Tag #119445 - Interview #78292 (Oskar Rosenstrauch)

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Unsere Kinder kamen aufs Gymnasium in die Stubenbastei [1. Bezirk]. Auf dieses Gymnasium gingen viele Nazi-und Emigrantenkinder. Liesl studierte dann Slawistik und Osteuropakunde und Hazel Kulturwissenschaften und in Tübingen Sozialwissenschaften. Liesl lebte in England und Dänemark und hat eine Universitätsprofessur in Kopenhagen. 1988 erschien im Böhlau Verlag ihr Buch über das Leben meiner Mutter: 'Man hat nicht gebraucht keine Reisegesellschaft...' Sie hat drei Söhne: Michael, Jan und Tomas. Mein ältester Enkel Michael ist österreichischer Diplomat an der Botschaft in Mexiko und bewusst der jüdischen Gemeinde beigetreten. Seine Frau ist antireligiös, sie feiern aber Chanukka. Wenn von der FPÖ offizielle Repräsentanten nach Mexiko kommen, dann stellt sie die Menora [26] auf. Sie, eine dunkelhäutige Brasilianerin, ist sehr dafür, dass mein Enkel sich offiziell zum Judentum bekennt. Jan ist Diplomingenieur für Informatik und arbeitet in einer großen internationalen Konsulentenfirma. Tomas studierte an der Wirtschaftsuniversität und besitzt eine eigene Firma.

Hazel lebte in den USA, in Kanada und in Deutschland, wo sie auch promovierte. Sie lebt in Berlin und ist leitende Redakteurin der Zeitschrift 'Gegenworte', einer Zeitschrift für den Disput über Wissen an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist auch wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin. Hazel hat Bücher geschrieben und Bücher herausgegeben. Sie hat einen Sohn Luis. Luis wurde beschnitten und seine Bar Mitzwa wurde festlich begangen. Das heißt nicht, dass er jetzt jüdisch aktiv ist, aber das Tor zum Judentum wurde ihm geöffnet. Ob er durchgehen wird oder nicht, kann er in den nächsten fünfzig Jahren selber entscheiden.

Meine Frau holte nach dem Krieg in Wien die Matura nach und studierte Germanistik. Sie unterbrach das Studium, arbeitete, kümmerte sich um die Familie und promovierte 1971 mit einer Dissertation über Josephinismus [27].
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Interview
Oskar Rosenstrauch