Tag #118660 - Interview #78284 (Robert Landesmann)

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Und ich hatte für diese israelische Firma sehr viel gearbeitet, und dann
haben wir eine Zeitlang in der Schweiz gelebt. Ich habe auch teilweise
versucht, mich selbständig zu machen, das ist aber nicht so leicht
gegangen. Dann hat mich die brasilianische Fluggesellschaft, die ich
zufällig bei einem Besuch bei meinen Eltern und bei meinem Onkel in
Brasilien kennen gelernt habe, als Direktor für Österreich und Osteuropa
ernannt. Dabei hab ich nichts von Fluggesellschaften gewusst, und der
Präsident hat gesagt: "Du bleibst jetzt auf zwei, drei Monate hier in der
Firma". Die Frage Osteuropa war damals eine diplomatische Frage. Brasilien
wollte nicht - aus Rücksicht auf die Vereinigten Staaten - diplomatische
Beziehungen mit den Ostländern haben. Aber sie wollten wirtschaftliche,
kommerzielle Konventionen haben, und da haben sie der brasilianischen
Fluggesellschaft die Pflicht auferlegt, sie sollen die ersten Beziehungen
schaffen. Und der Präsident hat mich kennen gelernt und gesagt: "Du bist
genau der Mann, den ich brauche.", und da hat er mich als Direktor der
brasilianischen Fluggesellschaft für Österreich und Osteuropa nach Wien
zurückgeschickt. Und da war ich also jede Woche in einem anderen Land, ich
hatte neun Länder unter mir und das Hauptbüro habe ich in Wien gehabt. Ich
habe viel Erfolg gehabt, ich habe sehr viel organisiert, zum Beispiel den
ersten Besuch des brasilianischen Präsidenten in Russland und der
Tschechoslowakei, und ich habe die ersten wirtschaftlichen Delegationen aus
Österreich, unter den der damalige Vizekanzler Pittermann war, da hab ich
seine Reise nach Brasilien organisiert. Die Verbindungen, die ich noch
damals abgeschlossen habe, laufen jetzt noch immer. Unlängst habe ich
jemanden von der VOEST getroffen, das ist diese Stahlfirma, und der hat mir
erzählt: "Dieser Vertrag, den du damals eingefädelt hast, der läuft noch
jetzt.".

Im Jahre ´64, da war ich also Direktor der brasilianischen Fluggesellschaft
hier, und dann war ein Militärputsch in Brasilien. Und da wurde unserer
Fluggesellschaft das Recht weggenommen, und einer anderen Gesellschaft
gegeben, und mir hat man damals vorgeschlagen: "Du kannst
selbstverständlich in deinem Rang zurückkommen.", aber Flugdirektoren,
Leute im Ausland sind so wie Diplomaten: Hier erleben sie ein sehr schönes
Leben und ein sehr schönes Niveau, aber wenn wir zurückgehen ins Hauptbüro,
dann verdient man nichts. Da hab ich gesagt: "Nein, ich bleibe lieber
hier.", und dann war ich hier in einer Bank, Abteilung für Südamerika,
tätig, da war ich aber sehr unglücklich. Ein Jahr später hat die
kolumbianische Fluggesellschaft den selben Job gesucht, und da ich einen
sehr guten Namen gehabt habe, haben sie mich genommen. Seit damals war ich
bis zu meiner Pension in der kolumbianischen Fluggesellschaft, auch
Direktor für Österreich und Osteuropa. Und dann bin ich in Pension
gegangen.

Ich war die ganze Zeit über journalistisch tätig, hab immer für Zeitungen
und Fachzeitschriften geschrieben. Wie ich dann in Pension gegangen bin,
hat man mir gesagt, "Du musst irgendwas machen, sonst gehst du zugrunde,
das ist nichts für dich". Da habe ich gesagt: "Gut, dann bleibe ich weiter,
und mach den Journalismus.". Das ist alles, das ist mein Leben.
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Interview
Robert Landesmann