Tag #120387 - Interview #83000 (Herbert Wolfgang Reisner)

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1938 sind wir nach Bratislava geflüchtet, weil mein Vater tschechoslowakischer Staatsbürger war. Er ist auf die tschechische Botschaft gegangen, und die Tschechen waren sehr anständig und haben ihm sofort einen Pass ausgestellt. Aber die Juden durften damals aus Österreich nicht einfach hinaus. Man hat später die Judensteuer [Reichsfluchtsteuer] [10] eingeführt, aber am Anfang gab es die noch nicht. Mein Vater hat in Wien versucht unser Geschäft zu liquidieren, und meine Mutter ist mit uns Kindern, mit meiner Schwester Renate und mit mir, nach Bratislava, gefahren. Es hat damals eine elektrische Bahn gegeben. An der Grenze hat man uns aufgehalten, weil wir viel Gepäck hatten. Wir haben gesagt, dass wir nur für ein paar Tage fahren, und die haben gesagt: ‚Nein!’ und haben uns nicht durchgelassen und wieder nach Wien zurückgeschickt. Erst beim zweiten Versuch haben wir es geschafft durchzukommen. Diesmal hatten wir sehr wenig Gepäck mitgenommen - jeder hatte nur einen kleinen Koffer.
Location

Bratislava
Slovakia

Interview
Herbert Wolfgang Reisner
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