Tag #116895 - Interview #79580 (Timothy Smolka)

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Zu meinem 50. Geburtstag schrieb mir meine Mutter folgenden Brief:

Timmy, „Mein Kleiner“, Du wirst Fünfzig. Und dies erfüllt mich mit großer Freude. Denn zur Zeit Deiner Geburt schien es zweifelhaft, ob wir alle lange würden überleben können.
Du und Deine Existenz bedeuten für mich einen wahren Triumph über die schreckliche Phase der Geschichte, die uns, und alles was uns lieb war, zu verschlingen drohte.
Und Du hast mir wirklich alles sehr leicht gemacht. Die Schwangerschaft war ein Vergnügen und ebenso die Entbindung. Ich glaube, Du kennst den Hergang. Nachdem ich für die Eltern Mittag gekocht hatte und wir gegessen hatten, fand ich, genug sei genug, rief ein Taxi und landete fünf Minuten später mit Koffer und Dorli im Tower-House Nursing-Home. Ohne Wehen allerdings. Ich wurde ins Bett befohlen und eine halbe Stunde später warst Du auch drin. Manfred kam gerade zurecht, um Dich zu begrüssen. Und etwas später schien Peter auf mit Walter Reif, um mich zu besuchen und waren bass erstaunt, schon zwei vorzufinden.
A propos leicht: ich habe Dir vielleicht niemals deutlich genug gesagt, wie dankbar ich Dir bin für Deine selbstverständliche und aktive Hilfe, um mir ein neues Heim zu schaffen, nachdem ich meine Basis verloren hatte. Aber zurück zum Wesentlichen, nämlich Dir: Du gediehst herrlich. Aber nach einigen Monaten war unser Frieden dahin. Ich ging mit Euch aufs Land zu Kuhns, es folgte ein Hin-und Her für Euch und, schließlich nach dem Fall Frankreichs Eure „Verschickung nach Amerika“, um wenigstens Euch in Sicherheit zu bringen. Dies ist auch der Grund, warum es so relativ wenige Fotos von Dir gibt. Das Leben in jener Zeit, auch nach Eurer Rückkehr, war einfach zu schwierig in jeder Beziehung - Kamera hatten wir auch keine.
Interview
Timothy Smolka
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