Selected text
Zu den hohen Feiertagen bin ich in den Tempel gegangen und habe so schnell wie möglich geschaut, dass ich wieder raus komme, denn ich habe mich gelangweilt. Aber ich war nicht der einzige, der sich gelangweilt hat. Mein Vater hat von mir verlangt und erwartet, dass ich Bar Mitzwa [7] werde. In dieser Beziehung hatte mein Vater einen sehr großen Misserfolg mit mir. Er zwang mich zu religiösen Dingen, und hat es nicht verstanden, sie mir schmackhaft zu machen. Durch diesen Zwang stehe ich dem jüdischen Gottesdienst noch heute etwas ablehnend gegenüber. Ich habe für meine Bar Mitzwah dann alles auswendig gelernt. Es gab keine große Feier, nur die Eltern waren anwesend. Mein Vater hatte bei seinem Enkel, dem Sohn meiner ältesten Schwester, mehr Erfolg. Meine Schwester hatte drei Kinder, Sandra, Barbara und Henry. Sie starb bereits 1962 in Amerika an Krebs, und meine Eltern haben in ihrem Haushalt gelebt und zum Teil die Kinder aufgezogen. Mein Vater wurde in Amerika noch religiöser. Henry kann Hebräisch, und er kann die Gebete. Das hat alles mein Vater ihm beigebracht.
Interview
Robert Walter Rosner