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Damals lebte ich erst kurze Zeit in Wien, kam aus der Provinz und trug Zöpfchen und ein Dirndlkleid. Ich kam in eine geschlossene Gesellschaft von Kindern, die alle in die gleiche Schule, nämlich in die Stubenbastei, gingen. Die Stubenbastei war die einzige Schule in Wien, in der man Russisch lernen konnte. Auf dieser Party waren größtenteils Kinder von jüdischen Kommunisten, oder kommunistischen Juden. Ich glaube, in dieser Zeit waren sie vor allem Kommunisten. Ich war der absolute Außenseiter, denn es war für kommunistische und jüdische Kinder unvorstellbar, ein Dirndl zu tragen. Das war, was ich damals natürlich nicht wusste, völkische Kleidung, und die haben jüdische Kinder mit Sicherheit nicht getragen, kommunistische auch nicht, und in Wien schon überhaupt nicht. Aber in der Steiermark war das Dirndl ein normales Kleidungsstück, so war man eben angezogen. Kinder sind ja sehr grausam, ich war sofort die ‚Provinzpomeranschen’, und ‚…was macht die da’.
Interview
Franziska Smolka
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