Tag #118728 - Interview #78501 (Paul Rona)

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Es gab in Wien verschiedenste Umschulungskurse als Vorbereitung auf die Emigration. Da gab es einen, wahrscheinlich ein Kurs der Jugendaliah [20], irgendwo im 2. Bezirk. Dort wurde über Palästina erzählt, was mich nicht sonderlich beeindruckte. Mehr beeindruckt hat mich meine erste Freundin, sie hieß Lilli Rosenbaum oder Rosenblum. Es war genau die Zeit, als wir meinen Vater begraben mussten. Es war damals noch nicht selbstverständlich, dass Angehörige im KZ waren und schon gar nicht selbstverständlich, dass Angehörige auf diese Art starben. Die meisten wussten nicht, wie sie sich mir gegenüber verhalten sollten. Sie hat das gewusst: Sie tat so, als sei sie in mich verliebt. Das half mir damals wirklich sehr, diese Monate durchzustehen. Sie blieb in Wien und ist, außer meinen Verwandten die einzige, nach der ich mich nach meiner Rückkehr nach Wien erkundigt habe. Sie wohnte, glaube ich, im 20. Bezirk, im Engels-Hof. Ich weiß, ihre Wohnung haben sie verlassen müssen. Sie sind dann in irgendeine kleine Gasse gezogen.
Interview
Paul Rona