Selected text
Tante Dobrosch war die Älteste der Geschwister. Über sie weiß ich nur, dass sie keine Kinder hatte und im Holocaust ermordet wurde.
Die zweitälteste Schwester meines Vaters hieß Sara, jiddisch Salke. Sie war Schneiderin und verheiratet mit dem Kaufmann Meschillem Lewinter. Sie hatten drei Kinder: Fani, Edith, jiddisch Eidel, und Adolf. Adolf war nach dem Großvater benannt und ungefähr in meinem Alter, also Jahrgang 1918. Die Familie Lewinter lebte einige Zeit in Wien, kehrte aber 1918 nach Tarnopol zurück. Nur Adolf überlebte den Holocaust; er war in die Sowjetunion geflüchtet. Als der Krieg zu Ende war, suchte er in Tarnopol seine Familie, fand aber niemanden. Er emigrierte daraufhin nach Israel. Er schrieb meiner Mutter einen Brief nach London, in dem er ihr von seinen Nachforschungen über die Familie in Tarnopol berichtete. Meine Großmutter Feige, so schrieb er, hätte mitansehen müssen, wie ihre Familie, nach dem Einmarsch der Deutschen in Tarnopol, ermordet wurde. Großmutter Feige wäre krank und allein in ihrem Haus gestorben.
Die zweitälteste Schwester meines Vaters hieß Sara, jiddisch Salke. Sie war Schneiderin und verheiratet mit dem Kaufmann Meschillem Lewinter. Sie hatten drei Kinder: Fani, Edith, jiddisch Eidel, und Adolf. Adolf war nach dem Großvater benannt und ungefähr in meinem Alter, also Jahrgang 1918. Die Familie Lewinter lebte einige Zeit in Wien, kehrte aber 1918 nach Tarnopol zurück. Nur Adolf überlebte den Holocaust; er war in die Sowjetunion geflüchtet. Als der Krieg zu Ende war, suchte er in Tarnopol seine Familie, fand aber niemanden. Er emigrierte daraufhin nach Israel. Er schrieb meiner Mutter einen Brief nach London, in dem er ihr von seinen Nachforschungen über die Familie in Tarnopol berichtete. Meine Großmutter Feige, so schrieb er, hätte mitansehen müssen, wie ihre Familie, nach dem Einmarsch der Deutschen in Tarnopol, ermordet wurde. Großmutter Feige wäre krank und allein in ihrem Haus gestorben.
Interview
Oskar Rosenstrauch