Tag #117930 - Interview #78532 (Franziska Smolka)

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Mein Vater, Onkel Ernst, seine Frau Ruth und Onkel Walter mit Frau und Kind verließen Moskau im Mai 1945. Ich glaube, die Leute wurden nach ‚Wichtigkeit’ zurücktransportiert.
Ich erinnere mich noch an den Morgen im Dezember 1946, wie wir aus Moskau weggefahren sind. Da wurden wir ganz warm angezogen, es war Dezember. Mitten in der Nacht, es war stockfinster, wurden wir von einem Auto abgeholt und zum Flughafen gebracht. Interessanterweise erinnere ich mich nicht an dem Flughafen in Moskau, nur an den Flughafen in Kiew. In Kiew saßen wir in der Früh in einem Wartesaal am Flughafen. Meine Schwester und ich saßen auf einer Kommode, andere Leute schliefen am Boden. Dann sind die Erwachsenen aufgebrochen, um was zum Frühstück zu finden. Meine Mutter kam mit einem Glas rotem Kaviar und Brot zurück, und wir haben zum Frühstück mit dem Esslöffel roten Kaviar und Brot gegessen. Das war für mich äußerst ungewöhnlich, denn mir war bewusst, dass roter Kaviar eine Spezialität ist. Und aus einem Glas mit einem Esslöffel roten Kaviar essen, das war etwas Besonderes.

Mit einer kleinen Militärmaschine flogen wir Richtung Wien. Die Großmutter schlief sofort ein und niemand war da, mit dem ich hätte reden können. Ich habe mich dann mit einem Buben, Hansl Grünwald, meinem späteren Jugendleiter unterhalten. Am Militärflughafen in Bad Vöslau sind wir gelandet. Das war eigentlich eine Wiese und es hat sehr gerumpelt. Nach längerer Wartezeit brachte uns ein Lastwagen nach Wien. Auf dem Lastwagen war es ziemlich frisch, denn es war ja Dezember.
Period
Interview
Franziska Smolka