Selected text
Als ich älter wurde, hat sich die wirtschaftliche Situation meiner Familie verbessert. Ich habe, was heute unwahrscheinlich klingt, mit sechzehn, siebzehn Jahren schon Klavierunterricht gegeben. Ich habe damals so viel gearbeitet, dass ich als Achtzehnjähriger schon 250 Schilling im Monat hatte. Das war viel mehr als ein Beamter verdiente. Mein Bruder Rudolf hatte keine Arbeit, und ich kann mich erinnern, dass er zu mir gekommen ist und mich gebeten hat, ihm 50 oder 100 Schilling zu borgen. Das war ein Gefühl, das ich tief in meinem Innern nie vergessen habe: ich war viel jünger als er, und er musste zu mir betteln kommen, ich habe das damals schon als sehr schmerzlich empfunden.
Period
Location
Vienna
Österreich
Interview
Erwin Weiss