Selected text
Ich habe mir dann überlegt, dass der Name Rosenzweig nicht von Vorteil ist. Schon vor dem Krieg hatte mein Cousin Luis seinen Namen Rosenzweig in Roner geändert- aber nicht offiziell. Er ist aus Wien als Luis Rosenzweig geflohen und hat seinen Namen nach seiner Flucht offiziell in Luis Ross geändert. Ich dachte, er hätte sich Rona mit ‚a’ am Ende genannt und beantragte eine Namensänderung auf diesen Namen. Ich musste ein Formular ausfüllen, und der Beamte wollte wissen, warum ich meinen Namen ändern will. Ich habe gesagt, dass ich mit meinem Namen Nachteile im Geschäftsleben fürchte. Der Beamte, so ein älterer Herr mit Ärmelschonern, sagte:
‚Können’s ruhig, aber das werden wir ablehnen müssen.’ Habe ich gesagt:
‚Warum?’
‚Die Regierung kann ja nicht zugeben, dass es noch Antisemitismus gibt - schreiben Sie Verwechslungsgefahr.’
Dann habe ich Arbeit gesucht, da half mir mein Cousin Luis. Ich stellte mich zum Beispiel bei einer jüdischen Textil Firma vor, und der Chef sagte zu mir:
‚Sie sind ein sympathischer Mensch, Sie sind ein gescheiter Mensch, aber von Textilien verstehen Sie nichts. A Kommunist sind Sie auch, also, für was soll ich Sie nehmen? Sagen Sie mir, warum soll ich Sie nehmen? Gut, Sie werden es lernen, denn Sie sind über dreißig und wollen normal verdienen!’ Ich habe gesagt:
‚Das stimmt!’
Es war nicht ganz einfach, aber ich habe eine zeitlang versucht, Mixer zu verkaufen, dabei wäre ich verhungert. Dann habe ich versucht, Schreibmaschinen zu verkaufen, da wäre ich auch verhungert. Aber dann ging ich zur Firma Kessler und verkaufte, von 1959 bis zu meiner Pensionierung, als Vertreter Werbegeschenke. Das war nicht besonders aufregend.
‚Können’s ruhig, aber das werden wir ablehnen müssen.’ Habe ich gesagt:
‚Warum?’
‚Die Regierung kann ja nicht zugeben, dass es noch Antisemitismus gibt - schreiben Sie Verwechslungsgefahr.’
Dann habe ich Arbeit gesucht, da half mir mein Cousin Luis. Ich stellte mich zum Beispiel bei einer jüdischen Textil Firma vor, und der Chef sagte zu mir:
‚Sie sind ein sympathischer Mensch, Sie sind ein gescheiter Mensch, aber von Textilien verstehen Sie nichts. A Kommunist sind Sie auch, also, für was soll ich Sie nehmen? Sagen Sie mir, warum soll ich Sie nehmen? Gut, Sie werden es lernen, denn Sie sind über dreißig und wollen normal verdienen!’ Ich habe gesagt:
‚Das stimmt!’
Es war nicht ganz einfach, aber ich habe eine zeitlang versucht, Mixer zu verkaufen, dabei wäre ich verhungert. Dann habe ich versucht, Schreibmaschinen zu verkaufen, da wäre ich auch verhungert. Aber dann ging ich zur Firma Kessler und verkaufte, von 1959 bis zu meiner Pensionierung, als Vertreter Werbegeschenke. Das war nicht besonders aufregend.
Period
Location
Austria
Interview
Paul Rona