Norbert Wachtel vor dem Eingang seines 'Hotel de France' am Ring in Wien

Dieses Foto meines Vaters wurde zwei Monate vor seinem Tod in Wien aufgenommen. Mein Vater war geschäftlich viel in der Tschechoslowakei und Polen unterwegs. Wir haben ihn nur selten gesehen, aber wir haben ihn vergöttert. Er hat sich sehr für Musik interessiert, war sehr musikalisch und hat mich ein paar Mal in die Oper mitgenommen. Als die Deutschen 1938 nach Österreich einmarschiert sind, hat mein Vater seine Frau und seine vier Töchter aus Österreich weggeschickt, blieb aber selbst den ganzen Krieg in Wien. Er war in einer Wohnung versteckt, die ehemalige Hausbesorgerin Frau Melzer hat ihn verpflegt. Ab 1947 gehörte meinem Vater das ?Hotel de France' am Ring, das seit 1945 ein Lazarett für französische Soldaten war. Mein Vater hat versucht, die Franzosen herauszukriegen, aber es war ihm dann zuviel. So hat er seine vier Töchter mit ihren Ehemännern gerufen und jeder seiner Töchter einen Viertelanteil des Hotels geschenkt.