from the rest of the family. They practically disowned her. And when she came by to our apartment in the first year of the war, she was careful to come when Dad wasn't there. I was always very impressed by her, because she had such an exciting life.

And later she married again, this time out of her own will and volition. And it so happened that I met her second husband during the war, in Auschwitz, through the fence in the adjoining camp. She was dead by then. That's how it was with them. When they were on the way to Auschwitz, and they knew they were going to Auschwitz, they decided to poison themselves on the train.

They had a son, Jurek, a few years old, six, maybe seven years old. And they couldn't decide whether to give him the poison or not, and when they finally gave it to him, it was already too late. And she, carrying him in her arms, most likely dead already, was sent to a gas chamber. And her husband was spared, but he was sick a lot, and died exactly one day before Auschwitz was liberated, he didn't survive the war.

But back then, in the camp, he found us - I was there with my sister Tauba - through the fence and helped us a lot. I most likely owe him my life. Because my sister and I, we were to be transported to a different camp - to Stutthof 2 - and none of those people survived. He got us out of that transport; I'll tell about that later. That uncle, by marriage, my aunt's husband.

And, as I mentioned before, there were three brothers of my mom's: Berisch, Rafael and Mozes. The oldest one - Berisch - also lived in the same area, near Grandpa's, but in his own separate house and he was very religious. He was selling fish, and he had that fish market in Grandpa's house. I remember, it so happened that when the war broke out 3 and he escaped to Russia, his wife, my Aunt Roza, stayed behind with six little children, and during the first few months of the war, she was trying to find some fish to sell, to make a living. And I was sent to help her, which I didn't like at all, because I was afraid to hold a live fish in my hands.

The other two sons used to help Grandpa with his business, and later they became independent and had their own plant, also a wine and vodka plant. They had clients all over Poland and they were traveling with samples as canvassers. They stayed near Grandpa until the end, until they escaped to Russia, when the war broke out. And Grandpa stayed here, in Tarnow.

My father's name was Josef Nechemiasz, he was born in Stopnica. He was very religious. He used to go and pray with other Hasidim 4 to one of the shtiblach. That tzaddik, he came from Kolaczyce [40 km from Tarnow]. They used to call him Koleszycer. Mom was even upset at those friends of Dad's, that when she met him he wasn't that superstitious, yes, he was very religious, traditional, and that was always most important, but there was nothing bordering on the absurd, that he didn't do. And later Dad, according to my Mom, started spending time with such a crowd that was just too holy, and they had this influence on him.

Mom was upset, because they indeed kept coming up with ridiculous things, and Dad would follow them. For example, on Saturdays, you were not supposed to comb your hair! I also didn't like them. One of them - I remember - used to come to our home. He had a long beard. He was such a horrible Hasid. He used to pinch my arm whenever he came over. And I really didn't like him because of that. Whenever he came by, I would run away.

Dad did various things in life. He didn't have a lot of spare time, he was always busy, because we weren't all that well off. When it didn't work out with the winery, then he had a kosher dairy with a partner. He had it in a basement of some house a couple blocks away. It was a dairy with a bit of wholesale and a bit of retail. He would deliver milk and butter to stores, but also sold them in retail. I was sent there from time to time, I remember. So that, whenever my dad went out to have lunch or had to go somewhere, somebody stayed at the store to sell that milk.

During summer he also sold skim milk, used to make paint and then paint apartments. I remember something like round barrels to make butter and cheese. I remember, there was a year when there was lots of that cheese. Because Dad had an agreement with manors in the area, in the radius of from approximately a dozen to several dozens of kilometers. And they brought milk from them, and the agreements usually said that they had to take all the milk whenever cows were on the fresh feed, even if there was too much milk. Because the agreement was for everything, everything that was delivered throughout the year. And I remember the time when there was too much cheese and there was no market for it. And they had to take that cheese out of the city and bury it in holes in the ground, since you couldn't just throw it out, it would go bad, so you couldn't really do anything with it.

And only in the last year before the war Dad signed an agreement with someone who made components for the production of calolite near Cracow. That was something like plastic nowadays. And it was made out of that milk, first processed in a special way. That milk after processing looked like cooked rice and that was delivered in barrels to Cracow. They wouldn't make any money on this, but it was still better than losing everything. And they used that calolite to make belt buckles, cabinet hardware, it was a bit transparent. So I remember that it was a rather poor business.

However, a year or two before the war Dad gave up on the dairy, as I mentioned earlier. He took a course in making dairy and cheese, it had a weird name, he had to pass a test. And he opened a big dairy on Folwarczna Street, with a few other milkmen, such that used to deliver milk to homes, in cans, with a horse and a horse carriage and they delivered that milk to homes. And somehow Dad contacted them. And since he was the only one who was literate [that is, he could write and keep books] among them, they made him their manager. They were simple people, but they had their clientele that they delivered milk to, and their manors that they bought milk from.

They rented a big place on Folwarczna Street, and made it into a dairy, and that was the only big kosher dairy in Tarnow, where they converted probably more than 1,000 liters of milk into cheese, butter and other products. There were four big rooms with modern machinery. They were selling it to stores and restaurants and some smaller grocery stores that had milk and cheese. And they also delivered to some small cake shops. And you could buy directly from them as well. It wasn't a great business, but it wasn't too bad either, you could make a living.

Dad kept the books. He was the one who had a permit, and it was very difficult in that time to get a permit for this type of a shop 5. And I remember, there was a competitive company, but not kosher, in Tarnow, and it was called I think 'U Zoski' ['At Zoska's']. Only these two dairies had a permit issued by the local government, and the owner or the manager had to have taken that course that my Father took. I think there were five of them, those partners that had their clientele. They kept on delivering milk to private homes and in shifts helped out at work, or their wives helped, because you had to spin milk, make cheese, butter, and also buttermilk was for sale there.

Father had made a name for himself, he was very much respected and liked, and even sometimes, when there was an argument between Jews, and they didn't want to take it to court, but solve it between themselves, then Dad was the arbiter. And also they knew he knew how to do book-keeping, so he was well trusted. He had no money, but he was respected.

However, he had no time, and I remember that we, the children were always waiting for Purim, which was a holiday, because on Purim Dad was at home, at least in the afternoon we could play checkers with him, or talk to him, he had time for us. Any other time he was always very busy, and used to go to all those prayers, he had to make it to the morning and the evening one - that took time and split the day, so that he was home only late in the evening. He was tired by then and didn't spend time with us. So the kids were always waiting for some holiday, one which wasn't that rigorous, so we could get a hold of Dad.

During Sabbath Dad didn't work, but he prayed a lot instead. And he always went to the shtibl late in the afternoon on Friday, depending on when the stars began to shine. Very often after that prayer he would bring a guest along for a supper. Usually without consulting anyone, but it was a kind of 'anojrech' [an ojrech, Hebrew oreach, orchim using the Ashkenazi pronunciation, for guest] or guest. It was usually a young man who had no family or he studied somewhere, went to some yeshivah or somewhere, and he was invited over on Saturday. I remember once Mom was very upset because Dad hadn't warned her he would bring such a guest over on a certain day. But, in fact - there were five of us - so five or six didn't make a big difference, but she always liked to have been warned ahead.

My mom was a tall blonde. She was really the same height as Dad. And she didn't use to wear a wig, but right after the wedding she wore a kind of a braid fastened to short hair so that everyone would be happy. So that you could say she had a wig, but so that it wasn't a wig. She had pretty blond hair, Dad was dark-haired, Mom was a blonde, so she wore that wig for two, three years, but I don't remember that, I just heard stories. From the time I remember Mom, she had her own hair, which was a big concession in those circles, but she always wore something on her head, or whenever she was outside, she wore a hat or a scarf. I don't think she wore it at home, because I remember her hair, always cut short and somehow tucked, so that there was no suspicion whether it was her own hair or not, and so that nobody made a fuss about it.

Mom was extremely clean and she took great care of the house, and all the time we had to sweep and polish those floors, and when it comes to things like that, she could do it on Saturdays, but of course in such a way that Dad wouldn't find out. Because when it comes to this, Sabbath was more important. So she was a bit more lay.

Mom spoke Polish every day and was more fluent in it than Dad. Dad would make some grammatical mistakes sometimes, but Mom never. She was from slightly different circles and she read, maybe not very serious literature, but she read from time to time, she had some books in Polish. She borrowed them from someone; there was an aunt who used to read, so they exchanged books or something.

We would bring Polish books from a library. Both my sister and I belonged to a library. I belonged to a library called TSL, I think that stood for Towarzystwo Szkol Ludowych [Rural Schools Association]. I used to borrow books there, I know I had to fight for it, because I had to pay a fee there - I think 1 zloty a month - and we didn't really have money. So Mom sometimes read those books, and if Dad knew we had something new, some book, he always had a look at it, because he was curious what we were reading. But he didn't read much himself. And Mom could read Jewish [Yiddish], and sometimes she also read a book in Yiddish.

Mom didn't work, but helped Dad. Mainly at the store, especially at the beginning, that is in that dairy in the basement where there was only one partner. Mom spent a lot of time there, and other than that she did the shopping, cooked at home, took care of us. So she was busy, she didn't have time to chit-chat. On Saturdays sometimes she would go to her aunt Fryma, the wife of Majer Muschel [German spelling kept due to Austrian influences], who was the younger brother of Grandfather. That aunt was more or less her age, not much older. They lived on the Plac Rybny [literally: Fish Square]. She used to go visit there, sometimes she brought us along.

What else did she do? I know that, for example, she used to help my sister to go on ice, that is, skating, which was just unthinkable. Mom didn't skate herself, just helped my sister hide from Dad. Dad would have never agreed to it, because it was completely not kosher - some strange people, and they danced, music was playing and they were dressed in such a way - it was out of the question. Everything was kept a secret from Dad. The skates my sister hid at some friend's, and whenever she was to go skating, she went there first to pick them up, and Mom was making sure it all went well.

When it comes to education, Mom went to some school, I think to a business school. But I don't know what it was called. I know that inside the wardrobe's door there was a photograph of Mom in such tall laced shoes up to her knee, they must have been in style back then, and in a pleated skirt and a very pretty pleated blouse. Mom said that it was taken when she was taking some course.

Mom married very young, when she was 19. Shortly after that my sister Tosia was born [Polish diminutive of Tauba]. After my sister was born, my Mom was very sick. They sent her to Karlovy Vary, it was called Karlsbad in German 6, she was there twice. My sister was also sick a lot as a small child, so Mom didn't really have time to finish her education.

Mom spoke German. During World War I her family escaped from Tarnow to Vienna and most likely Mom brushed up her German there. She was self- taught, but she spoke nicely and with a Viennese accent, which we found out during the war. When there were Germans there, then Mom, whenever a German would come to the apartment, then Mom spoke with them. She was the eldest of her siblings - she was born in 1901, so she took care of her younger sister Brajndla [Bronia] there in Vienna.

My sister and I liked it when Mom told us stories about Vienna, since they spent about two years there before they came back. She told us about the 'Riesenrad.' [Riesenrad, a tourist attraction in Vienna, a giant Ferris Wheel, giving tourists an opportunity to admire the city from the height of 65 meters]. It was a huge hoop, a vertical carousel, and she used to go on that carousel and took her sister along.

The fact that my parents knew German came up at some other time as well. I remember I found in the lower drawer of the wardrobe a pack of letters tied with a ribbon, and I saw they were in Hebrew and some in German. Those were the letters my parents wrote to each other back when they were engaged.

Growing up

At home, I remember, before the war we had a servant, a maid, Polish. There was one for many years, my Mom took her in as a young girl; she was maybe a teenager. First she worked for a Polish neighbor that lived above us, and she kept pestering her, didn't treat her well at all. Mom found her in the basement once, where the caretaker lived. She hid there, because that neighbor from above had thrown her out. So Mom took her in and taught her, so that she never mixed up treyf with kosher.

She came from somewhere near Zakliczyn, from Wesolowo [23 kilometers from Tarnow]. And she was with us for many years. She learned everything and became so enlightened and elegantly dressed, that, for example, when my friends came over, those who didn't visit often, they thought from far away that it was my Mom. Maryna - that was her name - came to us when she was about 14, and left when she was, I think, 27.

She left finally, because she had a brother who was a priest, who kept telling her to leave and he took her in. First she had to learn how to cook normally, because for us she made Jewish dishes, and she had to learn how to make pork chops. So she had to take a course, and then she was his housekeeper, he got a parish somewhere there, and she went there.

As children we were so attached to Marynia [Polish diminutive for Maryna], that when we woke up we weren't calling for Mom, but for Marynia. She was from a very poor family, she had a lot of siblings, sometimes her father would come from the village to pick something up in Tarnow, and so we even met him. And when she was to go home for Christmas, we baked her special cookies with a hole in them, so that she could hang them on a Christmas tree. And after her we had another girl, Wisia, also Polish. She stayed until the war, but we didn't get as attached to her.

I think I remember all holidays at home. Especially Pesach. We used to call it Easter. I remember my daughter was very surprised when I called Pesach that, because she always thought that Easter means a real Polish Easter. But she didn't know that this is what we called it in our area. We did general cleaning then, where we had to turn everything inside out, wash and scrub everything. There was a full set of pots and plates and cups, all dishes and utensils, which all year long stood packed partially in the room behind the mirror and partially on the attic. And we couldn't use it all year long, except on this Easter Holiday.

The cups were very pretty, I remember, completely different than the ones we used every day. And before we took and placed all that, we had to scrub all the cupboards. We lined the cupboards with clean paper so that it didn't touch anything and there was paper even on the windowsill, so that there wouldn't be any crumbs. And the rest of the food which was at home, you couldn't use it; it was called 'humyc' [chametz]. There was a ceremony to sell the chametz to someone [non-Jewish] and then buy it back from him after the holidays. And there was a caretaker who would buy all this chametz, because he wasn't a Jew. He bought everything from the entire building, and didn't even see it, because the chametz stayed at our homes, but he would get 50 groszy for that later. Of course he bought it and then sold it back so that during the holidays we had nothing that wasn't just for the holidays.

I also remember that as a child I couldn't understand why after that general cleaning Dad was walking around with a little brush that some housewives use to smear egg yolks on a cake [a goose feather], and was looking for bun or bread crumbs. Mom used to wink at him and show him where [to look] and Dad would find some. He would find something in a few places, and I couldn't understand how, after all this cleaning, he could still find something. But it was Mother who left it, because that was the custom, that she'd put it somewhere and immediately tell him where, under this closet or in that corner, or somewhere else, that this chametz is there, and Dad had a special paper dustpan, and used this brush to sweep everything onto the dustpan, and later we would burn all of it.

But matzah was baked at some trusted baker's, so that it was 100 percent safe [kosher]. And despite that, Dad never ate matzah. Dad had some other matzot, made of rye flour. They were called something like 'shmile matzah.' [Editor's note: Shemurah Matzah, usually a handmade matzah, baked under special supervision of a rabbi throughout the entire process. Among other things all dishes used to make it must be washed and dried exactly every 18 minutes, the time after which, according to the Halakhah law, fermentation begins.] They were baked in a special way. A few Hasidim would get together and bake them. I thought those matzot weren't tasty. So Dad ate those matzot of his, but ours weren't non-kosher, we could put them on the table next to the other ones. He also never ate crumbled matzah and put it into the chicken soup or something. You couldn't soak it [the matzah].

At Pesach children had to take a nap during the day, which, I remember, I hated, because I never liked sleeping during the day. But we had to, so that we wouldn't doze off later, because we had to stay up till late at night and sit at the table. So I used to cheat, pretending that I was taking a nap, because I didn't like it very much. Later, during the seder supper, the table was moved next to the bed, since we had to eat that supper resting on an elbow, as if lying down.

Later there were those questions - 'kashes' [a type of a Talmud question asked to a rabbi; questions asked during Pesach were very rarely called kashes, they were rather called: The Four Questions or mah nishtanah]. First I would answer, but later just my brother. [Editor's note: The Four Questions are traditionally being asked, and not answered by the youngest child at the Pesach table.]

All dishes had to be as God ordered. There was egg smoked on fire, there was a bit of horseradish, and various other dishes. There were also special plates with dents, and in each dent there was an appropriate dish. Dad used to hide the matzah, and we would search for that matzah, and whoever found it would get something. That matzah was called afikoman. So Dad would hide it under a pillow or something. He'd hide it, so that we, the kids could find it. When I was a bit older I would let my brother find it. Besides, whatever we would get as a reward, we'd get anyway, because for the Easter holiday, for Pesach, we usually got either new shoes, or new stockings which we needed anyway. We had to have something new for that holiday. That was the rule.

Father made sure the seder night was the way it was supposed to be. He wore a white gown, over his clothes, tied in the waist, and when he was saying the Eliash prayer, we would open the door so that Eliash could come in, because he was to come in and drink from the chalice. And there was a special chalice for Eliash.

At Purim we used to dress up, and in the last years that I remember, we kept dressing my brother Mojzesz [Polish form of Mozes] up as a girl. I don't know where, but we would find at home long strips of fabric, and we'd make something like braids out of them. We'd put those braids on him, tie a scarf on his head, his face was indeed like a girl's, so round. But all in all, the entire thing was not just about those games, but about bringing sweet gifts, on a plate covered with a napkin to people. We had a whole list of people to take it to, and we usually used to get some from them, too. The entire deal with the gifts was that on two beds - Mom and Dad's - put together and covered with a clean tablecloth or a sheet, we would put all those sweets and various cookies, fruits, chocolates, that were a set. And later we would take it and portion it.

We also had gifts for non-Jews, but it would be a bottle of wine, some more elegant chocolate or something. Because they knew we had such holidays, so we used to bring them gifts. It was always to remind them about us, or sometimes you just wanted to please someone. We would make these portions for all friends and family. There was lots of it, we would put all the sweets on a deeper plate, cover it nicely with a clean napkin and tie this napkin underneath, under the plate somehow, and we would go around with it. And my brother Moniu [Polish diminutive of Mozes] or myself would take it.

Aside from that we used to read Megillat Ester, and my brother had a rattler which, when you were spinning it, it rattled. And whenever Dad said the word Haman, he would rattle it. Brother also had a dreidel, that's how we called it, it was a lead cube with a leg, and it had something like handles on both sides. You'd hold the upper part, and if you knew how to handle it, and turned it, it would spin for a while, a little spinning top.

I also remember it was the only day in the year that Dad would play domino or some checkers or lottery with us. [Editor's note: such plays were being played traditionally for Chanukkah, not for Purim.] And we were on cloud nine, because we really loved it when Dad played with us, because otherwise he never had time. Aside from all that there were also meat dumplings for dinner, and sweet triangular buns with blueberry jam. There was a custom called hamantashen. We didn't even use to call it hamantashen, but I knew that name.

For all these holidays we didn't use to go to a synagogue, but to that unfortunate shtibl where Dad always used to go. It was very ugly. There was a balcony upstairs where women went. And men were downstairs. I remember that Dad used to take us there for Yom Kippur, and maybe for Rosh Hashanah.

For all other holidays and on Saturdays we had our prayer books and we had to pray at home. And with time, I simply started to cheat. I could read it, because I learned to, but I didn't understand it, and I can't say that I was passionate about it, I didn't really care. But for some period of time, before I started to rebel, I used to say a few prayers that I had marked in my prayer book. And we had to say it every Saturday morning, when Dad was in the prayer house, and when he came back he always asked, and that was the worst, because I didn't want to lie. So, to somehow get out of it, I kind of said a part of it, and when he asked whether I had already said my prayer, I would answer: yes. And it wasn't a lie entirely, because I had taken a look at it somewhat.

At Yom Kippur you had to fast, and of course my parents fasted and we fasted; my brother until the war was too young to fast and only during the war he managed to fast one time. Because when he died he wasn't 14 years old yet, and he started when he was 13, so he fasted only once. But we fasted, and of course Dad and Mom fasted. Children, when they were younger, fasted for only half a day, and then ate normally, but kids had this ambition to fast all day, and then they bragged about it. Later, in the evening, we had a very ceremonious and filling supper. We had neighbors so fanatically religious that, this neighbor and maybe his wife too, not only fasted, but they wouldn't even swallow saliva, when they had some, they would spit it out. So that it wasn't that they were drinking something.

For Chanukkah there was this oil candlestick. It was a menorah and it had little cups into which oil was poured, a wick was made out of cotton and put in there. There were more wicks every day. And the candlestick stood in the window. And I remember I knocked it over once and I spilled oil on my dress and the stain never went away. It wouldn't wash away. Mom was upset. But Chanukkah was a lighter holiday; I remember we used to always get something, but not money, rather some things, maybe some clothing or something.

For summer holidays we used to go to Ciezkowice or to Muszyna [Ciezkowice - 26km from Tarnow, health resort Muszyna - 75km from Tarnow], all in the Malopolska region. We used to go with our parents and Aunt Bronia who was Mother's younger sister, younger by two years. That's the aunt who lived in Cracow. She went to America, too, before the war, but came back. She had a son more or less my age, maybe half a year younger. I remember that in one of those towns I went into deep water and was drowning. And they had to rescue me, so they pulled me by the hair. It was such a summer resort. We used to bring feather quilts, pots, and some huge luggage.

Dad usually didn't go with us; if it was some place closer he would drop by on Saturday and Sunday. Because on Sundays the store had to be closed as well. Other than that he didn't use to go with us. I don't even know where he ate then, maybe somewhere at Mom's family, in Tarnow. And we used to rent an entire house from some farmers, and they lived in some shack or moved out somewhere. And once, if I'm not mistaken, Marynia came with us, to help, because we had to cook there. All that was a few good years before the war.

And later our parents didn't go anywhere, but we went to camps. It was a camp from the school, Beit Yaakov 7, which I attended with my sister. They were very cheap because they rented some cottages from farmers and we slept on the floor on hay mattresses. And there was a kitchen, kosher, of course. We brought a cook with us, used to go on trips, I even remember there was one trip to Poronin [104km from Tarnow]. I went to such a camp twice, that is the first time they took me out of pity, because I had an older sister, but I was too young for it. I don't remember any special program on Jewish traditions on those camps.

I know that we had a really nice supervisor and all girls were in love with her. They were happy when she even looked at them. She came from Cracow. I almost loved her; her name was Rajza Klingier. The classes in Beit Yaakov cost money, but not a lot. There were only girls there. We were learning how to read and write in Yiddish, there were also classes on Jewish history and something on religion. We used to go there three times a week with Tosia [Polish diminutive of Tauba].

My school years

I went to a normal school - public, Polish. And there were Polish and Jewish kids there. It so happened that we lived almost opposite of the school building, but there were two schools there. And there was the Slowacki School and the Krolowa Jadwiga School. I went to Krolowa Jadwiga, and that wasn't quite in front, but you had to go around the building.

I started attending school when I wasn't quite six years old yet, because my sister was already going there and a few years earlier my cousin, who had the same last name as I, graduated from that school. Later she lived in Lodz, but at that time she still lived in Stopnica, and there was a six- grade school there and in order to do the 7th grade she came to Tarnow. And since the cousin had a good reputation, and so did my sister, I asked them to let me in earlier. I was first going there when kids were playing in the school yard, and I was waving my arms too, when they were doing some exercises. So I wasn't even 13 when I graduated, and later I went to a one- year business school.

Most of the teachers in the public school were Polish. Only religion was taught by a Jew, Mrs. Taubeles. Because we went to religion separately - all Jews from both schools. And religion for non-Jews was taught by a priest. I didn't really experience anti-Semitism, there; maybe sometimes there'd be something slightly unpleasant. There were teachers who would nag at some of us sometimes, but it usually went together with the fact that a girl was a worse student, or came from some neglected home, and then she was also teased about being Jewish. There weren't any antagonisms between girls. Usually no big friendships either. It's just that we were about 30 Jews there, so naturally all my friends were Jewish.

On the other hand, however, in the class that I went to starting in the 5th grade, there was a girl - Polish, who saved my life during the war. We weren't really friends, but it so happened that I bumped into her and told her I wanted to get out of the ghetto. And she helped me out; I spent a few weeks at her place on the Aryan side. Her name was Gabriela, but everyone called her Ela. But I'll get to that later. I didn't go to that school on Saturdays, but they just had gym, music then, on purpose, because we were more or less half and half of Jews and non-Jews. It didn't matter much, and I was always a very good student, so nobody demanded that I went to school on Saturdays. After I graduated from this school, as I said earlier, I went to a business school.

That business school, it was, I think, called merchant training or something like that. It was founded a year or two earlier, some time in 1935. Jewish teachers founded this organization and this school was private and not in my neighborhood. It was one-year at the time [when Mrs. Fudem studied there], and later it was supposed to become a two-year school. And I started going there, because I couldn't go to the business school my sister went to.

My sister graduated with a three-year degree after seven years of studying, so it was almost like high school. But they weren't accepting students who couldn't come on Saturdays. You had to go [to school] on Saturdays. My sister managed to finish it, because she had a friend, non-Jewish, who used to come to her after school on Saturdays. She'd drop by at our place on the way home. This friend used to leave her notebooks, some notes. Sometimes she would come on Sunday and would show my sister what she needed to do to catch up. And it was so that on Saturdays they had important classes in that school. And later they turned it into a four-year school with the high school final examinations, and there was no mercy, you had to attend on Saturdays, so it wasn't for me, since Father would never agree to it.

Out of all classes, in both schools I always liked mathematics best; it was called arithmetic at that time. And I also liked Polish, but I didn't like history much. I don't remember why I didn't like history, probably because of the teacher. But I don't remember who taught it, they were usually women.

Out of the teachers I remember one lady - a Christian - Miss Witekowna. She later got married and her name was Mrs. Prazuchowa. I was in the first grade, and I remember, I could read and write a bit, so in the first and second grade Miss Witekowna, who liked or favored me, let me come to her home and she used to lend me books to read. I used to go with her to her home after school, she lived quite far, in another neighborhood, and she used to lend me books. And later, after I read it, she would ask me what it was about; she was checking whether I had really read it. And she was very kind. She lived somewhere close to Ogrod Strzelecki. Later I belonged to a library, but those first books, I remember, I had from her.

That business school I went to was such a school that was really preparing for an accountant's assistant. So my sister, when I finished that school, she was already working and I did something like my apprenticeship in that company, when I wasn't quite 14 yet. That was my first job. It was a textile company. The owners were two partners, my sister was an accountant there. It wasn't any serious bookkeeping, since it wasn't a big company. But they let me come there for a while, I was at the cash desk, I would write some receipts - the cashier will pay, and so on... I even remember that they, those owners, started during that time, I think in Bielsko [140km from Tarnow] a small workshop with looms, where they started manufacturing some fabrics on a small scale, and I did some calculations of those fabrics for them, and they were very happy with me.

Later I started working as an accountant in some other company, and, I think, one of these partners, because there were also two partners there, was related to one of those for whom my sister worked. The new company's name was Guter and Melinger, and they manufactured and sold ready-to-wear clothes, both wholesale and retail. There were a lot of stores and workshops with ready-to-wear clothes in Tarnow. Where I worked, one of the owners was a cutter and he would cut fabric that was later given some home- workers to sew. They would sew at home and bring those suits, and every week I had to clear accounts with them. Later they were sending those suits [to clients]. I remember there were clients even close to the eastern border.

Regardless of that, you could also buy something right there, except the entrance wasn't at the front, but from the back yard, so not too many clients from the street were getting there. But there was a boy, I don't know on what conditions he worked, probably on commission - a kind of a tout. Whenever he saw someone walking by a ready-to-wear clothes store, he would tell them there was another store, somewhat cheaper, because it was actually cheaper at our store.

At this Guter and Melinger I did real bookkeeping, checks and balances, that's what it was called. I had to clear accounts with those home-workers, who used to come on Fridays, and had their payday, and I paid them, and filled out some forms. I also took care of the correspondence.

I worked there until the beginning of the war. And even a few days after it broke out, because I remember one incident, it was already war and there was an alarm, the siren was announcing that everyone should seek shelter, because there were some airplanes somewhere. And I was running, I remember, home from that store. It wasn't far, but I was so scared and agitated by it, because I thought that for as long as the siren was on nothing would happen to me, but when it stopped, they could start bombing.

The Jewish history in Tarnow

When it comes to Tarnow, before the war there were probably about 50 percent of Jews among the inhabitants, so about 30 thousand, because it was a city with a population of 50 and later 60 thousand. Where we lived, on Szpitalna Street, it wasn't a strictly Jewish neighborhood, but most houses were occupied by Jews. We lived in a two-storey house, and a few years earlier occupants of those houses were mixed. But just before the war only Jews lived there. And there were mostly Jews in that neighborhood.

Another, even more strictly Jewish neighborhood was near the market. There was a fish market, where my relatives lived, and there were only Jews there. But there weren't very many Jews in the area where my business school was - on Matejki Street, and where that friend of mine, who let me stay with her later, lived - on Parkowa Street. It was the area of Ogrod Strzelecki, and there was a seminary there. That was the neighborhood where fewer Jews lived. But on the main street that went through that area - Krakowska Street, there were some Jewish stores there.

We didn't know any rabbi personally, but I had a friend who was a rabbi's daughter. Her name was Horowitz. And she had two younger brothers; I remember they used to wear velvet hats, even as kids they were dressed like that. And I remember that during the war someone took a picture of them, when the final persecutions started. The photograph was shown in a Nazi newspaper - 'Völkischer Beobachter' [a daily newspaper bought by Adolf Hitler and the NDASP in 1932, published till the collapse of the Third Reich, used as a tool of Nazi and anti-Semitic propaganda]. On the first page there was the picture of those two boys - with blue eyes, they were very pretty kids - with a caption, reading 'growing generation of villains.' It matched them perfectly, such pretty kids...

I remember there was a mikveh in Tarnow. Dad always used to go there on Fridays. I know also, that women had to take a ritual bath there before the wedding. It was a big bathhouse on the Plac Boznic [literally: Synagogue Square]. Later it was used as a point of getting to the ghetto 8 or from the ghetto, because its one side was out of the ghetto, but the other side had an entrance inside the ghetto. The mikveh was on the Plac Boznic. And I had a relative, who lived on the Aryan side, and whose parents lived in the ghetto. He worked on the railway. And he was getting to the ghetto in such a way that he would enter from the Aryan side in that uniform, a coat with railway buttons, and once inside he would put the coat inside out, put some hat on, hide the other one, and would exit on the Jewish side.

We used to buy meat at the kosher butcher, of course, in the Jewish store - there was no doubt about that. But it happened sometimes that we'd buy something live, like for Rosh Hashanah. We had to have a sacrificial hen. We would say a prayer and spin the hen above the head. And then we'd take the hen to the butcher, and there was this shochet that would kill it. And I really hated it when they were spinning that hen over the head. Because it was flailing her wings and I was afraid it would do something to me.

When it comes to Tarnow, I don't remember any anti-Semitic incidents. Both groups - Jewish and Christian - lived separately, and aside from trade or meetings of the intelligentisa, there were no other contacts. We kept in touch with some non-Jewish neighbors. We had one neighbor above us, who every Sunday morning, before she went to church, came by, kneeled in the middle of the kitchen, and asked whether she looked good, whether her stockings fit her well, if she had put her skirt on correctly. That was Mrs. Dankowa. We had a good relationship with her. On the ground floor there were neighbors who had boys my age, and they always invited us over for Christmas and for Easter, that real Easter. And we used to get a chocolate egg or something like that.

During the war

I remember news about the changing situation in Germany, when Hitler was coming to power 9. They used to even say that a year before the war they started throwing Jews of Polish descent out of Germany 10. Those who had once emigrated from Poland, either themselves or their ancestors. And it was this big operation, they were evicted, and sent away, and it happened at times that on the border entire transports were stopped. They had to be received and placed.

Out of such a transport I had a friend for some time. She didn't speak Polish and she was so unhappy. I don't remember who recommended her to me, but I decided to teach her Polish. I remember she couldn't understand why we need seven cases if she's got four and she can say everything. Her name was Hania Sznur. I remember that others from those transports were going from one house to another and kids were making fun of them, because they spoke in broken Polish. One would say: 'Jestem biedna emigranta' [broken Polish for: 'I'm a poor emigrant']. Of other international affairs I remember there were talks about Anschluss 11 and about the dangers of fascism.

In our family we never talked about emigration. In my childhood there were some discussions about something else, when we weren't too well off, Father's brother, the one from Lodz, Uncle Baruch wanted to help us and there was a suggestion that we move to Grandpa's to Stopnica. My mom wouldn't hear about that and we were crying, my sister and I, that they talk about moving. But later everybody forgot about it.

We had the first bomb in Tarnow even before the war broke out. It was placed, or thrown, at the train station. There were horse carriages in front of the station, and I remember perfectly well that after the explosion the horses, scared, ran trotting across the town, white, covered with dust, because the building collapsed there. On the same day we saw our teacher to the station, because she decided to go home to Cracow. And that bomb exploded when the train from Krynica [Krynica, a mountain health resort, 70km from Tarnow] arrived, about an hour later. Tarnow was a fairly large railroad junction, since all trains to Krynica, Nowy Sacz, Cracow, Lwow, were going through Tarnow. And then [when the bomb exploded] we all knew that it's a sign of the war. Later, I remember, there was also an air raid.

I remember, I was woken up by horrible thunder, I looked up, and the lamp was rocking above my head, swinging really, it was such a tremor. We lived on Szpitalna Street [literally: Hospital Street], there were two hospitals on that street, one public, and a few hundred meters further a Jewish hospital. The bomb landed there, it didn't hit the hospital, but exploded right in front of it. Later there was a huge hole in the street, and then we knew the war was here for serious.

I remember when the German army was marching in and tanks were entering the city. There was a smell of some weird gasoline, I remember. Everyone was scared, of course nobody knew how it would turn out; they were saying it wouldn't last long, that it would change, that England and France would help us.

So I still worked during that time for two, three weeks. But they [the employers] started liquidating the store and later I just stayed at home. It became so 'war-like' that my sister wasn't working anywhere either. It looked like we wouldn't have money to survive because that dairy that I mentioned earlier, which existed for only two years, was damaged when the central prayer house in Tarnow was blown up. [Editor's note: The New Synagogue on the corner of Nowa and Folwarczna Streets was opened on the birthday of Franz Joseph, that is on 18th August 1908. This explains its other names - Jubilee or even Franz Joseph' Synagogue. It was set on fire in November 1939 and was blown up the same month. In September 1993 the former location of the synagogue was commemorated with a plaque.] I remember that Germans kept trying to blow it up, they were struggling for two days or so before they finally blew it up. Because it was a huge synagogue, with a large dome.

I remember that when a train I was on was getting closer to Tarnow, when I was coming back from somewhere, I could see it shining from a distance of many, many kilometers. It was covered with some copper or something, it was shining like gold. And they were putting explosives under it with no success at first, but when they managed to blow it up in the end, whole big blocks were flying around. And it was a narrow street [Folwarczna], and the dairy was just across, and got damaged and we were practically left with no means for survival.

So Dad organized himself some job, as an accountant, I don't remember what company it was. And my sister and I began working in a fruit preserve plant, which the Germans opened in the basement of the house taken away from my Grandfather. His wine bottling plant stopped operating before the war, he only had his store upstairs, but those basements in this nice big house downtown [corner of Folwarczna and Goldhammera Streets] were adapted mainly for the production of wine and that's where that plant was.

They were producing some marmalades and juices, and my sister and I worked the night shift there for two, three months, we peeled apples and pumpkins with a special tool, a spoon with sharp edges, we were cutting out scoops, these little round balls. And they made compote, stewed fruit, that instead of little cubes had these balls [of fruit]. My sister and I would come home early in the morning, and I know that the parents were still asleep at home. That was in fall and winter [1939], so it was still dark and we didn't want to wake them up. At the end of the porch in front of our house there was a box for coal and we used to sit on this box and wait until the light was switched on, which meant that Father had gotten up. When the light was on, we knocked quietly, so that we wouldn't wake up Mother and our brother, and Dad would let us in. That went on for maybe two, three months, at the turn of 1939/1940, and then that ended too.

In 1940 we all sat at home, we had no work, neither us nor Dad. Then Mom agreed that we should take a cutting and sewing course. This course was taught by the wife of a doctor, an assimilated Jew. I think she was an amateur, but she had her clientele, and became a dressmaker, because her husband was somewhere in the army, I think, and with that army was running away across the border to Hungary. And she stayed alone and she opened a dressmaking shop. And she accepted apprentices, there were six of us, and taught us cutting and sewing, and also was taking advantage of the fact that we would finish by hand things she made for her customers. She had her clientele, German women used to come there, too.

Back then, in 1940, we could still get around somehow. But it was getting very unpleasant, every couple of days a new announcement appeared saying what [Jews] cannot do and what they have to give up. We weren't allowed to have furs, tea, etc., and everything was punishable by death. The posts were in Polish and German. And men were also not allowed to wear beards, we had a horrible and painful moment when the barber came to our home to shave my Dad's beard off so that he could go outside, because if not, then the Germans would catch him and tear the beard off. Whoever was at home, we all cried, together with Dad.

Grandpa, of course, also shaved his beard off; I don't know what it was like at his place then. But I remember that my grandpa was without a beard, we joked at home then that he looked like an old highlander. Because he was very tall, huge. Dad's beard wasn't very long, but still had to be shaved. And they didn't use a razor, but something nasty, it was called 'razol,' some chemical agent. First it was cut with scissors, and then treated with that 'razol,' it was a lesser sin if treated with 'razol,' I don't know why...

I remember as if it was today that situation in the room, I know where each one of us stood, when they were cutting that beard off. Dad in general limited our outings, because we kept hearing that they caught somebody, tore out the beard of someone else, took that person away and nobody knows what happened to him. During that time my sister and I were learning German, and Dad used to send either me or my sister to go on that corner where the announcement post was with the newest announcement on what was forbidden. And I had to read it very carefully and repeat, and later Dad would ask questions, and if I didn't know how to answer one, he would get very upset, so I was almost learning by heart what was forbidden.

Back then we were still alone in our apartment, but at the end of 1940 or at the beginning of 1941, they started evicting Jews from certain areas, and also an entire transport of Jews came, I think from Plock. And the Jewish community had to place them somewhere. And because we had two rooms, they took one room away from us and put a family of five there. And the five of us were to stay in the one room, but Mom didn't want to leave the furniture there, so there was no space in our room, because all the furniture from the other room was put into ours.

It was really crowded, and those people were completely different. The girls were going out with boys and they were not the kind of people we would associate with. We did all we could to get rid of that family. It took a couple of months, but we managed to do it, and we had our other room back again.

That was already 1942 and then the first big action [liquidation of Jews] took place during which a lot of people died. We managed to survive because Germans would search by last name, and if they found someone, they would take everyone that lived there. And we weren't on that list. During that first action a lot of people were taken away, many shot on the spot, in apartments or in the yards. And many were taken to the Polish cemetery and shot there. The rest was taken somewhere not too far, to some river, it was the Biala River, I think, and shot there. It was the first mass execution.

Before the first action [June 1942] the ghetto wasn't closed yet, and our house remained in the ghetto. But after that action the ghetto got smaller and was surrounded by a partition and the house we lived in was outside the ghetto. So then we had to move. First to Grandpa's, for a week, maybe two. Later even Grandpa's house was outside the ghetto, and we moved into the area of that destroyed synagogue. There we lived above a bakery, also in a two-storey house and we were two big families there in a two-bedroom apartment. The other family, the Franks, we hadn't known earlier, only met them then, in the ghetto. It was a couple with two sons.

Our grandpa lived separately, he was with his second wife then. They had to move out of their house, and moved into a small room not far from us. Everything was not far once they closed everything. Two of Grandpa's sisters moved in with him, the twins: Brajndla and Sara Lea. They were displaced from Dabrowa.

When we were living in the ghetto, despite all the hardships, there were no excuses when it came to keeping everything kosher. Of course, as much as we could. Food still had to be kosher, Mom never broke those rules. We weren't hungry, at least at the beginning. In order to get food, we had to sell things, whatever was left. We didn't have those more expensive things, because furs, etc. were taken away immediately, but we could still find something from some reserves, some jewelry maybe, I don't remember.

The food was quite basic and there was no fish or anything like that. We used to make fish out of eggs then. We would soak a bun in water, hard-boil an egg, mix everything with onion, make balls, and then cook them in a vegetable sauce, just like you make for fish dishes. And it was supposed to taste like fish balls. Sometimes we could smuggle something from outside the ghetto, we used to bring flour, sugar from work, and Grandpa's sisters who lived with him traded it somewhere.

We survived the second action [in September1942], because we all went into hiding. My sister and I hid in one of the basements in our house. I remember that after the last people entered that hiding place, someone on the outside bricked up the entrance. And we managed to save ourselves, and it so happened that Mom and my brother were somewhere else, in some hiding place on Starodabrowska Street, and Dad was somewhere else yet. Dad used to work somewhere, but I don't remember now where it was.

But I remember the Yom Kippur holiday in the ghetto, in 1942. I rebelled then completely and I decided not to fast, which wasn't easy, because we had very modest reserves and hardly anything to eat. Mom did whatever she could to produce something. So she made a kind of potato cake, out of potato flour. It was a big piece, uncut and untouched, so it wasn't easy, but I decided to break the fast and took a bite, and I was as hungry as I would have been if I hadn't eaten anything, or maybe even more. But I proved to myself I didn't die on the spot, because I used to think that if I ate something on Yom Kippur, that meant I would die immediately. Logically I knew it wouldn't happen, but I wanted to prove it to myself. And I did it in great secrecy, no one of my family ever found out that I let myself do it, that on that last Yom Kippur with my parents I didn't fast.

During the third action [in November 1942] I lost my family, only my sister survived. It was in the fall of 1942. On the day of the action my sister went to work, I had escaped from the ghetto a week earlier and stayed at that school friend's of mine I mentioned earlier, Gabriela, her maiden name was Niedojadlo. My sister told me later how it happened. It turned out that our parents were hiding in the same basement as I had with my sister during the previous action, but someone informed on them. It was someone who was taken away. He was at the train station and said he would tell where the Jews were. He was a Jew as well. He thought he would save himself.

There was even this one incident where a son, who was in the Jewish police 12, informed on his own mother, he said where she was hiding. He went to that shelter where his mother was hiding and said, 'Don't be afraid, come out, don't be afraid. Come out, don't be afraid, you'll be fine.' And that mother came out. And later they were teasing him when he was leading people to work 13, someone from the first row would call this text: 'Come out, don't be afraid', and someone else called: 'You'll be fine' and they'd repeat it, and he would turn back, but could never catch the one who was teasing him.

My escape from the ghetto

I knew that there would be another action, I don't know from where, but most of us knew, they were talking about it, predicting, sometimes not exactly, sometimes it was earlier than they were saying it would be, and sometimes a few days later, but we knew it would happen. When they started talking that an action is about to happen, I left the ghetto on Sunday and on the next day they took my parents and my brother. I remember I said good bye to the parents, and my brother was crying very bitterly, asking me to take him with me, but it was out of the question for several reasons. Besides, Dad didn't approve of me leaving, but he said that since I decided to do so, when it's a matter of life and death, he cannot say no. But he thought I should share everyone's destiny, I shouldn't be looking for another fate.

After all the good bye's I got in touch with that friend of mine, Gabriela. I saw her a couple of times when they took us to work outside the ghetto. Because my sister and I worked at a German company, Madritsch, where we sewed. And that friend lived on Lwowska Street, which was the ghetto's border, and where that shop I worked in was. And that girl came by to see me at work a few times, and even offered to hide me in case I needed it, but first she had to make sure her mother agreed. They were very nice people, her mother agreed.

That Saturday I got in touch with that friend on the other side of the fence. I called some kid and told him he'd get money from me if he went to the store where my friend worked. She came and we decided she would come the next day, on Sunday - we worked half a day on Sundays as well - that she would come there, to Lwowska Street, to my work and she would get me out. I didn't have any right to be there that Sunday, because during the second action I didn't get a stamp, my sister did and I didn't, so I lost the right to leaving. But since those people who let us work knew me by sight, and they didn't know yet who was allowed to leave and who wasn't, I came out and stayed there. I stayed in the washroom upstairs and stood there for a few hours until it turned dark outside.

And that friend picked me up from there. With great trouble, because the gate was locked, she lied to the gatekeeper, told him some story so that he'd let her in, and she was very afraid later how we were going to leave. She came and said [to the gatekeeper] that she needed to use the bathroom, all of a sudden, in a house where the gate was locked. And the gatekeeper didn't know what she wanted, let her in, but told her to go downstairs, quickly.

However, she knew I was upstairs and ran upstairs. She found me and said 'Jesus, Maria, what am I going to do now? He saw me, he opened the gate.' I prepared some money. She went first, and he wanted to lock the gate behind her, but then he saw that one had come in, but two were leaving! He didn't know what was going on. And I pushed the money into his hand and ran off immediately, she held my arm and we left - in the evening, without an armband 14 on. And that's how I got to her place.

This is how I managed to escape. But I didn't have the proper papers and I couldn't go anywhere and leave there. I got myself some sort of an ID, but it wasn't a 'Kennkarte' 15 which was needed in order to move around freely. I needed money for that, but I couldn't afford it at the time. So I obtained a false 'Ausweis' using her first and last name, and with these papers I couldn't stay at her place officially, so I had to hide.

A week after my escape the third action took place in the ghetto. My sister was at work and when she came back, our parents and our brother were gone; they had taken them in the meantime. I stayed at that friend's for the next few weeks. But my sister was in despair and wanted me to come back, because she couldn't live alone in the empty apartment. And when it turned out that I couldn't go anywhere, I decided to go back to the ghetto. I kept telling myself that if I go back and manage to get myself a false 'Kennkarte,' I'll still leave the ghetto. And so I just went back to the ghetto, a brother of my friend took me back in; I went into the ghetto along with the people coming back from work.

My parents and my brother died in Belzec 16. I know it because Gabriela's brothers worked at the train station, and I heard while I was at her place, that they had to take cars with Jews to Belzec and the Germans ordered them to wait there and after some time gave them empty cars back.

When I went back to the ghetto I didn't have permission to work, and with the greatest effort I managed to go back to the same company. I worked there with my sister for one more year, until the end of the summer of 1943. We lived in a house near the ghetto's border, on Lwowska Street, we got the entire house, we were six to eight girls living in one room. The ghetto was divided into two parts - for those who worked and those who didn't, and we lived in that first part, until the ghetto liquidation at the turn of summer and fall 1943. [Editor's note: the complete liquidation of the ghetto took place in November 1943.]

From Plaszow to Auschwitz

Later it turned out it wasn't a total liquidation, but they moved most of the people. First they kept us at a bus station for two days in a row. We had to kneel. On the first day they took people to the camp in Plaszow 17 and on the second day the rest of the people went straight to Auschwitz and nobody survived there. My grandfather and those aunts were taken on the second day. My sister and I ended up in Plaszow. I think we were moved on Thursday and the others on Friday. But they all died. My sister and I got to Plaszow and stayed there for a year.

In Plaszow we worked for the same company, which moved there. Because the entire management of that company was from Cracow. We worked shifts there and the day shift was almost entirely from Cracow, those who had been in Plaszow earlier. We were on the night shift almost all the time for quite some time. And during the day they would catch us and take blood. They would catch and take blood for soldiers. And it didn't bother them that it was Jewish blood.

We lived in barracks, 100, maybe 200 people in each, I don't remember exactly. The food at Madritsch's wasn't too bad because he organized some extra bread. And it wasn't that clay that we used to get, but for his employees they were bringing food somewhere from the outside and we used to get a quarter of a loaf of bread for exceeding the norm. So all of us together, these ones that sewed better, sewed as much as we could, taking work from the ones that sewed slower. For example I sewed more and if I got half a loaf, twice the quarter for being over that norm, then we all shared among everyone.

That's how I managed until August 1944 when they moved us to Auschwitz. A few months earlier came a transport of Hungarian women who had already been to Auschwitz, and from Auschwitz they brought them to Plaszow, I don't know on what conditions. They were shaved and wore some gray dresses and looked out of this world. Later along with that transport they took some people from Plaszow to Auschwitz and they called us 'a Hungarian transport' because there were a lot of them there. There were more of them than us.

In Auschwitz they shaved our heads, took away our clothing and put us in such barracks where there were maybe 100 people. Precisely, it was in Birkenau 18. For some time I got lucky and worked as a cleaner for the camp officers, I would take things to wash, clean up, sweep floors, things like that. But later we worked physically, and then I was barely alive. They made us dig a new river bed for the Vistula River, and that was the worst time.

In Birkenau we stuck together, my sister and I with three more friends we knew from Plaszow. Up until the moment of one transport from Auschwitz, out of which nobody survived, because everyone died in Stutthof. We were all sent to this transport, but my sister and I were saved by our uncle. But those friends went. I remember we were standing on the square, ready to leave. But we managed to get in touch with that uncle on the other side of the fence; he was our neighbor through the fence. He was the second husband of my aunt Bela, Mom's sister, he had recognized us earlier, as soon as we arrived at Auschwitz. We managed to let him know we are in that transport, and he quickly took our tattoo numbers. And almost at the last moment one of those camp officers came, she walked along the row and called out those numbers. We came forward, she checked whether the numbers were right and then said, 'Disappear.' And she told us which way we should go and we went back to the camp, which was almost empty and stayed there for a few more months, until the end of December 1944.

Bergen-Belsen

On 30th December 1944 my sister and I were taken to Bergen-Belsen 19 in one of the last mass transports. It was such a transport that the one after us went on foot. It was winter and they gave us paper bags we were to put on. We tied them around the neck so that we didn't get cold and also, if someone had something, they would put it in [the bags, to provide insulation from the cold], hay or something, and we went like that for maybe three days.

The cars were locked and there were small iron furnaces in them, and Germans who guarded us used to heat some food up on them, and sometimes even, if it was a good German, he would let us use one. It was New Year's Eve while we were on the train, and we could hear some sounds of celebration when we were going through Germany. And they unloaded us at Bergen-Belsen and later led us quite a long distance on foot.

They put us in barracks where the conditions were very primitive and there were way too many of us in each one. And there, after a fairly short time, starvation began. There was no work, unless someone got lucky and got something to do in the kitchen or the peeling room. I got lucky. I worked in the peeling room for some time. On top of that I had a friend whom I knew from Auschwitz, who worked in the kitchen, and she used to steal some salt from there. You could get anything for salt, salt was at the price of gold. So sometimes I would look after that salt of hers, because otherwise it would have gotten stolen [by prisoners]. They used to steal from one another.

When I worked in the peeling room, once I smuggled out one sliced potato, it was very dangerous. Or a piece of turnip, I would slice it and put in the sleeves because they used to check under the armpits. They never checked in elbows, so I could fasten a small slice there somehow, to bring it to my sister, since there was already great hunger everywhere. When you went through the search and you were caught, it was enough for them to beat you up badly, and you wouldn't be able to get up.

There were some prisoners that used to steal soup, and later you could trade that soup. Sometimes I got a pot of soup to trade, and if there were 30 portions out of it, I made, lets say, 32, thanks to which my sister and I had soup. You could exchange such a portion for a piece of margarine or a so-called 'Blutwurst' [blood sausage].

There was also a transport from some work camp, not from a death camp, and they still had some aspirations that they needed thread. So we made thread, pulled it out of a blanket and wound it onto a piece of paper and sold it. I learned to wind it so well that it looked as if made in a factory. And I would trade this thread for a piece of turnip for example, that's how we did business.

My sister during that time was literally fading away before my eyes. She was three and a half years older than me, but everyone said about her: 'your younger sister.' They thought she's much younger than me, while I was 20 and she was almost 24. But she looked 15, she was looking really bad. I came down with typhus at the camp, but managed to get better, but when she got sick, she was getting worse and worse every day.

During that time there was absolutely no more bread. However, after we got liberated we found entire barracks filled from top to bottom with moldy bread, because they weren't giving us bread and it went bad. Anyway, they hadn't given us bread for entire weeks, since January, February. For the last two, three months we were only getting brewed turnip, with nothing else, not even salt, just like that, half raw.

It was in these conditions that my sister came down with typhus. I remember, she was placed in a so-called 'rewir' [Polish, literally: territory - here hospital ward]. It was like a hospital, so a place where theoretically you could die in peace, but it wasn't quite like that. Two, three women were put in one bed, and full of lice. The lice were so huge that, literally, in my blanket there was a louse on every thread, on every spot. Those blankets literally walked by themselves.

It was in the last period of the war, I would go to see my sister, try to organize something, bring her something, save her. And then the English came, and liberated us. They were a bit late, say, if they had come a week earlier, there would have been a chance. I had a friend whose sister was also in the same state and she rescued her, but really at the last moment. But my sister was like a skeleton then and it was too late for everything. They freed us on 15th April and she died on 23rd April.

We knew what was about to happen a few days before the liberation. People were talking, and Germans were taking off, there were fewer of them, every once in a while some were leaving. We knew the front was getting closer. And when the English came, they said through the speakers not to worry, that we're free. I remember I wasn't even joyful, I had no idea how to be happy. I couldn't believe it was really the end, I wasn't really conscious of anything.

After the liberation

After the liberation they deloused and fed us, and after a while they began moving us to a different place. It was about two, three kilometers from the camp. There were barracks in which Hungarians working for the Germans used to live. They had been sent away and we got an entire town of barracks. Tens of two-storey houses forming these squares. There were also one-storey houses for diners, theaters and administration. Initially they turned most buildings into hospitals. And then more or less it turned into a DP camp, a camp for displaced persons [Editor's note: Prisoners of Nazi concentration camps and other people moved against their will by the German administration during and after the war, were called Displaced Persons and placed in special camps from which they were moving to target places (country of origin, emigration)].

There were also transports of Poles from forced labor camps. At first there was some plan to move us, and they packed some people onto trucks and sent us to the Belgian border; I was among them. First they took us to Diepholz [today Germany, 120km from Hamburg], then from Diepholz to Linge [today Germany, 60km from Cologne], and they kept moving us every few weeks, and then finally they decided to take us back to Bergen-Belsen.

In the meantime they created a camp high school, and I went to such a high school. The teachers taught whatever they knew, so not all subjects were offered. I remember there was no biology. But there was chemistry, because there was a chemist, there was something like physics, there wasn't much of it. During that time refugees from Poland started coming. There were those who survived the war in Russia, or somewhere with Aryan papers, in any case entire transports were coming, and, among others, my future husband, Leon, got there from Russia. He was in Poland and when it turned out he couldn't find anybody, because everyone was killed, he got on a transport to Bergen- Belsen and we met then.

For some time I worked for the English administration of the camp, they created a search office there. They created files and people from all over the world were searching for each other. They were looking for us and we were looking all over the world, so there were many of the staff there, and I typed, because I knew German and English. I remember also I used to type names of the sought-after on cinematic film that was shown in movie theatres before a movie, to help with the search. A few people got found thanks to this.

We didn't have to work and go to school in the camp. It was voluntary. They just fed us, we had these coupons, and there were diners, where we were getting food rations. And when I started working they paid us with cigarettes and chocolate. And you could exchange it somewhere. But at the end, right before we left, there was the first big exchange of that German money which was worth nothing, they would cut off some zeroes and print new money. Then I received my last pay in the search office in marks [German currency], not some cigarettes or something.

The camp was closed and there were gates through which we could normally go out to freedom, but once or twice there were some incidents and they locked those gates as punishment. Once somewhere in the area a cow or a calf got stolen, and they suspected, probably rightly so, that it was stolen by someone from the camp. There were also some demonstrations, when there was that episode with the ship 'Exodus.' We went then to demonstrate to Hamburg, which is where the ship was. [Editor's note: In July 1947 British war ships intercepted on the Palestinian coast the 'Exodus 1947' ship with 4,500 Jewish refugees on board. They were forced to turn back and go to the Marseille harbor in France. Then they had to go to Hamburg in Germany where the police forced them to leave the ship.]

Married life

I married my husband in Bergen. It was on 11th September 1947. We got married in the office, and I remember that my husband didn't understand German and didn't say anything. At some point I had to give him a sign so that he'd said 'Ja' [German for 'yes']. Some family members can't forgive us until this day that it wasn't a real Jewish wedding. But nobody was thinking about that back then.

Bergen was a town a few kilometers away from the camp. And that was the only contact with Germans we had then. We had everything else in the camp. There were also some trading contacts. We used to get coffee, which was unattainable to Germans. Germans drink a lot of coffee, and they were selling up, some of them completely, for coffee. I remember I bought an old sewing machine in Hamburg that I still have even today.

We stayed at the camp until 1948, and then decided to go back to Poland. Everyone was advising us against it. But I wanted to study more, and I thought it would only be possible in Poland. Besides, I was very much attached to the language and couldn't really imagine living anywhere else.

In Poland first we went to Wroclaw, because I already knew then that two younger brothers of my mother, Rafael and Mozes, had survived. They stayed in Russia during the war, and later came to Wroclaw. And we came with a box in which I had all my belongings, and that old Singer sewing machine, and I had an ax which I brought as well. I remember Mom's Brothers laughed at me when they saw the box, because they thought I brought some treasures from Germany, but in reality there were just my shabby things in there.

Later I went to Lodz to look for the rest of the family. And I got there exactly when my cousin Sara Lea [daughter of Baruch, Gizela Fudem's father's brother] and her husband were ready to leave for Israel. I managed to see her then. I decided to stay in Wroclaw then. It was still 1948, and after some two months of being in Poland I took university entry exams, humanities then, because I thought I'd study English, and I thought I'd like that. But later it turned out I preferred science and moved to the polytechnic where I got a degree in civic engineering, a bachelor's and a master's degree. In the meantime I began working at the construction mechanics faculty, I worked there as an assistant for nine years. And later I moved to a design office, where I worked until my retirement.

My daughter Barbara

Our only daughter was born in 1955. Her name is Barbara and she currently lives in the USA. She graduated from a university here, she took biochemistry, and she emigrated in 1981. She couldn't find herself a place for herself here. Besides, all her friends scattered around the world and she couldn't really find herself here. Since I had relatives in America, she decided to go there.

I remember, when she was little, she was a strong Polish patriot; when we started talking about maybe moving to Israel, she was close to committing suicide. It was absolutely unacceptable for her. She went to America with me when she was eleven, and for the first time she heard people talk badly about Poland. Because those were emigrants who escaped after the Kielce Pogrom 20. And she was very upset about it. Once, it so happened, that when they started talking, she ran away from someone's apartment, at night, and I was looking for her all over New York, a strange city. And she opened up a bit after that.

She always knew she was a Jew, we never hid anything from her, but she had little contact with Judaist practices, because we observed no traditions. But all her friends were non-Jewish, so she had a Christmas tree at home, which she never mentioned in the USA in order not to upset her cousin who was very conservative, and practically it was no problem for her. But when she went to the USA for the second time as a 17-year-old girl, she saw what it looked like and later, when she came back, she decided that if she has a family, her children would know something about Judaism. So she really missed it that she had gotten nothing [that is, that as a child she was not taught Jewish traditions].

Now, having two children, whenever she doesn't forget, she burns candles Friday nights, just for the kids. She celebrates some of the holidays, for example Purim. For Pesach she was a couple of times invited over by my pious family, so she knows what it's supposed to look like, and her children know they are Jewish. Her husband is Jewish, but from Belarus. He emigrated a year or two before she did. With his entire family, he has his parents, sister and aunt there. They aren't pious, he didn't really know anything about those things, and she kept teaching him, but until this day he mixes everything up.

Post-war events

Here in Wroclaw since the beginning we've had contact with Jewish circles connected with TSKZ 21. We also used to go to the Jewish theater on Swidnicka Street 22, back when Ida Kaminska 23 used to perform there. The only contact I have with the Jewish community is when I pick up matzah for Pesach. I also have an ID from the Association of the Repressed. And sometimes we went to celebrate the anniversary of the Warsaw Ghetto Uprising 24, because my husband comes from Warsaw. The group of those who go there keeps getting smaller and smaller.

I never tried to hide the fact that I'm Jewish. All my Polish co-workers always knew. I even taught them the Hebrew alphabet, I don't know if they still remember, but I taught them to sign their names. I couldn't stand to hide it. When during the war I spent a few weeks on the Aryan side, this false situation, when I couldn't say what I wanted, was very hard for me to stand. That's why later I never hid it again.

After the war I encountered anti-Semitism for the first time in 1956 25. I was working at Gazoprojekt, that was a design office, for a few months during that time. Then that thaw began. I overheard accidentally - because I don't think they did it on purpose to upset me - an extremely anti- Semitic conversation about Jews, that the persecutions are good, that maybe they'll finally go to work now, they should do some work, and so on... I was really shocked because I saw nothing of the sort during my studies.

I remember also in 1968 I didn't feel great, and it must have been obvious, because one of the co-workers came up to me, he bumped into me somewhere on the stairwell, patted my shoulder - 'Don't worry about it' - he said - 'First it was the AK 26, now it's the Jews, people have to have something to complain about.' And in 1968 27, because I was never in any party and never had any position, I didn't suffer either. Those who had something to loose, suffered. And I didn't. But I remember that witch-hunt on television and in the newspapers, and the fact that more and more of those few friends that I had suffered in some ways and decided to leave. And the disappointment when we understood that we don't really have much to look for here. Then this other side takes over, because when I'm among Jews from out of Poland, I feel very Polish, but when I'm among Polish non-Jews, I feel very Jewish. And there's nothing I can do about it, and I felt it very strongly during that time. It was a sea of hurt.

We considered emigration to Israel twice. First time in 1956, I was in Israel then, my daughter was still tiny. There was already this wave then and people began to talk about it. It was then when all my friends were leaving, so I went there to look around. And actually, if I had decided to do so then, I still had relatives there who would have helped, but my husband had no relatives and had a job here. He was independent and didn't want to go, start everything from scratch, and depend on someone else. And in 1968, when we considered it for the second time, my daughter didn't want to hear of it.

Martial Law 28, I was very upset about it. Because there was so much hope and openness, that when everything all of a sudden changed for the worse, I thought that it's something that could never go back to normal, that it would never come back. I remember how disappointed I was about 'Polityka' [a weekly magazine on social and political issues], because we used to read 'Polityka' earlier. And then it wasn't published for some time, and later there was some purge and a few authors that I used to enjoy reading disappeared from 'Polityka.' And then I realized what it means, such a purge.

I remember that 'Polityka' was saving me during that worst witch-hunt, since it was fairly decent. And now, after the change of the system we live, if I were younger, I'd say, better. If I were getting younger, not older. And I think that a lot of those people who complain and say that it's worse now, it's just because they have gotten old.

Today I live from day to day, and we go out less and less with my husband. We keep in touch with our daughter and grandchildren in the USA, and with some of friends from our youth, like for example that friend, Polish - Gabriela, who lives in Zakopane nowadays and she calls sometimes. My granddaughter's middle name is Gabriela in her honor.

A few years ago a publisher associated with the former camp in Bergen- Belsen was interested in my story from the time of the Holocaust, they even interviewed me. But now I could tell my whole life story for the first time, and I'm very happy about it.

Glossary

1 Partitions of Poland (1772-1795)

Three divisions of the Polish lands, in 1772, 1793 and 1795 by the neighboring powers: Russia, Austria and Prussia. Under the first partition Russia occupied the lands east of the Dzwina, Drua and Dnieper, a total of 92,000 km2 and a population of 1.3 million. Austria took the southern part of the Cracow and Sandomierz provinces, the Oswiecim and Zator principalities, the Ruthenian province (except for the Chelm lands) and part of the Belz province, a total of 83,000 km2 and a population of 2.6 million. Prussia annexed Warmia, the Pomerania, Malbork and Chelmno provinces (except for Gdansk and Torun) and the lands along the Notec river and Goplo lake, altogether 36,000 km2 and 580,000 souls. The second partition was carried out by Prussia and Russia. Prussia occupied the Poznan, Kalisz, Gniezno, Sieradz, Leczyca, Inowroclaw, Brzesc Kujawski and Plock provinces, the Dobrzyn lands, parts of the Rawa and Masovia provinces, and Torun and Gdansk, a total of 58,000 km2 and over a million inhabitants. Russia took the Ukrainian and Belarus lands east of the Druja-Pinsk-Zbrucz line, altogether 280,000 km2 and 3 million inhabitants. Under the third partition Russia obtained the rest of the Lithuanian, Belarus and Ukrainian lands east of the Bug and the Nemirov- Grodno line, a total area of 120,000 km2 and 1.2 million inhabitants. The Prussians took the remainder of Podlasie and Mazovia, Warsaw, and parts of Samogitia and Malopolska, 55,000 km2 and a population of 1 million. Austria annexed Cracow and the part of Malopolska between the Pilica, Vistula and Bug, and part of Podlasie and Masovia, a total surface area of 47,000 km2 and a population of 1.2 million.

2 Stutthof (Pol

Sztutowo): German concentration camp 36 km east of Gdansk. The Germans also created a series of satellite camps in the vicinity: Stolp, Heiligenbeil, Gerdauen, Jesau, Schippenbeil, Seerappen, Praust, Burggraben, Thorn and Elbing. The Stutthof camp operated from 2nd September 1939 until 9th May 1945. The first group of prisoners (several hundred people) were Jews from Gdansk. Until 1943 small groups of Jews from Warsaw, Bialystok and other places were sent there. In early 1944 some 20,000 Auschwitz survivors were relocated to Stutthof. In spring 1944 the camp was extended significantly and was made into a death camp; subsequent transports comprised groups of Jews from Latvia, Lithuania, Hungary and Lodz in Poland. Towards the end of 1944 around 12,000 prisoners were taken from Stutthof to camps in Germany - Dachau, Buchenwald, Neuengamme and Flossenburg. In January 1945 the evacuation of Stutthof and its satellite camps began. In that period some 29,000 prisoners passed through the camp (including 26,000 women), 26,000 of whom died during the evacuation. Of the 52,000 or so people who were taken to Stutthof and its satellites, around 3,000 survived.

3 German Invasion of Poland

The German attack of Poland on 1st September 1939 is widely considered the date in the West for the start of World War II. After having gained both Austria and the Bohemian and Moravian parts of Czechoslovakia, Hitler was confident that he could acquire Poland without having to fight Britain and France. (To eliminate the possibility of the Soviet Union fighting if Poland were attacked, Hitler made a pact with the Soviet Union, the Molotov-Ribbentrop Pact.) On the morning of 1st September 1939, German troops entered Poland. The German air attack hit so quickly that most of Poland's air force was destroyed while still on the ground. To hinder Polish mobilization, the Germans bombed bridges and roads. Groups of marching soldiers were machine-gunned from the air, and they also aimed at civilians. On 1st September, the beginning of the attack, Great Britain and France sent Hitler an ultimatum - withdraw German forces from Poland or Great Britain and France would go to war against Germany. On 3rd September, with Germany's forces penetrating deeper into Poland, Great Britain and France both declared war on Germany.

4 Hasid

Follower of the Hasidic movement, a Jewish mystic movement founded in the 18th century that reacted against Talmudic learning and maintained that God's presence was in all of one's surroundings and that one should serve God in one's every deed and word. The movement provided spiritual hope and uplifted the common people. There were large branches of Hasidic movements and schools throughout Eastern Europe before World War II, each following the teachings of famous scholars and thinkers. Most had their own customs, rituals and life styles. Today there are substantial Hasidic communities in New York, London, Israel and Antwerp.

5 Anti-Semitism in Poland in the 1930s

From 1935-39 the activities of Polish anti-Semitic propaganda intensified. The Sejm introduced barriers to ritual slaughter, restrictions of Jews' access to education and certain professions. Nationalistic factions postulated the removal of Jews from political, social and cultural life, and agitated for economic boycotts to persuade all the country's Jews to emigrate. Nationalist activists took up posts outside Jewish shops and stalls, attempting to prevent Poles from patronizing them. Such campaigns were often combined with damage and looting of shops and beatings, sometimes with fatal consequences. From June 1935 until 1937 there were over a dozen pogroms, the most publicized of which was the pogrom in Przytyk in 1936. The Catholic Church also contributed to the rise of anti-Semitism.

6 Karlsbad (Czech name

Karlovy Vary): The most famous Bohemian spa, named after Bohemian King Charles (Karel) IV, who allegedly found the springs during a hunting expedition in 1358. It was one of the most popular resorts among the royalty and aristocracy in Europe for centuries.

7 Beit Yaakov (Hebrew

House of Jacob, Yiddish: Bajs Jakow): a school organization for religious education of Jewish girls. The first school of this type was founded in 1917 in Cracow by Sara Szenirer. The idea of creating female religious schools was supported by orthodox activists of the Agudat Israel party; a network of schools was started. In the 1930s over 110 Beit Yaakov institutions with almost 31,000 students were operating in Poland. A seminar for teachers started operating in Cracow in 1927, and a business high school in Warsaw in 1935. The institution also used to publish its own magazine, 'Bajs Jakov.' The program of Baj Yakov schools included learning the basics of the Hebrew language, general information on the Pentateuch, the learning of psalms and prayers meant for women, lectures on liturgy, holidays, rules of Jewish ethics. With time lay subjects (Polish language, Polish literature and history, geography) were also added to the schools' program, thanks to which they attained the status of public schools.

8 Tarnow Ghetto

The population of Tarnow was 52,000 in 1939, out of which 48 percent were Jews. In March 1941 they were forced to move into a designated area, which was turned into a ghetto in February 1942. Later Jews were also brought in from the surrounding towns and villages, as well as from the Czech lands and Germany; altogether some 40,000 people were deported there. From the summer of 1942 until September 1943 there were continuous deportations to the death camp in Belzec. In September 1943 the ghetto was liquidated; 2,000 people were sent to the camp in Plaszow, and 8,000 to Auschwitz. A few hundred workers employed in the town managed to survive there until 1944.

9 Hitler's rise to power

In the German parliamentary elections in January 1933, the National Socialist German Workers' Party (NSDAP) won one- third of the votes. On 30th January 1933 the German president swore in Adolf Hitler, the party's leader, as chancellor. On 27th February 1933 the building of the Reichstag (the parliament) in Berlin was burned down. The government laid the blame with the Bulgarian communists, and a show trial was staged. This served as the pretext for ushering in a state of emergency and holding a re-election. It was won by the NSDAP, which gained 44% of the votes, and following the cancellation of the communists' votes it commanded over half of the mandates. The new Reichstag passed an extraordinary resolution granting the government special legislative powers and waiving the constitution for 4 years. This enabled the implementation of a series of moves that laid the foundations of the totalitarian state: all parties other than the NSDAP were dissolved, key state offices were filled by party luminaries, and the political police and the apparatus of terror swiftly developed.

10 Eviction of Polish Jews from Germany

From October 1938 until the spring of 1939 there was a camp in Zbaszyn for Polish Jews resettled from the Third Reich. The German government, anticipating the act passed by the Polish Sejm (Parliament) depriving people who had been out of the country for more than five years of their citizenship, deported over 20,000 Polish Jews, some 6,000 of whom were sent to Zbaszyn. As the Polish border police did not want to let them into Poland, these people were trapped in the strip of no-man's land, without shelter, water or food. After a few days they were resettled to a temporary camp on the Polish side, where they spent several months. Jewish communities in Poland organized aid for the victims; families took in relatives, and Joint also provided assistance.

11 Anschluss

The German term "Anschluss" (literally: connection) refers to the inclusion of Austria in a "Greater Germany" in 1938. In February 1938, Austrian Chancellor Schuschnigg had been invited to visit Hitler at his mountain retreat at Berchtesgaden. A two-hour tirade against Schuschnigg and his government followed, ending with an ultimatum, which Schuschnigg signed. On his return to Vienna, Schuschnigg proved both courageous and foolhardy. He decided to reaffirm Austria's independence, and scheduled a plebiscite for Sunday, 13th March, to determine whether Austrians wanted a "free, independent, social, Christian and united Austria." Hitler' protégé, Seyss-Inquart, presented Schuschnigg with another ultimatum: Postpone the plebiscite or face a German invasion. On 11th March Schuschnigg gave in and canceled the plebiscite. On 12th March 1938 Hitler announced the annexation of Austria. When German troops crossed into Austria, they were welcomed with flowers and Nazi flags. Hitler arrived later that day to a rapturous reception in his hometown of Linz. Less well disposed Austrians soon learned what the "Anschluss" held in store for them. Known Socialists and Communists were stripped to the waist and flogged. Jews were forced to scrub streets and public latrines. Schuschnigg ended up in a concentration camp and was only freed in 1945 by American troops.

12 Jewish police

Carrying out their will the German authorities appointed a Jewish police in the ghettos. Besides maintaining order in general in the territory of the ghetto the Jewish police was also responsible for guarding the ghetto gates. During liquidation campaigns most of them collaborated with the Nazis; in the Warsaw ghetto each policeman had to supply at least five people to the Umschlagplatz every day. The reason for joining the Jewish police, first of all, was based on the false promises of the Germans that policemen and their families would be saved. In the Warsaw ghetto the Jewish police was headed by Jakub Szerynski; during the 'Grossaktion' (the main liquidation campaign in the summer of 1942), the Jewish Fighting Organization issued a death warrant on him, and he was to be executed on 20th August 1942 by Izrael Kanal. The attack failed, Szerynski was only wounded, and in January 1943 he committed suicide.

13 Placowka

Lit. 'station' (Polish), the place of work of Jews employed outside the ghetto. Jewish workers used to work for example on the railroad, in private German companies, in businesses and institutions, SS, police and Wehrmacht, and also in city administration. Jewish workers lived in the ghetto and every day were leaving for many hours to work outside the ghetto. They were paid for their work with a modest meal, sometimes a small amount of money. 'Placowki' existed since the beginning of the occupation; their number grew in the spring of 1942. During liquidation actions in the ghettos their employees were often protected, at least for some time, from deportation to a death camp.

14 Armbands

From the beginning of the occupation, the German authorities issued all kinds of decrees discriminating against the civilian population, in particular the Jews. On 1st December 1939 the Germans ordered all Jews over the age of 12 to wear a distinguishing emblem. In Warsaw it was a white armband with a blue star of David, to be worn on the right sleeve of the outer garment. In some towns Jews were forced to sew yellow stars onto their clothes. Not wearing the armband was punishable - initially with a beating, later with a fine or imprisonment, and from 15th October 1941 with the death penalty (decree issued by Governor Hans Frank).

15 Kenkarta

(German: Kennkarte - ID card) confirmed the identity and place of residence of its holder. It bore a photograph, a thumbprint, and the address and signature of its holder. It was the only document of its type issued to Poles during the Nazi occupation.

16 Belzec

Village in Lublin region of Poland (Tomaszow district). In 1940 the Germans created a forced labor camp there for 2,500 Jews and Roma. In November 1941 it was transformed into an extermination camp (SS Sonderkommando Belzec or Dienststelle Belzec der Waffen SS) under the 'Reinhard-Aktion,' in which the Germans murdered around 600,000 people (chiefly in gas chambers), including approximately 550,000 Polish Jews (approx. 300,000 from the province of Galicia) and Jews from the USSR, Austria, Belgium, Czechoslovakia, Denmark, Holland, Germany, Norway and Hungary; many Poles from surrounding towns and villages and from Lwow also died here, mostly for helping Jews. In November 1942 the Nazis began liquidating the camp. In the spring of 1943 the camp was demolished and the corpses of the gassed victims exhumed from their mass graves and burned. The last 600 Jews employed in this work were then sent to the Sobibor camp, where they died in the gas chambers.

17 Plaszow Camp

Located near Cracow, it was originally a forced labor camp and subsequently became a concentration camp. The construction of the camp began in summer 1940. In 1941 the camp was extended and the first Jews were deported there. The site chosen comprised two Jewish cemeteries. There were about 2,000 prisoners there before the liquidation of the Podgorze (Cracow) ghetto on 13th and 14th March 1943 and the transportation of the remaining Jews to Plaszow camp. Afterwards, the camp population rose to 8,000. By the second half of 1943 its population had risen to 12,000, and by May-June 1944 the number of permanent prisoners had increased to 24,000 (with an unknown number of temporary prisoners), including 6,000-8,000 Jews from Hungary. Until the middle of 1943 all the prisoners in the Plaszow forced labor camp were Jews. In July 1943, a separate section was fenced off for Polish prisoners who were sent to the camp for breaking the laws of the German occupational government. The conditions of life in the camp were made unbearable by the SS commander Amon Goeth, who became the commandant of Plaszow in February 1943. He held the position until September 1944 when he was arrested by the SS for stealing from the camp warehouses. As the Russian forces advanced further and further westward, the Germans began the systematic evacuation of the slave labor camps in their path. From the camp in Plaszow, many hundreds were sent to Auschwitz, others westward to Mauthausen and Flossenburg. On 18th January 1945 the camp was evacuated in the form of death marches, during which thousands of prisoners died from starvation or disease, or were shot if they were too weak to walk. The last prisoners were transferred to Germany on 16th January 1945. More than 150,000 civilians were held prisoner in Plaszow.

18 Birkenau (Pol

: Brzezinka): Also known as Auschwitz II. Set up in October 1941 following a decision by Heinrich Himmler in the village of Brzezinka (Ger.: Birkenau) close to Auschwitz, as a prisoner-of-war camp. It retained this title until March 1944, although it was never used as a POW camp. It comprised sectors of wooden sheds for different types of prisoners (women, men, Jewish families from Terezin, Roma, etc.), and continued to be expanded until the end of 1943. From the beginning of 1942 it was an extermination camp. The Birkenau camp covered a total area of 140 ha and comprised some 300 sheds variously used as living quarters, ancillary quarters and crematoria. Birkenau, Auschwitz I and scores of satellite camps made up the largest center for extermination of the Jews. The majority of the Jews deported here were sent straight to the gas chambers to be put to death immediately, without registration. There were 400,000 prisoners registered there for longer periods, half of whom were Jews. The second-largest group of prisoners were Poles (140,000). Prisoners died en mass as a result of slave labor, starvation, the inhuman living conditions, beatings, torture and executions. The bodies of those murdered were initially buried and later burned in the crematoria and on pyres in specially dug pits. Due to the efforts made by the SS to erase the evidence of their crimes and their destruction of the majority of the documentation on the prisoners, and also to the fact that the Soviet forces seized the remaining documentation, it is impossible to establish the exact number of victims of Auschwitz-Birkenau. On the basis of the fragmentary documentation available, it can be assumed that in total approx. 1.5 million prisoners were murdered in Auschwitz-Birkenau, some 90% of who were Jews.

19 Bergen-Belsen

Concentration camp located in northern Germany. Bergen- Belsen was established in April 1943 as a detention camp for prisoners who were to be exchanged with Germans imprisoned in Allied countries. Bergen- Belsen was liberated by the British army on 15th April, 1945. The soldiers were shocked at what they found, including 60,000 prisoners in the camp, many on the brink of death, and thousands of unburied bodies lying about. (Source: Rozett R. - Spector S.: Encyclopedia of the Holocaust, Facts on File, G.G. The Jerusalem Publishing House Ltd. 2000, pg. 139 -141)

20 Kielce Pogrom

On 4th July 1946 the alleged kidnapping of a Polish boy led to a pogrom in which 42 people were killed and over 40 wounded. The pogrom also prompted other anti-Jewish incidents in Kielce region. These events caused mass emigrations of Jews to Israel and other countries.

21 Social and Cultural Society of Polish Jews (TSKZ)

Founded in 1950 when the Central Committee of Polish Jews merged with the Jewish Society of Culture. From 1950-1991 it was the sole body representing Jews in Poland. Its statutory aim was to develop, preserve and propagate Jewish culture. During the socialist period this aim was subordinated to communist ideology. Post-1989 most young activists gravitated towards other Jewish organizations. However, the SCSPJ continues to organize a range of cultural events and has its own magazine - The Jewish Word. It is primarily an organization of older people, who, however, have been involved with it for years.

22 Ester Rachel Kaminska Public Jewish Theater

Created in 1950 through the merging of the Jewish Theater from Lodz and the Lower Silesian Jewish Theater from Wroclaw. The seat of the management of the theater was first located in Wroclaw and then moved to Lodz. Ida Kaminska, Ester Rachel Kaminska's daughter, exceptional actress and the only female director in Jewish interwar theater, was the artistic director from 1955. The literary director of the theater was Dawid Sfard. In 1955 the seat of the theater was moved to Warsaw. Ida Kaminski was the director of the theater until 1968 when, due to increasing anti-Semitic policies of the government, she left for Vienna (from Vienna she went to Tel Aviv and later to New York). Most of the best actors left with her. After Kaminska's departure, the theater was directed by Juliusz Berger and, since 1969, by Szymon Szurmiej. The theater performed its plays all over the country and, since 1956, also abroad. The theater still stages plays by Jewish writers (for example Sholem Aleichem, An-ski). It is the only public theater, which puts on performances in Yiddish.

23 Kaminska, Ida (1899-1980)

Jewish actress and theater director. She made her debut in 1916 on the stage of the Warsaw theater founded by her parents. From 1921-28 she and her husband, Martin Sigmund Turkow, were the directors of the Varshaver Yidisher Kunsteater. From 1933 to 1939 she ran her own theater group in Warsaw. During World War II she was in Lvov, and was evacuated to Kyrgizia (Frunze). On her return to Poland in 1947 she became director of the Jewish theaters in Lodz, Wroclaw and Warsaw (1955-68 the E.R. Kaminska Theater). In 1967 she traveled to the US with her theater and was very successful there. Following the events of March 1968 she resigned from her post as theater director and immigrated to the US, where she lived until her death. Her best known roles include the leading roles in Mirele Efros (Gordin), Hedda Gabler (Ibsen) and Mother Courage and Her Children (Brecht), and her role in the film The Shop on Main Street (Kadár and Klos, 1965). Ida Kaminska also wrote her memoirs, entitled My Life, My Theatre (1973).

24 Warsaw Ghetto Uprising (or April Uprising)

On 19th April 1943 the Germans undertook their third deportation campaign to transport the last inhabitants of the ghetto, approximately 60,000 people, to labor camps. An armed resistance broke out in the ghetto, led by the Jewish Fighting Organization (ZOB) and the Jewish Military Union (ZZW) - all in all several hundred armed fighters. The Germans attacked with 2,000 men, tanks and artillery. The insurrectionists were on the attack for the first few days, and subsequently carried out their defense from bunkers and ruins, supported by the civilian population of the ghetto, who contributed with passive resistance. The Germans razed the Warsaw ghetto to the ground on 15th May 1943. Around 13,000 Jews perished in the Uprising, and around 50,000 were deported to Treblinka extermination camp. About 100 of the resistance fighters managed to escape from the ghetto via the sewers.

25 Polish October 1956

The culmination of the political, social and economic transformations that brought about the collapse of the dictatorial regime after the death of Stalin (1953). From 1954 the political system in Poland gradually thawed (censorship was scaled down, for instance, and political prisoners were slowly released - in April and May 1956 some 35,000 people were let out of prison). But the economic situation was deteriorating and the social and political crisis mounting. On 28th June a strike and demonstration on the streets of Poznan escalated into an armed revolt, which was suppressed by police and army units. From 19th to 21st October 1956 a political breakthrough occurred, the 8th Plenum of the PZPR Central Committee met under social pressure (rallies in factories and universities), and there was the threat of intervention by Soviet troops. Gomulka was appointed First Secretary of the PZPR Central Committee, and won the support of many groups, including a rally numbering hundreds of thousands of people in Warsaw on 24th October. From 15th to 18th November the terms on which Soviet troops were stationed in Poland were agreed, a proportion of Poland's debt was annulled, the resettlement of Poles back from the USSR was resumed, and by the end of 1956 a large number of people found guilty in political trials were rehabilitated. There were changes at the top in the Polish Army: Marshal Rokossowski and the Soviet generals went back to the USSR, and changes also to the civilian authorities and the programs of political factions. In November 1956 permission was granted for the creation of workers' councils in state enterprises, and the management of the economy was improved somewhat. In subsequent months, however, the process of partial democratization was halted, and supporters of continuing change ('revisionists') were censured.

26 Home Army (Armia Krajowa - AK)

Conspiratorial military organization, part of the Polish armed forces operating within Polish territory (within pre-1st September 1939 borders) during World War II. Created on 14th February 1942, subordinate to the Supreme Commander and the Polish Government in Exile. Its mission was to regain Poland's sovereignty through armed combat and inciting to a national uprising. In 1943 the AK had over 300,000 members. AK units organized diversion, sabotage, revenge and partisan campaigns. Its military intelligence was highly successful. On 19th January 1945 the AK was disbanded on the order of its commander, but some of its members continued their independence activities throughout 1945- 47. In 1944-45 tens of thousands of AK soldiers were exiled and interned in the USSR, in places such as Ryazan, Borovichi and Ostashkov. Soldiers of the AK continued to suffer repression in Poland until 1956; many were sentenced to death or long-term imprisonment on trumped-up charges. Right after the war, official propaganda accused the Home Army of murdering Jews who were hiding in the forests. There is no doubt that certain AK units as well as some individuals tied to AK were in fact guilty of such acts. The scale of this phenomenon is very difficult to determine, and has been the object of debates among historians.

27 Gomulka Campaign

A campaign to sack Jews employed in the Ministry of Internal Affairs, the army and the central administration. The trigger of this anti-Semitic campaign was the involvement of the Socialist Bloc countries on the Arab side in the Middle East conflict, in connection with which Moscow ordered purges in state institutions. On 19th June 1967, at a trade union congress, the then First Secretary of the Polish United Workers' Party [PZPR], Wladyslaw Gomulka, accused the Jews of lack of loyalty to the state and of publicly demonstrating their enthusiasm for Israel's victory in the Six-Day-War. This marked the start of purges among journalists and people of other creative professions. Poland also severed diplomatic relations with Israel. On 8th March 1968 there was a protest at Warsaw University. The Ministry of Internal Affairs responded by launching a press campaign and organizing mass demonstrations in factories and workplaces during which 'Zionists' and 'trouble-makers' were indicted and anti-Semitic and anti-intelligentsia slogans shouted. Following the events of March, purges were also staged in all state institutions, from factories to universities, on criteria of nationality and race. 'Family liability' was also introduced (e.g. with respect to people whose spouses were Jewish). Jews were forced to emigrate. From 1968-1971 15,000-30,000 people left Poland. They were stripped of their citizenship and right of return.

28 Martial law in Poland in 1981

Extraordinary legal measures introduced by a State Council decree on 13th December 1981 in an attempt to defend the communist system and destroy the democratic opposition. The martial law decree suspended the activity of associations and trades unions, including Solidarity, introduced a curfew, imposed travel restrictions, gave the authorities the right to arrest opposition activists, search private premises, and conduct body searches, ban public gatherings. A special, non- constitutional state authority body was established, the Military Board of National Salvation (WRON), which oversaw the implementation of the martial law regulations, headed by General Wojciech Jaruzelski, the armed forces supreme commander. Over 5,900 persons were arrested during the martial law, chiefly Solidarity activists. Local Solidarity branches organized protest strikes. The Wujek coal mine, occupied by striking miners, was stormed by police assault squads, leading to the death of nine miners. The martial law regulations were gradually being eased, by December 1982, for instance, all interned opposition activists were released. On 31st December 1982, the martial law was suspended, and on 21st July 1983, it was revoked.

Siima Shkop

Siima Shkop
Tallinn
Estonia
Interviewer: Ella Levitskaya
Date of the Interview: March 2006

I interviewed Sima Shkop at home. She is living in the house, constructed by the Artists’ Council in Estonia, next to the citadel wall around the Old City. Siima lives by herself after her husband died. Though, she is not quite alone. A big well-groomed cat is living with her. Numerous pictures on the wall are painted by Siima and her friends. Siima is a petite lady. It is hard for her to walk, so users walkers for that. Siima has a heavy Russian accent. She switches to Estonian when her Russian fails her. Nata Ring, the secretary of the Tallinn Jewish Community 1 came with me for the first meeting as she interpreted for us. Nata is from Tartu like Siima. In spite of living in Tallinn for about 70 years, Siima loves Tartu, her native town. She told me a lot about the Tartu of her childhood. Siima has a tough character and I felt it right away. She did not like the fact that I do not know Yiddish and reminded me of that often. I came with another person for the second time. Siima must have gotten used to me and was more affable. During my second visit she offered me to take a look at her illustrations of children’s books. I was rapt by what I saw and it instantly changed my impression on Siima. Only a person, having the perception of a child, could create such sunny, fairytale pictures. The characters of the fairytale drawn by her looked as if they were real, alive. When it was cold outside and I felt blue, I remembered her pictures and smiled.

I did not know anybody from my father’s family. Father, Jacob Shkop, came to Estonia from Poland, when he was adult. His family stayed there. All I know is that my paternal grandfather Moishe was a high-class tailor. In general, Father and his relatives were excellent dressmakers. They were very popular. I never met them. Besides, Father never told me much about his family. I even do not know the names of his relatives. Recently I found some old notes, where I found out that Father was born in 1883. I do not remember the place of his birth.

Mother’s family lived in the Estonian town of Tartu. My maternal grandfather, Shloime-Meer Rozenko, came to Estonia from Lithuania, when he was a callow youth. Grandfather served in the tsarist army 2. At that time the term of service was 25 years, so even if Grandfather was drafted into the army at the age of 17-18, he must have been over 40 when he was demobilized.

Grandpa was very handsome when he was young – a blond with bright blue eyes. He did not look like a Jew at all. I remember one interesting case, when I was about 13, one man came to Grandfather from Germany. I even do not know who he was to him, but he collected information about Grandpa. In Lithuania, which was Grandpa’s motherland, some of the people who had known him since childhood said that Grandpa was a foundling, fostered and raised by a Jewish family. I do not know whether that’s true.

Anyway, Grandpa identified himself as a Jew. He lived like a true Jew: he was religious, observed traditions, went to synagogue twice a week. During the holiday period, he went to the synagogue almost every day. Kashrut was observed in my family since childhood.

I did not know my grandmother Siima Rosenko, nee Kaplun. She died long before I was born. She had diabetes. She must have been born in Tartu as there was a tombstone in Tartu cemetery with an inscription in Hebrew. I never came across the surname Kaplun among Estonian Jews. There are a lot of people with the surname Kaplan though. Grandmother also has a grave in the old cemetery of Tartu. It is written Siima Rosenko in Russian [Cyrillic] on her tombstone.

Grandpa Shloime-Meer was also a tailor, specialized in dress coats, which required strong skills. Tail coats were in demand in Tartu because it was a university town and that type of dress was needed for all kinds of events and costume parties, arranged by the student societies. There were rich students, who ordered tail coats and poorer students could not afford that, but still needed them from time to time, so Grandpa made tail coats for rental. I remember there were two large wardrobes with tail coats of different sizes.

Since Tartu was a students’ town there were a lot of Estonian and Jewish students’ corporations, thus there were a lot of events and people hired tail coats from Grandfather. Besides, he was an honorable guest at all celebrations. Very often Grandpa came home drunk. He was a very interesting man. He was not of a tall height, had a nice voice and great sense of humor. All people loved him.

His tail coats were popular not only with students. When Carlis Urmanis 3 became the president of Latvia, he ordered tail coats from grandfather. Grandfather was invited to go to Riga several times to make the tail coats for him. I do not know when Ulmanis met Grandpa – perhaps he studied in Tartu. Grandfather made pretty good money, which was enough to provide for the family and pay tuition for education. Grandmother was a housewife.

Grandmother gave birth to five children, four daughters and a son. The eldest was Sarah, born in 1880, the second Dina, born in 1882. My mother Rosa, the third daughter, was born in 1884. Another daughter Luba – Jewish name Liebe – was born two years after Mother, and then, finally, the long-awaited son, German, came into the world. His Jewish name was Solomon.

All children were raised Jewish. Only Yiddish was spoken at home. Of course, the grandparents and their children also knew Estonian and German which was common in Estonia. Sabbath and all Jewish holidays were marked at home; kashrut was observed as it was holy.

The five children got good education. All studied at a lyceum. I am not sure if it was a Jewish lyceum. Recently there was an exhibition in Tartu on the subject of education in Estonia. My son went to see it. There was my mother’s certificate stating her transfer to the next grade. My son said she had straight excellent marks there. In general, my mom and her siblings were very gifted.

I do not know where my parents met. All I know is that they had a true Jewish wedding in Tartu with the rabbi and chuppah. Soon after the wedding, Father found a job in Sweden and left there with Mom. Father did not work there for a long time and decided to immigrate to America. He got in touch with his pals, who were living there, and they talked him out of it. At that time there was an unemployment crisis in America and his pals wrote that it would be hard for him to find a job there. Mother was pregnant and wanted to give birth in Tartu, so they decided to come back.

In 1909 my elder sister Rachel was born. She was called Rika in the family. When she was one year old, Father found a job in Warsaw, Poland. He was fluent in Polish and welcomed the chance to work there. They did not stay there for long. The house, where Father’s workshop was, burned down, and my parents came back to Tartu again. There were four people in the family now. In 1911 my sister Masha was born in Warsaw. She was named after our paternal grandfather, Moishe Shkop. They rented an apartment in Tartu and Father had his workshop there.

During World War I, Father was drafted into the army, and he was in the lines for four years. He was contused, when he was in Manchuria. Father had serious heart trouble when he came back to Tartu after war. He had a great workshop in Tartu and was a famous tailor there.

Mother was a housewife at that time and took care of children. When she got pregnant again, Father was sure that he would have a son. He was agog to see a son, but I was born in 1920. I was named after my maternal grandmother Sima. I do not know whether Father was disappointed that I was born, instead of a long-awaited son, but still he loved me very much and I loved him too. In spite of being busy, he paid attention to his children.

Yiddish was spoken at home, so I have known my mother tongue since childhood. Estonian was my other mother tongue, as my sisters and I played with Estonian children, who were living in our yard. It was natural for us to speak Estonian. Father was also fluent in Polish and Russian. His favorite writer was the Czech comedian writer Yaroslav Gashek. At home we had his book about a brave student Sweik. The book was in Yiddish and Father liked reading it to us. Father had a nice tenor voice. There was a Jewish drama theater in Tartu. There were no professional actors there, only talented amateur actors. The operetta ‘Silva’ was staged in the theater. I remember Mom and Dad often read in duet.

Father had another hobby – chess. There were some nooks in the theater where people could play chess. I remember Father took me to the café, where he bought me ice-cream and I was watching how he played chess. Father was good at chess and I also started understanding the game. In fact, Father liked taking me anywhere he could. When the first movie theaters opened up, he took me there.

Father loved reading and plied me with that since childhood. We had a very good library at home and Father also took me to the Jewish library in Tartu. We enjoyed getting together in the evening and read. Then we discussed the books and shared our opinion.

My parents were very sociable. Father had many friends. His best pals were those who were in the lines with him. My parents often went for a visit and we also received guests in our house. We kept the door open for people.

We sacredly followed Jewish traditions. Every Friday morning Mother cooked food for Sabbath. In the evening the whole family got together, Mother lit Sabbath candles, and we started dinner after having prayed. On Saturday morning Father always went to the synagogue. We marked Jewish holidays at home. We had separate Pascal dishes. Before Pesach there was a big cleaning in the house, chametz was taken out. Only after that Pascal dishes could be brought in. Of course, we obligatorily had matzah for the holiday. Father bought Pascal wine in the synagogue. We had two seders at Pesach: on the first and on the second evening of the holiday.

We marked other Jewish holidays as well. On Yom Kippur my parents and elder sister fasted. Purim was a double holiday for us as it was also Mother’s birthday. Mother baked hamantashen – triangular pies with poppy seeds and raisons. On Jewish holidays the whole family went to the synagogue. Father was on the first floor with other men. Mother, my elder sister and I were on the top floor. It was always very ceremonious. We wore our best outfits on those occasions. My parents also made contributions to charity, it was a matter of honor for every Jew. On holidays we visited our relatives and they came to see us.

That calm secular life was over in 1929. Father came back from the war with heart trouble, which finally killed him. Father was buried in the Jewish cemetery in Tartu according to the Jewish rite. Mother did not work while Father was alive, as he could provide for his family.

We had hard times when Father died. Mother was a widow with three children and she had to make money. She learned machine knitting. She was very gifted and had a fine taste. She started taking orders in the store. They gave her wool and she knitted jackets, which were sold in the stores. When she learned how to work very quickly she took orders in three stores.

Mother’s elder sister Sarah helped us a lot. She was married, but had no children. She treated us like her own kids. Sarah was a seamstress and her first husband was a tailor. First, they had a sewing workshop. Sarah was a great milliner. She had excellent taste. She was taught sewing by the best tailors in Saint Petersburg. Sarah was an amazingly kind woman. I have never seen a kinder person in my life. She helped everybody, not only us, and people loved her.

Sarah was the only of my mother’s sisters who stayed in Estonia. Her sister Dina, a blue-eyed blond, married an Estonian German man, who was from Tartu. His name was Milts. He taught geography at lyceum. Shortly after the wedding, Dina and her husband left for Germany and settled in Bremen. Her three daughters – Gertrude, Krista and Inge – are elder than me.

The third sister Luba married a Jew from Tartu, a tailor called Meer Marshak. His brother, also a tailor, rented the second floor in the house, where we rented the first floor. In general, the family was big and all were tailors. All of them, including Luba and Meer, left for England, Liverpool, in 1921. When I was a child, I knew Luba only from pictures. I met her when she came to the wedding of my sister Masha. Luba did not have children. When Father died she assisted us with money a lot. Gertrude, Dina’s elder daughter, said that she helped them as well when life was hard in Germany after the war.

Both of my sisters went to lyceum: Rika to the Russian one and Masha to the German one. Jews often had their children study in the German lyceum, for them to learn the language to enable them to continue their education. When Father was alive, the family could afford tuition. Having finished school, my elder sisters Rika and Rachel entered Tartu University, the economy department. Then Father died, so Rika had to find a job to pay for tuition.

She worked for the Jewish bank in Tartu to assist Mom with money and to get more experience. At that time Rika studied hard at the university library. She met her husband there. Dovid Soliternik lived in Israel. He was one of the first to settle there. His family came either from Romania or Bulgaria. He was a young disabled man. He had an artificial leg, he worked with dynamite and his leg was blown off as a result of a blast. He was not fit for the army, so he decided to enter Jerusalem University, finished it and became a tutor.

A Latvian Jewish school invited him to hold a lecture course for students in Daugavpilts. At that time he was a professor, an expert in oriental languages. Dovid found out that Tartu library had ancient Arabic manuscripts and he came here from Latvia to read them. So he met Luba there. It was love at first sight – a great love.

They got married in two months. The wedding was in Latvia, under a chuppah. Shortly after the wedding Dovid came back to Israel with Rika. I do not remember the name of that small town, where they settled. They built a house. Dovid worked as a teacher. In 1936 their first child was born. They named him Jacob after my father.

My second sister Masha got married right after finishing lyceum. Her future husband, Aisek Reisman, was her classmate for eight years. They got married right after having finished lyceum. When Mother wrote a letter to Aunt Luba that Masha was going to get married, Luba came from England. She organized a great wedding for Masha and Aisek. It was a truly Jewish wedding with a chuppah. I do not know why they had a wedding in Valga. I can’t recall.

After the wedding, Aisik entered Tartu University. He studied and worked. Masha did not study as there was no money for tuition. She tried to learn some profession, but did not succeed. She was very smart, but awkward. She found a job as a sales assistant in a large store. They lived separately from us, but Masha always found time for me and called on us often. My sisters were both friends and nannies for me. They took good care of me as they were much older.

When my sisters were married off and left the house, Mother could not afford the apartment we were renting, and we moved to Grandpa. When Sarah got married, he stayed alone. Mother was the homemaker. Our living was modest, but Mother always found money to celebrate Sabbath and mark all holidays Jewish traditionally. She observed kashrut. We had kosher dishes. I remember she cooked vegetable soup and gefilte fish – Grandfather’s favorite dish.

Mother took me to the Jewish kindergarten. The teacher was the wife of the director of the Jewish school in Tartu. She taught Ivrit, and I still remember it. All classes were taught in Ivrit and Mother wanted me to learn the language and to be among children. I went to study when Father was still alive. He was getting more and more unwell, and there was a lack of money. That is why I entered Jewish elementary school.

The teachers were good. By the way, some of them later taught at the Tallinn Jewish lyceum. Our teacher at the first grade was Vilenskaya, a very beautiful lady. She taught me how to read and write. She and her friends staged plays in German at the school theater in Tartu. Then she taught German at Tallinn school.

We had wonderful teachers. One of them, Levitin, seemed an old man to me. He taught us Ivrit and the Tannakh in Hebrew. Of course, he did not tell us all the things, he picked only the subjects that we would understand, and covered the most important things. He also commented – sharing what one rabbi said on a certain subject and what opposite opinion was expressed by another rabbi, and we tried to find out which opinion was correct. Then I understood he did not only teach the Tannakh, he wanted us to learn how to think, analyze and have our own opinion, even it differs from the common point of view.

He also told us interesting stories, which I still remember. My teachers also arranged extra-curriculum activities. There was a school theater, we staged plays, gave performances dedicated to the main Jewish holidays. There were a lot of spectators – kin, friends – and all praised them. A school choir also gave a performance as well as the students of the dancing and gymnastics studio. The concert program was always very comprehensive and it was interesting for both – spectators and participants. One of our teachers, Levin, came here from Poland. He knew a lot of nice Jewish songs and taught us those. I have very bright recollections from school times. I kept in touch with many of my classmates after I left school. I studied there only for three years.

When I finished the third grade, there were not enough students to form another class. Thus we had to go to different schools. There were eight girls in my class, and the four of them, including me, went to an Estonian school. It was an elite school and the tuition was high. The teachers were great. I think Aunt Sarah covered the tuition there to help Mother and me. The four of us understood that there was a need to speak fluent Estonian and have no accent. We were the first Jewish girls who were enrolled in that school.

Of course, we were fluent in Estonian as we were constantly communicating with Estonian children, but our grammar was poor. In summer, the four of us crammed Estonian grammar. After hard studies, we learned how to write literately. Then at school it turned out that our Estonian was better than that of other students – Estonian native speakers. The Estonian language teacher respected us for having good knowledge of Estonian grammar. We also had a good German teacher.

I cannot say that we, Jews, were treated in a wrong way, but there were all kinds of incidents. Once, we came in the class and one girl cried out, ‘Jew!’ and pointed at me in front of the class. I was a small girl, but I could stand up for myself. I took a bottle of glue and poured it on her head. Then I beat her, though she was much bigger than I. The whole class was rapt! After that people had a very good attitude towards the Jews in class.

I and other Jewish girls had Lithuanian friends. Of course, there were times when the guys would push us in the street and say something unpleasant, but without spite. In general, the attitude was good. I did not feel hurt. We prayed on Monday before classes. We, Jewish girls, did not join the prayer, and waited by the door to the classroom. There was a prayer at the end of the school day. Once I also said a prayer in Lithuanian, but it was like a joke for me.

I started drawing in the Lithuanian school. We had a wonderful drawing teacher. Her lessons were always very interesting. She gave us the topic and we were supposed to draw something on that subject. At the end of the class she collected our drawings. She showed them to the whole class and everybody was to express their opinion on them. She did not teach us basic skills, but, the most important thing: she taught us how to look at things. Now, I think it is the most important thing for an artist is to know how to look.

My friends and I did very well at school. I understood that there could be no other way as tuition cost a lot of money. I tried being good even at math, despite loathing that subject. I studied there for two years. Sarah’s first husband died. She married a Jew from Tallinn and moved there. Sarah tried talking Mother into moving to Tallinn. Then she got sick and had to undergo operation. Aunt asked Mother to let at least me come to Tallinn. Mother could not decide on moving there as she thought it would be hard to get a job in Tallinn. Grandpa’s tailor’s work shop was still income-bearing. We decided that I should go to Tallinn myself and live with Aunt.

I entered the Tallinn Jewish lyceum 4. It has an interesting history. Tallinn Jews put money together to have the school built. In 1924 the lyceum was opened, and it is still there. Owing to the efforts of our Jewish community, there is a Jewish lyceum there now. There was an Estonian school during Soviet times.

At first, it was hard for me to study at the lyceum as the teaching was in Ivrit, but not the old Ivrit that I was taught at school, but the modern Ivrit, spoken in Israel. I understood almost everything, but could not speak myself. It was not hard during the classes. My classmates spoke Ivrit during the breaks. Then I started taking private lessons in Ivrit. My teacher was Michelson. I worked very hard and studied it for less than a year.

I liked lyceum a lot, both my peers and teachers. We had a very good class; unfortunately, most of my classmates are dead now. There were quite a few students from the school in Tartu in the Tallinn lyceum. The school in Tartu was a six-year one, so many students decided to continue their education in Tallinn.

Samuel Gourin was the principal: a tall, blond man with huge eyes. He was loved and respected. His daughter was also studying at the lyceum. She was a bit younger than me. Zhenya became an orphan as her mother died when she was two or three years old. Gourin taught general history. We did not have text books in modern Ivrit, so we took notes after him.

There was also a teacher who taught us Jewish history. We also were taught Ivrit literature and grammar. Our mathematics teacher was from Tartu. When my sisters were studying, he taught mathematics in both lyceums. Then he was transferred to Tallinn lyceum. He was a very good teacher.

I hated math most of all when I went to Estonian school, especially algebra I disliked. I did much better in math when I was studying at the lyceum, I even started liking it when I had a trigonometry course. It was interesting for me and I got good marks. Vilerinskaya, my first teacher at Tartu school, also taught here. She was the German teacher.

We had so many new subjects that now I am even surprised how we could digest it all. There were also subjects taught in Estonian: chemistry, physics, geography and of course Estonian literature and grammar. There was also a course of Russian language, which I did not know at all. I even did not know the alphabet, but my classmates read the books written by Pushkin 5, Lermontov 6 etc. in the original.

The Russian teacher was very handsome. He understood that I did not know Russian and he permitted me to read those books in Estonian so that I could understand what was going on. Of course, I read them with pleasure and found them very interesting. I needed to learn the basics of the language and one of my classmates helped me with that. There was one class where the subjects were taught in Russian, but the group was very small. There were also gymnastics classes. We did not have my favorite drawing classes.

The chazzan of Tallinn synagogue, Gourevich, taught music and Jewish traditions to us. He came to the classes with a small accordion and played it. We sang Jewish and Hebrew songs. Gourevich was very interesting and funny. His daughter, Anna, subsequently a famous Estonian pianist, Anna Klias, also studied at our lyceum. She was a good student. When I graduated from lyceum, she and some other Tallinn alumni were at the traditional reception arranged by our principal. The most outstanding student was always invited and there were always Jews among them.

Children from poor and rich families studied together and it did not affect the relationship. We did not choose friends by their parents’ income. We had our own company consisting of boys and girls. We went to dancing classes. In general it was our common interest. We wanted to learn how to dance beautifully.

All lyceum students were members of Jewish organizations. I was a member of the children’s Jewish organizations. In Tartu I was a member of Hashomer Hatzair 7. This organization was represented in Tallinn as well. A lot of my classmates were members of Hashomer. We took part in Estonian scout contests. In summer we went to Hashomer Hatzair scout camps. When we moved to Tallinn I entered the Jewish youth organization Maccabi 8. There were good gyms in that organization. I loved gymnastics. I started attending rhythmic gymnastics there. I had rhythmic gymnastics classes in Tartu, but they did not have such good facilities as in Tallinn. Our trainings took place in the university gym.

We, schoolchildren, were interested in politics. When the fascists came to power in Germany, we started boycotting German films; a lot of them were screened in movie theaters. We even refused speaking German, though most of us were fluent in this language.

I finished lyceum in 1938 at the age of 18. I wanted to go on with my education, and was dreaming of going to the arts institute. The tuition was very expensive, and I could not afford it. Aunt suggested taking me as an apprentice in her workshop, but I did not like sewing and had no skills for that. I decided that I would take any profession, but that. I became an apprentice of a famous hairdresser in Tallinn. Even the president had his hair cut there and the wives of all the diplomats were customers there.

At that time, when the fascists came to power in Germany, fascism was trickling down here as well. They even did not want to hire me for being a Jew, but still took me as an apprentice for two months. Then one of their regular customers – a wealthy Jew – stood up for me. She said if I was fired only because of my nationality then no Tallinn Jews would ever come to the salon. She was also supported by a rich German lady, who was also a regular customer. She said the nationality did not matter, the work did.

Unfortunately, during my apprenticeship I was more involved in cleaning than in training. When I had spare time I was standing by the master and watching his work – beautiful hairdos. Once a week I attended a special school where I was taught to put wigs on and do make-up. It was very interesting for me. When I finished school, I worked at the hairdressers’. Often I did not have to do my job, but be at beck and call for my customers, who were of different age – adult ladies and young girls like me. While they waiting in line, they could send me to fetch cakes from confectionary or run other errands for them.

When a customer was my age I sadly thought to myself – that she could do what she wanted – study and have no problems in life. I wanted to study, but could not afford it. I wanted to banish those thoughts, as there was nothing I could do. If I was too focused on that, it would make my life unbearable. I tried to have a fully-fledged life the best way I could. In the evenings I went to Maccabi for training. I dated a guy, my classmate from lyceum. My beloved and I went to the theater, cinema, dancing.

I also attended English language courses. Now I cannot picture how I could cope with all that. In a year I met a young man, an artist. He looked at my drawings from school and said that I should become an artist. I dropped my English language courses and went to the art studio instead. It was headed by Estonian sculptor, Voldemar Mellik. I attended evening art school courses. We painted nude models. In Mellik’s opinion I did pretty well. He said that I had to study at the institute, which I could not afford.

In 1939 my elder sister Rika, her husband and son came to Tallinn from Israel. Dovid intended to work in the library and Rika was happy to take advantage of the chance to rent an apartment not far from Aunt Sarah’s house. Then Mother and Grandpa moved to Tallinn. Mother moved in with Rika and Grandfather lived in Aunt Sarah’s apartment. There was not enough room for everybody, besides there was Aunt’s sewing workshop in the apartment. It was OK with me as I was out of the house most of the time.

I spent a lot of time in Maccabi. We had a wonderful rhythmic gymnastics trainer and we succeeded in our performance. We did not only tour Estonian cities we were also in Latvia and Lithuania. In 1939 we were invited to Finland. There was a large stadium in Helsinki constructed on the occasion of Olympic games, where in 1939 on the eve of the Soviet-Finnish War 9, an international gymnastics event was held with the participation of 300 Estonian girls and boys. Our nine ladies from Maccabi, including me, also took part in the event. The audience was pleased.

In 1939 Germany attacked Poland 10. The war was over shortly after Soviet troops entered Poland. Then the Soviet Union attacked Finland. We followed the military actions and were worried for Finland. We were very happy when the war was over as Estonia always had very good relationships with Finland. Then the Soviet government signed a non-aggression agreement with Germany [the so-called Molotov-Ribbentrop Pact] 11 and put pressure on the Estonian government to have military bases constructed on its territory 12.

Of course, at that time we did not know what it was for and felt calm. Many of those who were frightened of the intrusion of German troops in Poland even welcomed the idea of Soviet military bases in Estonia thinking it to be a pledge for peace. We knew that Jews were killed in Germany. By the middle of the 1930s there were quite a few fugitives from Germany. They said what was going on there. At any rate, our family feared fascists much more than the Soviet Union.

In 1940 Estonia became Soviet. In general, we had nothing against it as we knew hardly anything about Soviet life. All we knew were pretty attractive slogans. A lot changed when the Soviet regime was established in Lithuania. There were even changes for the better – the education was free, both secondary and higher. It meant that my dream to study at the Art Institute would come true. In general, there were a lot of new interesting things. My friends and I were fond of that. We discussed news.

I successfully passed entrance exams to Tallinn Art Institute, the art department. I did not have to pay tuition. Besides, I got scholarship. I could drop work and start studying. It was a happy year for me, 1940. I enjoyed drawing and the classes were not a burden, but a pleasure for me. I managed to cover a two-year program within a year. I studied only for half a year at the first course, attending the classes for the 1st and the 2nd course and passed exams for both courses.

As for the painting classes, I was in the group with the students of the 3rd course. Khapson, the best Estonian artist, taught us painting. He became my tutor. He was my teacher for the whole time. Khapson is still alive. He is 90 and he is still working! His workshop is in the house, where I am living. A museum with his paintings is also here. Our rector, Starkov, was a wonderful Estonian sculptor. He made sculptures from granite. After the war his workshop was in Tartu. Starkov was a very intelligent person, a good rector, treating the students very nicely. I was lucky to have such teachers.

Having finished the 1941 academic year, as per results of the exams, I was transferred to the third course. We had a Komsomol organization 13 at the institute and I joined it. I was a very young girl and was interested in many things. I also had some odd jobs – drawing slogans, pictures for wall papers. At times I had to work from dawn till night. I was friends with the students and did not have any problems with anybody. The teachers also treated me very well.

Of course, I was grateful to the Soviet regime, which let me study and do what I liked. At first, the Soviet regime did not oppress Estonian citizens in any way. Kolkhozes 14 appeared later, and peasants were not oppressed right away. Enterprises were nationalized, and taken away from rich people. There were no wealthy people among my acquaintances and family, so we were not affected by that.

We did not have our own apartment, but rented one. During the Soviet time, the houses were nationalized, but people were not evicted from their homes. At that time we had to share our apartment with another family. It was called communal apartment 15. Before we did not have anything of the kind – people living with strangers in the same apartment. But we abided by that and with many other things.

When on 14th June 1941, one week before the war, people were deported from Estonia 16, it was dreadful! I remember it vividly. Nobody was deported from our family, but we feared it! People shared with each other the news about deportation on that scary day and were afraid for themselves. Everybody understood that it was just a beginning. Most likely there would have been more deportations if on 22nd June 1941 Germany had not attacked the Soviet Union 17.

At that time I destroyed all photos which were connected with Betar 18, Hashomer Hatzair. At that time I understood that those pictures would be the evidence against me. I kept only some snapshots of performances of our Maccabi gymnastics group. I regret it so much; I should have hidden those snapshots.

Grandpa died two weeks before the war. He was buried in the Tallinn Jewish cemetery according to the Jewish rite. At that time we were mourning over him. Only later we understood how happy he was to die at home, among people who loved him, having been buried decently, not in a common grave in evacuation.

Rika and her husband left Estonia in late 1940. They went back to Israel. When we found out that the war was unleashed, we decided to leave Estonian immediately. In the late 1930s there were a lot of fugitives from Germany in Estonia, who told us that the fascists killed Jews. We understood, that we would be killed if we stayed. Without any doubts we packed our things within one night.

My brother-in-law Aisek, Masha’s husband and his brother headed for Leningrad. They escorted the Tallinn hospital, which was evacuated there. Aisik took our things and left. We agreed on a place where we would be able to find them in Leningrad. They left and in couple of days Mother, Sarah, her husband and her one-year-old son went to the train station. We took the train to Leningrad, but we did not reach there. At Kacha station we were rerouted to another train heading for Ulianovsk, Kuybyshev. They did not want to let Estonian fugitives into Leningrad.

We had no things at all as we had counted on getting them in Leningrad. We only had evacuation certificates and passports on us. The final destination was Kuybyshev, but we got off the train in Ulianovsk. Only several Estonian families got off the train there. At the evacuation point we were asked for our identification and intentions. Then we were sent to a local house in a kolkhoz where fugitives from Polish concentration camps were living.

After a while our family was sent to the kolkhoz Kremlevskiy, 25 kilometers away from Ulianovsk. My sister and I were given assignments for work at school. My sister was offered to teach German and I – to teach drawing. My mother and sister were fluent in Russian and I was not. Owing to my Russian teacher at the lyceum I knew the rudiments. I took children’s books in the library, read fairy tales, wrote out unknown words, asked for their meaning and memorized them.

It did not take me long to learn Russian, but I was not very literate. I am still ashamed of my Russian grammar. But still, I know something. It is a beautiful and interesting language. I like Russian literature particularly.

We lived in that kolkhoz for half a year. Our family was given a small ramshackle house, but we could not live there as it was teeming with bedbugs. We found a vacant room at school and moved in there temporarily. Then we were provided with a new lodging – a nice clean house not far from Volga. We lived from hand to mouth. We were saved by the under harvested crops in the fields – we picked peas, wheat ears and ate them. The locals also helped us, though they did not have enough for themselves.

By that time, my brother-in-law Aisik and his brother came. They took the patients and staff of the hospital and then they were free to go. They did not meet us in Leningrad, but found us via the information bureau for evacuees in Buguruslan. Aisik’s brother stayed with us and then all of us left for Ulianovsk. Aisik started working at the factory and rented a room from a Tartar for the whole family.

Тhere were a lot of Tartars in Ulianovsk. I liked them a lot – they were very kind and sincere. Russians were also very good people. But still there were some rascals, who informed the NKVD 19 against us saying to check our things. They searched our apartment, but of course they did not find any things that were banned.

In October 1941 the Germans came closer to Moscow. The commanders understood that they would not be able to stop the Germans and started making anti-tank fortifications. A lot of women and teenagers were involved in that. Those fortifications were made 50 kilometers from Ulianovsk. We were taken there by train.

We were followed by another train with young guys, who were heading for the front. There were even schoolboys among them. That trained stopped by ours. The ladies, who were heading for construction works, got off the train, hugged those boys and gave them some food they had. All of us cried, understanding that the guys were to face death. They did not even have rifles, and they were to be in the lines fighting against well trained and well-armed soldiers.

We were given spades, hoes for digging anti-tank trenches. It was cold, the land was frozen and it was very hard to dig. First we had to work with a hoe and then use a spade. We did not have a place to stay; we had to sleep on the earth. No food was taken to us. We even did not have bread for a week. We had to pick some roots and herbs in the forest nearby. An elderly lady and her daughter and some 13 to 14 boys evacuated from Leningrad were working closely with me. That elderly lady shared all food she had. I will never forget her.

We exerted our every effort, but there were hardly any results. In a couple of days the lady said that we should leave as our work was futile and dangerous for our life. We had to walk for 50 kilometers. It was a harsh winter. We walked along dug anti-tank trenches and the trip seemed endless to us. There were a great many people involved in digging.… We had been walking for a long time when we finally reached Ulianovsk. I got really cold and was unwell for a while. I almost died, but I had a young organism and survived without any medicine.

When I got better, I went to work at the military plant. There we were given food cards 19, which allowed us to get twice as much bread than for civil work. It was very important as there were three of us and I was the only one who was working. Mother and Aunt Sarah got dependent’s cards – 200 grams of heavy semi-raw bread per person. Of course, it was not enough. We were hungry, but the cold was even worse.

The parents and brother of Aisik lived in evacuation in Middle Asia. They often wrote to us and we knew that it was warm there. It was the main reason for our decision to move there. Mother, Aunt Sarah, my sister Masha and her son moved there first. Aisik and I were to follow them later. We were supposed to work for a certain time after submitting our notice.

I met Starkov, the rector of Tallinn Art Institute, in Ulianovsk by chance. He said that he had a lot of friends in Moscow, who taught at the art academy. He gave me their addresses. He told me to drop by them and say hello from him if I were in Moscow. He said they would help me continue my education in Moscow. At that time, I was not thinking of Moscow as I was on the point of leaving for Fergana [Uzbekistan, about 3500 km from Moscow].

We had been traveling for two months. We took the train heading for Fergana, but reached Samarkand. We had to spend a day there before we could take a local train to Fergana. I went to take a walk in the city. It was a beautiful and peculiar place. It was the first time when I saw oriental architecture and paintings. I hadn’t even seen that on pictures before. I was carried away and got lost. I asked for directions, but the local people did not understand me as their Russian was also bad.

I reached the mosque and noticed some people who did not look like locals. I heard them speaking Russian. I went up to them and asked where they were from. I learned that they were from the Moscow Academy of Art which was evacuated in Samarkand. I took out the note which I had gotten from Starkov and asked whether there was such and such a person among them. They told me that it was the rector and took me to him.

I said ‘hello’ from Starkov. He asked me about him and myself and suggested that I should stay in Samarkand and study at the academy. It was very alluring for me, but I decided to find my family first and then, if I had a chance, I would decide to move to Samarkand to study. They saw me off to the train station, but the train to Fergana had already left. The next day I went to the train station once again. There were no tickets, but crowds of people intending to leave, but failing for a number of times. I was lucky that a guy working at the train station took pity on me and pushed me in the car when the train was starting to move.

When I came to Fergana, I went to the evacuation point to ask where my relatives were living. It turned out that they had not reached there yet, though they had left much earlier than me. I happened to be in a strange city alone. A bullock-cart cabman took me to the market on the central street which was called Lenin, as it was common in Soviet times.

I started roaming about the city without knowing what to do. It was a miracle – I met my pal – a Jew from Tallinn, who was the only Jew from Tallinn evacuated in Fergana. There are such amazing coincidences! He suggested that I should live with him. I had stayed there for two weeks before my relatives arrived. Aisik also came after me. It turned out that his brother and he caught typhus on the train and were hospitalized in Samarkand. Aisik survived, but his brother did not.

We found a place to live. Mother and Aunt Sarah were very weak and elderly, so it was hard for them to work. I understood that I would be the only bread-winner of the family and started looking for a job. I found a job as a hair dresser. Before our departure, I took all the instruments with me, I even had rollers for making hair curly. I was gladly offered a job.

In spite of hard military times, I had a lot of clients. All kinds of ladies! The doctors from the rear hospital, wives of militaries, evacuees, women of easy virtue… All of them were very different, but willing to look good. Women wanted to remain feminine and I really liked the fact that I could help them. I made hair-dos. I tried to do my best especially when ladies wanted to have their pictures taken to be sent to their husbands to the front. I was very pleased when the lady showed me the letter from her husband saying how beautiful she looked. There were so few joys at that time, so I was happy for making someone feel good!

Apart from that work I also had some odd jobs. Twice a week I gave drawing lessons at the Pioneer House 21, made inscriptions on gravestones, painted posters, slogans. I worked till night. Then I got lucky. The Moscow theater named after Lenin was evacuated to Fergana from Moscow. I found out that there was a vacancy for an artist. I offered my services and was employed. I made posters, decorations. It was not complicated.

In 1943 I got a letter from the Estonian government. I was offered to go take classes at the art institute in a city in Bauhinia, near Oaf. Of course I felt so happy. It was my cherished dream. Mother and Aunt Sarah got food cards for dependents. There were few products and they would have died if I had not worked. I could not leave them by themselves.

Aisik, my sister Masha’s husband, was drafted into the army in 1942, when the Estonian Corps 22 was founded. He went through the war and finally he took part in the liberation of Estonia from the fascists. The Estonian corps liberated Tallinn from German troops and moved farther, to the islands. Masha often got letters from her husband. She got the last letter from him after his death. He was killed in action on Sharma Island. His elder brother Samuel told us about it after the war. He was a military doctor in the Estonian corps. Samuel saw Aisik walk into a mine field and he was blown up. After battles the soldiers of the Estonian corps buried their perished friends.

After the war Samuel took Anzac’s ashes from Saaremaa to the Jewish cemetery in Tallinn and arranged for a traditional Jewish funeral. In the 1970s Shmuel immigrated to the USA. Very few people from Aisik’s family survived the Holocaust. Some of them were killed in action, others murdered by Germans in Estonia.

We came back home in winter 1944. Estonia had already been liberated from the fascists. We had the certificate saying that we were evacuated from Tallinn and the militia in Fergana issued us a permit to go back. It was a long trip and we celebrated New Year’s 1945 in the train. The winter was very cold, and the cars were barely heated. When we came to Moscow, our train was on the sidetrack for ten days. It was 30 degrees below zero, and it was not much warmer in the cars. Then our train was help up in Leningrad for a long time. Finally we reached Tallinn.

Our and Masha’s apartments were occupied. By that time the wife of Shmuel Zaltsman, Masha’s husband’s brother, came back to Tallinn. She let us live in her apartment until we would get a new one. Estonians treated us very well. The neighbors took our things after we left and when we came back they returned all of them. We even did not ask for them. The brought our furniture and other things. Aunt Sarah stayed with Masha. Mother and I returned to our apartment. We shared one room, but still we were happy to be back. We were happy that our miseries and wanderings were over.

When we came back to Tallinn, I found out about the dreadful fate of three Estonian Jews, who were not willing to get evacuated. There were very many of them. People did not believe those atrocities committed by Germans, thinking it to be Soviet propaganda, concocted against Jews whom they hated. That is why many people stayed, in Tallinn in particular. Jews fled from Tartu; those who stayed were executed soon. It was scary! In Tallinn it took Germans a month to get all the Jews for execution. Men were kept in Tallinn prison, women and kids in the camp near Lake Harku 23.

I think many Jews stayed in Tallinn because of Rabbi Aba Gomer 24. He was the one who convinced Jews that there were no reasons for escaping from Germans, saying that it would not be worse than under the Soviet regime. He admitted that Jews might be oppressed in some way and restricted, but that he did not think that Germans, cultured and civilized people, killed Jews! Doctor Gomer and his family stayed in Tallinn. He was killed by Germans on the first day of the occupation. His entire family was murdered.

Mother had a friend from childhood. Before she met Father, she even wanted to marry him. That man stayed, because he could not leave his paralyzed sister. He was killed on the street. Some of the local citizens pointed him out to the Germans – ‘Here is a Jew!’ – and he was shot at once. There were many stories like that. So many of my friends and pals from lyceum and Maccabi died. Some of them were killed in actions, others in Tallinn…

Not only the Germans exterminated Estonian Jews. At the beginning of the war mother’s brother German Rosenko perished. When we came back to Tallinn, we got the documents of his death. It was a story, which was even covered in the newspapers: a common grave with 40 cadavers was found in the prison yard in Tartu. They identified the names of the perished and German was among them. Nobody doubted that they were shot by Germans. Only many, many years later we found out the truth. Those people were arrested by Soviet people before the outbreak of war. We do not even know the grounds for German’s arrest. Now it is not important. They were executed by the Soviet regime before the German occupation of Estonia.

Some of my pals from gymnasium got back from evacuation, from the front. One guy whom I was seeing during my studies at the lyceum also came back. We even wanted to get married after the war. He was drafted into the army during the first days of the war. He was a military interpreter, then he was a reconnoiterer during the blockade of Leningrad 25.

We wrote to each other during evacuation. Once I sent him a letter with pictures of me and my friend Reima who studied at Tartu school with me. She was in evacuation in Fergana, so we met there. In his letters he told me that the Estonian should write letters to him. I gave Reima his field address and said, ‘Write to him.’ At that time I did not know that I destroyed my love with my own hands. Reima was very beautiful and my friend liked her. They often wrote to each other. After the war he found her and they got married. It was a shock for me. Before going to the front he told me to wait for him and I did. He did not keep his word. My pain is gone and good reminiscences are left. Finally, he brought a lot of good things in my life. In early 1970s Reima and her husband left for Israel.

Shortly after our return I resumed my studies. The Art Institute was open again and the rector, Starkov, came back from the evacuation. I did well, even got my scholarship increased because of excellent marks. I met my future husband, Victor Mellov, during my studies. My classmate Markovich came back from the front and found me. He studied at the legal department of the university and Victor had studied with him before. They were friends and Markovich introduced me to him. We liked each other and started dating.

Both of us were very busy and we saw each other seldom in the evening. We had to get ready for our studies. Usually we met in the morning on the way to classes. We walked, talked and sometimes got so carried away that we were late for classes. We did not want to part. We decided to get married, but both of us were studying, had no money other than the scholarship, and no apartment. It was not the only obstacle.

Victor was Estonian, born in 1924 in Tallinn. His father was a joiner, his mother did not work. His natural mother died young and Victor wars raised by his stepmother. His fate was very hard. Victor went to the lyceum, but could not finish it as he had to work. He worked in the harbor as a sailor on a small ship. When Germany attacked the USSR, Victor understood that Estonia would also be occupied soon. He and his friends were concerned and they decided to reach Finland by boat. Of course, it was a crazy idea, but they succeeded.

Victor was not in the camp of Estonian fugitives in Finland. His relative lived in America. He was the captain of a ship. Victor decided to take a ship to Sweden, wherefrom he could get to America and find his relatives. Victor and his friends were captured by Germans in Finland. They said that they were Estonians and the Germans took them to Tallinn, to Patarei Prison. Victor was there for eight months. He was afflicted with typhus and was about to die.

In 1944, when the Germans started forming the Estonian legion SS, they mobilized Estonians. They also took some Estonian guys from prison. Victor was released from prison and mobilized. I do not know what would have happened to Victor, if his parents had not interfered. They persuaded an Estonian surgeon to operate on Victor and remove his appendicitis. While Victor was in hospital, the Germans had left Tallinn. Thus, he was saved.

Later, Victor wrote in his books: ‘No matter what adversities people have to experience, human relations are always there, and people help each other all the time. If you cannot find a way out – talk to people and they will always help you.’ This topic is covered in all of his books and it is well written. He is a very talented writer. The fact that Victor was in Finland during Soviet times, was in his ways. He did not conceal this fact and openly wrote about it in his forms. The Soviet regime found it very suspicious, as they did not know what he was doing there … In general, all people who were abroad were under suspicion. That is why Victor was not admitted to the Party, even though he was a Komsomol member.

I cannot say that Victor’s parents were happy about our intention to get married. They had a practical vision: both of us were students, whose scholarship and odd jobs would not be enough to get by. Besides, we did not have a place to live. My mother was flatly against my marriage to an Estonian. She did not think of the material side of things. Aunt Sarah was also against it, but not as ardently as mother. We argued for a long time, and eventually Mother told me, ‘Leave, and you are not our child any longer.’ I cried, but still I did not want to let my beloved go. We got married in 1947.

Of course, we did not have a posh wedding. It was the time of hunger and the attitude of our kin did not allow us to feel like having parties. After the registration of our marriage we came home, to the room where I was living with my mother. The three of us shared one room.

I finally resumed my previous relationship with Mother only after my son Oleg was born in 1949, when I finished my studies. Oleg reconciled us all. Mother adored him and Victor’s parents also liked him a lot. In general, they were happy to have a grandson. Victor’s Dad met me in the maternity ward and led me to the car supporting me. My father-in-law was a good person. He often sat in for my pictures.

My mother helped me a lot. She took care of my son Oleg and loved him. When in 1956 my daughter Zoya was born, Mother did not like her as much. She took after my mother-in-law: fair-haired, gray-eyed. Oleg looked like my father. I chose Russian names for my children. During the war the novel ‘The Young Guard’ 27 by Fadeyev 26 came out, and we enjoyed reading it. The main character was Oleg. I named my son after him. My daughter was named after the famous partisan Zoya Kosmedimianskaya, who was shot by Germans. My husband did not mind that, but our relatives were not pleased. My aunt wanted my kids to have Jewish names and my husband’s kin – Estonian. Anyway, none of them bore a grudge.

It was difficult for me to find a job. It was a hard time for the Jews: the campaign against cosmopolitans 28, streamlined state anti-Semitism. When I was a student, I started making posters, took part in the exhibitions, even got a prize for my poster devoted to the Days of Estonian Culture, taking place in 1947 at Tallinn stadium. Besides, I liked making illustrations for books, especially for children.

Upon graduation, I sought a job with a publisher of children’s books. I was given an assignment for probation – to make illustrations for fairy tales. The art council approved of my work, but still I was not hired. The director did not like Jews and did not even conceal it. Only several years later, when another man was in charge of the publishers’, I was hired. I made posters dedicated to some memorable dates, events, but mostly they were political. I made many of them. Each of my political posters was to be approved by the central commission of the communist party of Estonia. They were supposed to put a stamp on my sketch with a note that it was ideologically correct.

I never held back that I was a Jew. Knowing that in the Soviet Union it is dangerous to keep in touch with relatives abroad 29, I still mentioned in my forms that my sister was living in Israel. I was never persecuted, even during the campaign against cosmopolitans. When I finished the institute, I joined the Party right away and I became a member of Artist Council of Estonia. I did not have any conditions to do my job – the three of us were living in one dark small room. When I received a prize for my poster, I was given a room in the graphics workshop. I think that in Estonia the campaign against cosmopolitans was not as spread as in other parts of the USSR.

In Estonia the Soviet regime mostly struggled against Estonian nationalists – they were considered to be protesters against Soviet occupation. I think those nationalists were randomly selected. The rector of our Art Institute, Starkov, was accused of nationalism. I took the floor against his expulsion during the general meeting of the members of the Artist Council. I said that I had known him for many years and he had never dealt with politics and the things he was accused of, that he just always worked on sculptures. I said he was a great sculptor, a wonderful teacher and Estonia should take pride in him.

My speech got fervid feedback in the Artist Council. The secretary of the party organization called me on the carpet and said that I was wrong, going against the Party. He demanded that I should take my words back in public. I was called twice to the central party committee and every time I left a letter where I indicated that the charges against Starkov were spurious. He was a great rector and teacher. None of his student can say a bad word about him. I thought that at least they would expel me from the Party, but to my surprise it did not happen. I was in constant fear.

In 1948 there was the second deportation of Estonian citizens. This time the farmers were deported – those people who worked from dawn till sunset. Collectivization started in Estonia 30. In the USSR it took place in the early 1930s, but Estonian peasants did not want to join kolkhozes. It was not common for us. Peasants lived with their families on separate farmsteads. Those who were against joining a kolkhoz, were deported.

It was harder for me in early 1953, when the Doctors’ Plot 31 took place. Estonia was also affected by that. Anti-Semitism was broader. There were a lot of people from the Soviet Union who came to Estonia after the war. They did not doubt a single word spoken by the Party. If the Party said, it was true that the Jewish doctors were murders, then this inferred that all Jews were bad.

At that time I was a member of the board of Artist Council, and dossiers of some of the Jewish artists were under consideration at our general meetings. I was not called for such meetings but still I got many anonymous insulting letters. My husband also got defamatory letters saying how he, an Estonian, could have married a Jew. After that there were rumors in town regarding the deportation of Jews. Some even said that special trains heading for Siberia were ready for the Jews. It was scary. I was sure that I would be deported. Not only I, but my mother and aunt would not stand that trip. Those were hard times! Thank God, we got away with that.

I vividly understand that only Stalin’s death saved us. When I found out about his death, I took it as personal grief. I understood that something was wrong in the Soviet Union, but I did not associate it with Stalin. I sincerely believed that we survived the war owing to him, thinking that he took care of us, USSR citizens, doing his best for us to have a good living. I thought his death a tragedy for me and for the entire country. I cried, and other people as well. I had a feeling as if a close person had died.

An even bigger tragedy for me was Khrushchev’s 32 speech at the Twentieth Party Congress 33. At first, his speech was not published and even party members did not know what had happened. Then his speech was partially covered in the press. When I read it, I was almost killed by the news. The people who were in exile during the first deportation in 1941, started coming back. There was another deportation in 1948, when the peasants unwilling to join kolkhozes were deported. Those few who survived the Gulag 34 also came back.

Their stories were full of horror! So many people were killed, so many worthy people were sent to the camps by Stalin! Terrible! Probably some people knew about it when Stalin was alive, but they were afraid to talk about it. Most of them preferred to keep their mouth shut. It seemed to us that the NKVD controlled everybody’s life.

At any rate there was a constant interference in the life of our family. During the war my husband was in Finland and he was always blamed for it. I was not trusted either: I had a sister in Israel and according to the Soviet notions I could not be trusted. After the war Rika and I did not write letters to each other, as we were afraid. Soon we resumed our communication. Of course, I understand that our life in the Soviet Union was not quite right: we depended on NKVD actions, having fear all the time, but still nobody said anything and neither did I. After the Twentieth Party Congress my belief in the Party was undermined. I understood that I should quit as it would be hard for me to find a job.

After Stalin’s death I never felt anti-Semitism. My colleagues always treated me very well. There was no biased attitude to the Jews in the Artist Council. But my children at school often were told by their classmates that they were not pure Estonians, and their mother was a Jew. I found out about that when they grew up. Probably they did not want to get me involved.

We lived in a poky room, which was humid. My daughter had lung problems. She had to be in a sanatorium for two years. When the Artist Council built the house in the center, close to the Old Town, I was given an apartment there right away. All of us moved into the new apartment. At first we lived there with my mother; Aunt Sarah lived with my sister Masha. When Masha got married, my aunt did not get along with Masha’s husband. They had arguments all the time. Then my mother moved into Masha’s place and Aunt Sarah came to us. When Victor’s father died, we took my mother-in-law to us. My mother died in 1978. She survived Aunt Sarah by one year. Both of them were buried in the Jewish cemetery in Tallinn.

I worked a lot. I took part in many exhibitions in Estonia and all over the Soviet Union. I was awarded prizes twice. I painted a lot, made portraits of my relatives and friends. I did not give that up when I was employed by the publishers for making illustrations for books. I remember I made a portrait of Eri Klias, son of my pal from lyceum, Anna Gourevish, married name Klias. Eri went to music school and I made sketches during his classes. Then Eri became a famous conductor. I also painted a daughter of my pal from Tartu. Later I took her picture as a prototype of Snow White in illustrations for this tale. Now Anna takes her granddaughter Diana to me. She is the daughter of Eri and my Snow White.

My husband also worked hard. He wrote a lot. His pen name was Andres Valaa. He did not have a lot of spare time, but still he did not want to spend it in the family. He liked loud parties and gambling. Of course, it was not easy for me, but on the other hand he was an interesting person and I loved him. Victor’s friends were also very interesting people. I did not mind if they came to us. It was very important for me that Victor treated Jews with deep respect. He had no drop of anti-Semitism in him.

I raised the children. We did not follow Jewish traditions at home. Mother and Aunt marked Jewish holidays and we always went to Mother on holidays. The children knew about the holidays and how they were traditionally celebrated. When they were young, they took no interest in religion and traditions. My daughter is still not religious. When my son reached his mature age, he started being fond of religion and traditions. He felt himself a Jew. Recently he and our rabbi took a trip to Israel. They had to spend the whole night at Paris airport waiting for the connecting flight and were talking. The rabbi told my son that he was a true, pious Jew. My Oleg was impressed by it.

My daughter, like me in childhood, liked dancing. She entered a choreography school and finished it successfully. She was talented and she was offered a job in our theater, the ‘Estonia.’ She did not become a prima ballet dancer, but still she was rather famous. Her ballet career was short. She could not dance any more after she had a leg injury. Zoya entered drama school and then worked in the theater again.

In my opinion, she was not very lucky in her private life. Her first husband, one Laasik, was a very gifted actor. In 1975 their son Lauri was born. Then Zoya’s husband started drinking and they divorced. Zoya’s second husband was Chinese, an acupuncture expert. His ancestors came from China and he was born and raised here. His last name was Lei. Their son Ran Ananda was born in 1980.

Both of my grandsons are very good. Lauri is very gifted. He studies at the producers’ department. He is handsome and athletic. He is married and has a child. Sometimes he calls on me. Lauri is living in Tartu. Ran is working in construction. He is also a good boy. He served in the army. He wanted to be a pilot, but he could not enter pilot school because of unfinished secondary education. He dropped his studies at the lyceum. Zoya bought a farmstead, where she is living now. She liked the countryside since childhood, enjoys growing things. Of course, she does not do it all the time. She has a grand piano and she plays. She also teaches choreography to children. She is pleased with her life now.

When Oleg was young, he was fond of technical things. Then all of a sudden, art appealed to him and he entered the design department of the Art Institute. He graduated from it and started working. He married a wonderful Estonian lady, Ene. She graduated from the architecture department of Tallinn engineering institute. She is a very good girl. I love and respect her as my own child. Ene makes wonderful puppets. Oleg and Ene lived with us for a while after getting married. In 1972 their daughter Saave was born.

When my granddaughter was born, I retired as my help was needed. I enjoyed taking care of the baby. In 1978 my second granddaughter was born. My son insisted that she should be named Sima. According to Jewish tradition children are named after deceased relatives. When I wrote to my sister Rika in Israel that my granddaughter was named after me, while I was still alive, she said that it was a big honor for me as I was alive and my granddaughter was carrying my name. Alexander was born after Sima, in 1980. The youngest, born in 1983, was called Jacob after my father. I took care of all of them.

Now they are adults and have their own lives. The eldest granddaughter Saava lives in England. Her husband is British. She and her husband are philosophers. Sima and her family live in Israel, but both of my grandchildren are studying in Tallinn. I am happy for both of them. They are not drunkards or drug addicts, but good people. They come to see me. Ene also comes often and calls me. In spite of the fact that Oleg and Ene are divorced, I get along with her.

Now Oleg lives in Tartu with his second family. He has two children in his second marriage: daughter Kolla, born in 1999, and son Pele, born in 2001. Kolla is finishing the first grade. She loves dancing. Pelle still goes to kindergarten. He likes drawing the most. He says, ‘I am an artist now.’ Indeed, he is very talented.

For a long time I was not in touch with my elder sister Rika, who was living in Israel. After work we kept in touch for a while, and dropped it when the Doctors’ Plot commenced. I did not know anything about Rika for a long time. Then she found me via the Red Cross and we started keeping in touch again. Rika wrote that her husband died and she got married again. Her second husband was called Kron. Rika’s elder son Yakov taught at a school for handicapped children. Then he became the principal of that school. Rika’s husband was a politician and she was interested in that. Her second husband also died soon and she became a widow again. She never married again, but lived with her daughter and worked.

When Jews started immigrating to Israel, I was not going to leave anywhere. The matter is that my husband was a Lithuanian, a Catholic. I could not picture my life in another country. This is my country, the land of my relatives. My sister Masha and her husband left. Of course, I did not judge anybody; everybody has the right to make their own decisions. I always followed the events taking place in Israel, especially during the wars. First my sister Rika, who was not only a sister, but a friend to me, then my sister Masha moved there.

Of course, I wanted to see the country and my sisters. I managed to go there only in 1995. At that time I told my husband, ‘If I do not go now, I never will.’ It was hard for me to be there. I went in April, but it was sultry. I could barely stand the heat. In general, the atmosphere in Israel was strange for me. I know and love Ivrit and Yiddish, Jewish literature, but I am used to Estonian culture, to aloofness of some kind. If I were younger, it would be easier for me to adapt, but at my age it is impossible. I would not be able to live there. If I had to escape there from horrors and war, I would go there, but still I would miss Estonia, its cold sea.

I liked Jerusalem a lot, its ancient architecture. It is an amazing city. When I was by the Wailing Wall, I felt ashamed in a way. I wanted to feel that I was at the sacred place for Jews, but I could not feel it. It was not mine. Estonia was mine. I love both Estonians and Jews. Maybe it is not normal. Both of my sisters got wonderfully acclimatized in Israel. Masha is no longer alive. She died in 2004.Her husband is still alive. He gets by very well. Rika is living in a nursing home. She is 96. Last year my son went to Israel and visited her. She does no seem to understand what is going on. Oleg brought her picture. It is hard to recognize her – a little old lady with snow white hair. She always dyed her hair.

During the Soviet times I could not leave the country. I could travel anywhere throughout the Soviet Union, but I could not even think of going overseas. I traveled a lot across the country. I was in Latvia, Lithuania, Kiev, Moscow, Leningrad, and even had friends there. My husband and I went on vacation to the Caucasus and Crimea. I had friends from other countries.

Once I thought that the Jews from the Soviet Union were only Jews by birth. It seemed to me that they were completely assimilated, did not know the language and the rites. There was one case which made me think better. I often went to the Artists’ Houses, which existed during the Soviet times. There we could work and then relax. It was a combination of recreation and work. Once I was in the Artists’ House in Palanga, Lithuania. There were a lot of illustrators from many Soviet cities – Moscow, Leningrad, Minsk, Kiev, Tbilisi. All of them were very good. We celebrated New Year together. We had a nice and big cake, champagne. I started singing old Jewish song in Ivrit. After the applause, I asked them if they knew in what language I was singing. I was very surprised to hear that all of them knew as they were Jews!

My first trip abroad was to Paris in 1975. There was an international conference of the artists and writers, who are working for children. I could not imagine that I was allowed to go there. I always wrote in my forms that my sister was living Israel, which made me unreliable automatically. I was very surprised when the central committee of the party in Estonia proposed my candidature to the Artists’ Council. I went to the committee, to the person who suggested that I should go. He turned out to be a nice person. I honestly told him that my sister was living in Israel. How could he risk sending me there? I did not know if he was aware of that fact and I did not want him to get into trouble because of that. He smiled at me and that was it.

I did go to Paris, though I could not believe it. The conference took place in the UNESCO premises. It was very interesting for me. I was present at all meetings, and took notes. It was strange for me that most of the people who came from the USSR, were not interested in the conference. They skipped the meetings and strolled along the city. When the conference was over, French people organized a tour in Paris as well as excursions in three cities of France. I wished I had known French!

I was happy to meet our relatives, who were living in Germany – the daughters of Mother’s sister Dina. She married a German and left for his home country. Before the war, Mother wrote to Dina, but after the war it was impossible. Those people whose relatives were living abroad were very suspicious to the Soviet regime, but their relatives being in Germany was almost a crime. Thus we did not know anything about them. Only after perestroika 35 they found us.

I went to see them and my son also went for a visit. Then Dina’s children came to Estonia a couple of times when Dina was not alive any longer. I do not remember when she died. She was past 90. I met three of my cousins. I stayed in Bremen with the family of Dina’s elder daughter Gertrude Ossa, and the rest came to Bremen to meet me. Gertrude studied theology and her husband was a pastor at an old interesting church in Bremen.

The middle daughter Inge looks like her mother did in her youth: bright blue-eyed blond. Inge is a ballet dancer. She had her own ballet school. During the war Inge went to the front to the German soldiers with the performances. During one of her concerts she met her future husband, who was an actor. It was amazing that all of them managed to survive in Germany during the war. Inge said that her father quit his job during the war. He was a teacher and many people in town knew him. Some people might remember that his wife was a Jew. So he went to live in the forest and worked as a forester. Then they moved from one place to another.

The younger daughter Krista had no idea whatsoever that her mother was a Jew. She was even a member of the Hitlerjugend 36. I also met her. She lives with her family in Canada, but came to Germany to see me. Krista’s husband was a tank man during the war. His tank was on fire, but still he survived, despite of severe burns. He had face lifting operations over a period of two years. Krista was working at that hospital as a nurse, when he was there. They fell in love with each other and got married. They have many children. All of them are living in Canada. Krista’s husband is an optician. He is working for a large company, which produces complex optics. I keep in touch with my relatives. We talk and visit each other.

I started taking an interest in politics when I became older. It all started from Perestroika, Gorbachev 37. What an interesting life we had! Of course, even before perestroika we had much more freedom in Estonia than they did in other parts of the USSR. We were better informed as we were listening to Finnish radio and watched Finish TV. Thus, we knew what was going on in the world and in the USSR. I was delighted by perestroika anyway.

When Gorbachev went to England to meet Margaret Thatcher, I was pleased that she was interested in his visit. Gorbachev was a new type of Soviet politician and I liked that he was a smart and well-mannered man. I liked his spouse as well. She was interested in art and was knowledgeable about it. She was not a mere shadow of her husband, but a personality. They were given a very warm welcome during their trips abroad. I liked it. I started following the news, reading newspapers. Gorbachev brought a lot of interesting things into our lives.

My husband died two years ago [in 2004] after a long disease. He was buried in the Tallinn cemetery, where famous people – writers, actors and politicians – are buried. I have been on my own since then.

At that time, when Gorbachev was at power, the Jewish community was founded. Now it seems to me that it has always been there. It is hard to imagine our lives without it. We really need it. There are such wonderful people there. It is hard to work there! But everybody does his/her job very well and with pleasure. There are even non-Jews who are working there, but they are so dedicated and caring!

Now I do not leave the house and use walkers if I have to go somewhere. The cleaning lady from the community comes to me. She is not a Jew, but still we are friends. The community is wonderful! I wish I could go there more often, which I could do earlier. I used to go there on all Jewish holidays. Once a month the former students of the Jewish lyceum, who studied there before war, get together. Those meetings mean a lot to us. There is not always a chance to meet with your pals for a talk. Everybody goes there, if he physically can.

My exhibitions were held in the community building as well. When I turned 80, my jubilee was celebrated there and an art exhibition was arranged. I invited all my fellow students, who were still in Estonia. Even some of the teachers came from the institute: Olpert, who taught black pencil drawing and Olkaf, who taught painting. I gave one of my pictures to the community. I am happy that it is there and can be seen by many people.

I admire the Jewish lyceum, which was founded by our community. It is in the building of the former Jewish lyceum. It is a very good lyceum, which provides excellent education. Sometimes its students come to me to take a look at my pictures and illustrations of books. Many of them like to listen to the stories from the old days. They are good kids. It is a pity that the subjects are taught in Russian there and most of the kids do not know Estonian very well. They have to live in Estonia, continue their studies after lyceum and work. It will be hard without decent knowledge of Estonian.

In 1991 a putsch 38 took place in the USSR. It was scary. There was a threat that the former Soviet system, which was before Gorbachev, could come back. I understood that there was no stopping them and there might be bloodshed. It was a time of worries and horrors. There were tanks in Tallinn. Large stones were brought in the streets for the tanks not to pass. The tanks were expected by the television tower. We were worried. Everybody was ready to stand up for a free life. Fortunately, our government managed to stop the militaries. Meanwhile they got the message that the members of the GKChP were arrested, and a couple of days later, there was the breakup of the Soviet Union. I do not regret it.

It was right that Estonia joined the European Union. We always were a part of Europe. We needed that. It was also good that Estonia joined the NATO as we did not have the best relationship with our neighbors. It would be very dangerous to count only on our forces. Estonia is a small country, which needs to be protected. If we go back 15 year ago, many things have changed and not all the changes are for the better, especially when it comes to the attitude towards family, towards children.

Of course, I left the communist party after the breakup of the Soviet Union. At times I feel that I am ‘red,’ not ‘Soviet red.’ I do not like the fact that there are so many poor people now who cannot provide for their families, have no place to live. I do not like the fact that there are so many orphans, while their parents are still alive. I do not like that parents cannot pay attention to their children, as they are running around trying to find a way to make money for a living, and the kids are left to their own.

Children start drinking and get addicted to drugs. I am against selling alcohol to kids. There were all kinds of circles and activities for children. After classes they could go to music school, dancing, art courses, sports clubs. All of that was free of charge. Now children can attend what they want but the parents have to pay for it, and they cannot always afford it. During the Soviet times higher and secondary education was free of charge. Students even were paid scholarship in order for them not to be hungry. The utilities did not cost much, and now many people have to spend most of their income on that. Health care was free and medicine was affordable.

People could go to the theater, concerts, art exhibitions, and they could afford it. Theaters and museums were full of people. Educated people were respected: scientists, doctors, artists, writers and actors. Now only those who have money think that they deserve respect. There are very many people who are bragging about their riches, but they have no education and culture as they do not find it necessary.

It was always unacceptable for me. I can only hope that it was just a stage in the development of our country, which will be survived like a children’s disease and then things will get better and people will have values other than money.

Glossary:

1 Jewish community of Estonia

On 30th March 1988 in a meeting of Jews of Estonia, consisting of 100 people, convened by David Slomka, a resolution was made to establish the Community of Jewish Culture of Estonia (KJCE) and in May 1988 the community was registered in the Tallinn municipal Ispolkom. KJCE was the first independent Jewish cultural organization in the USSR to be officially registered by the Soviet authorities. In 1989 the first Ivrit courses started, although the study of Ivrit was equal to Zionist propaganda and considered to be anti-Soviet activity. Contacts with Jewish organizations of other countries were established. KJCE was part of the Peoples' Front of Estonia, struggling for an independent state. In December 1989 the first issue of the KJCE paper Kashachar (Dawn) was published in Estonian and Russian language. In 1991 the first radio program about Jewish culture and activities of KJCE, 'Sholem Aleichem,' was broadcast in Estonia. In 1991 the Jewish religious community and KJCE had a joined meeting, where it was decided to found the Jewish Community of Estonia.

2 Nikolai’s army

Soldier of the tsarist army during the reign of Nicholas I when the draft lasted for 25 years.

3 Ulmanis, Karlis (1877-1942)

The most prominent politician in pre-World War II Latvia. Educated in Switzerland, Germany and the USA, Ulmanis was one of founders of Latvian People's Council (Tautas Padome), which proclaimed Latvia's independence on November 18, 1918. He then became the first prime minister of Latvia and held this post in several governments from 1918 to 1940. In 1934, Ulmanis dissolved the parliament and established an authoritarian government. He allowed President Alberts Kviesis to serve the rest of the term until 1936, after which Ulmanis proclaimed himself president, in addition to being prime minister. In his various terms of office he worked to resist internal dissension - instituting authoritarian rule in 1934 - and military threats from Russia. Soviet occupation forced his resignation in 1940, and he was arrested and deported to Russia, where he died. Ulmanis remains a controversial figure in Latvia. A sign of Ulmanis still being very popular in Latvia is that his grand-nephew Guntis Ulmanis was elected president in 1993.

4 Tallinn Jewish Gymnasium

During the Soviet period, the building hosted Vocational School #1. In 1990, the school building was restored to the Jewish community of Estonia; it is now home to the Tallinn Jewish School.

5 Pushkin, Alexandr (1799-1837)

Russian poet and prose writer, among the foremost figures in Russian literature. Pushkin established the modern poetic language of Russia, using Russian history for the basis of many of his works. His masterpiece is Eugene Onegin, a novel in verse about mutually rejected love. The work also contains witty and perceptive descriptions of Russian society of the period. Pushkin died in a duel.

6 Lermontov, Mikhail, (1814-1841)

Russian poet and novelist. His poetic reputation, second in Russia only to Pushkin's, rests upon the lyric and narrative works of his last five years. Lermontov, who had sought a position in fashionable society, became enormously critical of it. His novel, A Hero of Our Time (1840), is partly autobiographical. It consists of five tales about Pechorin, a disenchanted and bored nobleman. The novel is considered a classic of Russian psychological realism.

7 Hashomer Hatzair ('The Young Watchman')

Left-wing Zionist youth organization, which started in Poland in 1912 and managed to gather supporters from all over Europe. Their goal was to educate the youth in the Zionist mentality and to prepare them to immigrate to Palestine. To achieve this goal they paid special attention to the so-called shomer-movement (boy scout education) and supported the re-stratification of the Jewish society. They operated several agricultural and industrial training grounds (the so-called chalutz grounds) to train those who wanted to immigrate. In Transylvania the first Hashomer Hatzair groups were established in the 1920s. During World War II, members of the Hashomer Hatzair were leading active resistance against German forces, in ghettoes and concentration camps. After the war, Hashomer Hatzair was active in 'illegal' immigration to Palestine.

8 Maccabi World Union

International Jewish sports organization whose origins go back to the end of the 19th century. A growing number of young Eastern European Jews involved in Zionism felt that one essential prerequisite of the establishment of a national home in Palestine was the improvement of the physical condition and training of ghetto youth. In order to achieve this, gymnastics clubs were founded in many Eastern and Central European countries, which later came to be called Maccabi. The movement soon spread to more countries in Europe and to Palestine. The World Maccabi Union was formed in 1921. In less than two decades its membership was estimated at 200,000 with branches located in most countries of Europe and in Palestine, Australia, South America, South Africa, etc.

9 Soviet-Finnish War (1939-40)

The Soviet Union attacked Finland on 30 November 1939 to seize the Karelian Isthmus. The Red Army was halted at the so-called Mannengeim line. The League of Nations expelled the USSR from its ranks. In February-March 1940 the Red Army broke through the Mannengeim line and reached Vyborg. In March 1940 a peace treaty was signed in Moscow, by which the Karelian Isthmus, and some other areas, became part of the Soviet Union.

10 German Invasion of Poland

The German attack of Poland on 1st September 1939 is widely considered the date in the West for the start of World War II. After having gained both Austria and the Bohemian and Moravian parts of Czechoslovakia, Hitler was confident that he could acquire Poland without having to fight Britain and France. (To eliminate the possibility of the Soviet Union fighting if Poland were attacked, Hitler made a pact with the Soviet Union, the Molotov-Ribbentrop Pact.) On the morning of 1st September 1939, German troops entered Poland. The German air attack hit so quickly that most of Poland's air force was destroyed while still on the ground. To hinder Polish mobilization, the Germans bombed bridges and roads. Groups of marching soldiers were machine-gunned from the air, and they also aimed at civilians. On 1st September, the beginning of the attack, Great Britain and France sent Hitler an ultimatum - withdraw German forces from Poland or Great Britain and France would go to war against Germany. On 3rd September, with Germany's forces penetrating deeper into Poland, Great Britain and France both declared war on Germany.

11 Molotov-Ribbentrop Pact

Non-aggression pact between Germany and the Soviet Union, which became known under the name of Molotov-Ribbentrop Pact. Engaged in a border war with Japan in the Far East and fearing the German advance in the west, the Soviet government began secret negotiations for a non-aggression pact with Germany in 1939. In August 1939 it suddenly announced the conclusion of a Soviet-German agreement of friendship and non-aggression. The Pact contained a secret clause providing for the partition of Poland and for Soviet and German spheres of influence in Eastern Europe.

12 Occupation of the Baltic Republics (Estonia, Latvia and Lithuania)

Although the Molotov-Ribbentrop Pact regarded only Latvia and Estonia as parts of the Soviet sphere of influence in Eastern Europe, according to a supplementary protocol (signed in 28th September 1939) most of Lithuania was also transferred under the Soviets. The three states were forced to sign the 'Pact of Defense and Mutual Assistance' with the USSR allowing it to station troops in their territories. In June 1940 Moscow issued an ultimatum demanding the change of governments and the occupation of the Baltic Republics. The three states were incorporated into the Soviet Union as the Estonian, Latvian and Lithuanian Soviet Socialist Republics.

13 Komsomol

Communist youth political organization created in 1918. The task of the Komsomol was to spread the ideas of communism and involve the worker and peasant youth in building the Soviet Union. The Komsomol also aimed at giving a communist upbringing by involving the worker youth in the political struggle, supplemented by theoretical education. The Komsomol was more popular than the Communist Party because with its aim of education people could accept uninitiated young proletarians, whereas party members had to have at least a minimal political qualification.

14 Collective farm (in Russian kolkhoz)

In the Soviet Union the policy of gradual and voluntary collectivization of agriculture was adopted in 1927 to encourage food production while freeing labor and capital for industrial development. In 1929, with only 4% of farms in kolkhozes, Stalin ordered the confiscation of peasants' land, tools, and animals; the kolkhoz replaced the family farm.

15 Communal apartment

The Soviet power wanted to improve housing conditions by requisitioning 'excess' living space of wealthy families after the Revolution of 1917. Apartments were shared by several families with each family occupying one room and sharing the kitchen, toilet and bathroom with other tenants. Because of the chronic shortage of dwelling space in towns communal or shared apartments continued to exist for decades. Despite state programs for the construction of more houses and the liquidation of communal apartments, which began in the 1960s, shared apartments still exist today.

16 Deportations from the Baltics (1940-1953)

After the Soviet Union occupied the three Baltic states (Estonia, Latvia and Lithuania) in June 1940 as a part of establishing the Soviet system, mass deportation of the local population began. The victims of these were mainly but not exclusively those unwanted by the regime: the local bourgeoisie and the previously politically active strata. Deportations to remote parts of the Soviet Union continued up until the death of Stalin. The first major wave of deportation took place between 11th and 14th June 1941, when 36,000, mostly politically active people were deported. Deportations were reintroduced after the Soviet Army recaptured the three countries from Nazi Germany in 1944. Partisan fights against the Soviet occupiers were going on all up to 1956, when the last squad was eliminated. Between June 1948 and January 1950, in accordance with a Decree of the Presidium of the Supreme Council of the USSR under the pretext of 'grossly dodged from labor activity in the agricultural field and led anti-social and parasitic mode of life' from Latvia 52,541, from Lithuania 118,599 and from Estonai 32,450 people were deported. The total number of deportees from the three republics amounted to 203,590. Among them were entire Lithuanian families of different social strata (peasants, workers, intelligentsia), everybody who was able to reject or deemed capable to reject the regime. Most of the exiled died in the foreign land. Besides, about 100,000 people were killed in action and in fusillade for being members of partisan squads and some other 100,000 were sentenced to 25 years in camps.

17 Great Patriotic War

On 22nd June 1941 at 5 o'clock in the morning Nazi Germany attacked the Soviet Union without declaring war. This was the beginning of the so-called Great Patriotic War. The German blitzkrieg, known as Operation Barbarossa, nearly succeeded in breaking the Soviet Union in the months that followed. Caught unprepared, the Soviet forces lost whole armies and vast quantities of equipment to the German onslaught in the first weeks of the war. By November 1941 the German army had seized the Ukrainian Republic, besieged Leningrad, the Soviet Union's second largest city, and threatened Moscow itself. The war ended for the Soviet Union on 9th May 1945.

18 Brith Trumpledor (Hebrew) meaning Trumpledor Society; right-wing Revisionist Jewish youth movement

It was founded in 1923 in Riga by Vladimir Jabotinsky, in memory of J. Trumpledor, one of the first fighters to be killed in Palestine, and the fortress Betar, which was heroically defended for many months during the Bar Kohba uprising. Its aim was to propagate the program of the revisionists and prepare young people to fight and live in Palestine. It organized emigration through both legal and illegal channels. It was a paramilitary organization; its members wore uniforms. They supported the idea to create a Jewish legion in order to liberate Palestine. From 1936-39 the popularity of Betar diminished. During WWII many of its members formed guerrilla groups.

19 NKVD

(Russ.: Narodnyi Komissariat Vnutrennikh Del), People's Committee of Internal Affairs, the supreme security authority in the USSR - the secret police. Founded by Lenin in 1917, it nevertheless played an insignificant role until 1934, when it took over the GPU (the State Political Administration), the political police. The NKVD had its own police and military formations, and also possessed the powers to pass sentence on political matters, and as such in practice had total control over society. Under Stalin's rule the NKVD was the key instrument used to terrorize the civilian population. The NKVD ran a network of labor camps for millions of prisoners, the Gulag. The heads of the NKVD were as follows: Genrikh Yagoda (to 1936), Nikolai Yezhov (to 1938) and Lavrenti Beria. During the war against Germany the political police, the KGB, was spun off from the NKVD. After the war it also operated on USSR-occupied territories, including in Poland, where it assisted the nascent communist authorities in suppressing opposition. In 1946 the NKVD was renamed the Ministry of the Interior.

20 Card system

The food card system regulating the distribution of food and industrial products was introduced in the USSR in 1929 due to extreme deficit of consumer goods and food. The system was cancelled in 1931. In 1941, food cards were reintroduced to keep records, distribute and regulate food supplies to the population. The card system covered main food products such as bread, meat, oil, sugar, salt, cereals, etc. The rations varied depending on which social group one belonged to, and what kind of work one did. Workers in the heavy industry and defense enterprises received a daily ration of 800 g (miners - 1 kg) of bread per person; workers in other industries 600 g. Non-manual workers received 400 or 500 g based on the significance of their enterprise, and children 400 g. However, the card system only covered industrial workers and residents of towns while villagers never had any provisions of this kind. The card system was cancelled in 1947.

21 All-Union pioneer organization

A communist organization for teenagers between 10 and 15 years old (cf: boy-/ girlscouts in the US). The organization aimed at educating the young generation in accordance with the communist ideals, preparing pioneers to become members of the Komsomol and later the Communist Party. In the Soviet Union, all teenagers were pioneers.

22 Estonian Rifle Corps

Military unit established in late 1941 as a part of the Soviet Army. The Corps was made up of two rifle divisions. Those signed up for the Estonian Corps by military enlistment offices were ethnic Estonians regardless of their residence within the Soviet Union as well as men of call-up age residing in Estonia before the Soviet occupation (1940). The Corps took part in the bloody battle of Velikiye Luki (December 1942 - January 1943), where it suffered great losses and was sent to the back areas for re-formation and training. In the summer of 1944, the Corps took part in the liberation of Estonia and in March 1945 in the actions on Latvian territory. In 1946, the Corps was disbanded.

23 Military execution on Lake Harku

Lake Harku is the second lake within the borders of Tallinn. Before WWII it was the place where Tallinn residents liked to relax in their pastime. When the Germans invaded Tallinn they captured about 1000 Jews, who either did not want or failed to evacuate. Men were taken to jail in the town where they were killed between 21st September and 10th October 1941. Women and children were killed at Lake Harku. Their dead bodies were buried in the swamp near the lake. In total about 700 people perished there.

24 Aba Gomer (?-1941)

Born in Belostok, Poland, and graduated from the Department of Philosophy of Bonn University. He lived in Tallinn from 1927 and was the chief rabbi of Estonia. In 1941, he was determined not to go into Soviet back areas and remained on the German-occupied territory. He was killed by Nazis in the fall of 1941.

25 Blockade of Leningrad

On September 8, 1941 the Germans fully encircled Leningrad and its siege began. It lasted until January 27, 1944. The blockade meant incredible hardships and privations for the population of the town. Hundreds of thousands died from hunger, cold and diseases during the almost 900 days of the blockade.

26 Fadeyev, Aleksandr (1901-1956)

Author of a book entitled The Young Guard, which praised the underground resistance of a group of young communists living under German occupation with crude distortions. It was criticized by the Russian propaganda as a means of ideological zombying of the young generation.

27 The Young Guard

This book, written by Aleksandr Fadeyev (1901-1956), praised the underground resistance of a group of young communists living under German occupation with crude distortions and was criticized by the Russian propaganda as a means of ideological zombying of the young generation.

28 Campaign against ‘cosmopolitans’

The campaign against 'cosmopolitans', i.e. Jews, was initiated in articles in the central organs of the Communist Party in 1949. The campaign was directed primarily at the Jewish intelligentsia and it was the first public attack on Soviet Jews as Jews. 'Cosmopolitans' writers were accused of hating the Russian people, of supporting Zionism, etc. Many Yiddish writers as well as the leaders of the Jewish Anti-Fascist Committee were arrested in November 1948 on charges that they maintained ties with Zionism and with American 'imperialism'. They were executed secretly in 1952. The anti-Semitic Doctors' Plot was launched in January 1953. A wave of anti-Semitism spread through the USSR. Jews were removed from their positions, and rumors of an imminent mass deportation of Jews to the eastern part of the USSR began to spread. Stalin's death in March 1953 put an end to the campaign against 'cosmopolitans.'

29 Keep in touch with relatives abroad

The authorities could arrest an individual corresponding with his/her relatives abroad and charge him/her with espionage, send them to concentration camp or even sentence them to death.

30 Collectivization in the USSR

In the late 1920s - early 1930s private farms were liquidated and collective farms established by force on a mass scale in the USSR. Many peasants were arrested during this process. As a result of the collectivization, the number of farmers and the amount of agricultural production was greatly reduced and famine struck in the Ukraine, the Northern Caucasus, the Volga and other regions in 1932-33.

31 Doctors’ Plot

The Doctors' Plot was an alleged conspiracy of a group of Moscow doctors to murder leading government and party officials. In January 1953, the Soviet press reported that nine doctors, six of whom were Jewish, had been arrested and confessed their guilt. As Stalin died in March 1953, the trial never took place. The official paper of the Party, the Pravda, later announced that the charges against the doctors were false and their confessions obtained by torture. This case was one of the worst anti-Semitic incidents during Stalin's reign. In his secret speech at the Twentieth Party Congress in 1956 Khrushchev stated that Stalin wanted to use the Plot to purge the top Soviet leadership.

32 Khrushchev, Nikita (1894-1971)

Soviet communist leader. After Stalin's death in 1953, he became first secretary of the Central Committee, in effect the head of the Communist Party of the USSR. In 1956, during the 20th Party Congress, Khrushchev took an unprecedented step and denounced Stalin and his methods. He was deposed as premier and party head in October 1964. In 1966 he was dropped from the Party's Central Committee.

33 Twentieth Party Congress

At the Twentieth Congress of the Communist Party of the Soviet Union in 1956 Khrushchev publicly debunked the cult of Stalin and lifted the veil of secrecy from what had happened in the USSR during Stalin's leadership.

34 Gulag

The Soviet system of forced labor camps in the remote regions of Siberia and the Far North, which was first established in 1919. However, it was not until the early 1930s that there was a significant number of inmates in the camps. By 1934 the Gulag, or the Main Directorate for Corrective Labor Camps, then under the Cheka's successor organization the NKVD, had several million inmates. The prisoners included murderers, thieves, and other common criminals, along with political and religious dissenters. The Gulag camps made significant contributions to the Soviet economy during the rule of Stalin. Conditions in the camps were extremely harsh. After Stalin died in 1953, the population of the camps was reduced significantly, and conditions for the inmates improved somewhat.

35 Perestroika (Russian for restructuring)

Soviet economic and social policy of the late 1980s, associated with the name of Soviet politician Mikhail Gorbachev. The term designated the attempts to transform the stagnant, inefficient command economy of the Soviet Union into a decentralized, market-oriented economy. Industrial managers and local government and party officials were granted greater autonomy, and open elections were introduced in an attempt to democratize the Communist Party organization. By 1991, perestroika was declining and was soon eclipsed by the dissolution of the USSR.

36 Hitlerjugend

The youth organization of the German Nazi Party (NSDAP). In 1936 all other German youth organizations were abolished and the Hitlerjugend became the only legal state youth organization. At the end of 1938, the SS took charge of the organization. From 1939 all young Germans between 10 and 18 were obliged to join the Hitlerjugend, which organized after-school activities and political education. Boys over 14 were also given pre-military training, and girls over 14 were trained for motherhood and domestic duties. In 1939 it had 7 million members. During World War II members of the Hitlerjugend served in auxiliary forces. At the end of 1944, 17-year-olds from the Hitlerjugend were drafted to form the 12th Panzer Division 'Hitlerjugend' and sent to the Western Front.

37 Gorbachev, Mikhail (1931- )

Soviet political leader. Gorbachev joined the Communist Party in 1952 and gradually moved up in the party hierarchy. In 1970 he was elected to the Supreme Soviet of the USSR, where he remained until 1990. In 1980 he joined the politburo, and in 1985 he was appointed general secretary of the party. In 1986 he embarked on a comprehensive program of political, economic, and social liberalization under the slogans of glasnost (openness) and perestroika (restructuring). The government released political prisoners, allowed increased emigration, attacked corruption, and encouraged the critical reexamination of Soviet history. The Congress of People's Deputies, founded in 1989, voted to end the Communist Party's control over the government and elected Gorbachev executive president. Gorbachev dissolved the Communist Party and granted the Baltic states independence. Following the establishment of the Commonwealth of Independent States in 1991, he resigned as president. Since 1992, Gorbachev has headed international organizations.

38 1991 Moscow coup d'etat

Starting spontaneously on the streets of Moscow, its leaders went public on 19th August. TASS (Soviet Telegraphical Agency) made an announcement that Gorbachev had been relieved of his duties for health reasons. His powers were assumed by Vice President Gennady Yanayev. A State Committee on the State of Emergency (GKChP) was established, led by eight officials, including KGB head Vladimir Kryuchkov, Soviet Prime Minister Valentin Pavlov, and Defense Minister Dmitry Yazov. Seizing on President Mikhail Gorbachev's summer absence from the capital, eight of the Soviet leader's most trusted ministers attempted to take control of the government. Within three days, the poorly planned coup collapsed and Gorbachev returned to the Kremlin. But an era had abruptly ended. The Soviet Union, which the coup plotters had desperately tried to save, was dead.

Michael Kotliar

Michael Kotliar
Chernovtsy
Ukraine
Interviewer: Ella Levitskaya
Date of interview: November 2002

Michael Kotliar is a man of medium height. He is very vivid and energetic, despite his age and poor sight. He is a volunteer at Hesed. He has eight elderly people to tend to. He visits them at home and provides all necessary assistance to them. In addition he does work at the Museum of Jewish History in Chernovtsy. He gave us an interview at the museum and was very proud to show us the things on display. He was one of the people who founded this museum. His other hobby is tourism and he knows every house in Chernovtsy.

Family background
Growing up
During the War
After the War
Glossary 

Family background

I know very little about my father's parents. My grandfather, Haim Kotliar, was born in Beltsy in the 1860s. My grandfather and my grandmother Riva died as a result of some epidemic in the 1910s. My father, David Kotliar, never told me anything about his childhood and his parents. Only once, when I insisted, did he say that he had a very hard childhood and didn't want to recall it. In general, he was a taciturn man. There were four children in the family. My father was born in 1901. I knew his older brother, Motl, born in 1895, and his sister, Sarah, born in 1898. There was a younger brother in the family, whose name I don't remember.

Beltsy was a Russian town. In 1918 it became part of Romania. Beltsy was a bigger town populated by Moldavians and Jews. There were also Romanians and Gypsies in town. Jews lived in the center and Moldavians on the outskirts. They were farmers and wine makers. Jews were craftsmen and merchants. There were several doctors and lawyers among the Jewish population. There were a few synagogues, cheders and a Jewish school. Besides, there were a few Romanian secondary schools, a lyceum and a grammar school. People of all nationalities got along well. There was no everyday or state anti-Semitism before World War II.

My father strictly observed all Jewish traditions even during the Soviet times. I believe he was born to a religious family. He and his brothers studied at cheder. They spoke Yiddish at home, but they also knew Russian and Moldavian. I don't know how my father and his brothers managed to live without their parents. When they grew old enough they learnt a trade . My father and Motl became tailors. Sarah was a seamstress. She was single. After World War II she worked at the garment factory in Chernovtsy. She died in 1982.

Motl had 15 children from several wives. His first wife died of some disease in the 1920s, something happened to his second wife in the 1940s, and he married again. He worked very hard to provide for his family. All his children moved to Israel in the late 1940s. Motl died in the 1970s.

My father's younger brother moved to Chernovtsy in the 1930s after he got married. He perished at the front in the 1940s. His family was in evacuation and survived. I remember his wife Nehama. She lived in Chernovtsy with her children after the evacuation. She was a baker. She raised and educated four children. She was a beautiful woman, but she didn't remarry. She was faithful to the memory of her deceased husband. In the 1970s Nehama, her three sons and one daughter moved to Israel. Nehama died there recently at the age of 95.

My mother's family lived in Orgeyev. It was a small Moldavian town located in the mountainous area of the Kodry River between Kishinev and Beltsy. Jews constituted the majority of the population. There were also Moldavians, Russians and Ukrainians. Jews lived in the central part of the town. There were rich and poor families among them. Jews were mainly craftsmen and merchants. Some of them owned stores and sold everyday goods. Orgeyev was a district town, it belonged to Russia before 1918 and then became part of Romania. It was a beautiful town embedded in gardens and vineries. The Moldavians were mainly wine-growers. They also grew vegetables and fruit. Monday was market day, and farmers from the surrounding villages brought their food products to sell them in Orgeyev. On other days of the week farmers from the outskirts of town brought their products to the market. They also kept cows and milkmen delivered dairy products to people's homes. There were several synagogues, a cheder and a Jewish school in Orgeyev. There were no conflicts between the different nationalities. There were no pogroms 1 in Orgeyev either.

My grandfather on my mother's side, Shoil Moshkoutzan, was a blacksmith. My grandmother's first name was Dvoira. They came from families with many children. Both of them were born in Orgeyev in the 1860s. I didn't know anybody from my grandfather's or my grandmother's family. My grandparents had 14 children: 13 daughters and a son. They were very poor. My grandfather worked hard, but he still didn't earn enough to feed his big family. He owned a forge and had an assistant. He had a lot of work to do for farmers. Whenever the landlord living nearby asked him to do work for him it was a festive event for the family. My grandfather fixed the landlord's carts or horseshoed the horses. The landlord paid him with money and food. This was the only time when the family had enough food, but it happened very rarely. They lived in a small shabby house. There were two rooms and a small kitchen. There were two or three fruit trees near the house.

The daughters got no education because my grandparents couldn't afford to hire a teacher to have them educated at home. Their only son studied at cheder. My mother was a very intelligent woman. I once asked her why she didn't study, and she said that her parents didn't even have enough money to buy notebooks. The girls had to work at the tobacco factory since the age of 10. It was hazardous work - they inhaled tobacco dust that was all around. They all developed consumption. Doctors recommended them to have better food, but it wasn't possible. There were days when the family only had mamaliga, a corn flour meal. Only 5 of the 14 children survived. The rest of them died before they turned 15. The survivors were Haika, born in 1892, Makhlia, born in 1900, my mother Eta, born in 1907, Entsa, born in 1909, and the only son, Haim, born in 1902.

My mother's parents were religious. They went to the synagogue on Saturdays and on Jewish holidays. The synagogue was near their house. Whatever miserable and little food they could afford on weekdays, my grandmother managed to save some money to make challah and gefilte fish on Sabbath to celebrate the holiday according to Jewish traditions. When my grandfather managed to make some extra money before holidays my grandmother also bought new clothes for the girls. They spoke Yiddish at home and Moldavian with their neighbors and farmers.

Makhlia was the most beautiful one of the sisters. She had two sons: Haim and Yasha. They were all shot by the fascists in Orgeyev on the first days of the Great Patriotic War 2.

Haika got married and lived in Beltsy with her family. She had two daughters. Her husband perished at the front in the 1940s. Haika and her daughters were in evacuation in the Ural. After the Great Patriotic War Haika returned to Beltsy. She was a seamstress like my mother. She also altered or fixed clothes. Haika died in the 1970s. She was a very nice and kind person. Her daughters live in Israel.

My mother's younger sister, Entsa, married a klezmer. He played trombone in an orchestra. The family didn't quite approve of this marriage. Jews believed that being a musician wasn't a reliable profession. But Entsa's husband was a born musician and very talented. He played at weddings and for rich people. He had occasional jobs. They had two very pretty daughters. Before the war Entsa and her family moved to Ivano-Frankovsk. During the Great Patriotic War they were in evacuation, and after the war they returned home. Entsa died in the late 1950s. Entsa's daughters emigrated in the early 1970s. One lives in the US and the other one in Israel.

My mother's brother Haim got married and moved to Beltsy. He was a shoemaker. His wife's name was Surah. They had a daughter called Polia. Haim perished at the front. Surah didn't remarry. Her daughter Polia lives in Israel now.

My mother's sisters and brother were religious and respected their ancestors' traditions. Haika and my mother liked making clothes. Perhaps, this saved their lives because they went to study sewing instead of working at the tobacco factory. My mother became an apprentice to a seamstress. The shop where she studied made bed sheets, shirts and underwear. My mother told me that the owner of the shop was very strict and made sure that her employees didn't get distracted from their work. My mother was a very beautiful girl and the owner treated her with more kindness that the others. She had a beautiful voice and the owner liked it when she sang during work. She knew many Jewish songs and liked to sing them.

My mother moved to Beltsy in 1924 because it was a bigger town and easier to find a job there. She got a job at a seamstress' shop and rented a room that she shared with other girls. My father was a skilled tailor by that time. His shop was near the place where my mother worked. My mother told me that she became Miss Romania twice at beauty contests. My father noticed and began to court her. They went to Orgeyev, my grandparents liked my father and they gave their consent to the wedding. They got married in 1927. They had a traditional Jewish wedding with a chuppah and klezmer musicians in Beltsy. My father earned well, and they could afford to have a big wedding party and invite all relatives to celebrate. After they got married he bought a big house in the main street in Beltsy. He quit his job and opened his own tailor's shop. The workshop in the biggest and lightest room in his house. There was an orchard and a flower garden near the house.

Growing up

My sister, Riva, was born in 1929, and my brother, Haim, followed in 1932. He was named after my grandfather on my father's side. I was born in 1934. In 1936 my mother's father Shoil died. My parents named their next son Shoil, born in 1938, after our deceased grandfather. All boys were circumcised according to Jewish tradition.

My grandmother Dvoira was grieving over her husband. She wore mourning clothes until the end of her life. It was hard for her to stay in the house, where everything reminded her of her husband, so she moved in with us. She was a short fat woman. She always wore a long black gown and a black shawl. She was very kind and caring. She stayed with us for almost four years until she moved to her younger daughter, Makhlia, in Orgeyev in 1940.

My parents were also religious. They observed all Jewish traditions and followed the kashrut. We spoke Yiddish at home. My father worked from morning to night. He wanted to provide well for his family and have a decent Sabbath and other Jewish holidays. I remember Sabbath in our family. My mother went to the market on early Friday morning. She bought fish and a chicken. I took the chicken to the shochet near our house. Then I took it back home, and my mother plucked it and prepared it for cooking. She followed all the rules. Then she made chicken broth. She also made gefilte fish and dough for challah. Challah was sold in Jewish bakeries, but my mother preferred to make her own. She put the pots with food into the oven to keep them warm for Saturday. On Saturdays it wasn't allowed to start a fire to heat the food.

My mother also made cholent in ceramic pots. In the evening the house smelled of freshly baked challah. My mother covered the table with a clean white tablecloth and put challah and wine on it. She covered her head with a white silk shawl, lit candles and said a prayer. Then my father said a prayer saying blessings to Holy Saturday, the food and the children. My mother sang Jewish songs and we joined in. On Sabbath my parents and children over 12 went to the synagogue. They had their own seats in the synagogue. Younger children stayed at home and a non-Jewish woman looked after them. When the family returned we all sat down for dinner.

Before Pesach my mother took special fancy dishes from the attic. All everyday dishes and utensils were taken to the attic. We cleaned the house, removed all breadcrumbs and burnt them in the stove. My mother and my older sister Riva started cooking in advance. My father used to buy a few flax bags of matzah before Pesach. There were quite a few dishes made from matzah: pancakes, pastries and puddings. My mother made chicken, gefilte fish and chicken necks stuffed with liver, onions and brown flour. She made potato, corn and matzah flour and egg puddings. She also made honey cakes, star of David shaped cookies that melted in the mouth and strudels with nuts, jam and raisins.

On the first day of Pesach [at the seder] there were bitter greeneries and salt water on the table. Greeneries were supposed to be dipped into the salt water to remember the bitterness of slavery and Jewish tears shed in Egypt. In the evening my father conducted the seder. We [children] also got a bit of special red wine made from slightly dried grapes that gave it a sweet and strong flavor. There was always an extra glass on the table for Elijah the Prophet. My mother said prayers in Hebrew. My younger brother and I asked my father traditional questions [the so-called four questions]. We learned them by heart in Hebrew and he explained their meaning to us. We hid a piece of matzah [afikoman] and my father had a gift for the one that found it after the meal.

My family fasted on Yom Kippur and before Rosh Hashanah. Children began to fast after they turned 5. My mother thought fasting would do a child no harm. We were only allowed to drink water. Before Yom Kippur we made the rounds of our neighbors' and acquaintance's houses to ask their forgiveness for whatever harm we had or hadn't done to them. We also asked forgiveness from our parents for being disobedient and from out playmates for fighting or arguing with them. On the next evening my parents went to the synagogue. They returned home placid and inspired. The family sat down for a festive dinner.

My father was rather strict with us, but my mother never raised her voice or treated us angrily, and we tried not to upset her. My older brother went to cheder when he turned 6 and began to work at the age of 9. He was a shoemaker apprentice. My sister had a teacher teaching her at home. Riva studied Yiddish and Hebrew. In 1940 Moldavia became a part of the USSR and neither my brother nor I studied at cheder. The Soviet authorities persecuted religion 3 and all religious institutions were closed.

I remember how people welcomed the Soviet tanks that came to the country at the end of June 1940. People believed that life was going to change for the better and that this power would give people freedom and equal rights. The illusions didn't last long. Soon arrests began. Wealthier people were sent to prison or into exile. My father managed to escape from being arrested, as he had no employees in his shop. My mother helped him in the shop whenever she had free time. The authorities confiscated my father's tailor's shop and he got a job at this shop. My mother was a housewife.

During the War

I was to begin my 1st grade at school in September 1941, but on 22nd June 1941 the Great Patriotic War began. The war came as a surprise. We knew that Europe was in war, but we were assured by the propaganda that Hitler wouldn't dare to attack the Soviet Union. German and Romanian armies occupied our town at night on 22nd June. On Sunday the sky darkened from bomber aircrafts flying over the town dropping bombs on the houses, streets and people. The planes were flying low and the bombers shot at people with automatic guns. My father grabbed our younger brother and shouted to us to run into the garden immediately. When we ran into the garden we saw a bomb hitting our house. We lost everything we had. We were hiding in the bushes until the bombers left. My father said that we had to go to the Dnestr River and try to cross it. We ran along the ruined streets. There were people lying or sitting in blood puddles. I can still remember the sickening smell of blood. There were crowds of people on the bank of the Dnestr River. We crossed the river on a boat and my father took us to the railway station.

My parents, my two brothers, my sister an me got on a train. They were only freight railcars for the transportation of cattle but it didn't matter at that time. We were running away from the Germans. The train was bombed several times on the way. It stopped and we got off to hide. We had no food, clothing or documents with us. Whenever the train stopped at a station and there was another train with soldiers going to the front we got some of their food - soup or cereals - that they shared with us. We came to a village in Stalingrad region [500 km from Beltsy]. Evacuated people got accommodation in the houses of the villagers. We were all involved in harvesting. Younger children were picking spikelets falling from a combine harvester. Then the Germans were approaching Stalingrad, and we got on our way again. We arrived at Fergana lowlands in Uzbekistan after covering a distance of 2,000 kilometers from Stalingrad. We were sent to a kishlak [Uzbek for a village] in the mountains in Middle Asia. It was a small village with very few houses. We were accommodated in a mud house with two rooms and a small kitchen with a stove. The Uzbeks treated us kindly. They sympathized with us and tried to help.

My father was recruited to the labor army. Due to his age he wasn't subject to recruitment to the army. He worked at the construction of channels in Uzbekistan throughout the four years of the war. They lived in barracks 10 kilometers outside the village with no comforts whatsoever, but they had sufficient food and clothing. My mother and I stayed in a mud hut. My father came to see us for a few hours once a week. My mother worked at the collective farm. She got flour for her work. We all worked except for my younger brother. I was 7 years old at that time. I was to shepherd sheep. I got a donkey and a stick sharpened at one end. I rode my donkey watching that the sheep stayed together. We were given some food for our work.

In autumn we were to go to school, but we had no documents. In order to obtain them we had to go to the district town. My mother wasn't allowed to leave work for even a single day. The chairman of the collective farm took the four of us onto a road and showed us in what direction we had to move to get to the district town. My older sister was 12 and my younger brother was 3 at the time. We got to the town in the evening and stayed in a local house overnight. In the morning we went to the registry office. There was an Uzbek man there who didn't understand a word of Russian. My sister knew a few words in Uzbek. She explained to him what we needed. She didn't remember the dates of our birth, though. He took it easy and issued four birth certificates. He wrote them in Russian and in Uzbek. He put our birthday as 20th September, the day when we came to see him, and we got on our way back.

My sister and brother went to school while I fell ill with typhoid. I stayed in hospital for almost half a year. When I recovered I had to work to help my mother. I worked for three years shepherding sheep, helped them with the harvesting and did manual work. In April 1944 we heard that Beltsy had been liberated by the Soviet army and returned home. I was 10 years old, but I went to the 1st grade of the Russian secondary school for boys. However, more than half of my classmates had also missed school during the war.

After the War

We didn't have a place to live. More than half of the houses in the town were ruined. We were accommodated in a small room in a barrack near a military unit. My father couldn't get a job in 1945 and decided that we need to move to Chernovtsy. People said there were many vacant apartments there, and the town was almost intact. We rented a horse-driven cab and reached Chernovtsy within a few hours. We liked the town. It was big and beautiful and Yiddish could be heard all around. There was a synagogue and the majority of the population was Jewish. At the beginning we rented a room in the basement of a house in an old Jewish neighborhood. This was the area of the former Jewish ghetto and the owner of the house lived there during the war. This old lady spoke Yiddish and Romanian. It was a cold and damp room with no running water, heating or toilet. My mother cooked on a primus stove. She stayed at home. My father found a job in a garment shop. The money he earned was just enough to live on bread and water. We were always hungry, but we had known worse times during the war and didn't pay much attention to the hardships of postwar life.

My sister attended a typing and stenography course and got a job as a typist. My older brother went to work at a shoemaker's shop. My younger brother and I went to school. We got a room in a common apartment. There were six of us living in it until my sister got married. Her husband, Naum Shnaider, moved in with us and they had two children. Nine of us lived in this room for over 20 years. Riva's husband worked as a mechanic at the textile association Voskhod. My sister studied by correspondence at the Faculty of Mathematics of the Pedagogical University. Upon graduation she worked as a teacher.

I became a Young Octobrist 4 and then a pioneer. I was very proud of wearing a red necktie and took an active part in public activities. The majority of my classmates were Jews. There were also quite a few Jewish teachers, so we didn't face any anti-Semitism at school. The period of the campaign against cosmopolitans 5 in 1948 didn't affect me.

I liked literature, history and geography at school. As for mathematics and physics - I wasn't really fond of these subjects and never got the highest grades. My sight became worse due to the hard life during and after the war.

I finished the 6th grade in 1950 when I turned 16 and could no longer stay at school. My older brother was a shoemaker and my father was a tailor, but they couldn't provide well for the family. Life was pretty expensive after the war. A loaf of bread cost almost half of my brother's monthly salary. I went to the 7th grade of an evening school and worked as a shoemaker during the day. Most of the shoemakers in Chernovtsy were Jews. I didn't really like this work. It was hard work, and I didn't feel like fixing other people's worn shoes for the rest of my life. I joined a crew of electricians at the Selenergo association. I was an apprentice there. We were responsible for power supply to the surrounding villages. Our crew leader was an older Jewish man. He treated me kindly and taught me everything he knew. Later he went to work at the motor plant and I was appointed crew leader.

At that time, in the 1950s, I became a Komsomol member 6. I was eager to join the Komsomol league to be among the architects of communism. I became a skilled electrician. But this work was associated with business trips and thus interfered with my studies. I quit the job. A Jew, whose last name was Kantor, offered me a job at the textile factory. He worked as an electrician there. He needed a co-employee to work in shifts. I worked night shifts, but I stayed at work during the day, too, in order to learn from Kantor. The factory was receiving German equipment with automatic control, and I had to learn from Kantor how to repair it. In the evening I went to school. I had a good teacher of mathematics, a Jew, and became fond of mathematics. My sight was getting poorer and poorer, and I could hardly see the blackboard in the classroom. I asked the teacher of mathematics to dictate what he was writing on the blackboard and I knew the solutions before he even finished writing.

I was told that I could have a cornea replacement surgery in Moscow. I went to the ophthalmology institute in Moscow. I had a surgery, but my sight didn't improve. The professor who operated on me said that if I had addressed them earlier they would have been able to help me, but that at that time it was already too late. I returned to Chernovtsy and got a job at the knitwear factory. The majority of employees at the knitwear factory were Jews. I didn't face any anti-Semitism there. I was a good employee. I also went to the school of tourist instructors. Bukovina is a very picturesque area, and I enjoyed guiding tours to blooming valleys and snow- covered mountains.

One day I was invited by the secretary of the party unit. He offered me to become a member of the party. It was my dream so I agreed. I believed in the ideas of communism. Lenin and Stalin were my idols. I entered the Evening University of Marxism-Leninism. I graduated from three faculties: philosophy, Marxism-Leninism and esthetics. I was very fond of reading classic works of Marxism-Leninism and believed in the bright and happy future of mankind. Religion was a vestige of the past for me. Upon graduation from the University of Marxism-Leninism I first became deputy secretary of the party unit of the factory and then secretary. I was involved in public activities arranging socialist competition between crews at the plant, performed our obligatory scope of work and surpassed our plans. On Soviet holidays we marched at parades carrying red flags and banners with communist slogans. I was well respected at work and there was no anti-Semitism.

I remember Stalin's death in March 1953. I was working at the factory when I heard the announcement on the radio about Stalin. People were crying and feeling lost. All of a sudden we heard the sound of sirens on the building of the factory. I was in grief and so were many other people. Nobody was hiding his tears. We felt like our life was over and we didn't know what was going to happen to us.

When Khrushchev 7 spoke at the Twentieth Party Congress 8 and denounced Stalin's crimes many of my friends, Jews, refused to believe it. Even an acquaintance of mine who had spent 20 years in the Gulag 9 thought that it was a lie. However, I believed what Khrushchev said and thought it was necessary to tell people about Stalin's crimes. I still believed in the ideals of communism and was an active member of the Communist Party: I attended meetings and spoke at the meetings, but I began to understand that there were different people among communists, some of whom were far from decent.

My parents continued observing all Jewish traditions after the war. It was a rule of life for them. They always celebrated Pesach. I respected their way of life. Although I was a Komsomol and a party member I joined them for the celebration of Pesach and other Jewish holidays. I didn't see any contradiction between my new outlooks and my respectful attitude towards family traditions. I didn't join them for prayers as I was a convinced communist, but I enjoyed the festive dinner on Sabbath. On Saturdays and Jewish holidays my parents went to the synagogue. They had their own seats in the synagogue. My father always made a contribution to the synagogue. He was a respectable member of the community.

My mother had special fancy dishes for Pesach that she kept in a box during the year. She also bought a live chicken that she took to the shochet who worked from home. All religious Jews knew his address. He was an old man and not afraid of any discontent from the Soviet authorities in case they found out that he did this job. My mother made chicken broth, gefilte fish, honey cakes and strudels for Pesach. My parents always had matzah on Pesach. Their four children and their families came to visit them on Pesach, and they were happy to have a family reunion. At Chanukkah my father gave all children Chanukkah gelt. When I think of my parents I understand how Jewish traditions and rituals have been preserved throughout centuries. I'm often reproached for not knowing prayers when my parents were so deeply religious. I reply that at that time my faith was Marxism- Leninism. I had different values back then. I feel so sorry now that I didn't learn more about Jewish traditions and rituals from my father, but I was a communist and believed in the ideals of communism. That's my only excuse.

I was eager to continue my studies. In 1966 I decided to try and enter the Faculty of Geography at Chernovtsy University. I was a tourist instructor, a party member and an udarnik [advanced employee] of communist labor - these were my advantages to help me enter a higher educational institution. I couldn't prepare for the entrance exams at my parents' home with nine tenants around. My mother's acquaintance, who lived alone, offered me to stay with her. I recapitulated all school textbooks, beginning from the 5th grade, and passed my entrance exams successfully. I was the only Jew that entered this faculty. I didn't have any influential friends. I guess my knowledge, work experience and party membership played a part for being admitted. In total two Jews were admitted to the university that year.

I was successful with my studies and received the highest grades in all subjects. I was a senior student in my group for five years. I didn't face any anti-Semitism until it came to defending my diploma thesis. Representatives of the Ministry of Education in Kiev came to attend the event. They liked my thesis, which was about the development of natural deposits in Western Ukraine, but still I only received a 'good' mark for it. Later my tutor told me confidentially that the commission wanted to give me an 'excellent', but representative of the Ministry said that it wouldn't be politically correct. I was hurt but decided to ignore it. I was happy about getting an education and didn't feel like wasting time by trying to argue with the commission.

I got married in 1969 when I was a student. My wife, Polina Trachtenberg, was born in Mogilyov-Podoskiy, Vinnitsa region, in 1931. Her parents were assimilated Soviet Jews. Polina doesn't know Yiddish or any Jewish traditions. Her mother was a housewife, and her father was a wine-merchant. After the war the family moved to Chernovtsy. Polina is a poor housewife because her mother didn't teach her how to do things around the house. Her mother wanted Polina to get a higher education. Polina graduated from the Faculty of History of Chernovtsy University and worked as a history teacher at a Russian secondary school. Polina's father died in 1960 and her mother in 1972.

We didn't have a traditional Jewish wedding. I was a communist and didn't want to have a chuppah. I didn't want to hide things from my comrades. My wife didn't want a religious wedding either. We had a civil ceremony and a wedding dinner with members of the family. My father was angry that we didn't have a chuppah and didn't attend the wedding. My mother came to the wedding, but my father didn't even congratulate me. He never came to visit us. When my wife and I went to visit my parents my father didn't say a word of reproach, but he never came to see us in our house. My son, Jacob, was born in 1970. He wasn't circumcised and doesn't know a word of Yiddish.

I was offered a job assignment in the Novosibirsk Observatory upon my graduation in 1962. It was an interesting offer, but I had to refuse. I was already married. My son was one year old, and my wife was ill; she had a heart problem. I found a job as a methodologist at a tourist station. I worked there for more than ten years. I was awarded diplomas of honor, and my tourist teams were among the best ones in Ukraine and the USSR. I was very fond of this work.

Later I was asked to accept the job of a tutor in a club for teenagers. When I came to the building on the outskirts of town I found it damaged, dirty and abandoned. There were different children in this club: children from well-off families and teenagers with problems. There were even teenagers who were registered in the militia for their conduct. We repaired and fixed the building, and the children got involved in various activities. We had different sections: a chess club, a tourist section and even a motor club. The children changed for the better and developed many interests. We got broken cars that we fixed and taught the children to drive. Many of the teenagers became good drivers when they grew up. We had wrestling and boxing sections and a dance club. I found enthusiasts that agreed to work with the children at no cost. The children, their parents and my management respected me. I retired after 22 years of work.

Polina hasn't changed. She is a typical Soviet person. She took no interest in Jewish traditions or anything around her. All she cared about was herself and her health condition. Our son takes after her. He didn't want to continue his education after finishing school. Jacob works as a locksmith at a plant and watches football matches on TV - that's all he likes. He was married for a short time and has a son. His wife divorced him. He doesn't even feel an urge to communicate with his son. He believes that giving his son some money is sufficient. Jacob has no future. I felt very sorry for him until I realized that I wouldn't be able to change his life.

When Jews began to move to Israel in the 1970s I sincerely believed them to be traitors. I couldn't understand what they were driven by, but when I attended meetings where those people were condemned and humiliated I changed my attitude. People shouted 'Traitors' at them at such meetings, especially when party members were leaving. They were fired if it became known that they were planning to move to Israel. The district party committee suggested that I made a speech to condemn the ones that were leaving, but I refused. Many of those people were my friends, and I couldn't throw mud at them. Later I was responsible for visiting those people that had submitted their documents to obtain a permit to move. I was supposed to convince them to change their mind. I talked with them and understood that every person has the right to choose his own country of living and way of life, and that there's only one place where people can be forced to stay, and that is a prison. My family didn't plan to move. My parents wished they could go, but they couldn't move themselves because they were old and ill. I was going to stay. I would like to visit Israel and I hope that one day I will go there.

My sister Riva's son graduated from a physics and mathematics school. Due to his Jewish nationality he couldn't enter Chernovtsy University. He went to Kazan, the capital of the Tatar Autonomous Republic, where he entered university. Upon graduation he became a post-graduate student and defended a candidate, and later, his doctor of science thesis. He went to the US to read lectures twice and then got a job offer in America. He moved there with his family. Riva, her husband and her daughter moved to the US in the 1980s. She wanted her daughter to have a good life. Her husband needed a heart surgery. He was operated in the US and they have a good life there. They are pensioners, and their daughter got married and has a job.

Shulamit, the daughter of my younger brother Shoil, and her husband moved to the US, too, at the end of the 1980s. Shoil and his son, Boris, followed them some time later. He was chief engineer at a design institute here, but he didn't find a job in the US because he was already over 50 years old when he moved there. He lives an isolated life.

My older brother Haim lives in Chernovtsy. He's a weird man and very rough with his family and relatives. His two sons had to go to work when they were young children. They moved to Israel with their mother at the end of the 1980s. Later one of them moved to Canada. He's a driver. The other one was a boxer and a champion of the region. In Israel he became heavyweight champion of the country and later opened a sport school. Haim stayed in Chernovtsy. He didn't want to go with his family. He's a highly skilled professional. He's a pensioner now but often asked to do some work as an electrician.

My father died in 1984. He was a very hardworking man and worked until the end of his life. My mother buried him in the Jewish cemetery. My mother died in 1994 after the collapse of the USSR. I buried her according to Jewish traditions. Her grave is near my father's grave. I come to the cemetery to recite the Kaddish, the mourning prayer, on the anniversary of their death. Then I go to the synagogue. I terminated my membership in the party when I turned to the Jewish way of life in the 1980s.

When Ukraine gained independence in 1991 Jewish life revived. There are Jewish organizations, and Jewish culture has returned to our life. I began to take an interest in our roots in the 1980s after my parents died. I recalled prayers, holidays and traditions. At that period I wasn't interested in any party activities any longer. In the 1980s there were many TV programs and publications about various aspects of life in the country. We also got an opportunity to read about life in developed Western countries. We realized how much misery there was in our country. I knew that in a country, where the life of a human being belonged to the state and where industries and land didn't have owners to take care of them, there could be no order or improvements. I got disappointed in communist ideals.

I recalled many things from my life before the war and decided to help people to restore Jewish traditions and culture. I became a volunteer with Hesed and am grateful that I can be of use to other people. However, there are things that I don't like. I think, Jews have been spoiled. Before the Soviet power there was a Jewish community in Chernovtsy that took care of poor and ill Jews, but people still worked hard and tried to support the community rather than waiting for help from the outside. Now, I believe, Jews are turning into parasites waiting for Jews in foreign countries to provide for them. Many of those that proudly call themselves Jews have very distant Jewish roots and would have never revealed the fact that their grandmother was a Jew before.

Beginning from school years Jewish children are raised to become spongers: they get free tours, clothing and meals. Jews have survived throughout their history learning to be smarter and more intelligent than others. This helped our nation to develop. As for now there are only few people that want to work for their future. The rest of them are idle and wait to be given what they need. I don't think that such hothouse conditions will do us any good. I think the nation is degrading which is worse than persecutions. One cannot always take without giving.

From the beginning of perestroika I was dreaming about a museum of Jewish history. I saw how people were throwing away their photographs, books and documents before leaving for Israel and other countries. I collected all I could find, sorted things out and kept them. As soon as the Association of Jewish Culture was founded I offered to establish a museum about the Jewish history of Chernovtsy.

I studied museum business and transferred my whole collection to the museum. We also asked people to give their historical belongings to the museum. Within half a year we finished and displayed our collection. There was an opening ceremony where I was referred to as the author of the idea and founder of the museum. We tell people about Jewish life in Chernovtsy before 1940, how many synagogues were in town, Jewish everyday life, their traditions and religion and about the peaceful coexistence with people of other nationalities. We have ancient Torah scrolls , prayer books , tallits, chanukkiyahs, other Jewish ritual accessories and old family pictures that were miraculously saved during the Great Patriotic War. What's most important to me is that there is a museum and that I can continue my work.

I am also fond of tourism. I work as a part-time guide at a tourist agency. I do guided tours for foreigners. Chernovtsy is a very beautiful town. The Jewish neighborhood in the center of the town has preserved its original looks. I know every house in Chernovtsy, its history, architect and all its former owners. The museum and tourism are the two things I'll have for the rest of my life.

Glossary

1 Pogroms in Ukraine

In the 1920s there were many anti-Semitic gangs in Ukraine. They killed Jews and burnt their houses, they robbed their houses, raped women and killed children.

2 Great Patriotic War

On 22nd June 1941 at 5 o'clock in the morning Nazi Germany attacked the Soviet Union without declaring war. This was the beginning of the so-called Great Patriotic War.

3 Struggle against religion

The 1930s was a time of anti-religion struggle in the USSR. In those years it was not safe to go to synagogue or to church. Places of worship, statues of saints, etc. were removed; rabbis, Orthodox and Roman Catholic priests disappeared behind KGB walls.

4 Young Octobrist

In Russian Oktyabrenok, or 'pre-pioneer', designates Soviet children of seven years or over preparing for entry into the pioneer organization.

5 Campaign against 'cosmopolitans'

The campaign against 'cosmopolitans', i.e. Jews, was initiated in articles in the central organs of the Communist Party in 1949. The campaign was directed primarily at the Jewish intelligentsia and it was the first public attack on Soviet Jews as Jews. 'Cosmopolitans' writers were accused of hating the Russian people, of supporting Zionism, etc. Many Yiddish writers as well as the leaders of the Jewish Anti-Fascist Committee were arrested in November 1948 on charges that they maintained ties with Zionism and with American 'imperialism'. They were executed secretly in 1952. The antisemitic Doctors' Plot was launched in January 1953. A wave of anti-Semitism spread through the USSR. Jews were removed from their positions, and rumors of an imminent mass deportation of Jews to the eastern part of the USSR began to spread. Stalin's death in March 1953 put an end to the campaign against 'cosmopolitans'.

6 Komsomol

Communist youth political organization created in 1918. The task of the Komsomol was to spread of the ideas of communism and involve the worker and peasant youth in building the Soviet Union. The Komsomol also aimed at giving a communist upbringing by involving the worker youth in the political struggle, supplemented by theoretical education. The Komsomol was more popular than the Communist Party because with its aim of education people could accept uninitiated young proletarians, whereas party members had to have at least a minimal political qualification.

7 Khrushchev, Nikita (1894-1971)

Soviet communist leader. After Stalin's death in 1953, he became first secretary of the Central Committee, in effect the head of the Communist Party of the USSR. In 1956, during the 20th Party Congress, Khrushchev took an unprecedented step and denounced Stalin and his methods. He was deposed as premier and party head in October 1964. In 1966 he was dropped from the Party's Central Committee.

8 Twentieth Party Congress

At the Twentieth Congress of the Communist Party of the Soviet Union in 1956 Khrushchev publicly debunked the cult of Stalin and lifted the veil of secrecy from what had happened in the USSR during Stalin's leadership.

9 Gulag

The Soviet system of forced labor camps in the remote regions of Siberia and the Far North, which was first established in 1919. However, it was not until the early 1930s that there was a significant number of inmates in the camps. By 1934 the Gulag, or the Main Directorate for Corrective Labor Camps, then under the Cheka's successor organization the NKVD, had several million inmates. The prisoners included murderers, thieves, and other common criminals, along with political and religious dissenters. The Gulag camps made significant contributions to the Soviet economy during the rule of Stalin. Conditions in the camps were extremely harsh. After Stalin died in 1953, the population of the camps was reduced significantly, and conditions for the inmates improved somewhat.

Ţicu Goldstein

Ţicu Goldstein
Bucureşti
România
Data interviului: martie 2004
Reporter: Georgeta Pană

Ţicu Goldstein are o personalitate foarte plăcută, este un adevărat intelectual, bonom, şi unul dintre cei mai activi cărturari ai comunităţii evreilor din Bucureşti. A tradus în limba română zeci de titluri din literatura şi filosofia iudaică, dintre care iată doar câteva: Moshe Idel, “Mistică şi mesianism (1997), Alexandru Şafran, Înţelepciunea cabalei, (1998), Carol Iancu. Emanciparea evreilor din România, Emanuel Levinas, Dificila libertate (1999) – şi lista poate continua. A ţinut de asemenea prelegeri şi comunicări ştiinţifice despre filosofia lui Levinas, Cabală, etc., şi a semnat şi semnează în continuare articole în reviste israeliene şi româneşti, cum ar fi: Revista cultului mozaic Realitatea evreiască, Observatorul cultural Minimum, şi altele. Locuieşte împreună cu soţia sa într-un apartament din cartierul Dorobanţi, situat într-o zonă liniştită şi plină de verdeaţă. Casa este decorată cu mult gust, pe alocuri se văd obiecte tradiţionale româneşti şi ruseşti, dar şi obiecte de cult iudaice. Dar atenţia este atrasă cel mai mult de cărţi, care sunt pentru domnul Goldstein cea mai mare bogăţie.

Familia mea
Copilăria mea
Al Doilea Război Mondial
După război
Glosar

Familia mea

Despre bunicii materni ştiu doar că se numeau Iancu Tobias şi Rebeca. Bunicul era originar din Piatra-Neamţ şi bunica din Bacău. Bunicul Tobias a fost croitor şi a învăţat-o această meserie şi pe mama mea. Atât bunicul cât şi bunica erau religioşi, tradiţionalişti, vorbeau idiş în casă, dar ştiau şi româna destul de bine. Nu cunosc numele fraţilor şi surorilor lor.

Despre ramura familiei din partea mamei mai ştiu că era ceva mai înstărită decât cea din partea tatei. Unii veri ai ei din Piatra-Neamţ (nepoţi din partea bunicului), pe nume Pescaru, aveau restaurante în acel oraş din Moldova. Tot din partea mamei mai erau în familie câţiva avocaţi, publicişti şi artişti. Eu îmi amintesc de unul singur, pe nume Ionel Ţapu, văr al mamei. Acesta a fost un artist în adevăratul sens al cuvântului. Cânta la vioară şi, fiind foarte talentat, a fost trimis la studii la Paris, ţinut acolo cu mari eforturi financiare de restul familiei. Numai că el era boem şi singurul lucru cu care s-a ales de la Paris a fost o vioară nouă. S-a întors în ţară, pe la sfârşitul anilor 1930 şi a abandonat vioara pentru tobe. S-a angajat la cel mai important teatru de revistă al ţării, la Cărăbuş-Savoy din Bucureşti. Cu trupa acestui teatru a făcut turnee în toată lumea, numai că în 1940 a fost izgonit din teatru, ca toţi evreii dealtfel. În timpul războiului a putut să cânte în teatrul evreiesc Baraşeum din capitală, iar după război a fost angajat în prestigioasa Orchestră a Radiodifuziunii. [Notă: Teatrul evreiesc din Bucureşti a fost fondat prin 1890 şi a fost o prezenţă permanentă în viaţa artistică a capitalei. În 1941, când actorilor evrei li s-a interzis să joace pe alte scene, aceştia s-au refugiat la Baraşeum, unde au făcut spectacole de revistă foarte apreciate.] Ce era amuzant la el, era că punea toată familia să-i scrie partiturile, toată familia muncea pentru el. A avut o fiică, Virginica, care a plecat în America după război.

Mama a avut un frate, pe nume Tobias Iules. Nu mai ştiu cu ce se ocupa, dar ştiu că în timpul războiului era deja căsătorit cu Silvia, şi ea tot de religie mozaică, o femeie de o inteligenţă nativă ieşită din comun. În 1940-41 au vrut să plece în Rusia, dar la graniţă li s-a spus că situaţia acolo e foarte gravă şi că e riscant să plece, aşa că s-au întors în ţară. După război au făcut alia în Israel, s-au stabilit într-un kibuţ şi au făcut acolo agricultură de performanţă. Am ţinut legătura cu ei chiar şi pe vremea comuniştilor, când era greu să ai corespondenţă cu străinătatea. Iules şi Silvia au un fiu, Felix, care a fost ofiţer în armata israeliană şi a luptat în războiul din 1967. Numele lui îl poartă şi fiul meu.

Mama, Tobias Surica, s-a născut în 1895 la Piatra Neamţ. Din păcate, mama ei a murit la naştere, si ea a fost crescută de o mătuşa, sora mamei mele, pe nume Ţipora. Tatăl a fost croitor în Piatra Neamţ şi de la el a învăţat această meserie pe care o practica cu multă iscusinţă, mai ales atunci când situaţia financiară a familiei era mai grea. În 1920 s-a mutat la Bucureşti, singură, pentru a-şi găsi de lucru. Printr-o peţitoare l-a cunoscut pe tatăl meu, care în 1922 era militar, şi s-au căsătorit când el nu terminase încă armata. Mai întâi s-au logodit, pe data de 3 iunie 1922, şi după câteva luni s-au căsătorit. Au avut o nuntă evreiască: s-au căsătorit la rabin, sub kipa, dar şi la autorităţile civile, iar petrecerea a avut loc într-o casă de pe strada Romulus. Mama a păstrat legătura cu peţitoarea care i l-a prezentat pe tata, pentru că îmi amintesc că se mai întâlnea cu ea şi discutau despre familie, despre greutăţi, despre copii. Cu toate că a fost o căsătorie intermediată, părinţii mei s-au înţeles tot timpul foarte bine, s-au respectat şi au avut un mariaj foarte trainic.

Bunicul patern, Goldstein Simon, s-a născut la Huşi, spre sfârşitul secolului al XIX-lea. Ştiu că era foarte credincios, habotnic chiar, deoarece nu se lăsa fotografiat, considerând că astfel ar încălca porunca Decalogului de a nu-ţi face chip cioplit. Singura fotografie care exista cu el, i-a fost făcută pe ascuns. Din păcate, această fotografie s-a pierdut. Ştiu sigur că limba lui materna era idişul, dar vorbea şi limba română. A trăit şi a lucrat toată viaţa în Huşi, având meseria de croitor. Nu ştiu nimic alte rude din partea lui, aşa cum ştiu foarte puţin despre fraţii şi surorile tatălui meu. Ştiu de o soră numită Adela născută la Huşi şi care a emigrat în Canada împreună cu soţul şi copii, înainte de începerea celui de al doilea război mondial. Adela era religioasă, dar moderat, adică ţinea sărbătorile şi mergea din când în când la sinagogă. Nu-mi amintesc cum îi cheamă pe copii, iar pe soţul ei parcă îl chema Ilie, dar nu-i ştiu numele de familie. O altă soră este Simona, care plecase în America pe la sfărşitul anilor 1930, şi a vrut să ne ia şi pe  noi acolo, dar se apropia războiul, şi nimeni nu-i mai vroia pe evrei. Tata a mai avut un frate, pe nume Lupu Goldstein – al cărui nume original era Wolf –, născut la Huşi şi stabilit la Dorohoi. În timpul războiului el, împreună cu soţia şi cei trei copii, au fost deportaţi în Transnistria. Au supravieţuit cu toţii şi imediat după război au plecat în Israel. Din păcate, sunt puţine informaţii despre rudele mele, şi eu sunt primul care regretă acest lucru. Ramura din partea tatei era săracă şi era constituită în principal de muncitori: tâmplari, dulgheri, ceasornicari. Păstram totuşi legătura cu ei, deşi în timpul celui de-al doilea război mondial, mulţi dintre ei au avut de pătimit din partea autorităţilor antonesciene [Regimul antonescian].

Tata, Lazăr Goldstein, s-a născut la Huşi în 1900. A urmat doar patru clase elementare, deoarece a trebuit să muncească pentru a-şi câştiga existenţa. A plecat de acasă cam pe la 18 ani şi a ajuns în Bucureşti. Nu ştiu de unde a învăţat meseria de tâmplar, dar era foarte priceput şi a avut un atelier al lui în Bucureşti în care mai lucrau încă doi ucenici. Era foarte harnic şi stăruitor şi ştia ce înseamnă lucrul bine făcut. Construia mobila de la un cap la altul şi a lucrat, de multe ori, pentru persoane importante, ca scriitorul Liviu Rebreanu [Liviu Rebreanu (1885-1944), prozator si dramaturg roman, autor al unor romane sociale importante, ca "Ion", "Răscoala", "Pădurea spânzuraţilor"] sau proeminentul om politic Armand Călinescu. [Armand Calinescu (1893-1939): presedintele Consiliului de Ministri, anti-nazist si anti-legionar, partizan al aliantei cu Franta si Anglia, care a avut curajul sa-i spuna regelui Carol al II-lea, in 1939 ca "germanii sunt un pericol, iar alianta cu ei inseamna protectorat."A fost asasinat de legionari la Bucuresti, in data de 21 septembrie 1939.] Practic, atelierul şi casa erau una şi mama se supăra deoarece casa era plină de talaş. Tata ar fi vrut ca toată familia să-l ajute în munca lui, pentru că nu-i avea mereu pe cei doi ucenici. Eu îl ajutam destul de des. Deşi aveam doar 10 ani cunoşteam bine lemnul şi-mi plăcea mirosul de mobilă nouă. Treaba mea era să lustruiesc mobila şi asta era o operaţiune destul de delicată, pentru că dacă îmi obosea mâna trebuia să ridic repede pensula îmbibată cu substanţe chimice de pe mobilă, pentru că altfel se imprima şi ardea respectivul obiect de mobilier.

Copilăria mea

La un moment dat, tata a pierdut atelierul, din cauză că nu a reuşit să-şi plătească impozitul. Aşa că într-o frumoasă zi de primăvară, au venit unii de la Poliţie şi de la Primărie şi băteau într-o tobă uriaşă, citind în văzul lumii hotărârea prin care tatei i se lua atelierul. A fost o scenă ca în Evul Mediu. Aşa că tata a devenit muncitor individual şi de multe ori lucra la client acasă.. Situaţia noastră s-a deteriorat, iar mama a fost nevoită să lucreze ca croitoreasă, meserie pe care o învăţase în copilărie de la tatăl ei.

Mama se ocupa de tot în casă: ea spăla, făcea curat şi avea grijă de copii şi de tata, pentru că nu ne-am permis niciodată să avem o bonă sau o servitoare. Nici vorbă de aşa ceva. Se îmbrăca după moda timpului şi avea avantajul că putea să-şi lucreze singură rochiile. De sărbători, după ce pregătea casa pentru primirea Pesahului, a Purimului, sau a Hanukăi, mama se ducea la Templu Coral, şi nu la sinagoga Malbim, unde mergea tata de obicei. Ei îi plăcea mai mult acolo pentru că vroia să vadă şi să fie văzută. La Templul Coral se legau mai uşor prietenii, relaţii… Noi, copiii ne jucam în curtea sinagogii, sau ne trimiteam bezele cu cunoscuţii care stăteau la balcon. În fiecare an de Yom Kipur mama spune: “Vai, ce uşor a fost postul anul ăsta.” Era clar că avea un antrenament serios în sensul acesta. Eu şi cu fratele meu mai mâncam pe furiş, dar mama se făcea că nu observă. A avut toată viaţa o vitalitate extraordinară.

Părinţii mei au avut doar doi copii: pe fratele meu, Marcel Goldstein, născut în 1924, şi pe mine, care sunt mezinul, născut în 1929. Pe Marcel mi-l amintesc ca pe un băiat frumos şi elegant. I-ar fi stat bine să fie actor. Nu ştiu dacă a mers la grădiniţă, dar ştiu că a mers la o şcoală românească, când încă se mai putea acest lucru. A început să muncească de foarte devreme, cam de pe la 12 ani. Din păcate, nu prea a vrut să înveţe, deşi era foarte inteligent şi îi plăcea să citească şi citea enorm. În copilărie, stăteam amândoi până noaptea târziu şi citeam, şi a doua zi raportam cine a adormit ultimul. De fapt, cărţile au apărut în casă aduse de el, pentru că eu nu am găsit la noi decât o singură carte, de ghicit în cafea. Tot el a adus un patefon, la care ascultam diverse cântece: muzică sinagogală, opere. Fratele meu era înnebunit după muzica de operă, şi mergea foarte des la converte la Opera Română, unde putea intra oricând dorea pentru că îl mituia pe controlorul de bilete. Era o fire veselă, îi plăcea să meargă la petreceri. Avea mulţi prieteni studenţi, şi evrei şi neevrei, majoritatea săraci, şi cum lucra şi avea salariu, îi mai ajuta din când în când.

Mai întâi, părinţii l-au dat ucenic la un ceasornicar pe nume Carniol, pentru a învăţa această meserie răspândită printre evreii săraci din România. Era prin 1936-1937. Din păcate, Marcel nu prea avea răbdarea cerută de această îndeletnicire: cu o mână repara ceasul, cu alta zgâria peretele, de plictiseală. Totuşi, ironia sorţii a făcut că după război s-a ocupat o vreme de ceasurile de pontaj de la întreprinderea Electromagnetica, aşa că el trebuia să ajungă primul la serviciu. Se trezea în fiecare dimineaţă la ora 4. Porecla lui era Pendulică, pentru că avea ca hobby pendulele, şi ajunsese să alcătuiască o colecţie frumuşică. În fine, după episodul cu ucenicia la ceasornicar, părinţii l-au dat ucenic la magazinele lui Bernard Kaufman, unde fratele meu a fost vânzător câţiva ani, până prin 1940.

Eu m-am născut în Bucureşti, la data de 7 octombrie 1929. Numele meu, Ţicu, vine de la Ţipora [pasăre, în ebraică] şi este numele mătuşii care a crescut-o pe mama. Părinţii mei aşteptau o fată şi se gândeau să-i pună acest nume. În primii ani ai copilăriei am locuit într-o casă acceptabilă, situată pe strada Logofăt Tăutu, dar părinţii au trebuit să se mute curând de acolo şi am ajuns în strada Negru Vodă, în două cămăruţe mizere. [Notă: Strada Negru Vodă se afla in perimetrul Văcăreşti-Dudeşti, o zonă de periferie, săracă a Bucureştiului de atunci, se găsea cea mai mare concentraţie de evrei. În Bucureşti nu a existat un ghetou în adevarătul sens al cuvântului, evreii se puteau stabili oriunde işi puteau permite sa-şi cumpere locuinţe.]

Am fost dat la o grădiniţă privată, când aveam cam 4 ani. Educatoarea era domnişoara Jenny, o fiinţă blândă şi delicată. Din păcate, costa destul ed mult pentru bugetul familiei şi după o vreme nu mai m-am dus. De perioada de grădiniţă se leagă amintirea primului drum făcut cu automobilul, ceea ce pentru vremurile de atunci era desigur un lux. Trebuia să mergem la teatrul Savoy, unde grădiniţa mea avea serbare, iar maşina i-a dus acolo pe cei care jucau pe scenă. Eu aveam de dat o singură replică, şi anume: “Mi se rupe inima de mila ta.” Din cauza emoţiei am spus-o însă pe dos: “Mi se rupa mila de inima ta”. Toată lumea a râs, când trebuia să fie un moment tragic. Aşa încât cariera mea de actor a început şi s-a terminat cu o singură replică.

Şcoala primară am făcut-o la Şcoala evreiească de pe strada Colonel Orero, unde, fiind numai evrei, eram într-un fel protejat. Se făceau atunci opere de binefacere, pentru că la şcoală mâncam şi uneori primeam de acolo îmbrăcăminte şi încălţăminte. Uneori însă nu puteam ajunge la şcoală pentru simplul motiv că nu aveam ghete sau pantofi cu care să mă încalţ.. Îmi părea rău că nu am colegi români şi că nu e o şcoală mixtă, ca să cunosc şi fete. Luam note bune, am fost şi premiant de multe ori. Îmi plăcea foarte mult limba română şi am intrat în patima cititului: citeam o carte în două zile. Eu am apucat bătaia în şcoală; încă se mai credea că “bătaia e ruptă din rai”.. De catedră era întotdeauna rezemată o rangă de fier, pe post de sperietoare, pentru că nu o folosea nimeni fapt. În schimb, eram bătuţi cu o linie de tei, foarte rigidă. După o asemenea bătaie (primeai 40 de lovituri la fiecare palmă), palma ţi se umfla de trei ori. O încasai dacă chiuleai, dacă nu-ţi făceai temele, dacă nu învăţai. Profesoara de caligrafie, care era cam nebună şi făcea crize de isterie, avea o altă metodă: te punea pe jos şi te călca în picioare. Sau te trăgea de perciuni până ţi-i smulgea.

După şcoala primară am vrut să urmez gimnaziul [românesc] “Regele Ferdinand”. Am dat examen, am fost admis, dar… Eram în vara anului 1940 şi a fost dată legea care îi elimina pe copiii evrei din şcolile româneşti [după Statulul Evreiesc], aşa că a trebuit să merg din nou la o şcoală evreiască, şi anume la Şcoala complementară “Malbim”, care practic n-avea nici o valoare, adică nu era liceu. Ca atare, până la sfîrşitul războiului, am urmat şi Liceul teoretic “Cultura”, tot evreiesc. Am fost bursier, pentru că învăţam bine şi pentru că părinţii nu aveau posibilităţi materiale pentru a plăti taxele.

În liceu am fost în relaţii foarte bune cu directorul Litman şi cu nepotul acestuia, Dan Alter. Tata îi mai lucra directorului tâmplărie acasă la el, undeva la Şosea, într-o zonă rezidenţială a Bucureştiului. Acest om avea un suflet mare şi generos. La el la şcoală s-au refugiat mulţi profesori şi elevi evrei eliminaţi din şcolile româneşti. Erau câte doi-trei profesori la latină, la istorie. Nu era nevoie de toţi, dar în acest fel îi ajuta să supravieţuiască. Acest profesor remarcabil ne-a arătat o dată fotografii făcute la Paris cu Bergson şi cu alţi oameni de ştiinţă francezi. [Henri Louis Bergson (1859-1941): filosof francez important, dar aflat în afara curentelor filosofice ale epocii sale. A scris, printre altele, L’Évolution créatrice şi Matière et Mémoire.] După război Litman a plecat în Israel unde a predat filosofie şi a deschis acolo un cabinet de psihoterapie. Când am terminat liceul mi-a scris o dedicaţie pe o carte de pregătire a bacalaureatului la filosofie. Ea suna în felul următor: “Să nu uiţi de Ereţ Israel nici când o sa faci filosofie”. Veţi vedea mai departe câtă dreptate a avut.

Mi-a mai rămas în minte un profesor de franceză pe care nu ştiu cum îl chema, nici măcar nu era la clasa mea. Într-o recreaţie – era iarnă –, ne băteam cu zăpadă şi eu l-am lovit, din greşeală, drept în ochi. Am încremenit ca o statuie când am văzut ce am făcut. I-am cerut scuze, iar el, ca un lord, a plecat mai departe fără să-mi spună o vorbă. Această distincţie şi înţelegere mi-au rămas în minte ca ceva extraordinar.

Sigur, profesorii o duceau şi ei greu. La noi la franceză era profesoară doamna Lupu, o femeie foarte frumoasă dar şi foarte rea. Noi o porecliserăm “lupoaica” din această cauză.. A fost rea până când a adus pe lume un copil, apoi s-a schimbat radical. Franceză însă am învăţat, chiar foarte bine, de vreme ce acum sunt traducător din această limbă.

Am făcut şi hederul, care era pe fosta stradă Mămulari, aproape de Sinagoga croitorilor, unde se află acum Muzeul de istorie al comunităţii evreieşti din Bucureşti. Era un fel de ieşivă, unde am făcut şi pregătirea  pentru Bar Miţva, sub patronajul tânărului rabin pe atunci, Alexandru Şafran. Am fost şef de promoţie şi în această calitate am vorbit, la Templul Coral, în numele tuturor băieţilor confirmaţi atunci. Am fost fascinat de şarmul personal pe care rabinul Şafran îl avea încă de pe atunci. El nu cobora la turmă, ci ridica turma la el. Peste ani, i-am povestit rabinului – din a cărui operă am tradus în română – impresia pe care mi-a făcut-o în copilărie. Mi s-a povestit că la un moment dat tânărul rabin Şafran inspecta la Bacău orele de mozaism ţinute pentru elevii evrei în şcolile româneşti. Un director de şcoală, neevreu, i-a spus, impresionat de figura lui atât de elevată: “Nu vă supăraţi, dar aşa mi l-am imaginat întotdeauna pe Iisus Hristos”. L-a reîntâlnit pe rabinul Şafran cu ocazia discursului de recepţie de la Academia Română, când i-am putut admira, cu toţii, exemplara limbă română pe care o vorbeşte după 60 de ani de exil.

Vacanţele mi le petreceam la rudele din Moldova, de cele mai multe ori împreună cu fratele meu. Până la izbcnirea războiului, în 1940, mergeam în fiecare vară la Bacău şi la Piatra Neamţ, unde erau peisaje cu adevărat mirifice. În aceste oraşe locuiau pe atunci foarte mulţi evrei, dintre care mulţi erau intelectuali. În vacanţe eram mereu răsfăţaţi, rudele noastre din provincie având o situaţie materială incomparabil mai bună decât a noastră. În casa lor, totul era ritualizat, până şi facerea cafelei. Cafeaua se prăjea în bucătărie, iar mirosul ei îmbătător învăluia întreaga casă. De câte ori simt miros de cafea prâjită îmi amintesc de vacanţele copilăriei mele. La Piatra Neamţ am descoperit un desert extraordinar, unic: şerbetul în şapte straturi – cu cacao, vanilie, portocale, lămâie, zmeură, căpşuni şi rom. Eu aveam o linguriţă lungă cu care vroiam să ajung la ultimul strat. Rudele noastre ne ofereau excursii şi petreceri pitoreşti, în mijlocul naturii: făceam multe drumeţii, mergeam la pescuit. Tot la Piatra Neamţ era un chinez care îngrijea plantele dintr-o grădină absolut superbă, în timp ce fiul lui cânta la vioară, iar eu mă căţăram în pomi şi culegeam mere şi pere.

La Bacău avea casa fratele mamei, unchiul Iules, care avea o cârciumă. Se numea “La calul bălan”. Îmi plăcea să merg la Bistriţa, cu pluta, să mă joc cu ceilalţi copii la târgul “Moşilor”. Acest târg se ţinea vara, în iulie, de sărbătoarea Sfântului Ilie – profetul Eliahu din Tanach, preluat şi cinstit de tradiţia creştin-ortodoxă. Se ţinea în aer liber, la margine oraşului Bacău şi era plin de oameni, căruţe, cai, animale de curte, păsări. Era un vacarm de nedescris. Uneori mai venea câte un circ ambulant şi copiii se adunau imediat acolo. Târgul era un bun prilej pentru ţăranii din zonă să vândă şi să cumpere tot ce aveau nevoie: animale, fructe, obiecte de uz gospodăresc. Evreii participau şi ei la aceste târguri, pentru că ei făceau comerţ ambulant şi aveau o foarte importantă funcţie economică în aceste sate în care ei aduceau produse de primă necesitate: sare, chibrituri, ulei, etc. Când mă întorceam acasă in vacanţe eram atras de Gara de Nord; de fapt, întoarcerea acasă însemna pentru mine această gară.. E greu de explicat de ce îmi era dor nu de casă, ci de gară…

Am văzut relativ recent un film franţuzesc în care nişte copii, împărţiţi în două bande rivale, se jucau imitând de fapt scena politică a ţării, a Europei în preajma celui de al doilea război mondial. Ceva asemănător mi s-a întâmplat şi mie. Pe strada noastră locuia o familie de etnici germani, pe nume Meltzer. Unul dintre copiii acestei familii învăţase deja câte ceva despre nazism şi antisemitism şi într-o zi, împreună cu “banda” lui m-au urmărit să mă “împuşte” cu o puşcă de jucărie, dar are cărei alice înţepau foarte tare. M-au fugărit, iar eu am ieşit de pe strada Negru Vodă pe Văcăreşti şi, deoarece eram speriat şi nu m-am mai uitat pe unde merg, m-a călcat o maşină. Am căzut pe asfalt şi mi-am pierdut cunoştinţa. Când m-am trezit în jurul meu era o mulţime de oameni care mă întrebau unde locuiesc. Eu eram de-acum conştient, dar nu puteam mişca un deget, eram ca paralizat, şi nu le-am spus unde stau fiindcă nu vroiam ca părinţii să afle ce mi se întâmplase. După ce mi-am revenit, am plecat singur acasî şi nu le-am suflat părinţilor o vorbă despre această întâmplare care, din fericire, nu a avut urmări tragice.

Al Doilea Război Mondial

Era clar că atmosfera începuse să devină din ce în ce mai apăsătoare pentru evrei. Propaganda antisemită legionară era pe zi ce trecea mai puternică, justificată cumva de faptul că mulţi intelectuali români simpatizau această mişcare fascistă. Pe ziduri erau lipite afiţe cu maşini de “tocat evrei” şi altele de acest gen. Legionarii mărşăluiau prin cartierul evreiesc, în uniformele lor cu centiroane, cântând cântecele lor funebre şi chemând la răzbunare împotriva evreilor. Legislaţia anti-evreiască începută în 1938 de guvernul Goga-Cuza, continuată apoi de guvernul Gigurtu (în vara lui 1940) şi desăvârşită de regimul Antonescu până în 1944, a afectat şi familia noastră, dar nu în aşa măsură cum i-a afectat pe evreii mai înstăriţi.

La începutul anului 1940 tata a fost concentrat în armată, în Basarabia unde, pe lângă instrucţie şi săpat tranşee, a lucrat mobilă pentru ofiţerii superiori. Se vede că atunci evreii erau consideraţi încă cetăţeni ai ţării şi nu “duşmanii” cum aveau să devină o dată cu intrarea României în război. Tata mi-a povestit că acolo, în Basarabia, evreii din armată erau chemaţi în fiecare vineri seara şi sâmbăta dimineaţa în familiile evreieşti, pentru a celebra şabatul.

În perioada când tata a fost plecat, noi am închiriat cămăruţa lui unui tânăr venit din nordul ţării. Îl chema Şulăm Weber şi era un hasid care venise în Bucureşti pentru a-şi rezolva problema legată de cetăţenie. De la acest hasid am auzit pentru prima oară povestiri hasidice, miraculoase desigur, pe care acum nu mi le mai amintesc. Acest personaj ne-a oferit, mie şi familiei mele, cel mai frumos Pesah al copilăriei. Până la începutul sărbătorii, Şulăm fusese foarte retras, din cauza caşrutului sever impus. El îşi gătea singur şi nimeni nu avea voie să intre în cămăruţa lui, care era de fapt un antreu cu ciment pe jos. De Pesah însă, s-a hotărât să ni se alăture: s-a aşezat în capul mesei şi a pus ordine în sărbătoarea noastră. A aranjat pe masa strălucitoare, imaculată, oul, cartoful, rădăcinile amare, bucăţica de carne şi câteva matzot. Sărăcia aceste mese a fost repede învinsă de vocea lui caldă şi baritonală citind, psalmodiind şi comentând Meghila. Ca în fiecare an eu, fiind mezinul, am întrebat “Ma nishtana halaila haze mikol haleilot?” Tânărul hasid stătea în fruntea mesei, ca un prinţ, şi oficia, cânta, deşi cu o zi înainte se întorsese acasă maltratat, umilit şi tâlhărit de pantofi de huliganul cartierului, poreclit de noi Goliat. La un moment dat Şulăm s-a ridicat de la masă şi ne-a arătat un obiect pe care îl făcuse el singur şi pe care vroia să-l dăruiască unui magistrat de care depindea rezolvarea problemei lui şi care îl tot purta pe drumuri. Era un fel de veioză care proiecta pe perete doi lei maiestuoşi. Într-una din zile, după Pesah, Şulăm s-a dus la magistrat şi i-a dat cadoul. Magistratul l-a primit, dar pe Şulăm l-a gonit pe scări, fără să-l ajute; nu a primt cetăţenia şi peste câţiva ani a murit la Auschwitz.

După ce România a pierdut Basarabia şi Bucovina, în urma pactului Molotov-Ribbentrop 1, tata a fost trimis acasă din armată, şi a putut să lucreze în timpul războiului, desigur pe o plată foarte mică. El a lucrat la un spital bucureştean, la Spitalul Brâncovenesc, tot în domeniul lui, al reparaţiei şi întreţinerii mobilierul, iar mama a făcut, ocazional, croitorie. Tata lucra cam 8-9 ore pe zi. Sigur că el putea să mănânce acolo, dar noi acasă o duceam foarte greu, pentru că raţiile evreilor erau mai mici decât cele ale românilor, aşa că tata îşi mai făcea din când în când dreptate şi aducea acasă câte un peşte pe care îl ţinea ascuns sub cămaşă. Cred că s-a şi îmbolnăvit de plămâni din această cauză, pentru că peştele era rece şi îl ţinea câteva ore direct pe piele, dar era foarte fericit când putea să ne gătească peştele adus de el, când şi când.

Ţin minte că la un moment dat am fost trimis de la şcoală, împreună cu alţi copii evrei, să rechiziţionăm tot feluri de bunuri de la familiile evreieşti care erau obligate să dea îmbrăcăminte, pături, bani şi altele – pentru front, pentru familiie nevoiaşe, dar ştiu eu unde ajungeau toate lucrurile acelea?

În timpul celui de al doilea război mondial fratele meu a prestat muncă obligatorie. [Nota: Conform decretului-lege nr.132/20 ianuarie 1940 asupra taxelor militare datorate de evrei, obligatiunile militare si premilitare ale evreilor s-au transformat in munca obligatorie si in obligatiuni fiscale.] Eu eram prea mic pentru asta, nu aveam încă 16 ani – vârsta de la care evreii erau obligaţi să facă muncă forţată sub pază militară. Daca un evreu nu se prezenta la munca obligatorie se considera dezertare şi cazul era judecat de Curtea Marţială. Mulţi au fost astfel deportaţi în Transnistria, de unde nu s-au mai întors. Fratele meu a lucrat mai întâi la ferma Alba a lui Antonescu, situată lângă Bucureşti, apoi a fost trimis la Drăgăşani, la câteva sute de kilometri de casă. Venea acasă numai de sărbători, dar foarte rar. Ne povestea că la ferma Alba erau foarte mulţi ruşi şi rusoaice care lucrau acolo ca prizonieri de război. Ca un detaliu picant, mi-a povestit că fiica administratorului acelei ferme, creştină desigur, se îndrăgostise de el, ceea ce i-a atras antipatia profundă a tatălui ei. Bineînţeles că o relaţie între ei ar fi fost cu totul exclusă în acele vremuri.

În timpul guvernului Antonescu-Sima, când legionarii 2 erau la putere şi terorizau populaţia evreiască, am trecut printr-o întâmplare pe care vreau să v-o povestesc. Tovarăşul de lucru al tatălui meu era un anume Marcel Carlin, originar din Rusia. Acesta, văzând că situaţia e grea şi tulbure în România, s-a hotărât să se întoarcă împreună cu familia – soţia şi copiii – în ţara lui. Aşa că într-o seară de octombrie, în 1940, ne-am întâlnit cu toţii în casa unei rude a lui care stătea pe strada Văcăreşti, pentru a ne lua rămas-bun. La un moment dat au dat buzna acolo câţiva legionari care ne-au acuzat că ţinem o şedinţă bolşevică şi ne-au cerut bani ca să ne “ierte”. Am făcut rapid o chetă şi le-am dat banii respectivi. Problema e că prietenul tatălui meu avea la el paşapoartele pentru Rusia, şi dacă legionarii le-ar fi găsit, probabil că ne-ar fi omorât. Aşa că, profitând de un moment de neatenţie al lor, a ascuns paşapoartele în buzunarele copiilor, unde legionarii nu s-au gândit să caute. (Acest prieten al tatălui meu a reuşit să ajungă în cele din urmă în Rusia, unde din păcate a fost asasinat pentru că vindea pâine şi în urma unui control l-au găsit cu nişte neregului, reale sau nu. Asta se întâmpla în timpul războiului.)

La rebeliune, legionarii au omorât şi mutilat sute de evrei, au distrus case, magazine şi au incendiat o mulţime de sinagogi din Bucureşti. Eu am văzut totul pe fereastră. Se auzeau focuri de armă şi tot felul de sunete stranii. La lumina felinarelor, legionarii îşi împărţeau prada. Am văzut şi oameni înstăriţi care furau de la evrei: veneau cu cărucioare pentru copii şi furau din casele devastate ale evreilor. Noi ne-am baricadat în casă şi nu am deschis uşa la nimeni, dar la noi nu au venit pentru că noi eram săraci. Memorabil pentru noi a fost atunci când un fost ucenic al tatălui meu, un ţigan pe nume Dumitru (Mitică i se spunea), a bătut la uşă. Noi îngheţaserăm de spaimă şi am spus că nu deschidem. El a insistat, pentru că ne adusese mâncare, pe care ne-a dat-o prin uşa întredeschisă. A fost un gest de omenie în vremuri de neomenie.

Familia Kaufman, unde fratele meu era ucenic, a avut un destin tragic în timpul rebeliunii legionare. Fiind cunoscuţi ca oameni cu stare, legionarii au intra peste ei în casă. Pe fiica lui Kaufman întâi au violat-o şi apoi au ucis-o, pe Bernard Kaufman, patronul fratelui meu, l-au bătut îngrozitor şi l-au târât afară din casă până într-un loc unde l-au împuşcat. De doamna Kaufman, care era bolnavă psihic şi stătea tot timpul într-o cameră, nu se ştie nimic. Fiul, Jaques Kaufman, era sportiv, boxer şi culturist, aşa că a opus rezistenţă. S-a bătut cu legionarii, cred că a omorât vreo doi, dar până la urmă a  fost şi el împuşcat. Au scăpat cu viaţă doi copii care nu erau acasă, şi care după război au emigrat în Anglia.

În spatele străzii noastre era strada Căuzaşi, unde se afla Institutul medico-legal. După pogrom, evreii au fost anunţaţi că se pot duce să identifice cadavrele, dar noi nu ne-am dus, pentru că nu aveam rude în Bucureşti. Nu s-a vorbit deloc despre suferinţa provocată evreilor de această rebeliune legionară, deoarece Antonescu  dorea ca accesntul să cadă pe fărădelegile legionarilor împotriva societăţii româneşti, pe faptul că această societate era într-o stare de anomie din cauza lor, etc.

Vreau neapărat să vă povestesc o întâmplare care m-a marcat până în ziua de astăzi. Eram în timpul războiului, când pentru evrei situaţia era deosebit de grea. Mama tocmai terminase de lucrat o rochie şi m-a trimis să i-o duc clientei care urma să-i plătească mamei pentru munca ei. Mi-a dat banul, de care era mare nevoie în casă, dar nenorocirea a fost că l-am pierdut pe stradă, deşi îl ţineam strâns în pumn. Era seară. L-am căutat cred că o oră, peste tot, prin rigole chiar. Nu l-am mai găsit. Mama, care aştepta atât de mult acei bani pentru a ne cumpăra de mâncare, muncise degeaba din cauza neatenţiei mele. M-a urmărit tot timpul această întâmplare; chiar şi astăzi sufăr când îmi aduc aminte.

Ultima parte a războiului am petrecut-o mai mult în adăposturi anti-aeriene, pentru a scăpa de bombardamente. O dată, o bombă a expoldat chiar lângă adăpostul în care mă aflam împreună cu mama, şi încăperea respectivă a fost inundată. Când începea să sune alarma, până şi câinii cunoşteau drumul către adăposturi. Totuşi, eu eram copil, şi nu ştiam mare lucru. Continuam să ne jucăm, făceam orchestre, cântam ca proştii… Probabil că era o reacţie de apărare.

Noi am avut noroc că nu am fost deportaţi, deşi auzeam mereu zvonuri despre bucureşteni duşi în Transnistria. Pe strada noastră locuia un anume Segal, care avea o cofetărie. Autorităţile aveau pe lista lor de deportare un Segal, şi pentru că nu l-au găsit pe acela, l-au deportat pe vecinul nostru pentru că întâmplător avea acelaşi nume şi ei trebuiau să raporteze că au deportat un Segal, nu conta cine era… Am avut şi noi câteva rude din Moldova care au fost deportate, dar s-au întors şi apoi au emigrat în Israel.

Adevărul este că în timpul războiului nu prea am ştiut ce se întâmplă cu evreii. Nu aveam radio, pentru că evreii fuseseră obligaţi încă din august 1940 să predea aparatele de radio la Poliţie, dar zvonurile mai circulau. Unele erau atât de îngrozitoare, încât aproape nu puteau fi crezute. Nu ne puteam imagina că Armata şi Jandarmeria română ucideau copii, femei, bărbaţi, bătrâni, toţi nevinovaţi sau vinovaţi că s-au născut evrei.

După război

După război, cel mai important lucru pentru mine era să-mi continui şcoala, aşa că m-am înscris la Şcoala tehnico-sanitară, cu gândul de a urma mai departe medicina. Autorităţile comuniste au interzis însă celor care urmau această şcoală să dea examen de admitere la medicină, aşa că a trebuit să dau examen la altă facultate. Am ales filosofia, pentru că eram atras de lumea ideilor, îmi plăcea să speculez. Şi astfel s-a împlinit o parte din profeţia pe care mi-a făcut-o profesorul Litman prin dedicaţia scrisă pe cartea de filosofie, la terminarea liceului.

A doua parte a profeţiei, cea legată de Ereţ Israel, s-a materializat şi ea, într-un fel. Tot imediat după război am făcut parte din organizaţia sionistă de stânga Hashomer Hatzair [Paznicul tânăr, în ebraică] 3, organizaţie care milita pentru emigrare în tânărul stat Israel. La un moment dat autorităţile comuniste au interzis aceste organizaţii sioniste, au avut loc procese, sioniştii au fost anchetaţi, unii chiar închişi. Spre deosebire de alţii, eu am scris de bună vie, în toate C.V.-urile mele că am făcut parte din această organizaţie. Şi de aici mi s-au tras multe neplăceri. Un exemplu este în timpul facultăţii, când colegii vroiau să mă aleagă şef de grupă sau sindical. Din nou, propria mea declaraţie că făcusem parte dintr-o mişcare sionistă era o tinichea legată de coadă. După facultate, aceeaşi poveste. În 1951 la recrutare, când am spus cine sunt şi de unde vin în faţa unei aşa-zise comisii medicale (era de fapt o comisie militaro-politică), am fost privit ca un duşman al poporului. Nu vroiau să înţeleagă că a fi sionist nu e totuna cu a fi fascist sau extremist de dreapta. Partidul Comunist Român nu recunoştea sionismul ca o mişcare de eliberare naţională.

În 1955 am fost repartizat să lucrez la Radiodifuziune, unde am făcut probă 2-3 săptămâni, am fost felicitat de redactorul –şef pentru felul în care am muncit, dar după două zile mi-au spus că nu mai au nevoie de serviciile mele. O secretară de la facultate m-a sfătuit să iau legătura cu Harry Dona, co-preşedintele Radioului, evreu, şi să-i spun de problema cu sionismul. A doua zi după ce am vorbit cu el, cei de la cadre m-au chemat înapoi. Nu am reuşit niciodată să avansez la salarii sau să promovez, deşi nimeni nu mi-a spun un cuvânt. Totul era tacit şi subânţeles.

Tata era un om apolitic prin excelenţă. Nu citea ziare, nu comenta şi nu era interesat de politică. Într-un fel, asta m-a ajutat, indirect: n-am fost niciodată membru al Partidului Comunist Român. După terminarea războiului, tata a devenit muncitor în fabrică, până la pensionare. A rămas mereu acelaşi tip pedant, tipicar, aceeaşi persoană distinsă care petrecea o oră în faţa oglinzii înainte de a pleca la serviciu. Se bărbierea în fiecare dimineaţă, şi pentru că nu aveam bani să cumpărăm lame de ras, singura lamă pe care o avea o ascuţea pe sticlă şi o folosea câteva luni bune. Tata a decedat la vârsta de 63 de ani, în anul 1963, şi a fost înmormântat, după tipicul evreiesc, în cimitirul din strada Giurgiului. Am ţinut iahrzeit, iar cel care a spus kadişul după el a fost fratele meu.

Mulţi ani după moartea tatei, mama s-a recăsătorit, pe la sfărşitul anilor 1970 cu un prieten de familie, pe nume Segal Uşer. Era un om cu multă ştiinţă de carte evreiască, chiar îl meditase şi pe fratele meu la ebraică şi uneori ţinea locul diferiţilor rabini, dar nu în sinagogă, ci în şedinţe particulare cu enoriaşii care îi cereau mereu sfaturi. Acest Uşer Segal a fost un personaj fabulos, după părerea mea. A venit din Rusia după Revoluţia socialistă din octombrie, cam prin 1917-1918. A scăpat de şapte ori cu viaţă din mâînile diverselor autorităţi române, pentru că a dat şapte inele, bijuteri de familie. Cineva îi spusese că autorităţile române sunt corupte şi pot fi “cumpărate” cu bani sau cu diverse bunuri. Aşa că el şi-a cusut în căptuşeala hainei aceste inele şi de câte ori a fost în pericol, şi-a scăpat viaţa cu ele. Mulţi au spus că norocul evreilor români a fost că, spre deosebire de germani care îşi făceau treaba cu minuţie, românii erau corupţi şi unii s-au putut “strecura” pentru a-şi salva viaţa. În România, Uşer Segal a devenit comunist ilegalist şi, în timpul regimului Antonescu, a tipărit manifeste anti-fasciste, chiar la Monitorul Oficial, unde apăreau decretele-legi anti-evreieşti. Era acolo un oarecare Popescu, şeful tipografiei, care a lucrat cu Segal şi cu alţi ilegalişti. În timpul războiului, Segal era deja în vârstă, avea cam 60 de ani. A avut cinci copii, patru fete şi un băiat. Băiatul s-a îndrăgostit de o rusoaică şi a pleacat în Uniunea Sovietică. Cerna, fiica cea mai frumoasă şi cea mai deşteaptă, s-a sinucis, iar celelate trei au plecat în Israel după cel de-al doilea război mondial.

Tatăl meu fusese prieten cu Segal Uşer, cât timp a trăit se vizitau destul de des, se ajutau la nevoie, mergeau împreună la petreceri, dar nu ştiu împrejurările în care s-au cunoscut. După moartea tatei, Segal a ajutat-o pe mama să depăşească acest moment greu şi după câţiva ani s-au căsătorit, pentru că mamei îi era teamă să rămână singură. Era păcat să rămână văduvă toată viaţa. Mama, după vârsta de 70 de ani a prins gustul lecturii, şi deşi avea doar şcoala elementară, citea cu o fervoare deosebită.. Prin tot ce a reprezentat, mama a avut un rol important în viaţa mea. A decedat în 1984, la vârsta de 89 de ani. De data aceasta eu am spus rugăciunea de Kadiş şi am ţinut iahrzeit. Este înmormântată alături de tata, în Cimitirul evreiesc din Şoseaua Giurgiului.

După război, Marcel, fratele meu, a făcut o specializare la ORT, unde a învăţat din nou ceasornicăria. S-a căsătorit , prin anii 1960, cu Blanche, o evreică foarte frumoasă şi citită, deşi nu avea studii superioare. Nu au avut copii, şi la un moment dat au divorţat şi ea a plecat în Israel. Fratele meu s-a recăsătorit cu o româncă pe nume Coca, cu care din păcate nu prea avea nimic în comun, în sensul că nu se potriveau, aveau caractere mult prea diferite. Fratele meu a murit relativ tânăr, la 64 de ani, în 1986. Este înmormântat în cimitirul evreiesc din Şoseaua Giurgiului. Nu a avut copii.

Am lucrat la radio 18 ani ca redactor la emisiunile de cultură. De cele mai multe ori făceam documentare pentru aceste emisiuni, care nu aveau legătură cu politica, din fericire.. La începutul anilor 1960 a fost un fel de scandal. Venise de sus o indicaţie că evreii trebuie epuraţi din această instituţie, pe motiv că sunt prea mulţi colaboratori externi. Acest lucru m-a îndârjit, aşa că m-am radicalizat şi am făcut tot posibilul să fiu dat şi eu afară. În 1963 am fost anchetat de Securitate sub pretextul că am introdus arta decadentă în Radio. De fapt, era un album cu artă modernă pe care îl arătasem unor colegi. Am dat atunci o declaraţie că voi păstra “o atmosferă sănătoasă în jurul meu.” În 1973 am fost dat afară de la Radiodifuziune, pe motiv că erau prea mulţi angajaţi. S-a făcut o comisie care trebuia să ne ajute să ne găsim alte locuri de muncă. Pe mine m-au trimis redactor la Revista Pompierilor. Eu am refuzat şi după aceea o colegă a mea, Lia Lăzărescu, a intervenit pentru mine la doctorul Penciu de la Institutul de Igienă. Această mutare a mea se făcuse la nivel ministerial. Preşedintele Radioului a dat un telefon la ministrul Sănătăţii pentru ca eu să fiu angajat la acel institut. Mi-am făcut singur caracterizarea, m-am elogiat singur şi ca să spun şi ceva de rău am scris că nu sunt… telegenic! Aici am lucrat ca sociolog – făceam anchete de familie, statistică medicală. De aici m-am pensionat, în 1989.

Sunt mai mult de 20 de ani de când colaborez la revista comunităţii: Realitatea Evreiască – fosta Revista Cultului Mozaic.. Primul meu articol a fost scris cu ocazia tricentenarului Spinoza. Redactorul şef de atunci al revistei, Victor Rusu, probabil de conivenţă cu rabinul şef Moses Rosen 4, mi-a spus că nu publică acest articol, că el nu ţine de profilul revistei. O lume întreagă îl celebra în acel an pe Spinoza, numai noi nu. La o aniversare a revistei, în urmă cu câţiva ani, am fost întrebat cum am debutat, eu am relatat episodul de mai sus, dar nu l-au publicat faptul că primul articol mi-a fost refuzat. Şeful meu de la Institutul de igienă se mira întotdeauna de faptul că articolele mele apar pe prima pagină, alături de cele ale şef rabinului. La un moment dat am avut, pe vremea comuniştilor, un serial despre Biblie, în care combăteam cultul personalităţii şi idolatria.

Dacă o până în 1989 [pînă la revoluţia română] toate ferestrele vizavi de iudaism erau închise, după aceea am putut să lucrez, să colaborez în acest domeniu. Sigur că am citit, am căutat cărţi, am xeroxat materiale care aveau legătură cu istoria evreilor, cu iudaismul, etc. A propos de xeroxat, am o mică întâmplare interesantă. Aveam un amic care trăia din xerox, iar asta era o treabă riscantă fiindcă cei care se ocupau cu xeroxarea erau atunci, în general, fie securiţti, fie colaboratori ai Securităţii. Da aceea eu preferam să lucrez cu intermediari. La un moment dat acest amic al meu, evreu, a vrut să plece în Israel, a fost prins că făcea copii xerox clandestin, i s-a confiscat paşaportul şi i s-a spus că îl va primi înapoi doar dacă va spune ce şi pentru cine a copiat. Într-o zi a venit la mine spăşit să-mi spună că sunt pe “lista neagră”. A trebuit să duc de acasă toate xeroxurile, pentru prieteni, întrucât tot ce aveam eu era interzis de regim: cărţi de iudaism, istoria religiilor, etc.

Altă dată, lucram cu un intermediar căruia îi duceam să-mi xeroxeze o gramatică ebraică, premiată de Academia franceză, pe care o luasem din biblioteca comunităţii. Peste trei zile, când m-am dus s-o iau, respectivul s-a uita la mine şi mi-a zis că n-am făcut bine că i-am adus o asemenea carte, şi că o să fiu tras la răspundere pentru asta. “Ia-ţi cartea şi fugi”, mi-a spus omul. I-am spus că e o carte a unei limbi, o gramatică, şi nu Mein Kampf [scrisă de Adolf Hitler]. “E mai rău”, a replicat el. Am alergat îngrozit până acasă de parcă aş fi fost urmărit. Aveam 60 de ani atunci.

Până să intru la facultatea nu prea am avut prieteni români, pentru că mă învârteam mai mult prin cercuri evreieşti. În facultate am avut tot felul de colegi, dar pragul prieteniei a fost trecut doar cu fetele. Întotdeauna eram preocupat dacă după terminarea unei anumite forme de şcolarizare voi rămâne în relaţii de prietenie cu colegii. Cred că merită încercat şi matriarhatul – ar fi o şansă de a vedea lumea cu mai multă responsabilitate, înţelegere, blândeţe. În ce priveşte relaţiile cu fetele, trebuie să spun că mediul evreiesc era mic burghez, nu neapărat după starea materială, ci după concepţii. Accesul meu la o fată evreică era practic nul. Am intrat în câteva case şi, foarte repede, părinţii fetei, rudele, îşi dădeau seama că nu reprezint o mare afacere. Am avut însă prietene românce. În prieteniile cu româncele nu exista o barieră socială.. Evreimea în schimb era foarte stratificată pe categorii sociale şi cu greu puteai pătrunde în acele cercuri.

La un moment dat am avut prieteni veniţi din Rusia: Octavian Madan, ala cărui tată era preot, sau Saşa, care povestea lucruri uluitoare despre Rusia. Erau acolo oameni refuzau să mănânce şuncă pentru că se vindea la magazinele bolşevice, oameni care au trăit toată viaţa la marginea societăţii. Un alt prieten, tot din Rusia a fost şi este David Millstein. Tatăl lui fusese reprezentantul Joint-ului 5 pe Rusia şi a fost asasinat acolo în împrejurări dubioase. David a plecat în Israel după război şi a făcut o carieră interesantă – era economist. Un unchi al lui a venit într-o zi la mine şi mi-a spus că lui David i s-a făcut dor de prietenul lui, adică de mine, şi m-a întrebat dacă nu vreau să fac şi eu alia, oferindu-se să mă ajute în acest sens. După ce m-am căsătorit, am renunţat la ideea de a mai părăsi România.

Soţia mea, pe numele de fată Velea König, s-a născut în 1933, la Moscova, din tată român şi mamă austriacă. A venit în România cu tatăl ei, care s.a repatriat în 1958. Bunicul din partea mamei, Speilman, de meserie gravor, era un evreu care s-a convertit pentru că dorea să se căsătorească cu o creştină. Pe vremea nazismului a trebuit să se ascundă în munţi pentru a i se pierde urma, întrucât conform definiţiei rasiale a evreului, el era considerat încă evreu, chiar dacă îşi schimbase religia. Mama soţiei mele a avut trei surori, şi soarta lor pot spune că reprezintă soarta evreimii europene. Una dintre ele a ajuns împreună cu soţul ei în Kazahstan, unde au îndurat o mizerie cumplită, o alta, Carla, a fugit de la Viena în Italia, dar fascismul a ajuns-o şi acolo şi s-a refugiat apoi la Londra. Acolo a fost menajeră la un castel şi l-a cunoscut pe evreul Deutch din Cehoslovacia, cu care s-a căsătorit. Acest Deutch făcuse parte din Rezistenţa franceză, dar a fost rănit şi colegii l-au transportat la Londra. După război, Carla şi Deutch s-au stabilit în Cehoslovacia unde el avea o făbricuţă de conserve şi comuniştii l-au băgat în închisoare pe motiv că era chiabur. Ei au avut o fiică, pe nume Ilus, care s-a născut la Londra şi, din această cauză,  a fost persecutată de comunişti când s-au mutat în Cehoslovacia. A treia soră, Mitzi a rămas la Viena, tolerată de patronul întreprinderii unde lucra deoarece era o foarte bună muncitoare. Ea avea convingeri social-democrate, credea în comunism. Şi când comuniştii ruşi au ajuns la Viena, ea a fost violată de unii dintre aceştia.

Soţia mea a făcut facultatea de medicină la Petersburg, iar în România a lucrat ca medic la Institutul de geriatrie “Ana Aslan”. A fost întotdeauna interesată de mozaism şi de tradiţia iudaică, într-un fel poate şi datorită preocupărilor mele, dar poate şi pentru că avusese un bunic evreu.

Pe Velea am cunoscut-o prin intermediul unui prieten pe nume Kádár (rus de origine) şi cu ajutorul muzicii, de care eram îndrăgostiţi amândoi. Acest prieten era vecin cu viitoarea mea soţie, şi m-a întrebat într-o zi dacă nu vreau să cunosc o fată interesantă. Probabil că şi ei i-a spus acelaşi lucru despre mine. Kádár era sigur că noi ne-am potrivi, aşa că prima noastră întâlnire a avut loc la Ateneul Român, la un concert de muzică simfonică.

De altfel muzica, teatrul, cărţile au reprezentat pentru mulţi salvarea pe plan psihic în timpul comunismului. Această defulare a dus la impozia şi nu la explozia regimului comunist la noi în ţară. Noi, în România, nu am avut un samizdat 6, cum au avut de pildă ruşii, care au făcut o opoziţie serioasă. Aici au fost doar câteva “floricele”. În anii nenorociţi ai lui Ceauşescu  am văzut un singur manifest, destul de blând. A adus cineva la institut o hârtiuţă în care era condamnat regimul pentru “pâinea mizerabilă”. Eu am dat hârtiuţa mai departe, ca prostul, şi puteam să o păţesc, pentru că oamenii vorbeau. M-am dus la adjuncta laboratorului nostru şi i-am arătat hârtiuţa. Ea a zis că vrea s-o mai arate cuiva dar când i-am cerut-o înapoi, mi-a spus că a aruncat-o în vasul de la toaletă. Ruşii au avut mai multă dârzenie; pe de altă parte, Ceuşescu a avut o tentativă de pseudo-liberalism, prin anii 1960, şi, mai ales, a mers pe panta naţionalistă.

Fiul meu, Felix, s-a născut la Bucureşti în 1963. A făcut şcoala primară în apropiere de Muzeul Ţăranului Român şi liceul “I. L.Caragiale”, pe care l-a absolvit în 1982. A urmat apoi cursurile facultăţii de matematică din Bucureşti. Ca adolescent şi apoi ca tânăr nu a fost atras de latura religioasă a iudaismului, dar participa la sederul de Pesah şi îi plăcea foarte tare sărbătoare de Purim, pentru care mama lui inventa tot felul de costume. A cântat o vreme în corul comunităţii şi a făcut câteva spectacole şi chiar turnee în Israel cu acest cor foarte talentat al Templului Coral care cânta în idiş şi ebraică.

A fost tot timpul pasionat de fotografie, şi în 1991, la mineriadă 7, a făcut câteva fotografii compromiţătoare pentru guvernul de atunci, care au apărut în unele reviste occidentale. I-a fost teamă să nu i se întâmple ceva rău, aşa că a hotărât să plece în Israel. S-a stabilit la Ierusalim şi a urmat cursurile unei a doua facultăţi, şi anume renumita facultatea de artă Beţalel. Cred că s-a apropiat de Israel şi datorită preocupărilor mele din domeniul iudaisticii. În copilărie nu l-am îndemnat să facă alia, dar până la urmă aşa s-a întâmplat. În perioada 2001-2003 a făcut un masterat la Helsinki, unde a cunoscut-o pe Julie, o fată din Austria, cu care s-a căsătorit în vara anului 2003. Acum locuiesc amândoi la Viena.

Sigur că după 1989 viaţa mea s-a schimbat, ca a tuturor românilor, de altfel. Am putut să călătorim, să vorbim liberi, avem alte perspective deşi lucrurile nu stau atât de bine în ţară.. Am lucrat şi lucrez foarte mult în cadrul editurii Hasefer, editura comunităţii evreilor din Bucureşti, fondată în 1980.

În ce priveşte politica, sunt multe de spus. Poate că, subiectiv, admiraţia mea merge către Statele Unite, pentru că Europa s-a dovedit de prea multe ori laşă şi gata de o mie de ori să repete aceleaşi greşeli. Nu a învăţat nimic din lecţiile trecutului şi asta o depunctează, ca să zicem aşa. America are o dinamică extraordinară faţă de evrei, negri şi alte minorităţi. Lupta dusă de societatea civilă americană a făcut ca multe lucruri să se schimbe în bine, în timp ce în Europa dimpotrivă, coaliţia monstruoasă dintre extrema dreaptă şi extrema stângă, ambele anti-israeliene, este stupefiantă. Ştiam că extrema dreaptă e antisemită, dar văd că şi extrema stângă e la fel.

În 1992 am făcut o vizită în Israel şi păstrez o amintire extraordinară. Am fost impresionat de absolut tot ce am văzut. Am fost încântat de biblioteci, unde găseam ce vroiam, şi mai mult de atât. Mi-am amintit cum la Biblioteca Academiei din Bucureşti, în vremea comunismului cărţile despre sionism stăteau alături de cele legionare, într-un fond secret. Chiar şi acum sărăcia exemplară din domeniul iudaisticii a acestei atât de importante biblioteci din România nu ştiu dacă e întâmplătoare.

Mă simt totuşi bine în România, sunt bucuros că viaţa evreiască din Bucureşti s-a îmbogăţit, văd că există tineri neevrei interesaţi de iudaism, iar eu sunt foarte activ în cadrul vieţii intelectuale evreieşti prin articolele pe care le public şi prin cărţile pe care le traduc. Merg la sinagogă cu ocazia sărbătorilor de primăvară şi de toamnă, particip la întruniri şi conferinţe ţinute de centrele de iudaistică din Bucureşti şi Cluj sau la manifestările organizate de Ambasada statului Israel cu diverse prilejuri.

Glosar:

1  Pactul Ribbentrop-Molotov, 23 august 1939

Ministrul de Externe rus Molotov şi omologul sau german Ribbentrop au semnat pactul sovieto-nazist, un angajament de ambele părţi pentru menţinerea relaţiilor paşnice între ele pe o perioadă de 10 ani. Protocolul adiţional secret prevedea impărţirea sferelor de influenţă între URSS si al Treilea Reich.`1. În cazul unui aranjament teritorial sau politic în zonele aparţinând statelor baltice (Finlanda, Estonia, Letonia, Lituania), graniţa de nord a Lituaniei va reprezenta graniţa sferelor de influenţă ale Germaniei si URSS.(…)3. In privinţa Europei sud-estice partea sovietică accentuează interesul pe care-l manifestă pentru Basarabia. Partea germană îşi declară totalul dezinteres politic faţă de aceste teritorii`. Pactul a funcţionat pentru doi ani, timp în care URSS a recâştigat toate teritoriile pierdute ca urmare a primului război mondial şi Germania era liberă pentru a duce războiul impotriva Franţei şi Angliei. Căderea Franţei în iunie 1940 şi starea precară în care se afla Anglia l-a încurajat pe Hitler să declanşeze invadarea URSS, nume de cod operatiunea Barbarossa,  în iunie 1941.

2  Legionar

Membru al Legiunii Arhanghelului Mihail ( Mișcarea Legionară), mișcare înființată în anul 1927 de C. Z. Codreanu ca o organizație paramilitară teroristă de orientare naționalistă-fascistă, creată după modelul organizațiilor naziste SA și SS, cu un caracter mistic-religios, violent anticomunist, antisemit și antimasonic. După asasinarea lui Codreanu în aprilie 1938 conducerea Legiunii a fost preluată de Horia Sima. Horia Sima a amplificat campania de asasinate politice, economice, rasiale și de interese personale, campanie care a culminat cu Rebeliunea legionară din ianuarie 1941, o lovitură de stat eșuată împotriva lui Antonescu și a armatei române. La 4 septembrie 1940 Legiunea s-a aliat cu Ion Antonescu, formând „Statul Național-Legionar” în al cărui guvern legionarii constituiau principala forță politică.

3 Hashomer Hatzair

 este mișcarea de tineret sionist socialist (în ebraică „tânărul paznic”) si  a fost creată în anul 1912 în Galiția, după care s-a răspândit în întreaga Europa. Mișcarea avea o linie educativă și intelectuală suplimentară față de învățământul școlar și a impunea o linie ideologică sionist-socialistă.

4  Rosen, Moses (1912-1994)

Șeful - Rabin din România și președinte a Federației Comunităților Evreiești din România în perioada comunismului,  între 1948-1993. Personalitate complexă, a desfăşurat o activitate susţinută pentru ajutorarea evreilor români în perioada comunistă şi pentru menţinerea unei vieţi evreieşti tradiţionale în cadrul comunităţilor din ţară.

5 Joint (American Jewish Joint Distribution Committee)

6 Samizdat

publicarea si distribuirea secretă a literaturii interzise de guvern în perioada Uniunii Sovietice. De obicei, textele erau tipărite pe hârtie subțire si circulau din mână-n mână. Pedeapsa pentru cei implicați în activitățile samizdatului depindea de fiecare țară: de la hărțuire până la închiderea în închisoare pentru o durată mai scurtă sau mai lungă.  Geza Szocs and Sandor Toth  au fost scriitori samizdat maghiari din România.

7  Mineriade

violențele exercitate de mineri în România postdecembristă. În total au avut loc șase mineriade în anii 1990 și 1991.

Erika Rosenkranz

Erika Rosenkranz
Wien
Österreich
Datum des Interviews: Juli 2003
Interviewer: Tanja Eckstein

Erika Rosenkranz empfängt mich an einem sehr heißen Sommertag in ihrer Wohnung im 20. Bezirk in Wien. Sie trägt ihre noch immer vollen Haare kurzgeschnitten. Nachdem sie meine Hände betrachtet hat, bringt sie mir Sympathie entgegen, denn nach den Händen beurteilt sie die Menschen. Nicht danach, ob sie gepflegt sind oder nicht, sondern nach ihrer Form. Während des Interviews betont sie immer wieder, dass es ihr doch sehr gut im Vergleich zu anderen Juden während des Holocaust ergangen ist, dass sie viel Glück hatte, weil sie und ihre Eltern am Leben bleiben durften.

Meine Familiengeschichte
Meine Kindheit
Während des Krieges
Nach dem Krieg
Rückkehr nach Wien
Glossar

Meine Familiengeschichte

Väterlicherseits bin ich die fünfte Generation in Wien. Mein Großvater Karl Roth wurde 1869 geboren. Er war Geflügelhändler und starb im Jahre 1907 an einer Blutvergiftung, da war mein Vater neun Jahre alt. Ich könnte mir denken, dass er ein bewusster Jude war, aber ob er religiös war, weiß ich nicht.

Meine Großmutter hieß Valerie Roth und war eine geborene Weiss. Wann sie geboren wurde, weiß ich nicht, wir haben nie ihren Geburtstag gefeiert. Ich glaube, eine Ausbildung hatte sie nicht, sie hat sicher nur die Pflichtschule absolviert.

Ich weiß, dass meine Großmutter mehrere Geschwister hatte, aber ich kann mich nur an drei erinnern. Ein Bruder meiner Großmutter hieß Oskar, den lernte ich nie kennen, aber seinen Namen hörte ich öfter.

Eine Schwester hieß Johanna. Sie war mit einem Zahnarzt, dem Herrn Dr. Wachtel verheiratet. Sie wohnten in der Josefstädter Straße, im 8. Bezirk, und hatten keine Kinder. Ich habe sie gut gekannt und besuchte sie sehr gern, weil die Tante Johanna wunderbar eingelegte grüne Tomaten machte und ich eine Verfressene war.

Eine Schwester hieß Risa Weiss. Sie lebte allein in einer Wohnung im 3. Bezirk. Im Jahre 1933 oder 1934 hatte sie großen Liebeskummer, ich habe das damals mitbekommen. Sie fuhr darum nach Amerika, und dort belegte sie einen Kosmetikkurs. Als sie zurückgekommen war konnte ich zusehen, wie sie Creme in ihrer Badewanne hergestellt hat, die sie dann auch wirklich verkaufte.

Ich glaube, die Geschwister meiner Großmutter starben vor dem Holocaust.

Meine Großeltern hatten fünf Kinder: meinen Vater Alfred, Edith, Erich, Margit und Leopold. Alle Geschwister müssen zwischen 1899 und 1907 geboren worden sein, weil mein Vater der älteste der Geschwister war und der Großvater im Jahre 1907 gestorben ist.

Tante Edith, geborene Roth, war mit Moritz Singer verheiratet. Sie hatten keine Kinder, wohnten im 2. Bezirk, und die Tante hat ein Geflügelgeschäft in der Rotensterngasse besessen. Ich kann mich genau erinnern, dass sich hinter dem Verkaufsraum eine Küche befunden hat, und in der Küche erzeugte die Tante unter anderem Grammeln. Ihr Mann, der Onkel Moritz, hat ein Taxi besessen. Tante Edith hat mich sehr geliebt. Dadurch, dass sie selber keine Kinder hatte, und ich das älteste aller Kinder in der ganzen Familie war, war sie auf mich fixiert. Sie hat es geliebt, wenn ich bei ihr geschlafen habe, und ich nützte ihre Liebe zu mir weidlich aus. Wenn ich sie besuchte, war es ihre Pflicht, mit mir in den Prater zu gehen, und sie musste immer Grammeln für mich haben, denn die haben zu meinen Spezialitäten gehört. Tante Edith und Onkel Moritz wurden deportiert und kamen nicht mehr zurück [Edith Singer, geb. 1. September 1899 wurde am 30. September 1942 von Drancy in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet. Moritz Singer, geb. 17. Juli 1887 wurde am 4. November 1942 von Drancy in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet. Quelle: DÖW Datenbank]

Onkel Erich war mit Tante Bianca verheiratet. Sie hatten eine Tochter Gerda. Onkel Erich besaß eine Erzeugung von Zigarettenspitzen und Galanteriewaren im 6. Bezirk, in der Stumpergasse. Er verhalf meinem Vater 1938 blitzschnell zu einem französischen Visum, indem er ihn schriftlich zu seinem Vertreter für Zigarettenspitzen erklärte und mein Vater sofort ein Visum von der französischen Botschaft bekam. Die Familie emigrierte nach Lyon und von Lyon 1942 in die Schweiz, wo sie den Krieg überlebten. Nach dem Krieg gingen sie nach Frankreich zurück und übersiedelten dann gemeinsam in die USA. Gerda hat Albert Rosenthal geheiratet, sie haben einen Sohn Peter und eine Tochter Valerie bekommen. Gerda lebt mit ihrem Mann im Staate New York of Long Island. Valerie lebt in Connecticut und ist Vizepräsidentin einer Bank. Peter heiratete eine Schwedin und lebt als Genforscher in England. Onkel Erich ist vor ungefähr zehn Jahren gestorben und Tante Bianca vor ungefähr zwei Jahren.

Tante Margit, geborene Roth, war mit Hermann Lendner verheiratet. Sie hatten einen Sohn Heinz und wohnten im 2. Bezirk, in der Nähe der Großmutter. Der Onkel und die Tante haben mit der Großmutter gemeinsam am Geflügelstand gearbeitet. Sie sind zusammen mit der Großmutter nach Frankreich und von Frankreich im Oktober 1942 über die Berge in die Schweiz geflohen.

Onkel Leopold war mit Tante Blanka verheiratet. Sie hatten einen Sohn Karl. Karl wurde in Wien im Jahre 1935 geboren. Onkel Leopold war Angestellter, aber was er arbeitete, weiß ich nicht. Er war der Ärmste der Familie. Es waren damals schwere Zeiten [ [Anm: Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1937], aber die Familie Roth hat zusammen gehalten. Ich nehme an, meine Großmutter hat die Familie auch unterstützt. Auch Onkel Leopold und seine Frau Blanka sind nach Frankreich geflohen. Als es in Frankreich gefährlich wurde, weil die Deutschen einen Teil besetzt hatten, wollten sie in die Schweiz fliehen, aber es ist ihnen nicht gelungen. Man hat sie im Lager Drancy 1, in der Nähe von Paris, interniert. Von Drancy wurden sie ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet [Leopold Roth, geb. 7. Oktober 1905, Blanka Roth, geb. 1. Mai 1910 wurden am 30. September 1942 von Drancy nach Auschwitz deportiert; Leopold am 25. Oktober 1942 ermordet. Quelle: DÖW Datenbank]. Ihren Sohn Karli konnten Französinnen retten, sie haben ihn im Lager behalten. Mehr weiß ich nicht, da Charlot, wie er sich nennt, nie darüber spricht.

Mein Vater hieß Alfred Roth. Er wurde in Wien am 5. Juni 1898 geboren und war das älteste Kind meiner Großeltern. Ich stell mir vor, dass sich meine mit fünf Kindern alleinstehende Großmutter sagte: Die Kraft, diesen Jungen vollständig auszubilden, hab ich nicht. Also soll er in ein Waisenhaus. Im Waisenhaus hat er eine kaufmännische Ausbildung bekommen. Er hatte eine wunderbar gestochene Handschrift, hat das Violinenspiel gelernt, das Zeit seines Lebens sein Hobby blieb, und wurde Steuerberater. Im 1. Weltkrieg war mein Vater in der k.u.k. Armee, ich vermute, er ist 1916, im Alter von 18 Jahren eingezogen worden.

Mein Urgroßvater mütterlicherseits hieß Bernhard Trebitsch. Er starb vor dem Jahre 1902. Mehr weiß ich über ihn nicht.

Mein Großvater hieß Karl Siegmund Trebitsch. Er wurde 1881 in Ungarn geboren, in welchem Ort, weiß ich nicht. Er hat Ungarn als junger Mann aus wirtschaftlichen Gründen verlassen und ist nach Deutschland gegangen. Über Geschwister meines Großvaters weiß ich nichts. In Deutschland hat er sich eine Existenz aufgebaut und meine Omama kennen gelernt. Ich weiß weder, was mein Opapa für eine Ausbildung hatte, noch weiß ich, was er sich damals für eine Existenz aufgebaut hat. Er war ein traditioneller Jude und ging nur zu den hohen Feiertagen in den Tempel. Und er war ein großer Zionist, aber ein Leben in Israel kam für ihn nicht in Frage. Darum hat er immer Geld gespendet, damit andere nach Israel gehen konnten.

Als ich ihn kannte, war er Mitbesitzer der 'Fisselthaler Mühle' bei Salzburg und Vitaminforscher. Es hat schon vor dem Krieg mit Vitaminen angereichertes Brot gegeben, und das beruhte auf der Idee meines Großvaters. Er ist immer ein fleißiger Geschäftsmann gewesen und viel durch die Welt gereist. Er hat während des 1. Weltkriegs 1914-1918 als Soldat in der k.u.k. Armee gedient, aber das weiß ich aber nur deshalb, weil ich ein Foto in Uniform von ihm besitze.

Mein Urgroßvater, der Großvater meiner Mutter, hieß Isak Kawalik und war Textilkaufmann. Er wurde 1843 geboren und starb am 6. Februar 1918 in Wien. Meine Urgroßmutter hieß Fanny, wurde 1844 geboren und starb am 31. Dezember 1926 in Wien. Beide liegen in einem Grab auf dem Zentralfriedhof.

Meine Omama hieß Clara Sascha Kawalik. Sie ist 1882 in Odessa geboren, ihre Mutter Fanny hat in Odessa eine Zigarettenfabrik besessen. Wann die Familie nach Deutschland und nach Österreich kam, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass es einen Neffen meiner Großmutter in Wien gelebt hat, der Frauenarzt war. Er wohnte im Haus von Professor Freud, im 9. Bezirk, in der Berggasse 19, und arbeitete im 'Krankenhaus der Kaufmannschaft' im 19. Bezirk. Meine Mutter hat sich von ihm behandeln lassen, und wir gingen dann immer zu Fuß von der Alser Straße, im 8. Bezirk, wo wir gewohnt haben, in die Berggasse zu ihm in die Sprechstunde.

Am 23. Januar 1902 haben meine Großeltern in London geheiratet.

Meine Omama war eine sehr vornehme und verwöhnte Frau. Sie war eine traditionelle Jüdin und war etwas religiöser als mein Opapa. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Omama je selbst arbeitend in der Küche gestanden ist. Sie hat immer alle jüdischen Feste organisiert, und mein Opapa hat immer dafür gesorgt, dass sie nur einem Haus vorstehen musste. Meine Großeltern hatten drei Kinder, meine Mutter Hedwig Sara und ihre Brüder Maximilian Ernst und Rudolf Bringfried.

Mein Onkel Maximilian Ernst Trebitsch wurde am 1. Juni 1908 in Düsseldorf geboren. Was die Großeltern in Düsseldorf taten, weiß ich nicht. Onkel Ernst lebte bei den Großeltern und hat hauptsächlich mit meinem Großvater zusammen gearbeitet und die Geschäftsbriefe übersetzt. Der Opapa war ein Diktator und hat Niemanden wissen lassen, wie er was tat. Die Einzige, die der Opapa nicht diktieren konnte, war ich. Ich glaube, er hat gehofft, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse an mich weitergeben zu können. Onkel Ernst ging mit uns gemeinsam in die Emigration an die Cote Azur. Nach dem Krieg lebte er in Paris, wo er zweimal verheiratet gewesen ist. Eine Frau hieß Martha, mehr weiß ich nicht. Die andere war eine Französin, die ich nie gesehen habe. Mit dieser Frau hatte er zwei Kinder, Michele und Claire. Über die Kinder weiß ich auch nichts. Was mein Onkel nach dem Krieg gearbeitet hat, weiß ich nicht. Er ist vor ungefähr zwei Jahren gestorben.

Mein Onkel Rudolf Bringfried Trebitsch wurde am 3. Mai 1915 in Wien geboren. Ein jüdischer Bursch, der Rudolf Bringfield heißt, ist außergewöhnlich. Er war ein Zionist, wollte nach Israel gehen, aber es kam nie dazu. Bereits in der Mittelschulzeit war er Mitglied der rechten zionistischen Jugendbewegung Betar. Auch er ist nach Frankreich emigriert. Als sehr guter Rhetoriker hat er zum Beispiel während dieser schwierigen Zeit sein Geld folgendermaßen verdient: Er schraubte zwei Holzplatten zusammen, zwischen denen Rasierklingen steckten. Mit diesem Gerät wurden Parkettböden mit der Hand abgezogen, und es gab wirklich Leute, die so dumm waren, das zu kaufen. Als die Deutschen ganz Frankreich besetzt hatten, war er in Toulouse und arbeitete wahrscheinlich für die französische Widerstandsbewegung, die Resistance oder für die Engländer. Ich war seine Lieblingsnichte, aber er hat nie mit mir über diese Zeit gesprochen. Er hat nach dem Krieg eine Französin geheiratet, nachdem er sich von seiner ersten Frau Marianne, die heute noch in New York lebt, getrennt hatte. Mit seiner zweiten Frau Rollande hatte er vier Töchter und einen Sohn. Die eine Tochter heißt Carolin und der Sohn heißt Jerome. Weder von der Frau noch von den anderen Töchtern kenne ich die Namen. Nach dem Krieg hat er in Nizza gelebt, und Süßwaren, zum Beispiel Lollipops, erzeugt. Er ist Anfang der 60er Jahre in Nizza gestorben.

Meine Mutter hieß Hedwig Sara Trebitsch. Sie war das älteste Kind und wurde am 30. November 1904 in Prag geboren. Ihre Kindheit hat sie in Devin [heute Slowakei] verbracht, das heißt jetzt Theben und liegt bei Bratislava. Da steht ein Haus, und das ist noch immer als die 'Trebitsch Villa' bekannt. Die Großeltern haben mit ihren Kindern in Prag gelebt, besaßen eine Residenz in Wien und ein Haus in Salzburg. Ab der Pubertät wurde meine Mutter in einem Pensionat in Lausanne erzogen, wo sie Englisch und Französisch, Klavier spielen und einem Haushalt vorstehen erlernte.

In Wien gab und gibt es immer große Bälle. Onkel Erich, ein Bruder meines Vaters, besaß eine Karte für einen Ball und konnte oder wollte nicht zu diesem Ball gehen. Er hat die Ballkarte seinem älteren Bruder Alfred geschenkt, und auf diesem Ball trafen sich meine Eltern das erste Mal. Mein Vater ist ein bildhaft schöner Mann gewesen, groß, schlank, mit leicht gewellten schwarzen Haaren. Er hat auch sehr gute Manieren gehabt. Meine Mutter war 21 Jahre alt, blond und sehr hübsch. Sie haben sich unsterblich ineinander verliebt. Probleme aber waren vorprogrammiert. Mein Vaters Mutter war eine Ganslerin mit einem Marktstand und die Eltern meiner Mutter kamen aus dem Großbürgertum. Aber sie haben sich geliebt und 1925 im 8. Bezirk, im Tempel in der Neudeggergasse, geheiratet. Beide wollten aus ihren zu engen Familienverbänden heraus, begaben sich aber natürlich durch die Heirat in neue Abhängigkeiten.

Zu dieser Zeit hat es eine große Wohnungsnot in Wien gegeben, es war sehr schwer, eine Wohnung zu mieten. Da starb meine Urgroßmutter Fanny und meine Eltern zogen in ihre Wohnung im 8. Bezirk, auf der Alserstraße 59. Es war eine Zweieinhalbzimmer, Küche, Toilette Wohnung und die Mutti hat noch eine Dusche installieren lassen, für ein Bad war kein Platz. Die Toilette ist durch eine Mauer geteilt worden und die Dusche wurde gekachelt.

Meine Kindheit

Nach zwei Jahren, am 14. Februar 1927, wurde ich im 9. Bezirk, in der Privatklinik in der Pelikangasse, geboren. Mein Vater hatte sich einen Sohn, einen Stammhalter gewünscht, aber ich war 'nur' ein Mädchen. Meine Mutter nannte mich immer nur Baby, sie würde wahrscheinlich auch heute noch Baby zu mir sagen. Damals hat man amerikanische Musik gehört, zum Beispiel von dem Sänger Old Johnson, und jemanden, den man sehr lieb hatte, hat man Baby genannt.

Irgendwann hatte ich, da war ich noch sehr klein, mit meinem Vater Streit. Ich habe während dieses Streits zu ihm gesagt: Aber ich bin doch deine 'Selbste.' Das sollte heißen: Ich bin nicht nur 'dein', ich bin mehr. Ich gehöre integriert in dein Leben, in dein 'Sein' in dein Leid, in alles, was dich betrifft: Ich bin deine 'Selbste.' Ab diesem Moment rief er mich nur noch 'Selbste.'

Mein Vater war, was man einen 'bewussten Wiener' nennt - für ihn gab es nur eine Stadt und das war Wien. Von Beruf war er Steuerberater. Damals war ein Steuerberater meistens angestellt, das war mein Vater auch. Aber Bilanzen und solche Sachen machte er am Jahresende, beziehungsweise Jahresanfang, auch für andere Firmen. Nicht nur, dass mein Vater eine wunderschöne Handschrift gehabt hat, auch sein Stil war ganz der Zeit entsprechend.

Wir waren nicht reich, aber es war immer alles da. Meine Mutti ist sehr stolz gewesen, dass sie es geschafft hat, das Haushaltsgeld richtig einzuteilen. Am Vormittag ist sie einkaufen gegangen, die Nachmittage hat sie mit Freundinnen verbracht. Unser Dienstmädchen schlief mit in meinem Zimmer und hat gekocht und geputzt. Mein Vater hat den ganzen gearbeitet Tag und manchmal haben wir ihn von der Arbeit abgeholt. Wenn meine Mutter gesehen hat, dass sie gut mit dem Wirtschaftsgeld ausgekommen ist, durfte er in ein Delikatessengeschäft gehen und kleine Delikatessen zusammenkaufen, die er sehr geliebt hat.

Ich habe einen französischen Kindergarten in der Laudongasse, im 8. Bezirk, besucht. Die Inhaberin hieß Mademoiselle Camille Chigout. Ich weiß das so genau, denn als ich in die Schule kam, ging ich noch einmal eine Zeitlang zu ihr. Zuerst hatte meine Mutter mich in einem anderen Kindergarten untergebracht, aber dort wollte ich unter gar keinen Umständen bleiben. Bei Madame Chigout war ich zufrieden und glücklich.

Wir waren eine traditionell lebende, jüdische Familie. Wir waren weder koscher noch feierten wir den Schabbat, aber die hohen Feiertage wurden sehr festlich im Kreise der Familie begangen. Es wurden zwei Seder 2 zu Pessach 3 gefeiert, der eine bei meinen Großeltern mütterlicherseits und der andere bei der Großmutter väterlicherseits. Zu Rosch Haschana 4 waren wir auch einen Tag bei den Großeltern und einen Tag bei der Großmutter. Eingefastet zu Jom Kippur 5 wurde bei den Großeltern mütterlicherseits und ausgefastet wurde bei der Großmutter väterlicherseits. Zur Großmutter kam die ganze Familie meines Vaters, der Onkel Erich und die Tante Margit, die Tante Edith und der Onkel Leopold, also alle Geschwister meines Vaters, mit ihren Ehefrauen und den Kindern. Meine Großmutter hatte einen Sitz im Tempel im 8. Bezirk in der Neudeggergasse. Gegen Mittag sind wir zu Fuß in die 'Große Synagoge' im 2. Bezirk, in der Tempelgasse, gegangen, denn fahren durften wir aus religiösen Gründen nicht, aber wir mussten die Großmutter sehen und beglückwünschen. Sie war immer im Tempel in der Tempelgasse.

Die Familie meines Vaters war oft beisammen. Man traf sich zu vielen Gelegenheiten, wenn einer eine neue Wohnung hatte, wenn ein Kind geboren wurde, wenn jemand heiratete, es gab immer einen Anlass. Meine Mutter allerdings ist nicht gern zur Großmutter und den Geschwistern meines Vaters gegangen, aber sie ging mit. Es waren eben zwei verschiedene Welten, die Familie Roth und die Familie Trebitsch.

Meine Mutter konnte ein wenig Klavier spielen, aber mein Vater hat auf der Geige wie ein Zigeuner gespielt, ohne Noten, nur nach dem Gehör. Sein Lieblingsstück war der 'Csardas' von Monti. Es gab Perioden, da spielte er oft und Perioden, da spielte er weniger. Meine Eltern gingen auch gern ins Theater und in die Oper, aber das war eher selten. Und wenn sie ins Theater oder in die Oper gingen, dann war das ein großes Fest. Meine Mutter ließ sich unter Umständen sogar ein neues Kleid machen und ging zum Friseur. Auch ein Kinobesuch wurde geplant, das war eine Extraausgabe, denn sie hatten wenig Geld.

Meine Volksschule war in der Albertgasse, im 8. Bezirk. Ich war ein vielbeschäftigtes Kind, ging von einem Lernen zum anderen, und in der Schule sollte ich auch gut sein. Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich soviel wie möglich lerne. Ich bin ab der zweiten oder dritten Volksschule zur Hakoah 6 schwimmen gegangen und Eis laufen musste ich auch. Meine Mutter war sehr sportlich und wollte, dass auch ich sportlich bin. Im Schwimmen war ich gut, im Eislaufen aber weniger. Ab Schulbeginn habe ich bei einem Fräulein, das zweimal in der Woche zu uns nach Hause gekommen ist, Violine spielen gelernt. Damit bin ich dann aber meiner Mutter tüchtig auf die Nerven gegangen, denn sie hat mich öfter gebeten, meine stundenlangen Übungen zu beenden. Ich hatte eine Freundin, die Trude Winter und sie hatte auch so viele Verpflichtungen wie ich. Wir hatten dadurch kaum Zeit zum Spielen, aber wenigstens in die Schule sind wir gemeinsam gegangen. Auch Trude hat Violine gespielt, ging Schwimmen und Eislaufen und das konnten wir dann miteinander tun. Als ich mir im Alter von ungefähr zehn Jahren die Hand gebrochen habe, musste ich meine Geigenspielkarriere beenden.

Meine Großmutter väterlicherseits hat im 3. Bezirk, in der Löwengasse 11 gewohnt. Sie hatte eine kleine 1 ½ Zimmer Wohnung, bei der sich die Toilette am Gang war. Wenn wir sie besucht haben, hat sie immer auf einem Fauteuil neben dem Ofen gesessen. Ganz in der Nähe ihrer Wohnung, am Radetztkyplatz, hatte die Großmutter ihren Geflügelstand, wo sie gerupfte Hühner, Enten, Gänse und Gansleber verkauft hat. Sie war klein und dick, aber eine sehr starke Frau. Da sie nach dem frühen Tod ihres Mannes allein geblieben war, musste sie sehr hart arbeiten. In Mauer bei Wien hat meine Großmutter im Sommer manchmal eine Wohnung gemietet und fuhr dahin auf Sommerfrische. Damals ist man ja nicht auf Urlaub wie heute gefahren. Man hat sich einfach eine Wohnung in einer schönen Umgebung gemietet. Das war billiger, und die ganze Familie konnte davon profitieren, weil man zu Besuch kommen konnte. Auch wir haben die Großmutter in Mauer besucht, und ich glaube, wir waren manchmal sogar einige Tage bei ihr. Sie hatte ein sehr schweres Leben, es ging immer um die Existenz. Sobald mein Vater und seine Geschwister erwachsen waren, hatten sie es nicht sehr gern, dass ihre Mutter am Geflügelstand eine so schwere Arbeit machen muss. Aber ihr hat die Arbeit auch Vergnügen bereitet. Sie hat gern mit Leuten gesprochen, und sie konnte sehr gut Geflügel einkaufen. Ich schäme mich jedenfalls nicht, von einer Ganslerin abzustammen. Ganz im Gegensatz dazu die Omama mütterlicherseits, die es sich leisten konnte, auf viele Formalitäten zu achten.

Während des Krieges

Antisemitismus habe ich erst in dem Moment, als die Deutschen in Österreich einmarschierten erlebt. An dem Tag nach dem Einmarsch, hat mich meine Mutter von der Schule abgeholt. Da ging die ganze Klasse, das waren ungefähr 25 Mädchen, nach dem Unterricht auf mich los. Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn meine Mutter mich nicht beschützt hätte.

Die Mathematikprofessorin rief am nächsten Tag die Kinder zusammen und sagte zu ihnen, es wäre nicht ihre Sache, auf Juden loszugehen, das würden die Erwachsenen erledigen. Sie war schon vorher eine illegale Nazi [Anm.: Nationalsozialistin, in Österreich von 1933 bis 1938 verboten]. Die anderen jüdischen Mädchen kamen nicht mehr in die Schule, aber ich bin trotzdem weiter in meine Schule gegangen, bis ich nicht mehr durfte. Ich war in der ersten Klasse Gymnasium, elf Jahre alt, und es war schrecklich für mich. Ich habe leider keine Ahnung, was aus meiner Freundin Trude Winter wurde. Laut den letzten Nachrichten, ich weiß nicht, woher ich die hatte, konnte sie nach England emigrieren. Sie lebt vielleicht noch in England, aber ich kann sie nicht suchen, ich weiß ihre Geburtsdaten nicht und wahrscheinlich hat sie auch geheiratet und heißt nicht mehr Trude Winter.

Drei Wochen nach dem Anschluss ist mein Vater nach Frankreich geflohen. Sein Pass war in Ordnung, und er hat ja sofort mit Hilfe seines Bruders ein französisches Einreisevisum bekommen. Für meine Mutter und mich war es schrecklich, als mein Vater weggefahren ist. Erstens, weil er wegfuhr, zweitens, weil er ohne uns wegfuhr und drittens, weil wir nicht wussten, wie es weitergehen sollte.

Meine Mutter wollte mit mir nicht allein in unserer Wohnung bleiben, also sperrte sie alles zu, und wir zogen zur Omama, die mit Onkel Ernst im 1. Bezirk am Michaelerplatz gewohnt hat. Wir hatten noch viele Sachen in unserer Wohnung. Wir haben bei der Omama gewohnt und geschlafen, gingen aber auch noch in unsere Wohnung.

Onkel Rudy, der jüngste Bruder meiner Mutter, war schon vor dem Einmarsch der Deutschen nach Frankreich gegangen. Er verspürte frühzeitig den Drang, sein Elternhaus zu verlassen. Mein Großvater reiste aus geschäftlichen Gründen vor meinem Vater nach Budapest. Danach hatte er noch geschäftlich in Prag zu tun. 'Papa, es ist nicht die Zeit zurückzukehren nach Wien, bitte komm nach Paris.' Das hat mein Vater zu meinem Opapa gesagt. Mein Opapa konnte es sich sogar leisten, von Prag mit dem Flugzeug nach Paris zu fliegen. Dort traf er ungefähr 14 Tage nach meinem Vater ein. Mein Opapa und mein Vater verstanden sich nicht sehr gut, aber das war in diesem Moment nicht wichtig. Beide stellten in Paris fest, das dort das Leben wegen der vielen Emigranten sehr schwer sein würde. Darum gingen sie gemeinsam nach Monaco.

Jüdische Kinder durften nicht mehr in normale Schulen, sie mussten in 'Judenschulen'. Meine Schule befand sich im 6. Bezirk, in der Stumpergasse. Jeden Tag bin ich nun zu Fuß vom Michaelerplatz in die Stumpergasse gegangen, das ist ein weiter Weg. Ich kann mich daran erinnern, dass in Wien viele Hakenkreuzfahnen hingen. Hin und hat mich Onkel Ernst von der Schule abgeholt. Ich weiß nicht, warum ich nicht fahren durfte, vielleicht hatten wir wenig Geld. Ich musste aber jeden Tag noch viel mehr gehen, denn wir hatten einen Hund, einen Foxterrier namens Schufti. Schufti musste Gassi gehen, und wer konnte das besser als ich? In dieser Zeit war ich vom Gehen immer sehr müde.

Meine Mutter, Onkel Ernst und meine Omama warteten auf die Visa, die der Papa und der Opapa uns schicken wollten. Da unsere Pässe aber abgelaufen wären, wenn wir länger gewartet hätten, verließen die Omama, meine Mutter, der Onkel Ernst, der Hund Schufti und ich Wien am 5. Juni 1938 ohne die Visa. Das einzige Land, wohin man ohne Visum fahren konnte, es gab das 'J' für Jude noch nicht im Pass, war Italien. Und so fuhren wir von Wien nach San Remo. Ich weiß das noch ganz genau, unser Zug ging um 9.55 Uhr vom Südbahnhof.

Für mich war das ein riesiges Abenteuer, obwohl ich schon oft mit dem Zug unterwegs gewesen war, denn meine Großeltern besaßen in Salzburg ein Haus und meine Mutter und ich hatten sie ein - bis zweimal im Jahr dort besucht.

Zuerst blieben wir in San Remo und dann trafen wir uns mit meinem Vater und dem Opapa an der französischen Grenze in der Stadt Menton. Mein Vater und mein Opapa waren auf der einen Seite und meine Mutter, meine Omama, Onkel Ernst, Schufti und ich auf der italienischen Seite. Als es Abschied nehmen hieß, habe ich zu weinen begonnen. Ich war ja ein Kind, und für mich war es schrecklich, mich wieder vom Papa und Opapa trennen zu müssen. Der französische Zollbeamte konnte meine Tränen nicht ertragen und ließ mich und Schufti ohne gültige Papiere nach Frankreich einreisen. Zwischen Frankreich und Monaco gibt es keine richtige Grenze. Ich war dann mit meinem Papa und Opapa in Monte Carlo im Hotel, aber sie hatten keine Zeit für mich. Meine Mutter war immer viel strenger als der Papa, und es ging mir in dieser Zeit sehr gut. Da mein Opapa sehr viel mit dem belgischen Konsul in Monaco zu tun hatte, habe ich dessen Sohn kennen gelernt und hatte sofort einen Verehrer. Wir sind gemeinsam schwimmen gegangen, oder er lud mich zu einem Getränk oder ins Kino ein.

Nach 14 Tagen kamen meine Mutter, die Omama und der Onkel Ernst nach Monaco. Alle zusammen haben wir dann Monaco verlassen und gingen nach Cap d`Ail, einem kleinen Dorf, sehr nahe der Grenze zu Monaco, das aber schon in Frankreich liegt. Mein Großvater mietete eine Wohnung und meine Eltern lernten dort Papa Chardonneaux kennen, einen Mann, der im Bürgermeisteramt arbeitete und uns Aufenthaltsbewilligungen besorgte.

Es war September und ich ging in die Schule und lernte dort sehr schnell Französisch. Aber dann sind meine Großeltern und Onkel Ernst geschäftlich nach Belgien gefahren. Mein Vater ist auch weggefahren, nach Paris, um sich um seine Mutter und um seine Geschwister zu kümmern, die in Paris waren und um auch für uns eine Existenz dort aufzubauen.

Als dann meine Mutter hinterher fuhr, ging das nicht gut. Es war schrecklich! Meine Mutter hatte Probleme mit der Familie meines Vaters und es gab keine Arbeitsbewilligungen, weil die Flüchtlinge in Frankreich wie Touristen behandelt wurden. Bald hatten wir kein Geld mehr. Mein Opapa kam nach Paris und versprach uns wie immer finanzielle Hilfe. Meine Mutter wollte nicht mehr in Paris bleiben, und wir zwei fuhren nach Cap d`Ail zurück.

Einige Tage später begann der 2. Weltkrieg. Meine Mutter und ich waren in Cap d'Ail sowohl von meinem Vater, als auch von den Großeltern abgeschnitten. Das Geld ging zur Neige und meine Mutter war sehr verzweifelt. Nur durch die großzügige Hilfe von Papa Chardonneaux hatten wir wieder ein Auskommen. Er mietete für meine Mutter und mich in der Dordogne, ein Haus mit einem großen Garten. Dort hatten wir Fisolen, Gurken, Tomaten und Pfirsiche. Die Mutti arbeitete im Garten, ich habe das Obst und Gemüse auf dem Markt verkauft. Nachdem wir keine Waage hatten, verkaufte ich die Pfirsiche Stückweise.

Nach kurzer Zeit kam Marianne Fuchs aus Wien. Sie war die damalige Braut und spätere Frau von Onkel Rudy. Dann kam auch Onkel Rudy, aber das Haus war sehr klein und bald gab es Streitereien, woraufhin die zwei uns wieder verließen.

Ich stellte keine Ansprüche, ich hatte immer einen vollen Magen und was ich bekam, war gut. Das Wichtigste für mich während dieser ganzen Zeit war; ich war fast immer mit meiner Mutter zusammen. Ich weiß nicht, wie meine Mutter es schaffte, aber wir fristeten unser Leben dort.

Im Mai 1940 griff Deutschland auch Belgien an und der Opapa , die Omama und Onkel Ernst schafften es, aus Belgien zu flüchten und zu uns zu kommen. Meine Omama wollte nicht in so einem Haus wohnen wie wir, denn wir hatten ja nicht einmal Fließwasser, sondern nur einen Brunnen vor dem Tor. Mein Opapa mietete ein großes Haus mit einem eigenen Flughafen, auf dem viele Schwammerln [Pilze] wuchsen. Die kochten und davon lebten wir. Dann kam die Zeit der Weinlese, und wir konnten den Weinbauern helfen und bekamen ein wenig Geld dafür. In dieser Zeit bin ich jeden Tag fünf Kilometer zur Schule hin und fünf Kilometer zurückgegangen. Ich habe gemeinsam mit Bauernkindern gelernt, die auch alle arm waren. Mittags hat es in der Schule eine Suppe und ein Stück Brot gegeben, nachmittags habe ich manchmal in einem Gashaus Gemüse putzen dürfen und dafür eine ordentliche Mahlzeit bekommen.

Meine Mutter und ich sind wieder einige Zeit zur Familie Chardonneaux gezogen. Dort bin ich wieder in meine alte Schule gegangen, bin jeden Tag im Meer geschwommen und war sehr glücklich. Aber meine Mutter und mein Vater, der aus Paris zu uns gekommen ist, haben beschlossen, dass wir uns in Nizza ansiedeln. Da wir sehr wenig Geld hatten, mieteten wir uns in Nizza eine schlechte Wohnung. In der neuen Schule hat es mir nicht gefallen. Mein Vater hatte keine Arbeitsbewilligung Papa Chardonneaux half uns wieder. Wir verließen die Wohnung in Nizza, zogen alle zu ihm und dann borgte er uns Geld, damit wir in Nizza eine vernünftige Wohnung mieten konnten.

Diesmal mieteten wir eine sehr schöne Wohnung und konnten sogar ein Zimmer untervermieten. Mein Papa hatte Verbindungen zu Geschäften und meine Mutter buk kilometerweise Strudel, die mein Vater verkaufte. Es gab viele Emigranten in Nizza, die an die französische Küche nicht gewöhnt waren, und meine Eltern kamen auf die Idee und haben einen Mittagstisch für diese Leute eröffnet. Das Essen war billig und gut und so hatten wir bis zu 40 Leute zum Mittagessen. Meine Eltern haben gekocht, ich habe nach der Schule serviert und das Geschirr gewaschen. Sonntags blieben die Leute länger, es gab sehr viele alleinstehende Männer, und mein Vater hat auf der Geige Wiener Lieder und alte Schlager gespielt, und es wurde sogar getanzt. Das waren echte 'Wiener Nachmittage' für die Emigranten.

In der Schule war ich nun sehr glücklich, schrieb schöne Aufsätze und war ein akzeptiertes Kind.

Im Januar 1940 wurde von der französischen Polizei angeordnet, dass alle männlichen Emigranten sich in Les Milles melden sollten, um interniert zu werden. Wenn man in kein Internierungslager wollte, gab es zwei Möglichkeiten: Man musste sich zur Fremdenlegion oder zum unbewaffneten Arbeitseinsatz gegen den Feind melden. Das tat mein Vater. Als er zu dieser Arbeit in eine Fabrik nach Rouen in Nordwestfrankreich kam, waren die Deutschen schon im Anmarsch und man sagte ihm: 'Hier können Sie nicht arbeiten, schauen Sie, dass Sie zurückkommen nach Nizza.' Mein Vater wollte sich einen Passierschein bei der französischen Gendarmerie für das unbesetzte Frankreich holen, wurde aber von den Franzosen verhaftet, denen er verdächtig war, weil er ordentliche Papiere besaß. Gemeinsam mit anderen Juden wurde er auf einem Fußballplatz in Rouen interniert. Als die Deutschen immer näher kamen, trieb man sie quer durch Frankreich. In Naunt fielen sie den deutschen Truppen in die Hände. Mein Vater hatte Glück, er wurde interniert und nicht gleich deportiert. Er verfasste ein Schreiben an die nächste Kommandantur, er hatte ja eine wunderbare Schrift, darin schrieb er, dass er irrtümlich festgehalten werde. Daraufhin wurde er wirklich freigelassen.

Er fuhr nach Paris, in Paris lebte noch sein Bruder Leopold, die anderen Geschwister waren nach Lyon übersiedelt. Sein Bruder gab ihm Kleidung, und mein Vater fuhr zur großen Demarkationslinie. Frankreich war halb besetzt, halb frei und bis dahin kam er. Sein Ziel war Nizza, weil er sich sagte, meine Frau und mein Kind sind in Nizza, nur da kann ich sie treffen. Um die Demarkationslinie passieren zu dürfen, brauchte man Papiere, die er aber nicht bekommen hatte. Er sah auch keine Möglichkeit, sie sich zu beschaffen. So nahm er einen Schubkarren, der am Rande stand, krempelte sich die Ärmel hoch und war Franzosen beim herüberbringen ihrer Koffer über die Demarkationslinie behilflich. Die Wachposten interessierten sich nicht für ihn. Er hatte Mut und Glück, so war mein Vater! Im unbesetzten Frankreich stieg er in den Zug nach Nizza.

In dieser Zeit, im Juni 1940, erklärte Italien Frankreich den Krieg. Auch mein Großvater und Onkel Ernst wurden in Internierungslager eingesperrt. Die Mutti, die Omama und ich waren allein. Dann gab es eine Verordnung, dass alle Ausländer sich nur noch mindestens 50 Kilometer hinter Marseille aufhalten dürfen. Das jüdische Hilfskomitee in Nizza stellte einen Zug dafür zur Verfügung. Nachdem wir drei Frauen waren, kein Geld hatten, also ziemlich hilflos waren, stiegen wir in diesen Zug. Der Zug wurde hinter Marseille plombiert und wir fuhren direkt in das Internierungslager Gurs 7 in den Pyrenäen.

Gurs war ein ganz schreckliches Lager, wir wateten bis zu den Knöcheln im Schlamm, zu Essen gab es nichts, und wir mussten auf Stroh schlafen. Da waren Baracken mit 120 Frauen. Meine Omama war überzeugt davon, der Opapa würde uns herausholen. Das Lager bestand aus vielen Inseln mit Baracken darauf, die mit Stacheldrahtzäunen voneinander getrennt waren. Nur ein kleiner Zug, der die Latrinen leerte, durfte die Stacheldrahtzäune passieren. Ein Spanier fuhr diesen Zug und ich bin mit ihm bekannt geworden. Jesus hieß er, das klingt vielleicht komisch, entspricht aber der Wahrheit. Er hat Brot, Zucker und Zigaretten gebracht, die ich für ihn im Lager verkauft habe, und dadurch hatten wir etwas zu essen. Am nächsten Tag, wenn er wieder mit dem Zug kam, haben wir abgerechnet. Er hatte großes Vertrauen zu mir, und so konnte ich das erstemal für meine Familie sorgen.

Nach fünf Tagen wurden wir freigelassen, aber meine Omama wollte nicht weg, weil sie sagte, der Opapa würde bestimmt kommen und uns suchen; und so war es. Drei Tage später kamen der Opapa und mein Onkel Ernst. Durch die gute Organisation meines Opapas fuhren wir nach Toulouse. Toulouse war voller Flüchtlinge. Wir gingen in ein großes Hotel, und dort trafen wir in der Halle meinen Onkel Rudy. Meine Mutter hatte sich schon große Sorgen um ihn gemacht. Die meisten Flüchtlinge gingen die ganze Nacht spazieren, weil sie keine Unterkunft hatten. Meine Mutter wollte nach Nizza, weil sie hoffte, dort meinen Vater zu treffen. So fuhren meine Mutter und ich insgesamt 24 Stunden ohne Sitzplatz im Zug nach Nizza. In Nizza angekommen schloss meine Mutti mit ihren Schlüsseln die Wohnung auf, und wir waren wieder zu Hause. Die Mutti verkaufte ihren Verlobungsring, damit wir leben konnten, und dann kam auch mein Vater. Meine Mutter hat dann wieder kilometerlange Strudel gebacken und wir hatten wieder einen Mittagstisch für Emigranten. Ich ging wieder in die Schule. Nachdem die Direktorin meiner Schule meiner Mutter nach meiner positiven Abschlussprüfung der Grundschule, sagte, sie solle mich aus der Schule nehmen, da es besser sei, dass ein jüdisches Mädchen einen Beruf erlernt, begann ich mit einer Friseurlehre. Selbstverständlich hätte ich die Leistungen gebracht, um meine Matura bestehen zu können. Dann haben die französischen Behörden befohlen, dass die Emigranten nicht mehr in Nizza leben dürfen. Wir zogen nach Beaulieu, einem kleinen Badeort, acht Kilometer von Nizza entfernt. Dort gefiel es mir sehr gut. Wir hätten nicht nach Nizza fahren dürfen, aber meine Eltern hatten die Wohnung nicht aufgegeben und fuhren trotzdem täglich mit dem Zug nach Nizza. Ich besuchte meinen Friseurkurs weiter und mein Vater sorgte für unser Überleben. Eines Tages fanden wir im Postkastl eine Vorladung zur Polizei. Wir hätten die Vorladung gar nicht finden dürfen, denn wir durften ja nicht nach Nizza, aber mein Vater folgte der Vorladung. Da hieß es dann, wir dürfen nur noch in Nizza leben und Nizza nicht verlassen. So zogen wir wieder zurück in unsere Wohnung. Das war dann schon 1941.

1941 starb meine Omama in Nizza an TBC. Sie wurde in Monaco am Friedhof begraben.

Mein Opapa und Onkel Ernst lebten wieder in Cap d'Ail in einer großen Villa mit einem wunderschönen Garten. An den Wochenenden fuhren wir sie besuchen. Meinem Opapa ging es gut, sein 'Vitalin' Brot wurde in Monaco verkauft und er war, wie immer ein fleißiger Geschäftsmann. Onkel Ernst half ihm, war wieder für seine Geschäftspost verantwortlich. Im November 1941 besetzten die deutschen Truppen den bisher unbesetzten Teil Frankreichs.

Unten im Haus, in dem wir wohnten, gab es eine Bäckerei. Von einem Wochenende in Cap d'Ail zurück, kam der Bäcker, und richtete uns aus, der Opapa habe angerufen und ließe uns mitteilen, wir sollten sofort nach Cap d'Ail zurückkommen. Der Papa ärgerte sich, er wollte nicht sofort wieder zurück fahren, aber wir fuhren dann doch. Durch seine guten Beziehungen war der Opapa vor einer großen Razzia gewarnt worden. Er hatte ein Zimmer beim Pfarrer nebenan für uns vorbereitet. Es wurde davor gewarnt, die Tür zu öffnen wenn es läutet, die Tür. Onkel Ernst öffnete trotzdem die Tür, wurde verhaftet und in die Nähe von Dijon deportiert.

Der Papa sagte, das sei 'kein Zustand' sich verstecken zu müssen. Einmal habe ich sogar eine Ohrfeige von ihm bekommen. Ich war hingefallen und in die Apotheke zum Verbinden gegangen. Er hatte in dieser Zeit so große Angst, dass mir etwas passiert ist, dass er mich vor Schreck mit einer Ohrfeige empfing, als ich nach Hause kam.

Daraufhin hat die Familie beschlossen, dass wir in die Schweiz flüchten. Visa hat's ja keine gegeben, man ist über die Berge. Wir hatten eine italienische Bedienerin und von der habe ich erfahren, dass ihr Bruder im Grenzgebiet zur Schweiz lebt.

Wir fuhren mit dem Zug nach Aix-les-Bains. Es waren viele Flüchtlinge im Zug und alle hatten Angst. Niemand hatte gültige Papiere und manche verließen schon vor der Grenzstation den Zug. Als die Kontrolleure kamen und die Geige von meinem Vater sahen, ließen sie uns ohne Papiere weiterfahren. Viele Leute haben alles was sie noch besaßen gegeben, um über die Grenze gebracht zu werden. Der Bruder der Bedienerin lebte in Chamonix, er holte uns vom Zug ab. Sein Sohn führte uns über die Berge bis zur Schweizer Grenze. Wir mussten nicht einmal etwas bezahlen, er trug für uns noch das bisschen Gepäck, das wir mitgenommen hatten. Dann erklärte er uns den weiteren Weg und verabschiedete sich. Meine Eltern waren nicht mehr sportlich, und mir ging es auch nicht sehr gut. Wir hatten aber nur sehr wenig Gepäck, trugen aber mehrere Schichten Wäsche am Körper. Ein Hirte sagte uns, dass wir nur noch ein Stück gerade gehen müssen und dann in der Schweiz wären. Endlich hatten wir es geschafft. Wir meldeten uns beim nächsten Militärposten, waren in einem schrecklichen Zustand, trotzdem versprach der Papa den Soldaten noch einen 'Wiener Abend' mit seiner Geige. Aber ein Soldat warnte uns, es sei zu gefährlich, wenn die Grenzbeamten uns erwischten, wüsste er nicht, ob sie uns nicht vielleicht doch zurückschicken würden. Er sagte, wir sollten sofort zum Zug gehen, das wären 1 ½ Stunden zu Fuß und mit dem Zug so weit wie möglich in die Schweiz hinein fahren.

Wir sind natürlich sehr müde gewesen, aber wir nahmen unsere Sachen und gingen zum Zug nach. Mein Opapa hatte uns Schweizer Franken mitgegeben und wir fuhren nach Bex-les-Bains. Im Hotel konnte die Mutti endlich ohne Angst schlafen. Der Papa und ich gingen zu den frommen Brüdern Ascher, von denen mein Opapa Hilfe für uns erwartete. Durch die Aschers wären wir an das Kapital meines Opapa gekommen und hätten die Kriegsjahre in der Schweiz frei verbringen können. Aber die riefen die Fremdenpolizei an, für jeden Illegalen, der gemeldet wurde, bekam man eine Summe Geld. Wir wurden interniert.

Papa kam nach Büsserach bei Basel und Mutti und ich in das Auffanglager in Bex-les-Bains. Einige Monate später im Januar 1943 wurde meine Mutter in das Arbeitslager in Brissago im Tessin verlegt. Mein Vater war in das Arbeitslager nach Hedingen bei Zürich versetzt worden. Mich schickte man in ein Heim der Jugend Aliah in die Nähe von Genf.

Meine Großmutter väterlicherseits, Tante Margit, die Schwester meines Vaters und ihr Mann, der Onkel Hermann Lendner und ihr Sohn Heinz lebten in Genf. Sie hatten die beschwerliche Flucht von Frankreich über die Berge in die Schweiz geschafft, obwohl Tante Margit hochschwanger war. In Genf wurde ihre Tochter Georgette geboren. Mit dem Baby mussten sie in kein Internierungslager, aber sie waren so arm, dass sie nicht einmal genug Brot zu essen hatten. Nach dem Krieg lebten sie zusammen in Frankreich, in Toulouse. Meine Großmutter starb 1958 in Toulouse und auch Tante Margit und Onkel Hermann sind schon lange tot. Heinz Lendner hatte in Toulouse ein Konfektionsgeschäft, ist Pensionist und Witwer. Er hat eine Tochter. Seine Schwester Georgette Brauer lebt seit langer Zeit in Israel, ist Witwe und hat drei Kinder.

Meine Eltern und ich hatten die Möglichkeit einander zu treffen, wollten aber wieder zusammen sein. Meine Mutter fand für mich einen Platz bei einer Familie in Ascona und ich musste dort die Wohnung sauber halten und das Kind betreuen. Eigentlich sollte ich von der Familie betreut werden. Meine Mutter kam mich jede Woche besuchen. Dadurch überstand ich auch das und dann kam ich in das Arbeitslager nach Brissago. Diese Arbeitslager war eine Großwäscherei für fünf Männerlager. Die Internierten lebten in Zimmern und arbeiteten in der Wäscherei oder im Garten. Jeden Tag in der Früh, frisierte ich die Lagerleiterin, ich hatte ja Friseuse gelernt und war sehr privilegiert.

Einen gemeinsamen Urlaub benutzten wir dazu, so wie wir in die Schweiz gekommen waren, nämlich über die Berge, wieder zu verschwinden. Das war im März 1945. Wir schlossen uns einer Gruppe Menschen an, die alle nach Frankreich wollten.

Meinem Opapa ging es sehr gut, er besaß eine zweite Villa und wir wurden von ihm und Onkel Ernst im Auto mit einem Chauffeur vom Bahnhof in Nizza abgeholt. Für uns hatte er ein Haus am Rocher [Anm.: Felsen] von Monaco gemietet.

Nach dem Krieg

Irgendwo in Frankreich war Karli, der Sohn von Onkel Leopold und Tante Blanca, ein Kind aus unserer Familie. Meine Großmutter ging, als der Krieg zu Ende war, täglich zur Bahn, wenn Transporte aus Frankreich mit Kindern, die zur Erholung in die Schweiz geschickt wurden, ankamen, immer in der Hoffnung, sie findet ihr Enkelkind. Alle Leute fragte sie nach ihrem Enkel, dem Karli. Und eines Tages sagte eine Dame: 'Ja, ich kenn den Karli Roth.' Wir waren ja schon wieder in Frankreich, mein Vater fuhr sofort in den Ort in Mittelfrankreich und holte den Karli, der bei Nonnen lebte und Charlot hieß, zu uns und meine Eltern adoptierten ihn. Karli war damals elf Jahre alt und wurde mein Bruder und wir sind zueinander wie Geschwister.

Er lebt in New York und ich liebe ihn sehr. Er war verheiratet und hat einen Sohn Daniel. Seine Frau starb und New York ist eine große Stadt, und man kann sehr einsam sein. Daniel ist ein phantastischer junger Mann, der in Boston studierte.

In Nizza ging ich wieder in die Schule und maturierte. Ich bewältigte vier Klassen in zwei Schulsemestern. Meinen ersten Verlobten lernte ich in Nizza kennen. Er hieß Jerry Cziner, war amerikanischer Soldat und Jude. Er kam zu meiner Mutter und fragte sie, ob er mich in die Oper ausführen dürfe. Es begann eine lustige Zeit für mich. Mit einem Amerikaner an der Seite spielte Geld halt keine Rolle, das war auch mal schön.

Nach der Matura wollte ich politische Wissenschaften studieren. Der Opapa sagte: 'Ich zahl dir dein Studium schon, aber du musst Lebensmittelchemie studieren.' Das wollte ich nicht, aber ich studierte für kurze Zeit Philologie. Charlot besuchte das Lycee du Parc Imperial und wurde Flugzeugmechaniker.

Mittlerweile hatte mein Vater ein Unternehmen aufgebaut. Wir verkauften Vanillezucker, den wir aus Würfelzucker selber anfertigten, Pudding, Kartoffelmehl, das wir in Säckchen und Kartons verpackten und schon damals Suppen in Sackerln. Erst machten wir alles händisch, dann kauften wir eine Maschine und verkauften an Lebensmittelgroßhändler. Unsere Ware nannten wir 'A la Oetker.'

Es ging uns sehr gut und dann hatte mein Vater die Idee 'Manner Schnitten' herzustellen. Ich weiß bis heute nicht, wieso 'Manner Schnitten' so knusprig bleiben, uns ist das nicht gelungen. Mein Vater gründete eine zweite Firma, und was er lieferte und was nicht in Ordnung war, das schrieb er auf die erste Firma und das war meine Firma. Diese Firma hieß 'Fabrique de Produits Alimentaires' und ich war die große Chefin.

Da sich die Zeiten normalisiert hatten, wollten die Menschen auch gute Ware kaufen und nicht Mannerschnitten, zum Beispiel, die nicht knusprig waren, sie mussten ja nicht bei uns kaufen!

Zuerst bewies ich dem Papa, dass meine Firma tadellos funktioniert. Ich war 21 Jahre alt und eine große Zionistin, und dann beschloss ich, nach Palästina zu gehen. Mein Vater gab mir seinen Segen und so fuhr ich los. Kurz nach meiner Ankunft im Jahre 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen.

Ich kam mit dem Schiff in Haifa an, Verwandte meines Stiefbruders holten mich vom Hafen ab und fuhren mit mir nach Tel Aviv. Dort fand ich ein Zimmer in der Gordon Street, dass ich mit einem Mädchen teilte. Innerhalb von acht Tagen hatte ich mich eingelebt und ich hatte sofort begonnen, als Friseuse in der Ben Yehuda Street zu arbeiten. Da es mir unangenehm war, die ganze Zeit zu stehen, arbeitete ich als Manucure. Die jungen Männer umschwärmten mich, ich hatte großen Erfolg. Das war ein wunderbares Leben mit so vielen Verehrern.

15 Pfund bezahlte ich für mein halbes Zimmer mit Frühstück, mein Mittagessen bezahlte ich von meinem Trinkgeld, und am Abend hatte ich Verehrer, die führten mich aus.

Mein Opapa starb 1949 an einem Blinddarmdurchbruch. Er liegt mit der Omama gemeinsam in einem Grab in Monaco.

Trotzdem es mir in Israel sehr gut ging, bekam ich Sehnsucht nach meiner Mutter und nach Nizza und wollte zurück. Ich brauchte ein Visum und als ich das Visum in der Botschaft holen wollte, lernte ich meinen ersten Mann, Benjamin Mattatia, auch er wollte ein Visum beantragen, kennen.

Wir heirateten ohne meine Eltern und ohne seine Eltern, nur er und ich. Die Zeugen holten wir von der Straße. Es gab keine Feier, obwohl seine Familie in Israel lebte. Sie wollten mich nicht sehen, sie waren sephardische Juden aus Ägypten und ich bin eine Ashkenasi.

Als ich 1951, einen Tag nach meiner Hochzeit nach Paris fuhr, meine Eltern lebten zu der Zeit in Paris, bemerkte ich, dass ich schwanger war. Ich fuhr nach Israel zurück, weil mein Mann nicht nach Paris kommen wollte.

In Israel, in Kfar Saba, nahe Tel Aviv, wurde am 8. Juli 1951 mein Sohn Karl Awraham geboren. Zuerst wohnten wir unter schrecklichen Zuständen in einem Zelt; zusammen mit Skorpionen. Etwas später bekamen wir eine Holzhütte, das war schon besser, und ich servierte das Essen auf Porzellan mit Silberbesteck, etwas anderes hatte ich nämlich nicht.

Dann wurde ich sehr krank. Ich verlor sämtliche Zähne und der Arzt sagte, wenn ich überleben wolle, müsse ich nach Europa. Mittlerweile waren meine Eltern in Wien und sie sagten, ich solle erst einmal zu ihnen kommen. Ich fuhr mit meinem Sohn nach Wien und dann nach Italien, um für meinen Mann einen Posten zu finden. Dort wäre wirklich eine Möglichkeit gewesen, aber er wollte nicht aus Israel weg. Mein Mann war gut aussehend und Bankdirektor, er wollte nicht weg, und ich konnte nicht mehr in Israel leben. So kam es zur Scheidung.

Rückkehr nach Wien

Ich blieb bei meinen Eltern in Wien, die im 4. Bezirk, in der Neugasse wohnten. Mein Vater arbeitete in Wien als Vertreter. Eine zeitlang arbeitete ich in der Dokumentenabteilung einer Bank, da hätte es mir schon gefallen. Ich hörte, wie meine Kollegen über einen Kunden sagten: 'Der Jud ist schon wieder da und ist nicht zufrieden!' Ich sagte meinem Kollegen, dass ich das nicht sehr taktvoll fände, ich wäre auch Jüdin. Nach dem Probemonat sagten sie, ich kann zu wenig Deutsch, und ich musste gehen. Sie wollten mich wahrscheinlich lossein.

Ich war schon vor dem Krieg Mitglied der Hakoah und besuchte wieder die Klubabende. Dort lernte ich eines Tages meinen Mann Kurt Rosenkranz kennen. Er brachte mich an einem Abend nach Haus und schlug mir vor, übers Wochenende mit ihm wegzufahren. Ich war 28 Jahre alt, hatte einen Sohn und mein Vater sagte: 'Wie stellt der sich das vor, mit meiner Tochter?' Kurt musste mich von zu Hause abholen und da sagte mein Vater zu ihm: 'Wie stellen Sie sich das vor, mit meiner Tochter das Wochenende verbringen, sie ist eine anständige Frau.' Und Kurt antwortete darauf: 'Entschuldigen Sie, aber ich habe ganz ernste Absichten.' Und damit war ich verlobt. Und bevor wir noch das erste Mal zusammen wegfuhren, wurde ich zu seinen Eltern eingeladen. Es war alles so, wie es sich gehört.

Mein Schwiegervater, Michael Rosenkranz, besaß in Wien eine kleine Schuhfabrik. Auch vor dem Krieg besaß er in Wien eine kleine Schuhfabrik. Er wurde in Polen, in Mircia, und seine Frau, in Galizien geboren. Meine Schwiegereltern und ihre beiden Söhne, Kurt und Herbert, flohen 1938 aus Wien nach Riga in Lettland und wurden 1941 zuerst in Nowosibirsk in Russland und dann in Karaganda, in Kasachstan interniert. Sie kamen 1947 nach Wien zurück.

Kurt arbeitete mit meinem Schwiegervater zusammen in der Schuhfabrik und als mein Schwiegervater von unseren Heiratsabsichten erfuhr, sagte er: 'Alles schön und gut, aber ihr könnt nur heiraten, wenn die tote Saison ist und das ist im Januar.' Und so heirateten wir am 5. Januar 1956 in der Synagoge im 1. Bezirk in Wien, in der Seitenstettengasse.

Auf unserer Hochzeitsfeier waren 100 Menschen, das waren sehr viele Leute für diese Zeit. Meine Schwiegereltern bereiteten die Hochzeit vor und bewirteten die Gäste. Es gab gesulzene Karpfen, Hühner und Gänse.

Die erste Zeit haben wir bei den Schwiegereltern gewohnt, weil wir nicht das Geld für eine eigene Wohnung hatten. Das Einzige was wir hatten, waren 3000 Schilling Schulden, weil wir Möbel kaufen mussten, denn wir hatten ja auch ein Kind.

Ich habe mich auf der Wiener Universität erkundigt, ob ich mit meinen Französisch, Englisch und Italienisch Sprachkenntnissen irgendeinen akademischen Grad haben kann. In Wien ist das sehr wichtig. Man hat mir gesagt, ich kann sofort zur ersten Staatsprüfung antreten, aber ich muss mein Maturazeugnis bringen. Das konnte ich aber nicht bringen, denn die Schule war bombardiert worden und alles wurde vernichtet. Außerdem habe ich mir dann gesagt, mein Mann ist ein Schuster, und soll ich dann Frau Doktor oder Frau Magister sein?

Ich begann als Fremdsprachenkorrespondentin zu arbeiten und mein Sohn Karli, der von allen sehr geliebt wurde, ging in den Kindergarten. Die Schwiegereltern und meine Eltern halfen uns bei der Betreuung unseres Sohnes, und Karli wurde auch Kurts Sohn.

Wir wollten natürlich auch ein eigenes Kind, aber es wurde festgestellt, dass die Gefahr besteht, dass unser Kind behindert zur Welt kommt. Wir gingen das hohe Risiko ein, und am 14. Juli 1959 wurde in Wien unsere völlig gesunde Tochter Lydia Charlotte geboren.

Wir haben unsere Kinder sehr jüdisch erzogen, sie wurden bewusste Juden. Wir feierten mit ihnen alle jüdischen Feiertage und als meine Schwiegereltern noch lebten, begingen wir bei ihnen jeden Schabbat.

Mein Vater starb am 21. Dezember 1973 in Wien. Meine Mutter starb am 5. April 1982 in Wien.

Als mein Sohn maturierte und meine Tochter in die erste Mittelschule kam, wollte ich arbeiten. Mein Mann hat bei Freunden eine ältere Dame kennen gelernt, die eine Trafik besaß und sie verkaufen wollte. Das war das, was ich wollte. Meine Eltern und die Schwiegereltern halfen uns und gaben ihr erspartes Geld, damit ich die Trafik kaufen konnte, die ein gutgehendes Geschäft wurde. Mit 60 Jahren ging ich in Pension.

Meine Kinder haben in Wien maturiert. Mein Sohn hat Psychologie und meine Tochter Logopädie studiert. Karli machte Aliah, hat ungefähr fünf Jahre in Israel gelebt und als Schulpsychologe gearbeitet. Dann ging er in die Schweiz, in die Nähe von Basel und arbeitete als Direktor eines jüdischen Altersheimes. Die letzten Jahre in der Schweiz war er Direktor mehrerer Heime für Behinderte. Er ist geschieden und Vater von vier Kindern: Rafi, Ruth, Esther und Rachel.

Mein ältester Enkel Rafi lebt in Amerika, in Los Angeles, ist verheiratet mit Melanie und hat uns eine Urenkeltochter geschenkt. Sie ist die Königin der Familie, die Chawiwa, Ev Chawiwa, man ruft sie Evi.

Seit einem Jahr lebt mein Sohn wieder in Wien und arbeitet mit Computern. Er besitzt eine eigene Firma mit einem Kompagnon zusammen, da gibt er Computerkurse auf hohem Niveau, und er arbeitet bei der Firma 'Novartis' in Wien. Mein Sohn hatte eine Periode, da war er ultrafromm, aber das ist vorbei, und das geht mich auch schon nichts mehr an.

Meine Tochter hat nach dem Studium ein Praktikum in Mainz absolviert und arbeitet in Wien als Logopädin in ihrer eigenen Praxis, und sie arbeitet in einer Zahnklinik. Sie ist verheiratet mit Gad Fischman und hat zwei Söhne, Dan und Doron.

Als ich Anfang der 1950er-Jahre nach Wien kam, war jeder Österreicher in meinen Augen ein Nazi. Das verging nach einiger Zeit. Während der Waldheim- Affäre 8 fühlte ich mich sehr gut. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Ich lebe hier in einer Gegend mit sehr vielen Sozialisten. Die grüßten mich auf einmal sehr freundlich, weil sie sahen, Waldheim lügt und ich hatte gelitten.

Es gab immer wieder Zeiten, da habe ich geglaubt, hier in Österreich nicht leben zu können. Aber wohin hätte ich gehen sollen? Südfrankreich ist für mich so etwas wie eine Heimat, aber dort gibt es auch Antisemitismus, das ist nicht besser als in Österreich. Ich liebe Israel, aber dort ist es sehr gefährlich, immerzu gab es Kriege und die Auseinandersetzungen mit den Palästinensern hören nicht auf. Ich hab Frieden geschlossen, ich nehme es, wie es ist. Ich bin jetzt schon zu müde, um irgendwohin zu gehen. Außerdem will mein Mann, sofern es irgendwie geht, unbedingt in Wien bleiben.

Ich bin gläubig, aber nicht religiös. Mein Herrgott ist überall und immer mit mir, und er versteht jede Sprache, nicht nur hebräisch. Für mich sind das A und O die zehn Gebote und- meine Familie. Wenn der Herrgott mit mir zufrieden ist, verläuft mein Leben schön langsam und leise, so wie es gut für mich ist. Wenn er unzufrieden ist, dann zeigt er es mir auf irgendeine Art und Weise. Ich gehe in den Tempel, weil mein Mann dort im Chor singt. Mein Mann ist sehr bekannt, er arbeitet schon seit Jahrzehnten in der Gemeinde mit, er gründete 1989 das 'Jüdische Institut für Erwachsenenbildung', und ich helfe ihm gern bei der Arbeit für das Institut. Es ist ein Institut für Nichtjuden, die über Judentum etwas wissen wollen. Es gibt dort sehr viele Veranstaltungen und man kann Hebräisch und Jiddisch lernen.

Ich habe ein Buch über mein Leben geschrieben, das unter dem Titel 'Und ich fand es herrlich. Erinnerungen einer Vertriebenen', 2001 im Czernin Verlag erschien. Es ist ein absolut positives Buch. Viele, die das Buch gelesen haben sagen, ich hätte doch viel mitgemacht, aber ich empfand das nicht so. Ich hatte zu 90 Prozent meine Mutter bei mir und wenn sie nicht bei mir war, war es auch wirklich nicht gut. Ich wuchs nicht mit dem Schönsten, Besten und Neuestem auf. Wenn mein Magen voll war, war es egal, ob der voll war mit einem Steak und mit einem Stück Brot. Noch heute esse ich gerne ein Stück trockenes Brot und trinke dazu eine ganz gewöhnliche Tasse Tee, das ist für mich etwas Herrliches. Und so sehe ich das Ganze.

Glossar

1 Drancy und Les Milles

Im August 1941 wird in Drancy bei Paris ein Komplex großer Wohnblocks im Rohbau als Sammellager für Juden bestimmt. In den ersten zwei Jahren verwaltet die Polizeipräfektur von Paris das Lager, im August 1943 wird es von der Gestapo übernommen. Die meisten der aus Frankreich deportierten Juden gehen durch diese Schleuse. Am 22. Juni 1942 verlässt der erste von insgesamt 61 Deportationszügen Drancy, am 31. Juli 1944 der letzte. Über 62.000 Menschen werden von hier nach Auschwitz und Sobibor verschleppt.

2 Seder [hebr

: Ordnung]: wird als Kurzbezeichnung für den Sederabend verwendet. Der Sederabend ist der Auftakt des Pessach-Festes. An ihm wird im Kreis der Familie (oder der Gemeinde) des Auszugs aus Ägypten gedacht.

3 Pessach

Feiertag am 1. Frühlingsvollmond, zur Erinnerung an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, auch als Fest der ungesäuerten Brote [Mazza] bezeichnet.

4 Rosch Haschana [heb

: Kopf des Jahres]: das jüdische Neujahrsfest. Rosch Haschanah fällt nach dem jüdischen Kalender auf den 1. Tischri, der nach dem gregorianischen Kalender auf Ende September oder in die erste Hälfte des Oktobers fällt.

5 Jom Kippur

der jüdische Versöhnungstag, der wichtigste Festtag im Judentum. Im Mittelpunkt stehen Reue und Versöhnung. Essen, Trinken, Baden, Körperpflege, das Tragen von Leder und sexuelle Beziehungen sind an diesem Tag verboten.

6 Hakoah

Die Wiener Hakoah (Hebräisch für 'Kraft') zählt zu den traditionsreichsten Sportorganisationen Wiens und auch Österreichs. In der Geschichte der Hakoah spiegelt sich auch die Geschichte der Wiener Juden des 20. Jahrhunderts wider. Gegründet wurde dieser jüdische Sportverein im Jahre 1909. Dies war Folge einerseits des gestiegenen Selbstbewusstsein des liberalen Judentums und dessen geänderter Einstellung gegenüber der Körperkultur, andererseits auch der Ausgrenzung der Juden durch Arierparagraphen bei anderen Sportvereinen. Aufgrund der damals relativ hohen Anzahl jüdischer Wiener Bürger (180.000) entwickelte sich ein reger Zustrom. Zahlreiche Sektionen wurden gegründet: Fechten, Fußball, Hockey, Leichtathletik, Ringen, Schwimmen.

7 Gurs

In Gurs, am Nordrand der Pyrenäen, 80 km von der spanischen Grenze entfernt, lässt die französische Regierung im April 1939 das größte von zahlreichen Internierungslagern bauen. Die ersten Insassen sind Flüchtlinge aus Spanien. Anfang 1940 werden deutsche Emigranten ins Lager gebracht. Ende des Jahres folgen aus Deutschland deportierte Juden. Die Zahl der Internierten beträgt 30.000 Menschen, davon 10.000 Frauen. Im Winter 1941/42 sterben hier 800 Gefangene an Epidemien. Zwischen August 1942 und Herbst 1943 werden aus Gurs 6.000 Menschen über Drancy nach Auschwitz und Sobibor deportiert.

8 Waldheim, Kurt [geb

1918]: österreichischer christlich-demokratischer Politiker. 1968 - 1970 Außenminister; 1964 - 1968 und 1970 - 1971 war er Botschafter Österreichs bei den Vereinten Nationen. Als Waldheim-Affäre wird die Aufdeckung der NS-Vergangenheit Waldheims im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes 1986 bezeichnet. Waldheim konnte die Mitgliedschaft in der SA sowie im NS-Studentenbund nachgewiesen werden. Des Weiteren hat er über seinen Dienst in der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gelogen. Andere Unterstellungen [Beteiligung an Kriegsverbrechen] erwiesen sich jedoch als haltlos.
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