Dagmar Lieblova

Dagmar Lieblova 
Prague 
Czech Republic 
Name des Interviewers: Pavla Neuner 
Datum des Interviews: January, 2004 

Dagmar Lieblova wohnt zusammen mit ihrem Mann in einer wunderschönen Wohnung in einer neuen Prager Wohnsiedlung.

Das Interview fand in ihrem gemütlichen Wohnzimmer – voll mit alten Familienmöbeln und Büchern – statt. Frau Lieblova ist eine sehr sympathische Person – wie ihr Mann auch.

Sie ist auch eine sehr angesehene und elegante Frau, dessen viele Tätigkeiten und Energie bewundernswert sind.

  • Familienhintergrund

An meine Großmutter oder Großvater väterlicherseits erinnere ich mich nicht sehr gut, da ich nie sehr viel Zeit mit ihnen verbrachte, obwohl wir zweimal im Jahr bei ihnen in Cimelice – ein kleiner Ort in der Nähe von Pisek - zum Besuch waren.

Mein Großvater väterlicherseits hieß Vilem Fantl und wurde 1858 in Lubenec geboren. Er wohnte in Cimelice, Südböhmen, und hatte dort einen Hof mit Ackern und Pferden, worauf er sehr stolz war. Dort hatte er auch einen Laden, der noch steht, doch er verkauft jetzt holländisches Möbel.

Meine Großmutter väterlicherseits hieß Jidriska (geboren Hechtova) und wurde 1859 geboren. Sie stammt aus Suchomasty, Beroun.

Die Familie Hecht lebte bestimmt lange dort, da wir einmal im alten jüdischen Friedhof einen Grabstein fanden, worauf der Namen „Filip Hecht aus Suchomast“ stand. Er war der Großvater meiner Großmutter. Dieser Vorvater war Glasmacher.

Das weiß ich, weil mein Vater während des Krieges ein Dokument schrieb, indem er erwähnte, dass „Filip ein merkwürdiger Name für einen Juden sei, so wie die Beschäftigung.“ Das schrieb er, um von Disziplinarstrafforderungen zu entkommen, doch brachte es nichts.

Meine Großeltern waren beide religiös. Sie hatten getrenntes Geschirr, aßen koscheres Essen und hatten wohl eine jüdische Hochzeit, obwohl Großvater keine Kippa trug. Ihre Frömmigkeit wurde an ihre Kindern nicht weitergegeben, glaub ich.

Anfang der 30er Jahre verkauften die Großeltern ihr Haus und Hof in Cimelice und zogen nach Beroun, wo sie ein kleines Haus mit Zimmer und Küche unten und Dachgeschoss oben bauten. Anders als Beroun kann ich mich nicht an Cimelice erinnern.

Am ersten Mai waren wir immer in Beroun und meine Eltern wollten immer vor den feierlichen Umzügen in Prag zurückfahren. Wir fuhren von Kunta Hora via Prag. Meine Großmutter kochte leckere Maultaschen aus Mehl und meine Mutter fragte immer nach dem Rezept, woraufhin meine Großmutter immer sagte: „kannst du keine Maultaschen?“ Wir hatten immer Maultaschen und polnische Sauce oder Gans.

Polnische Sauce ist süß mit Pflaumen und Rosinen. Da gab es auch immer gute Suppe. Ich weiß noch, dass Großvater uns immer auf dem Heimweg ein bisschen im Auto begleitete. Beim Verabschieden segnete er uns immer. Ich weiß nicht mehr was er flüsterte, aber er stellte seine Hand immer auf meine Stirn.

Meine Großeltern starben vor den Deportationen – die Großmutter in Januar 1940, der Großvater sechs Wochen danach. Die Großeltern hatten sieben Kinder: Ota, die schon im Kleinkindalter starb, Rudolf, Emil, Ruzena, Marenka, Julius, mein Vater, und einen andern Sohn, Ota.

Rudolf wurde 1883 geboren. Er heiratete eine jüdische Frau, Rezi. Sie war die Schwägerin meiner Mutter. Sie wohnten ihr ganzes Leben in Ceske Budejovice. Rudolf erbte von seinem Schwiegervater eine Brennerei. Als er in 1922 starb, wurde das Geschäft von seiner Frau betrieben, die den Holocaust nicht überlebte. Zusammen hatten sie zwei Töchter – Marie und Lilly, meine Cousinen.

Lilly heiratete einen nicht-jüdischen Mann; in einer Mischehe schaffte sie es, den Holocaust zu überleben. 1944, kurz bevor sie inhaftiert wurde, brachte sie eine Tochter zur Welt. Nach dem Krieg hatte sie noch vier Kinder. Marie war auch mit einem Nicht-Juden namens Antonin Rozanek verheiratet.

Marie wurde erst zur „kleinen Festung“ und danach nach Auschwitz transportiert. Sie war im Frauenlager in Birkenau und kam laut ihrer Schwester in Bergen-Belsen ums Leben. Die Verfolgung überlebte ihr Mann sowie ihre Tochter Helenka, die den Chemiker Josef Moravek heiratete. Sie sind zusammen nach Amerika ausgewandert, wo sie noch bis heute leben. Antonin blieb in Böhmen. Er besuchte sie ein paar Mal dort, starb aber in Böhmen. Emil wurde 1886 geboren.

Er heiratete Josefa Franklova, eine jüdische Witwe mit einem Sohn namens Ludvik, der 1913 geboren wurde. Sie hatten ein Lebensmittelgeschäft am Marktplatz in Hyskov, ein Dorf in der Nähe von Beroun. Sie verkauften auch Stoffe und landwirtschaftliche Geräte. 1922 hatten sie noch einen Sohn, Rene.

Beide Söhne waren brave Jungen. Beim Besuch der Großeltern aßen wir in Hyskov immer was Kleines nach dem Mittagessen. Da waren wir im Urlaub irgendwann 1939. Ich hatte Ludvik und Rene sehr gern – sie waren älter als ich und ich hatte immer Spaß mit ihnen. Ihre Eltern verkauften auch Farbe im Laden; die Jungs nahmen das Wasser von der Pumpe im Hof und fügten Farbe hinzu. Rene brachte mir das Kraulschwimmen im Fluss Berounka bei.

Ludvik studierte Jura und war kurz davor zu absolvieren, als die Universitäten zugemacht wurden. Rene hatte schon absolviert und wollte Chemie studieren, doch es war dafür zu spät [Ausschließung der Juden aus den Schulen im Protektorat] (2). Er wurde ins Arbeitslager in Lipa verschleppt.

Wir sahen viel von Ludvik und seinen Eltern in Theresienstadt (3). Ludvik musste die Bäder in den Vrchlabske-Barracken heizen und ab und zu am Samstag, als niemand da war, durften wir dort geheim baden gehen. Rene wurde von Lipa im Sommer 1943 nach Theresienstadt transportiert.

Emil, zusammen mit seiner Frau und Rene, war September 1943 auf dem Transport nach Birkenau; Ludvik bot sich an, mit ihnen dorthin zu fahren. In Birkenau sah ich die Jungs wieder. Einmal traf ich sie beim Leichen tragen; sie sahen grauenhaft aus. Sie landeten in der Gaskammer. Marie starb sehr jung. Ich glaub an Tuberkulose. Sie war ledig.

Ruzena wurde in 1890 geboren. Sie heirate Ota Beran, der Kaffeeimporteur war. Finanziell ging es ihnen ganz gut, aber ihr einziger Sohn, den ich nie kennenlernte, kam lange vor dem Krieg in einem Fahrradunfall ums Leben. Ruzena wohnte mit ihrem Mann in Prag und baute später eine Villa in Strancice, wo wir sie einmal besuchten.

Damals war ich sehr von dem Ort beindruckt, da es ein Zimmer mit einem direkten Zugang zum Garten über ein Treppenhaus gab. Ruzena und Ota wurden beiden in September 1942 nach Theresienstadt und dann weiter nach Maly Trostinc transportiert, wo sie starben.

Ota wurde 1894 geboren, blieb unverheiratet und wohnte in Prag in der Koubkova-Straße 3. Er war zur Oberschule gegangen und ich glaub er arbeitete bei einer Firma, die mit Auslandshandel zu tun hatte. Er schrieb Kurzgeschichten und hatte ein literarisches Können.

Ota war ein sehr netter Mann und eine sehr lustige Person. Er besuchte uns in Kutna Hora. Für den Geburtstag meines Vaters ließ er ihm immer einen Kuchen von Mysaks liefern. Es gab in Prag zwei berühmten Süßwarenladen, Mysak und Berger, beide in der Vodickova-Straße.

Als ich geboren wurde, bekam ich von Ota silbernes Besteck. Er wurde nach Teresienstadt und dann direkt nach Treblinka transportiert, wo er in 1942 umgebracht wurde. Meine Großmutter mütterlicherseits hieß Augusta Reitmanova (geboren Hermanova) und wurde 1970 in einem Dorf namens Pokrikov im böhmisch-mährisch Hochland geboren. Ihr Vater hatte anscheinend ein Wirtshaus oder kleinen Laden.

Meine Großmutter hatte einige Brüder und Schwester. Karel und Zikmund wohnten in Brno, wo sie Konfekt machten. Ein anderer Bruder, Emil, wohnte mit seiner Frau, Petronila, und zwei Töchtern in Hermanuy Mestec. Er wohnte in einer Mischehe, was ihn vor Deportation rettete, doch er erhängte sich während des Krieges. Meine Großmutter hatte auch eine Schwester, Matylda, die unverheiratet war und zuhause in Malin wohnte. Sie starb irgendwann 1933 und ist im jüdischen Friedhof Kolins beerdigt.

Später hatte Großmutter noch einen kleinen Bruder, Jindrich, doch er starb als Kind. Ganz zufällig begegnete mir Karels Enkeltochter 1999 bei einem Kongress für Kinderüberlebende des Holocausts in Prag. Eva wohnt in Israel. Kurz nach dem Krieg zog sie mit ihren Eltern dahin, heiratete und bekam vier Kinder. Ich wusste, dass Eva noch lebt, aber mich kannte sie gar nicht.

Sie fragte jemanden beim Kongress, ob er sich an ihre Mutter erinnern konnte. So lernten wir uns kennen. Viel später, als ich zuhause bei ihr und ihrer Tochter in Israel war, zeigte sie mir einen Brief, den ich meinem Vater nach dem Krieg schickte und den sie behielt. Der war ein langer Brief und mit Danka unterschrieben, aber sie wusste nicht wer das war.

Mein Großvater mütterlicherseits hieß Maxmilian Reitman und wurde 1870 in Trhova Kamenice nähe Chrudim geboren. Er wohnte mit meiner Großmutter unweit von Kutna Hora im Ort Malin, wo sie ein kleines Haus mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft hatten.

Malin war ungefähr 7km von Kutna Hora und ist jetzt Teil des Ortes. Eine sehr alte Gemeinde; Silber wurde dort irgendwann im 10. Jahrhundert abgebaut. Hinter dem Laden war eine Küche und, noch weiter, zwei Zimmer und ein Innenhof. Ich glaub sie hatten kein fließendes Wasser und die Toilette war im Hof.

Es war ein rustikales Haus. Ich weiß noch, dass es wohl ein sehr niedriges Haus war, da mein Vater, der ziemlich klein war, die Decke noch berühren konnte. Meine Großeltern hatten einen Hund namens Haryk, der immer vorherahnen konnte, wann ich mit meinen Eltern besuchen komme. Er fing dann immer an zu bellen.

Meine Großeltern waren ziemlich arm. Sie hatten einen Laden und einen Assistenten, aber meine Großmutter war oft hinter dem Tresen. Mein Großvater kam immer auf viele Ideen – der eine Tag verkaufte er Gemüse, der andere etwas Anderes, so dass Großmutter immer das Standbein des Ladens war.

In 1934 oder 1935 verkauften meine Großeltern das Haus und den Laden uns zogen bei uns in Kutna Hora ein. Ein Dienstmädchen meiner Großeltern erzählten mir einmal, dass der Papa meines Großvaters Maxmilians in der Armee wohl den Papa meiner Großmutter, Josef Herman, getroffen hatte.

Nach meinen Berechnungen war das wohl 1866. Man sagt, sie freundeten sich damals an und verabredeten dann, dass ihre Kinder einmal heiraten würden, wenn sie welche bekämen, was ja später dann auch so passierte. Angeblich war meine Großmutter ursprünglich mit jemandem anderen zusammen, doch ihre Eltern waren dagegen, da er kein Jude war, also heiratete sie den ihnen genehmen Verehrer. In seiner Jugend hatte mein Großvater eine gute Figur und einen Bart, um den er sich viel kümmerte.

Er hatte einen unruhigen Charakter und ich glaub es war kein einfaches Leben mit ihm. Zuhause hörte ich, dass sie ein paar Jahre vor dem ersten Weltkrieg in Bosnien und Herzegowina wohnten – irgendwann um 1908. Ich weiß nicht warum oder wie sie dahin kamen. Aber ich nehme an, Großvater wollte dort Waren verkaufen.

Sie wohnten in Mostar und Novi Sad, die ersten fremden Städte, von den ich als Kind hörte. Später kamen sie zurück nach Böhmen und verbrachten mindestens Teil des Ersten Weltkrieges in Prag. Meine Großmutter erzählte immer von der Brotschlange. Dann später kehrten sie nach Malin zurück, wo die blieben.

Beide meiner Großeltern kamen aus tschechisch-sprachigen Familien. Ich glaub keiner von den Beiden waren gebildet. Mein Großvater war religiös und ging regelmäßig in die Synagoge, nicht nur an den hohen Feiertagen. Er brachte mich mit. In der Nähe von Malin war eine Synagoge, aber keine Gemeinde mehr. Also mein Großvater – ein eingefleischtes Sokol (4) Mitglied – arrangierte den Verkauf der Synagoge an den Sokol.

Das Gebäude wurde vor mindestens 20 Jahre abgerissen. Meine Großmutter war auch religiös. Sie ging nicht in die Synagoge, versuchte aber den Schabbat zu befolgen. Großvater starb1941 und hatte eine jüdische Beerdigung. Großmutter überlebte das Konzentrationslager nicht.

Der älteste Bruder meiner Mutter, Ervin, wurde 1895 in Malin geboren. Er wohnte in Dejvice, Prag - heute die Ckalova-Strasse – und arbeite als Bankangestellter. Am Ende der 20er Jahre heiratete er Helena Schillerova, eine Jüdin. Ihr Vater war zweimal verheiratet, also hatte sie zwei Stiefschwestern, die in der Kolkovna-Straße in Prag wohnten. Während des Protektorats (5), als Juden aus den besseren Bezirken ausziehen mussten, zogen Ervin und Helena mit ihm ein.

Ervin und Helena hatte einen Sohn, Tomas, der 1936 geboren wurde. Ich weiß nicht wie religiös sie waren, aber ich glaub der Onkel Ervin war nicht fromm. Sie kamen alle in den Konzentrationslagern um. Onkel Ervin und Tante Helena kamen relativ spät nach Theresienstadt, 1943, und waren im selben Jahr auf einem der ersten September-Transporte nach Birkenau.

Als meine Mutter und ich Dezember 1943 in Birkenau ankamen, trafen wir dort Menschen, die auf den September-Transporten gewesen waren. Wie warteten in einer Schlange, um mit einer Nummer auf dem Arm tätowiert zu werden, als ein Bekannter meiner Mutter erschien und ihr sagte: „Weißt du, dass Helena Reitmanova Witwe ist?“

Er wusste, dass meine Mutter Frau Reitmanova kennt, aber nicht, dass sie ihre Schwägerin war, und dass die Person die starb ihr Bruder war. Das folgende Jahr im März wurde Tante Helena mit Tomas in die Gaskammer geschickt.

Mein Vater hieß Julius Fantl und wurde 1892 in Cimelice geboren. Der war blauäugig und blond. Als er Medizin studierte, nahm er in der Studenten-Aktion gegen Österreich teil und im Alter von 22 wurde zum sechs Monaten Haft verurteilt.

Er war dann doch nur drei Monate im Gefängnis, da es 1917 mit dem Tod des Kaisers Franz Josef [21 November 1916] Amnestie gab. Vater wurde verurteilt und permanent aus allen Universtäten in Österreich-Ungarn verwiesen.

Mein Großvater Vilem schrieb einen Brief an ein Gefängnis in Arad, Rumänien [Arad war Teil Rumäniens erst nach dem 1. Weltkrieg um 1920. Julius Fantl war in der österreich-ungarische Stadt verhaftet worden], in dem er fragte, ob sein Sohn Julius da ist und ob er noch lebt und es ihm gut geht. Er bekam den Brief zurück und das folgende wurde auf Deutsch geschrieben: „Wir können Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn Julius hier und gesund ist.“

Ein Anwalt erklärte mir später es macht Sinn, weil wenn sie auf anderes Papier geschrieben hätten, hätten sie es denn archivieren und eine offizielle Rückmeldung schicken müssen. Nachdem mein Vater eine Amnestie bekam, diente er in der Armee, in einem tschechischen Regiment in Ungarn, und fing 1918 wieder an zu studieren.

Er erzählte oft was ihm passierte, als er seinen Namen für die Abschlussfeier einschreiben wollte: Ein Beamte des Rektorats schaute über seine Dokumente und merkte, dass er permanent von allen Universitäten in Österreich-Ungarn verwiesen wurde. Daraufhin sagte mein Vater, dass Österreich-Ungarn nicht mehr existiert. Er war sein ganzes Leben Hausarzt.

Meine Mutter hieß Irena Fantlova (geboren Reitmanova) und wurde 1901 in Malin geborgen. Nach ihrer Grundbildung machte sie einen Koch- und Nähkurs. Sie wohnte in Malin und half im Laden und im Haus. Mutter war eine schöne Frau. Einmal als sie krank war, sagte angeblich die Nachbarin zu ihr, „junge Dame, geh nach Kutna Hora. Dort gibt’s einen neuen Arzt. Er ist zwar ein Jude, aber der ist eine sehr nette Person.“

Vater bekam eine Arztstelle in Kutna Hora bei der Masaryk Institut für Soziale Arbeit und auch seine eigene Praxis. Sie lernten sich anscheinend so kennen, laut der Familie. Ich glaub aber in der Tat lernten sich sich durch einen gemeinsamen Freund, Herrn Ohrensteins, der Vater des Dichters Orten [Jiri Orten; geboren Jiri Ohrenstein, tschechischer Dichter, 1919-1941] kennen.

Sie heirateten 1926 in Prag, aber es war keine jüdische Hochzeit. Vater kaufte 1932 in Kutna Hora ein Haus. Davor mieteten wir ein Haus von Frau Roubickova. Vater kaufte es von Frau Taborska, die Metzgerin war und ursprünglich einen Laden im Haus hatte. Mein Vater nutzte ihren Laden als Beratungszimmer. Unser Haus stand an der Ecke Ceska- und Hradebni-Straßen. Es war ein einstöckiges Haus mit Garten.

Wir hatten fließendes Wasser, Strom und Gas. Unser Haus war relativ groß mit ungefähr fünf großen Wohnungen – zwei oben und zwei unten mit einem Beratungsraum. Wir hatten eine vier-Zimmer Wohnung im Erdgeschoss. Das Haus hatte ein Türmchen und Erkerfenster und es gab ein Eckzimmer mit sieben Fenster, das schwer zu heizen war.

Es gab Möbel, die von einem Tischler in Kutna Hora beauftragt wurden – ein Schrank, Glasschrank, Tisch, Stühle, Schreibtisch, zwei kleine Sessel und ein zusammenklappbares Ledersofa. Es war ein großer Raum und hatte Parkettboden wie die anderen. Nur im Eingangsbereich und im Bad gab es Fliesen.

In der Wohnung gab es einen Flur, Esszimmer, Gastzimmer, Schlafzimmer und das Wohnzimmer, wo ich zuerst mit meiner Schwester schlief. Als wir dann ein bisschen größer waren, steckten sie mich und Rita im Gastzimmer. Doch nicht für lange, da nachdem die Großeltern einzogen, waren meine Schwester und ich zurück im Wohnzimmer, wo es einen amerikanischen Ofen gab.

Das Dienstmädchen der Großeltern, Fanynka, schlief in der Küche. Es war eine kalte Wohnung; die Küche war nach Norden gerichtet und hatte einen modischen Terrazzo-Fußboden mit sehr kalten Steinfliesen. Die Zimmer waren über vier Meter hoch und waren dementsprechend schwer zu heizen.

Es gab einen Kachelofen und einen Gasherd mit zwei Platten in der Küche. Mutter hatte immer Socken und ein Pulli an zuhause. Der amerikanische Ofen im Wohnzimmer konnte nicht alles heizen, also später benutzten wir einen Musgrave-Ofen, der sowie das Wohnzimmer als auch das Schlafzimmer heizte. Mutter war Hausfrau. Sie war so religiös wie meine Großmutter, da sie auch am Yom Kippur und Schabbat fastete.

Ich glaub sie machte nur das Nötigste, aber dafür ging sie nirgendwohin. Sie betete, doch zündete sie weder die Kerzen an noch kochte sie koscher. Vater hatte die Fasten nie wahrgenommen. Zuhause feierten wir die jüdischen Feiertage nicht. Meine Schwester und ich wurden nicht sehr jüdisch erzogen.

Wir gingen nur am Neujahr und Yom-Kippur in die Synagoge. Wir feierten die tschechischen Feiertage und hatten einen Baum und Geschenke zum Weihnachten. Ich wusste von jüdischen Feiertagen, weil wir im Religionsunterricht über sie lernten. Für Pessach bestellten wir elf Kilo Mazze von der Bernard-Schutz-Firma in Pardubice.

Mutter zerbrach die Mazzen und die Teile wurden in weißen Kaffee getan oder an unsere Freunde verteilt. Brot aßen wir aber auch. Wie auch an Weihnachten kamen unsere Verwandte für Pessach zu uns, um Ostern zu feiern. Wir feierten eher Ostern als Pessach. Wir bemalten Eier und gingen zum Markt und kauften türkischen Honig [traditionelle Süßigkeit, typischerweise auf Märkten in ehemaligen habsburgischen Ländern verkauft].

Obwohl er aus einer jüdischen Familie stammte, aß Vater alles, wahrscheinlich, weil er immer wusste, wie es im Gefängnis war. Ich hörte ihm zu, doch es war viel später als ich verstand. Er sagte, Häftlinge beobachten sich gegenseitig, so dass niemand mehr Kartoffelschälen essen würden.

Das verstand ich später, als ich die selber aß. Aber ich weiß es gab Essen, das er nicht mochte, obwohl wir nicht koscher kochten oder aßen. Gebratenes Lendenstück mit Sahne, zum Beispiel. Ich glaub der Grund dafür war, dass sie es nicht bei ihm zuhause kochten. Wie hatten immer Rind mit Dill-Sauce statt Sahne. Ich glaub Vater war ein guter Arzt. Es gibt noch Menschen, die sich an ihn erinnern.

Er stellte eine Krankenschwester an der Masaryk Institut für Soziale Arbeit an, zuhause hingegen machte er alles für sich selbst. Mutter kam abends rein, um seine Instrumente zu reinigen und die Spritzen zu kochen. Er war der einzige jüdische Arzt in Kutna Jora. Weil er Jude war, dürfte er nur bis 1939 als Hausarzt arbeiten, danach dürfte er nur jüdische Patienten behandeln.

Vater war Mitglied einer Reihe professionellen Vereinigungen, doch hatte bei keiner von denen eine Stelle, soweit ich weiß. Er war pensionierter Offizier und nahm sich selbst als tschechoslowakischer Patriot wahr. Seine politischen Zuneigungen waren für die Sozialdemokraten. Zuhause lasen wir „Pravo lidu“ (Volksgesetz), eine tschechisch-sprachige Zeitung, die von den meisten Sozialdemokraten gelesen wurde.

  • Meine Jugend und während dem Krieg

Meine jüngere Schwester hieß Rita Fantlova und wurde 1932 in Kutna Hora geboren. Wir waren ständig zusammen und hatten ein normales Geschwisterverhältnis. Ich war ein leicht reizbares Kind und sie hänselte mich bis ich vor Wut zitterte. Unsere Eltern sagten mir immer, dass ich einfühlsamer sein sollte, weil ich das älteste Kind war.

Das nervte mich immer. Im Sommer und Winter, nachdem das Schulsemester vorbei war und wir keine Hausaufgaben mehr hatten, spielten wir immer im Garten vor dem Haus. Unsere Eltern wollten uns nicht nach draußen lassen. Freunde kamen uns besuchen, doch als ich älter war und weggehen wollte, müsste ich Rita überall mitbringen, worauf ich nicht sehr Lust hatte.

Rita gefiel es hingegen nicht so sehr, meine alte Klamotten tragen zu müssen. Vater kam erst abends wieder, da er immer beschäftigt war. Manchmal fragte ihn Mutter nach der Arbeit, ob er von vorgekommenen Dingen erzählen will, daraufhin sagte er, er hat den ganzen Tag geredet. Wenn sie frei hatten, gingen sie ins Kino.

Damals gab es zwei Kinos in Kutna Hora und sie schauten jeden Film, der gezeigt wurde. Sie gingen auch ins Amateur-Theater, auf Konzerte und sonstige Kulturveranstaltungen in Kutna Hora. Außerdem fuhren wir im Sommer immer irgendwohin und, falls es warm war, gingen wir zu Vidlak-Teich, der ungefähr 15km entfernt war.

Dort gingen wir auch unter der Woche hin, nachdem Papa mit der Arbeit fertig war. Am Wochenende gingen wir baden – oft in der Sazava Fluss. Wir gingen auch zu Caslav, auch 15km entfernt. Da wohnte die Cousine meiner Mutter von Großvaters Familie, Vera Mullerova (geboren Reitmanova). Sie war auch mit einem Arzt verheiratet, Lev Muller.

Sie hatten zwei Söhne, Jirka und Zdenek, die ein Jahr älter als ich und Rita waren. Wir fuhren oft mit denen weg. In Urlaub waren wir auch mit ihnen, zum Beispiel zwei Mal in den Tatra-Gebirgen in der Slowakei. Als ich noch sehr klein war, machten wir ein paar Mal Urlaub im Hotel in Stare Splavy am Macha-See.

Jedes Jahr waren wir zwei oder drei Wochen in irgendeinem anderen Ort. Ich kann mich noch an das Schwimmbad in Luhacovice, als ich 5 oder 6 war, erinnern. Große Treppen führten von dem großen Schwimmbecken zum Kinderplanschbecken, wo wir zu bleiben hatten. Einmal versuchte ich die erste Stufe, dann die zweite, die schon unter dem Wasser lag, und danach die dritte, aber ich war dann schon unter Wasser und fing an zu ertrinken.

Eine junge Dame holte mich heraus und meine Eltern versohlte mir den Hintern. Aber dann schickten sie mich zum Schwimmunterricht. Ich kann mich auch daran erinnern, 1938 im Bad Velichovky zu sein, wo das Muskelsystem immer noch behandelt wird. Das Bad liegt in der Grenzregion und ich weiß noch wie ich auf dem Schutzwall lief.

Tante Helena war heimliche Raucherin und ich sehe noch, wie sie Soldaten Zigaretten aus ihrem Auto überreichte. Im Winter gingen wir Schnittschuh laufen; Mutter kaufte auch Schlittschuhe und -Stiefel und kam mit. Kutna Hora ist sehr hügelig, also gab es viele Gelegenheiten, Schlitten zu fahren. Kutna Hora ist ein netter Ort, allerdings merkte ich das erst später.

Als Kind nahm ich die Gegend als selbstverständlich hin. Als wir später in Theresienstadt waren, gefiel es mir nicht, dass alles dort flach und eckig war. Ich war an gewundene Straßen und Hügel gewöhnt. Egal wo man in Kutna Hora hingeht, man muss immer bergauf. Das Land wird Richtung Kolin flacher, bleibt aber bis Sazava hügelig und bewaldet.

Meine Eltern hatten natürlich einige jüdischen Freunde, aber generell interessierte es sie nicht, wo ihre Freunde alle herkamen. Meistens trafen wir uns mit anderen Familienmitgliedern, vor allem mit den Verwandten in Caslav. Wir sahen uns fast jede zweite Woche und wenn nicht, dann telefonierten meine Mutter und Tante zusammen. Ein Arzt war verpflichtet, ein Telefon zu haben. Unseres war die Nummer 17.

Damals musste man einen Stiel drehen und warten, bis die Telefonvermittlung durchrufen konnte. Wir waren eine mittelschichtige Familie. Wir hatten ein Auto – ein Tatra. In Kutna Hora gab es nur eine Tankstelle – die von Herrn Kubin.

Das erste war ein dunkelgrünes Auto. Vater kaufte es um die Zeit meiner Geburt. Irgendwann 1936 kaufte er ein neues. Die erste Fahrt im neuen Auto war nach Ceske Budejovice, für Vaters 25. Abschlusstreffen. Vater saß immer hinter dem Lenkrad, da Mutter nicht fahren konnte und außerdem eine schlechte Orientierung hatte.

Als Rita um die 4 Jahre war, hatten wir zu Ostern ins Riesengebirge fahren müssen. Wir waren die Hälfte schon gefahren, als Rita sagte, sie hätte Hals- und Kopfschmerzen, also drehten die Eltern um und wir fuhren zurück. Sie schickten Rita ins Bett, maßen bei ihr Fieber, doch sie hatte keins und Vater sah auch, dass mit ihrem Hals auch nichts war.

Nachdem sie sich erholt hatte, fragten sie die Eltern was passiert ist. Sie hatte anscheinend Angst vor der Rübezahl [Krakonos – der Berggeist der Riesengebirge, zw. Tschechien und Polen]. Vor unserer Geburt waren die Eltern oft auf Wanderurlaub dort. Seit einem frühen Alter gewöhnten meine Schwester und ich uns an wandern.

Wir mochten es, in den Wald zu gehen. Vater sammelte immer Pilze im Urlaub. Zuhause hatten wir ein Dienstmädchen namens Anicka, die irgendwann 1932 zu uns kam. Sie war bei uns bis es verboten war. Danach hatten wir keine Dienstmädchen mehr. Fanyka, das Dienstmädchen meiner bei uns eingezogenen Großeltern war älter, also konnte sie bei meiner Großmutter bleiben.

Das war ein Glück, da sie uns während des Krieges sehr half. Es gab in Kutna Hora einige Schulen und die Kinder besuchten die am Nächsten gelegene. Meine Schwester und ich waren an der Mädchengrundschule. Noch weiter war eine gemischte Schule. Es gab auch eine Schule, wo die Studenten der nahegelegenen pädagogischen Hochschule übten.

Es gab in der Gegend keine jüdische Schule. Ich hatte in der Schule keine Probleme, ich mochte sie sogar im Großen und Ganzen. Soweit ich weiß, hatte ich kein Lieblingsfach. Es gab nur noch eine Jüdin in meinem Jahrgang. Sie hieß Hanicka. Ich besuchte mit ihr Religionsunterricht, doch wir waren in den ersten Stufen noch nicht wirklich befreundet.

Allerdings wurden wir enger nachdem wir 1940/41 nicht mehr in die Schule dürfen und stattdessen unseren Unterricht zuhause bekamen. Die anderen Mitschüler verschwanden irgendwie. Rita fing 1938 mit der Schule an, konnte also nur die 2. Klasse absolvieren. Ich absolvierte die 5. Klasse. Beide Eltern konnten Deutsch; Papa konnte auch Englisch, da er abends mit Herrn Strakosch, der von einer der einheimischen jüdischen Familien war, lernte. Meine Eltern redeten Deutsch, wenn die nicht wollten, dass ich verstehe.

Also hatte ich vor, Deutsch zu lernen, um sie zu verstehen. Dann wollte ich Englisch lernen, falls sie die Sprachen wechseln. Ich fing in der 3. Klasse mit Deutschunterricht, dann mit 11 Englisch, an. Mittwoch- und Samstagnachmittags gingen wir in die Sokol-Halle für Turnübungen. Die jüdische Gemeinde in Kutna Hora war klein.

Die Meisten Juden waren Patienten meines Vaters, also waren sie miteinander befreundet. Dort gab es auch eine Synagoge und, eine Zeitlang, einen eigenen Kantor. Danach kam der Doktor Feder aus Kolin hierhin; später war er Hauptrabbi der Tschechoslowakei. Er gab uns auch Religionsunterricht. Wir hatten keine Jeschiwa oder Mikwe.

Damals war die Einwohnerzahl von Kutna Kora um 13 oder 14.000, ungefähr 200 davon Juden. Die Familie Strakosch hatte eine Schuhfabrik und stellte für den Export her. Noch eine reiche jüdische Familie, die Reiningers, hatten eine Klamottenfabrik namens Respo. Es gab auch jüdische Anwälte.

Im Allgemeinen waren die ansässigen Juden mittelständige Geschäftsmänner. Sie lebten ein ganz normales tschechisches Leben und nur einige davon gingen in die Synagoge. Während des Krieges Die Boulevardzeitung „Arijsky boj“ (Arischer Kampf) kam erst nach der Besatzung heraus.

Damals machten sich die Juden darüber lustig. Sie war nicht aus der Region. Der Herausgeber war eine faschistische Organisation namens Vlajka. In jeder Ausgabe – ich glaub sie war wöchentlich – stand immer Tratsch über diese oder jene jüdische Frau. Ich erwähnte es gegenüber meinen Eltern. Niemand nahm es ernst.

Einmal, nachdem ich nicht mehr zur Schule dürfte, traf ich einen ehemaligen Mitschüler, der vor mir spuckte. Das nahm ich nicht ernst, ich fand es wiederum sogar ganz lustig. Ich weiß nicht, ob meine Eltern Angst vor Hitler hatten, aber Vater dachte bestimmt, dass ihm nichts passieren würde, da er tschechoslowakischer Bürger war.

Meine Eltern waren definitiv keine Zionisten. Sie waren typische tschechische Juden. Der Vater dachte wohl, dass sie die Juden in Frieden lassen würden, wenn sie sich assimilieren würden. Ich glaube meine versuchten nicht, zu emigrieren. Erstens, konnten sie sich nicht vorstellen, wie weit alles gehen würde und zweitens, es war 1938 – als ich 10 und meine Schwester 6 war - nicht einfach, mit der Familie das Land zu verlassen.

Vor allem, weil wir im Ausland keine Verwandten hatten und keine anderen Ressourcen. Ich weiß sie erwähnten einmal jemanden, der Kinder nach England schickt. Vater sagte ich wäre dafür zu jung. Doch meine Eltern ahnten bestimmt etwas, weil Migranten aus Deutschland nach Böhmen kamen. Herr Abraham war ein deutscher Jude, der 1936 oder 1937 mit seiner Frau nach Kutna Hora kam.

Er konnte kaum Tschechisch und seine Frau konnte es gar nicht sprechen. Er war aktiver Kantor und bot den jüdischen Kindern im Ort Deutschunterricht an. Ich erinnere mich noch daran, dass er eine völlig unverständliche pädagogische Methode hatte, so dass ich nicht verstehen konnte, was er mir sagte.

Herr Abraham schrieb auch ein Buch über seine Erfahrung in Deutschland und brachte es auf seinen eigenen Kosten heraus. Ich weiß nicht was ihm passierte, da er vor der Besatzung plötzlich verschwand. Meine Eltern lasen sein Buch, deswegen wussten sie bestimmt, was passiert. Die Menschen informierten sich irgendwie, doch sie zogen nicht die richtigen Schlüsse.

Nachdem mein Vater sein Auto abgeben musste, bekam er die Genehmigung dafür, Fahrrad zu fahren. Das war unser einziges Fahrrad und damit fuhr ich manchmal. Damals hatten üblicherweise reichere Leute Fahrräder oder Ski. Wir müssten den Judenstern tragen und es gab nur einen Laden, wo Juden einkaufen dürften. Die ganzen anti-jüdischen Maßnahmen des Protektorats waren in Kutna Hora gültig.

Meine Eltern dürften nicht mehr ins Kino oder Theater. Reisen war verboten. Nur Vater durfte die Ortsgrenze verlassen, da er Patienten in den umliegenden Dörfern hatte, also durfte er sie mit dem Fahrrad besuchen. Wir wohnten in Kutna Hora bis wir im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden. Zuerst mussten wir zum Sammelplatz in Kolin und danach ging es nach Theresienstadt.

Mein Vater wurde in den Sudeten-Barracken untergebracht, meine Mutter und ich waren in den Hamburg-Barracken. Meine Schwester wohnte dann im Kinderheim und ich war im Haus L-410. Mutter war zuerst Putzfrau im Kinderheim, danach bekam sie eine Stelle beim Menagendienst [Essenverteilung] in der Küche der Sapper-Barracken.

Mein Vater war angestellter Arzt in der Jägerkaserne, wo die Deportierten aus Deutschland hinkamen. Die Lebensumstände waren verhältnismäßig gut, wenn man daran denkt, was später alles noch passierte. Es gab ungefähr 24 Mädchen gleichen Alters im Kinderheim.

Am Anfang wurden wir von Magda Weissova und später von Laura Simkova betreut. Tagsüber arbeiteten wir im Garten und abends sangen und rezitierten wir. Ich entwickelte ein tieferes Gefühl für Musik, Lyrik und Literatur schlechthin.

Einige von uns traten im Kinderchor auf, der in der Oper Brundibar erschien, was für uns ein großes Ereignis war. [Brundibar wurde 1938 vom jüdischen Komponist Hans Krasa aus Prag geschrieben und mehr als 50 Mal von Kindern in Theresienstadt gesungen. Krasa wurde 1944 in Auschwitz ermordet.] Ich sang im Chor.

Wir sangen viel mit Ermutigung von Magda, die ursprünglich im Schachterchor [der berühmteste Chor in Theresienstadt, unter der Leitung von Rafael Schachter], in der Prodana nevesta [Oper von Bedrich Smetana] und sonstigen Opern war.

Im Haus L-410 war ein Kellerraum mit Harmonium, das wir ab und zu mal benutzten. Einmal kam Karel Berman vorbei, saß sich ans Harmonium und probte mit uns das ganze Rusalka [Oper von Antonin Dvorak]. Wir blieben bis Dezember 1943 in Theresienstadt. Sie brachten uns in geschlossenen Viehwagen hinweg.

Wir wussten nicht wo wir hingehen, aber unterwegs wurde es uns klar, dass war in den Osten fahren. Wir kamen in der Nacht in Auschwitz an. Die stellten uns sofort in einen Block, der schon von denjenigen aus den September-Transports bewohnt war.

Transports von September und Dezember 1943 und May 1944 landeten ohne Aussortierung im Familienlager in Auschwitz. Sie fingen an, uns Nummer auf die Arme zu tätowieren. Da erfuhr meine Mutter, dass ihr Bruder nicht mehr lebt – unser erster Schock. Dann, auf dem Weg zu den Bädern, sagte jemand: „kommt einfach sicher zurück.“

Zu diesem Zeitpunkt verstanden wir noch nicht, was das heißen sollte. Nach dem Bad bekamen wir Klamotten, nichts mehr als dünne Fetzen, kaum genug, um uns in der Dezember-Kälte warm zu halten. Ich wohnte im selben Block wie meine Mutter und Schwester. Eines Tages sahen wir Vater beim Appell, allerdings erkannten wir ihn kaum, da er nach wenigen Tagen furchtbar heruntergekommen wirkte.

Meine Mutter versuchte immer, so gut sie konnte, uns zu helfen, also fand sie Arbeit beim Raustragen von großen Fässern Suppe. Diejenigen, die die Suppe verteilten, hatten den Vorteil, Reste vom Grund des Fasses auskratzen zu können. Mutter war die Arbeit aber schwer, also bewachte sie dann die Toiletten im Block, die für diejenigen da waren, die es nicht mehr zu den Latrinen draußen schaffen konnten.

In Theresienstadt war mein Vater Arzt und als wir in Birkenau ankamen, wurde ihm gesagt, er soll zum Oberarzt, der ihn dann fragte, ob er an einer tschechischen oder deutschen Universität studierte. Mein Vater war sehr patriotisch und sagte selbstverständlich an einer tschechischen.

Er wurde noch zweimal gefragt, doch er sagte immer wieder, dass er an einer tschechischen Universität war. Wenn er gesagt hätte, er wäre an einer deutschen Universität gewesen, wäre er auch dort Arzt gewesen, nur das hätte er nie gesagt.

Stattdessen musste er die Insassen kontrollieren, ob sie Flöhen hatten. In einer Art und Weise passte uns das, weil er in die Frauenblöcke dürfte, also konnten wir ihn sehen. Danach war ich im Kinderblock, wo ich später zehnjährigen Jungen betreute.

1944 ahnten wir schon, dass wir nur noch wenig Zeit hatten. Ich hatte ein sehr komisches Gefühl. Ich war 15 und konnte mir gar nicht vorstellen, dass wir daraus kommen werden oder, dass es ein Ende geben könnte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich damals sagte, ich werde nie wieder Bäume oder Wälder sehen oder mit dem Zug irgendwohin fahren. Es alarmierte uns, das Ankommen von zwei weiteren Transporten aus Theresienstadt zu sehen.

Dann teilten sie uns mit, dass alle Arbeitsfähigen zur Arbeit geschickt werden. Mit „arbeitsfähig“ meinten sie Frauen im Alter von 16 bis 40 und Männer zwischen 16 und 50. Ich war 15, meine Schwester 12, Vater war 52 und Mutter war 43. Keiner von uns passte in die Gruppen. Doch dann kam der Blockführer und las die Nummern von denjenigen vor, die zur Aussortierung müssten.

Meine Nummer wurde aufgerufen – 70788. Ich meinte es sei ein Fehler, aber da stand sie auf der Liste, also musste ich gehen – ein Glück. Ich wusste nicht wer für den Fehler verantwortlich war; es war allerdings ein Fehler, der mir das Leben rettete.

Später durften Fünfzehnjährige sich freiwillig melden, mit zu gehen, doch ich hätte meine Mutter und Schwester nicht verlassen können. Ich überstand die Aussortierung, weil ich ziemlich groß und noch nicht zu dünn war. Wir wussten nicht ob es eine Art Trick war, ob wir wirklich arbeiten werden.

Zuerst waren wir im Frauenlager, wo wir einige Tage unter furchtbaren Bedingungen lebten. Wir wurden in kleinen Kabinen mit jeweils 12 Frauen untergebracht, da saßen wir und zum Essen bekamen wir nur Suppe aus einem einzigen Topf - und ohne Löffel.

Nach ein paar Tage bekamen wir unsere Gefängnisklamotten und Schuhe. Und nach einigen Aussortierungen schleppten sie die letzten von uns auf LKWs weg. Das war ein komisches Gefühl, Auschwitz zu verlassen. Einige Tage später kamen wir in Hamburg an, auf der Dessauer Seite des Hafens.

Es war ein Donnerstag in Juni. Sie brachten uns in eine fantastische Unterkunft, die mit zweistöckigen Betten und einem Waschraum, auch Tischen ausgestattet war. Am nächsten Tag blieben wir dort und nach all den langen Monaten hatten wir etwas außer Suppe zu essen – Kartoffel und Salzhering. Doch schien es noch einen Fehler zu geben, also bekamen wir nochmal die Suppe.

Am Samstag mussten wir arbeiten. Wir standen noch im Dunkeln auf, gingen zum Hafen und fuhren auf Booten zu den bombardierten Fabriken, wo wir die Trümmer wegräumten und Schienen herausgruben. Dort war es schlimm, da es mindestens einmal pro Nacht einen Fliegerangriff gab.

Im September schickten sie uns nach Neugraben, ein Bezirk am Stadtrand von Hamburg. Zuerst wurden wir von Wehrmachtssoldaten bewacht, die zwar nicht so schlimm waren, aber später durch SS ersetzt wurden. Sie wurden an die Front geschickt und die Aufseher danach waren alte Zollbeamten. Manche von ihnen waren nett, andere nicht.

In Neugraben wurden Notunterkünfte für diejenigen gebaut, deren Häuser ausgebombt wurden. Wir gruben die Fundamente jener Häuser, auch die Gruben für das Wasser und Stromverbindungen. Das machten wir auch bei Minusgrad und mit eisbedeckten Boden.

Einmal arbeiteten wir in einem Ort, wo eine Frau mit einem 12-jährigen Sohn wohnte. Ihr Sohn sagte uns ab und zu ein paar Wörter und seine Mutter fragte unseren Aufseher, ob wir Rasenstücke bei ihr in den Garten reintragen dürften. Danach lud sie uns ein und schenkte uns schwarzen Kaffee und ein bisschen Brot und Käse aus.

Vor Weihnachten brachte uns der Junge einen großen Sack, und sagte der Weihnachtsmann hätte es gebracht. Drinnen war eine gelbe Rübe, Kohl und einige Kartoffel. Für ihn war es nichts Besonderes, aber uns war es ein herrliches Geschenk. Sie schickten uns dann nach Harburg, um den Schnee zu räumen und dort gruben wir Ziegel aus den Trümmern.

Dann gruben wir eine Anti-Panzer-Grube um Hamburg. Da arbeiteten wir neben Kriegsgefangenen. Im Februar mussten wir wieder umziehen, diesmal in einen Bezirk namens Tiefsack, der am anderen Ende der Stadt war. Ich konnte mich allerdings nicht bewegen, weil ich ein schwer verwundetes Bein hatte.

Sie nahmen mich in einem LKW mit anderen kranken Menschen mit, so dass wir nicht laufen mussten. Dort gab es keine Zollbeamten als Aufseher. Stattdessen waren es SS-Frauen, die viel schlimmer waren. Wieder mussten wir Ziegel ausgraben und die Gegend für weitere Benutzung frei räumen. Eines Tages kehrten wir nach der Arbeit zurück und das Lager wurde weggebombt.

Eine Weile danach schickten sie uns aus Hamburg weg. Erstmal waren wir am Bahnhof und dann fuhren wir mit dem Zug nach Celle. Das war Ende März 1945. Einige schafften es, unterwegs zu flüchten. Von dem Bahnhof in Celle aus fuhren wir in das KZ Bergen-Belsen. Man kann kaum beschreiben, wie es damals war. In den Barracken mussten wir auf unbedeckten Boden sitzen, weil es sonst zu voll war.

Die Hygieneverhältnisse waren schrecklich, da es kein Wasser oder überhaupt irgendwas gab. Leichenstapel standen überall zwischen den Blöcken. Ein paar Tage später brachen die SS-Männer aus, weil man inzwischen überall Kanonenfeuer hörte. Da gab es kein Essen mehr.

Meine Freundin Dasa und ich fanden eine Möhre in einer Grube und nahmen sie mit. Dann, als es unmöglich wurde, viel mehr zu ertragen, kam am 15. April die britische Armee. Ich hatte auch nicht die Kraft, um aufzustehen und sehen was passiert. Die brachten Essen mit, aber Dasa und ich nahmen nur eine Dose und schmierten die Möhre mit Fett ein.

Da waren Menschen die sehr schnell ganz viel aßen, doch das war’s für die. Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Läuse und Flöhe es damals gab. Provisorische Duschen wurden eingerichtet und sie desinfizierten uns. Später wurde ich mit Fieber erwischt und musste bis Juli 1945 im Krankenhaus bleiben.

  • Nach dem Krieg

Sobald der Krieg vorbei war, schrieb ich Fanynka zuhause. Wir haben vor dem Krieg Sachen bei ihr versteckt und während des Krieges schickte sie uns Pakete. Leute aus Bergen-Belsen müssten für ihre Erholung nach Schweden – da hätte ich auch hinmüssen.

Doch kurz bevor wir losfuhren, bekam ich von jemandem Nachrichten, der während des Krieges mit Fanynka war. Er war ein Freund meines Vaters und schrieb, dass sie meine Rückkehr erwarten. Der erste Zug aus dieser Region fuhr im Juli 1945 in die Tschechoslowakei. Wir fuhren mit dem Zug fast eine Woche durch erobertes Deutschland und kamen dann in Pilsen an, wo wir aussteigen mussten, da wir am Ende der amerikanischen Zone waren.

Danach fuhren wir auf Kohlezügen nach Prag. Der Freund meines Vaters, der Professor, traf mich in Prag und fuhr mit mir nach Kutna Hora, wo unsere Fanynka auch war. Am nächsten Tag war ich beim Arzt und hatte anscheinend eine sehr schwere Lungenentzündung.

Der Arzt organisierte für mich einen Platz im Sanatorium in Zamberk, wo ich, wie ich später erfuhr, nur deswegen angenommen wurde, weil ich als Arzttochter einen anständigen Ort zum Sterben verdient hatte. Ich blieb zweieinhalb Jahren im Sanatorium – bis Februar 1948.

Dann bekam ich eine Wohnung in unserem alten Haus und ging zurück nach Hause. Nachdem ich wieder zuhause war, entschloss ich mich dazu, zu studieren, da ich auch mit der Grundschulausbildung noch nicht fertig war. Erstens lernte ich Englisch, dann fing ich wieder mit Klavierunterricht an.

Während des nächsten Jahres bereitete ich mich für die Zulassungsprüfung für die Oberschule vor, um eine richtige Ausbildung zu bekommen. Der Professor-Freund meines Vaters wurde mein Betreuer und unterstützte mich. Doch er fand es nicht so gut, dass ich weiter studieren wollte. Ich war ziemlich stur, also schaffte ich es, die Oberschule zu absolvieren und an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Prager Karls-Universität zugelassen zu werden.

Dort studierte ich Deutsch und Tschechisch. Damals erhielte ich die volle Erwerbsunfähigkeitsrente. Doch bevor ich mit dem Studium anfing, lernte ich meinen zukünftigen Mann, Petr Liebl, kennen. Der wurde 1935 in Ceske Budejovice geboren. Seine Eltern waren ein gemischtes Paar. Gegen Ende des Krieges wurde seine Mutter in Hagibor 6 und Theresienstadt inhaftiert.

Sein Vater wurde in das Postoloprty Arbeitslager geschickt. Petr war derzeit bei seiner Großmutter väterlicherseits in Ceske Budejovice. Am Ende des Krieges fuhr Petrs Vater – zusammen mit einem anderen Mann, der auch im Postoloprty-Lager war und dessen Frau und Tochter auch in Theresienstadt waren – mit der Pferdekutsche nach Theresienstadt um die Frauen zu holen.

Petrs Mutter erwartete ein Kind – einen Junge – der direkt nach dem Krieg zur Welt gebracht wurde. Ich kannte Petr von meiner Cousine Lilly, die ich nach dem Krieg besuchte. Bevor ich ihn kennenlernte, wurde mir gesagt er interessiere sich für Mathe und wiegt kleine Bälle, was sich komisch anhörte.

Dann an einem Tag im Sommer klingelte jemand und Lilly sagte, „Hej, da ist der Petr Liebl, sollte ich ihn einladen?“ Ich sagte, „ja, wenn du magst.“ Ich war überhaupt nicht neugierig. Dann kam er und er war ganz anders als ich mir vorstellte. Wir heirateten im Oktober 1955. Wir wohnten in Prag – er wohnte im Wohnheim, wo ich Untermieterin war.

Samstags fuhren wir nach Kutna Hora, um Fanynka zu besuchen, die wir jetzt als Tante bezeichneten. Im 5. Fachsemester brachte ich meine Tochter Rita zur Welt. Danach blieb ich zuhause und schrieb meine Arbeit. Wir hatten ganz wenig – nur das Stipendium. Als mein Stipendium vorbei war, kurz vor den Abschlussprüfungen, fing ich damit an, Arbeit zu suchen.

Endlich bekam ich eine Stelle an einer Oberschule in Caslav, wo ich bis 1956 Deutsch unterrichtete. Bis dahin absolvierte Petr und danach landete er eine Stelle am Mathematikinstitut in Prag. Dann bekamen 1959 wir unsere zweite Tochter, Zuzana, und versuchten eine Wohnung in Prag zu finden.

Am Ende traten wir bei einer Genossenschaft ein und kaufte eine Wohnung des Wohnungsamtes, die wir 1961 bezogen. Damals dachte ich, wir werden sie uns nicht leisten können. Ein Jahr davor bekam Petr eine Stelle in Dubna, in der Nähe von Moskau, also fuhren wir mit den Kindern dahin. Zwischenzeitlich erhielt ich an Stelle an einer Sprachenschule und versprach, am Anfang des Semesters wieder da zu sein.

August 1961 kehrte ich mit den Kindern zurück und Petr war zum Weihnachten wieder da. 1965 fuhren wir nach Ghana, da das Mathematikinstitut ihm dort eine Stelle an der Universität anbot. Wir blieben drei schöne Jahre in Afrika. Dort lehrte ich Deutsch und eine Zeitlang auch Russisch.

Unsere Kinder gingen das erste Jahr nicht in die Schule, da ich sie zuhause unterrichtete. Zuzana ging dann in die erste Klasse, Rita in die vierte. Dann zogen wir auf dem Campus und sie waren auf eine Schule für Universitätspersonal. Wir gingen im Sommer 1956 zurück in die Tschechoslowakei. Ich war damals schwanger.

Ich erfuhr von den Ereignissen 1968 [Prager Frühling] (8) mehr oder weniger von der Entbindungsstation aus, wo ich im September meinen Sohn, Martin, zur Welt brachte. Wir waren mit der gesamten Situation damals ein bisschen verwirrt, da wir während der Zeit in Ghana ein bisschen den Kontakt verloren hatten, obwohl wir tschechische Zeitungen lasen.

Wir verstanden wirklich nicht viel davon, was um uns herum passiert. Und, dank Martin, war ich meistens mit meiner Familie beschäftigt. 1972 wechselte ich an die Universität des 17. Novembers, eine Uni für internationale Studenten, die für tschechoslowakische Studierende auch eine Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen hatte.

Die Universität wurde bald danach zugemacht, doch die Fakultät wurde von der geisteswissenschaftlichen Fakultät übernommen. Während der Feiertage waren wir immer bei Petrs Eltern in Ceske Budejovice. An Migration dachten wir nicht. Wir überlegten wir uns nur, nach Neuseeland zu gehen – ein Angebot, das wir in Ghana erhielten.

Doch am Ende kehrten wir zurück nach Hause. Ich hatte in Israel einen Bekannten, aber wir blieben nicht in Kontakt. Mein erstes Mal in Israel war 1993 mit meinem Mann. Ich war 2000 mit meiner Tochter wieder da. Rita heiratete und zog 1987 nach Kanada. Zuzana und Martin wohnen in Tschechien.

Das Regimewechsel in 1989 (9) war eigentlich zu erwarten. Obwohl ich von dem Regime nicht verfolgt wurde, freue ich mich, dass es passierte, weil wir zumindest die Freiheit haben, ins Ausland zu reisen. Mir begegneten nach dem Krieg keine bestimmten Fälle von Antisemitismus. Derzeit bin ich Vorstandsvorsitzende der Theresienstadt-Initiative (10).

Als Holocaust-Überlebende bin ich auf diversen Treffen. Zum Beispiel war ich neulich in Hamburg, wo es eine neue Ausstellung über die Satellitenlager gab. Also befinde ich mich wieder an jenen Orten, wo ich auch im Krieg mal war. Ich bin oft bei Vorträgen in Terezin mit Studenten aus Tschechien und Deutschland.

Ich reise auch ganz viel nach Deutschland, weil die Theresienstadt-Förderverein in Niedersachsen beheimatet ist. Viele Jahre arbeitete ich bei der lokalen Abteilung des Verbandes der Freiheitkämpfer. Ich war auch Vorstandsvorsitzende der Kommission der Swiss Humanitarian Fund [Schweizer Fond für Holocaustüberlebende] und bin jetzt bei dem Petitionsausschuss für Sklaven- und Zwangsarbeiter im Rahmen des Deutsch-Tschechisch Zukunftsfonds.

Ich vergas nie, dass ich jüdisch bin. Auch meine Kinder wussten es immer. In der Familie nehmen wir es für selbstverständlich. Meine Kinder wurden nicht jüdisch erzogen, da ich auch keine solche Erziehung hatte, doch interessieren sie sich für Yiddishkeit.