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Mein Bruder war ein Musterschüler. Der konnte sich hinsetzen, zweimal die unregelmäßigen Verben in Latein durchlesen, und sie waren in seinem Kopf. Der ist bis zur Quarta gekommen. Dann hat der Direktor vom Gymnasium meinen Vater rufen lassen und hat gesagt: 'Herr Lewin, es tut mir sehr leid, solch einen Schüler von der Schule weisen zu müssen, aber von höherer Stelle hab ich die Anweisung bekommen, dass keine jüdischen Schüler auf dem Gymnasium geduldet werden.' Mein Bruder hat dann auch zu Haus herum gesessen. Er ist dann zu einem jüdischen Gutsbesitzer gekommen, der jüdische Kinder für Palästina vorbereitet hat. Aber von Weggehen war gar keine Rede, da ging es nur um die Beschäftigung. Wie er dort war, hat ihm die Vorstellung nach Palästina zu gehen gut gefallen.
Interview
Herbert Lewin
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