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Zu unserer Silbernen Hochzeit im Jahre 1967, flogen meine Frau und ich nach Israel und machten eine Rundreise. Wir besuchten Verwandte, die Familie Lewinter und Jaqui, die Tochter meiner Schwester aus London. Seither waren wir einige Male zu Pessach in Israel. Meine Einstellung zu Israel ist Folgende: Als 1948 die Gründung des Staates Israel von den Vereinten Nationen beschlossen wurde, lebten dort Araber. Herzl [28] schrieb 1902 in seinem utopischen Roman 'Altneuland', wie er sich ein gemeinsames Land von Juden und Arabern vorstelle. In der Zwischenzeit gab es natürlich große Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, wobei es auf beiden Seiten Falken und Tauben gab. Das größte Entgegenkommen, die größte Geste der Israeli war das Angebot Baraks [29], im Jahr 2000. Er bot an, das Westjordanland zu räumen und eine zwei Staaten Lösung zu finden. Dieses Angebot wurde von Arafat abgelehnt. Das musste Israel als Zeichen der Aggression verstehen. Aber es ist sicherlich so, dass es auf die Dauer eine Zwei- Staaten- Lösung geben muss. Es müssen nur auf beiden Seiten gleichzeitig die Tauben das Sagen haben. Israel wird auf der Fortsetzung des jetzigen Weges in große Schwierigkeiten kommen. Es wird wirtschaftlich nicht existieren können und auch viele Sympathien verlieren. Wie weit sich jetzt die Schutzherrschaft der Amerikaner positiv auswirken wird, kann ich nicht sagen. Aber der jetzige Weg schadet Israel mehr, als er den Palästinensern schadet, weil die israelische Substanz stärker ist und viel verlieren kann. Es wurde aus meiner Sicht ein positiver Schritt getan, indem sich die Arbeiterpartei aus der Koalition losgelöst hat. Solange sie in der Koalition war, war jede Kritik antiisraelisch. Heute kann man eine Kritik äußern, die dem Standpunkt der Arbeiterpartei entspricht, und das ist nicht antiisraelisch. Das ist ein wesentlicher Fortschritt, der auf israelischer Seite gemacht wurde.
Interview
Oskar Rosenstrauch