Selected text
Unserem Hausmädchen Anna verdanken mein Bruder und ich, dass wir nach England gekommen sind. Anna ist 1937 zu einer englischen Familie übersiedelt. Anfang 1939 bekamen meine Eltern Briefe von verschiedenen Schulen und Familien aus England, und wir wussten nicht wieso? Und dann hat sich herausgestellt, die Anna war bei einer sehr wohlhabenden jüdischen Familie in einem Nobelteil von London, und ein Vertreter des 'Jewish Cronicle' der vorbeikam, erkannte sie, und sie erkannte in ihm einen Patienten meines Vaters.
Er hat sofort gefragt, was mit dem Doktor Rosner ist, ob sie irgendetwas gehört habe. Sie sagte, mein Vater könne nicht aus Österreich emigrieren, weil er sein ganzes Geld in die Ordination gesteckt hätte und kein Geld für die Reichsfluchtsteuer [7] hat, aber er will seine Kinder retten. Da hat der ehemalige Patient meines Vaters gesagt, er sei selber nur Flüchtling, aber er werde mit seinem Chef sprechen. Dieser Chef hat dann eine Gratis Annonce im 'Jewish Chronicle' aufgegeben, und so sind mein Bruder und ich nach England gekommen.
Mein Bruder war acht Jahre alt und ich dreizehn. Wir fuhren mit einem Kindertransport der israelitischen Kultusgemeinde nach England. Der Abschied von meinen Eltern am Westbahnhof war schrecklich. Sogar mein Vater weinte.
Meine Mama hat mich beauftragt, auf meinen kleinen Bruder aufzupassen. Sie hatte mir einen goldenen Ring mit einem Rubin für Notzeiten in ein Taschentuch gewickelt. Da ich nicht lügen konnte und große Angst hatte, dass man den Ring bei mir finden könne, warf ich ihn vor der Abfahrt auf die Gleise.
Ich durfte mir meine Pflegeeltern aussuchen, und sie haben dann Pflegeeltern für meinen Bruder gefunden. Wir waren in Hull, in der Nähe der Nordküste am River Humber, damals hieß es East - Yorkshire, untergekommen. Meine Pflegeeltern waren streng koscher, die Pflegemutter war eine einfache, anständige Frau.
Ihr Mann hat von zwölf Geschäften elf verspielt und hat mit jedem weiblichen Wesen, das dazu bereit war ein Verhältnis gehabt. Nicht einmal beim Pferderennen, sondern beim Hunderennen. Für mich war das fürchterlich, weil ich aus einer so gut funktionierenden Familie kam. Mein Bruder dagegen hatte phantastische Pflegeeltern.
Er hat sofort gefragt, was mit dem Doktor Rosner ist, ob sie irgendetwas gehört habe. Sie sagte, mein Vater könne nicht aus Österreich emigrieren, weil er sein ganzes Geld in die Ordination gesteckt hätte und kein Geld für die Reichsfluchtsteuer [7] hat, aber er will seine Kinder retten. Da hat der ehemalige Patient meines Vaters gesagt, er sei selber nur Flüchtling, aber er werde mit seinem Chef sprechen. Dieser Chef hat dann eine Gratis Annonce im 'Jewish Chronicle' aufgegeben, und so sind mein Bruder und ich nach England gekommen.
Mein Bruder war acht Jahre alt und ich dreizehn. Wir fuhren mit einem Kindertransport der israelitischen Kultusgemeinde nach England. Der Abschied von meinen Eltern am Westbahnhof war schrecklich. Sogar mein Vater weinte.
Meine Mama hat mich beauftragt, auf meinen kleinen Bruder aufzupassen. Sie hatte mir einen goldenen Ring mit einem Rubin für Notzeiten in ein Taschentuch gewickelt. Da ich nicht lügen konnte und große Angst hatte, dass man den Ring bei mir finden könne, warf ich ihn vor der Abfahrt auf die Gleise.
Ich durfte mir meine Pflegeeltern aussuchen, und sie haben dann Pflegeeltern für meinen Bruder gefunden. Wir waren in Hull, in der Nähe der Nordküste am River Humber, damals hieß es East - Yorkshire, untergekommen. Meine Pflegeeltern waren streng koscher, die Pflegemutter war eine einfache, anständige Frau.
Ihr Mann hat von zwölf Geschäften elf verspielt und hat mit jedem weiblichen Wesen, das dazu bereit war ein Verhältnis gehabt. Nicht einmal beim Pferderennen, sondern beim Hunderennen. Für mich war das fürchterlich, weil ich aus einer so gut funktionierenden Familie kam. Mein Bruder dagegen hatte phantastische Pflegeeltern.
Interview
Renate Jeschaunig
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