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Da war ich sehr verbittert! Freitags war immer früher Arbeitsschluss, und an einem Freitag kam ich von der Arbeit nach Hause, da stand vor unserem Haus ein offener Wagen mit einem Pferd davor. Es wurden Möbel heraus getragen und der Freund von meinem Vater, der Kollege, der Löwy, war ganz aufgelöst. Der Herr Löwy war der Hauptmieter, und mein Vater hatte ihm immer das Geld für die Miete gegeben, aber der hatte die Miete nicht bezahlt, und wir sind aus der Wohnung geschmissen worden. Nun sind wir ohne Wohnung dagestanden. Möbel haben wir sowieso praktisch keine, das war kein Problem. In der Bauschlosserei hatte ich einen Burschen in meinem Alter kennen gelernt, einen Sabre [in Israel Geborene], aus einer streng orthodoxen Familie, Serotkin hießen sie. Die Familie hatte acht oder neun Kinder, und sie wohnten in einem großen Haus. Unten im Haus war eine Mineralwasserabfüllung, an der Vater Serotkin beteiligt war. Er hat mir die Waschküche als Unterkunft zur Verfügung gestellt, dafür sollte ich seinem Sohn die Grundrechenarten beibringen. Aber der hat das nicht verstanden. Mein Vater hat in einer Schneiderwerkstatt geschlafen, meine Mutter mit meinen Schwestern bei einem Arbeitskollegen. Nach sechs Wochen hatte mein Vater eine Wohnung am östlichen Stadtrand von Jerusalem aufgetrieben. Wie er das gemacht hat, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat er eine Wohnung aufgetrieben, und wir sind dort eingezogen. Der Hausherr hatte das Haus mit ein paar Hilfskräften selber gebaut. Es war sehr primitiv, wie alle Häuser, die relativ neu waren. Aber ein Badezimmer war selbstverständlich. Wir hatten zwei Zimmer, Hausflur und Badezimmer war mit den Nachbarn gemeinsam, und jeder hatte eine Küche. Wir hatten ja kein Mobiliar, der Hausherr hat sich gewundert, wir kamen da anmarschiert mit fast nichts, nur mit ein paar Koffern. Das war in unserer Situation sehr praktisch.
Period
Location
Israel
Interview
Max Tauber