Vladimir Baum

Vladimir Baum 
Wien 
Österreich 
Name des Interviewers: Tanja Eckstein  
Datum des Interviews: September 2004 

Herr Baum, ein mittelgroßer schmächtiger Mann, begegnet mir das erste Mal bei der Gartenparty einer Freundin in Baden. Er hat eine leise Stimme und ist sehr sympathisch.

Als er über meine Arbeit als Interviewerin erfährt, bittet er mich zu sich und seiner Frau in ihre Wohnung im 1. Wiener Gemeindebezirk, sehr nahe dem Schwedenplatz.

Er bedauert es sehr, die Wohnung verlassen zu müssen, um in ein Altersheim zu übersiedeln. Aber es sei vernünftig, da er mit seiner Krankheit bereits fünf Jahre länger, als die Ärzte prognostizierten, lebe.

Im Altersheim kann er jederzeit Hilfe in Anspruch nehmen, wenn es nötig ist.

Da nicht alles, was sich in der großen Wohnung befindet, in die zwei Wohnungen, die er mit seiner Frau im Altersheim gemietet hat Platz findet, muss aussortiert werden.

Verständlicherweise fällt ihm das sehr schwer. Über Jahrzehnte liebevoll Gesammeltes muss weggegeben werden. Viele Freunde gibt es nicht, denn wenn man, wie Herr und Frau Baum im Alter von ungefähr 60 Jahren in einem anderen Land [Österreich] neu beginnt, wird man wohl ewig ein Fremder bleiben.

Meine Familiengeschichte

Über meinen Großvater väterlicherseits, der Samuel Baum hieß, weiß ich nur, dass er wahrscheinlich eine Gastwirtschaft in einem kleinen Dorf in Slawonien, Teil des heutigen Kroatien, besaß. Aber das ist vielleicht nur ein Gerücht. Mein Vater erzählte fast nie etwas über seine Eltern. Wahrscheinlich lebte die Familie in dem Ort Busarin, denn dort wurde auch mein Vater geboren. Die Großmutter hieß Franziska, beide starben noch vor dem 1.Weltkrieg.

Onkel Leopold, der älteste der Geschwister meines Vaters, wurde ungefähr 1882 geboren. Er lebte als Kaufmann in Osijek [Kroatien] und in Banja Luka [Bosnien]. Onkel Leopold war verheiratet und hatte zwei Töchter. Wir hatten nicht sehr viel Kontakt zu seiner Familie, denn sie lebten in einiger Entfernung von Zagreb.

Ich weiß nicht einmal, ob seine Frau Flora hieß oder die ältere Tochter. Eine Tochter hieß jedenfalls Slava. Leider war der Onkel Leopold kein tüchtiger Kaufmann. Während der großen Krise 1929/1930 ging sein Geschäft Bankrott. Onkel Antun, der andere Bruder meines Vaters und mein Vater mussten die Schulden vom Onkel Leopold übernehmen.

Das belastete die ganze Familie sehr stark. Unser großes und schönes Haus - ein Miethaus mit mehreren Wohnungen, das ganz nach den Vorstellungen meiner Mutter gebaut worden war - wurde verkauft, um Leopold und seine Familie vor dem Untergang zu bewahren.

Slava flüchtete 1940 nach Palästina und überlebte als einzige der Familie den Holocaust. Sie war mit Ladislav Koch verheiratet, der in Zagreb als Vertreter bei 'Paramount Pictures' arbeitete. Da es 'Paramount Pictures' auch in Israel gab, konnte er sogar als Chefvertreter für seine Firma weiter arbeiten.

Kinder hatten sie keine. 1985, während meiner ersten Reise nach Israel, traf ich Slava in Tel Aviv wieder. Sie lebte in einer schönen Wohnung; ihre Telefonnummer besitze ich noch heute. Ladislav war damals schon tot und ob Slava noch lebt, weiß ich nicht.

Onkel Antun Baum wurde ungefähr 1886 geboren. Seine Frau Aranka und die drei Kinder Slavko, Mira und Vera kannte ich gut, denn wir wohnten lange im selben Haus. Das war das Haus, das wegen der Pleite von Onkel Leopold verkauft werden musste. Im Haus unten befand sich das gemeinsame Geschäft 'Brüder Baum'. Dort verkauften mein Onkel und mein Vater Leder und Häute en Gros. Ein Detailgeschäft befand sich ebenfalls im Haus.

Mein Cousin Slavko war mein Vorbild. Er studierte Chemie, und so begann auch ich nach der Matura ein Chemiestudium. Slavko überlebte den Holocaust in Italien und in der Schweiz und wurde nach dem Krieg Direktor einer großen chemischen Fabrik. Er war verheiratet und hat eine Tochter. Er starb in den 1990er Jahren in Belgrad.

Mira studierte an der bekannten Ballettschule Joos in England. Ihr erster Ehemann war ein bekannter jugoslawischer Schauspieler mit dem Namen Jovanovich. Während des Krieges kämpfte sie als Partisanin gegen Hitler. Nach dem Krieg heiratete sie ihren zweiten Mann, der ein General war und Siljegovic hieß. Ihr gemeinsamer Sohn heißt Miroslav.

Mira wurde nach dem Krieg Primaballerina der Oper in Belgrad und tanzte sogar auf einem Festival in Edinburg [Schottland]. Als sie älter war, arbeitete sie als Choreografin. Noch vor einigen Jahren lebte sie in Belgrad.

Vera, verheiratete Cukovich, war die Jüngste. Sie überlebte den Krieg in Italien und wurde Leiterin einer großen Buchhandlung in Belgrad. Mehr weiß ich nicht über Vera, sie starb in den 1990er Jahren.

Auch Onkel Antun und Tante Aranka überlebten den Krieg, ich sah sie nach dem Krieg in Zagreb. Sie starben in den 1970er Jahren.

Tante Tina, verheiratete Krakauer, war in Osijek mit einem Fleischfabrikanten verheiratet. Sie hatten zwei Söhne: Ilija und Salo. Ilijas Tochter hieß Vera. Die Fleischfabrik belieferte unter anderem auch das Sanatorium des späteren Schwiegervaters meines Bruders, aber damals kannten sich die Familien noch nicht. Alle Familienmitglieder wurden im Holocaust ermordet.

Tante Rosa lebte in Vukovar, einer kleinen Stadt in Slawonien. Ihren Mann habe ich nie kennen gelernt. Er starb bereits vor dem Krieg. Sie hatten drei Töchter: Ivanka, Sida und Franzika. Franzika überlebte als Einzige der Familie den Holocaust. Sie lebte nach dem Krieg in Zagreb und stand in ständigem Kontakt mit meiner Mutter. Franzika hatte keine Familie, wurde von meiner Mutter finanziell unterstützt und verdiente sich manchmal mit Gelegenheitsarbeiten etwas Geld dazu. Sie starb in den 1980er Jahren in einem Altersheim.

Es gab noch einen jüngeren Bruder meines Vaters, der vor dem 1. Weltkrieg nach Amerika ausgewandert war. Ich glaube, kein Familienmitglied hat danach je von ihm gehört.

Mein Vater Albert Baum wurde am 25. Februar 1884 in dem Dorf Busarin geboren. Während des 1. Weltkriegs diente mein Vater als Feldwebel bei der k. u. k. Armee zwischen Baden und Konstantinopel. Da er zu Beginn des Krieges bereits 30 Jahre alt war, bestand seine Aufgabe darin, die Armee mit Tabak zu beliefern.

Meine Großeltern mütterlicherseits, Isidor Frank und Teresia, Risa genannt, kannte ich sehr gut. Wann und wo sie geboren wurden, weiß ich nicht, aber sie lebten in Tovarnik und in Zagreb.

Mein Großvater war groß, sehr gut aussehend, trug einen preußischen Haarschnitt und keinen Bart. Er war stark und selbstbewusst und ein Tyrann, der seine Kinder verheiratete, wie er es für richtig hielt, und auch dafür sorgte, dass sie sich scheiden ließen, wenn ihm die Verbindung nicht mehr passte.

Bevor ich ihn kannte, lebte die Familie in Tovarnik in einem Haus, das vorher einer Adeligen gehört hatte. Der Großvater besaß ein großes Gut und war bekannt im ganzen Kreis. Im Jahre 1918 kam es in der Gegend zu einem Bauernaufstand, sein Besitz wurde zerstört und er flüchtete mit der Familie nach Zagreb. In Zagreb gründete er eine neue Existenz als Textilkaufmann und eröffnete ein Geschäft.

Das Haus der Großeltern in Zagreb war klein, aber hübsch und hatte einen Garten, an den ich mich sehr gut erinnere, weil ich dort sah, wie ein Huhn geschlachtet wurde. Das war eine traumatische Erfahrung, denn ich war damals vier Jahre alt. Danach aß ich zehn Jahre kein Fleisch und wurde ein strikter Vegetarier.

Jeden Sonntag traf sich die Familie regelmäßig - Kinder und Enkelkinder, die in Zagreb lebten - bei den Großeltern und genossen die vorzügliche Bouillon der Großmutter und weiße Rettiche. Es gab Dienstpersonal, und ich weiß nicht, ob die Großmutter die Bouillon selber zubereitete. Kann sein, aber ich zweifle daran.

Die Großmutter war eine sehr verwöhnte Frau; darüber erzählten meine Tanten und meine Mutter. Vor dem 1.Weltkrieg, als die Großeltern noch wirklich reiche Leute waren, hörte ich, dass sie sich oft in Karlsbad [Tschechien], in Marienbad [Tschechien], in Piestany [Slowakei], in Ostende [Belgien] und anderen Erholungsorten aufhielt. Tante Ella, die älteste Tochter, musste während der Schulferien die jüngeren Geschwister betreuen, denn die Großmutter wollte sich nicht mit den Kindern beschäftigen.

Meine Mutter zum Beispiel besuchte eine Volksschule in Zili in der Südsteiermark [Celje, Slowenien] und danach verbrachte sie acht Jahre, von 1910 bis 1918, in dem Mädchenpensionat Gunesch in Wien. Ich glaube, die Großmutter schickte alle ihre Kinder weg. Mein Großvater vergötterte die Großmutter und trug sie auf Händen.

Ich kann nicht sagen, dass ich meine Großeltern gern hatte. Weder beschäftigten sich meine Großeltern mit mir, noch gab es ein Familienleben. Wenn wir sonntags zum Mittagessen zu Besuch waren, aßen wir und das war es. Man sprach sehr wenig miteinander. Ich weiß nicht, ob ich den Mund überhaupt je geöffnet habe, außer zum essen.

Sechs Kinder hatten die Großeltern: Ich glaube, das älteste war der Onkel Max. Leider ist mir nicht die ganze Geschichte vom Max bekannt. Vor dem Krieg war er Kaufmann, aber ich weiß nicht, ob er je wirklich arbeitete. Ich weiß, er hatte den Ruf eines Lebemannes und war mit einer jüdischen Dame aus Istanbul verheiratet.

Sie hatten einen Sohn: Fedor. Der Großvater war mit der Heirat nicht zufrieden und befahl Max, sich scheiden zu lassen. Fedor blieb nach der Scheidung beim Vater. Max war Reserveoffizier in der jugoslawischen Armee und als es 1941 zum Krieg mit Deutschland kam, wurde er als Offizier in einem Kriegsgefangenenlager bei Osnabrück interniert, weil jüdische Offiziere nicht liquidiert wurden.

Sie wurden nicht sehr gut behandelt, aber er hat überlebt. Fedor wurde von Onkel Hermann, dem anderen Bruder meiner Mutter, aufgenommen. Onkel Hermann war ein sehr netter, weicher Mann. So wie ich es sehe, hat das dominante Verhalten des Großvaters dazu geführt, dass Onkel Max und Onkel Hermann nie wie richtige Männer agierten.

Um sie finanziell abzusichern, kaufte mein Großvater für Max und Hermann ein Haus in Berlin, nahe dem Alexanderplatz. In den 1990er Jahren, nach dem Fall der Berliner Mauer, bekam die Familie das Haus zurück und konnte es verkaufen.

Hermann lebte ebenfalls in Zagreb und war ebenfalls Kaufmann. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Onkel Hermann und Fedor blieben während des Krieges in Zagreb. Sie versteckten sich nicht einmal und versuchten auch nicht zu fliehen.

Im Jahr 1942 wurden sie bei einer Razzia verhaftet und verschwanden. Niemand weiß, wo sie ermordet wurden. Fedors Mutter meldete sich nach dem Krieg aus Australien; ich glaube ihr Name war Bauer, ich bin aber nicht sicher. Das ist eine schreckliche Geschichte.

Nach dem Krieg heiratete Onkel Max eine Dame aus Wien und 1948 gingen sie nach Israel. Aber da Max als ehemaliger Lebemann wirklich nicht wusste, wie man arbeitet und bereits frühzeitig taub wurde, fand er nur eine Arbeit als Nachtwächter.

Ich weiß nicht, in welcher Stadt er gelebt hat. Seine Frau verdiente als Zuschneiderin das meiste Geld fürs Leben. Ihre Tochter Marina, verheiratete Almagor, lebte in Tel Aviv und hatte einen Sohn und eine Tochter. Ich weiß nicht, ob Marina noch in Tel Aviv lebt; ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr.

Tante Ella, eine Schwester meiner Mutter, heiratete den Ingenieur Leo Ofner, der in Zagreb als Vertreter für Semperit [österreichische Gummifabrik] arbeitete und 1934 oder 1935 - er war erst 45 Jahre alt - an einem Herzinfarkt starb.

Sie hatten eine Tochter Vlasta, die am 8. Juli 1923 geboren wurde. Tante Ella, so meinte meine Mutter, war die Klügste der Schwestern und sie respektierte sie als ältere Schwester und als gescheite Person. Wir nannten Tante Ella immer Tante Wasserfall, denn wenn sie anfing zu reden, konnte sie nicht mehr aufhören.

Vlasta, meine Cousine, war kaum zehn Jahre alt, als ihr Vater starb. Sie wurde dann von der ganzen Familie behütet und verwöhnt. Vlasta heiratete in Zagreb den Juristen Dr. Zeljko Lederer. Aber noch während der Flitterwochen verließ sie ihn mit einem anderen Mann.

Doktor Lederer wurde später in Israel ein bekannter Jurist, der auch publizierte und einen hochrangigen Posten im israelischen Außenministerium bekleidete. Vlasta überlebte den Holocaust in der Schweiz und auch Tante Ella überlebte. Ich weiß aber weder wo noch wie. Ich sah sie gleich nach dem Krieg in Zagreb.

1948 emigrierten sie gemeinsam nach Israel. Vlasta heiratete in Israel einen Mann, der sie furchtbar schlug. Sie ließ sich scheiden und begann eine Ausbildung als Krankenschwester mit einer neurologischen Spezialisierung.

Ungefähr 1950 ging sie nach Amerika und beendete dort ihre Ausbildung. Sie war noch einige Male verheiratet und lebt jetzt in London. Ihre Tochter Inge arbeitet bei der British Telecom und ist mit einem portugiesischen Banker verheiratet. Tante Ella starb vor ungefähr 15 Jahren in Jerusalem.

Tante Zlata und ihr Ehemann Iso Rudovic aus Lemberg [Lwiw, Ukraine] sahen rechtzeitig, das sich schlimme Zeiten nähern. Sie besaßen in Zagreb eine Textilfabrik, in der Spitzen hergestellt wurden. 1940 beschlossen sie, mit ihren Söhnen Mladen und Branko nach Palästina zu fliehen.

Beide Söhne sind jünger als ich. Mladen, der Ältere, war damals ungefähr zwölf Jahre alt. Zlata und die Söhne fuhren nach Palästina und Onkel Iso wollte das Vermögen retten, um es irgendwie mitzunehmen. Er floh Ende 1942,

Anfang 1943 nach Bulgarien und wurde an der türkischen Grenze mit einem Buch, in dem er Goldstücke versteckt hatte, gefasst. Niemand hörte je wieder von ihm. Zlatas Söhne hebräisierten ihre Namen. Mladen wurde Schlomo Israeli und Branko wurde zu Michael Israeli. Beide waren bei der Haganah 1 und danach beim israelischen Militär.

Mladen, der Ältere, war Offizier in der Armee und nach seiner Zeit im Militär Vertreter der Rüstungsindustrie. Er lebt heute in Rechovot. Michael war beim Transportwesen in der Armee und lebt heute in Karne-Yosef. Mladen, bzw. Schlomo heiratete Jael, eine Überlebende des Warschauer Ghettos.

Jael wurde mit ihrer Mutter und vielen Gefangenen des Warschauer Ghettos aus dem Ghetto zum Erschießen geführt, aber sie überlebte schwer verletzt. Ein polnischer Arbeiter fand die Elfjährige und rettete sie. Ihr Vater war zu dieser Zeit in der Sowjetunion. Entweder ist er dorthin geflohen oder er ist von den Russen, die sich seit dem Hitler- Stalin Pakt 2 mit den Deutschen Polen geteilt hatten, verschleppt worden. Man könnte einen ganzen Roman über Jael schreiben. Von einem russischen Offizier wurde sie nach dem Krieg aus einem Waisenhaus in Südpolen in ein Waisenhaus in die Sowjetunion gebracht.

Einmal kamen die Symphoniker aus Moskau in das Waisenhaus und musizierten für die Kinder. Der Pianist war ein Cousin Jaels und er erkannte sie. Wie er nach Moskau kam, weiß ich nicht, aber so wurde die Geschichte erzählt. Er brachte Jael, sie war zu der Zeit eine Jugendliche, nach Israel. Sein Name war Baxt und er wurde ein bekannter Pianist in England.

Später fand man Jaels Vater und er schloss sich seiner Tochter in Israel an. Schlomo und Jael haben mehrere Kinder, aber ich kenne nur ihren ältesten Sohn Doron. Jael war ein sehr schwieriger Typ, was bei der Lebensgeschichte nicht verwunderlich ist. Die Ehe zwischen Schlomo und Jael ging auseinander. Michael heiratete eine der nettesten israelischen Frauen, die man sich vorstellen kann.

Ahuva ist Lehrerin für Hebräisch und stammt aus einer ganz alten israelischen Familie, die seit sechs Generationen in Israel lebt. Jahrzehntelang beschäftigte sie sich mit den Olim, wie man die Neueinwanderer in Israel nennt, und brachte ihnen hebräisch bei.

Auch sie haben Kinder, aber alle die Kinder meiner Verwandten in Israel sind irgendwie rauhe Diamanten gewesen, sehr israelische Jugendliche, Sabres 3, wie man sie nennt; außen stachlig und innen süß. Meine Frau und ich hatten damit Probleme, wir konnten mit ihnen keinen wirklichen Kontakt bekommen.

Die jüngste Schwester meiner Mutter hieß Nada. Nada verliebte sich in einen ehemaligen Offizier, der nach dem Krieg als Chauffeur gearbeitet hat und für meinen Großvater nicht der passende gesellschaftliche Umgang für seine Tochter war. Er verweigerte ihr die Erlaubnis, ihren Geliebten zu heiraten. Die beiden flohen, woraufhin mein Großvater sie durch seine zwei Schwiegersöhne verfolgen ließ. In Kranjska Gora, in der Nähe der österreichischen Grenze, fanden sie die beiden tot; sie hatten sich erschossen. Das war im Jahre 1924. Ich war damals ein Jahr alt.

Meine Mutter Zora, geborene Frank, wurde am 18. Februar 1900 in Tovarnik in Slawonien geboren. Nachdem meine Mutter das Mädchenpensionat im Jahre 1918 beendet hatte, beschloss mein Großvater, sie an meinen Vater zu verheiraten. Mein Vater war 16 Jahre älter als sie und sie wollte ihn nicht. Aber dem Großvater gefiel mein Vater als Schwiegersohn, denn der war ein aufsteigender Kaufmann. In der jüdischen Gemeinde in Zagreb, die nie sehr groß war, gab es cirka acht bis neuntausend Juden. Vielleicht kannte mein Großvater meinen Vater von dort, oder sie waren sich geschäftlich begegnet, denn die Kaufleute kannten sich untereinander.

Der Großvater hatte genug Mitgift für seine Töchter und so verheiratete er sie, wie es ihm passte. Meine Mutter war an einem ganz anderen jungen Mann interessiert, der später nach Uruguay emigrierte. Ich nehme an, meine Eltern kannten sich bereits vor der Hochzeit, aber meine Mutter hatte diese Verbindung ganz bestimmt nicht gewollt, denn auch intellektuell passte mein Vater nicht zu ihr. Aber der Großvater setzte seinen Willen immer durch, solange er konnte und als er nicht mehr konnte, wählte er den Freitod.

  • Meine Kindheit

Ich wurde am 7. Januar 1923 in Zagreb geboren und mein Bruder Drago kam zwei Jahre später, am 29. Dezember 1924, ebenfalls in Zagreb auf die Welt. Als ich vier Jahre alt war, wurden mir die Mandeln heraus genommen und als ich in die Schule kommen sollte, wurde entdeckt, dass ich eine tuberkuloseähnliche Krankheit hatte. Daraufhin fuhr ich mit meiner Mutter in ein Sanatorium in Arosa in der Schweiz. Die Reise dorthin war für mich sehr spannend.

Es war der Winter 1929, der besonders kalt war, und unser Zug blieb wegen der fantastischen Kälte stecken. Wir saßen die ganze Nacht im Zug und das gefiel mir. Als wir weiterfuhren, sah ich in der Schweiz das erste Mal eine elektrische Eisenbahn. Das war ein ganz großes Erlebnis für einen sechsjährigen Buben. Während des Kuraufenthalts - ich war ein sehr frühreifes Kind und las bereits Zeitungen - entdeckte ich die Todesanzeige meines Urgroßvaters, des Kaufmanns Michael Frisch. Ich erinnere mich auch, dass ich eine Rodel hatte und die Kontrolle über die Rodel verlor und über die Stiegen eines Hotels in die Küche gelangte.

Ein Jahr Schule hatte ich durch die Krankheit verloren, und meine Eltern schickten mich in eine Privatschule. Das war eine kleine Schule. Ich glaube wir waren nur zehn oder fünfzehn Kinder in der Klasse, Mädchen und Burschen zusammen. Ich war ein kleines Wunderkind, ich kannte zum Beispiel schon im Alter von zwei, drei Jahren die Nummern der Straßenbahnen und konnte lesen, wohin sie fuhren.

Was mir aber überhaupt nicht passte war, dass meine Mutter so öffentlich stolz darauf war: Mein Sohn, das Wunderkind! Ich schämte mich, wenn meine Mutter mich immer wieder vorzeigte; ich bekam richtige Komplexe. Meine Mutter war sogar stolz darauf, dass ich ein Spinatesser war und sie verkündete auch das vor allen Leuten laut im Restaurant, etwa so: 'Schaut her, mein Sohn der Spinatesser!'

Beim Klavier spielen allerdings scheiterte ich. Ich habe wirklich kein Talent für Musik. Und sogar unsere Nachbarn protestierten, wenn ich übte. Mein Bruder spielte auch nicht besonders gut und so gaben wir es auf. Aber ich las sehr gern und sehr viel:

Dr. Doolittle, Winnetou - überhaupt Karl May vom ersten bis zum letzten Band - später auch sehr viel Arthur Schnitzler, denn meine Mutter hatte durch die vielen Jahre, die sie in Österreich während ihrer Kindheit und Jugend verbrachte, eine starke Beziehung zu Österreich. Es ist furchtbar, wenn man auf den Fotos aus meiner Kindheit sieht, was sie aus uns gemacht hat. Ein Schneider aus Wien kam extra nach Zagreb und fertigte richtige Lederhosen für uns an und dazu trugen wir Stutzen. Aber auch etwas Gutes war daran: ich spreche Deutsch.

Wenn ich meinen Eltern sagte, welche Bücher ich lesen wollte, bekam ich sie. Ich ging schon als Kind mit unserer Erzieherin in die Buchhandlung. Ich wählte die Bücher aus und sie kaufte sie. Mein Bruder eiferte mir nach, aber er war nicht so gut wie ich in der Schule und deshalb immer eifersüchtig auf mich. Es gab oft Streitereien.

Ich war kein sehr guter älterer Bruder, denn ich provozierte und schlug ihn sogar. Einmal habe ich ihm mit dem Bleistift fast ein Auge ausgestochen. Natürlich wollte ich das nicht, aber so war es. Ich war eben das Vorzeigekind, das machte böses Blut. Erst als wir viel älter waren, kamen wir uns nahe.

Meine Mutter fuhr mit uns Kindern zusammen in den Urlaub; mein Vater kam nie mit. Jedes Jahr verbrachten wir ein, zwei Wochen in den Bergen und ein, zwei Wochen am Meer in Jugoslawien. Als ich 14 Jahre alt war, fuhr ich mit meiner Mutter nach Venedig, Florenz und in andere italienische Städte. Wir waren aber auch oft in Österreich, in Schladming [Dachstein-Tauern-Region], auf dem Semmering 4 und in anderen Erholungsorten. Ich erinnere mich, ich war 1937 über Weihnachten sogar im 'Theater an der Wien' und hörte Zarah Leander 5.

Wenn ich jetzt daran denke, so gab es verschiedene Gründe dafür, warum mein Vater nie dabei war. Erstens musste er im Geschäft bleiben und zweitens war die Beziehung meiner Eltern nicht die beste. Das spürte ich bereits sehr früh, denn meine Mutter redete oft abfällig über meinen Vater, was nicht gut für uns Kinder war und einer der Gründe dafür, dass ich mich sehr bald von der Familie losgesagt habe. Ich distanzierte mich bereits sehr früh von meinen Eltern und wurde selbstständig. Es gab einen Lehrer, einen Mathematikprofessor, mit dem ich ab dieser Zeit im Sommer ans Meer fuhr. Das akzeptierten meine Eltern auch.

Ich war in der Schule ein sehr guter Schüler, ich war immer der Klasseprimus, aber das war nicht nur gut für mich, denn die anderen Kinder sagten, ich sei ein Streber und mieden mich. Aber das Lernen fiel mir so leicht, zu leicht - wenn es so etwas gibt - denn ich musste mich überhaupt nicht anstrengen.

Im Jahre 1936, ich war 13 Jahre alt, nahm sich mein Großvater das Leben; er legte sich in die Badewanne, nachdem er den Gashahn geöffnet und Gift genommen hatte. Meine, von ihm so sehr geliebte Großmutter, war ein Jahr davor gestorben. Dazu kam, dass der Großvater Probleme mit seinen Schwiegersöhnen hatte; sie waren sich nicht einig über die Geschäftspolitik: Trotzdem sie keine gemeinsame Unternehmen hatten, mischte er sich ein und es gab Spannungen. Geschäftlich ging es ihm auch nicht sehr gut.

Schon als Kind erlebte ich sehr stark den bestehenden Judenhass. Als ich sechs war, haben mich auf dem Spielplatz im Park andere Jungen als 'dreckiger Jude' beschimpft. Dieser Antisemitismus hatte natürlich einen großen Einfluss auf mich. Ich war bereits in den unteren Klassen des Gymnasiums politisch sehr aufgeweckt.

Ich war zehn, als ich am 30. Januar 1933 Hitlers Rede als deutscher Kanzler gehört habe. Diese Rede beeinflusste mich sehr. Der Antisemitismus kam eindeutig heraus, eine persönliche Gefahr spürte ich noch nicht, aber ich wusste bereits, dass Juden anders sind und von den Nichtjuden nicht angenommen werden.

Dass man als Jude nicht akzeptiert wird, bekam ich auch in der ersten Gymnasiumsklasse zu spüren. Ich wollte mich in einer Organisation engagieren, die hieß die 'Adriawacht' 6. Die Jahrgänge im Gymnasium waren in parallele A, B und C Klassen unterteilt: A und C waren für Kinder römisch-katholischen Glaubens und B war für Kinder jüdischen, protestantischen, serbisch- orthodoxen und moslemischen Glaubens. Das war ein tolles Gemisch! Ich ging aus meiner B- Klasse in eine A- Klasse, um für die 'Adriatische Wacht' zu agitieren. Das hatte überhaupt nichts mit dem Judentum zu tun, aber die Kinder der A-Klasse schmissen mich hinaus wie ein Stück Dreck. Ich war damals zehn Jahre alt und sehr allein mit dieser Problematik, denn meinen Eltern erzählte ich nichts davon. Das ist schwer zu verstehen, aber ich hatte wirklich eine sehr schlechte, sehr schwache Beziehung zu meinen Eltern. Später bereute ich, dass ich nicht offener zu den Eltern war, nicht mehr auf sie zuging.

Gemeinsam mit einem anderen Burschen gab ich im Alter von 14 Jahren eine Zeitschrift heraus, die wir selber zusammenstellten. Das war eine politische Zeitschrift mit literarischen Beilagen, die wir selber schrieben.

An meine Bar Mitzwa 7 kann ich mich noch erinnern. Es war schön, die Geschenke zu bekommen. Ich hatte ja ab der 1. Klasse Gymnasium jüdischen Religionsunterricht. Der Religionslehrer Freiberger, der später Rabbiner wurde, kam wöchentlich in unsere Schule. Wir waren ein Klasse, in der die jüdischen Kinder desselben Jahrgangs aus meinem und aus anderen Gymnasien unterrichtet wurden.

Der Unterricht interessierte mich genauso, wie mich jeder Unterricht interessierte. Religiös wurde ich aber dadurch nicht. Wir lernten auch etwas hebräisch, und bei meiner Bar Mitzwa las ich aus der Torah vor. Das war das letzte Mal, dass ich aus religiösen Gründen in der Synagoge war. Zu Hause gab es dann eine Feier mit vielen jüdischen, aber auch nichtjüdischen Schulkollegen. Es gab viel zu Essen und es kamen Verwandte und Freunde mit vielen Geschenken.

Ich hatte keine schöne Kindheit; die Beziehungen zwischen den Erwachsenen und mir stimmten überhaupt nicht. Sicher gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen schlechten Beziehungen und der Tatsache, dass ich Kommunist wurde. Im Alter von 14 Jahren las ich bereits Marx, Lenin und Feuerbach 8, schrieb die Familie und die Gesellschaft ab und glaubte, das alles ganz anders gemacht werden müsse.

Meine Mutter steckte praktisch ein Drittel des Familieneinkommens in die Lebensversicherung meines Vaters, denn mein Vater war krank, und sie hatte Angst, er könnte sterben und sie würde ohne Geld bleiben. Ich fand das ekelhaft. Ich hatte eine ganz andere Weltsicht und Weltanschauung. Damals konnte ich 'diese bürgerliche Welt' einfach nicht ertragen. Heute meine ich, ich war wahrscheinlich ein unverschämter Rotzbub. Später sah ich das etwas anders und es wurde mir klar, dass die Welt nicht so war, wie es in meinen Büchern geschrieben stand.

Im Jahre 1938, nach der fünften Klasse Gymnasium - die Deutschen waren schon in Österreich einmarschiert - sagte ich zu meinen Eltern, dass ich nach Paris aufs Lycee gehen möchte. Meine Eltern waren einverstanden, und da wir eine wohlhabende Familie waren, konnten sie es sich auch leisten, mich nach Paris zu schicken. Was um mich herum passierte war bedrohlich, und ich wollte nicht in Zagreb bleiben und zusehen. In Paris kam ich in der Nacht an, in der das Münchner Abkommen 9 unterschrieben wurde. Paris war total verdunkelt. Ich stand mit einem jungen Mann, einem iranischen Juden, im Hof des Internats des Lycee. Das waren die Eindrücke, die ich im Alter von 15 Jahren hatte. Die Kriegsvorbereitungen waren auch in Paris nicht zu übersehen.

Zuerst ging ich im Lycee in die dritte Klasse und nach zwei Trimestern wurde ich in die erste Klasse befördert. Ich war sehr erfolgreich und nach dem ersten Jahr machte ich bereits meine Matura mit Auszeichnung.

  • Während des Krieges

Am 1.September 1939, als der Krieg ausbrach, war ich gerade für eine Woche in Dubrovnik in den Ferien. Ich bestieg das erste Mal in meinem Leben ein Flugzeug, ein kleines Propellerflugzeug, um nach Zagreb zu fliegen. Ich erinnere mich, das Flugzeug war voll deutscher Urlauber, die zurück nach Deutschland flogen.

Von dem Moment an verfolgten wir mit größter Spannung jede Entwicklung, um zu sehen, was passiert. Meine Familie dachte noch nicht an Flucht, aber man wusste, früher oder später kommen die Deutschen auch nach Jugoslawien. Man wusste aber nicht, wie man sich darauf vorzubereiten hatte, und meine Eltern und ich hatten auch sehr verschiedener Ansichten darüber.

Meine Eltern wollten glauben, die Ereignisse würden an ihnen vorüber ziehen. Meine Mutter war Zionistin und Mitglied der WIZO 10. Meine Eltern hatten sogar ein wenig Land und Aktien in Palästina gekauft. Mein Vater war das Gegenteil meiner Mutter; er war Führungsmitglied der Assimilierten-Fraktion der Gemeinde. Wahrscheinlich wären sie nach Palästina gegangen, wenn nicht mein Bruder und ich so antizionistisch eingestellt gewesen wären.

Ich wusste, ich muss weg! Ich hatte mit einem Chemiestudium begonnen und auf der Universität gab es schon Schlägereien mit den Faschisten. Das Chemiestudium hatte ich mir ausgesucht, denn ich interessierte mich dafür, und ich folgte meinen älteren Cousin Slavko, der schon Chemie studierte.

Wir hatten gemeinsam ein kleines Labor in dem Haus, in dem nach dem Verkauf unseres großen Hauses mein Onkel Antun und seine Familie lebte. Sehr bald kam der Numerus Clausus für Juden und wir durften nicht mehr mit den anderen Studenten im Labor arbeiten. Während der Studienferien erlaubte man uns aber, im Labor zu sein; die Deutschen waren noch nicht in Jugoslawien.

Dann kam das Jahr 1941. Am 25. März 1941 unterschrieb die jugoslawische Regierung in Berchtesgaden den Beitritt zum Dreimächtepakt 11. Zwei Tage später fand ein Putsch statt, die Regierung wurde abgelöst, und es fanden große Demonstrationen statt.

Nur wenige Tage später war Belgrad das Ziel fürchterlicher Bombardierungen und Zerstörungen. Die Bombenangriffe der deutschen Luftwaffe am 6. und 7. April 1941 forderten 2274 Menschenopfer und die Zahl der Verwundeten war um das mehrfache größer. Das war der Beginn der vierjährigen Okkupation der Stadt. Deutsche Truppen marschierten am 12. April 1941 in Belgrad ein, ohne auf Widerstand zu stoßen.

Am 28. März waren mein Bruder, mein Cousin Slavko und ich in der vergeblichen Hoffnung nach Dubrovnik gefahren, irgendein Schiff finden zu finden, um Jugoslawien verlassen und uns retten zu können.

Als der Krieg begann, habe ich mich freiwillig in die Armee gemeldet. Der Feldwebel sagte zu mir, ich käme zu früh. Später schickte er uns in ein Dorf in der Herzegowina. Bevor wir in das Dorf kamen, waren schon die Ustascha 12 dort. Wir flohen nach Boka Kotorska [italienisch Cattaro] in Süddalmatien, weil wir gehört hatten, dass man von dort vielleicht fliehen könne.

Englische U-Boote kamen in die Bucht von Cattaro, aber nahmen uns nicht mit, sondern Minister und Generäle. Daraufhin gingen wir nach Norden, nach Dubrovnik und nach Split. Mein Bruder blieb in Split und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten, zum Beispiel als Fotograf, durch. Ich fuhr mit meinem Cousin Slavko und Izahar Danon, einem sephardischen Juden aus Sarajewo, auf einem Schiff nach Rijeka.

Auf dem Schiff wurden wir verhaftet, weil wir Dokumente bei uns hatten, aus denen zu ersehen war, dass wir Geld für die 'Partei des arbeitenden Volkes', das war ein Deckname für die Kommunistische Partei, sammelten. Auf dem Schiff waren auch reiche jüdische Familien aus Belgrad. Sie bestachen die Polizeikommandanten von Fijume und Riejka und kauften sich frei. Wir hatten nichts und wurden von Italienern verhaftet. Das war am 25. Mai 1941.

Der Bruder meines Großvaters mütterlicherseits hieß Dr. Geza Frank. Er war ein sehr bekannter Rechtsanwalt in Zagreb und der Prinzipal [Lehrherr] des späteren Judenfeindes und Judenmörders Pavelic. Geza Frank und seine Frau Steffi wurden verhaftet und auf der Insel Pak lebendig unter Kalk begraben und so ermordet. Sein Sohn, Dr. Sascha Frank, war Rechtsanwalt und Offizier in der jugoslawischen Armee.

Als wir uns Anfang Mai, bevor ich verhaftet wurde, begegneten, waren die 'Nürnberger Gesetze' 13 gerade in Kroatien in Kraft getreten. Ich war 18 und er war 40 und ich sagte zu ihm: 'Sascha, geh nicht zurück nach Kroatien!' Aber er glaubte, ihm könne nichts passieren, weil sein Vater ein so nahes Verhältnis zu Hitlers Statthalter in Kroatien gehabt hatte. Er verschwand ebenso wie sein Bruder Fedor und dessen drei Söhne. Der Ehefrau vom Sascha, Stanka, gelang mit den drei Töchtern die Flucht in die Schweiz.

Wir waren zuerst freie Internierte in Padua. Wir mussten uns jeden zweiten Tag bei der Polizei melden. Dann wurde ich in das Lager Ferramonti di Tarsia 14 im Süden Italiens, geschickt. Das war ein Lager für sogenannte zivile Kriegsinternierte. Im Lager, das sowohl von Juden und Nichtjuden bewohnt wurde, herrschten die Moskitos. Der Prozentsatz der Juden war hoch.

Auch Juden aus Deutschland und aus Polen und verschiedenen anderen Ländern waren in dem Lager. Aber auch ein nichtjüdischer französischer General, Griechen und italienische Kommunisten waren dort eingesperrt, insgesamt ungefähr zweitausend Menschen. Wegen der Mücken kamen auf zweitausend Inhaftierte 600 Malariafälle. Auch ich erkrankte an Malaria.

Im Juli 1943 brachen fünfzig Inhaftierte, geführt von den Kommunisten, aus dem Lager aus. Ich war dabei. Wir organisierten zwei Partisanengruppen in den kalabrischen Bergen. Inzwischen war auch mein Bruder über San Giovanni Don Bosco, wo sich meine Eltern zu dieser Zeit aufhielten, in das Lager Ferramoniti di Tarsia gebracht worden. Er blieb dort, bis der Krieg in dieser Gegend vorbei war.

Bis zu seiner Rückkehr 1945 nach Jugoslawien blieb er in einem DP-Lager [Einrichtungen zur vorübergehenden Unterbringung so genannter 'Displaced Persons' nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs]. 1945 ging er nach Belgrad. Er arbeitete zuerst am Belgrader Flughafen als Sicherheitsbeauftragter und studierte dann Jura.

Als die Alliierten im September 1943 auf dem Festland von Italien landeten, versuchten wir mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Da ich englisch, französisch und italienisch sprach, wurde ich zu diesem Zweck durch die deutschen Linien geschickt. Es gelang mir auch, aber die ersten, denen ich begegnete, waren Südafrikaner, die mir kein Wort glaubten und mich zurückschickten.

Beim zweiten Versuch traf ich auf einen intelligenten englischen Nachrichtenoffizier, der von den Partisanen wusste. Als dann die Alliierten über die kalabrischen Berge vordrangen, bekamen wir Uniformen und wurden als jugoslawische Partisanen anerkannt.

Im Winter 1944 wurde ich von der Royal Air Force ins befreite Gebiet Jugoslawiens transportiert. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende des Krieges im Mai 1945 war ich bei den Partisanen.

Meine Eltern wurden nach dem Einmarsch der Deutschen im Konzentrationslager bei Zagreb eingesperrt. Irgendjemand - ich weiß bis heute nicht, wer - holte sie heraus und ermöglichte ihnen, in das italienisch okkupierte Gebiet Jugoslawiens zu gehen, wo die Juden einigermaßen geschützt waren. Die Italiener waren diesbezüglich humaner und großzügiger und haben den Leuten erlaubt, zu überleben.

Meine Eltern wurden dann in San Giovanni Don Bosco, Provinz Asti, im Piemont interniert. Dort hielten sie sich auf, bis Italien kapitulierte. Als dann der nördliche Teil Italiens, in dem sich meine Eltern befanden, von den Deutschen total okkupiert wurde, flüchteten meine Eltern zu Fuß über die Alpen in die Schweiz, obwohl mein Vater zu dieser Zeit schon ein ziemlich alter und kranker Mann war. Dort blieben sie bis Ende des Krieges. Im folgenden Sommer gingen sie nach Zagreb zurück.

Mein Vater starb 1964 im Alter von 80, meine Mutter starb 1977 im Alter von 77 Jahren.

Nach dem Krieg

Wegen meiner Sprachkenntnisse wurde ich nach Ende des Krieges rasch demobilisiert und bekam einen Posten im Informationsministerium in Belgrad als Kontaktmann und Chef der Auslandspresseabteilung. Von den westlichen Korrespondenten wurde ich allerdings als 'kommunistischer Bengel' bezeichnet.

Das erste Mal heiratete ich im Jahre 1946 in Belgrad. Meine Frau war Jüdin und hieß Judita Kraus. Während des Krieges war sie mit ihrer Familie in den italienisch okkupierten Teil Jugoslawiens geflüchtet. Ihr Vater war Zahnarzt und ein alter Kommunist aus dem kroatischen Osijek.

In der Stadt Osijek gab es vor dem Krieg eine große jüdische Gemeinde. Sie und ihr Vater schlossen sich der Partisanenbewegung an und unter schwersten Bedingungen arbeitete er als Arzt und sie als Krankenschwester. Als bereits Kontakte mit den Alliierten existierten, wurde Judita mit einer Gruppe von jugoslawischen Partisanen, besonders Mädchen und Kindern, nach Malta evakuiert.

Im Jahre1944, noch während des Krieges, wurden sie auf die bereits befreite Insel Vis in Jugoslawien gebracht.

Wir heirateten nicht jüdisch. Meine Frau bestand sogar darauf, in Bergsteigerschuhen zum Standesamt zu gehen. Sie wollte damit demonstrieren, dass wir weder religiös noch bourgeois waren. Unsere Tochter Sanja Baum wurde am 15. Dezember 1948 in Belgrad geboren.

Natürlich fand ich sehr bald heraus, dass ich unter den Kommunisten ständig unter Verdacht war, weil ich in vielen Dingen andere Ansichten hatte, und weil ich aus einer bürgerlichen Familie stammte. Das war der Grund, warum ich in jedem Abschnitt meines Lebens im neuen Jugoslawien Schwierigkeiten hatte. Zwar war ich Mitglied der Kommunistischen Partei, aber ich entsprach nicht ihren Vorstellungen eines 'guten' Genossen.

Im Jahre 1949, als ich im Institut für Internationale Politik und Ökonomie arbeitete, lernte ich Wolfgang Leonhard 15 kennen, als er, nachdem der damalige jugoslawische Präsident Tito 16 den Bruch mit Moskau vollzogen hatte, aus der sowjetisch besetzten Zone Berlins über Jugoslawien in die Bundesrepublik Deutschland floh. Das war für mich eine sehr interessante Begegnung. Ich besitze sein Buch 'Die Revolution entlässt ihre Kinder' und schätze Wolfgang Leonhard bis heute.

Es fing mit meiner Sekretärin an. Sie war sehr nett. Sie war Jüdin, hieß Eva Biro, geb. Rosenfeld, und war in einem Lager, das die Russen befreit hatten, von diesen vergewaltigt worden, als sie ihre jüngere Schwester zu schützen versuchte. Als diese Sekretärin ein paar Nylonstrümpfe von einem ausländischen Journalisten geschenkt bekommen hatte, wurde mir vorgeworfen, weder dagegen protestiert noch sie angezeigt zu haben. So fing das an! Und dann schützte ich einen Kollegen, weil er einen Russen in der Nacht erschossen hatte, als der eine Frau angriff. Das vertuschte ich. Nach einer gewissen Zeit war ich denen im Ministerium suspekt: Er spricht zu viele Sprachen, er hat Kontakte mit dem Westen, er ist nicht genügend wachsam!

1946 fuhr ich als Pressesekretär der jugoslawischen Delegation zur Friedenskonferenz nach Paris. Da musste ich Kontakte zur westlichen Presse pflegen, denn ich hielt Pressekonferenzen in französischer und englischer Sprache ab. In Paris ließen mir Leute von der Hagana [militärische Untergrundorganisation in Palästina] bei einem kleinen Schneider meinen ersten richtigen Anzug anfertigen. Ich hatte 1946 gemeinsam mit Edo Brajnik, einem slowenischen Kommunisten, geholfen, illegal 50.000 Juden aus Osteuropa nach Palästina einzuschmuggeln.

Das war eine große Angelegenheit, die konspirativ durchgeführt werden musste. Wie das genau vor sich ging, weiß ich nicht. Ich war die helfende Hand dieses Slowenen, der alles organisierte. Dem Slowenen wurde später von denselben Leuten geholfen. Er war schwer herzkrank. Man organisierte für ihn eine erfolgreiche Herzoperation in den USA, in Houston. Alles aus Dankbarkeit für das, was er in der Vergangenheit für osteuropäische Juden getan hatte.

Nach dieser Friedenskonferenz drängte man mich beruflich auf die Seite. Als es 1948 zum Bruch zwischen Tito und Stalin kam, wurde ich von den besonders Wachsamen beschuldigt, gleichzeitig Stalinist und imperialistischer Spion zu sein. Daraufhin wurde ich aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und nach Zagreb strafversetzt, das war 1951. Zuerst sagte meine Frau, die einen Posten im Ministerium für Kultur hatte, sie komme mit mir. Wir packten gemeinsam die Sachen, doch im letzten Moment entschloss sie sich, in Belgrad zu bleiben.

In Zagreb begann für mich eine ganz neue Karriere. Ich wurde nach zwei Jahren Chefredakteur aller Sprachsendungen bei Radio Zagreb. Während dieser Zeit lernte ich Menachem Meir, den Sohn der späteren Premierministerin Israels Golda Meir, kennen. Er wohnte mit seiner Frau Hannah in Untermiete bei meiner Mutter und studierte bei dem berühmten Cellisten Antonio Janigro. Von Zagreb ging er nach Prades in Frankreich und setzte sein Studium bei dem berühmten spanischen Cellisten, Komponisten und Dirigenten Pablo Casals fort.

Als Korrespondent bereiste ich von 1953 bis 1955 jeden Sommer Westeuropa und interviewte wichtige politische Persönlichkeiten: Guy Mollet, zu dieser Zeit Generalsekretär der französischen Sozialisten und von 1956 bis 1957 Ministerpräsident Frankreich, Hugh Gaitskell, Parteiführer der Labour- Rechten und Parlamentsmitglied in Großbritannien und den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer. So suchte ich für mich einen Ausweg aus der Situation, in der ich mich befand und ich fand ihn: 1955 wurde ich Korrespondent und Austauschstudent in China.

Ich habe ein Buch über China in dieser Zeit geschrieben. Es ist schwer, das Leben im damaligen China in wenige Worte zu fassen: China war 1955 ein postrevolutionäres Land noch vor der Kulturrevolution, es war politisch noch nicht so arg; Kampagnen kamen und verebbten wie Wellen.

1955 war die Situation an der Universität in Peking, wo ich wohnte, folgende: Chinesen, die aus sogenannten besser stehenden bäuerlichen Schichten kamen, wurden intensiver Gehirnwäsche ausgesetzt, was zu einer Anzahl von Selbstmorden führte; es war schlimm. Die Ausländer waren besser gestellt als die Heimischen.

Da waren ziemlich viele Ostdeutsche, die mussten verheiratet sein und sich für sieben Jahre verpflichten, in China zu bleiben. Ich war unter den jungen Diplomanten einer der älteren. Die meisten waren in den Zwanzigern und ich war Anfang dreißig. Ich wusste, China halte ich nicht mehr als ein paar Jahre aus.

Ich wohnte auf dem Campus und studierte acht Stunden täglich die chinesische Sprache. Der Campus war mit der Hilfe Harvard University für eine kleinere Zahl Studenten gebaut worden. Nun gab es natürlich viel mehr Studenten, denn das Lernen wurde in China von der Regierung sehr forciert. Der Unterricht war sehr dogmatisch, die chinesischen Studenten lernten sehr viel, aber stur auswendig, um dann wirklich nur zu zitieren - auch in den Wissenschaften.

Der Campus war 18 Kilometer vom Zentrum von Peking entfernt und um irgendwie meine journalistische Arbeit zu tun, brauchte ich ein Fahrrad. Aber zu dieser Zeit gab es nicht einmal Fahrräder in China. Das Fahrrad musste aus Hongkong importiert werden. Ich fuhr mit dem Fahrrad täglich in die Stadt. Bei schlechtem Wetter ließ ich mich mit einer Rikscha fahren. Das war für mich peinlich, von einem anderen Menschen in grässlichem Winter, bei Regen und Schnee, 18 Kilometer weit kutschiert zu werden. Aber ich musste täglich Berichte über China für das jugoslawische Radio und für Zeitungen schreiben.

Unter meinen ausländischen Kollegen waren einige Juden. Es gab einen Rene Goldmann, der von polnischen Juden abstammte und dessen Muttersprache französisch war. Ich wurde eine Art Vaterfigur für ihn. Er war aus einer eher armen Familie, die vor dem Krieg aus Polen nach Luxemburg eingewandert war. Sein Vater arbeitete als Schneider.

Als die Deutschen nach Luxemburg einmarschierten, flohen sie weiter nach Frankreich und zwischen dem okkupierten und nicht okkupierten Frankreich fasste man die Mutter und sie verschwand für immer. Er und sein Vater fuhren nach Lyon und der Vater, der in der Resistance 17 kämpfte, wurde einige Tage vor der Befreiung verhaftet und ermordet. Mein Bekannter war noch ein Kind und man brachte ihn in einem kommunistischen Waisenhaus in Paris unter.

Dort blieb er bis zu seinem 14. Lebensjahr, das war Anfang der 1950er Jahre. Und da er in Polen noch Tanten fand und eigentlich polnischer Jude war, ging er nach Polen. Er besuchte das Gymnasium und fand bald heraus, dass er nicht wie ein Pole sprach, dachte und fühlte. So wurde auch für ihn China der Ausweg. Er war schon lange vor mir in China, absolvierte sein Studium, lernte chinesisch und japanisch und bekam danach bei der UNESCO [UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation] einen Job als Übersetzer von chinesischer Dichtung in die französische Sprache. Nachher entdeckte er einen Onkel in Kanada, übersiedelte dorthin und wurde Professor an der Britisch Columbia Universität in Vancouver. Ich war sehr lange mit ihm im Kontakt, aber als ich ihn in Vancouver besuchte, war er auf einmal zum orthodoxen Juden geworden. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau im Westen Kanadas. Seine Geschichte war wirklich sehr aufregend.

Im Jahre 1956 begegnete ich auf dem 6. Parteitag der KP Chinas dem Regierungschef Mao Tse-tung und gab ihm zweimal die Hand. Ich erinnere mich, dass ich Mao Tse-tungs Händedruck als unangenehm weich empfand. Tschu En-lai war Ministerpräsident und Außenminister und auch ihm begegnete ich auf Pressekonferenzen und Empfängen.

Länger als zwei Jahre hielt ich es in China nicht aus. Anfang bis Ende Januar 1957 hielt ich mich in Vietnam auf. Mit der Eisenbahn fuhr ich drei Tage und vier Nächte von Peking nach Hanoi. Über die vietnamesische Botschaft in Peking war ich offiziell angemeldet und führte ein Gespräch mit Ministerpräsident Pham Van Dang, als plötzlich Ho Chi Minh ins Zimmer trat, mich begrüßte und meine Eindrücke über China erfahren wollte. Ich führte auch ein Gespräch mit General Giap, dem Kommandanten der vietnamesischen Streitkräfte. Über meine Erlebnisse und Erfahrungen aus dieser Reise schrieb ich ein Buch mit dem Titel: 'Der Krieg am Roten Fluss'. Es erschien 1958 in einem Zagreber Verlag.

Als sich die Beziehungen zwischen China und Jugoslawien verschlechterten, wirkte sich das auch auf meine Arbeit aus. Im Frühjahr 1957, nach dem Ungarnaufstand 18, fand ich eine Möglichkeit an Bord eines kleinen 4000- Tonnen-Frachters aus Hongkong zurück nach Jugoslawien zu kommen. Wir waren vier Passagiere, und es war eine sehr lange Reise. Die erste Station war Singapur.

In Peking hatte ich David Marshall, Sohn eines irakischen Börsenmaklers, der sich in Singapur etabliert hatte, kennen gelernt und mit ihm befreundet. Bevor Singapur unabhängig wurde, brauchte man eine provisorische Regierung, denn es gab große Probleme zwischen Chinesen, Malayen und Indern.

David gehörte keinem dieser Völker an, war sozusagen farblos und prädestiniert für das Amt des Chefs der provisorischen Regierung. Er hatte in Oxford studiert, war im Krieg Offizier in der britischen Armee, verbrachte vier Jahre in japanischer Kriegsgefangenschaft und durfte dann nach Singapur. David sagte, wenn ich nach Singapur käme, wäre ich sein Gast, und das war ich dann auch.

Seine Schwester kam mich abholen und das erste, was ich in Singapur sah, war eine jüdische Feier, die Brit Mila 19 eines indonesischen Juden. Da waren Tausend Gäste in allen Farben in dieser Hitze, in diesem großartigen Garten: Deutsche Juden, polnische Juden, russische Juden, irakischer Juden, indische Juden...

Es ging weiter und man ließ uns nicht durch den Suezkanal, denn es war genau die Zeit der Suez-Krise 20, was wiederum einen Vorteil mit sich brachte: es ermöglichte mir, Madagaskar, Südafrika und Senegal zu sehen, bevor ich zurück nach Riejka kam.

Ein Jahr arbeitete ich dann in Belgrad wieder im Institut für Internationale Beziehungen und konnte mich für die UNO engagieren. Sie brauchten jemanden mit ostasiatischen Erfahrungen aus einem blockfreien Land. Das war ein positives Resultat von Jugoslawiens Politik - wir waren blockfrei. Und als Blockfreier bekam ich den Posten in Bangkok, den aber auch nicht viele wollten. Gemeinsam ich mit meiner zweiten Frau, Lubitza Vukadinovic - wir hatten 1958 geheiratet - ging ich nach Bangkok, wo ich drei Jahre arbeitete.

Ich war der einzige in Bangkok, der französisch sprach und ich befasste mich mit den sozialen und politischen Problemen der Entwicklungspolitik in den ehemaligen französischen Kolonien in Indochina: Vietnam, Kambodscha und Laos. Als sich dort war, stand das Mekong-Projekt im Vordergrund.

Der Mekong ist ein großer Fluss, der, von China kommend, über 4000 Kilometer durch Laos, Kambodscha und Vietnam fließt. Der Westen hatte große Pläne, dieses Gebiet gegen den Druck Chinas zu befestigen. Damit war bei der UNO ein französischer Jesuitenpater befasst, der jemanden brauchte, der mit ihm arbeitet. Das war ich.

So kam ich in Kontakt mit Dag Hammarskjöld 21, dem Generalsekretär der UNO, der damals Bangkok und Laos besuchte, und bald danach, 1961, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Pater De Breuvery meinte dann, dass ich mit meinen Erfahrungen in die UNO-Zentrale nach New York gehöre.

So kam es, dass ich mit meiner zweiten Frau nach New York übersiedelte. Meine Ehe war sehr schlecht, und wir trennten uns nach fünf Jahren in New York. Meine Frau fuhr wieder nach Jugoslawien zu ihrer Familie.

Ich arbeitete in der UNO in der Abteilung für wirtschaftliche Angelegenheiten und befasste mich mit den Themen Naturschätze, Energie und Transport. Mehr als 20 Jahre, von 1961 bis 1983 beschäftigte ich mich mit Entwicklungsfragen der Dritten Welt. Während der letzten zehn Jahre war ich Direktor einer Abteilung mit sechzig bis siebzig Mitarbeitern und verwaltete ein großes Budget. Ich hatte sehr interessante Kollegen, mit denen ich auch befreundet war: Zeev Shiftan, war ein Israeli, der vor dem Holocaust in Erfurt [Deutschland] gelebt hatte. Er war ein Wasserspezialist, der die Wasserquellen für Jerusalem fand. Im Jahre 1985 besuchten meine Frau und ich ihn in Jerusalem. Er erzählte uns von seinem Wunsch, noch einmal nach Erfurt zu fahren und die Gräber seiner Vorfahren zu besuchen. Am 4. Februar 1990 fuhr ein israelischer Touristen-Bus zwischen Rafah und Kairo und wurde von Terroristen des Palästinensischen Islamischen Dschihad mit Sturmgewehren attackiert. Elf Personen, davon neun Israelis, darunter unser Freund Zeef Shiftan, wurden getötet, 17 weitere, darunter seine Frau, verletzt. Seinen Wunsch, die Gräber seiner Vorfahren in Erfurt zu besuchen, konnte er sich nicht mehr erfüllen.

Ein anderer Isareli, Uri Golani, war Spezialist für Grundwasser. Er hatte im Laufe von Jahrzehnten wertvolle Erfahrungen über neue Energiequellen, sowie Methoden der Bewässerung gesammelt, die meine Abteilung in anderen Regionen der Welt anwenden konnte.

Ich war in diesen Jahren auf unzähligen Missionen über Umwelt in der ganzen Welt, nahm an unzähligen Konferenzen teil und war Gründer und Chefredakteur der UNO-Zeitschrift 'Natural Recources'.

Mein Bruder wurde zum Exportfachmann und arbeitet in der großen jugoslawischen Exportfirma 'Energoexport'. In den späten 1960er Jahren kam er als Vertreter seiner Firma nach New York. 1948 hatte er in Belgrad Jordana Herlinger, die Tochter des Arztes Ivo Herlinger geheiratet, dessen Sanatorium vor dem Krieg von der Familie Krakauer aus Osijek beliefert worden war, die meiner Tante Tina, der Schwester meines Vaters, gehört hatte.

Jordana musste im Alter von 16 Jahren zusehen, wie in Bosnien lokale Faschisten ihre Mutter ermordeten. Sie wurde eine hervorragende Krankenschwester in der Partisanenbewegung, eine wertvolle Hilfe im Operationssaal und erhielt den militärischen Grad eines Oberstleutnants.

Nach dem Krieg studierte sie in Belgrad Medizin und wurde Ärztin. Ihr Vater gründete nach dem Krieg die medizinische Fakultät in Sarajewo. Sie haben eine Tochter, Zlata, jüdisch Golda. Zlata ist verheiratet, kinderlos und Professorin an einer Kunsthochschule in Baltimore [USA].

Meine dritte Frau, mit der ich seit 41 Jahren zusammenlebe, lernte ich in New York kennen. Sie arbeitete seit 1957 zuerst bei der UNICEF, einer Unterorganisation der Vereinten Nationen und später im UN-Sekretariat. Gemeinsame Freunde machten uns auf einer Party miteinander bekannt. Es hat geklappt, denn seitdem sind wir ein Paar.

Meine Frau wurde 1925 in Hamburg geboren. Sie ist die Tochter des Industriellen und Kaufmanns Hans Wiener und seiner Frau, Effi Jubilate, geborene Daus. Hans Wiener und der Onkel meiner Schwiegermutter, Ernest Fraenkel, besaßen in Hamburg die Firma 'Meyer Adolf Nathan' - Textilien en Gros, in der Strasse Neuer Wall. Ihre Mutter war eine geborene Berlinerin, aber ihre Großmutter kam aus Bradford in England. Meine Frau hatte zwei Schwestern, Leonore und Eva.

1937 flüchtete die Familie nach Belgien, obwohl der Vater wusste, dass es auch in Belgien gefährlich werden könnte, aber sie fanden keinen anderen Zufluchtsort. Der Vater investierte in eine kleine Fabrik und schuf Arbeitsplätze für Belgier. Dafür durften sie in Belgien leben. Das war eine Textilfärberei und -druckerei im Süden von Brüssel.

1940, als die Deutschen einmarschierten, mussten sie weiter flüchten. Der Vater wurde gefangen genommen und im Viehwaggon, ohne Wasser, ohne Toilette nach Südfrankreich transportiert, wo ihn die Familie unter großen Schwierigkeiten wieder fand.

Ihren Eltern glückte es 1941, durch Visa, die ihnen ein Cousin aus Mexiko schickte, über Spanien und Portugal mit einem Schiff nach Havanna und von dort nach Mexiko auszureisen. Fünf Jahre lebte meine Frau in Mexiko, wurde als Sekretärin ausgebildet und übersiedelte 1946 in die USA, nach New York. Die Eltern blieben und starben in Mexiko.

Auch ihre Schwestern lebten in Amerika. Eva, die jüngere studierte Physik in Stanford und kam 1952 bei einem Autounfall ums Leben. Leonore arbeitete als Beamtin bei verschiedenen Fluglinien, ist geschieden, hat keine Kinder und lebt heute 80jährig in Miami.

Im Jahre 1985 fuhren meine Frau und ich zum ersten Mal nach Israel. Ich besuchte meine Cousins Schlomo und Michael und meine Tante Zlata in Israel, die krank war und im Hadassah-Spital in Jerusalem lag.

Die Reise war sehr interessant. Wir besuchten sogar die Westbank und nahmen einen arabischen Autostopper mit. Wir wussten nicht, dass er ein Araber ist, aber das war uns egal, denn wir machen keine Unterschiede aufgrund Rasse oder Religion.

In meiner Jugend war ich Kommunist, Internationalist und Antizionist. Ich glaubte, es wäre besser für die Welt, gäbe es keine Nationalitäten mehr. Natürlich ist das eine Fiktion und jetzt glaube ich, dass Israel existieren muss. Aber meiner Meinung nach hat Israel ein Problem, das sehr schwer lösbar ist und dass es Jahrzehnte dauern wird, bis eine friedliche Lösung gefunden werden wird.

Ich wurde nie ein Amerikaner. Ich mochte das Leben in New York nicht und ich fand es schwer als älterer Mensch dort zu leben. Amerika wurde nicht zu meiner Heimat. Wir wollten zurück nach Europa. Nach meiner Pensionierung, Ende Juli 1983, zogen wir nach Österreich. In Wien arbeitete ich noch zwölf Jahre als Korrespondent der Zeitschrift 'Petroleum Economist', die energiewirtschaftliche Probleme behandelt. So zum Beispiel, interviewte ich 1985 den damaligen israelischen Minister für Energie und Infrastruktur Moshe Shachal.

Wien war eine Kompromisslösung, nicht die Nummer eins. Ich habe noch Verwandte in Jugoslawien. Das hat mich interessiert und außerdem ist in Wien ein UNO-Zentrum, das mir Arbeit anbot. Da ich mich den größten Teil meines Lebens mit Energiewirtschaft befasste, und mir in Wien die Möglichkeit geboten wurde noch aktiv zu bleiben, kamen wir her. Ich fühlte mich nicht total fremd, weil ich ja als Kind vor dem Krieg in Österreich war.

Aber wenn man mit über sechzig Jahren in ein anderes Land kommt, in dem man keine wirklichen Wurzeln hat, ist es sehr schwer, einen Freundeskreis aufzubauen; hier gibt es keine Kinder aus meiner Klasse. Für manche Menschen ist das schwieriger als für andere. Ich kann irgendwie damit leben, aber vielen Leuten fehlt dann das so genannte soziale, das gesellschaftliche Leben.

Meine Tochter Sanja hat Theaterwissenschaften und Regie studiert. Ich flog von Stockholm, von der ersten Umweltkonferenz der UNO, über Jugoslawien nach New York zurück, um die Diplomarbeit meiner Tochter im größten Theater in Belgrad zu sehen. Das war 'Doktor Faustus' von Christopher Marlowe, einem Vorgänger von Shakespeare. Der 'Doktor Faustus' ist ein altes Spiel aus dem 16. Jahrhundert, und in dem Stück gibt es auch einen Mephisto.

Sie hatte den Mephisto - das war eine Neuerung - mit einer Frau besetzt. Sie war eine Zeit lang Regisseurin in kleinen Theatern in der Provinz. Später war sie beim Rundfunk in Belgrad. 1992, nach dem Ausbruch des Balkankrieges, emigrierte sie mit ihrer Mutter, ihrer 6jährigen Tochter Julia, einer Cousine und zwei Cousins nach Israel. Sie war damals 44 Jahre alt. Die zwei Cousins waren im Militäralter, und um sie vor dem Militärdienst in Jugoslawien zu bewahren, emigrierten sie nach Israel.

Für ihren Beruf braucht sie die Sprache. Es fiel ihr nicht leicht, Hebräisch zu lernen. Sie fand eine Teilzeitarbeit in einem Altersheim - eine schwierige und deprimierende Arbeit. Aber sie schreibt sehr gern; sie schreibt als Redakteurin auf serbokroatisch in dem Bulletin der jugoslawischen Juden. Das wenige Hebräisch, das ich einmal konnte, habe ich ziemlich verlernt. Das ist schade. Wenn meine Tochter etwas publiziert, kann ich kaum ihren Namen entziffern.

Bevor Sanja nach Israel ging, war sie nie politisch tätig. In Israel war sie ganz links, Mitglied in der Meretz-Partei 22 und beteiligte sich an Veranstaltungen in Haifa, die Araber und Juden zusammen brachten. Sie ist nach den vielen Jahren enttäuscht, dass es bisher nicht gelungen ist, eine friedliche Einigung zu finden. Julia, meine Enkeltochter, besuchte eine Schule für begabte Kinder. Sie hat die Matura brillant absolviert. Jetzt muss sie erst einmal zwei Jahre zur Armee und dann wird sie studieren.

Meine Frau und ich haben gemeinsam beschlossen, Ende dieses Jahres unsere Wohnung im Zentrum Wiens zu kündigen und in ein Altersheim zu übersiedeln. Von siebzig Prozent der Sachen, die ich über achtzig Jahre gesammelt habe, muss ich mich trennen. So ist das!

  • Glossar:

1 Hagana

[hebr.: 'Die Verteidigung'] war eine zionistische Militärorganisation in Palästina während des britischen Mandats [1920- 1948]. Nach Gründung des Staates Israel wurde die Hagana in die neu gegründete israelische Armee Zahal überführt.

2 Hitler-Stalin-Pakt

Als Hitler-Stalin-Pakt bezeichnet man den deutsch- sowjetischen Nichtangriffspakt, der am 23. August 1939 in Moskau von dem deutschen Außenminister von Ribbentrop und dem sowjetischen Außenminister Molotow unterzeichnet wurde.

In einem geheimen Zusatzprotokoll legten die Länder die Aufteilung Nordost- und Südeuropas fest, sofern es zu einer 'territorialen Umgestaltung' kommen sollte. Im Zentrum stand die Teilung Polens.

3 Sabre

von Zabar, hebr. Kaktusfeige für die Frucht der Opuntie. Bezeichnung [auch Sabra oder Zabar] für jüdische Kinder, die in Israel zur Welt kamen ['außen stachlig, innen süß'].

4 Semmering

Romantische Passlandschaft mit Kalkwänden, Felsen, breiten Bergrücken und weiten Tälern, etwa 100 km südlich von Wien. Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg beliebter 'Sommerfrische'-Ort der Wiener Juden.

5 Leander, Zarah [1907-1981]

Schwedische Schauspielerin. Stieg zwischen 1937 und 1943 zum höchstbezahlten weiblichen Filmstar in Hitler-Deutschland auf; auch Hitler zeigte sich gern mit ihr in der Öffentlichkeit. 1943 verließ sie Deutschland und kehrte nach Schweden zurück.

6 Adriawacht ['Jadranska Straza']

Unitaristische jugoslawische Organisation in der Zwischenkriegszeit.

7 Bar Mitzwa [od

Bar Mizwa; aramäisch: Sohn des Gebots], ist die Bezeichnung einerseits für den religionsmündigen jüdischen Jugendlichen, andererseits für den Tag, an dem er diese Religionsmündigkeit erwirbt, und die oft damit verbundene Feier. Bei diesem Ritus wird der Junge in die Gemeinde aufgenommen.

8 Feuerbach, Ludwig [1804-1872]

studierte Philosophie bei Hegel in Berlin. Viele seiner Gedanken wurden von Marx und Engels übernommen und weiterentwickelt.

9 Münchener Abkommen

wurde am 29. September von den Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands unterzeichnet und sollte die 'Sudetenkrise' lösen. Unter Vermittlung Mussolinis - und in Abwesenheit eines Vertreters der Tschechoslowakei - gaben London und Paris ihre Zustimmung zum Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

10 WIZO

Akronym für Womens International Zionist Organisation. International tätige zionistische Frauenorganisation.

11 Drei-Mächte-Pakt

ein 1940 auf Initiative Hitlers geschlossener Vertrag des Deutschen Reiches mit Japan und Italien. Der für 10 Jahre abgeschlossene Pakt erweiterte den gegen die Sowjetunion gerichteten Antikominternpakt um eine ausgedehnte militärische Kooperation. In der Folgezeit traten diesem Bündnis auch Ungarn, Rumänien, die Slowakei, Bulgarien, Jugoslawien und Kroatien bei.

12 Ustascha

kroatische faschistische Bewegung, 1929 von Ante Paveli? gegründet. 1949, nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch Nazideutschland, übernahm die Ustascha die Macht in dem [deutschen Vasallenstaat] 'Unabhängigen Staat Kroatien'.

Der Ustascha-Staat erließ Rassengesetze nach dem Vorbild des Dritten Reiches, die sich gegen Juden, Roma und Serben richteten. Diese und kroatische Antifaschisten wurden in Konzentrationslagern, deren größtes das KZ Jasenovac war, eingesperrt und von der Ustascha-Miliz ermordet.

13 Nürnberger Gesetze

am 15. September 1935 vom Reichstag auf dem 7. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg einstimmig beschlossene Gesetze, mit denen die Nationalsozialisten eine juristische Grundlage für ihre antisemitische Ideologie schufen. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich traten sie auch dort in Kraft.

14 Ferramonti di Tarsia war das größte Internierungslager in Italien mit bis zu 2000 Insassen, eine 'Barackenstadt' im Tal des Crati in Kalabrien, etwa vierzig Kilometer nördlich von Cosenza

Die Internierten entwickelten ein ausgeprägtes, organisiertes Lagerleben, zum Beispiel mit einer Schule, mit Kleinhandel und Gewerbe sowie kulturellen Veranstaltungen.

15 Leonhard, Wolfgang [geb

1921]: politischer Schriftsteller, Publizist, Historiker und Ostexperte. Er ist einer der führenden Kenner der ehemaligen Sowjetunion und des Kommunismus. Er flüchtete 1935 mit seiner Mutter vor den Nationalsozialisten in die Sowjetunion. Ab 1945 in Berlin; arbeitete in der Abteilung Agitation und Propaganda des Zentralkomitees der KPD. Aus Opposition gegen den Stalinismus floh er 1949 aus der sowjetischen Besatzungszone über Prag nach Jugoslawien. Seit 1950 lebt er in der Bundesrepublik Deutschland.

16 Tito

[Josip Broz, 1892 - 1980] Jugoslawischer Politiker. Als Broz 1934 Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Jugoslawiens wurde und in den politischen Untergrund ging, nahm er das Pseudonym Tito an. Tito führte im 2. Weltkrieg die kommunistischen Partisanen im Kampf gegen die deutschen Besatzer. Nach dem Krieg wurde er zunächst Ministerpräsident und schließlich Staatspräsident, ein Amt, das er bis zu seinem Tod bekleidete.

17 Resistance

französische Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg.

18 Ungarnaufstand

Im Ungarischen Volksaufstand versuchten die Ungarn im Oktober 1956, sich von der sowjetischen Unterdrückung zu befreien. Er begann am 23. Oktober 1956 mit einer Großdemonstration in Budapest und endete am 4. November 1956 durch den Einmarsch der Roten Armee.

19 Brit Mila [auch

Berit Mila, Mila; hebräisch Berith: Bund, Mila: Beschneidung] ist die partielle Entfernung der Vorhaut des männlichen Glieds und wird im Judentum als Eintritt in den Bund mit Gott angesehen. Die Brit Mila findet am achten Lebenstag des Knaben statt.

20 Suez-Krise

Die Suez-Krise [1956] war eine in einen bewaffneten Konflikt mündende Krise zwischen Ägypten auf der einen und einer Allianz aus Großbritannien, Frankreich und Israel auf der anderen Seite. Hauptstreitpunkt war die Kontrolle über den strategisch bedeutsamen Suezkanal. Das Resultat war eine Blamage der europäischen Mächte, eine Stärkung der ägyptischen Position in Nahost und eine Erhöhung des sowjetischen Einflusses in der Region.

21 Hammarskjöld, Dag [1905-1961]

wurde 1953 zum UNO-Generalsekretär ernannt und 1957 von der UN-Generalversammlung für eine zweite Amtszeit gewählt. Als 1956 der Konflikt um den Suezkanal zum Weltkrieg zu eskalieren drohte, gelang es Hammarskjöld innerhalb von 48 Stunden, eine internationale Friedens- und Polizeitruppe zu schaffen und so den Konflikt zu entschärfen.

Er starb 1961 bei einem ungeklärten Absturz seines UN- Flugzeuges an der Grenze der abtrünnigen Provinz Katanga [damals Zaire, heute Demokratische Republik Kongo] nach Sambia.

22 Meretz-Partei

links-liberale Partei, ging 1992 aus dem Zusammenschluss der Bürgerrechtsbewegung 'Raz', der Vereinigten Arbeiterpartei 'Mapam' und der Zentrumspartei 'Shinui' hervor.