Selected text
Ich wurde in die ‚Junge Garde’ geschickt. Das war eine Jugendgruppe, die von sich behauptete, keine kommunistische Jugendgruppe zu sein, aber die Kinder waren alle Kinder von Kommunisten. Manche waren Juden, was für mich sehr gut war, denn diese Kinder waren, wie ich, nicht in Österreich aufgewachsen und kamen, wie ich, aus einer anderen Sprache.
Hansl Grünwald, der Junge aus dem Flugzeug, mit dem ich mich von Kiew nach Wien unterhalten hatte, war unser Gruppenleiter und Grischa Klahr war auch Gruppenleiter. Der Vater von Grischa Klahr war Alfred Klahr [20], ein bekannter Kommunist und Theoretiker, der über die österreichischer Nation geschrieben hatte. Grischa und seine Familie wohnte uns gegenüber. Mit den Freunden meiner Eltern und den Kindern der Jugendgruppe konnte ich mich gut unterhalten, weil sie aus ihren Erfahrungen erzählten. Ich würde nicht sagen, dass meine Eltern mir bewusst etwas verschwiegen haben, aber es war kein Gesprächsthema.
Meine Schwester war immer systemkonform. Sie hatte sogar zu Hause politischen Unterricht.
Junge Leute der Jugendorganisation haben das selbst organisiert, aber das hat bei uns zu Hause stattgefunden, so um den Esstisch herum. Eine Freundin meiner Eltern, Genia Lande, gab der Gruppe Unterricht. Genia Lande war Jüdin und Kommunistin. Ich erinnere mich daran, dass sie mir gesagt hat: ‚Du bist viel zu klein und zu blöd, du kannst daran nicht teilnehmen.’ Mir war klar, dass ich bei allen Dingen, die wichtig waren und für Erwachsene bestimmt, nichts verloren hatte. Auch für meine Schwester war ich zu klein und zu blöd. Und so suchte ich mir meine Informationen selbst. Ich ging in die Bibliothek und lieh mir Bücher aus.
Hansl Grünwald, der Junge aus dem Flugzeug, mit dem ich mich von Kiew nach Wien unterhalten hatte, war unser Gruppenleiter und Grischa Klahr war auch Gruppenleiter. Der Vater von Grischa Klahr war Alfred Klahr [20], ein bekannter Kommunist und Theoretiker, der über die österreichischer Nation geschrieben hatte. Grischa und seine Familie wohnte uns gegenüber. Mit den Freunden meiner Eltern und den Kindern der Jugendgruppe konnte ich mich gut unterhalten, weil sie aus ihren Erfahrungen erzählten. Ich würde nicht sagen, dass meine Eltern mir bewusst etwas verschwiegen haben, aber es war kein Gesprächsthema.
Meine Schwester war immer systemkonform. Sie hatte sogar zu Hause politischen Unterricht.
Junge Leute der Jugendorganisation haben das selbst organisiert, aber das hat bei uns zu Hause stattgefunden, so um den Esstisch herum. Eine Freundin meiner Eltern, Genia Lande, gab der Gruppe Unterricht. Genia Lande war Jüdin und Kommunistin. Ich erinnere mich daran, dass sie mir gesagt hat: ‚Du bist viel zu klein und zu blöd, du kannst daran nicht teilnehmen.’ Mir war klar, dass ich bei allen Dingen, die wichtig waren und für Erwachsene bestimmt, nichts verloren hatte. Auch für meine Schwester war ich zu klein und zu blöd. Und so suchte ich mir meine Informationen selbst. Ich ging in die Bibliothek und lieh mir Bücher aus.
Interview
Franziska Smolka