Tag #116983 - Interview #78308 (Susanne Zahradnik)

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Das Haus hatte einen großen Garten und wir feierten alle Feste zusammen. Bei uns gab es jede Woche Hausmusik. Es wurde , jeden Samstag Quartett gespielt. Meine Schwester war gerade 14 Jahre alt, da konnte sie schon die "Kleine Nachtmusik" spielen. Auch ich bekam Klavierunterricht, gab dann aber auf, weil ich sah, daß meine Schwester sehr begabt war und ich nicht.

Ich kann mich erinnern, daß wir uns einmal am Versöhnungstag [Anmerkung: Yom Kippur] im Garten zurückhalten mußten, um keine Nüsse zu essen, denn da mußten wir fasten. Nach Sonnenuntergang gab es immer ein großes Abendessen mit Gans und Fächertorte, die mit Marmelade, Apfelmuß, Nuß und Mohn zubereitet wurde.
Pesach haben wir allein gefeiert. Meine Mutter hat das sehr schön gemacht.

Meine Eltern waren sehr ernste Menschen, sie waren nicht sehr fröhlich. Sie haben sehr viel gesungen und es gab sehr viel Musik in unserem Haus, aber sie waren ernste Menschen. Wir wurden aber überhaupt nicht streng erzogen. Mein Vater war ein hundertprozentiger Freigeist. Er las und schrieb viel, zum Beispiel für die Pressburger Zeitungen Musikkritiken. Die Musik war sehr wichtig für ihn. Wir gingen oft in die Oper und nach der Aufführung sprach man darüber. Wir hatten ein wunderschönes zu Hause.

Die Großmutter war ganz anders. Sie war immer fröhlich, brachte uns manchmal harmlose zweideutige Lieder bei, sang viel Operetten, die es bei uns zu Hause nicht zu hören gab, weil mein Vater nur die klassische Musik liebte. Gern spielte mein Vater mit uns das Lexikon Spiel, er schlug das Lexikon auf und sagte: "Hier sehe ich Giuseppe Verdi, was hat er komponiert?" Unsere musikalische Bildung war sehr wichtig für ihn, und ich sehe heute, wie wichtig das auch jetzt noch für uns ist.
Period
Location

Slovakia

Interview
Susanne Zahradnik
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