Tag #119584 - Interview #78281 (Max Tauber)

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Zuerst hat mein Vater mir eine Lehrstelle in einer Maschinenschlosserei verschafft. Ich habe dort eigentlich als Hilfsarbeiter begonnen, weil ein Lehrding dort nicht vorgesehen war. Dann habe ich in einer Bauschlosserei gearbeitet, dort sollte ich als Mechaniker und Schlosser ausgebildet werden, aber Bezahlung habe ich keine bekommen. Dann bin ich in einen Betrieb gekommen, da waren aus allen Ländern des Orients Leute, die entweder persisch oder arabisch oder hebräisch gesprochen haben. Der Inhaber der Firma und sein Schwager waren aus Lemberg [heute Ukraine], und die haben Jiddisch und Deutsch gesprochen. Das war eine harte Schule! Ich hab mich nur mit den Chefs unterhalten können und für den Rest der Belegschaft war ich der 'Kasperl der Nation'. Was die mit mir aufgeführt haben! Ich habe ja fast nichts verstanden. Einmal haben sie mich in ein Geschäft geschickt Joghurt kaufen und mir gesagt, was ich zu dem Besitzer des Geschäfts, der aus Marokko kam, sagen soll. Das was ich gesagt habe, war aber nicht, dass ich Joghurt kaufen möchte, sondern ein ganz ordinärer Fluch. So etwas haben sie ständig mit mir gemacht. Man glaubt gar nicht, wie schnell ein Mensch eine Sprache lernen kann, wenn man auf diese Art und Weise gezwungen wird.
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Interview
Max Tauber