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Wir haben geheiratet, hatten aber keine Wohnung. Meine Eltern hatten um eine Gemeindewohnung angesucht und uns mit angemeldet, sonst hätten sie nur eine Einzimmerwohnung bekommen. Zusammen haben wir dann eine Zweizimmerwohnung mit 48 qm bekommen. Ein Jahr nach unserem Einzug in die Wohnung, am 3. Dezember 1954, ist unser Sohn Willi geboren. Daraufhin haben wir auf eine eigene Wohnung angesucht. Das wurde mit der Begründung abgelehnt, dass wir ja eine Wohnung hätten. In dieser Zeit eine Wohnung zu bekommen, war sehr schwierig. Es gab aber einen Trick, das war die Delogierung. Meine Eltern stellten eine Räumungsklage wegen zu enger Wohnverhältnisse und dadurch entstehenden Streitereien. Der Richter gab der Räumungsklage statt, das war reine Formsache. Auflage war, man musste zweimal Einspruch erheben. Dann kam einer vom Wohnungsamt zum Gericht, und der Hauptmieter musste weiter auf der Räumungsklage bestehen. Zweimal wurde dieser formale Akt durchgeführt. Eines Tages kam ein Kommissär vom Wohnungsamt und hat meiner Frau gesagt, sie war allein zu Hause, wir seien delogiert. Die Lilli hat gefragt, was sie mit dem Kind machen soll, da hat er gesagt, dass sie das Kind ruhig dalassen könne, um das könnten sich ja die Schwiegereltern kümmern. 'Aber Sie müssen offiziell die Wohnung verlassen.' Er ist mit ihr bis an die nächste Ecke gegangen und hat gesagt: 'So, damit ist die Delogierung durchgeführt.'
Ich bin dann zum Bezirksrat der Kommunistischen Partei im 19. Bezirk gegangen. Der war mit dem Bezirksvorsteher von der Sozialdemokratischen Partei auf gutem Fuß, und er hat zu ihm gesagt, dass er eine Familie mit einem Kind habe, die eine Wohnung brauche. Das hat sich dann hingezogen. Am 11.August 1957 wurde der Heinzi geboren, und da waren wir dann zu sechst in der kleinen Wohnung. Ich bin dann ständig zum Bezirksvorsteher gegangen. Manche Funktionäre von der SPÖ [Sozialdemokratische Partei Österreichs] haben Wohnungen gehortet. Unter uns wohnte einer, der hatte drei Kinder. Da bekam jedes Einzelne von den Kindern, die verheiratet waren, eine Wohnung.
Ende der 1950er-Jahre ist in Döbling [19. Wiener Gemeindebezirk] viel gebaut worden. Eines Tages bin ich zum Bezirksvorsteher gegangen und habe ihm gesagt, dass, wenn wir nicht bald eine Wohnung bekommen, ich ihm meine zwei Kinder auf den Schreibtisch setzen werde. Wir sind vier Erwachsene und zwei kleine Kinder auf 48 Quadratmetern. Meine Eltern haben die zwei Buben geliebt, und mein Vater hatte zu der Zeit seine Hauschuhproduktion und einen Gassenladen, und oft haben sie auch dort im Geschäft geschlafen. Aber das war kein Zustand! Ich habe zu der Zeit in der Schottenfeldgasse in einer Schuhfabrik gearbeitet. Eines Tages kam ich nach Haus und die Lilli zeigte mir freudestrahlend den Besichtigungsschein für eine Wohnung. Das war 1958, an meinem 38. Geburtstag. Wir waren die ersten Mieter in dem neuen Haus. Der Willi war 2 ½ Jahre alt und ist von einem Zimmer ins andere gelaufen, der konnte es nicht fassen, dass wir plötzlich soviel Platz hatten. Wir waren glücklich! Ich habe jeden Tag einen vollen Rucksack mit Lederabfällen aus der Schuhproduktion meiner Eltern nach Hause geschleppt, und damit haben wir geheizt. Wir hatten auch Koks, aber Koks war teuer.
Ich bin dann zum Bezirksrat der Kommunistischen Partei im 19. Bezirk gegangen. Der war mit dem Bezirksvorsteher von der Sozialdemokratischen Partei auf gutem Fuß, und er hat zu ihm gesagt, dass er eine Familie mit einem Kind habe, die eine Wohnung brauche. Das hat sich dann hingezogen. Am 11.August 1957 wurde der Heinzi geboren, und da waren wir dann zu sechst in der kleinen Wohnung. Ich bin dann ständig zum Bezirksvorsteher gegangen. Manche Funktionäre von der SPÖ [Sozialdemokratische Partei Österreichs] haben Wohnungen gehortet. Unter uns wohnte einer, der hatte drei Kinder. Da bekam jedes Einzelne von den Kindern, die verheiratet waren, eine Wohnung.
Ende der 1950er-Jahre ist in Döbling [19. Wiener Gemeindebezirk] viel gebaut worden. Eines Tages bin ich zum Bezirksvorsteher gegangen und habe ihm gesagt, dass, wenn wir nicht bald eine Wohnung bekommen, ich ihm meine zwei Kinder auf den Schreibtisch setzen werde. Wir sind vier Erwachsene und zwei kleine Kinder auf 48 Quadratmetern. Meine Eltern haben die zwei Buben geliebt, und mein Vater hatte zu der Zeit seine Hauschuhproduktion und einen Gassenladen, und oft haben sie auch dort im Geschäft geschlafen. Aber das war kein Zustand! Ich habe zu der Zeit in der Schottenfeldgasse in einer Schuhfabrik gearbeitet. Eines Tages kam ich nach Haus und die Lilli zeigte mir freudestrahlend den Besichtigungsschein für eine Wohnung. Das war 1958, an meinem 38. Geburtstag. Wir waren die ersten Mieter in dem neuen Haus. Der Willi war 2 ½ Jahre alt und ist von einem Zimmer ins andere gelaufen, der konnte es nicht fassen, dass wir plötzlich soviel Platz hatten. Wir waren glücklich! Ich habe jeden Tag einen vollen Rucksack mit Lederabfällen aus der Schuhproduktion meiner Eltern nach Hause geschleppt, und damit haben wir geheizt. Wir hatten auch Koks, aber Koks war teuer.
Period
Location
Wien
Austria
Interview
Max Tauber