Selected text
Meine Großmutter war der Meinung, sie lebe schon fünfzig Jahre in Graz und es werde ihr niemand etwas tun. Erst 1939 verließ sie Österreich. Meine Eltern hatten ein Einreisevisum für sie in die Sowjetunion besorgt und es nach London, zur Tante Anni und Tante Irma, die bereits geflohen waren, geschickt. Mit einem Touristenvisum in die Sowjetunion bekam die Großmutter ein Durchreisevisum für London.
Zehn Reichsmark durfte sie aus Österreich mitnehmen. Für ein Mittagessen in London war es zu wenig. Annie und Irma kümmerten sich in London natürlich um ihre Mutter. Sie wollte noch etwas länger in London bleiben, worüber meine Mutter sehr entrüstet war, weil sie die Verlängerung des Visums beantragen musste, und das war reichlich kompliziert. Sie hat das auch nur über Beziehungen, ich glaube über den Bulgaren Kolarow, den Chef des Agrarinstituts, der nach dem Krieg bulgarischer Präsident wurde, bekommen.
Im Juli 1939 begann die abenteuerliche Reise meiner Großmutter nach Moskau. Zuerst fuhr sie mit dem Schiff nach Leningrad. Von London hatte sie ein Telegramm an meine Eltern in der Hoffnung geschickt, dass sie sie in Leningrad abholen, denn sie hatte kein Geld. Aber als sie in Leningrad ankam, war niemand da.
Zehn Reichsmark durfte sie aus Österreich mitnehmen. Für ein Mittagessen in London war es zu wenig. Annie und Irma kümmerten sich in London natürlich um ihre Mutter. Sie wollte noch etwas länger in London bleiben, worüber meine Mutter sehr entrüstet war, weil sie die Verlängerung des Visums beantragen musste, und das war reichlich kompliziert. Sie hat das auch nur über Beziehungen, ich glaube über den Bulgaren Kolarow, den Chef des Agrarinstituts, der nach dem Krieg bulgarischer Präsident wurde, bekommen.
Im Juli 1939 begann die abenteuerliche Reise meiner Großmutter nach Moskau. Zuerst fuhr sie mit dem Schiff nach Leningrad. Von London hatte sie ein Telegramm an meine Eltern in der Hoffnung geschickt, dass sie sie in Leningrad abholen, denn sie hatte kein Geld. Aber als sie in Leningrad ankam, war niemand da.
Year
1939
Location
St. Petersburg
Russia
Interview
Franziska Smolka
Tag(s)