Jindrich Lions Eltern Arthur und Elisa Lion als Trauzeugen mit Freunden in Prag

Meine Eltern Arthur Lion und Elisa Lion (geb. Robitschek) als Trauzeugen mit Freunden in Prag.
Meine Mutter Elisa Lion, geborene Robitschek, wurde am 10.1.1885 in Maschau geboren. Sie hat nach Prag geheiratet, sie kam aus dem deutschsprachigen Grenzgebiet. Ich weiß über die Eltern meiner Mutter nur, dass sie sieben Kinder hatten, drei Söhne und vier Töchter. Viele haben dann in Prag gelebt.
Eine der Töchter hat einen Arzt wieder im Grenzgebiet geheiratet, und die sind dann sogar nach Wien übersiedelt, wogegen alle anderen Kinder in Prag gelebt haben. Einer war ein Zahnarzt, einer hatte eine Werkstatt, wo er Handschuhe erzeugt hat. Das waren die Männer der Schwestern meiner Mutter. Wir waren so eine typisch Prager jüdische Familie.

Mein Vater, war aus dem tschechischsprachigen Gebiet in der Nähe von Prag, auch aus einem kleinen Ort, seine Mutter hab ich noch gekannt. Sie ist nach Prag übersiedelt. Der Großvater ist gestorben, bevor ich geboren wurde, und die Großmutter hat dann noch in Prag bis zu meinem vierten, fünften Lebensjahr gelebt. Ich kann mich erinnern, dass wir sie jeden Sonntag besuchen mussten. Das war ein Horror für mich.
Sie hat eine sehr hübsche Wohnung gehabt, und sie müsste vermögend gewesen sein. Sie war so eine Lady, eine Lady, aber sie hat kein Verständnis für kleine Kinder gehabt. Ich musste dort still sitzen, meine Eltern haben dort die halbe Stunde oder Stunde abgesessen bei ihr. Vorher hat man mir gesagt: nicht hereinreden, nichts sagen, antworte nur auf Fragen, wenn du gefragt wirst, aber ich wurde nie gefragt, weil ich sie nicht interessiert habe. Und das war ein Horror für mich. Aber sie hat nicht weit von uns gewohnt. Und ich kann mich noch erinnern, als sie gestorben ist, Ende der zwanziger Jahre, bin ich zufällig vorbeigegangen, wie der Sarg aus dem Haus getragen wurde. Ich war damals fünf Jahre alt. Sie ist jüdisch begraben, liegt am neuen jüdischen Friedhof in Prag, neben meinem Großvater. Die sind dort beide begraben. Die Großeltern mütterlicherseits sind in Maschau begraben, da ist auch ein jüdischer Friedhof. Dort leben schon lange keine Juden mehr. Der Friedhof ist ganz verwachsen. Sonst alles gut erhalten, aber man kann die Grabinschriften nicht lesen, weil es dort so verwachsen ist. Ich war mit meiner Frau dort und wir sind unter den Bäumen und unter den Sträuchern gekrochen, ich habe sogar meine Brille dort verloren, das Grab aber nicht gefunden.