Selected text
Im Januar 1940 wurde von der französischen Polizei angeordnet, dass alle männlichen Emigranten sich in Les Milles melden sollten, um interniert zu werden. Wenn man in kein Internierungslager wollte, gab es zwei Möglichkeiten: Man musste sich zur Fremdenlegion oder zum unbewaffneten Arbeitseinsatz gegen den Feind melden. Das tat mein Vater. Als er zu dieser Arbeit in eine Fabrik nach Rouen in Nordwestfrankreich kam, waren die Deutschen schon im Anmarsch und man sagte ihm: 'Hier können Sie nicht arbeiten, schauen Sie, dass Sie zurückkommen nach Nizza.' Mein Vater wollte sich einen Passierschein bei der französischen Gendarmerie für das unbesetzte Frankreich holen, wurde aber von den Franzosen verhaftet, denen er verdächtig war, weil er ordentliche Papiere besaß. Gemeinsam mit anderen Juden wurde er auf einem Fußballplatz in Rouen interniert. Als die Deutschen immer näher kamen, trieb man sie quer durch Frankreich. In Naunt fielen sie den deutschen Truppen in die Hände. Mein Vater hatte Glück, er wurde interniert und nicht gleich deportiert. Er verfasste ein Schreiben an die nächste Kommandantur, er hatte ja eine wunderbare Schrift, darin schrieb er, dass er irrtümlich festgehalten werde. Daraufhin wurde er wirklich freigelassen.
Interview
Erika Rosenkranz
Tag(s)