Tag #117340 - Interview #83047 (Georg Wozasek)

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Ich habe miterlebt, wie meine Familie in Amerika gelitten hat. Ich habe die Leute gesehen, die keinen Beruf hatten. Meine Eltern haben von vorn anfangen müssen, ohne eine Ausbildung, in einer Zeit, wo in Amerika eine Depression war, eine hohe Arbeitslosigkeit. Meine Großcousine Marietta, die Tochter meines Großonkels Adolf Mahler, hat als Stubenmädchen gearbeitet, und meine Mutter hatte das ‚Glück’, dass sie Arbeit als Angestellte in einer Fleischverpackungsfabrik bekommen hat. Sie hat an einem Fließband gearbeitet, wo Speck verpackt wurde, und später in einer Metallfabrik, in der automatische Maschinenteile hergestellt wurden. Sie hat dabei so viel verdient, dass wir mit den Reserven, die wir hatten, halbwegs vernünftig haben leben können. Meine Mutter hat hart gearbeitet, sie war sehr stark in dieser Zeit und hat sich nie beklagt. Mein Vater und mein Onkel Rudolf haben sich beruflich in New York sehr schwer getan. Sie hatten beide Matura, aber sie hatten für Amerika nicht die richtige Ausbildung, denn das Arbeitsleben in Österreich und Amerika war nicht vergleichbar. Sie waren beide sehr intelligente Menschen, aber in New York sind die Schlachthäuser riesengroße Unternehmen. Das hatte nichts mit dem zu tun, was sie vorher gearbeitet hatten. Mein Vater hat nach ein einiger Zeit in New York begonnen, wieder ein Rohhandel Geschäft aufzubauen. Er hat auch einen Partner gefunden, und es ist halbwegs gut gegangen. Viele meiner Verwandten haben sich sehr schwer getan, und ich wollte nicht, dass mir das jemals passiert.
Location

New York
United States

Interview
Georg Wozasek