Selected text
Mit mir fuhr eine Frau mit einem Baby, ihr Mann war schon auf der russischen Seite. Aber wir wussten nicht, dass am 17. Oktober 1939 die Teilung Polens durch den Hitler-Stalin-Pakt [14] in deutsches und russisches Gebiet stattgefunden hatte. Das Taxi kam gerade mal ganze 20 Kilometer. Dann konfiszierten es die Deutschen. In diesem Durcheinander sagte die Frau mit dem Baby zu mir, sie gehe wieder zurück. Ich bat sie, zu meinen Eltern zu gehen und ihnen zu erzählen, sie habe mich aus den Augen verloren. Ich schloss mich daraufhin absolut fremden Leuten an, und wir gingen zu Fuß weiter. Ich glaube, es waren ungefähr 300 Kilometer bis nach Bialystok [heute Weißrussland]. Das war ein bisschen ein Schafgefühl - alle gehen, ich gehe auch. Manchmal nahm uns irgendein Bauer mit seinem Fuhrwerk mit, Autos fuhren kaum, denn erstens gab es nur wenige Autos, und diese wenigen Autos hatten die Deutschen requiriert.
Wie viele Tage wir unterwegs waren, weiß ich nicht. Halb verhungert und halb verdurstet bekamen wir manchmal etwas Milch von Bauern. Geld spielte überhaupt keine Rolle mehr. Aber wenn man ein Stück Seife hatte, und ich hatte ein paar Stück Seife - das hatte mein Vater richtig erkannt - konnte man sie gegen Lebensmittel eintauschen.
Wie viele Tage wir unterwegs waren, weiß ich nicht. Halb verhungert und halb verdurstet bekamen wir manchmal etwas Milch von Bauern. Geld spielte überhaupt keine Rolle mehr. Aber wenn man ein Stück Seife hatte, und ich hatte ein paar Stück Seife - das hatte mein Vater richtig erkannt - konnte man sie gegen Lebensmittel eintauschen.
Period
Location
Warsaw
Polen
Interview
Emilia Ratz
Tag(s)