Selected text
Meine Großeltern besaßen in Czernowitz eine Eisfabrik und Eiskellereien. Mein Großvater war ursprünglich, das wurde mir erzählt, Spengler von Beruf. Als er bereits verheiratet war, die älteste Tochter Fanny war schon geboren, ist er nach New York gefahren. Das war damals so ein Trend: man fuhr nach Amerika, um Geld zu machen! Nach einem Jahr hat die Großmutter, sie war eine sehr schöne Frau, gesagt: er lebt dort, ich lebe hier, und sie hat ihre Tochter, die noch klein war, bei ihren Eltern gelassen und ist ihm nach Amerika hinterher gefahren. Der Großvater war ein Arbeitstier und auch so ein bisserl ein geiziger Mensch. Die Großmutter hat in Amerika dann auch ein wenig gearbeitet. Sie hat nähen können, aber sie wollte auch leben und hat sofort einen Bukowiner Club gegründet. Der Großvater hat dann gesagt: ich bin nach Amerika gekommen, um Geld zu machen und nicht, um Geld auszugeben. Irgendwann hat die Großmutter zum Großvater gesagt: Feiwel, wann wirst du mit mir nach Hause gehen? Ich will nach Hause zurück, ich werde keine Zähne mehr haben, wenn wir nach Hause gehen. Wir haben genug Geld, wir werden damit etwas aufbauen können. So haben sie begonnen. Sie haben in Czernowitz ein Haus und die Fabrik gebaut und langsam, langsam haben sie sich emporgearbeitet. Die Großeltern hatten in meiner Zeit einen großen Hof, auf dem vier Häuser, die Eisfabrik und die Eiskellereien standen. Als der Großvater 1929 gestorben ist, ist die Großmutter in ihrem Haus wohnen geblieben.
In den Eiskellereien wurde Natureis gelagert, das man im Winter vom Prut [Fluss] herausgeschnitten hat und das im Sommer verkauft wurde. Das Eis wurde im Winter, wenn man es gebracht hat, von Maurern bearbeitet, denn das Natureis war natürlich nicht gerade. Es wurde zerhackt, und aus dem zerhackten Eis entstanden Blöcke. Die wurden so bearbeitet und gelagert, dass keine Luft zwischen ihnen entstehen konnte. So hat es besser gehalten. Im Sommer sind die Arbeiter schon um vier Uhr in der Früh in die Eiskellerei gekommen, haben die Eisblöcke abgeklopft, und so wurde es verkauft. Im Sommer wurde in der Eisfabrik auch chemisch Eis erzeugt. Das waren dann viereckige Eisblöcke. Ich glaube, als ich nach Wien kam, habe ich hier auch solche Eisblöcke gesehen. Es gab ein Gesetz, dass die Fleischhauer nur das chemisch hergestellte Eis, also die Blöcke, zum Kühlen des Fleisches benutzen durften. Das Natureis hat zwar länger gehalten als diese Blöcke, aber aus hygienischen Gründen durfte das Fleisch nicht nur auf dem Natureis gehalten werden. Aber das chemisch hergestellte Eis wurde oft von den Fleischhauern mit dem Natureis gemischt. Man nahm ein bisserl von dem und ein bisserl von dem.
In den Eiskellereien wurde Natureis gelagert, das man im Winter vom Prut [Fluss] herausgeschnitten hat und das im Sommer verkauft wurde. Das Eis wurde im Winter, wenn man es gebracht hat, von Maurern bearbeitet, denn das Natureis war natürlich nicht gerade. Es wurde zerhackt, und aus dem zerhackten Eis entstanden Blöcke. Die wurden so bearbeitet und gelagert, dass keine Luft zwischen ihnen entstehen konnte. So hat es besser gehalten. Im Sommer sind die Arbeiter schon um vier Uhr in der Früh in die Eiskellerei gekommen, haben die Eisblöcke abgeklopft, und so wurde es verkauft. Im Sommer wurde in der Eisfabrik auch chemisch Eis erzeugt. Das waren dann viereckige Eisblöcke. Ich glaube, als ich nach Wien kam, habe ich hier auch solche Eisblöcke gesehen. Es gab ein Gesetz, dass die Fleischhauer nur das chemisch hergestellte Eis, also die Blöcke, zum Kühlen des Fleisches benutzen durften. Das Natureis hat zwar länger gehalten als diese Blöcke, aber aus hygienischen Gründen durfte das Fleisch nicht nur auf dem Natureis gehalten werden. Aber das chemisch hergestellte Eis wurde oft von den Fleischhauern mit dem Natureis gemischt. Man nahm ein bisserl von dem und ein bisserl von dem.
Period
Interview
Sylvia Segenreich