Tag #131810 - Interview #78545 (Louise Eva Papo)

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In der Holzhausergasse gab es auch eine tschechische Schule für Kinder von tschechischen Eltern, die ihre Kinder auf Tschechisch unterrichten ließen. Meine Eltern hatten im Jahre 1919 für die Tschechoslowakei optiert, aber ich bin in eine deutschsprachige Schule gegangen. Als ich in die 2. Volksschulklasse ging, sind wir in die Obere Donaustraße übersiedelt. Daher bin ich dann noch zweieinhalb Jahre in die Volksschule in die Kleine Sperl Gasse gegangen. Ich war immer eine sehr gute Schülerin. Ich hätte wahrscheinlich schon nach der 4. Klasse ins Gymnasium gehen können, aber meine Eltern haben gemeint, ich sei ein zartes und nervöses Kind, und es wäre besser für mich, noch ein Jahr in der Volksschule zu bleiben. Meine Mutter begann bereits mit mir Englisch zu lernen, als ich neun Jahre alt war. Als ich mit zehn Jahren ins Gymnasium kam und wir Französischunterricht bekamen, habe ich die beiden Sprachen durcheinander gebracht. Da wurde mit dem Englisch aufgehört. Als ich dann in der 4. Klasse Gymnasium war, hat der Englischunterricht in der Schule begonnen, und da habe ich wieder mit der Mutti Englisch gelernt. Später, auf der Universität, habe ich auch wieder Englisch gelernt. Leider konnte ich mein Studium nicht mehr abschließen, weil die Juden dann nicht mehr zugelassen waren.
Period
Location

Vienna
Österreich

Interview
Louise Eva Papo