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Mein Großvater war Unternehmer mit drei oder vier Angestellten. Er kaufte und verkaufte Heu und Stroh, Kürbiskerne, Äpfel und manchmal auch Getreide. Er war außerdem Lieferant des Grazer Militärverpflegungsmagazins. Damals hatte man im österreichischen Heer noch Pferde, die mussten was zu Fressen kriegen, und das Heu und Stroh lieferte er. Ich glaube, es gab Ausschreibungen, er war das größte Unternehmen dieser Art in Graz. Dadurch gelang es ihm auch, nicht sofort einberufen zu werden. Acht Tage nach Kriegsausbruch hatte der Großvater einen Unfall beim Einkaufen von Heu auf einem Bauernhof. Da er sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen hatte, konnte er sogar erst nach einigen Monaten einberufen werden. Der Großvater war schon seit vielen Jahrzehnten in Graz wohnhaft, aber da er ‚zuständig’, also heimatberechtigt, in der ungarischen Gemeinde Güssing war, musste er zur ungarischen Honved [7] einrücken, ich glaube, nach Steinamanger. Er ist dort hingefahren und wurde, zur Freude der Familie, nach einigen Wochen Militärdienst als untauglich heimgeschickt, denn er war bereits 40 Jahre alt war. Ein sehr lieber Onkel, der Mann der Schwester meiner Urgroßmutter, war an der Front in Galizien eingerückt. So erfuhr die Familie durch seine Feldpostbriefe über die Schrecken des Krieges.
Interview
Franziska Smolka
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