Tag #119086 - Interview #78302 (Hannah Fischer)

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Mein Vater hielt sich dann einige Zeit illegal in Budapest auf, wurde aber ausgewiesen und ist nach Wien zurückgekehrt. In Wien lebte er gemeinsam mit anderen Juden in einer so genannten 'Sammelwohnung'. Da man den Juden ihre Wohnungen weggenommen hatte, wohnten viele jüdische Familien zusammen in einer Wohnung.

Ich glaube, mein Vater war im 2. Bezirk. Im September 1940 ist es ihm gelungen, eines von vier Schiffen zu besteigen, die illegal versuchten, Palästina zu erreichen. Im rumänischen Donauhafen Tulcea wurden die Passagiere auf drei Hochseedampfer umgeschifft. Statt wie vorgesehen 150 Passagiere befanden sich - zum Beispiel auf der 'Atlantic' - 1 800 flüchtende Passagiere.

Die Reise verlief sehr dramatisch. Die Mannschaft streikte, forderte mehr Lohn, doch nach über drei Monaten erreichte mein Vater den Hafen von Haifa. Aber nach kurzem Aufenthalt im Internierungslager Atlith bei Haifa transportierten die Briten die knapp dem Tode entronnenen Flüchtlinge mit einem Schiff nach Mauritius.

Mauritius war schrecklich, die Menschen hatten alles verloren, wussten nichts über ihre Verwandten, und viele starben an Tropenkrankheiten. Mein Vater machte sich auf Mauritius ein Stück Land urbar, legte einen Garten an und züchtete Pflanzen, die er dort fand. Er wusste wenigstens, dass wir in England sind und dadurch in relativer Sicherheit.
Location

Mauritius

Interview
Hannah Fischer
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