Tag #118645 - Interview #78284 (Robert Landesmann)

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Ich bin das erste Mal im Juli 1938 mit einem Transport, der ein illegales
Schiff in Triest hätte erreichen sollen, mit der Eisenbahn nach Kärnten
gefahren.
Mein Vater war in Dachau, meine Mutter war allein, und mein Bruder war in
Wien. Da waren wir ca. 500 Leute, und die Italiener haben uns nicht
durchgelassen. Ca. zwei, drei Wochen sind wir in Arnoldstein an der
kärntnerischen Grenze gestanden und sind dann wieder zurück nach Wien. Und
dann, am 1. November 1938, sind wir mit einem DDSG-Schiff die Donau
herunter. Am 1.November sind wir weg, und sechs Tage später waren wir in
irgendeinem Schwarzen Meer Hafen, ich weiß jetzt nicht mehr, wie er heißt;
ich glaube, es war ein bulgarischer, ich bin mir da nicht sicher. Dort
haben wir dann ein Schiff bestiegen und sind bis zu einer griechischen
Insel gekommen. Und da waren ca. tausend Leute auf diesem Schiff, wir sind
in ein ganz kleines Schiff hereingekommen, da waren nur 150, 200 Leute, das
waren lauter Jugendbündler. Die anderen Jugendbündler haben noch gewartet
dort - weil die Engländer ja dagegen waren, dass die Leute illegal nach
Palästina kommen. Am 16. November, also nach 16 Tagen Fahrt, bin ich in
Palästina gelandet, und in Netanya ans Land gekommen, und dort habe ich die
erste Nacht in einem Kino übernachtet, und dann wurden wir in die
verschiedenen Teile verteilt. Das kleine Schiff ist wieder zurückgefahren
und hat wieder 200 Leute genommen. Ich hab einfach nur das Glück gehabt,
dass ich auf der ersten Gruppe war, das war alles.

Mein Bruder ist dann ein paar Monate später mit der Jugend-Aliyah nach
Palästina gekommen, in eine technische Schule, die Tiz-Schule, so dass mein
Bruder dann auch in Palästina blieb.
Interview
Robert Landesmann
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