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Mein Onkel verkaufte chirurgische Geräte an Ärzte. Ich weiß nicht, wo er die her hatte, ich weiß auch nicht, ob er wusste, dass er das nicht durfte, denn die Sowjetregierung behauptete, für jeden Arbeit zu haben, und wer keine Arbeit hatte, bekam Schwierigkeiten. Aber eigenständiges Kaufen und Verkaufen war verboten. Als ich meinem Onkel begegnete, nahm er mich sofort mit zu sich in den Keller, und so war ich der Fünfte der dort Schlafenden. Er sagte mir, dass, falls ihm einmal etwas passieren würde, er ein klein wenig Geld gespart hätte, das liege in einem Etui zusammen mit seinem Stammbaum, der ihm nichts genutzt hatte. Nach einigen Monaten, die wir zusammen verbrachten, wurde er von der russischen Polizei verhaftet und mit ihm alle, die in dem Keller wohnten. Ich war nicht da, als mein Onkel und die anderen Bewohner des Kellers verhaftet wurden. Ich konnte noch das Etui mit dem Geld und dem Stammbaum retten, aber meinen Onkel sah ich nie wieder und niemand weiß, wie und wo sein Leben endete.
Ich hatte unbedingt arbeiten wollen und intensiv gesucht, aber eine Frau, die deutsch konnte, sagte zu mir, dass sie mir keine Arbeit geben dürfe, weil ich kein Sowjetbürger sei. Aber dann wollte sie wissen, was ich kann. Ich sagte, ich sei Schlosser. Sie hätten mich brauchen können, aber sie durften mich nicht nehmen. Ein Pole, ein Herr Finster, Pani Finster, wie er genannt wurde, nahm mich trotzdem. Er fuhr mit mir zu einem Pferdestall, in dem 24 Pferde standen. Auf Hachschara hatte ich mit Pferden gearbeitet, und nun war es meine Arbeit, die Pferde zu betreuen. Ich putzte jeden Tag 24 Pferde. Die Fuhrmänner waren sehr dankbar, sie konnten eine Stunde länger schlafen, und jeder brachte mir Essen, Kleidung oder Zigaretten. Sie waren mit mir zufrieden, ich putzte die Pferde und schmierte ihre Hufe. Nach der Verhaftung meines Onkels und der anderen Bewohner des Kellers, blieb ich im Stall und schlief im Futtertrog. Mit einem Pferd befreundete ich mich. Es war ein Wallach, der Nuri hieß und sehr zärtlich war. Ich sprach mit ihm deutsch, kratzte ihn, und er küsste mich auf die Ohren.
Ich hatte unbedingt arbeiten wollen und intensiv gesucht, aber eine Frau, die deutsch konnte, sagte zu mir, dass sie mir keine Arbeit geben dürfe, weil ich kein Sowjetbürger sei. Aber dann wollte sie wissen, was ich kann. Ich sagte, ich sei Schlosser. Sie hätten mich brauchen können, aber sie durften mich nicht nehmen. Ein Pole, ein Herr Finster, Pani Finster, wie er genannt wurde, nahm mich trotzdem. Er fuhr mit mir zu einem Pferdestall, in dem 24 Pferde standen. Auf Hachschara hatte ich mit Pferden gearbeitet, und nun war es meine Arbeit, die Pferde zu betreuen. Ich putzte jeden Tag 24 Pferde. Die Fuhrmänner waren sehr dankbar, sie konnten eine Stunde länger schlafen, und jeder brachte mir Essen, Kleidung oder Zigaretten. Sie waren mit mir zufrieden, ich putzte die Pferde und schmierte ihre Hufe. Nach der Verhaftung meines Onkels und der anderen Bewohner des Kellers, blieb ich im Stall und schlief im Futtertrog. Mit einem Pferd befreundete ich mich. Es war ein Wallach, der Nuri hieß und sehr zärtlich war. Ich sprach mit ihm deutsch, kratzte ihn, und er küsste mich auf die Ohren.
Period
Location
Lviv
Ukraine
Interview
Richard Kohn