Tag #118708 - Interview #78501 (Paul Rona)

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Ich wurde im 20. Bezirk in der Greiseneckergasse in die Volksschule eingeschult. Da hat es vermutlich viele jüdische Kinder gegeben, aber an die Volksschule kann ich mich nicht mehr gut erinnern. Was ich weiß ist, dass ich ursprünglich ein Linkshänder war. Damals war es üblich, diese Kinder auf rechts umzupolen. Sie haben mich gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben, mit dem Erfolg, dass ich bis heute jedes Mal nachdenken muss, wo ist rechts, und wo ist links. Aber bei der Aufnahmeprüfung ins Gymnasium habe ich irrtümlicher Weise von links nach rechts geschrieben. Ich kann noch heute Spiegelschrift schreiben.

Während meiner Volksschulzeit und der Gymnasialzeit bin ich natürlich zum Religionsunterricht gegangen. Das Gymnasium befand sich in der Unterbergergasse, Ecke Karajangasse. Da hatten wir einen fixen Religionslehrer, mit dem ich immer auf Kriegsfuß stand. Mit dem Turnprofessor und mit dem Religionslehrer war ich immer auf Kriegsfuß. Bei dem Turnlehrer war es leicht verständlich, er war ein Nazi. Das hat sich dann herausgestellt. Der wurde nach dem Einmarsch der Deutschen, in Österreich 1938, Direktor der Schule, wenn ich richtig informiert bin. Beim Religionslehrer weiß ich aber nicht, warum wir uns nicht gemocht haben, aber wahrscheinlich kam das daher, weil ich im Religionsunterricht nicht aufgepasst habe und schlechte Leistungen hatte.
Period
Location

Wien
Austria

Interview
Paul Rona