Die Habsburger waren bis zum 1. Weltkrieg eine der mächtigsten Herrscherdynastien Europas. Von 1848 bis 1916 -- also mehr als sechs Jahrzehnte -- wurde Österreich bzw. das spätere Österreich-Ungarn von Kaiser Franz Josef I. regiert, und unter seiner Herrschaft gelang der jüdischen Bevölkerung ein beachtlicher, vom Kaiser tolerierter Aufstieg in der Gesellschaft. Dieser Film, produziert von Wolfgang Els in Wien und gesprochen von Franz-Robert Wagner, beleuchtet vor allem die Rolle der jüdischen Soldaten in der K&K-Armee.
Study Guides
Historische Links
Das Kaiserreich Österreich war ein Vielvölkerstaat in Mittel- und Südosteuropa. Es wurde von der legendären Habsburger-Dynastie beherrscht. Nach seiner Niederlage im Österreich-Preußischen Krieg 1866 sah sich Österreich gezwungen, den Ungarn mehr Autonomie zuzuerkennen. Auf diese Weise wurde das Kaiserreich Österreich 1867 zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, mit einer österreichischen und einer ungarischen Reichshälfte, umgewandelt. Gemeinsam für beide Staaten waren das Staatsoberhaupt Franz Joseph I., die Auswärtigen Angelegenheiten, das Finanzwesen und die Armee.
Franz Joseph I. wurde zur Symbol der Donaumonarchie. Er wurde 1848 mit 18 Jahren neuer Kaiser von Österreich und regierte bis seinem Tod in 1916. Für viele war er der einzige Faktor, der die auseinander strebenden Völker zusammenhielt. Er wurde 86 Jahre alt und seine 68-jährige Herrschaft ist die dritt-längste in der europäischen Geschichte. Hier findest du ein Tondokument aus dem Jahre 1903, worauf die Stimme des damals 73-jährigen Kaisers verewigt wurde.
Hier kannst du die damalige Kaiserhymne von Österreich-Ungarn anhören. Die jetzige deutsche Nationalhymne verwendet übrigens dieselbe, von Joseph Haydn komponierte, Melodie.
Ein gutes Beispiel des geografischen Ausmaßes Österreich-Ungarns bietet diese Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn aus dem Jahr 1913.
Deutsch war die gemeinsame Kommandosprache der österreich-ungarischen Armee. Jeder Rekrut musste somit die etwa 100 wichtigsten Kommandos in Deutsch erlernen. Die Regimentssprache war die Sprache, die von der Mannschaft mehrheitlich gesprochen wurde. Sollte sich, wie bei dem Infanterieregiment Nr. 100 in Krakau, die Mannschaft aus mehreren Bevölkerungsgruppen (in diesem Fall 27 % Deutschen, 33 % Tschechen und 37 % Polen) zusammensetzen, so gab es drei Regimentssprachen.
Hier kannst du dir Bilder der österreich-ungarischen Armee anschauen. Ein Überblick über die Geschichte der k.u.k. Marine findest du hier.
Als der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens besuchte, wurde er vom Attentäter Gavrilo Princip erschossen. Das Attentat löste eine Kettenreaktion mit verheerenden Folgen aus: Europas Großmächte waren zu dieser Zeit in verschiede Bündnisse aufgeteilt und die Spannungen nach dem Attentat setzten dieses Bündnissystem in Wirkung: der Erste Weltkrieg brach aus.
Der Erste Weltkrieg dauerte von 1914 bis 1918, wurde auf grausame Weise geführt und forderte unzählige Menschenleben. Die Folgen waren so verheerend und tiefgehend, dass manche Historiker den Ersten Weltkrieg als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnen. Auch Österreich-Ungarn überlebte den Krieg nicht: in den letzten Kriegsmonaten erklärten verschiede Völker ihre Unabhängigkeit und das Reich zerbrach.
Kaiser Karl I., Franz Joseph I.’s Nachfolger, unterzeichnete eine Verzichterklärung und starb 1922 in Exil. Sein Sohn Otto lebt heute in Deutschland und war jahrelang Mitglied des Europäischen Parlaments für die CSU.
Jüdische Links
Nach den Ereignissen von 1848 (die Beschränkung für die Zuwanderung von Juden nach Wien wurde gelockert) und 1867 (Juden wurden erstmals in ihrer Geschichte in ganz Österreich der ungehinderte Aufenthalt und die Religionsausübung gestattet) zogen zahlreiche jüdische Bürger der Donaumonarchie in die Hauptstadt. Zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Ansiedlung in Wien und Niederösterreich kannst du hier mehr lesen.
Die jüdische Bevölkerung in Wien stieg in den nächsten Jahrzehnten sprunghaft an. In Wien wohnten am Anfang des 20. Jahrhunderts fast 200.000 Juden, was etwa 90% aller österreichischen Juden entsprach.
Um 1900 erlebte Wien ihren bisher letzten kulturellen Höhepunkt. Es war die Zeit des Jugendstils und der Wiener Secession. Auch das jüdische Leben in Wien erlebte eine Blütezeit und Juden spielten eine wichtige Rolle in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, wie etwa in der Wirtschaft, Presse, Kunst, Wissenschaft und Literatur. Zu den berühmtesten jüdischen Persönlichkeiten dieser Zeit gehören Sigmund Freud, Theodor Herzl, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Stefan Zweig, Victor Adler, Karl Landsteiner, Dora Kallmus, Tina Blau und Selma Kurz.
In der österreich-ungarischen Armee wurden die religiösen Vorschriften der verschiedenen Religionen genau beachtet. So gab es, zum Beispiel, für die Soldaten jüdischen Glaubens eigene Feldrabbiner und für die islamischen Glaubens Feldimame.
In der deutschen Armee kämpften im Ersten Weltkrieg etwa 100.000 jüdische Soldaten. 35.000 erhielten Orden und Ehrenzeichen, 12.000 von ihnen überlebten den Krieg nicht. Diese Realität wurde vor allem in der NS-Zeit massiv ausgeblendet wurde.
Am 8. November 2006 schlossen sich einige Mitglieder jüdischen Glaubens der Bundeswehr zum „Bund jüdischer Soldaten“ zusammen. Ein besonderes Anliegen des Vereins ist das Schicksal der ehemaligen jüdischen Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs zu gedenken.
Im Zweiten Weltkrieg kämpften viele jüdische Soldaten auf Seiten der Alliierten. Ein Artikel des Historikers Arno Lustiger zum Anteil der Juden am Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg und jüdischen Soldaten im Kampf gegen den Nationalsozialismus.
Mehr zum Thema findest du im Buch „Juden in der k. (u.) k. Armee 1788 – 1918“ von Erwin A. Schmidl. Zur Geschichte der Juden in Wien empfehlen wir das Buch „Wien und die Juden, 1867-1938“ von Steven Beller.
Andere Links
Hier findest du einen Film von Centropa über die jüdischen Soldaten in der Österreichisch-Ungarischen Armee.
Eine halbe Million jüdischer Soldaten kämpfte im Zweiten Weltkrieg an der Seite der Sowjetunion. Mehr als 200.000 verloren ihr Leben. Arnold Fabrikant, geboren in Odessa am Schwarzen Meer, ist einer dieser Veteranen. Hier kannst du Centropas Film über ihn anschauen.
Die Stadt Wien bietet einen Stadtspaziergang zum Thema "Jüdisches Wien" an.
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien sind das Auto, in dem der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie 1914 ermordet wurden und ebenso die blutbefleckte Uniform zu sehen.
In seinem Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" prägte Robert Musil das Wort "Kakanien" (von „k. k.“ für „kaiserlich-königlich“ oder „k. u. k.“ für „kaiserlich und königlich“) als ironische Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie. Kakanien revisited ist eine Plattform für interdisziplinäre Forschung und Vernetzung im Bereich Mittelost- bzw. Zentral- und Südosteuropas. Aufsätze, Studien, Essays und Rezensionen stehen dauerhaft als PDF-Dokumente zur Verfügung.
Zirka 7,8 Millionen Soldaten aus Österreich-Ungarn kämpften im Ersten Weltkrieg, 1,5 Millionen überlebten den Krieg nicht. Hier hat das Österreichische Staatsarchiv eine virtuelle Ausstellung zum Ersten Weltkrieg online gestellt.