Tag #119375 - Interview #78292 (Oskar Rosenstrauch)

Selected text
Meine gesamte Gruppe, die der sozialistischen Arbeiterjugend, die in der Oberen Augartenstrasse im Gemeindebau ein Lokal hatte, trat nach den Februarereignissen 1934 [19] dem Kommunistischen Jugendverband bei. Während des Februaraufstandes 1934 hatte meine kommunistische Gruppe Bereitschaftsdienst in der Wohnung eines alten Freundes. Ich wurde dann während einer Stassenrazzia, die damals schon üblich war, angehalten. Bei der Hausdurchsuchung in unserer Wohnung fanden sie kommunistische Literatur. Als ich dem Kommunistischen Jugendverband beigetreten war, hatte man mir ein Paket übergeben, und gesagt: 'Du bist Litmann.' Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet und legte das Paket zu Hause in meinen Schrank. Später erfuhr ich, dass Literaturmann im kommunistischen Jargon Litmann hieß. Das Paket mit kommunistischem Propagandamaterial und Büchern wurde bei mir gefunden. Ich wurde daraufhin in das Kommissariat in der Leopoldstadt eingesperrt und später in die Jugendzelle auf der Elisabethpromenade gebracht. Als Folge dessen musste ich meine Schule, ich war in der sechsten Klasse, verlassen. Für meinen Vater war das ein schwerer Schlag. Ich durfte aber in einer anderen Schule weiter lernen und wurde in die Kalvarienberggasse, ins RG 17, versetzt. Das war alles sehr korrekt, auch der Gefängnisaufenthalt im Kommissariat und auf der Elisabethpromenade. In meiner neuen Schule kam ich mit später bekannten Leuten zusammen, die auch mit mir maturierten. Einer war der spätere sehr bekannte Journalist und Herausgeber der Presse Otto Schulmeister, der andere war der Kurt Waldheim [20].

Ich hatte bis zur Matura jüdischen Religionsunterricht, ich maturierte sogar in diesem Fach, das war eine sichere Note. Man musste drei Gegenstände nennen zur Matura und die drei Gegenstände schloss ich 'gut' ab.
Location

Wien
Austria

Interview
Oskar Rosenstrauch