Selected text
Dann ging es mit dem Schiff weiter und wir kamen in die Stadt Semipalatinsk [Kaschstan]. Dort waren wir etliche Tage. Und dann kamen wir in die Hauptstadt vom Altai, und man sagte: Liebe Genossen! Einerseits braucht die Armee Soldaten, andererseits brauchen wir Kohlen, um Stahl für Kanonen zu gießen. Ihr werdet alle nach Karaganda gebracht. Da sind Kohlenbergwerke, und dort werdet ihr in den Kohlenbergwerken arbeiten. Es war eine Zwangsarbeit, wir sind nicht gefragt worden.
Es waren noch zwei Juden mit mir zusammen. Einer war aus Litauen, und woher der andere kam, weiß ich nicht. So kam ich in die Stadt Karaganda. Die ganze Stadt bestand aus Baracken und Hütten. Man schlug vier Pfosten ein, vernagelte sie mit dünnem Holz und verschmierte alles mit Lehm. Die erste Nacht schlief ich in einer Baracke, die ein Büro war, auf dem Bretterboden.
Den nächsten Tag führte man mich mit der Eisenbahn eine Station, und dort wurden wir bei Leuten zum Schlafen eingeteilt, was denen nicht sehr gefiel. Aber sie konnten nichts gegen die Macht der Partei machen. Aber dort blieb ich nur eine Nacht, weil mich die Wanzen zerbissen haben. Am nächsten Tag bin ich zur Kohlengrube gegangen, ich war froh darüber, weil ich endlich eine Arbeitsstelle haben wollte. Es gefiel mir in der Kohlengrube, ich war mager, aber stark.
Mein Problem war, dass ich keine Schlafstelle hatte. Nach der Arbeit bin ich in den Raum geklettert, in dem sich die Arbeiter in der Früh versammelten haben, um den Tag zu besprechen. Dort habe ich geschlafen. Ich nahm meine Brotration für den Tag und für den nächsten Tag mit, und am Morgen war mein Brot weg. Zwei Tage hatte ich nichts zu essen. Die russische Sprache konnte ich nicht, aber etwas kasachisch hatte ich bereits gelernt. Einen Monat quälte ich mich, schlief irgendwo. Dann bekam ich ein Bett in einer Baracke, wo bereits zehn Leute schliefen. Ich habe jeden Tag etwas von meiner Ration Brot verkauft, und das Geld für Schuhe gespart, denn mein eines Paar war zerfetzt. Pantoffeln mit Holzsohlen bekamen wir umsonst. Aber man konnte ja nicht gehen mit diesen Pantoffeln, das war furchtbar. In einem Monat hatte ich das Geld für die Schuhe zusammen.
Eines Tages kam ich in der Nacht nach Hause, ich hatte die zweite Schicht. Wir bekamen zweimal am Tag im Speiseraum das Essen, eine Suppe, manchmal auch Lebertran. Danach bin ich schlafen gegangen, und als ich aufgewacht bin, waren meine Schuhe weg. Ich wollte aber keinen Fehler machen, denn wenn ich nicht zur Arbeit gegangen wäre oder mich verspätet hätte, hätte ich 200 Gramm Brot weniger bekommen. So bin ich barfuss in zur Kohlengrube gegangen. Unser Leiter hat gesehen, dass ich barfuss war und hat mich mit einem Zettel zu seiner Frau geschickt, die mir ein paar Schuhe gab. Er war ein großartiger Mensch und ich hatte ihn sehr gern. Er war Russe, seine Frau war Jüdin. So arbeitete ich täglich im Bergbau, und dann kam das Ende des Krieges.
Es waren noch zwei Juden mit mir zusammen. Einer war aus Litauen, und woher der andere kam, weiß ich nicht. So kam ich in die Stadt Karaganda. Die ganze Stadt bestand aus Baracken und Hütten. Man schlug vier Pfosten ein, vernagelte sie mit dünnem Holz und verschmierte alles mit Lehm. Die erste Nacht schlief ich in einer Baracke, die ein Büro war, auf dem Bretterboden.
Den nächsten Tag führte man mich mit der Eisenbahn eine Station, und dort wurden wir bei Leuten zum Schlafen eingeteilt, was denen nicht sehr gefiel. Aber sie konnten nichts gegen die Macht der Partei machen. Aber dort blieb ich nur eine Nacht, weil mich die Wanzen zerbissen haben. Am nächsten Tag bin ich zur Kohlengrube gegangen, ich war froh darüber, weil ich endlich eine Arbeitsstelle haben wollte. Es gefiel mir in der Kohlengrube, ich war mager, aber stark.
Mein Problem war, dass ich keine Schlafstelle hatte. Nach der Arbeit bin ich in den Raum geklettert, in dem sich die Arbeiter in der Früh versammelten haben, um den Tag zu besprechen. Dort habe ich geschlafen. Ich nahm meine Brotration für den Tag und für den nächsten Tag mit, und am Morgen war mein Brot weg. Zwei Tage hatte ich nichts zu essen. Die russische Sprache konnte ich nicht, aber etwas kasachisch hatte ich bereits gelernt. Einen Monat quälte ich mich, schlief irgendwo. Dann bekam ich ein Bett in einer Baracke, wo bereits zehn Leute schliefen. Ich habe jeden Tag etwas von meiner Ration Brot verkauft, und das Geld für Schuhe gespart, denn mein eines Paar war zerfetzt. Pantoffeln mit Holzsohlen bekamen wir umsonst. Aber man konnte ja nicht gehen mit diesen Pantoffeln, das war furchtbar. In einem Monat hatte ich das Geld für die Schuhe zusammen.
Eines Tages kam ich in der Nacht nach Hause, ich hatte die zweite Schicht. Wir bekamen zweimal am Tag im Speiseraum das Essen, eine Suppe, manchmal auch Lebertran. Danach bin ich schlafen gegangen, und als ich aufgewacht bin, waren meine Schuhe weg. Ich wollte aber keinen Fehler machen, denn wenn ich nicht zur Arbeit gegangen wäre oder mich verspätet hätte, hätte ich 200 Gramm Brot weniger bekommen. So bin ich barfuss in zur Kohlengrube gegangen. Unser Leiter hat gesehen, dass ich barfuss war und hat mich mit einem Zettel zu seiner Frau geschickt, die mir ein paar Schuhe gab. Er war ein großartiger Mensch und ich hatte ihn sehr gern. Er war Russe, seine Frau war Jüdin. So arbeitete ich täglich im Bergbau, und dann kam das Ende des Krieges.
Period
Interview
Richard Kohn