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Als ich die Schule verlassen mußte und meine Mutter beschlossen hat, daß "das Kind was lernen muss, um sich auf die Emigration vorzubereiten", hab ich im Modesalon "Hilda & Loni" eine Schneiderlehre begonnen. Der Salon war Ecke Liechtensteinstraße/Thurngasse. Wir haben im 20. Bezirk gewohnt, und ich bin in der Mittagspause immer nach Haus gegangen. Einmal wurde ich bei der Grünentorgasse von ein paar SS- Leuten gefangen und in die Schule in die Grünentorgasse gebracht. Das war eine SS-Kaserne. Und da mußte ich sauber machen und danach mußte ich "Spiegel", diese Pajetten, die man an der Uniform hat, annähen. Ich weiß nicht, wie lange ich da war, dann hat einer gesagt, ich soll Kohlen aus dem Keller holen und ist mit mir die Treppe runter mit zwei Kohlenkübeln. Ich hab seitdem Angst vor Kellern. Dann ist der mit mir in den Keller gegangen, hat laut geschimpft, hat die Kohlen in die Kübel gefüllt, hat sie bis zur Treppe getragen und dann erst hat er sie mir übergeben. Danach hat er mich nach Haus geschickt.
Interview
Hanny Hieger
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