Tag #117936 - Interview #78532 (Franziska Smolka)

Selected text
Meine erste Bekanntschaft mit dem Holocaust machte ich im Alter von elf Jahren. Der Bruder meiner Mutter, mein Onkel Fritz, war in Wien zu Besuch und bestand darauf, mich nach Mauthausen, in das ehemalige KZ, mitzunehmen. Damals war das noch kein museal ausgestatteter Platz, und der ehemalige Aufseher führte einen herum. Fritz hat auf alles gezeigt, für ihn hat das alles was bedeutet, aber für mich war es völlig fremd, schrecklich und abstoßend.
Ich erinnere mich noch sehr gut: Wie wir von dort weggefahren sind, ging eine Bauersfrau des Wegs und er blieb stehen und drehte das Fenster hinunter und sagte:
‚Wohnen Sie da?’
‚Ja, ja’ antwortete sie.
‚Haben Sie immer da gewohnt?’
‚Ja.’
‚Wissen Sie was da war?’ 
Sagt sie: ‚Was war denn da?’
Und er sagte zu mir:
‚Siehst du, sie behaupten sogar, dass sie es nicht gewusst haben.’
Ich verband damit aber nur, es war zwar schrecklich, und es war Krieg. Für mich war die Betonung auf Krieg, und da ist das eben passiert.
Interview
Franziska Smolka