Tag #118702 - Interview #78501 (Paul Rona)

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In den Ferien bin ich immer mit einem Elternteil, zum Beispiel zuerst mit meinem Vater, auf eine Woche nach Kolka zu seiner Familie gefahren. Wir wurden jedes Mal mit dem Pferdefuhrwerk von der Eisenbahn von Novy Zamky abgeholt. In Kolka gab es ein hübsches kleines Schloss von so einem Mini Adel. Es haben auch Juden in diesen Dörfern gelebt, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es in Kolta noch andere jüdische Familien gegeben hat außer meiner. Meine Erinnerung an Armut stammt vor allem aus Kolta. Wenn ich dort mit den Kindern gespielt habe, konnte ich sehen, dass sie nur mit Unterleiberln herum liefen und keine Unterhosen anhatten. Sie haben mir gesagt, das sei deshalb, weil die Unterhosen so rasch zerreißen.

Die Großmutter hatte Ganseln, ob sie noch andere Tiere hatte, weiß ich nicht. Sie waren koscher, Scholet [Anm.: Jüdische Speise für Schabbat] kenne ich von dort. Das einzige, was mir dort gefallen hat, war das Scholet essen. Es wurde bei der Großmutter auch immer der Schabbat gefeiert. Ich war glücklich, wenn wir von Kolta wieder wegfuhren, weil ich mich in dem kleinen Dorf gelangweilt habe und es sehr altmodisch war. Nach dem Krieg war ich noch einmal dort, habe es aber nicht wiedererkannt.

Nach einer Woche fuhren wir immer zu den Großeltern mütterlicherseits in die Slowakei, nach Banska Stiavnica. Mein Vater verbrachte einen Tag dort und fuhr dann wieder nach Wien ins Geschäft. Meine Mutter holte mich aus Banska Stiavnica nach ungefähr zwei Monaten ab und blieb mit mir zusammen noch eine Woche bei ihren Eltern. So war es meistens; das war mein Urlaub bis 1938. Es gab zwei Ausnahmen, da war ich mit den Pfadfindern in Österreich und in Italien.
Period
Location

Slovakia

Interview
Paul Rona
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