Tag #131482 - Interview #78279 (Kitty Schrott)

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Im Herbst 1940 kamen die Schiffe im Hafen von Haifa an. Die Engländer wollten uns nicht, und die Schiffe standen im Hafen. Man sagte, dass die Passagiere der 'Atlantik', die nun ein verwahrlostes, schmutziges Wrack war, auf die 'Patria' gehen sollten, um sich dort zu waschen. Zuerst sollten die Mütter und Kinder hinüber.

Meine Mutter aber sagte: 'Wir bleiben beisammen! Wir waren bisher beisammen, und wir bleiben beisammen!' Und sie ist mit mir nicht hinüber auf die 'Patria' gefahren. Aber Erna mit ihrer Tochter Inge fuhr hinüber. Sie schafften es, sich von der sinkenden 'Patria' [11] zu retten, die von der Haganah [12] durch zuviel Sprengstoff gesunken ist, obwohl sie nur verhindern wollten, dass das Schiff nach Mautitius, einer englischen Kolonie, mit den Geflüchteten geschickt wird. 200 Leute ertranken, Richard Eisinger, mit dem ich in Wien in unserer Wohnung gespielt hatte und seine Mutter waren darunter.

Erna und Inge durften dadurch, dass sie auf der Patria waren und beinahe ums Leben gekommen wären, in Palästina bleiben, während meine Familie nach zehn Tagen im Internierungslager in Atlith hinausgetrieben und nach Mauritius weiter geschickt wurde.

Das Lager wurde von jüdischen Aufpassern bewacht. Ich erinnere mich, wie sie in unsere Hütte kamen und sagten: 'Ihr müsst jetzt die Baracke verlassen', aber mit den Händen deuteten sie uns, wir sollen liegen bleiben. Die Frauen zogen sich nackt aus, blieben liegen und leisteten so Widerstand, aber das half nichts. Um das Lager war Stacheldraht, hinter dem Stacheldraht waren die Überlebenden der Patria, und wir konnten der Inge und ihrer Mutter zum Abschied winken.
Period
Year
1918
Location

Israel

Interview
Kitty Schrott