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Dann begann der 1. Weltkrieg. Aber nachdem meine Großmutter Witwe war und sich nicht allein versorgen konnte, hat mein Vater eine Freistellung bekommen und hat dienstverpflichtet in einer Schuhfabrik gearbeitet. Doch 1916 musste er dann doch zum Militär einrücken. In der Monarchie war der Geburtsort entscheidend, wohin man zum Militär eingezogen wurde. Und nachdem er in Jakobsdorf, in Ungarn, geboren war, musste er in der Gegend nördlich von Jakobsdorf, in Zsolna [jetzt: Zilina] einrücken, zu einem ungarischen Regiment. Dort hat er kurze Zeit die Ausbildung gemacht, hat aber kein Wort ungarisch gesprochen. Die Front war bei Asiago, das ist in Oberitalien. Nachdem er mit seiner 8jährigen Dorfschulausbildung einer der Wenigen war, der eine sehr schöne Schrift hatte und die Rechtschreibung auch fehlerlos beherrschte, wurde er sofort ins Büro geschoben. Zuerst war er Gefreiter und dann wurde er Unteroffizier und war quasi der Buchhalter der Batterie und für die Verpflegung verantwortlich. Er hatte sogar zwei Leute, die ihm unterstellt waren. Meistens hat er nach Udine [Italien] oder nach Tarvis [Italien] müssen, dort gab es alles, was gebraucht wurde: Verpflegung, Kleidung, Munition usw. Die Ware musste er mit Tragtieren oder mit Wagen transportieren - dazu hatte er sechs Soldaten. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind ganze Stapel von Bezugsscheinen aus dem Krieg gesehen habe, die hatte er sich als Andenken mitgenommen.
Auch mein Onkel Max kam zu meinem Vater als einfacher Soldat in die Batterie. Während der letzten Isonzo-Schlacht [10], die mörderisch war, hat er eine Verwundung vorgetäuscht und wurde von Udine in eines der großen Spitäler in Prag transportiert. Nach drei Wochen Spitalsaufenthalt ist er als Kriegsinvalide entlassen worden und ist zu seiner Mutter nach Weikendorf gefahren. Als er schon in Zivil war, hat er vom Kriegsministerium die Verwundetenmedaille überreicht bekommen und sie stolz entgegen genommen. Im Sommer 1918 kam die Batterie nach Mayerhofen in Tirol und dort sollten sie auf neue Geschütze und neue Ausrüstung warten. Aber dann war der Krieg aus. Mein Vater hat mir einmal gesagt, dass er, obwohl täglich in Lebensgefahr, sich in dieser Militärzeit als freier Mensch gefühlt hat. Das ist eine Ironie des Schicksals.
Auch mein Onkel Max kam zu meinem Vater als einfacher Soldat in die Batterie. Während der letzten Isonzo-Schlacht [10], die mörderisch war, hat er eine Verwundung vorgetäuscht und wurde von Udine in eines der großen Spitäler in Prag transportiert. Nach drei Wochen Spitalsaufenthalt ist er als Kriegsinvalide entlassen worden und ist zu seiner Mutter nach Weikendorf gefahren. Als er schon in Zivil war, hat er vom Kriegsministerium die Verwundetenmedaille überreicht bekommen und sie stolz entgegen genommen. Im Sommer 1918 kam die Batterie nach Mayerhofen in Tirol und dort sollten sie auf neue Geschütze und neue Ausrüstung warten. Aber dann war der Krieg aus. Mein Vater hat mir einmal gesagt, dass er, obwohl täglich in Lebensgefahr, sich in dieser Militärzeit als freier Mensch gefühlt hat. Das ist eine Ironie des Schicksals.
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Interview
Max Tauber
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