Selected text
Ich heulte Rotz und Wasser, denn ich wollte nicht zu den Orthodoxen. Ich hatte mir vorgestellt, dass dort lauter Religiöse mit Pejes [12] herumlaufen. Daraufhin sagte mein Vater: 'Gut, dann gehst du in die Hauptschule.' Das wollte ich aber auch nicht, denn ich wollte ja studieren.
Für meinen Vater als Angestellten der Kultusgemeinde war es kein Problem, mich in das Chajes-Gymnasium einschreiben zu lassen. Ich glaube, ich war die 39. Schülerin in meiner Klasse. In dieser Schule war ich dann drei Jahre lang sehr glücklich.
Im Chajes-Gymnasium lernten Buben und Mädchen in gemeinsamen Klassen. Wir waren eine sehr gute Klassengemeinschaft, hatten zwei Klassensprecher, einen Burschen und ein Mädchen als Assistent. Zwei Jahre wurde ich zur Klassensprecherassistentin gewählt.
Der Direktor, Viktor Kellner, war autoritär und infolgedessen auch nicht sehr beliebt. Aber die Lehrer waren wunderbar, zum Teil wirklich fortschrittlich aufgeschlossen und sozial denkend. Jüdische Lehrer, die den Antisemitismus in den Mittelschulen erleben mussten, haben sich gefreut, wenn sie im Chajes-Gymnasium unterrichten durften, das heißt, die Schule konnte sich ihre Lehrer wirklich aussuchen. Unsere Lehrer waren hervorragende Fachleute und überhaupt nicht alle orthodox, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Es gab orthodoxe Schüler, es gab die Religionslehrer - die orthodox waren. Im Großen und Ganzen war das aber eine normale Schule, außer, dass wir am Samstag frei hatten und am Sonntag in die Schule gehen mussten. Das war mir natürlich unangenehm.
Ich bin jeden Tag den weiten Weg vom 13. in den 20. Bezirk gefahren: mit den Straßenbahnen 62 und 60, mit der Stadtbahn Wiental- Linie und der Straßenbahn Nummer 5. Jeden Tag hatten wir eine Stunde Hebräisch. Auf Grund der zusätzlichen Hebräischstunde hatten wir immer bis 14 Uhr Unterricht und zweimal wöchentlich auch nachmittags.
Für meinen Vater als Angestellten der Kultusgemeinde war es kein Problem, mich in das Chajes-Gymnasium einschreiben zu lassen. Ich glaube, ich war die 39. Schülerin in meiner Klasse. In dieser Schule war ich dann drei Jahre lang sehr glücklich.
Im Chajes-Gymnasium lernten Buben und Mädchen in gemeinsamen Klassen. Wir waren eine sehr gute Klassengemeinschaft, hatten zwei Klassensprecher, einen Burschen und ein Mädchen als Assistent. Zwei Jahre wurde ich zur Klassensprecherassistentin gewählt.
Der Direktor, Viktor Kellner, war autoritär und infolgedessen auch nicht sehr beliebt. Aber die Lehrer waren wunderbar, zum Teil wirklich fortschrittlich aufgeschlossen und sozial denkend. Jüdische Lehrer, die den Antisemitismus in den Mittelschulen erleben mussten, haben sich gefreut, wenn sie im Chajes-Gymnasium unterrichten durften, das heißt, die Schule konnte sich ihre Lehrer wirklich aussuchen. Unsere Lehrer waren hervorragende Fachleute und überhaupt nicht alle orthodox, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Es gab orthodoxe Schüler, es gab die Religionslehrer - die orthodox waren. Im Großen und Ganzen war das aber eine normale Schule, außer, dass wir am Samstag frei hatten und am Sonntag in die Schule gehen mussten. Das war mir natürlich unangenehm.
Ich bin jeden Tag den weiten Weg vom 13. in den 20. Bezirk gefahren: mit den Straßenbahnen 62 und 60, mit der Stadtbahn Wiental- Linie und der Straßenbahn Nummer 5. Jeden Tag hatten wir eine Stunde Hebräisch. Auf Grund der zusätzlichen Hebräischstunde hatten wir immer bis 14 Uhr Unterricht und zweimal wöchentlich auch nachmittags.
Location
Wien
Austria
Interview
Hannah Fischer