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Anfang der 1960er-Jahre hat Ion Radulescu meinen Vater angerufen und hat zu ihm gesagt: Ich würde so gern einmal Wien sehen. Da hat mein Vater gesagt: ‚Kommen Sie Herr Ingenieur, Tür und Tor sind offen für Sie’. Und er ist wirklich gekommen. Aber er musste allein kommen, weil die kommunistische Regierung in Rumänien die Familie nicht raus gelassen hat. Aber er war so glücklich mit uns zusammen zu sein und Wien zu sehen. Er war früher der, der geholfen hat, und dann hat sich mein Vater revanchiert. Mein Vater hat auch ein Auto im Dorotheum gekauft auf den Namen des Ingenieurs und hat es ihm geschenkt. ‚Das gibt es doch nicht’ hat der Ingenieur gesagt. Und da hat mein Vater gesagt, er hat sehr schlecht Rumänisch gesprochen: Für Sie alles!’ Ion Radulescu war so stolz, er ist mit dem Auto von Wien nach Bukarest gefahren. Einmal war er noch in Wien. Er hat in Rumänien den Behörden immer gesagt, er fahre krankheitshalber nach Wien. Er hat nichts von uns gesagt, das wäre nicht gegangen, sie hätten ihn nicht fahren lassen. Er war wirklich ein einmaliger Mensch! Dann hat der Kontakt aufgehört. Meine Mutter ist 1961 gestorben und mein Vater 1963. So ist das Leben!
Period
Location
Wien
Austria
Interview
Sylvia Segenreich
Tag(s)